Traktat: Georg Forster (1754-1794) Forscher, Freimaurer, Revolutionär

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Georg Forster (1754-1794) Forscher, Freimaurer, Revolutionär

von Albrecht Hart


Johann und Georg Forster in der Südsee, Gemälde von John Francis Rigaud

Mit Georg Forster begegnet uns ein Mensch dessen Horizont weit über den seiner Epoche hinausragte. Bereits mit 10 Jahren wurde er, aus dem Kreis seiner Familie gerissen, der Gehilfe seines vom bibelphilologisch dilettierenden Landpastor zum Naturforscher sich entwickelnden Vaters Johann Reinhold Forster. Gemeinsam mit dem Vater unternahm er bereits in diesem Alter eine Reise zunächst nach St. Petersburg und weiter in die von Deutschen gegründeten Kolonien um Saratow an der Wolga.

In Petersburg ergab sich eine der beiden kurzzeitigen Schulaufenthalte. Er besuchte die, der evangelischen Peterskirche angegliederte, von Anton Friedrich Büsching gegründete, Schule. Einer seiner Lehrer dort war Johann August von Starck der 1761 in Göttingen in die französische Militärloge >>L‘Esperance<< aufgenommen wurde. Jener Johann August von Starck der später als Gründer des sogenannten >>Klerikats<< zu einem der Hauptprotagonisten der Strikten Observanz werden und als Freimaurer zweifelhafte Berühmtheit erlangen sollte.

Georg Forster verfügte über eine außergewöhnliche Sprachbegabung und erlernte schon im Elternhaus fremde Sprachen. Von seinem Vater auf dessen Forschungsreisen von Land zu Land verbracht, lernte er sich im polyglotten Ausdruck zu üben. Nach der russischen Expedition und nachdem der Vater sich mit den russischen Behörden im Streit um seine Besoldung überworfen hatte, fuhren Vater und Sohn auf einem englischen Schiff nach London.

In England veröffentlichte der Zwölfjährige sein erstes Buch, eine Übersetzung von Michael Lomonossows russischer Geschichte vermehrt bis in die Regierungszeit Katharinas der Großen, aus dem Russischen ins Englische. Nach dem die Barschaft in London aufgebraucht war suchte der Vater eine besoldete Stellung und fand diese in Warrington in Lancashire an der Dissidenters‘ Academy. Seine Pfarre in Nassenhuben wurde auf Grund der langen Abwesenheit neu besetzt und so kam der Rest der Familie im September 1767 nach England. Im gleichen Jahr trat Johann Forster der örtlichen „Lodge of Lights No. 148“ bei.

Nach längerer Krankheit wieder genesen belegte Georg im Herbstsemester 1768 an der Academy die Kurse in Mathematik, Physik, Latein, Religion, Französisch, Schönschreiben und Zeichnen. Nachdem der Vater die Academy Mitte 1769 im Streit verließ war auch diese Schulzeit beendet.

Die kommenden Jahre beschäftigten sich Vater und Sohn mit Übersetzungen naturkundlicher Bücher ins Englische und der Herausgabe eigener Schriften zu diesem Themenbereich. Dies so erfolgreich, dass Johann Forster am 5. März 1772 Mitglied der Royal Society und Inspektor ihrer naturhistorischen Sammlungen wurde.

Einen weiteren Anstoß zu seiner Bildung gab schließlich die Entdeckungsreise mit James Cook, die er im achtzehnten Lebensjahr antrat und die ihn drei Jahre lang durch das Eismeer der Antarktis und die tropische Südsee führte. Diese Reise mit ihrer Fülle extensiver Welterfahrung erweiterte seinen Horizont enorm und gab ihm eine Ausnahmestellung unter den Gelehrten seiner Zeit. Der eigentlich für diese Reise vorgesehene adlige Hobbynaturforscher Joseph Banks und dessen Assistent Daniel Solander, die Cook bereits auf seiner ersten Weltumsegelung begleitet hatten, trennten sich im Streit um Deckaufbauten für bequeme Quartiere auf der Resolution und machten so den Weg frei für Johann und Georg Forster die durch einen Förderer, der Admiralität, als adäquaten Ersatz empfohlen wurden.

