Feldlogen und Militärlogen: Chronologisches Verzeichnis

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Aktuelles

Feld- und Militärlogen/Marineloge am Tag der Deutschen Einheit 2024 im Logenhaus Hannover

Zum ersten Mal seit der Gründung haben sich die drei Militärlogen der GNML3WK am 03.10.2024 zum Tag der deutschen Einheit zu einer gemeinsamen TA in Hannover getroffen. Auf Einladung der JL Wilhelm zur deutschen Treue haben sich die FML Henning von Tresckow i.O. Potsdam, Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim i.O. Augsburg und die Marineloge Alfred Kranzfelder i.O. Rostock auf diesen Tag vorbereitet. Der Empfang der 74 Brüder vieler Obödienzen begann bei Kaffee und Kuchen um 15:00 Uhr in einer heiteren Atmosphäre. Die Tempelarbeit, an der auch der Nationalgrossmeister der GNML3WK mit Brüdern aus dem Bundesdirektorium teilnahmen, wurde von den drei MvSt der Militärlogen geleitet. Die Rede führte in die Historie und die Neugründung ein und ging auf die Namensgeber der drei Logen ein. Allesamt Widerstandskämpfer gegen Adolf Hitler. Das Ritual der FML und die Anwesenheit vieler Brüder in Uniformen hat anschließend zu vielen positiven Gesprächen an der Tafel geführt. Für die teilnehmenden Brüder war es ein eindrucksvolles Erlebnis. Es wurde zudem, wie in den Festarbeiten üblich, zum Wohle einer cartitativen Einrichtung gespendet. Durch eine Aufstockung durch Freimaurer helfen e.V. konnte somit 1000€ an das Bundeswehrsozialwerk für die Aktion Sorgenkinder gespendet werden. Das nächste Jahr werden wir wieder am 3. Oktober 2025 eine gemeinsame Arbeit gestalten. Auf Einladung der JL zu den drei Rosen im Orient Hamburg.

=== Rede zur gemeinsamen Arbeit der drei FML in Hannover am 03.10.2024 ===

Genehmigte Veröffentlichung

Wir begehen heute einen besonderen Tag der Freude hier im Orient Hannover. Erstmalig in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland sind die aktiven Feld- und Militärlogen versammelt an einem Ort, vereint in einer gemeinsamen Arbeit. Die anwesenden Militärlogen sind vergleichsweise junge Loge in Anbetracht der teilweise mehr als 200-jährigen Geschichte örtlicher Freimaurerlogen.

Im Januar 2011 wurde in Deutschland wieder erstmalig in der Republik eine Feld- und Militärloge gegründet. Diese erste Loge im Orient Potsdam nennt sich nach dem führenden Kopf des Widerstands gegen Adolf Hitler vom 20. Juli 1944, Generalmajor Henning von Tresckow. Es folgte im Monat 2016 die Gründung der Feld- und Militärloge „Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim“ im Orient Augsburg. Der Name zeigt an, dass sie ebenfalls dem militärischen Widerstand im Dritten Reich verbunden ist.

Die Feld- und Marineloge „Alfred Kranzfelder“ folgte als derzeit jüngste im Dreierbund mit ihrer Gründung im Orient Rostock im September 2018. Auch hier ist der Namensgeber einer der Akteure des Widerstandes vom 20. Juli 1944.

In der Tat ein Tag der Freude für uns und insbesondere die hier ver- sammelten und vereinten Brüder der drei deutschen aktiven Militärlogen, ebenso ein Tag zum Inne halten und uns darauf erneut zu besinnen, wer wir sind, woher wir kommen und was uns leitet.

So will ich Euch, geliebte Brüder alle, mit den folgenden Worten an die Hand nehmen und gemeinsam den historischen Kontext der deutschen Feld-, Militär- und Marinelogen betrachten, die sich am heutigen Tag im Orient Hannover zur gemeinsamen Arbeit brüderlich versammelt haben.

