Freimaurer-Wiki:FAQ

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FAQ

Keine Angst vor der Freimaurerei !

Lieber Gast des Freimaurer-Wikis, wir von der Redaktion danken Ihnen für ihr Interesse. Es freut uns, dass Sie sich für uns und unsere Anliegen interessieren. Mit dieser Seite versuchen wir, Ihnen Tipps zu geben, wie Sie Ihr Informationsbedürfnis befriedigen können und beantworten viele Fragen.

  • 100 FAQs: Hundert häufig gestellte Fragen, die von erfahrenen Freimaurern beantwortet werden: Das bietet Ihnen diese Seite weiter unten; zusammengestellt von Reinhold Dosch und Sebastian Dosch, Brüder der Loge ‚Zur Treue’.
    Quelle: Das Logenblatt ‚treue information’, Heft 5/2004.
    Die 100 FAQs beziehen sich auf die sogenannte ‚reguläre’ Freimaurerei in Deutschland. Das meiste stimmt aber auch für andere freimaurerische Systeme in Deutschland; ebenso für die Freimaurerei in Österreich und in der Schweiz. Im Detail kann es jedoch Abweichungen geben: Wo es notwendig und sinnvoll ist, haben wir versucht, diesen Mangel durch 'Wiki-Ergänzungen' zu beheben.
  • Externe Adressen zu den verschiedenen freimaurerischen Systemen (‚Obödienzen’) in Deutschland, Österreich und der Schweiz finden Sie hier: Wie wird man Freimaurer? Diese empfehlen wir Ihnen vor allem, wenn Sie Fragen zu ganz konkreten Standorten, Großlogen oder Logen stellen wollen.
    Die Seite bietet darüber hinaus auch Links zu externen Informationsseiten.
  • Eingabefeld ‚Finden’: Sozusagen das Übliche. Nutzen Sie es vor allem, wenn sie ganz gezielt suchen: nach Namen oder Begriffen. Das Feld steht auf jeder Wiki-Seite oben unter dem Wiki-Kopf.
    Zusätzlich bieten die meisten Wiki-Seiten im Text oder am Ende weitere interne und externe Links.
  • freimaurer.wiki.fragen@gmail.com: Und das ist schließlich eine Mailadresse zu uns, wenn Sie mit den oben angeführten Möglichkeiten nicht weiter kommen. Wir werden uns bemühen, Ihre Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten.

Bedenken Sie bitte: Was Sie bei uns finden, ist nichts Endgültiges. Wie jedes Wiki ist auch unseres so etwas wie ‚work in progress’, also etwas immer Unfertiges, eine Art ‚Organismus’, der sich ständig weiter entwickelt.
Wir bemühen uns. Und Ihr Interesse hilft uns.

Hier nun die hundert Fragen und Antworten

1. Allgemeines

001 Was ist Freimaurerei?

Die Freimaurerei ist eine international verbreitete Vereinigung, die unter Achtung der Würde des Menschen für Toleranz, freie Entwicklung der Persönlichkeit, Brüderlichkeit und allgemeine Menschenliebe eintritt. Sie geht davon aus, daß menschliche Konflikte ohne zerstörerische Folgen ausgetragen werden können. Voraussetzung dafür ist die Herstellung eines Vertrauensverhältnisses zwischen den Menschen unterschiedlicher Überzeugungen. Die Freimaurerei ist stark auf den einzelnen Menschen ausgerichtet und bemüht, ihn sittlich zu vervollkommnen. (Helmut Reinalter in "Die Freimaurer")

Auf diese Frage gibt es unzählige Antworten. Jeder Freimaurer auf der Welt kann eine andere Definition geben. Ohne Dogma verzichtet die Freimaurerei auf eine allgemein verbindliche Erklärung. Die Freimaurer verbindet eine gemeinsame Lebensanschauung, eine Haltung. Eine oft gebrauchte, alte englische Definition ist:

Was ist Freimaurerei? Daheim ist sie Güte, im Geschäft ist sie Ehrlichkeit, in Gesellschaft ist sie Höflichkeit, bei der Arbeit ist sie Anständigkeit! Für den Unglücklichen ist sie Mitleid, für den Schwachen ist sie Hilfe, für den Starken ist sie Vertrauen. Dem Gesetz gegenüber ist sie Treue, gegen das Unrecht ist sie Widerstand. Beim Reuigen ist sie Verzeihen, für den Glücklichen ist sie Mitfreude. Vor Gott ist sie Ehrfurcht und Liebe.

Lessing antwortet in "Ernst und Falk": Freimaurerei ist nichts Willkürliches, nichts Entbehrliches, sondern etwas Notwendiges, das im Wesen der Menschen und in der bürgerlichen Gesellschaft gegründet ist.

Die Schweizer Großloge "Alpina" antwortet: Der Zweck des Freimaurerbundes ist die Erziehung seiner Mitglieder zum wahren Menschentum. Die Mittel hierzu sind die Übung der von den mittelalterlichen Bauhütten übernommenen symbolischen Gebräuche, die gegenseitige Belehrung über die wichtigen Angelegenheiten der Menschheit, die Pflege des Idealen und Anregung zu wahrer Freundschaft und Bruderliebe. Jeder soll diese Grundsätze außerhalb der Loge verbreiten, die Aufklärung nach Kräften fördern und der Intoleranz entgegentreten. In der Loge werden die Mitglieder durch gemeinsames Erleben von Symbol und Ritual zur Selbsterziehung angeregt. Durch Eintreten für die Würde des Menschen und Pflege der Brüderlichkeit und durch Übung der Wohltätigkeit versuchen die Freimaurer, die Ideale der Humanität zu verwirklichen.

In der Erzählung "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint Exupéry versinnbildlichen sich eine ganze Reihe freimaurerischer Eigenschaften, beispielsweise: Nachdenklichkeit / Idealismus / Achtung vor der Natur in Form von Pflanzen (Rose) und Tieren (Fuchs) / Freundschaft / Nächstenliebe / Demut vor dem unendlichen Kosmos.