Die Reise führte auf der Suche nach einem vermuteten Südkontinent über die kanarischen und Kapverdischen Inseln an der Westküste Afrikas entlang nach Kapstadt. Von dort ging es weiter Südwärts bis an den Rand der Antarktis und von dort weiter westlich ohne den erwarteten Kontinent zu finden. Schließlich steuerte man die Küste Neuseelands an. Bei allen Landgängen waren die beiden Forster als rührige Botaniker tätig und wurden für ihre Mühe reichlich belohnt. Die Reise ging weiter ostwärts um auch hier die Existenz eines weiteren Kontinents ausschließen zu können. Danach lief man nach dem Fälle von Skorbut aufgetreten waren Tahiti an. Weiter nördlich wurden einige kleinere Inselgruppen umfahren bis man schließlich auf ein größere stieß die Cook neue Hebriden nannte.

Nach einem erneuten Aufenthalt in einer sicheren Bucht Neuseelands und nach wichtigen Ausbesserungen am Schiff segelte man um die Südspitze Amerikas und machte in Feuerland Station. Auch hier bemühten sich die beiden Forsters so viel Pflanzen als möglich zu sammeln wurden durch die Rastlosigkeit ihres Kapitäns jedoch an weiteren Exkursionen gehindert. Auf der weiteren Fahrt durch den Südatlantik entdeckte man eine vereiste öde Insel die er South Georgia nannte und die südlichen Sandwich Inseln. Danach zog Cook die Konsequenz ein Südkontinent sei nur noch innerhalb des Polarkreises anzunehmen wo er von Eis bedeckt und somit unzugänglich sei. Am 24. Februar 1775 kreuzten sie die Route auf der sie 1772 nach Süden gesegelt waren damit hatten sie den Kreis um den Südpol geschlossen und wandten sich zum Kap der guten Hoffnung.

Nach Reparaturen und Verproviantierung in der Kapkolonie ging es zurück nach England. Am 30. Juli 1775 lief die Resolution in Spithead ein. In London wurden die Weltumsegler enthusiastisch empfangen und gefeiert. Auch beide Forsters wurden vom König und der Königin in getrennten Audienzen empfangen. Johann Forster wurde in Oxford ehrenhalber der Grad eines Doktors der Rechte verliehen. Georg wurde Anfang 1777 Mitglied der Royal Society. Zuvor hatten ihn schon andere gelehrte Gesellschaften zu ihrem Mitglied gemacht. 1775 die königliche Gesellschaft der Wissenschaften in Madrid und 1776 die Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin.

In der Folge wurde das Haus der Forsters beliebte Anlaufstelle für viele deutsche Englandreisende und hier wurden Beziehungen geknüpft die Georg später in der Heimat zu Gute kommen sollten. Um seine Ergebnisse der Reise publizieren zu können brauchte Johann Forster die Genehmigung der Admiralität. Dies brachte ihn in Konflikt mit Cook der ebenfalls einen Bericht der Reise veröffentlichen wollte. Es wurde ein Vertrag geschlossen aber wie schon in Russland überwarf sich Forster mit den Behörden und so blieb es ihm versagt etwas zu veröffentlichen. Dies ermöglichte nun Georg, der nicht vertraglich gebunden war, seinen Bericht unter dem Titel: „A Voyage Round the World“ zu publizieren und dies 6 Wochen vor Cook. Das Werk wurde von der Kritik sehr wohlwollend aufgenommen, enttäuschte jedoch im Verkauf.

Anfang 1777 begleitet Georg, den aus London auf den Kontinent zurückkehrenden sächsischen Mediziner Karl Heinrich Titus auf der Fahrt nach Paris. Dort lernte er Benjamin Franklin kennen der als Abgesandter des amerikanischen Kongresses in Paris weilte um dort Hilfe für die aufständischen Kolonisten gegen das Mutterland zu finden. Dort wurde er von dem Naturwissenschaftler Giovanni Fabroni , in die betont aufklärerisch-intellektuell ausgerichtete, Freimaurerloge >>Les Neuf Soeurs<< eingeführt.

Im Mitgliederverzeichnis steht Georg Forster unter der Nr. 93 noch vor Voltaire Nr. 97 und Benjamin Franklin Nr. 106. Georg Forster war in Paris ein tätiges und beliebtes Mitglied. Der Zeitgenosse und Mitbruder La Dixmerie, der Redner der Loge berichtet: „Zwei berühmte Naturforscher, der eine in England, der andere in Spanien (Ysquierdo), zieren unsere Liste mit Namen und haben mehr als einmal durch ihre Vorträge die Nützlichkeit und den Reiz unserer Vereinigung vermehrt. Zurück in London nahm Georg als besuchender Bruder an den Arbeiten der Loge seines Vaters teil. Dies erfahren wir durch den Bericht des radikalen Aufklärers Karl Friedrich Barth der auf seiner Englandreise ebenso wie Samuel Thomas Sömmering ein bedeutender Mediziner und Anatom von den Forsters der Freimaurerei zugeführt wurde.