Wer sind wir

Die Logen arbeiten grundsätzlich auf zwei unterschiedliche Arten. Als Feldloge auf der einen und als Militärloge auf der anderen Seite. Als Militärloge sind wir, wie jede andere Loge unter dem Dach der Ver- einigten Großlogen von Deutschland (VGLvD), an einem festen Ort tätig. Die Militär- bzw. Marineloge unterscheidet sich also nicht von an- deren Johannislogen. Sie spricht in erster Linie Freimaurer an, die im Umfeld unseres Orients Potsdam, Augsburg und Rostock wohnen und so die Möglichkeit haben, an den Arbeiten regelmäßig teilzunehmen. Grundsätzlich ist die Mitgliedschaft aber für alle möglich, zum Beispiel im Status eines "Ständig besuchenden Bruders". Als Feldloge arbeiten wir bundesweit. Anders als die Feldlogen alter Tage wird diese Loge ihre Existenz nicht davon abhängig machen, ob sich die Bundesrepublik Deutschland in einem kriegerischen Konflikt befindet. Sie ist eine ständige Einrichtung und diese ambulante Variante geht symbolisch auf Wanderschaft und arbeitet quasi „unter- wegs“.

Woher kommen wir

Die Ausbreitung der Freimaurerei auf der Welt ist in erster Linie irischen und britischen Militärlogen zu danken, die sich im 18. Jahrhun- dert bei zahlreichen Regimentern bildeten. Der erste Stiftungsbrief, den eine solche Loge erhielt, wurde 1732 von der Großloge von Irland erlassen. Er ermächtigte zur Gründung einer Regimentsloge im ersten Fußregiment, das ausschließlich aus Iren bestand. Zahlreiche andere ambulante Gründungen folgten. Zwischen 1732 und 1755 wurden von den drei britischen Großlogen bereits 29 Militärlogen gestiftet.

In der Geschichte der vergangenen Jahrhunderte verstand man unter einer Feldloge eine ambulante Freimaurerloge. Sie ist nicht an einen festen Ort gebunden. Im Gegensatz zu einer Militär- oder Regimentsloge besteht sie nur im Krieg. Nach dessen Ende besteht sie nicht fort oder sie wird zu einer regulären, stationären Einrichtung. Eine Militärloge vereinigte zum Beispiel die Brüder Offiziere einer Garnison in ih- rem Tempel, Regimentslogen beschränkten sich auf Soldaten nur eines Verbandes.

Ebenso eine große Rolle spielten die Feld- und Militärlogen im Frankreich der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Matrikel des Grand Orient de France (GOF) von 1789 verzeichnete 69 Militärlogen, darunter eine Anzahl in den verbündeten Regimentern (Bayern, Schweizer, Hessen usw.) Die freimaurerischen Zeremonien und Treffen der Feldlogen fanden in Zelten oder anderen Provisorien statt, die mit Ritual- gegenständen der Freimaurer ausgestattet waren. Eigene Bijous wurden aus militärischen Orden gefertigt. Schließlich trafen sich in den Feldlogen auch Brüder verfeindeter Kriegsparteien. In Bedrängnis geratene Kriegsgefangene gaben sich mittels Hilfezeichen zu erkennen und erhielten Hilfe. Solche Begebenheiten klingen sehr hoffnungsfroh, waren sicher selten, wurden aber von der Propaganda Ludendorffs beispielhaft hochgespielt und zu einer der Wurzeln der Dolchstoßlegende. Brüderliches Verhalten dem Feinde gegenüber galt eben als Verrat, nicht als Zeichen der Menschlichkeit. Eine weitere Rolle spielen die Kriegsgefangenenlogen, von denen in der Geschichte der deutschen Logen zweimal die Rede ist. „La Parfaite Union“ wurde 1761 von österreichischen und württembergischen kriegsgefangenen Offizieren in Magdeburg gegründet und 1762 nach Königsberg in Ostpreußen verlegt. Ab 1779 Militärloge in Aschersleben, wurde sie 1884 geschlossen. Ende 1758 gründeten französische Kriegsgefangene unter Führung des Marquis Filley de Lerneu mit Genehmigung der Großen Königlichen Mutterloge in Preußen, genannt zu den drei Weltkugeln (GKM, heute GNML „3WK“) in Berlin eine Kriegsgefangenenloge unter dem Namen „La Fidelité“, die keine Aufnahmen vollziehen durfte und bis zur Auswechslung der Gefangenen bestand. Wie ist die skizzierte Vergangenheit mit dem heutigen Dasein, mit der Gegenwart verknüpft? Noch heute gibt es unter den deutschen Logen vier, die aus Feld- beziehungsweise Militärlogen hervorgegangen sind. Im Siebenjährigen Krieg kam, mit den schwedischen Truppen, die 1761 von Eckloff eingesetzte Loge der schwedischen Armee nach Vorpommern. Aus dieser Loge ging die Loge „Carl zu den drei Greifen“ in Greifswald hervor, reaktiviert 2003 unter der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland (GLL FvD), auch Freimaurerorden ge- nannt. Am 24. Februar 1770 wurde in Berlin die Loge „Zum Flammenden Stern Nr.62“ gegründet. Mit Urkunde vom 16. Dezember 1778 wurde sie zur Militärloge i. Or. Landeshut (Schlesien) deklariert. Nach Ende des bayerischen Erbfolgekrieges 1777/78 kehrte sie nach Berlin zurück, wo sie noch heute als Tochter-Loge der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ (GNML „3WK“) arbeitet. Am 19. Februar 1821 wurde in der Bundesfeste Luxemburg die Feldloge „Blücher von Wahlstatt Nr. 296“ gegründet. Benannt wurde sie nach dem preußischen Feldmarschall Gebhard Leberecht Blücher von Wahlstatt, der zwei Jahre zuvor verstorben und unter anderem Angehöriger der Feldloge Nr. 1 in Schwedt war, die von 1811 bis 1814 ar- beitete. Am 24. September 1867 wurde sie in Charlottenburg zu einer stehenden Loge umgewandelt. Abgesehen von der obligaten „tausendjährigen“ Pause zwischen 1935 bis 1945 hat sie bis heute Be- stand, als Tochter-Loge der Großen National-Mutterloge. Am 2. Oktober 1915 erhielt die Feldloge „Frisia zur Nordwacht Nr. 650 im Orient Westerland auf Sylt das Licht. Am 22. März 1919 wurde sie zur stehenden Loge. Wir finden sie noch heute als Mitglied der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.

