Traktat: Arbeit am Rauhen Stein: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Arbeit am „Rauhen Stein“ ist eine Voraussetzung um den Tempel der [[Humanität]] errichten zu können.
  
Die Arbeit am „Rauhen Stein“ ist eine Voraussetzung um den Tempel der Humanität
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Jeder Freimaurer hat sich freiwillig verpflichtet, an seinen Ecken und Kanten, seinem Charakter, zu feilen, um ein verträglicher und besserer Mensch zu werden, der harmonisch in das Gesamtgefüge unserer Gesellschaft passt. Voraussetzung ist dabei, sich nicht gedankenlos unterzuordnen oder anzupassen, also anderen nachzugeben ohne dass diese die gleichen Mühen auf sich nehmen.  
errichten zu können.
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Das Ziel ist die Harmonie, der einvernehmliche Kompromiss aller Parteien, also aller Menschen, die sich aus Überzeugung den gleichen Werten, die da sind Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, [[Menschenliebe|Menschliebe]], [[Toleranz]] und Mäßigung verschreiben.
Jeder Freimaurer hat sich freiwillig verpflichtet, an seinen Ecken und Kanten, seinem
 
Charakter, zu feilen, um ein verträglicher und besserer Mensch zu werden, der harmonisch
 
in das Gesamtgefüge unserer Gesellschaft passt. Voraussetzung ist dabei, sich nicht
 
gedankenlos unterzuordnen oder anzupassen, also anderen nachzugeben ohne dass diese die
 
gleichen Mühen auf sich nehmen.
 
Das Ziel ist die Harmonie, der einvernehmliche Kompromiss aller Parteien, also aller
 
Menschen, die sich aus Überzeugung den gleichen Werten, die da sind Freiheit, Gleichheit,
 
Gerechtigkeit, Menschliebe, Toleranz und Mäßigung verschreiben.
 
Historisches
 
Laut Endres ist der „rauhe Stein“ als Symbol uralt „und wurde schon in der ägyptischen
 
Esoterik verwendet. Er findet sich in der Darstellung der Isis wieder, die ihrem Schosse den
 
rohen zu bearbeitenden Stein wie ein Kind hält“ (62, 92).
 
Laut [[Dosch]] nennt bereits die Strassburger Ordnung von 1459 den Lehrling „Diener am
 
rauen Stein“.
 
 
 
Der genaue Wortlaut lautet: ''„Es sol auch kein Werckmann noch Meister
 
seiner Diener, den er von ruhem uff zu diener uffgenommen hett, und der noch in seinen
 
lerjoren ist, zu Parlierer machen“.''
 
 
 
In der Ordnung von 1563 (Art. 15) ist dem Meister erlaubt, dass er „zwen raue und ein
 
kunstdiener“ sowie Gesellen haben darf.
 
Als Kleinodien der Maurerloge gibt es zwei unterschiedlich behauene Steine bereits im
 
Katechismus von 1696 (Knoop/ Jones, 1968, 221, 235). Die „Arbeit am rauen Stein“ kommt
 
erst in „A Mason’s Confession“ (1727) und bei [[Prichard]] (1730) vor.
 
 
 
== Symbolik ==
 
  
Ein unbehauener Stein als Zeichen für unser stetes Streben, unseren inneren Schweinehund
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===Historisches===
zu besiegen, hin zu einem geläuterten und vernunftbezogenen Menschen. Der ernsthaft an
 
sich arbeitende Freimaurer befürwortet dieses edle Ansinnen, das Streben nach einem
 
reiferen, vollkommeneren Selbst und nicht nach Vervollkommnung des eigenen EGO und
 
einer egozentrischen Lebensführung.
 
  
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Laut [[Franz Carl Endres|Endres]] ist der „rauhe Stein“ als Symbol uralt „und wurde schon in der ägyptischen Esoterik verwendet. Er findet sich in der Darstellung der Isis wieder, die ihrem Schosse den rohen zu bearbeitenden Stein wie ein Kind hält“ (62, 92).
  