In einem Satz kann man auf die Frage, was Freimaurerei ist, antworten: Die Freimaurerei hilft mit, dass jeder Bruder ein ausgeglichener Mensch und damit die Welt ein wenig menschlicher wird.

(Siehe im Wiki auch: Freimaurerei)

002 Welche großen Ideen stehen hinter der Freimaurerei?

Die Freimaurerei ist ein Kind der Aufklärung und versucht, dem Menschen mit Hilfe der Vernunft zum "Ausgang aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit' (Immanuel Kant) zu verhelfen. Die Aufklärung versucht, den Erkenntnisprozess voranzubringen, weg von überkommenen Vorurteilen, Traditionen, Konventionen, Dogmen, Institutionen usw. Die bürgerliche, mitwirkende Gesellschaft tritt in den Vordergrund. Die Naturwissenschaft tritt ihren Siegeszug an. Die Unabhängigkeitserklärung der USA und die Ideale der französischen Revolution sind von dem Gedanken der Aufklärung bestimmt. Noch heute streben wir nach nach dem Ideal der "Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit".

Trotz vieler sozialer und humanitärer Reformen trat aber auch die Überschätzung menschlichen Intellekts - anstelle der Empfindung - auf, die zum Materialismus, Nihilismus, Atheismus führte.

003 Welche Ziele verfolgt die Freimaurerei?

Ich habe immer wieder hören müssen, das Ziel und der wahre Endzweck der Freimaurerei seien Toleranz und Humanität. Ich betrachte diese Eigenschaften als notwendiges und selbstverständliches Nebenprodukt eines richtig gegangenen freimaurerischen Weges. Das Ziel selbst ist die innere Wandlung des Menschen, das Wiederauffinden des verlorenen Logos und das Erlebnis der Einbettung in das schattenlose Licht. (Ludwig von Pölnitz, 1925 - 1982)

Die Freimaurerei ist eine Lebenshaltung, die zur Selbstkritik beiträgt, weil sie Anspruchsdenken und Machtstreben missbilligt. Sie fördert den Kreislauf des Gebens und Nehmens und trägt damit zur Humanisierung der menschlichen Gemeinschaft und zur Persönlichkeitsbildung des einzelnen Menschen bei.

Man könnte auch sagen, die Freimaurerei sei absichtslos. Sie verfolgt keine nach außen gerichteten Ziele, wie bei der Wanderung auf einer Urlaubsreise das Ziel örtlich voraussehbar und vorgegeben ist. Aber statt einen Zweck zu verfolgen, sammelt man vor allem Eindrücke, Erlebnisse, Ausblicke, die die Anstrengung vergessen machen. Der Kopf leert sich und am Ende bleibt eine erfrischende, mutmachende Erfahrung.

Siehe auch die Antwort auf Frage 099!

004 Wo ist die Freimaurerei verbreitet?

Die Freimaurerei ist weltweit verbreitet. Nur wenige diktatorische und fundamentalistische Staaten sind ausgenommen. Auf der Welt gibt es etwa 6 Millionen Mitglieder (die sich Brüder nennen) in unzähligen Logen.

005 Wer kann aufgenommen werden?

Nach der ältesten Satzung der Freimaurerei aus England (von James Anderson 1723), die im Grunde heute noch gültig ist, kann "jeder freie Mann von gutem Ruf" um Aufnahme nachsuchen. Unter "frei" ist dabei vor allem die innere Freiheit gemeint, wichtige Entscheidungen für das eigene Leben selbst treffen zu können. Außerdem frei sein von bestimmten Süchten, von Spielleidenschaft bis zu extremer Arbeitssucht. Der "gute Ruf" braucht meist nicht durch ein polizeiliches Führungszeugnis nachgewiesen werden. Der die Aufnahme suchende Kandidat sollte eine Vertrauensperson nennen, die über ihn Auskunft geben kann.

Da der „gute Ruf“ nicht objektivierbar ist, sollte die Zeit der Annäherung an die Freimaurerei zum gegenseitigen Kennenlernen genutzt werden und bedarf einer gewissen Geduld.

Wiki-Ergänzung: Auch die meisten weiblichen und gemischten Freimaurergroßlogen beziehen sich auf die Anderson-Konstitution von 1723 und erkennen sie als grundlegende Satzung an. Sie ziehen es jedoch vor, den Passus "free man of good honour" mit "freier Mensch von gutem Rufe" zu übersetzen.

006 Wie finde ich Kontakt zu den Freimaurern?

In vielen Städten haben die Freimaurer örtliche Logen, die in einem Logenhaus zusammen kommen. Auf jeden Fall vermittelt das Großmeisteramt (Sekretariat) den Kontakt zu den nächstliegenden Logen. Adresse:

  • Vereinigte Großlogen von Deutschland. Emserstr. 19, 12163 Berlin; Telefon: 030-8614796; Fax: 030-8621164; Internet: http://www.freimaurer.org

Für Frauen:

Gemischte Logen:

Wiki-Ergänzung: Die Adressen anderer freimaurerischer Systeme in Deutschland sowie der Großlogen in Österreich und der Schweiz sind hier.

007 Kann ich über das Internet Kontakt aufnehmen?

Die meisten der deutschen Logen haben Internetauftritte. Einzelne Freimaurer geben sich in Blogs zu erkennen. Nur als Beispiele:

Wiki-Ergänzung: Weitere Logen-Homepages in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind ebenfalls mit Hilfe der hier angebotenen Links zu finden.

008 Warum schließen sich Menschen einer Loge an?

  • Weil sie über den Sinn des Lebens nachdenken wollen und sich dabei mit anderen Gleichgesinnten austauschen möchten.
  • Weil sie eine brüderliche Gemeinschaft suchen.
  • Weil sie zu anderen Menschen Vertrauen haben möchten.
  • Weil sie ihr Leben verantwortungsvoll gestalten wollen. Die Loge ist das vertrauliche Übungsfeld, um Verantwortung auch im Leben zu übernehmen.
  • Weil sie nicht nur Intellekt und Vernunft gelten lassen, sondern auch ihrer Gefühlswelt Raum geben.
  • Weil sie Toleranz üben wollen und in der Loge hierzu Gelegenheit haben und Anleitung dazu bekommen.
  • Weil sie dankbar für neue, auch kritische Anregungen für einen Perspektivwechsel sind; weil sie lernfähig bleiben wollen.
  • Weil sie glauben, ihre Persönlichkeit verbessern zu können.
  • Weil sie Menschen helfen und unterstützen wollen.
  • Weil sie für ein friedliches Miteinander in der Welt werben und sich einsetzen.
  • Weil sie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft der Menschheit nicht aufgeben.
  • Weil sie außerhalb des Alltags nach dem Menschen in sich selbst suchen.
  • Weil sie Zugang zu ihrer Spiritualität erstreben.