Was uns leitet

Die Feld-, Militär- und Marinelogen sind keine Soldatenlogen. Es geht auch nicht einfach darum, freimaurerisch zu arbeiten. Diese Logen wenden sich an alle Brüder und an alle Suchenden, die sich für den Themenkomplex „Demokratisch verfasstes Militär im 21. Jahrhundert und seine Verantwortung“ interessieren, ausgehend von dem Bewusstsein, dass es ohne Übernahme von Verantwortung keine Freiheit geben kann. Die Einladung zur Mitgliedschaft richtet sich nicht nur an Uniformträger. Natürlich wendet sie sich nicht zuletzt an die Militärs aller Nationen am Standort Deutschland, aktiv, in der Reserve oder au- ßer Dienst. Die Verantwortung des Einzelnen für die Gemeinschaft, die Stärkung verantwortlichen Handelns eines mündigen Bruders dort wo er steht, notfalls im Gegensatz zu wohlfeiler öffentlicher Meinung, ist das Ideal, dem die Brüder dieser Loge folgen. Dieser Menschlichkeit haben sich die Freimaurer verschrieben. Für sie wäre die Hilfe im afghanischen Kunduz ebenso selbstverständlich wie für die Soldaten der Bundeswehr, die das tatsächlich machen. Es gibt also neue Berührungspunkte mit dem Wirken unserer Streitkräfte im internationalen Einsatz, der handfesten geopolitischen Interessen einer größeren Gruppe von Nationen folgt, aber eben auch der Verbrei- tung von Humanität und der Idee der Freiheit unter dem Schutz der Waffen der westlichen Wertegemeinschaft.


Die Ablehnung von Gewalt und Krieg ist schon in den Alten Pflichten der Freimaurerei definiert: „Der Maurer ist ein friedliebender Bürger des Staates, wo er auch wohne oder arbeite. Er darf sich nie in einen Aufstand oder eine Verschwörung gegen den Frieden oder das Wohl seiner Nation verwickeln lassen und sich auch nicht pflichtwidrig gegenüber nachgeordneten Behörden verhalten. Denn, gleichwie Krieg, Blutvergießen und Verwirrung der Maurerei immer nachteilig gewesen sind, so hatten in alten Zeiten Könige und Fürsten die Bruderschaft stets wegen ihrer Friedensliebe und ihrer Treue zum Staat gefördert.“


Die ethischen Prinzipien der Freimaurerei und der Austausch mit der zivilen Gesellschaft sind für die Beteiligten von immenser Bedeutung! Durch die Arbeit am rauen Stein erhält der Soldat einen ethischen Kompass der bei der Ausübung des Berufs, nicht nur im Frieden, sondern gerade auch im Krieg eine hohe Relevanz hat. Militärlogen haben im Lauf der Geschichte eine wichtige Rolle in Kriegen gespielt. Die American Union Lodge hat im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und die Europäischen Logen in der Zeit der Napoleonischen Kriege haben zur Aufrechterhaltung der Moral und auch des Respekts vor dem Gegner beigetragen und den Soldaten die Möglichkeit gegeben, sich persönlich zu entwickeln. Zeiten haben sich geändert, der hohe Anspruch an die Integrität des Menschen nicht.