Doch jeder weiß aus Erfahrung wie schwer es ist, sich zu ändern, sich seinem gesunden
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Laut [[Dosch]] nennt bereits die Strassburger Ordnung von 1459 den Lehrling „Diener am rauen Stein“. Der genaue Wortlaut lautet: ''„Es sol auch kein Werckmann noch Meister seiner Diener, den er von ruhem uff zu diener uffgenommen hett, und der noch in seinen lerjoren ist, zu Parlierer machen“.''
Menschenverstand zu bedienen, frei aller hitzigen Emotionen, frei von Vorurteilen, Neid und
 
Illusionen. Daher nützt es wenig die Ideale auf der Fahne zu tragen, sie müssen im Herzen
 
Wurzeln schlagen, wobei diese Arbeit zu einer Lebensaufgabe wächst. Dies impliziert auch,
 
dass der behauene kubische Stein nie ebenmäßig, nie wirklich vollkommen sein kann. Er wird
 
immer Makel aufweisen.
 
  
Nur das immerwährende Wachrütteln, die kritische Selbstbetrachtung ermöglicht einen
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In der Ordnung von 1563 (Art. 15) ist dem Meister erlaubt, dass er „zwen raue und ein kunstdiener“ sowie Gesellen haben darf.
Fortschritt in Hinblick auf einen wohlgefälligeren Stein. Nur wer in sich geht und sich selbst
 
erkennt, kann auch die Härte und Sturheit, die in der Natur eines Steines nun mal liegen,
 
überwinden. Hierzu bedarf es einer weitgehend objektiven Selbsterkenntnis, wobei der
 
Begriff „objektiv“ eines der ersten Hindernisse darstellt, denn wie kann man in
 
Selbstbetrachtung objektiv sein? Die Betrachtung sowie das Ergebnis hängen immer vom
 
Betrachter und dessen Standpunkt ab.
 
Begrenzt sich der Betrachter auf sich selbst, bleibt das Ergebnis rein subjektiv geprägt.
 
Wie er aber in den Augen anderer wirkt, bleibt ihm erstmal verborgen. Erst wenn ihm der
 
Spiegel vorgehalten wird, wie im Gesellengrad des Schröder Ritual, lernt er sich selbst zu
 
sehen, so wie er von außen wahrgenommen wird.
 
  
Der Spiegel soll den Menschen ermahnen, die Wirklichkeit und Wahrheit seiner eigenen
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Als [[Kleinodien]] der Maurerloge gibt es zwei unterschiedlich behauene Steine bereits im Katechismus von 1696 (Knoop/ Jones, 1968, 221, 235). Die „Arbeit am rauen Stein“ kommt erst in „A Mason’s Confession“ (1727) und bei [[Samuel Prichard|Prichard]] (1730) vor.
Unvollkommenheit und die seiner Taten zu erkennen.
 
Nur im Dialog mit dem Empfänger, kann erarbeitet werden, ob die Botschaft vom Sender so
 
angekommen ist, wie dieser es beabsichtigt hat, was aber erst im zweiten Schritt Aufschluss
 
darüber gewährt, wie der Empfänger die Botschaft wertet. Ist sie vielleicht beleidigend,
 
bevormundend, respektlos, ermahnend und belehrend oder ist sie unterstützend, hilfreich,
 
verständnisvoll und freundschaftlich?
 
  
Die eigentliche Arbeit am Rauhen Stein führt zwar jeder für sich selbst aus, aber die
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=== Symbolik ===
Maßstäbe und das Muster einer Idealvorlage liefert die Gemeinschaft, die auch den Erfolg der
 
Arbeit beurteilt. Wer deren Meinung ausschließt, wird in seinen Bemühungen um den
 
Rauhen Stein immer Fehlern ausgesetzt sein, die auf der Subjektivität beruhen. Um zu lernen
 
benötigt der Mensch die Resonanz seiner Mitmenschen.
 