Inzwischen war die Situation der Forsters in England nach einer öffentlichen Anklageschrift Johann Forsters gegen den Lord der Admiralität Sandwich unhaltbar geworden. Da eröffnete der deutsche Verleger der Forsters Spener, Georg die Aussicht sich in Berlin niederzulassen. Dort waren zwei groß angelegte naturhistorische Publikationsprojekte des Verlegers Pauli durch den Tod ihres Bearbeiters Martini ins Stocken geraten und Georg sollte einspringen. Die „Reise um die Welt“ hatte in Deutschland bereits begeisterte Leser gefunden und seinen Namen bekannt gemacht bevor er dort eintraf.

In Düsseldorf angekommen wurde er zufällig erkannt und in das Haus Friedrich Heinrich Jacobis eingeladen. Dieser, ein vermögender Geschäftsmann, war 1775 mit seinem Roman Allwill an die Öffentlichkeit getreten. Dem staunenden jungen Forster erwies er sich als Busenfreund Goethe‘s der auch mit Wieland, Lessing und Klopstock bekannt war. Seine nächste Station war Kassel. Er nahm an einer Arbeit der Loge >>Zum gekrönten Löwen<< teil und wurde auf das Betreiben des hessischen Staatsministers Martin Ernst von Schlieffen, den er aus London kannte, dem Landgrafen Friedrich II. vorgestellt. Er gewann das Wohlwollen des Souveräns und schon am nächsten Tag bot ihm Schlieffen eine Stelle als Professor am Kasseler Collegium Carolinum an.

Er nahm schließlich an, erbat sich aber Urlaub vor Antritt denn seinem Hauptanliegen, Hilfe für die Familie und eine Anstellung für seinen Vater zu finden war er bisher nicht näher gekommen. Über Göttingen und Braunschweig, wo es ihm tatsächlich gelang bei einem Besuch der Loge >>Zur gekrönten Säule<<, mit Hilfe des Großmeisters Ferdinand von Braunschweig, eine Hilfsaktion für seinen Vater anzuregen, gelangte er über Helmstedt und Magdeburg schließlich nach Berlin. Hier wurde er bereits von Spener erwartet und in unzählige Häuser eingeführt.

Gleich zu Anfang gelang ihm ein entscheidender Durchbruch: der Minister Karl Abraham von Zedlitz, der Kurator der preußischen Universitäten, bot Johann Reinold Forster eine Professur in Halle an, zunächst für Philologie, dann aber für Naturgeschichte und Metallurgie. Mit dem Verleger Pauli verabredete er, dass er die vereinbarten Arbeiten in Kassel verfolgen würde. Am 31. März 1779 traf er wieder in Kassel ein.

Dort wurde er von der bereits erwähnten Loge „Zum gekrönten Löwen“ affiliert. Diese Loge war aus der älteren Loge >>Zum Tale Josaphat<< hervorgegangen und im Auftrage des Kapitels der strikten Observanz zu Braunschweig am 13. Oktober 1771 genehmigt worden. Die Kasseler Loge wurde zur Komturei schließlich zur Präpositur erhoben und 1775 sogar als selbständige Präfektur mit einem zweiten Sprengel anerkannt der den Namen „Templar Castello Cattorum“ erhielt. Als Präfekt an der Spitze stand zu dieser Zeit Oberappellationsrat Dieterich Christoph Ihringk. 1780 begann nun die Hilfsaktion für Johann Forster. Der Großmeister schrieb an alle ihm unterstellten Logen mit folgendem Wortlaut: „Den meisten von Ihnen ist vielleicht der durch seine Reisen um die Welt und seine ausgebreitete Verdienste um die Geschichte der Natur berühmte Dr. Forster bekannt. Dieser würdige, aber zugleich äußerst unglückliche Mann und Bruder ist es, zu dessen Rettung aus dem Elend, das ihn bedroht, ich heute ihre brüderlichen Herzen und Gesinnungen auffordere.“

