1918 - 2018: Ausstellung 100 Jahre Freimaurerei in Österreich

Aus Freimaurer-Wiki
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Sonderausstellung 2018 im Freimaurermuseum Rosenau
in Niederösterreich




Die Großloge von Österreich geht zwar auf 1784 zurück und ist damit unter den von der ‚Grandlodge of England‘ anerkannten ’regulären’ Großlogen weltweit die Nummer 11 und auf dem europäischen Kontinent nach Dänemark, Niederlande und Schweden sogar die Nummer 4 - aber seit damals gab es zweimal von den politischen Systemen verursachte Unterbrechungen: zuerst das ganze 19. Jahrhundert durch die Habsburger und dann noch einmal sieben Jahre in der Nazizeit. Und so ortet die Großloge ihre Wurzeln zwar im 18. Jahrhundert, genau so wie bei der ganzen Republik Österreich bezieht sich ihre Identität jedoch auf 1918 und die hundert Jahre danach.
Von Rudi Rabe.

1918: Am Ende des vierjährigen Ersten Weltkriegs zerfiel das seit Jahrhunderten von den Habsburgern regierte Vielvölkerreich Österreich-Ungarn in seine nationalen Einzelteile. Einer dieser Teile war die Republik Österreich, eine Demokratie mit einem modernen Vereinsrecht, wodurch die Gründung von Freimaurerlogen möglich wurde. Im Kaiserreich hatte es Ende der 1860er Jahre zwar schon einen ersten demokratischen Schub gegeben, Logengründungen waren im österreichischen Teil dieser Doppelmonarchie jedoch wie schon seit 1795 (!) weiter verboten, im diesbezüglich nun liberaleren und innenpolitisch verselbständigten Ungarn jedoch erlaubt.

Zur Umgehung dieser Ungleichbehandlung wurden in Wien sogenannte Grenzlogen gegründet. Das waren freimaurerische Vereine, deren Mitglieder zu ihren rituellen Arbeiten über die nahe österreichisch-ungarische Binnengrenze fuhren. Diese Vereine agierten also in Ungarn als Logen, und sie wurden auch Mitglieder der ungarischen Großloge, die bald nach 1870 entstand.

HOFFNUNG: Als das Reich im November 1918 zusammenbrach, die Habsburger als regierende Dynastie abgesetzt und die Republik Österreich gegründet wurde, übersiedelten die Grenzlogen sofort nach Wien und bildeten hier eine eigene Großloge. Die Zeit der freimaurerischen Hoffnung begann. Die nach einer langen Pause wiedererstandene österreichische Freimaurerei wuchs in den folgenden Jahren auf fast 2.000 Mitglieder an.

VERNICHTUNG: Leider dauerte diese Zeit der Hoffnung nur bis in die frühen 1930er Jahre. Durch erste Repressionen im austrofaschistischen Regime, das 1933 mit einem kalten Putsch die Demokratie beseitigt hatte, ging die Zahl der Brüder auf weniger als die Hälfte zurück. Und als dann 1938 die Nazis auch in Österreich an die Macht kamen und das Land an Hitler-Deutschland anschlossen, begann endgültig die Zeit der Vernichtung. Sie dauerte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945.

NEUBEGINN: Ein paar Monate danach trafen sich im zerstörten aber wieder selbständigen Land gerade einmal ein paar Dutzend überlebende Freimaurer: zuerst in Kärnten und in Wien. Die kleine Gruppe schaffte einen Neubeginn, der nach einiger Zeit parallel mit der langsamen Erholung des Landes in ein Wachstum überging, das bis heute anhält. Zur Großloge von Österreich gehören im Jahr der Sonderschau 78 Logen mit fast 4.000 Mitgliedern.

Die Ausstellung im Freimaurermuseum Rosenau zeichnet die hundert Jahre von 1918 bis 2018 mit vielen interessanten Exponaten und mit moderner Museumsdidaktik nach. Dieser Folder gibt einen Überblick:


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Die Ausstellungs-Eröffnung in den Medien

➤ Im ORF-Fernsehen in der Sendung SEITENBLICKE:


<videoflash>https://youtu.be/PYQRKiTJaf8%7C800%7C400/</videoflash>

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➤ Und in der führende Wochenzeitung Niederösterreichs:

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Ein Wiki-Post-Scriptum:

1945: Warum waren die Österreicher mit dem freimaurerischen Wiederaufbau so viel schneller als die Deutschen?