Dazu verwendet er als Werkzeug das Winkelmass, das er immer an seinem Werk anlegen
 
muss, um es zu prüfen. Doch ein Gesellenwerk wird eben nicht nur vom Gesellen selbst
 
geprüft, sondern auch vom Meister und dem Auftraggeber des Gesellenstücks. Der Meister
 
ist der erfahrene Bruder, der respektvoll und hilfreich zur Seite steht. Der Auftraggeber
 
entspricht der Gesellschaft als Ganzes, dem sich der Geselle und Freimaurer verpflichtet hat.
 
  
Seinen Stein in das Bauwerk harmonisch einzufügen vermag er nur dann, wenn er sich all den
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Ein unbehauener Stein als Zeichen für unser stetes Streben, unseren inneren Schweinehund zu besiegen, hin zu einem geläuterten und vernunftbezogenen Menschen. Der ernsthaft an sich arbeitende Freimaurer befürwortet dieses edle Ansinnen, das Streben nach einem reiferen, vollkommeneren Selbst und nicht nach Vervollkommnung des eigenen EGO und einer egozentrischen Lebensführung.  
anderen Steinen in Form und Verhalten angenähert hat. Deshalb schaut der Geselle auch um
 
sich, um seinen Stein mit den anderen zu vergleichen.
 
  
Schauberg schreibt: ''Der Geselle soll sich selbst zum kubischen Steine, zum brauchbaren Steine in
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Doch jeder weiß aus Erfahrung wie schwer es ist, sich zu ändern, sich seinem gesunden Menschenverstand zu bedienen, frei aller hitzigen Emotionen, frei von Vorurteilen, Neid und Illusionen. Daher nützt es wenig die Ideale auf der Fahne zu tragen, sie müssen im Herzen Wurzeln schlagen, wobei diese Arbeit zu einer Lebensaufgabe wächst. Dies impliziert auch, dass der behauene kubische Stein nie ebenmäßig, nie wirklich vollkommen sein kann. Er wird immer Makel aufweisen.
dem großen Baue der Menschheit durch Ablegung und Entfernung seiner Fehler und Gebrechen
 
formen, aber, um die Fehler und Gebrechen ablegen und entfernen zu können, muss er dieselben
 
zuerst kennen und so wird die Selbsterkenntnis die Bedingung und das Mittel der
 
Selbstvervollkommnung.''
 
  
Besonders lehrte auch Pythagoras, dass der Mensch beständig auf sich achten solle, um innerlich
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Nur das immerwährende Wachrütteln, die kritische Selbstbetrachtung ermöglicht einen Fortschritt in Hinblick auf einen wohlgefälligeren Stein. Nur wer in sich geht und sich selbst erkennt, kann auch die Härte und Sturheit, die in der Natur eines Steines nun mal liegen, überwinden. Hierzu bedarf es einer weitgehend objektiven Selbsterkenntnis, wobei der Begriff „objektiv“ eines der ersten Hindernisse darstellt, denn wie kann man in Selbstbetrachtung objektiv sein? Die Betrachtung sowie das Ergebnis hängen immer vom Betrachter und dessen Standpunkt ab.  
und äußerlich ein würdiger Mensch zu sein und sich als sittliches Kunstwerk zur Wirklichkeit zu
 
bringen; der pythagoräische Bund war ein Versuch zur praktischen Ausführung dieser Lehre und ein
 
gleicher Versuch ist der Maurerbund.
 
  
In gleichem Sinne sprach Goethe: "''Die Arbeit macht den Gesellen''." - Auch das Gebot des Pythagoras,
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Begrenzt sich der Betrachter auf sich selbst, bleibt das Ergebnis rein subjektiv geprägt.
Morgens beim Aufstehen die Pflichten des Tages zu überdenken und Abends vor dem Schlafengehen
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Wie er aber in den Augen anderer wirkt, bleibt ihm erstmal verborgen. Erst wenn ihm der Spiegel vorgehalten wird, wie im Gesellengrad des [[Schrödersche Lehrart|Schröder Ritual]], lernt er sich selbst zu sehen, so wie er von außen wahrgenommen wird. <br />
sich Rechenschaft zu geben, wie sie erfüllt worden seien, - was habe ich gefehlt, was recht getan,
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Der Spiegel soll den Menschen ermahnen, die Wirklichkeit und Wahrheit seiner eigenen Unvollkommenheit und die seiner Taten zu erkennen.
was pflichtwidrig, verfehlt?, ist ein sich täglich vorzuhaltender maurerischer Spiegel.
 
