Weltbruderkette
Inhaltsverzeichnis
Weltbruderkette
Weltloge
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
In deutschen Logen, besonders der Hamburger Lehrart, wird zum Schlusse der Arbeit vom Meister vom Stuhl das folgende Gebet in der Kette gesprochen:
- "Weisheit strahlt aus jedem Werke
- Deiner Allmacht, Gott der Kraft,
- Und es zeugt von deiner Stärke
- Was dein Blick erschuf und schafft.
- Alles ist der Schönheit Spiegel
- Rings in Strömen, Wald und Flur,
- Und es schmückt der Freiheit Siegel
- Hehr die menschliche Natur.
- Geist der Lieb', erfüll' die Erde
- Daß das menschliche Geschlecht
- Eine Bruderkette werde,
- Stärk durch Wahrheit, Licht und Recht.
- Herr der Welten, Herr der Zeiten,
- Gib auf deinem Erdenrund
- Echte Weisheit zu verbreiten,
- Stärk' und Schönheit unsrem Bund.
- Laß die Kette, die wir schlingen,
- Lieb' und Eintracht schlingen sie,
- Nie sich lösen, nie zerspringen,
- Trenne diese Kette nie !
Ähnlich wird im englischen Ritual der gleiche Gedanke zum Ausdruck gebracht.
Die Frage lautet: "Wann wurden Sie aufgenommen?"
Antwort: "Als die Sonne in ihrem Meridian stand."
Frage: "Wie erklaren Sie dies, daß paradox klingt, denn in diesem Lande werden Logen in den Abendstunden abgehalten ? "
Antwort: "Da sich die Erde auf ihrem Kreislauf um die Sonne ständig um ihre Achse und um die Sonne dreht, und die Freimaurerei über die ganze Erdoberflache verbreitet ist so folgt daraus, daß die Sonne in Bezug auf die Freimaurerei ständig in ihrem Meridian stehen muß."
Die Vorstellungen, die zu diesen metaphorischen Deutungen führen, sind selbstverständlich andere, wie jene, die ihnen außerhalb der Freimaurerei von gegnerischer Seite unterlegt werden. Eine Weltloge würde voraussetzen: eine einheitliche Logenleitung mit durchwegs gleichen Einrichtungen, Absichten, Zielen und Methoden. Die Freimaurerei müßte nach diesen Vorstellungen ebenso durchorganisiert sein, wie etwa die katholische Kirche mit ihrer einheitlichen Leitung und ihren durchwegs einheitlichen Absichten und Zielen. Ein bloßes Durchblättern dieses Lexikons muß den Leser darauf führen, daß in der heutigen Freimaurerei noch nicht einmal Ansätze für eine derartige durchgreifende Weltorganisation vorhanden sind. Der Freimaurer als Vertreter der Menschheitsidee bringt überall in seinen Logen den Wunsch zum Ausdruck, daß das menschliche Geschlecht eine Bruderkette werde. Er sucht durch Erziehung des Individuums auf symbolischem Wege diese den Erdball umspannende Kette vorzubereiten. Der Sinn seiner Arbeit ist gerichtet auf die Befriedung der Menschheit und die Errichtung jener allverbindenden ethischen Gemeinschaft, die er im Tempelbau symbolisiert.
Die Darstellungen der Gegner beginnen mit einer willkürlichen Umschreibung eines Zweckes, der als umstürzlerisch, d. h. auf Beseitigung der heutigen Gesellschaftsordnung gerichtet hingestellt wird. Sei es, das auf die Beseitigung des kirchlichen, d. i. des katholischen Kirchenglaubens, sei es, daß auf eine Weltrevolution zu sehr unklaren politischen Zwecken hingearbeitet werden soll. Dort, wo das Schlagwort: "der Jude" Zugkraft hat, wird die Weltloge als ein Organ Alljudas hingestellt (Weise von Zion, s. d.). Es gibt unter den Gegnern der Freimaurerei nur sehr wenig Persönlichkeiten von der Aufrichtigkeit eines Raich (s. d.), die auf Grund wirklicher Kenntnisse zum mutigen Bekenntnis gelangen, daß eine Weltloge ein Ding der Unmöglichkeit ist. Es gibt wohl keine größeren geistigen Unterschiede als die zwischen romanischen, angelsächsischen und deutschen Logen. Die Stärke, die von den Gegnern in der Weltorganisation der Freimaurer gesucht, vermutet und ohne Beschwerde behauptet wird, ist für den kundigen Freimaurer ja gerade die große Schwäche der Freimaurerei.