Das Bijou als unverwechselbare Abzeichen der Loge

Die Bijous unserer Logen sind artverwandt gestaltet und allen dreien gemein ist die Aufbringung von Johanniterkreuz, Blücherstern und dem Eisernen Kreuz.

Ich möchte die Symbolik am Beispiel des Bijous der „Henning von Tresckow“ erläutern.


Aufgebracht ist der Blücherstern auf einem weißen Johanniterkreuz mit feinem Goldrand. In der Kombination mit dem weißen Kreuz als Zeichen von Fürsorge und Mildtätigkeit soll der Ordenscharakter relativiert und um eine zivile Bedeutung ergänzt werden. Dies zu verstärken, tragen wir das Bijou an der zivilen Ausführung des ursprünglichen Or- densbandes, weiß, mit schwarzer Einfassung, der Version für die Nicht-Kombattanten. Soldaten trugen das Eiserne Kreuz am schwarzen Band mit weißer Einfassung. Damit zeigen wir, dass wir keine Sol- datenloge sind, die Brüder und Suchende ohne Uniform ausschließen will. Winkel und Zirkel als universelles Zeichen der Freimaurer sind auf schwarzem Grund am unteren Ende des Bandes, direkt über dem Bijou angebracht. Die Rückseite des Bijous zeigt den Orient, das Gründungsdatum und das Motto der Loge: „sapere aude“. Sapere aude ist lateinisch und bedeutet in der Übersetzung Kants: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“.


In diesem Motto wird abermals ein Bezug zu unserem Namensgeber gesehen. Neben dem allgemeinen Bezug zum Militär ist eine Anknüpfung an die Preußischen Militärreformen beabsichtigt, mit ihrer Auswir- kung auf die deutschen Streitkräfte unserer Tage, deren Logo das Eiserne Kreuz ist. Das Eiserne Kreuz steht sinnbildlich für die erste Wehrpflichtarmee auf deutschem Boden und für viele Tugenden, die auch die Freimaurerei für sich in Anspruch nimmt. Als Vorbild diente das Zeichen des Deutschritterordens. Der Entwurf für das Eiserne Kreuz stammte von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen höchstselbst, die endgültige Ausführung nahm Karl Friedrich Schinkel vor. Beide waren Freimaurer. Der Orden war die erste militärische Auszeichnung in Europa, die ohne Ansehen des Standes, einerlei ob Offi- zier, Unteroffizier oder Mannschaftsdienstgrad, vergeben wurde. Auch die Freimaurerei führt Menschen aus allen Schichten auf gleicher Ebene zusammen. Im Gegensatz zu vielen anderen Militärorden der Ära wurde beim Eisernen Kreuz bewusst auf wertvolle Materialien verzichtet. Die Auszeichnung aus einfachen schwarzem, mit Silber eingefassten Gusseisen stand symbolisch für die ritterliche Pflichterfüllung und Zurückhaltung eines preußischen Soldaten, wieder Tugenden, die auch in der Freimaurerei einen hohen Stellenwert genießen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition ist das Eiserne Kreuz am 24. September 1956 von Bundespräsident Theodor Heuss als Erkennungszeichen für die Luft- und Kampffahrzeuge der Bundeswehr be- stimmt worden. Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Frei- heitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit.

Unsere Namenspatrone

Die Namenspartone unserer Logen sind Soldaten, welche sich dem verbrecherischen Regime der NS-Diktatur entgegenstellten und dieses mit Ihrem höchsten Gut, mit ihrem Leben, bezahlten.