  
Die Parsen sollen gleichfalls, wie der Sad-der Bundeheschi vorschreibt, am Abende, ehe sie
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Nur im Dialog mit dem Empfänger, kann erarbeitet werden, ob die Botschaft vom Sender so angekommen ist, wie dieser es beabsichtigt hat, was aber erst im zweiten Schritt Aufschluss darüber gewährt, wie der Empfänger die Botschaft wertet. Ist sie vielleicht beleidigend, bevormundend, respektlos, ermahnend und belehrend oder ist sie unterstützend, hilfreich, verständnisvoll und freundschaftlich?
einschlafen, nochmals sämtliche Taten , die sie den ganzen Tag über vollbracht haben, durchdenken
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und prüfen, ob sie gesündigt habe.
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Die eigentliche Arbeit am Rauhen Stein führt zwar jeder für sich selbst aus, aber die Maßstäbe und das Muster einer Idealvorlage liefert die Gemeinschaft, die auch den Erfolg der Arbeit beurteilt. Wer deren Meinung ausschließt, wird in seinen Bemühungen um den Rauhen Stein immer Fehlern ausgesetzt sein, die auf der Subjektivität beruhen. Um zu lernen benötigt der Mensch die Resonanz seiner Mitmenschen.<br />
Höher aufgefasst, ist der Spiegel, in welchem der Maurergeselle sein eigenes Bild suchen und
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Dazu verwendet er als Werkzeug das Winkelmass, das er immer an seinem Werk anlegen muss, um es zu prüfen. Doch ein Gesellenwerk wird eben nicht nur vom Gesellen selbst geprüft, sondern auch vom Meister und dem Auftraggeber des Gesellenstücks. Der Meister ist der erfahrene Bruder, der respektvoll und hilfreich zur Seite steht. Der Auftraggeber entspricht der Gesellschaft als Ganzes, dem sich der Geselle und Freimaurer verpflichtet hat. Seinen Stein in das Bauwerk harmonisch einzufügen vermag er nur dann, wenn er sich all den anderen Steinen in Form und Verhalten angenähert hat. Deshalb schaut der Geselle auch um sich, um seinen Stein mit den anderen zu vergleichen.
erkennen soll, ein Memento mori, - der warnende Zuruf, dass er dort nach seinen Taten hier werde
 
gerichtet und gemessen werden, dass ein ewiger Richter und ein ewiges Winkelmass sei.
 
  
Nach den indischen Vorstellungen bedient daher der Todtenrichter Yama sich eines Spiegels, in
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[[Schauberg]] schreibt: ''Der Geselle soll sich selbst zum kubischen Steine, zum brauchbaren Steine in dem großen Baue der Menschheit durch Ablegung und Entfernung seiner Fehler und Gebrechen formen, aber, um die Fehler und Gebrechen ablegen und entfernen zu können, muss er dieselben zuerst kennen und so wird die Selbsterkenntnis die Bedingung und das Mittel der Selbstvervollkommnung.''
welchem er die guten und die bösen Handlungen des Menschen erblickt und prüfet, um ein
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''Besonders lehrte auch Pythagoras, dass der Mensch beständig auf sich achten solle, um innerlich und äußerlich ein würdiger Mensch zu sein und sich als sittliches Kunstwerk zur Wirklichkeit zu bringen; der pythagoräische Bund war ein Versuch zur praktischen Ausführung dieser Lehre und ein gleicher Versuch ist der Maurerbund.''<br />
gerechtes Urtheil über sie zu fällen. Der Spiegel, in hier der Todtenrichter Yama blickt, bevor er sein
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''In gleichem Sinne sprach Goethe: Die Arbeit macht den Gesellen." - Auch das Gebot des Pythagoras, Morgens beim Aufstehen die Pflichten des Tages zu überdenken und Abends vor dem Schlafengehen sich Rechenschaft zu geben, wie sie erfüllt worden seien, - was habe ich gefehlt, was recht getan, was pflichtwidrig, verfehlt?, ist ein sich täglich vorzuhaltender maurerischer Spiegel.''
Urtheil fällt, ist wohl die Seele des Verstorbenen und zu Richtenden selbst, indem sie das getreue
 