009 Warum macht die Freimaurerei keine Werbung?

Der Freimaurerbund missioniert nicht und lehnt jede plakative Werbung ab. Er will nicht überreden oder verführen, sondern informieren und überzeugen. Dieser Anspruch behindert zwar die öffentliche Wahrnehmung, ein wirklich Interessierter findet jedoch den Weg zu einer Loge. Er allein muss eine Entscheidung für sich treffen. Das Vorbild der freimaurerischen Haltung mag dabei anziehend wirken.

010 Darf man sagen, dass man Freimaurer ist?

Es ist jedem einzelnen überlassen, ob er sich öffentlich zum Freimaurerbund bekennt. Die meisten von der Freimaurerei überzeugten Mitglieder tun es, viele tragen ein Abzeichen, im allgemeinen Zirkel und Winkel oder das Vergissmeinnicht.

Andererseits darf keiner über die Mitgliedschaft eines anderen Bruders berichten, wenn dieser sich nicht selbst dazu bekannt hat, da die Privatsphäre des Bruders geachtet werden soll.

2. Allgemeine Grundlagen der Freimaurerei

011 Wodurch hoffen die Freimaurer, ihre Ideale und Ziele zu erreichen?

Zwei Elemente zeichnen die Logen aus:

Wesentlich ist die brüderliche Gemeinschaft. Unvoreingenommene Vertrautheit und Vertraulichkeit zeichnen sie aus.

Die enge Zusammengehörigkeit wird gefördert durch gemeinsames Erlebnis des Rituals im Tempel. Es ist geprägt von Symbolen und schließt in seiner altertümlichen Form das Unbewusste und Emotionale in jedem Bruder auf.

Die Stille der Brüder während der Tempelarbeit lässt trotz der Geschwätzigkeit unserer Zeit die Gedanken reifen. In der Loge findet kein Haschen nach äußerem Eindruck statt. Selbst in der humanitären und karitativen Arbeit nach außen entwickelt sich die Besinnung auf sich selbst.

Echte Lebensfreude kommt oft im Kreise der Brüder, Schwestern und Familien auf. Das gemeinsame Streben nach gleichen Zielen und Ideen (siehe auch die Antworten zu Frage 003 und Frage 099), die offene Herzlichkeit gegeneinander und das freudige Mitgestalten in der Loge bilden die Grundlage einer auf Dauer angelegten Gemeinschaft.

012 Was bietet mir die Loge?

Die Freimaurerloge bietet mir:

  • eine brüderliche Solidargemeinschaft
  • eine "Ethikschule"
  • geistige Anregungen aus den Interessensgebieten der Mitglieder
  • Entwicklung der eigenen Persönlichkeit durch Harmonisierung zwischen Geist/Verstand und Gemüt/Emotion
  • Ausgeglichenheit durch innere Erlebnisse zu gewinnen und zu stabilisieren
  • die Möglichkeit, mit den Mitmenschen offener, selbstreflexiver reden zu können
  • Rückzugsraum von den Herausforderungen des Alltags
  • Kultur in der Geselligkeit
  • karitatives, humanitäres Wirken
  • Zuhören und Nachdenken zu üben
  • Vermenschlichung unseres Umfeldes und letztlich der Welt

Freimaurerei bevorzugt stets Tiefgang statt Oberflächlichkeit! Man sollte vor allem Erwartungen an sich haben, weniger an die Brüder einer Loge oder die Freimaurerei im allgemeinen.

013 Hat die Freimaurerei ein allgemeingültiges Bekenntnis?

Nein. Die Freimaurerei hat weder ein Glaubensbekenntnis, noch ein (verehrungswürdiges) Lehrbuch, da sie keine Religion ist. Sie vereinigt Menschen miteinander, die den Grundsatz teilen: Im Mittelpunkt allen Bemühens steht immer der Mensch, welchem Glauben er auch vertraut!

014 Ist die Freimaurerei dogmatisch?

Die Freimaurerei ist ganz undogmatisch angelegt. Sie erstrebt und fördert eine Lebenshaltung, die durch kein Gesetz und durch keine detaillierten Regeln und Denkvorgaben festgehalten wird. Trotzdem ist der Freimaurer bestrebt, sich bestimmte ethische Grundsätze anzueignen, sie zu leben und nach ihnen zu handeln. Selbstreflexion verhindert dabei Besserwisserei.

015 Welche Lehren verbreitet die Freimaurerei?

"Was der Mensch im moralischen Sinne ist oder werden soll, gut oder böse, dazu muss er sich selbst machen." (Immanuel Kant)

“Gutes“ zu erstreben, ist nicht immer konfliktfrei einlösbar. Schwarz-Weiß-Denken behindert die Horizonterweiterung.

Freimaurer streben nach einem friedlichen Miteinander aller Menschen, wo auch immer sie leben. Sie sind überzeugt davon, dass sich jeder Mensch in seinem Denken und Handeln verbessern kann. Sie beherzigen als "Lehre" den Weisheitsspruch "Erkenne dich selbst!" Damit beginnt jede hoffnungsvolle und zuversichtliche Veränderung.

Religiöse Bezugspunkte werden nicht verleugnet, stehen aber nicht im Mittelpunkt des Erkenntnisgewinnes. Sie können der Stärkung im Zweifel und Konflikt dienen.