Alfred Kranzfelder

Alfred Kranzfelder war Verbindungsoffizier der Seekriegsleitung zum Auswärtigen Amt und hatte dadurch profunde Kenntnisse zur ausweglosen Situation, in der sich Deutschland damals befand. Er schloss sich dem Widerstand an und bezahlte seine Einstellung mit seinem jungen Leben, am 10.August 1944, mit nur 36 Jahren. Die Feld- und Marineloge „im Orient Rostock“ hatte gar keine andere Wahl, als diesen, weithin unbekannten jungen Korvettenkapitän zu ihrem Namensgeber zu wählen. Er steht wie kein zweiter Offizier der damaligen Reichsmarine für die Philosophie, die die heutigen deutschen Streitkräfte prägen, entworfen von Wolf Graf von Baudissin, einem sehr engen Freund Henning von Tresckows, des zentralen Kopfes des militärischen Widerstands gegen Adolf Hitler. Alfred Kranzfelder hat gemeinsam mit den anderen Männern und Frauen des 20. Juli 1944 gewagt aufzubegehren gegen ein unbesiegbar erscheinendes Unrechtsregime, seinen eigenen Untergang und die Auflösung seiner eigenen Familie in Kauf zu nehmen. Er opferte sein Leben, weil er kein Mitläufer war, weil er sich seinen freien Willen bewahrt hat und für seine tiefen inneren Überzeugungen einstand. In sei- ner Tradition soll die Loge ein Ort des freien Meinungsaustausches, der kritischen Auseinandersetzung mit kulturellen und gesellschaftlichen Fragen und der Begegnung sein. Kranzfelder wurde am 24. Juli 1944 verhaftet und am 10. August 1944 von Roland Freisler vor dem Volksgerichtshof wegen Hoch- und Landesverrat zum Tode verurteilt.

Merz von Quirnheim

IPSE FECI – ICH HAB ES GETAN


Die dramatischen Ereignisse des 20. Juli sind zu bekannt, als dass sie hier noch einmal ausführlich nacherzählt oder analysiert werden müssten. Das Faktum war das Scheitern des Attentats, das alle anderen Entwicklungen dieses Schicksalstages bestimmen sollte. Zu diesen Entwicklungen gehört Stauffenbergs außerplanmäßig verspätetes Eintreffen im Bendlerblock, nachdem er vormittags die Bombe in der Wolfschanze abgesetzt hatte. Wichtige Zeit war verstrichen, die Verwirrung im Allgemeinen Heeresamt groß, weil durchgesickert war, dass Hitler den Anschlag überlebt hatte. Um 17 Uhr ging Olbricht zu Fromm, um ihn noch einmal zu stellen, unterstützt diesmal von Stauffenberg, als Fromms Chef des Stabes. Triumphierend teilte Olbricht dem BEFEHLSHABER des Ersatzheeres mit, Stauffenberg sei tatsächlich Augenzeuge der Explosion gewesen und wisse mit Bestimmtheit, dass Hitler tot sei. ‚Das ist doch unmög- lich’, sagte Fromm zu Stauffenberg, ‚Keitel hat mir das Gegenteil versichert. ’ ‚Der Feldmarschall Keitel lügt wie immer’, antwortete Stauffenberg ungehalten. ‚Ich habe selbst gesehen, wie Hitler tot aus der Baracke getragen wurde. ’ ‚Angesichts der Lage haben wir den Alarmbefehl für den Fall innerer Unruhen [Walküre, d.A.] an die stellvertre- tenden Generalkommandos gegeben’, setzte Olbricht hinzu. Daraufhin sprang Fromm wütend auf. Er schlug mit der Faust auf den Tisch und schrie: ‚Das ist glatter Ungehorsam! ’ ‚Was heißt “Wir” ? Wer hat den Befehl gegeben? ’ ‚Mein Chef des Stabes, Oberst Mertz von Quirnheim. ’ ‚Holen Sie sofort Oberst Mertz! ’.