Spiegelbild seines vorausgegangenen guten oder schlechten Lebens ist und sein muss, - der Zustand
 
und die Beschaffenheit, in welchem die Seele des Menschen aus diesem Leben scheidet, ihr
 
jenseitiges Schicksal und Sein bestimmt, - der Sterbende sein eigener Todtenrichter ist.  
 
  
In diesem
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''Die Parsen sollen gleichfalls, wie der Sad-der Bundeheschi vorschreibt, am Abende, ehe sie einschlafen, nochmals sämtliche Taten , die sie den ganzen Tag über vollbracht haben, durchdenken und prüfen, ob sie gesündigt habe. Höher aufgefasst, ist der Spiegel, in welchem der Maurergeselle sein eigenes Bild suchen und erkennen soll, ein Memento mori, - der warnende Zuruf, dass er dort nach seinen Taten hier werde gerichtet und gemessen werden, dass ein ewiger Richter und ein ewiges Winkelmass sei.''<br />
Sinne ruft auch Jesaja 3, 10:
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''Nach den indischen Vorstellungen bedient daher der Todtenrichter Yama sich eines Spiegels, in welchem er die guten und die bösen Handlungen des Menschen erblickt und prüfet, um ein gerechtes Urtheil über sie zu fällen.  Der Spiegel, in hier der Todtenrichter Yama blickt, bevor er sein Urtheil fällt, ist wohl die Seele des Verstorbenen und zu Richtenden selbst, indem sie das getreue Spiegelbild seines vorausgegangenen guten oder schlechten Lebens ist und sein muss, - der Zustand und die Beschaffenheit, in welchem die Seele des Menschen aus diesem Leben scheidet. ihr jenseitiges Schicksal und Sein bestimmt, - der Sterbende sein eigener Todtenrichter ist.'' <br />
''Am Rauhen Stein arbeiten heißt, sich selbst überwinden. Raue Stellen zu glätten tut weh und
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Soweit Bruder Schauberg dazu!
kostet unendlich viel Energie.''
 
  
Hermann Hesse hat dazu geschrieben: ''Nichts auf der Welt ist dem Menschen mehr zuwider, als
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Am Rauhen Stein arbeiten heißt, sich selbst überwinden. Raue Stellen zu glätten tut weh und kostet unendlich viel Energie.<br />
den Weg zu gehen, der ihn zu sich selber führt.''
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Hermann Hesse hat dazu geschrieben: ''Nichts auf der Welt ist dem Menschen mehr zuwider, als den Weg zu gehen, der ihn zu sich selber führt.''
  
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So ist die Arbeit am Rauhen Stein eine der obersten Pflichten eines Freimaurers, wenn auch die schwerste. Ohne sie kann der Tempel der Humanität nie zustande kommen. Bedenken wir, dass uns keiner zwang, diese Bürden aufzunehmen, wir akzeptierten sie freiwillig, was die ständige Wiederholung der [[Ritual]]e uns nicht vergessen lassen will.<br />
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Deshalb ist dem Gesellen auch das Pentagramm als Flammender Stern zugedacht. Als Symbol für die Balance der fünf Elemente Erde, Luft, Wasser, Feuer und der Quinta essentia, dem Licht, das wiederum für einen gesunden erkenntnisorientierten Geist steht. Symbole, die der Geselle bereits im Lehrlingsgrad kennengelernt hat. Um diese Elemente harmonisch zu ordnen bedarf es der menschlichen Vernunft, des logischen Denkens und eines Wahrheit suchenden Geistes. Wie dem Freimaurergesellen so diente auch einst dem [[Pythagoras]] der fünfeckige Stern als Symbol des sittlichen und geistigen Wohlbefindens und Wohlverhaltens (Hugiea).
  