Der Herzog führte eingehend die Gründe an, die Forster in Schulden verstrickten: „Zu wenig bekannt indessen mit der Kunst, sich den Großen durch zu rechter Zeit angebrachte Schmeicheleien gefällig zu machen, versah er es in den Mitteln, durch welche er allein zu seinem Zwecke gelangen konnte, und dieses sein Versehen, wodurch er sich den Hass eines mächtigen Ministers zuzog, vernichtete auf einmal alle seine glücklichen Aussichten.“ Mit so mächtigen Gegnern vermöge er es nicht aufzunehmen. Er könne seine ihm zugesagte Stelle an der Universität Halle nicht antreten, „da die schwere Schuldenlast, die ihn drücket, ihm nicht nur nicht erlaubt, sich aus England zu entfernen, sondern ihn auch sogar stündlich der Gefahr aussetzet, von seinen Gläubigern zu gefänglicher Haft gebracht zu werden“.

Schließlich handelte es sich ja um keine Bagatelle: J.R. Forsters Schulden, die der Herzog durch eine Logensubskription begleichen wollte, wurde auf die ungeheure Summe von 1000 Pfund Sterling geschätzt. Vom Herzog von Braunschweig beauftragt, übernahm der Londoner Rechtsanwalt Arnold Mello die Abwicklung der Geschäfte und sorgte für die ungehinderte Abreise der Familie Forster nach Deutschland. Daraufhin wird Georgs stärkeres Engagement in der Loge sichtbar. Im Frühjahr 1780 wurde er zum vorbereitenden Bruder. Zu Trauerloge anlässlich des Todes des Hospitaliers Br.: Georg Nikolaus Kister hielt er die Trauerrede. Nach dieser Probe seiner Redekunst wurde er am 3. Mai vom Meister vom Stuhl als Redner berufen. 1781 erreichte er den höchsten in Kassel vertretenen 4. Grad des Schottischen Meisters.

Inzwischen breitete sich aber immer mehr Unruhe in den Logen der strikten Observanz aus. Die Brüder waren unzufrieden und enttäuscht durch die nicht gelieferten Geheimnisse und drängten auf eine Reform. Dies führte 1782 zum von Ferdinand von Braunschweig einberufenen Konvent von Wilhelmsbad und dem Abrücken von der Templerlegende. Die herkömmlichen Rituale wurden abgewandelt, aber die hierarchische Organisationsform blieb unangetastet. Dies enttäuschte die Mehrzahl der deutschen Freimaurer und es gelang dem rührig agitierenden Adolf von Knigge viele für den mit der strikten Observanz konkurrierenden Iluminatenorden zu gewinnen. Die Kasseler Loge Zum gekrönten Löwen blieb jedoch dem Großmeister treu und ihr Redner Georg Forster begrüßte ihn bei seiner Rückkehr mit einer Dankesrede.

Sein Freund Soemmerring hatte auf einer Reise nach Thorn in Berlin Anschluss an den Rosenkreuzerzirkel um Johann Christoph von Wöllner gefunden dem es 1781 gelang den preußischen Thronfolger Friedrich Wilhelm in den Rosenkreuzerorden einzuführen. Nach Kassel zurückgekehrt gründete Soemmerring mit einigen hochgradigen Brüdern der Loge „Zum gekrönten Löwen“ einen Rosenkreuzerzirkel. Dazu gehörte auch Forster der in einem Brief andeutungsweise davon berichtete. Die Statuten des Ordens benannten: Die Verbesserung der verfallenen Religion, Gottesfurcht und verborgenen Erkenntnis der natürlichen Dinge als Endzweck. Er erlegte den Mitgliedern strenge Vorschriften in Lebensführung, Geheimhaltung der Ordens-Namen und Angelegenheiten und absoluten Gehorsam gegen seine Ordensoberen auf, die durch einen schweren Eid zu bekräftigen waren.

Für den Neuaufgenommenen wurden Ordensnamen in bombastischem Latein gebildet so hieß Forster >>Amadeus Fragorisonus Segenitor<<.Die eigentliche Arbeit kam erst im März 1781 in Gang. Der Zirkel hatte ein eigenes Versammlungslokal und ein großzügig ausgestattetes Laboratorium für seine alchimistischen Arbeiten. Als Director bestimmte Soemmerring das Programm der alchimistischen Arbeiten. Forster stand ihm in ähnlichen Funktionen wie er sie in der Loge ausübte zur Seite.