016 Welches Leitbild hat die Freimaurerei?

Das ist der Salomonische Tempel, das erste steinerne Kultbauwerk, das in der Bibel erwähnt wird. Die mittelalterlichen Steinmetzen und Dombaumeister wählten dieses Kunstwerk als Vorbild. Die Freimaurer übernahmen dies symbolisch:

Sie wollen einen Tempel der Menschheit entstehen lassen, bei dem die Brüder selbst die Bausteine sind. Im Tempel der Humanität sind Menschen friedlich vereint. Bei dessen Bau stehen Herz und Gemüt gleichberechtigt neben Verstand und Intellekt. Freimaurer bemühen sich ihr Leben lang, diesen Tempel zu errichten und zu vollenden (siehe Frage 053).

Die Werkmaurer haben beim Entwurf sakraler Bauten die Frage nach dem „Wofür“ gestellt und ihre Gedanken über das Irdische hinaus gerichtet. Daran orientieren sich auch die Freimaurer. Dafür steht auch das Symbol des „flammenden Sterns“ (siehe Frage 056).

017 Welches ist das Markenzeichen der Freimaurerei?

Die Toleranz ist die hervorstechendste und herausforderndste Charaktereigenschaft, nach der jeder Freimaurer streben soll. Durch die Wirkung des Rituals entwickelt er sich zu einem Menschen, der im Anderssein anderer Menschen etwas Naturnotwendiges sieht. Gerade in der Vielfalt der Erscheinungen und Ideen der unterschiedlichen Kulturen und Glaubensrichtungen sieht er den Reichtum des Lebens begründet. Toleranz bildet die Basis seines Handelns, wie sie auch die Grundlage für Freiheit und Gleichheit ist. Stand, Hautfarbe, politische oder religiöse Überzeugungen spielen für eine Mitgliedschaft keine Rolle.

Freimaurer halten zwar die Toleranz für eine der höchsten Tugenden, wissen jedoch, dass sie dort Grenzen hat, wo sie zur Gleichgültigkeit gegen Intolerante ausartet. Fundamentalismus hat in der Freimaurerei keinen Platz.

018 Von welchen Gedanken lassen sich Freimaurer leiten?

  • Sei gut zu dir selbst! Erkenne Deine Fehler und Schwächen und versuche, sie abzustellen. Wecke alle in dir schlummernden Anlagen und Fähigkeiten und versuche, sie aktiv in deiner Umwelt anzuwenden. Deine soziale und gesellschaftliche Mitarbeit wird dir die Anerkennung deiner Mitmenschen und dir selbst Genugtuung geben.
  • Habe Verständnis für deine Mitmenschen! Bring du zuerst dein Vertrauen anderen Menschen entgegen und toleriere die Meinung anderer. Kämpfe mit „offenem Visier! Tritt gerade dort für Ausgleich und Frieden ein, wo sich die ideologischen Fronten verhärtet haben. Fange hiermit im engeren Bekanntenkreis an, damit die Menschen guten Willens immer mehr werden. Versuche die Menschen anderer Länder erst zu verstehen, bevor du sie beurteilst.
  • Schaue demütig auf die Gesetze des Universums! Erkenne, dass deine Lebenszeit auf dieser Erde nur ein winziger Augenblick im Verhältnis zu kosmischen Dimensionen ist. Prüfe deine Alltagssorgen, ob sie dagegen nicht völlig unbedeutend sind.
  • Bemühe dich, mit den Schätzen dieser Erde und den Kräften, die uns die Technik in die Hand gibt, sorgsam umzugehen.
  • Erkenne, dass es etwas Höheres gibt als die irdischen Gesetze. Die Freimaurer verehren es unter dem Begriff des "Allmächtigen Baumeisters aller Welten". Die konkrete Vorstellung ist jedem Bruder überlassen (siehe Frage 034).

3. Ethik und Weltanschauung

Hinweis: Womit sich die Loge beschäftigt, ist in Frage 012 angedeutet.

019 Ist die Freimaurerei eine Philosophie?

Die Freimaurerei ist kein philosophisches System, sondern ein humanitäres Verhaltensempfehlung für eine menschliche Gesellschaft. Ihr Menschenbild ist verbindend, integrierend und ausgleichend angelegt. Allenfalls kann man die Freimaurerei als lebenspraktische Philosophie bezeichnen, denn sie ist keine wissenschaftliche Methode, sondern ein Formungsversuch, ein Selbstgestaltungsansatz, eine Lebenskunst. Sie dient der konstruktiven, dialektischen Konfliktlösung.

020 Ist die Freimaurerei ein Ethikbund?

Die Lebenskunst der Freimaurer ist ein ethisches Konzept auf demWeg zur Selbstvervollkommnung. Diese "Einübungsethik" kommt ohne Dogmen, Vorschriften und Gebote aus und vermittelt durch Übung und ständige Wiederholung bestimmte Vorstellungen von vorbildlichen Verhaltensweisen. Hierzu bedient sich die Freimaurerei der freimaurerischen Rituale und Symbole in den sogenannten Tempelarbeiten.

Die mitmenschliche Ethik versinnbildlicht sich in der Bindung an den "Allmächtigen Baumeister aller Welten". Diese Einstellung ist unabhängig von jedem individuellen Glaubensbekenntnis und jeder Weltanschauung und sichert ein Zusammenleben ohne störende Elemente. Die Verwirklichung der freimaurerischen Werte in der Gesellschaft geschieht in der Verantwortung jedes einzelnen.

021 Muss ich unbedingt Freimaurer werden, um über ethische Fragen nachzudenken und zu diskutieren?

Nein! Selbstverständlich sind Freimaurer nicht die einzigen, die sich mit ethischen Fragen beschäftigen. Sie haben im Ritual, in den Kerzengesprächen und brüderlichen Zusammenkünften einfache und überzeugende Methoden, sich diesen Problemen zu nähern. Philosophischen Zirkeln oder anderen Kreisen fehlt es in der Regel am rituellen Erlebnis.