Mertz von Quirnheim gab sofort zu, dass er den Alarmbefehl ausgegeben habe.“ Eine Chance war ja bereits eine Woche früher vertan wor- den: „Als am 15. Juli von Generaloberst Beck und General Olbricht die Ausführung des Attentats untersagt wurde, weil Himmler nicht an der Besprechung im Führerhauptquartier teilnahm, war es Mertz, der Stauffenberg zur Durchführung drängte, da er alle Vorbereitungen für die Herausgabe der Befehle getroffen hatte.“ Sein Drängen gegenüber den Zauderern, sein Mut, im Ungehorsam „Walküre“ ausgelöst zu haben, sein konsequentes Einstehen bei General Fromm „ICH HAB ES GETAN“ heben Mertz von Quirnheim in die erste Reihe des militärischen Widerstands. Der spätere Generalinspekteur der Bundeswehr, Ulrich de Maizière, damals Generalstabsof- fizier beschrieb ihn so: „Mertz von Quirnheim war mein direkter Vorgesetzter. Er war sehr intelligent und ungewöhnlich rasch in der Auffas- sungsgabe. Er führte am langen Zügel und ließ den Mitarbeitern viel Freiheit. Er war auch sehr selbstkritisch. Gegenüber Vorgesetzten war er unbekümmert, bis hin zur Frechheit. Dies zeigten sein selbständiges Denken und seine Unabhängigkeit. Wenn er eine Schwäche hatte, war es, dass er Wärme weniger zeigte – im Gegensatz zu seinem Freund Stauffenberg.“ Die Einsamkeit des Soldaten als Führungskraft bei un- teilbarer Verantwortung braucht Zivilcourage. Deren Anwendung forderte von Mertz von Quirnheim schier Unbeschreibliches an Mut und Entschlossenheit zur Tat. Die Einflechtung seines Namens in den dieser Loge fand sehr viel Sympathie unter den Brüdern, die im Angeden- ken an ihn die Gründung der Feld- und Militärloge „Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim i. Or. Augsburg“ betrieben haben. Noch in der Nacht des 20. Juli 1944 wurde Mertz von Quirnheim zusammen mit Claus Graf Schenk von Stauffenberg, General der Infan- terie Olbricht und Oberleutnant Werner von Haeften von regimetreuen Militärs überwältigt und auf Veranlassung von Generaloberst Friedrich Fromm, der seine eigene Mitwisserschaft zu verschleiern versuchte, im Hof des Bendlerblocks standrechtlich erschossen.

Henning von Tresckow

Er ist maßgebend an der Planung des Anschlags vom 20. Juli 1944 beteiligt, ebenso wie für die drei vorher fehlgeschlagenen Attentatsversuche. Obwohl er persönlich ein Scheitern der "Operation Walküre" für wahrscheinlich hält, befürwortet er dennoch den Anschlag, um vor der Welt und vor der Geschichte zu zeigen, dass es Offiziere gab, die sich entschieden, den Verbrechen Hitlers in den Weg stellten. So sagt Tresckow zu Stauffenberg im Juni 1944: "Das Attentat muss erfolgen, Coute que Coute. Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt hat." Tresckow zu seinem Adjutanten Schlabrendorf am 21. Juli 1944, nach- dem er die Nachricht vom gescheiterten Attentat erhalten hatte: „Jetzt wird die ganze Welt über uns herfallen und uns beschimpfen. Aber ich bin nach wie vor der felsenfesten Überzeugung, dass wir recht gehandelt haben. Ich halte Hitler nicht nur für den Erzfeind Deutschlands, sondern auch für den Erzfeind der Welt. Wenn ich in wenigen Stunden vor den Richterstuhl Gottes treten werde, um Rechenschaft abzulegen über mein Tun und mein Unterlassen, so glaube ich mit gutem Gewissen das vertreten zu können, was ich im Kampf gegen Hitler getan habe. Wenn einst Gott Abraham verheißen hat, er werde Sodom nicht ver- derben, wenn auch nur zehn Gerechte darin seien, so hoffe ich, dass Gott auch Deutschland um unsertwillen nicht vernichten wird.

Niemand von uns kann über seinen Tod Klage führen. Wer in unseren Kreis getreten ist, hat damit das Nessushemd angezogen. Der sittliche Wert eines Menschen beginnt erst dort, wo er bereit ist, für seine Überzeugung sein Leben hinzugeben.“ Als Henning von Tresckow vom Scheitern des Anschlags erfährt, begibt er sich am 21. Juli 1944 in die Gegend von Bialystok und nimmt sich in einem entlegenen Frontabschnitt mit einer Granate das Leben, um Folter, einem Schauprozess und der Todesstrafe zu entgehen. Generalmajor Henning Hermann Robert Karl von Tresckow hinterließ seine Frau Erika und vier Kinder.

Fazit

Zum Abschluss wage ich den Versuch, den Widerstand von vor achtzig Jahren in eine Handlungsoption in unserer heutigen Zeit zu übertragen: Einstehen für die eigenen Überzeugungen, geleitet von einem humanistischen Menschenbild und in Liebe und Respekt verbunden sein mit seinen Mitmenschen. Einstehen, Aufstehen und Aufrecht Stehen. Auch im Wind. Auch im Sturm. Sehr ehrwürdiger Meister vom Stuhl, dieses beschließt unsere Rede, die in einer gemeinschaftlichen Vorbereitung zur heutigen Arbeit erstellt wurde. Sapere aude!