Er wurde auch hier Redner und zeitweise Schatzmeister und erreichte den 6. Grad des Adeptus major, den neben ihm nur wenige Kasseler Rosenkreuzer erreichten. In der Folgezeit wird deutlich, dass die Zirkelarbeit von auswärtigen hohen Oberen, bestimmt wurde die geheim blieben und mit denen nur der Director mit Hilfe chiffrierter Briefe und Deckadressen korrespondierte. Ein Hauptdirectorium unter Wöllner und Friedrich August von Braunschweig ergriff die Führung der norddeutschen und russischen Rosenkreuzer.

Es wurde eine okkultistische Naturphilosophie gelehrt die sich auf ältere hermetische Traditionen berief die in Büchern barocker Prägung überliefert waren. Sie ging davon aus, dass die Natur von geistigen Wesenheiten beherrscht wird und benutzte alte hermetische Texte als Arsenal im Kampf gegen die neue wissenschaftliche Physik und Chemie. Für den Adepten kam es darauf an, bei seinen Versuchen, die letzten Endes auf die Transmutation niederer Metalle in Gold, mit den Geistern zu kommunizieren und sie sich geneigt zu machen. Dies geschah durch Gebete, Beschwörungen und asketischen Übungen, mit denen die Arbeit im Labor begleitet wurde. Wenn nun, wie meist zu erwarten, ein alchemistisches Experiment auch bei genauer Befolgung der überlieferten Vorschrift scheiterte, so wurde dies nicht etwa der untauglichen Versuchsanordnung zur Last gelegt, sondern der unzulänglichen spirituellen Qualifikation des Adepten.

Dieser musste darauf, statt sein Experiment zweckmäßiger einzurichten, um so intensiver weiter an seiner Geistesreinigung arbeiten, um sich die Geister gewogen zu machen und die Wiederholung des Experiments gelingen zu lassen. Mehr und mehr wurden die beiden Freunde aber desillusionierter und lösten sich nach und nach vom Bann des Ordens. Wie er und Soemmerring, beides geschulte Naturforscher, diesem Okkultismus anheimfallen konnten, sucht er selbst im Rückblick mit der gutgläubigen Neugierde des Unerfahrenen zu erklären. War die Freundschaft zu Soemmerring die eigentliche Triebfeder seines Beitrittes, so fand er nach seiner entbehrungsreichen und an Gefühlsbindung armen Jugend in diesem Kreise einen festen Halt.

Auch kamen ihm, der zu religiöser Schwärmerei neigte, die Andachtsübungen im engsten Kreise vertrauter Brüder sehr entgegen. Schließlich war der Kreis statutenmäßig auf neun bis zwölf Brüder beschränkt und umfasste die Elite der Kasseler Beamten, und Forster konnte es als Auszeichnung betrachten dazu zu gehören. Nach dem er am 19. September 1783 zum letzen Mal an einer Rosenkreuzerkonvention teil genommen hatte, schieden er und Soemmerring aus dem Orden aus. Schon seit dem 25. August war Forster auch der Loge zum gekrönten Löwen ferngeblieben die wegen der Verwirrung in der strikten Observanz ohnehin nur noch selten tagte und im Jahr darauf von einer konkurrierenden Neugründung verdrängt wurde und bald erlosch.

Im Dezember 1783 erhielt Forster einen Brief aus Polen. Es handelte sich um die Berufung an die Universität Wilna auf Anregung eines alten Bekannten, den polnischen Bergrat Johann Peter Ernst von Scheffler. Dieser war ein Günstling des Fürsten Michael Poniatowski des Bruders von König Stanislaus II. von Polen. Er hatte die beiden Forsters 1771 in London kennengelernt.

Das Angebot ging erst an den Vater aber nach exzessiven Forderungen Johann Forsters wurde es dem Sohn unterbreitet. Dieser beriet sich mit seinem zukünftigen Schwiegervater Christian Gottlob Heyne Bibliothekar zu Göttingen und nahm an. Zuvor bedang er sich allerdings eine 5 monatige Forschungsreise, bei schon laufendem Gehalt aus, die er auch antrat. Die Vereinbarung lautete auf 8 Jahre zu einem Gehalt von 400 holländischen Dukaten und freier Wohnung. Nach weiteren 8 Jahren würde er als Emeritus zwei Drittel des Gehaltes weiter beziehen.