So ist die Arbeit am Rauhen Stein eine der obersten Pflichten eines Freimaurers, wenn auch
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==Siehe auch==
die schwerste. Ohne sie kann der Tempel der Humanität nie zustande kommen. Bedenken
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{{Traktatliste}}
wir, dass uns keiner zwang, diese Bürden aufzunehmen, wir akzeptierten sie freiwillig, was
 
die ständige Wiederholung der Rituale uns nicht vergessen lassen will.
 
Deshalb ist dem Gesellen auch das [[Pentagramm]] als [[Flammender Stern]] zugedacht.
 
  
Als Symbol
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[[Kategorie:Traktate|Arbeitamrauhenstein]]
für die Balance der fünf Elemente Erde, Luft, Wasser, Feuer und der Quinta essentia, dem
 
Licht, das wiederum für einen gesunden erkenntnisorientierten Geist steht. Symbole, die der
 
Geselle bereits im Lehrlingsgrad kennengelernt hat. Um diese Elemente harmonisch zu
 
ordnen bedarf es der menschlichen Vernunft, des logischen Denkens und eines Wahrheit
 
suchenden Geistes. Wie dem Freimaurergesellen so diente auch einst dem Pythagoras der
 
fünfeckige Stern als Symbol des sittlichen und geistigen Wohlbefindens und Wohlverhaltens
 
(Hugiea).
 

Aktuelle Version vom 24. Februar 2016, 09:39 Uhr

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Die Arbeit am Rauhen Stein

Von Br A.G.

Die Arbeit am „Rauhen Stein“ ist eine Voraussetzung um den Tempel der Humanität errichten zu können.

Jeder Freimaurer hat sich freiwillig verpflichtet, an seinen Ecken und Kanten, seinem Charakter, zu feilen, um ein verträglicher und besserer Mensch zu werden, der harmonisch in das Gesamtgefüge unserer Gesellschaft passt. Voraussetzung ist dabei, sich nicht gedankenlos unterzuordnen oder anzupassen, also anderen nachzugeben ohne dass diese die gleichen Mühen auf sich nehmen. Das Ziel ist die Harmonie, der einvernehmliche Kompromiss aller Parteien, also aller Menschen, die sich aus Überzeugung den gleichen Werten, die da sind Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Menschliebe, Toleranz und Mäßigung verschreiben.

Historisches

Laut Endres ist der „rauhe Stein“ als Symbol uralt „und wurde schon in der ägyptischen Esoterik verwendet. Er findet sich in der Darstellung der Isis wieder, die ihrem Schosse den rohen zu bearbeitenden Stein wie ein Kind hält“ (62, 92).

Laut Dosch nennt bereits die Strassburger Ordnung von 1459 den Lehrling „Diener am rauen Stein“. Der genaue Wortlaut lautet: „Es sol auch kein Werckmann noch Meister seiner Diener, den er von ruhem uff zu diener uffgenommen hett, und der noch in seinen lerjoren ist, zu Parlierer machen“.

In der Ordnung von 1563 (Art. 15) ist dem Meister erlaubt, dass er „zwen raue und ein kunstdiener“ sowie Gesellen haben darf.

Als Kleinodien der Maurerloge gibt es zwei unterschiedlich behauene Steine bereits im Katechismus von 1696 (Knoop/ Jones, 1968, 221, 235). Die „Arbeit am rauen Stein“ kommt erst in „A Mason’s Confession“ (1727) und bei Prichard (1730) vor.

