Protokolle der Weisen von Zion
Protokolle der Weisen von Zion
ein antifreimaurerisches und antisemitisches Pamphlet, sollte dartun, daß bei geheimen Sitzungen, die 1897 anläßlich des ersten Zionistenkongresses in Basel unter dem Vorsitz von Theodor Herzl stattgefunden hätten, der Plan zur Begründung einer jüdischen Weltherrschaft unter Führung eines jüdischen Selbstherrschers (König von Zion) ausgearbeitet worden sei; als Mittel zur Erreichung dieses Ziels sei die Gründung von geheimen Oberen unterstehenden Freimaurerlogen in der ganzen Welt beschlossen worden.
Von diesen angeblichen "Protokollen" sind Ausgaben in deutscher Sprache, bezw. ausführliche Kommentare von Gottfried zur Beek (recte Hauptmann a. D. Ludwig Müller von Hausen), 1920, Theodor Fritsch, Wichtl, Alfred Rosenberg u. a. erschienen. In Wahrheit haben auf Zionistenkongressen niemals derartige Besprechungen stattgefunden, es besteht auch keinerlei Zusammenhang zwischen Zionismus und Freimaurerei.
Die Protokolle von 1897 sind eine plumpe Fälschung; sie erschienen zuerst 1905 als Anhang zur zweiten Auflage des 1901 zum erstenmal herausgekommenen Buches des Russen S. A. Nilus, "Das Große im Kleinen, der heranschreitende Antichrist und das Reich des Tempels auf Erden" (in russischer Sprache). Sie sind zwischen 1903 und l905 entstanden, bezw. aus einer alten französischen satirischen Schrift gegen Napoleon III. aus dem Jahre 1865 und einem deutschen, 1868 erschienenen Roman zusammengekittet, teilweise wirklich abgeschrieben worden. Die Satire ist eine Broschüre von Maurice Jely gegen die macchiavelistischen Weltherrschaftsplane Napoleons III., betitelt "Dialogue aux enfers entre Macchiavel et Montesquieu, ou la Politique de Macchiavel au 19e siécle, par un Contemporain".
Der Roman heißt "Biarritz" und hat "Sir John Retcliffe" zum Verfasser der in Wirklichkeit Hermann Gödsche (s d.) hieß und unter dem englischen Pseudonym eine Reihe aufsehenerregender blutrünstiger Romane schrieb. Die von Nilus begangene Fälschung wurde u. a. von Strack ("Geheimgesetze"), Benjamin Segel ("Die Politik der Weisen von Zion") kritisch beleuchtet, eine "Erledigung"), Stanjek und dem Konstantinopeler Korrespondenten der "Times" (August 1923) einwandfrei nachgewiesen. Segel hat aberdies noch eine Reihe neuester Fälschungen aufgedeckt, die erst Müller v. Hausen in die von ihm herausgebrachte deutsche übersetzung gegenüber dem russischen Urtext verübt hat (s. "Die Vernichtung der Unwahrheiten über die Freimaurerei", V. d. F., 1923). Quelle: Lennhoff, Posner, Binder Siehe auch: Prieuré de Sion