Die Ernennung zum königlichen Geheimrat die Ausstattung des Lehrstuhls mit einem botanischen Garten, einem Naturalienkabinett und einer Bibliothek naturkundlicher Bücher. Vor seiner Abreise veröffentlichte er noch seine Abhandlung „Vom Brotbaum“ die ihn den Gelehrten erneut als bedeutender Naturforscher in Erinnerung rief. Ebenfalls vor seiner Abreise verlobte er sich mit Therese Heyne. Allerdings war besprochen, dass er sich vor einer Hochzeit erst einmal in Sarmatien festsetzen sollte, bevor seine junge Frau ihm dahin folgte. Von Göttingen ging die Fahrt nach Zellerfeld. Er kehrte er bei dem Berghauptmann Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra ein und wurde auf herzlichste empfangen und beherbergt. Dort beschäftigten ihn intensive Studien über Theorie und Technik des Bergbaues.

Weiterreisend besichtigte er in Nordhausen Branntweinbrennereien und eine Talkfabrik. Über Roßla, Sangershausen, Eisleben und Merseburg gelangte er pünktlich zur Jubilate-Messe nach Leipzig. Über das Wochenende kam der Vater nach Leipzig mit dem Ergebnis, dass er dem Sohn vom dringend benötigten Reisegeld 100 Taler abschwatzte.

Friedrich Nicolai, in Leipzig als Buchhändler, Zeitschriftenherausgeber und Autor tätig, suchte Georg wiederholt auf. Nicolai hatte die verschiedenen Freimaurersysteme und verwandten Gruppierungen studiert und sich auch in einige aufnehmen lassen. Die Ergebnisse hatte er in einem Manuskript niedergeschrieben das er vertrauenswürdigen Männern zu lesen gab.

Mit paranoidem Argwohn entwickelte er eine Verschwörungstheorie nach der alle Geheimbünde der Zeit auf die Machenschaften des Jesuitenordens zurückzuführen seien. Der war zwar 1773 aufgehoben worden sollte aber nach einem weit verbreiteten Verdacht weiter im Untergrund existieren und konspirativ gegen Protestantismus und Aufklärung agitieren. Demnach seien die Initialen S.I. einerseits wohl die Abkürzung für die „Superiores Incogniti“ die geheimen Oberen der Stricten Observanz und der Rosenkreuzer, in Wirklichkeit aber stünden sie für „Societas Iesu“ den Jesuitenorden.

Forster war tief bestürzt. Der dirigierende Obere der Rosenkreuzer für Norddeutschland residierte in Warschau und im katholischen Polen war der Einfluss der Jesuiten natürlich immens gewesen. Trotz seiner Abkehr von den Rosenkreuzern glaubte er immer noch an ihre weitreichende Macht und glaubte womöglich in böser Absicht nach Polen gelockt worden zu sein und konnte sich nur nach und nach beruhigen.

Über Prag erreichte Forster Ende Juli Wien. Aus Göttingen kannte er den Fürsten Karl Lichnowski bei dem er Wohnung nahm. Der Hofrat und Meister der Wiener Loge „Zur wahren EintrachtIgnaz von Born war ihm schon aus London bekannt und hatte nach der brieflichen Ankündigung seines Eintreffens die Gelehrten der Kaiserstadt enthusiastisch auf ihn vorbereitet. So wurde er in den bedeutendsten Häusern Wiens empfangen und kam mit bedeutenden Wissenschaftlern in Berührung. Am 13.08.1784 wurde er von Ignatz von Born feierlich in die Loge „Zur wahren Eintracht“ aufgenommen die zu jener Zeit das kulturelle und geistige Zentrum des deutschsprachigen Raumes war.

In einem Brief an Soemmering schrieb Forster: „Die Loge Zur wahren Eintracht ist diejenige, welche am allermeisten zur Aufklärung wirkt. Sie gibt ein Journal für Frei Maurer heraus, worin über den Glauben, über den Eid, über die Schwärmerei und über die Ceremonien, kurz über alles freier gesprochen wird, als man bei uns herum thun würde. Die besten Köpfe Wiens unter den Gelehrten und die besten Dichter sind Mitglieder drinnen“…

Am 16. Oktober reiste er weiter nach Wilna wo er am 18. November eintraf. Georg Forsters Aufgabe sollte es sein, den nach der zweiten Teilung Polens übrig geblieben Reststaat wirtschaftlich neu zu organisieren. Jedoch wurden seine großen Hoffnungen enttäuscht. Wilna war zerstört, er bekam keine Mittel für seine Arbeit, der botanische Garten war ein überwuchertes Gärtchen an seinem Haus. Es gab kaum Studenten und keinen geregelten Studienbetrieb. Er fand sich jenseits aller Zivilisation in der geistigen Ödnis gestrandet wieder. Die Post nach Hessen-Kassel brauchte Monate. Unter diesen Umständen war eine weitere Mitarbeit am „Göttingschen Magazin“ und den „Göttingschen Anzeigen“, die er mit gegründet hatte, nicht mehr möglich.