022 Ist die Freimaurerei ein karitatives Unternehmen?

Nein! Heute gibt es viele große Organisationen, die sich erfolgreicher als die Logen karitativ und humanitär betätigen. Vor 200 Jahren waren die Freimaurer vielfach die einzigen, die kostenfreie Altenheime betrieben, die Krankenhäuser für Unbemittelte führten usw. Heute wird dort Hilfe geleistet, wo staatliche Unterstützung nicht greift. Zielgerichtete Unterstützung im Kleinen und vor Ort erscheint sinnvoller als anonyme „Gewissensberuhigung“. Zum Beispiel: Unterstützung des Schüleraustausches mit Russland und Polen, von Hospizen für Kinder (Björn-Schulz-Stiftung), Straßenkinder e.V., Musikschulen, von Hochwasser Geschädigten etc. - Durch die unmittelbaren Kontakte mit den Empfängern hat sich eine Solidarität aller Beteiligten herausgebildet, die den Projekten zugute kommt.

023 Bilden Freimaurer eine Elite?

Bedingt sicherlich. In einer Loge sind Physiker, Poliere, Bankangestellte, Raumgestalter, Bauingenieure, Ärzte, Sozialarbeiter, Handelsvertreter, Kaufleute, Finanzbeamte, Bundeswehrangehörige ... - Ist das eine Elite?

Obwohl sich die Freimaurer selbst nicht als Elite wahrnehmen, werden sie von manchen als solche angesehen. Dabei kann es sich nur um eine Werte-Elite handeln, die ein vorbildliches Verhalten im humanitären, sozialen, ethischen und geistigen Bereich zeigt. Der Freimaurerbund prägt ethisch-moralische Vorgaben, will Maßstäbe setzen und wirkt darauf hin, dass die Mitglieder die menschlichen Tugenden persönlich (vor)leben. Tugenden wie Verantwortung in wichtigen Lebensfragen, vorurteilsfreies Denken und Handeln, Bereitschaft zum selbständigen, eigenverantwortlichen Denken und Nachdenken, Zivilcourage , Eintreten für die Wahrhaftigkeit auf allen Gebieten, Bereitschaft zum Sinneswandel. Die Freimaurerei wieder als geistig-ethischen Konzentrationspunkt, als eine Denkschmiede anzusehen und anzuerkennen, wäre wünschenswert.

024 Verkünden die Freimaurer geheime Wahrheiten?

Freimaurer sind keine Verkünder geheimer oder mystischer Wahrheiten. Sie spüren in der Welt und in ihrem eigenen Dasein keine geheimen Weisheiten auf, sondern versuchen, ihr Leben so zu gestalten, dass es sich harmonisch in den Ablauf des Weltenlaufs einfügt (siehe auch Frage 081). Die rituell verwendeten Werkzeuge fördern die „Bodenhaftung“. Das Leben und unsere Beziehungen enthalten gleichermaßen unergründliche Geheimnisse, die es auszuhalten gilt.

025 Lernt man in den Logen die letzten Geheimnisse des Lebens?

Obwohl die Wissenschaft die Welt und unser Leben intensiv erforscht und zahlreiche Geheimnisse aufgeklärt hat, bleibt immer noch sehr viel im Verborgenen. Die Freimaurerei strebt weder an, noch hat sie eine Möglichkeit dazu, letzte Geheimnisse des Lebens zu enträtseln. Allenfalls strebt sie nach Klärung der Frage, wie man dauerhaft zufrieden und ausgeglichen sein kann. Das Geheimnis ist möglicherweise, nach Leere zu suchen. Am Ende der Überlegungen steht eher der platonisch-sokratische Ausspruch: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.

026 Ist die Freimaurerei ein Geheimbund?

Nein! In Deutschland war die Freimaurerei niemals ein Geheimbund. Schon der Initiator der ersten deutschen Großloge, Friedrich II. (der Große), war selbst Freimaurer und begünstigte die Bildung neuer Logen. Nur in einigen Ländern war es mitunter notwendig, die Freimaurerei im Verborgenen zu betreiben, da sonst der autoritäre oder absolutistische Souverän Unterdrückungsmaßnahmen ergriffen hätte. - Heute sind alle Logen als Vereine im Vereinsregister des jeweiligen Amtsgericht mit Satzung und den jeweiligen Vorstandsmitgliedern eingetragen.

Die Freimaurerei ist allerdings eine "verschwiegene Gesellschaft", die Außenstehenden nicht ungehemmt Einblick in ihre internen Angelegenheiten gewährt. Das eigentliche Geheimnis ist das Erleben in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter bei rituellen und brüderlichen Zusammenkünften. Diese Erfahrung kann man kaum beschreiben, noch weniger "verraten". Diesen „Schatz“ darf jeder Bruder selber bewahren.

027 Was verschweigen die Freimaurer?

Die Freimaurer verschweigen die vereinbarten Erkennungszeichen des Bundes und Details des Rituals. Alles andere, wie das Gedankengut, die Geisteshaltung und die Organisation, soll sogar möglichst weit verbreitet werden. Was ein Bruder dem anderen Bruder vertraulich mitteilt, unterliegt der Verschwiegenheit zwischen den beiden. Vertrauen ist die besondere Grundlage zwischen den Brüdern und in der Logengemeinschaft.

In diktatorischen Ländern und in fundamentalistischen Staaten ist die Freimaurerei i.d.R. verboten, weil sie als regimegefährdender „Geheimbund“ missverstanden wird.

Dank Internet sind nahezu alle Ritualtexte, geheime Passwörter und Zeichen der Freimaurer auffindbar. Bei systematischem Suchen wird alles transparent. Aber verständlich wird es noch längst nicht.

028 Beschäftigt sich die FM mit Esoterik, Magie, Alchemie?

Esoterik heißt wertneutral: "nach innen gerichtet". Es handelt sich speziell um die Bräuche eines Kultverbandes, die Außenstehenden unbekannt bleiben sollen. In diesem Sinn haftet der Freimaurerei etwas Esoterisches an, ohne dass sie ausschließlich auf Esoterik fixiert wäre. Mit Magie hat die Freimaurerei nichts zu tun. Wir wollen nicht geblendet werden, wie wir niemanden blenden, d.h. falsche Hoffnung schüren wollen. Gleichwohl kann man die Wirkung des Rituals nicht verleugnen, aber auch nicht eindeutig belegen.