Feldlogen und Militärlogen: Chronologisches Verzeichnis

ausgearbeitet von "Kater"


Feldlogen

Gründungs-
jahr
Gründungs
-tag
Orient Logenname Quelle
1762 23.07. Stralsund »La Charite« Geppert S. 22
1796 ? Hannover »Johannes zum Degen« 
+ 1801 von Hoya hierher verlegt
Bröcker S. 40
1796 ? Hoya »St. Johannes zum Degen«, ProvL v Hann.
(s. vorstehend)
Bröcker S. 40
1797 ? Hannover »Feldloge von 1797«, GLLdFvD + ? Bröcker S. 40
1811 29.05. Schwedt »Feldloge Nr. I«, GLLdFvD + Ende 1814 Bröcker S. 52
1812 ? Coblenz »Friedrich zur Vaterlandsliebe«, 3WK + ? Bröcker S. 54
1812 17.02. Cassel »Mars, Minerva u. Karl zur Treue« Geppert S. 30
1812 17.05. Königsberg-Pr. »Friedrich zur Vaterlandsliebe « Geppert S. 30
1813 ? Gnadenfrei -Schl. »Feldloge Nr.2(suum cuique)« Geppert S. 30
1813 ? unbekannt »Zum eisernen Kreuz « Geppert S. 30
1815 30.06. Mainz »Wilhelm zum eisernen Kreuz« GL RY.
Wurde 1816 eine permanente Loge;
vereinigte sich mit der Loge
»Ludwig zur Ein­tracht«. (s. Seite 93 Mainz)
Bröcker S. 56
1815 30.06. Mainz »Zum eisernen Kreuz« Geppert S. 30
1815 02.11. Rouen, Frankr. »Feldloge Nr. 3« Geppert S. 30
1816 10.06. Torgau »Friedrich Wilhelm zum eisernen Kreuz«,
GLLdFvD + 1826. Zuerst 1813 als Feldloge ge­gründet
und bis 1818 in Erfurt arbeitend,
dann 22.10. 1819 nach Torgau verlegt, (s. u. Bonn)
Bröcker S. 56
1816 10.06. Bonn » Fünf Punkte « GvD
(N104)(M76) aks
»Friedrich Wilhelm zum eisernen Kreuz«
Geppert S. 78
1816 05.09. Bonn »Friedrich Wilhelm zum eisernen Kreuz«,
reaktiviert 25.5.1857 GLLdFvD (s. 1818 Erfurt)
Bröcker S. 57
1816 07.10. Conde, Frankr. »Adolphus zur deutschen Einigkeit« Geppert S. 31
1817 19.10. Coblenz »Friedrich zur Vaterlandsliebe«*, 3WK,
von 8.6.1826 einige Zeit inaktiv.
Aus I'Union desiree(s.805) u. Feldloge
»Friedrich zur Vaterlandsliebe« (s. 1812) gebildet.
Bröcker S. 58
1818 15.11. Erfurt »Friedrich Wilhelm zum eisernen Kreuz« GLLdFvD
20.10.1819 nach Torgau verlegt
Bröcker S. 59
1821 15.10. Luxemburg in Lux. »Blücher von Wahlstadt «
Vgl. Matr. Nr. 296
Geppert S. 31
1850 12.12. Potsdam »Zum siegenden Adler« Geppert S. 33
1915 16.06. Metz »Moselwacht in Metz« Geppert S. 40
1915 16.01. Lüttich-Belgien »Zum eisernen Kreuz « Geppert S. 39
1915 14.03. St. Quentin-Frankr. »Zum aufgehenden Licht an der Somme« Geppert S. 39
1915 08.11. Warschau-Polen »Zum eisernen Kreuz im Osten« Geppert S. 40
1916 08.03. Brüssel-Belgien »Stern von Brabant« Geppert S. 40
1916 11.03. Kowno-Litauen »Deutsche Wacht an der Memel« Geppert S. 40
1916 26.04. Wilna-Litauen »Wilna zum flammenden Schwert « Geppert S. 40
1916 11.06. Mitau-Lettland »Zum deutschen Schwert im Osten 1« Geppert S. 40
1916 18.10. Libau-Lettland »Anker und Schwert« Geppert S. 40
1917 10.02. Westerland »Frisia zur Nordwacht« 
Vgl. Matr. Nr. 650
Geppert S. 40
1917 25.04. Bukarest-Rumänien »Carmen Sylvia zur deutschen Treue« Geppert S. 40
1917 08.12. Riga-Lettland »Hanseatentreue« Geppert S. 40
1918 21.07. Antwerpen-Belgien »Gral an der Schelde« Geppert S. 40
1918 07.08. Bialystok-Litauen »Deutsche Säule in Litauen« Geppert S. 40