Zu dieser Zeit arbeiteten in Wilna vier Logen. 1. „Die vollkommene Einigkeit“ 2. „Der gute Hirte“ 3. „Der eifrige Litauer“ und 4. „Tempel der Weisheit“ alle unter dem Patent der preußischen GL Royal York zur Freundschaft. Er zog Erkundigungen über die in diesen Logen tätigen Personen und die Arbeiten der Logen ein. Das Ergebnis war so niederschmetternd, dass er in einem Brief an Ludwig Wilhelm Meyer bemerkte: „Nach den Nachrichten die ich eingezogen habe ist mir die Lust vergangen. Eine solch Gesellschaft von Individuen, wovon einer dem Anderen die Plünderung der Cassa, und vielleicht jeder mit Grund vorwirft, ist anderwärts nicht anzutreffen, sie hat mich völlig abgeschreckt. Eine von Wilna gesandte Rede die am 14.03.1784 in der Wiener Loge verlesen wurde ist die letzte freimaurerische Aktivität Georg Forsters.

Etwas erträglicher wurde seine Situation als er im Sommer 1785 nach Göttingen fuhr um am 04. September 1785 seine Verlobte Therese Heyne zu heiraten. Die Hochzeitsreise führte das Brautpaar nach Weimar wo er mit Goethe, Herder und Wieland zusammen kam. In Halle erwarb er den medizinischen Doktorgrad der ihm in Polen einen lukrativen Nebenverdienst sichern sollte. Es gibt jedoch keine Anhaltspunkte, dass er als Arzt praktiziert hat.

Wie durch ein Wunder wurde er aus dem „Exil“ am Ende der Welt und seiner Stellung in Wilna befreit. 1787 bot ihm die russische Regierung die wissenschaftliche Leitung einer 4-jährigen Forschungsreise in die Südsee unter sehr großzügigen finanziellen Bedingungen an. Er sagte sofort zu und informierte seinen Freund Soemmering und bat ihn mitzukommen.

Das Ehepaar Forster reiste nach Göttingen wo die Expedition vorbereitet werden sollte doch der russisch-türkische Krieg machte alle Pläne zunichte. Immerhin erhielt er eine großzügige Abfindung die ihm zunächst ein Leben ohne wirtschaftliche Not gestattete. Schließlich nahm er die Stelle eines Universitätsbibliothekars im katholischen Mainz an, die er ab April 1788 antreten sollte. Er hatte also 6 Monate Zeit um sich bei seinem Schwiegervater Heyne an der Universitätsbibliothek Göttingen auf seine neue Stellung vorzubereiten.

Anfang Oktober 1788 zog die Familie nach Mainz. Neben seiner Bibliotheksarbeit fand Georg Forster genügend Zeit für Übersetzungen und eigene Arbeiten. Schon im Dezember schrieb er „Die Geschichte der englischen Literatur, vom Jahr 1788“. Das Haus Forster wurde zu einer kulturellen Institution in Mainz. Jeder Gelehrte dessen Reiseweg Mainz berührte fand hier freundliche Aufnahme. Jetzt hatte er wieder geistigen Austausch nach der langen Zeit der Entbehrung in Wilna.

Am 14. Juli 1789 begannen mit dem Sturm auf die Bastille die gesellschaftlichen Umwälzungen der französischen Revolution. Unter diesen Umständen plante Forster eine Reise. Vom 25.03. – 11.06.1790 reiste er in Begleitung des jungen Alexander von Humboldt nach England. Sie fuhren rheinabwärts und machten Station in Koblenz, Köln und Aachen.

