Rezension: Im Schatten der Loge von Hannes Nygaard und Jens Rusch

Aus Freimaurer-Wiki
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Im Schatten der Loge

Inhaltsbeschreibung

Ulrich von Herzberg, Vorsitzender Richter am Landgericht Itzehoe, fällt auf Föhr einem Ritualmord zum Opfer. Die Husumer Kripo nimmt die Ermittlungen auf. Till Kauffmann, ebenfalls Richter, ist misstrauisch und informiert seinen ehemaligen Studienkollegen Lüder Lüders.

Der Kieler Kriminalrat stellt fest, dass der Richter Freimaurer und Jude war. Seine Ehefrau Katharina lebt von ihm getrennt und ist mit dem Industriellen Böttinger liiert, dessen Ehefrau wiederum in den USA Kinder mit einem Bischof hat.

Das Testament des Richters und ein geheimnisvolles Dokument werden beim Notar Feuerborn hinterlegt, der ebenfalls Logenbruder ist.

Lüder erfährt, dass der Richter sich mit einem noch nicht öffentlichen Fall beschäftigt und damit gegen seine Amtspflichten verstoßen hat. Niemand möchte Lüder verraten, um was es geht. Als der amerikanische Anwalt John Katz auftaucht, ebenfalls Jude und Freimaurer, vermutet Lüder, dass sich der kunstsinnige Richter von Herzberg mit Fragen zu einem anstehenden Prozess um Raubkunst aus der Dunklen Zeit, wie die Freimaurer das Dritte Reich nennen, beschäftigt hat. Der Amerikaner ist vermutlich im Auftrag der ehemaligen Eigentümer unterwegs. Es bleibt undurchsichtig, wer heute im Besitz der Raubkunst ist. Ein Museum? Eine Stiftung? Oder ein Privatmann? Oder wurde die Kunst den jüdischen Vorfahren des Richters gestohlen? In diesem Fall hätte die Ehefrau des Richters ein Motiv, da sie befürchten muss, bei Rückkehr der Ehefrau ihres Lebenspartners ins Bodenlose zu fallen, wenn Böttinger sich von ihr trennen würde.

Auch der Richterkollege Till Kauffmann hätte ein Motiv. Er hat sich mit dem Bau seines Hauses hoch verschuldet und hofft, die Position des Vorsitzenden Richters nach von Herzbergs Tod zu erhalten. Der Stuhlmeister der Loge, Prof. Schröder-Havelmann, sieht sich als Wahrer der Freimaurertugenden und wird dabei vom undurchsichtigen Logensekretär Riemenschneider unterstützt.

In mühevoller Kleinarbeit ermittelt die Polizei die beiden Auftragsmörder des Richters. Der Hintermann bleibt aber im Verborgenen. Nachdem Lüder einen richterlichen Beschluss erwirkt hat, bekommt er Zugriff auf von Herzbergs Testament. Die Loge wird als Erbe eingesetzt. Der geheimnisvolle Umschlag bleibt allerdings verschwunden. Hat der Notar Feuerborn ihn an sich genommen und wurde deshalb ermordet? Alle Anzeichen sprechen für einen weiteren Ritualmord.

Mit einem Trick gelingt es Lüder, den Logensekretär unter Druck zu setzen und er erhält Zugang zu den geheimnisvollen Räumen der Loge. Er beobachtet aus dem Verborgenen eine Krisensitzung des Beamtenrats und erkennt, dass der Stuhlmeister einer befreundeten Loge, der Industrielle Böttinger, ein Familiengeheimnis zu verbergen hat. Seine Vorfahren sind im Dritten Reich an das Vermögen der jüdischen Familie Katzenbach gekommen, deren Überlebende in die USA auswandern mussten und deren Nachkomme John Katz als Anwalt in Deutschland auftritt.

Es wird für viele gefährlich. Böttinger, der politische Ambitionen hat, will um jeden Preis verhindern, dass die Vergangenheit ans Tageslicht kommt. Und der Logenmeister Prof. Schröder-Havelmann, ein Antisemit, möchte nicht, dass die Vorkommnisse der Vergangenheit auf die Logen zurückfallen. Richter von Herzberg hat verbotenerweise vor dem Prozess gegen Böttinger in diesem Fall recherchiert und etwas herausgefunden. Deshalb musste er sterben. Auftraggeber für den Mord war sein Widersacher Böttinger. Prof. Schröder-Havelmann hat es geahnt und wollte seinerseits verhindern, dass von Herzbergs Erkenntnisse veröffentlicht werden. Da der Notar Feuerborn aber unbestechlich war, musste auch er sterben. Lüder findet schließlich heraus, dass viele Menschen über die Schatten der Vergangenheit stolperten.

Statements der Autoren

Dichtung und Wahrheit 1

von Hannes Nygaard

Als mir der bekannte Künstler Jens Rusch, ein bekennender Menschenfreund, vorschlug, zum dreihundertsten Jahrestag nach der international gültigen Zeitrechnung der englischen Großloge UGLE das Freimaurertum in einem Kriminalroman zu thematisieren, habe ich zunächst gezögert. Zu fremd ist mir die geheimnisvolle Welt der Bruderschaft. Jens, selbst seit über zwanzig Jahren Freimaurer und Initiator des weltweit größten Internet-Lexikons »Freimaurer-Wiki«, überredete mich schließlich. So entstand die Idee, das Thema gemeinsam zu bearbeiten.

Ich erfuhr viel über die Ziele und Ideale der Freimaurer, musste aber feststellen, dass Jens sich in manchen Dingen an das Gebot des Schweigens, das er bei seiner Aufnahme in den Freimaurerbund gelobt hatte, hielt.

