Tassel
Tassel
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
(engl.), Quaste (frz. Houppe dentelée). Die Quasten befinden sich auf den kontinentalen europäischen Teppichen (s. Teissier, "Manuel", Plantagenet, "Causeries Initiatiques", Polak, "Die Tapis") am Ende des sogenannten Vereinigungsbandes, der Schnur mit den Liebesknoten. Da die Schnur bloß zwei Enden hat, so gibt es da auch nur zwei Quasten. Warum diese Quasten in französischen Ritualen das Prädikat "dentelée" (gezackt oder gezahnt) erhalten haben, ist nicht recht erfindlich und offenbar ein Teil jener misverständlichen Vermengungen, auf die Mackey unter "Tesselated Border" so eingehend hinweist.
Diese kontinentalen Teppiche oder Symboltafeln, französisch oder von Frankreich beeinflußt, zeigen als Einfassung entweder nur die vier Linien des Logenvierecks oder einen ähnlichen Rahmen ohne weitere symbolische Form. Der Lehrlingsteppich der Großloge von England zeigt (im Emulations-Ritual 1900 abgebildet und bei Gloede, Bd. I, S. S79) an den vier Ecken je ein Troddel, die aus dem inneren Teile an einer kleinen, gebogenen Schnur in den dunkeln Teil des Randes herausfällt und eine helle Zeichnung darbietet, wo eigentlich ein weißes Dreieck den übergang von einer Himmelsrichtung zur benachbarten bilden müßte, so daß die Troddel mitten zwischen den Zacken des Rahmens in der Richtung der Diagonalen ruht.
Ein Vereinigungsband zeigt der englische Lehrlingsteppich nicht, obwohl der englischen Freimaurerei das Symbol des Liebesknotens nicht fremd ist, wie das in der Türschwelle von Freemasons Hall in London eingelassene Mosaik bezeugt. Außer diesen Quasten weist aber der englische Teppich, wie aus dem obigen Zitat ersichtlich ist, auch noch die gezackte Einfassung auf, also nebst der Tassel auch das Tesselated Border.
Quasten in der beschriebenen oder ähnlichen Anordnung, nämlich von den inneren Ecken ausgehend, finden sich schon auf recht alten englischen Symboltafeln neben der zackigen Einfassung. So auf dem Teppich der "Paladian Lodge" (1820), auf den Tafeln von John Browne, der 1798 seinen "Master Key" veröffentlichte. Ein aus dem Jahre 1810 stammender Tapis einer englischen Loge zeigt eine in Zacken gelegte Schnur, an der von jeder Zacke eine Quaste hängt; eine Zeichnung aus dem Jahre 1801 eine mäanderförmige Einfassung und aus jeder äußeren Ecke eine nach außen gerichtete Quaste (Büschel). Sämtlich abgebildet in A. Q. C., 1916/Ü
Der Teppich der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, also der Zinnendorfschen Lehrart, zeigt die zackige Einfassung sowie auch das lange Seil mit den Quasten von dem es heißt: "Soweit die Eckleffschen Akten sich auf die Johannisgrade beziehen , ist der offizielle Name dieses Symbols Fransen, auch mit Epitheta wie ,spitzgeziert' und ,kostbar' versehen...". Die Verwandtschaft der Worte "dentelle" (Spitze) und "dentelée" (gezahnt) erhöht die Verwirrung. Merz, "Guild Masonry in the making", S. 201, sagt: "Wir haben in jedem Falle fünf Punkte, die Mitte und die vier Ecken. An jedem dieser fünf Punkte wurde ein Senkblei angehängt..
Diese vier Ecken werden auch heute noch durch die vier Quasten auf dem Tapis bezeichnet. Wenn eine so frühe Quelle wie Prichard das "indented Tassel" in Antwort 39 als "border round about it" bezeichnet, der "Nouveau Catéchismo" in Antwort 34 sagt: "La houppe dontelée bornoit les extrémités" im "Maçon démasqué", gesagt wird: "la houppe dentelée en couvroit les extremités", so ist es wohl (unter Berücksichtigung der oben angeführten Beipiele von alten Teppichen) unmöglich Quaste und zackige Einfassung als ein Symbol zusammenzufassen, wie es so oft geschieht.