Militärlogen

Gründungs-
jahr
Gründungs
-tag
Orient Logenname Quelle
1743 ? Frankfurt M. »Militärloge«, vereinigte sich
17.1.1744 mit der Loge »Zur Einigkeit«
Bröcker S. 08
1756 ? Mainz »De la Verteu« Geppert S. 22
1757 ? Braunschweig »Zu den 3 Lilien«,
franz. Militärloge (Winkelloge + 1760)
Bröcker S. 12
1758 ? Berlin »Fidelite«, Militairloge,
gestiftet von Lerney +?
Bröcker S. 13
1760* ? Stettin »Union« 
von österr. Offi­zieren gestiftet
Bröcker S. 14
1762* 05.03. Königsberg Pr. »La parfaite Union« Militairloge, 3WK +1764. Bröcker S. 14
1762* 05.03. Magdeburg »La parfaite Union« Vgl-Matr. Nr.47 Geppert S. 22
1762 29.05. Frankfurt a. M. »L'Union militaire du Regiment Royal Deux-Ponts« Geppert S. 22
1762 ? Magdeburg »Zur unverfälschten Weisheit«, Militär-Winkelloge Bröcker S. 15
1762 ? Magdeburg »Zur Einsamkeit«, Militair-Winkelloge Bröcker S. 16
1765 26.12. Magdeburg »Zu den drei Säulen« Geppert S. 23
1770 24.02. Berlin »Zum Flammenden Stern«
vorübergehend Militärloge, Vgl-Matr. Nr. 62
Geppert S. 23
1771 ? Freiberg (Sachs) »Pour la Vertu« Geppert S. 23
1783 ? Tarnow-Polen »Zu den drei roten Bändern im goldenen Felde« Geppert S. 26
1803 ? Hannover »La Reunion des Amis d' Hanovre« Geppert S. 28
1805 ? Bonn »Les Freres courageux « Geppert S. 28
1805 ? Ulm-Donau »Aux Freres de la grand Armee« Geppert S. 29
1806 ? Saarlouis »Les Amis reunis de la Sarre« Geppert S. 29
1807 ? Magdeburg »Des enfants de Napoleon«,
franz. Militärloge. +?
Bröcker S. 47
1807 28.05. Ebernach-b. Cochem »De l' Union « Geppert S. 29
1807 ? Berlin »De la Reunion « Geppert S. 29
1812 ? Rostock Meckl. »Sincere Amitie«,
vom 15. leichten Infant. Regiment
französ. Militärloge
Bröcker S. 54
1812 ? Rostock Meckl. »Charles Napoleon«,
vom 33. Infant. Regiment
französ. Militärloge.
Bröcker S. 54
1822 28.01. Stade »Adolphus zur gekrönten Tugend« Geppert S. 31
? ? Berlin »De la Reunion«, franz. Militärloge,
arbeitete 1807 im Lokal der ML RY.
Bröcker S. 78

* Daten mit Klärungsbedarf

Armeelogen

Gründungs-
jahr
Gründungs
-tag
Orient Logenname Quelle
1756 ? Greifswald »Schwedische Armeeloge«
+1762, dann »Zu den 3 Greifen«
Bröcker S. 12
1778 27.10. Magdeburg »Zum Wegweiser«,
Armeeloge Nr. II. GLLdFvD + ?
Bröcker S. 30
1778 09.11. Landeshut »Armeeloge Nr. I«, GLLdFvD + 8.5. 1779 Bröcker S. 30
1778 ? Leer »Zum goldenen Becher«, Armeeloge, GLLdFvD + ? Bröcker S. 30

Quellen

  1. Schriften der freimaurerischen Forschungsvereinigung Frederik der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland
    Chronologisches Verzeichnis sämtlicher Freimaurer-Logen Deutschlands Von 1737 bis 1893
    Carl Bröcker, Hamburg
  2. Die Freimaurer-Logen Deutschlands und deren Großlogen 1737-1985 von Karl Heinz Franke und Dr. Ernst-Günther Geppert

Siehe auch