Wie in Deutschland verboten die Nazis auch in Österreich nach dem Anschluss an das Deutsche Reich radikal alles, was mit Freimaurerei zu tun hatte. Und so mussten die österreichischen Brüder 1945 genau so wie die deutschen völlig neu starten. Während dieser Prozess aber in Deutschland jahrelang dauerte, letztlich sogar jahrzehntelang, wurde die Großloge von Österreich schon drei Monate nach Kriegsende wiederbelebt, und dies sogar - was besonders erstaunlich ist - mit Genehmigung der sowjetischen Besatzungsmacht.

Ein Symbol der einvernehmlichen Verwaltung Wiens durch die Besatzungsmächte: „Die Vier im Jeep“. Das war von 1945 bis zum Abzug der Alliierten 1955 eine gemeinsame (!) Polizei-Patrouille, zu der jede der vier Mächte einen Militärpolizisten abstellte. Ausgenommen der Erste Bezirk, der von den Vieren im Monatsrhythmus rotierend verwaltet wurde, war Wien in getrennte Besatzungszonen eingeteilt, die "Vier im Jeep" waren jedoch in der ganzen Stadt unterwegs. Sie wurden bald so populär, dass sogar ein erfolgreicher Kinofilm über sie gedreht wurde. Foto: Österreichische Nationalbibliothek

Warum war das so, und warum haben die Sowjets in ihrem ostösterreichischen Machtbereich das nationalsozialistische Logenverbot nicht genau so übernommen wie in ihrer ostdeutschen Besatzungszone, der späteren DDR? Diese Frage stellten deutsche Freimaurer den Österreichern nach deren Jubiläumsfeiern im Herbst 2018 verschiedentlich. Auch das Magazin der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (A.F.u.A.M.v.D.) HUMANITÄT beschäftigte sich damit in der Dezember-Nummer 2018.

Die Antwort ist einfach: Vor allem weil die vier Besatzungsmächte Österreich besser behandelten. Während die Bundesrepublik Deutschland und die DDR erst 1949 installiert wurden, erstand die 1938 von Hitler „eingeschläferte“ Republik Österreich sofort wieder nach Kriegsende. Es gab vier Besatzungszonen, aber anders als in Deutschland wurde der Staat nicht geteilt. Die provisorische Bundesregierung wurde sogar schon Ende April 1945 eingesetzt, eine Woche vor Kriegsende, und im Herbst folgte die Parlamentswahl, bei der die Kommunisten übrigens bei mageren fünf Prozent hängen blieben. Und zehn Jahre später zogen die Besatzungsmächte überhaupt ab.

Aber selbst wenn die Sowjets den Wiederaufbau der Logen ab 1945 hätten verhindern wollen, wäre das rein logistisch gar nicht so einfach gewesen. Die Großloge lag und liegt nämlich mit allen ihren Wiener Logen im ersten Wiener Bezirk, in dem auch alle wichtigen Staatsorgane angesiedelt sind. Zum Schutz dieser und im wechselseitigen Misstrauen wurde der Bezirk daher anders als in Berlin von den vier Besatzungsmächten rotierend verwaltet. Im Monatsrhythmus wechselten sie einander ab: mit großem militärischen Ritual wie zackige Wachablösen und so. Diese Rotation stiftete für die Freimaurer also einen willkommenen Kollateralnutzen: Ihr Logenhaus befand sich im ersten Bezirk unter dem Schirm dieser schlauen Lösung.

Für die schnellere Erholung der österreichischen Freimaurerei verglichen mit der Bundesrepublik Deutschland gibt es aber noch einen weiteren Grund: In Österreich existierte immer nur eine einzige (reguläre) Großloge. Dadurch ersparten sich die österreichischen Freimaurer nach 1945, was ihren westdeutschen Brüdern jahrelang viel Energie kostete: den Aufbau eines geordneten Miteinanders und schließlich mit der Vereinigten Großlogen von Deutschland eines gemeinsamen Daches.


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Siehe auch

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