Die Alchemie war ein vorwissenschaftliches Untersuchungsfeld, das gelegentlich auch in die Freimaurerei Einzug fand. Man suchte nach dem "Stein der Weisen" oder besser: dem "Stein der Weisheit". Er ist bis heute nicht gefunden worden, und es wird wohl auch kommenden Generationen nicht gelingen, ihn aufzufinden. Während die Freimaurerei sich schnell von diesem Irrweg trennte, schritten z.B. Rosenkreuzer darauf weiter.

Richtig ist, dass Freimaurer einen Zugang zu spirituellen Erfahrungen suchen, die einerseits über das Irdische hinausweisen, andererseits aber ihre „Bodenhaftung“ sicherstellen. Das „Hier und Jetzt“ zu begreifen und dafür gerüstet zu sein, bewahrt den Freimaurer, „versponnenen“ Hirngespinsten oder fragwürdigen Bräuchen anheimzufallen.

Wiki-Ergänzung: Einzelne Logen (auch Großlogen) vertiefen den "hermetischen Gedanken" noch heute. Diese haben im Allgemeinen auch keine Berührungsängste zur Alchemie. Sie verstehen diese jedoch nicht als die obskure "Goldmacherei", als die sie lange Zeit diskreditiert wurde, sondern als ethisch-philosophische Denkschule. So verstanden, ist sie der Freimaurerei tatsächlich recht nahe verwandt; sie bedient sich nur eben der Symbolsprache der frühen Chemiker statt jener der frühen Architekten (siehe dazu auch Frage 080).

029 Sind Freimaurer bessere Menschen?

Es gibt Freimaurer, die schlechter sind als Nichtmaurer. Meist aber sind sie besser, als sie sein würden, wenn sie keine Maurer wären. - Freimaurer verpflichten sich zu lebenslangem Lernen und geistiger Aufgeschlossenheit gegenüber allen neuen und ungewohnten Gedanken.

030 Machen Freimaurer Fehler?

Selbstverständlich machen auch Freimaurer Fehler. Aber sie sind bestrebt, ihre Fehler einzusehen und dazuzulernen. Sie sind den anderen Brüdern dankbar, wenn sie auf Fehler aufmerksam gemacht werden. Die Selbsterkenntnis sollte zu einer gewissen Demut führen. Der Freimaurer weiß um seine Unvollkommenheit.

031 Warum werden in der Freimaurerei die preußischen Tugenden erwähnt?

Die preußischen Tugenden, die Friedrich dem Großen zugeschrieben werden, sind: Toleranz, Unbestechlichkeit, Bescheidenheit, Gemeinsinn, Pflichttreue, Sparsamkeit, Fleiß. Dass diese Festlegung bereits vor 250 Jahren von einem preußischen König erfolgte, ist erstaunlich. Andere Herrscher dachten nicht daran, ihren Untertanen beispielsweise mit Toleranz entgegen zu treten.

Und heute: Unbestechlichkeit in der Politik, Bescheidenheit bei Managergehältern, mehr Gemeinsinn bei Profisportlern, Pflichttreue gegen zwar unliebsame aber notwendige Regelungen des Staates, bürgerschaftliches Engagement statt Konsumhaltung, bewusster Umgang beim Verbrauch von Energie und Rohstoffen, Verantwortung gegenüber Mitmenschen, sind aktuelle Wünsche, nicht nur solche von gestern. Sie sind freimaurerisches Lebensbild und Leitmotive zum Handeln.

4. Religion und Glauben

032 Ist die Freimaurerei eine Religion?

Nein. Die Freimaurerei ist weder eine Religion noch eine Religionsgemeinschaft. Es fehlen ihr sämtliche dafür notwendigen Merkmale:Der Freimaurerbund will das Hier und Heute bewältigen helfen.

  • Er tastet die unterschiedlichen Gottes- und Jenseitsvorstellungen seiner einzelnen Brüder nicht an.
  • Der Bund hat weder ein heiliges Buch noch einen Heilsweg.
  • Er kennt keine Dogmen.
  • Jenseitiger Lohn oder Bestrafung sind nicht seine Sache.
  • Sakramente, Gnade oder Erlösung spendet und verheißt er nicht. 1740 hatte Friedrich II. auf eine Anfrage geantwortet: "Alle Religionen sind gleich gut, wenn nur die Leute, so sie professieren, ehrliche Leute sind. Und wenn Türken und Heiden kämen und wollten das Land peublieren (bewohnt machen), so wollen wir ihnen Moscheen und Kirchen bauen. Ein jeder kann bei mir glauben, was er will, wenn er nur ehrlich ist."
  • Die Freimaurerei schreibt keine Religion vor und schließt keine aus. Sie versucht, den Dialog der Religionen zu fördern und hinterfragt Vorurteile. Man kann den Freimaurerbund vielleicht als eine ethische Glaubensgemeinschaft, unabhängig konfessioneller Bindungen, bezeichnen.

033 Ist die Freimaurerei eine Sekte?

Nein! Der Freimaurerbund ist keinesfalls eine Sekte (die eigentlich eine Abspaltung von einer Großkirche ist), denn:

  • Er hat kein gottähnliches Oberhaupt (Guru).
  • Es gibt keinen Bruder mit dogmatisch-diktatorischer Weisungsbefugnis, denn die Organisation der Freimaurer ist demokratisch aufgrund von Wahlen aufgebaut.
  • Sekten üben oft großen psychischen Druck auf ihre Mitglieder aus. Der Freimaurerbund fördert dagegen die individuelle persönliche Entwicklung seiner Brüder und respektiert abweichende Meinungen.
  • Sekten beziehen sich meist auf eine Verkündigung oder Weissagung, während die Freimaurer keine "heiligen Ursprünge" haben.
  • Das Lehrgebäude der Freimaurer ist auf eine Vervollkommnung ihrer Brüder im Diesseits gerichtet und orientiert sich nicht an transzendenten Zielen.
  • Der Freimaurerbund behauptet nicht, im Besitz der reinen Wahrheit zu sein oder die Welträtsel entschlüsseln zu können.
  • Manche Sekten streben durch kostenpflichtige Schriften, Kurse oder Vorträge kommerzielle Ziele an, während der Freimaurerbund reine Geschäftemacher aus seinen Reihen ausschließt.