Im Fürstbistum Lüttich das sich gegen seinen Herrn erhoben hatte erlebten sie die preußische Besetzung. Auch in den österreichischen Niederlanden herrschte Aufruhr und es hatte sich ein belgischer Freistaat gegründet der mit wohlwollender Begleitung Preußens Krieg gegen die österreichischen Truppen führte. Über Lille das ihnen einen ersten Eindruck vom revolutionären Frankreich gab kamen sie nach Dünkirchen. In Barken und zweirädrigen Karren fuhren sie entlang der Küste über Ostende, Brügge und Gent nach Antwerpen. In London angekommen musste er feststellen, dass durch das Verhalten seines Vaters der Name Forster dort für immer beschädigt war. So unterließ er die Besuche, für die er Empfehlungsschreiben hatte, ganz.

Lediglich beim Londoner Buchhandel konnte er wieder Beziehungen anknüpfen die ihm später zu statten kommen sollten. Da der Urlaub Forsters fast abgelaufen war reisten sie ohne Aufenthalt über Dover und Calais nach Paris wo sie die Vorbereitungen des Föderationsfestes auf dem Marsfeld zur Feier des ersten Jahrestages des Sturms auf die Bastille miterlebten. Zum Fest selbst konnten sie leider nicht mehr bleiben. Auf der raschen Fahrt durch Frankreich konnten sie immerhin feststellen, dass die Revolution hier festen Fuß gefasst hatte. Am 11. Juli 1790 kamen sie wieder in Mainz an. Die Erlebnisse dieser Reise hielt er in dem Buch „Ansichten vom Niederrhein“ fest dessen Publikation ein großer Erfolg wurde.

Nach Ausbruch des Krieges mit dem Österreich und Preußen die Monarchie in Frankreich retten wollten, verbrachte Goethe der mit den deutschen Truppen reiste, zwei Tage im Hause Forster. Doch die preußische Armee wurde geschlagen und am 21. 10. 1792 wurde Mainz von den französischen Revolutionstruppen besetzt. Der Kurfürst der Adel und die hohe Geistlichkeit waren rechtzeitig geflohen. Die neue Situation im eroberten Mainz zwang Forster zu einer Umorientierung die ihm keinesfalls leicht fiel. Aus der Tatsache, dass der französische General Custine den rechtsrheinischen Vorort Castel befestigen ließ schloss er, dass Frankreich die Rheingrenze halten wolle. Er machte sich Sorgen um seine Zukunft da der Erhalt der Universität keineswegs gesichert war. Unter diesen Umständen trat er der „Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit“ bei, wie der Mainzer Jakobinerklub sich nannte. Hier trat er für eine freie Republik Mainz ein. Im März 1793 fanden die ersten freien Wahlen zum Rheinisch-deutschen Nationalkonvent statt, die politische Verbindung zum Heiligen römischen Reich deutscher Nation wurden mit dieser „demokratischen Wahl“ aufgehoben. Am 21.03.1793 hielt Georg Forster vor dem Konvent seine „Rede über die Vereinigung des rheinisch-deutschen Freistaats mit der Frankenrepublik“.

Die darin propagierte Angliederung an das revolutionäre Frankreich wurde angenommen und Georg Forster als Leiter einer 3-köpfigen Delegation zum französischen Nationalkonvent entsandt um den Angliederungswunsch zu unterbreiten. Am 30.03.1793 wurde diesem Wunsch im Beisein der deutschen Delegation entsprochen. Am gleichen Tag aber wurde Mainz von preußischen Truppen besetzt. Der Erzbischof übernahm wieder die Regierung und alle Jakobiner wurden aufs heftigste verfolgt.

Georg Forster musste in Paris im Exil bleiben. Als deutscher Deputierter erhielt er ein kleines Gehalt und stellte sich für Einzelaufträge in den Dienst der Revolution. Durch seine alte Mitgliedschaft in der Loge „Les neuf Soeurs“ fand er auch hier wieder einen Kreis von angesehenen Gesprächspartnern. Schon Anfang Dezember 1793 erkrankte er schwer an einer Gicht die er sich durch den Skorbut auf der Weltumsegelung erworben hatte. In Verbindung mit einer Lungenentzündung starb er am 10. Januar 1794 mit 39 Jahren. Es gab keine Totenfeier und niemand weiß wo er in Paris begraben ist.

Durch diesen letzten Abschnitt seines erfüllten Lebens wurde das Werk dieses großen Mannes negativ belastet. Die Vertreter des idealistischen Humanismus, deren Vertrauter er lange Zeit war, distanzierten sich von ihm. Auch die Rezensenten seiner Werke der kommenden 200 Jahre blieben bei dieser negativen Tendenz. Sein freimaurerisches Wirken, blieb üblicherweise unerwähnt.

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