Symbolik

Ein unbehauener Stein als Zeichen für unser stetes Streben, unseren inneren Schweinehund zu besiegen, hin zu einem geläuterten und vernunftbezogenen Menschen. Der ernsthaft an sich arbeitende Freimaurer befürwortet dieses edle Ansinnen, das Streben nach einem reiferen, vollkommeneren Selbst und nicht nach Vervollkommnung des eigenen EGO und einer egozentrischen Lebensführung.

Doch jeder weiß aus Erfahrung wie schwer es ist, sich zu ändern, sich seinem gesunden Menschenverstand zu bedienen, frei aller hitzigen Emotionen, frei von Vorurteilen, Neid und Illusionen. Daher nützt es wenig die Ideale auf der Fahne zu tragen, sie müssen im Herzen Wurzeln schlagen, wobei diese Arbeit zu einer Lebensaufgabe wächst. Dies impliziert auch, dass der behauene kubische Stein nie ebenmäßig, nie wirklich vollkommen sein kann. Er wird immer Makel aufweisen.

Nur das immerwährende Wachrütteln, die kritische Selbstbetrachtung ermöglicht einen Fortschritt in Hinblick auf einen wohlgefälligeren Stein. Nur wer in sich geht und sich selbst erkennt, kann auch die Härte und Sturheit, die in der Natur eines Steines nun mal liegen, überwinden. Hierzu bedarf es einer weitgehend objektiven Selbsterkenntnis, wobei der Begriff „objektiv“ eines der ersten Hindernisse darstellt, denn wie kann man in Selbstbetrachtung objektiv sein? Die Betrachtung sowie das Ergebnis hängen immer vom Betrachter und dessen Standpunkt ab.

Begrenzt sich der Betrachter auf sich selbst, bleibt das Ergebnis rein subjektiv geprägt. Wie er aber in den Augen anderer wirkt, bleibt ihm erstmal verborgen. Erst wenn ihm der Spiegel vorgehalten wird, wie im Gesellengrad des Schröder Ritual, lernt er sich selbst zu sehen, so wie er von außen wahrgenommen wird.
Der Spiegel soll den Menschen ermahnen, die Wirklichkeit und Wahrheit seiner eigenen Unvollkommenheit und die seiner Taten zu erkennen.

Nur im Dialog mit dem Empfänger, kann erarbeitet werden, ob die Botschaft vom Sender so angekommen ist, wie dieser es beabsichtigt hat, was aber erst im zweiten Schritt Aufschluss darüber gewährt, wie der Empfänger die Botschaft wertet. Ist sie vielleicht beleidigend, bevormundend, respektlos, ermahnend und belehrend oder ist sie unterstützend, hilfreich, verständnisvoll und freundschaftlich?

Die eigentliche Arbeit am Rauhen Stein führt zwar jeder für sich selbst aus, aber die Maßstäbe und das Muster einer Idealvorlage liefert die Gemeinschaft, die auch den Erfolg der Arbeit beurteilt. Wer deren Meinung ausschließt, wird in seinen Bemühungen um den Rauhen Stein immer Fehlern ausgesetzt sein, die auf der Subjektivität beruhen. Um zu lernen benötigt der Mensch die Resonanz seiner Mitmenschen.
Dazu verwendet er als Werkzeug das Winkelmass, das er immer an seinem Werk anlegen muss, um es zu prüfen. Doch ein Gesellenwerk wird eben nicht nur vom Gesellen selbst geprüft, sondern auch vom Meister und dem Auftraggeber des Gesellenstücks. Der Meister ist der erfahrene Bruder, der respektvoll und hilfreich zur Seite steht. Der Auftraggeber entspricht der Gesellschaft als Ganzes, dem sich der Geselle und Freimaurer verpflichtet hat. Seinen Stein in das Bauwerk harmonisch einzufügen vermag er nur dann, wenn er sich all den anderen Steinen in Form und Verhalten angenähert hat. Deshalb schaut der Geselle auch um sich, um seinen Stein mit den anderen zu vergleichen.