034 Glauben Freimaurer an Gott?

Der Freimaurerbund ist eine Gemeinschaft, die sich auf den Menschen bezieht und über seinen Tod hinausweist. Daher kommt er ohne einen transzendenten Bezug nicht aus. Es stellen sich die Fragen: Warum bin ich hier? Wo komme ich her? Wo gehe ich hin?

Im Weltenbau, in allem Lebendigen und im sittlichen Bewusstsein des Menschen erkennt der Freimaurer ein göttliches, übergeordnetes Wirken voll Weisheit, Schönheit und Stärke, das er im Symbol des "Allmächtigen Baumeisters aller Welten" verehrt.

Dieses Symbol kann jeder einzelne Bruder mit seiner individuellen Religion oder Denkweise erfüllen, denn sein Glaube wird in keiner Weise angetastet. Er kann es Gott nennen oder das große Licht oder die unendliche Liebe oder die allumfassende Schöpferkraft, die große Erkenntnis oder das allumfassende Universum. Selbst ein philosophisches Prinzip der höchsten Weltordnung kann unter diesem Symbol begriffen werden. Anderson beschreibt es 1723 in den „Alten Pflichten“ als „supreme being“ (Höchstes Sein/Wesen).

Der Freimaurer versucht an seiner eigenen Vervollkommnung zu arbeiten. Die Annahme eines höchsten Wirkens/Seins bildet die Voraussetzung für das ethische Handeln des Freimaurers. Durch ein solches, im einzelnen nicht festgelegtes Wertesystem schafft sich der Maurer eine gewisse Weltordnung/-vorstellung, indem er die Mannigfaltigkeit aller Vorgänge zu einem von Weisheit geleiteten allumfassenden Rahmen verbindet.

Die Anerkennung einer Transzendenz rechtfertigt aber nicht nur moralische und ethische Wertmaßstäbe, sondern verleiht dem menschlichen Dasein einen tiefen Sinn.

035 Können Atheisten aufgenommen werden?

Wenn jemand keiner Kirche oder Religionsgemeinschaft angehört, ist er noch lange kein Atheist oder Agnostiker und kann aufgenommen werden. Ein Atheist leugnet grundsätzlich jede Möglichkeit einer Bindung an ein höheres Wesen oder ein übergeordnetes Prinzip. Der Atheist ist ein Gottesleugner, der sich für diese Anschauung einsetzt. Ein Agnostiker zweifelt. Schon die "Alten Pflichten" von 1723, schließen die Aufnahme eines "engstirnigen Gottesleugners" und "bindungslosen Freigeistes" aus. Entscheidend ist, wie ein Mensch eine solche Haltung mit den Ideen der Freimaurerei in Einklang bringen kann. Der Freimaurer anerkennt Geschehnisse und Phänomene, die über das irdisch Erklärbare hinausweisen.

036 Ist die Freimaurerei christlich ausgerichtet?

Die Freimaurerei ist zwar in den christlichen Ländern Europas entstanden und baut auf Anschauungen auf, die das Christentum zur Grundlage haben (z.B. Bibel, 10 Gebote, Bergpredigt), ist aber von der rein christlichen Richtung zu einer allgemein-humanitären Anschauung gekommen. Nur eine der fünf Großlogen in Deutschland, die "Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland" (GLLvD), erwartet eine christliche Grundhaltung mit einem Bekenntnis zu Jesus Christus, der als ihr Obermeister bezeichnet wird. Alle anderen Großlogen überlassen es ihren Brüdern, sich einer beliebigen Religionsgemeinschaft oder auch keiner anzuschließen. Die Symbolik enthält Bezüge zum Christentum mit universeller Deutungsmöglichkeit (insbesondere die Nächstenliebe), aber gleichermaßen auch zu vorchristlichen Kulten.

037 Können Muslime, Juden, Buddhisten, Andersgläubige aufgenommen werden?

Ja, ohne Einschränkungen. Schon Friedrich der Große betonte: "In meinem Staate kann jeder nach seiner Fasson selig werden." Gleichwohl hat es historisch in diesem Zusammenhang in der Freimaurerei Irrtümer gegeben. Hierüber liegen umfassende wissenschaftliche Untersuchungen vor.

038 Kann ein Pfarrer Mitglied werden?

Natürlich kann ein Pfarrer Mitglied einer Loge werden. Doch den katholischen Priestern ist es von ihrer Kirche untersagt. Eine Reihe evangelischer Pfarrer sind aktive Freimaurer.

039 Kann ein Katholik Freimaurer werden?

Ja. Es gibt zahlreiche katholische Mitglieder. Einige haben sogar bei ihrem zuständigen Bischof eine Erlaubnis dafür eingeholt und bekommen. Die katholische Kirche sieht es zwar nicht gern, erwirkt aber keine Gegenmaßnahmen.

040 Welche Rolle spielt die Bibel in der Loge?

Da es in der Freimaurerei kein verehrungswürdiges Buch gibt, das eine zentrale Lehrbotschaft verkündet, wird in allen deutschen Logen (und den meisten Logen in der Welt) die Bibel auf den Meistertisch gelegt. Dabei ist die Bibel kein Religionsbuch, sondern steht als Symbol für die ethischen Grundlagen des Abendlandes. Wird ein Muslim aufgenommen, kann der Koran daneben gelegt werden. In der Türkei werden drei Bücher aufgelegt: für die Christen, die Juden und die Muslime.

041 Muß ich dasselbe wie alle anderen Freimaurer glauben?

Hoffentlich nicht! Damit keiner der Brüder wegen seiner Religionszugehörigkeit bedrängt werden kann, ist in den freimaurerischen Satzungen festgelegt, dass in der Loge keine konfessionellen Streitgespräche geführt werden dürfen. Jeder einzelne Bruder kann also dem Glauben anhängen, den er wählt. Der Glaube wird nicht kontrolliert. In der Loge sollte keiner eine bestimmte Glaubensrichtung loben, noch schmähen. Der individuelle Glauben bleibt völlig unangetastet und wird nicht in Frage gestellt. Eigenständiges Denken wird geradezu gefordert von den Brüdern und somit in Glaubensfragen toleriert.