Ich wollte aber weiter hinter die Geheimnisse blicken. Nicht alles ist in allgemein zugänglichen Quellen zu finden, auch wenn Arte, BBC und NDR spannende Beiträge über die Freimaurer ausgestrahlt haben. Es war ein mühsames Suchen, bis ich mich an ein Mitglied der Bruderschaft erinnerte, einen Amerikaner, den ich aus der gemeinsamen Arbeit als Unternehmensberater kannte. Steve verriet mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit ein paar Geheimnisse und stellte den Kontakt zu Paddy, einem Iren, her. In Irland erfuhr ich mehr über geheime Rituale der Bruderschaft, darunter die Bestrafung mit dem Cabeltow.

Es gab während der Arbeit an diesem Buch mit Jens lebhafte Diskussionen darüber, ob wir diese Dinge veröffentlichen. Ich hielt es für meine Pflicht. Jens sagte, als Künstlerkollege müsse er vor solch einer Entscheidung Respekt haben. Er sah seine Aufgabe eher darin, dass die Sachverhalte richtig dargestellt wurden.

Auch wenn es sicherlich Verstrickungen zwischen den Freimaurern und der Politik gab, hat man die Brüder oft zu Unrecht verfolgt. So auch im Dritten Reich, da die Freimaurer eine verschwiegene Gemeinschaft von Männern sind, die zueinander stehen. Man fürchtete, daß sich in der Hermetik der Logen ein Widerstand gegen Hitler formieren könnte.

Die Handlung und alle in diesem Buch auftretenden Personen sind frei erfunden. Es gibt sie ebensowenig wie die erwähnten Logen oder Unternehmen. Jede Ähnlichkeit wäre rein zufällig.

Mein Dank gilt Dr. Christiane Bigalke und meinem Sohn Leif für die medizinische Fachberatung sowie meiner Lektorin Dr. Marion Heister. Birthe hat mich erneut unterstützt. Und natürlich gilt mein besonderer Dank Jens Rusch. Es ist nicht einfach, gemeinsam an einem Buch zu schreiben und den Sachverhalt aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten.

Wir haben es geschafft. Danke, Jens.

Hannes Nygaard


Dichtung und Wahrheit 2

Unabhängig von der symbolhaft reizvollen Bilderflut dieser metaphernreichen Vereinigung reizte mich das fundierte Selbsterziehungssystem der Freimaurer bereits vor meiner Aufnahme. Das Zitat »Man sollte eigentlich bereits Freimaurer sein, bevor man mit dem Gedanken spielt, einer zu werden«, trifft auf mich uneingeschränkt zu.

Heute steht diese Organisation auf dem Prüfstand. Es imponiert niemandem mehr, dass große Denker, Humanisten und Künstler zu ihr, gehörten und ihre ethische Weltsicht prägten. Das »Arkanum«, das Gebot der Verschwiegenheit scheint überholt, seit es das Internet gibt. Und dennoch ist der Rückzug in die vertrauenswürdige Geborgenheit einer Bruderschaft auch heute noch ein schwer zu definierendes Grundbedürfnis.

Die Flut schwachköpfiger Anwürfe im Internet ist unsteuerbar geworden – das war mein Impulsgeber für die Gründung eines vertrauenswürdigen Mediums, eines objektiven und transparenten virtuellen Lexikons. In einer Zeit, die von Verrohung und einem dramatischen Verlust an ethischer und moralischer Verantwortung geprägt wird, kommt der Freimaurerei eine bedeutende Aufgabe innerhalb unserer Gesellschaft zu. Die Freimaurer verfügen über das ethische und moralische Instrumentarium – es wäre unlogisch, es nicht einzusetzen. Unsere Zeit ist rasant und schnelllebig – an diesen Werten rast die Gesellschaft vorbei, wenn wir unsere Tore nicht weiter öffnen.

Aber: Freimaurerei ist facettenreich, und einen einzigen gemeinsamen Nenner für einen Paradigmenwechsel [eine aktualisierte Definition] gibt es nicht. Visionäre müssen ertragen können, dass man sie als Verräter empfindet, Konservative wähnen sich auch hier als Gralshüter – das sind normale, altbekannte Vorgänge. Freimaurerei zu leben ist primär ein [vitaler] organischer, ein lebendiger Vorgang.

Wer sich selbst formt, gestaltet einen winzigen Teil unserer Gesellschaft. Wenn das aber viele so machen würden, wäre unser Beitrag elementar. Ich habe mir bei dieser gemeinsamen Arbeit versagt, Hannes Nygaard in die Feder zu greifen, wenn es darum ging, wie er die Freimaurer dargestellt hat. Ich hätte seinen Spannungsbogen zerstört, wenn ich auf mein Idealbild vom ausschließlich positiv dargestellten Ideal-Freimaurer gedrängt hätte. Als Künstler habe ich Respekt vor seiner schriftstellerischen Leistung und habe mich daher lediglich auf faktische Korrekturen beschränkt.

Fakt ist aber auch: Ich kenne keinen einzigen Freimaurer, der zu den hier geschilderten Straftaten fähig oder auch nur bereit wäre. Unumstritten ist jedoch die ausgesprochen fragwürdige Rolle einiger Freimaurer in der Dunklen Zeit. Möglicherweise kommen die Visionen Nygaards dem verdrängten Geschichtsbild sehr nahe. Mich besorgt der Blick in die nahe Türkei, denn dort scheint sich Geschichte gerade zu wiederholen. Es ist nur eine Frage der Zeit, dann wird Erdogan die Freimaurer-Logen verbieten. Es würde mich nicht wundern, wenn dann wieder die Juden und die Freimaurer als die Schuldigen für alles Denkbare herhalten müssen.

Jens Rusch

Lesungen

Hannes Nygaard

Rezensionen

Siehe auch