Schauberg schreibt: Der Geselle soll sich selbst zum kubischen Steine, zum brauchbaren Steine in dem großen Baue der Menschheit durch Ablegung und Entfernung seiner Fehler und Gebrechen formen, aber, um die Fehler und Gebrechen ablegen und entfernen zu können, muss er dieselben zuerst kennen und so wird die Selbsterkenntnis die Bedingung und das Mittel der Selbstvervollkommnung. Besonders lehrte auch Pythagoras, dass der Mensch beständig auf sich achten solle, um innerlich und äußerlich ein würdiger Mensch zu sein und sich als sittliches Kunstwerk zur Wirklichkeit zu bringen; der pythagoräische Bund war ein Versuch zur praktischen Ausführung dieser Lehre und ein gleicher Versuch ist der Maurerbund.
In gleichem Sinne sprach Goethe: Die Arbeit macht den Gesellen." - Auch das Gebot des Pythagoras, Morgens beim Aufstehen die Pflichten des Tages zu überdenken und Abends vor dem Schlafengehen sich Rechenschaft zu geben, wie sie erfüllt worden seien, - was habe ich gefehlt, was recht getan, was pflichtwidrig, verfehlt?, ist ein sich täglich vorzuhaltender maurerischer Spiegel.

Die Parsen sollen gleichfalls, wie der Sad-der Bundeheschi vorschreibt, am Abende, ehe sie einschlafen, nochmals sämtliche Taten , die sie den ganzen Tag über vollbracht haben, durchdenken und prüfen, ob sie gesündigt habe. Höher aufgefasst, ist der Spiegel, in welchem der Maurergeselle sein eigenes Bild suchen und erkennen soll, ein Memento mori, - der warnende Zuruf, dass er dort nach seinen Taten hier werde gerichtet und gemessen werden, dass ein ewiger Richter und ein ewiges Winkelmass sei.
Nach den indischen Vorstellungen bedient daher der Todtenrichter Yama sich eines Spiegels, in welchem er die guten und die bösen Handlungen des Menschen erblickt und prüfet, um ein gerechtes Urtheil über sie zu fällen. Der Spiegel, in hier der Todtenrichter Yama blickt, bevor er sein Urtheil fällt, ist wohl die Seele des Verstorbenen und zu Richtenden selbst, indem sie das getreue Spiegelbild seines vorausgegangenen guten oder schlechten Lebens ist und sein muss, - der Zustand und die Beschaffenheit, in welchem die Seele des Menschen aus diesem Leben scheidet. ihr jenseitiges Schicksal und Sein bestimmt, - der Sterbende sein eigener Todtenrichter ist.
Soweit Bruder Schauberg dazu!

Am Rauhen Stein arbeiten heißt, sich selbst überwinden. Raue Stellen zu glätten tut weh und kostet unendlich viel Energie.
Hermann Hesse hat dazu geschrieben: Nichts auf der Welt ist dem Menschen mehr zuwider, als den Weg zu gehen, der ihn zu sich selber führt.

So ist die Arbeit am Rauhen Stein eine der obersten Pflichten eines Freimaurers, wenn auch die schwerste. Ohne sie kann der Tempel der Humanität nie zustande kommen. Bedenken wir, dass uns keiner zwang, diese Bürden aufzunehmen, wir akzeptierten sie freiwillig, was die ständige Wiederholung der Rituale uns nicht vergessen lassen will.
Deshalb ist dem Gesellen auch das Pentagramm als Flammender Stern zugedacht. Als Symbol für die Balance der fünf Elemente Erde, Luft, Wasser, Feuer und der Quinta essentia, dem Licht, das wiederum für einen gesunden erkenntnisorientierten Geist steht. Symbole, die der Geselle bereits im Lehrlingsgrad kennengelernt hat. Um diese Elemente harmonisch zu ordnen bedarf es der menschlichen Vernunft, des logischen Denkens und eines Wahrheit suchenden Geistes. Wie dem Freimaurergesellen so diente auch einst dem Pythagoras der fünfeckige Stern als Symbol des sittlichen und geistigen Wohlbefindens und Wohlverhaltens (Hugiea).

Siehe auch