Gerade dort, wo sich die Freimaurerei ein praktisches Außenprogramm setzt, treten derart tiefeinschneidende Unterschiede der Auffassung zutage, daß eine Weltloge schon ob diesen aktivistischen Programmen nicht bestehen könnte. Wenn der Fénelon nachempfundene Gedanke, den Robert Fischer in seinem Katechismus ausspricht: "Alle Brr. der Erde bilden eine Loge" richtig verstanden und nicht böswillig verzerrt wird, so folgt praktisch daraus: alle Freimaurer der Erde sollen, wo immer sie auf der Erde hinkommen, eine ihnen vertraute, durch ihre Symbolarbeit überall gleichartige geistige Heimstätte finden, sie dürfen überall brüderliche Aufnahme und auch im profanen Leben eine gesteigerte Form des Entgegenkommens ansprechen, sie können auf Förderung und Hilfe in Not rechnen und überall eine gleichgerichtete sittliche Zielstrebigkeit erwarten. Mehr kann die Freimaurerei, die in jedem Lande einen änderen Charakter hat, nicht leisten (s. Internationalismus, Weltmaurerei).
Das Symbol der Kette
und die freimaurerische Arbeit der Brüder
Quelle: Internetloge
Eine Kette (von latein catena, althochdeutsch ketina, mittelhochdeutsch keten) besteht aus einer Reihe ineinandergreifender, beweglicher Glieder. Die Kette begegnet uns früh in der menschlichen Kultur. Sie hat die verschiedensten Funktionen. Die Kette verbindet, fesselt und schmückt. Als Amtskette ist sie Würdezeichen und soziales Symbol, wie sie bereits am Brustschild des jüdischen Hohenpriesters (2. Mos 28, 12) in der Bibel beschrieben wird. Beim salomonischen Tempelbau sind Ketten z. B. schmückendes Element der Säulen und (2. Chr. 3,16, 1. Kön. 7,17). Als Umgrenzung soll die Kette einen heiligen Bezirk nach innen und nach außen gegen das Eindringen des Unreinen und Uneingeweihten schützen.
In ihrer Ausformung zum Kreis ist die Kette ganz allgemein das Symbol des Verbundenseins. Wir sprechen vom "Familienkreis", "Freundeskreis" oder Bruderkreis". In dieser symbolischen Funktion treffen wir in der Freimaurerei auf sie. Der Freimaurerbund bezeichnet sich als Bruderkette. Jeder Bruder ist ein Glied dieser Kette. Von der Kette wird die gemeinsame freimaurerische Geisteshaltung und der Zusammenhalt der unterschiedlich geprägten Persönlichkeiten in der Bruderschaft symbolisiert. Sie ist Sinnbild der Eintracht und der Bruderliebe. In den meisten freimaurerischen Ritualen ist daher eine Kettenbildung der Brüder vorgesehen, welche von vielen als ein Höhepunkt des rituellen Ablaufs empfunden wird. Der Begriff "Weltbruderkette" wurde international bekannt mit Gründung der "freimaurerischen Weltgeschäftsstelle" anläßlich des Genfer Freimaurerkongresses 1902.
Die zum Kreis geformte Kette liefert uns gleichzeitig eine Hilfsvorstellung zu Organisation der Logen und freimaurerischer Arbeit der Brüder. Alle Brüder in der Loge bilden auch bei ihren freimaurerischen Arbeiten als gleichberechtigte und gleichwichtige Kettenglieder symbolisch einen Kreis. Jeder Bruder erhält dabei virtuell eine eigene "Kettenglied-Nische" als "Marktstand" zugewiesen, in der er sich seiner eigenen Arbeit ungestört widmen kann. Die Innenfläche des Kreises bleibt als "Marktplatz" frei. Sie wird von der Marktleitung, d. h. dem Meister vom Stuhl (M.v.St.) und seinen Logenbeamten, gemeinsam verwaltet und den einzelnen Brüdern zur Nutzung zugeteilt. Die Brüder befinden sich dabei quasi auf einem mittelalterlichen Marktplatz.
Der lateinische Begriff "Forum" bezeichnet einen Marktplatz, einen Versammlungsort, und bedeutet sinngemäß auch "Umplankung". Davon abgeleitet ist das Forum ein realer oder virtueller Ort, wo Meinungen untereinander ausgetauscht, Fragen gestellt und beantwortet werden können. Entsprechend der Worterteilung durch den M.v.St. oder eines seiner Logenbeamten kann ein Bruder in dem so gebildeten Forum unbehindert seine Arbeit vorstellen oder einen Diskussionsbeitrag abgeben. Damit erhalten die freimaurerischen Veranstaltungen einen ausgeprägt geordneten Ablauf. Natürlich werden auf gleiche Weise auch die gemeinsamen "Marktgestaltungsfragen" abgehandelt.
Die "Marktplätze", sprich Logen, einer Region bilden entsprechend ihrer Eigenart einen Distrikt. Die Distrikte eines Landes fügen sich verwaltungstechnisch zu einer Großloge zusammen. Die Großloge ist quasi der Mutterkonzern der in sich selbständigen Logen.
Siehe auch
Weitere inhaltliche Bezüge
- Logen Zur Weltbruderkette und Zur Weltbruderkette im Vest
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