Freimaurer glauben an die Kraft der Gemeinschaft und an ein friedliches Miteinander der Völker und Kulturen. Sie sollten religiösen Sinnes sein. Diese „Rückbindung“ spielt rituell immer wieder eine Rolle.

042 Beschäftigen sich Freimaurer mit dem Tod?

Der Tod ist Teil unseres Lebens. Deshalb versucht die Freimaurerei ihn mittels Gefühl und Verstand zu integrieren. Schon bei der Aufnahme wird durch ein Symbol der Vergänglichkeit darauf hingewiesen, dass wir sterben müssen. Im Laufe des freimaurerischen Lebens tauchen immer wieder Zeichen der Vergänglichkeit auf, um den Bruder darauf hinzuweisen, dass er nur Gast auf der Erde ist. Wenn ein Bruder stirbt, wird in einer Trauerloge seiner gedacht. Wir wissen, dass der Allmächtige Baumeister aller Welten ihn "zu höherer Arbeit" in den "Ewigen Osten" gerufen hat. Über konkrete Jenseitsvorstellungen sagt die Freimaurerei nichts, sondern überlässt auch diese jedem einzelnen Bruder. Die Freimaurer fürchten den Tod nicht. Sie bekennen sich zu ihrer Trauer.

5. Ritual und Symbole

043 Welches ist der Kern der Freimaurerei?

Das Wesentliche bei allen Freimaurerlogen auf der ganzen Welt ist ihr Ritual. Dies ist nicht nur die Grundlage der Freimaurerei, sondern auch die wesentliche Unterscheidung gegenüber allen anderen nichtkirchlichen Gemeinschaften, Verbänden, Bünden, Vereinigungen usw. Die rituellen Arbeiten und die darin verwendeten Symbole stellen die gemeinsame Basis aller Freimaurer der Erde dar. Sie dienen als verbindendes Kettenglied auch dort, wo Menschen verschiedener Sprachen zusammenkommen.

Was ist ein Ritual? Es ist der feierliche, formgebundene Ablauf des Geschehens im Tempel (Tempelarbeit). Es vermittelt den freimaurerischen Sinngehalt in besonderer zeremonieller Form, vor allem in Symbolen und symbolischen Handlungen mit Wechselgesprächen zwischen dem Meister vom Stuhl und den beiden Aufsehern.

Das Ritual enthält Erkenntnisse und Erfahrungen der Menschheitsgeschichte, die zeitlos sind und durch diese gebundene Form der Nachwelt weitergegeben werden. Dabei wird nicht nur auf das Brauchtum der Bauhütten-Bruderschaften des Mittelalters zurückgegriffen, sondern auch auf die Weisheiten der Mysterienbünde des Altertums. Diese versuchten bereits vor 3000 Jahren, die unbewussten Bereiche des Menschen durch ein emotionales Erlebnis aufzuschließen.

In der deutschen Freimaurerei wird die Tempelarbeit ergänzt durch eine Rede (auch „Zeichnung“ genannt), die persönliche Aspekte z.B. zum Ritualgeschehen oder zur Symbolik beinhaltet. Diese dienen auch als „Gesellen- oder Meisterstücke“ vor Einführung in die nächsthöhere Stufe.

Wiki-Ergänzung: Für die Logenrede oder Zeichnung (ein fester Bestandteil des Logenwesens in Mitteleuropa) sind regional auch Bezeichnungen wie "Baustück", "Bauriss" oder "Werkzeichnung" gebräuchlich.

044 Warum nennen Freimaurer ihren Versammlungsraum einen Tempel?

Der Tempel ist ein Ort der Einkehr, der Kontemplation, der Andacht. Die Bezeichnung "Tempel" geht zurück auf den Salomonischen Tempel, das erste große, steinerne Bauwerk, das in der Bibel genannt wird. Ihn haben die Steinmetzen des Mittelalters und später die Freimaurer zum Vorbild genommen. Sie betrachten den Tempel als Baustelle. Auf ihr soll sich einmal der Tempel der Humanität symbolisch erheben. Sie sehen sich als Bausteine, die sich „harmonisch“ in diesen Bau einfügen wollen.

045 Wie ist der Freimaurer-Tempel aufgebaut?

Als Tempel kann im Grunde jeder geeignete Raum genutzt werden. In der Anfangszeit der Freimaurerei tagten die Brüder in Gaststätten und nutzten einen ungestörten Raum als Tempel. Wo die Möglichkeit besteht, ist der Tempel ein festlicher, meist in Blau gehaltener Raum mit verhängten Fenstern, um die Abgeschlossenheit gegenüber der Außenwelt zu betonen. Seine Achse wird immer von Ost nach West angenommen, selbst wenn die tatsächliche Orientierung anders ist. Im Osten sitzt der Meister vom Stuhl, im Westen die Aufseher. Im Norden und Süden nehmen die Brüder Platz. In der Mitte des Tempels liegt ein Ritualteppich oder eine Arbeitstafel mit Symbolen. Er ist von den drei Säulen umgeben, welche Weisheit, Schönheit und Stärke symbolisieren. Weitere, symmetrisch angeordnete Plätze nehmen Ordner, Schriftführer und Redner ein.

046 Was kann man sich unter einer freimaurerischen Arbeit vorstellen?

Eine freimaurerische Arbeit ist der Ablauf des Rituals im Tempel. Zu einem guten Teil ist das Ritual im Wortlaut genau festgelegt und geht überwiegend auf Texte zurück, die vor 200 Jahren in gleicher Weise vorgetragen wurden. An zentraler Stelle steht ein Vortrag, den der Redner oder ein anderer Bruder über freimaurerische Themen hält.

Besondere Arbeiten sind die Aufnahme eines neuen Bruders, die Beförderung zum Gesellen oder Meister. Jedes Jahr wird das Stiftungsfest (Geburtstag der Loge) und das Johannisfest (24. Juni, Ende des Maurerjahres) gefeiert.

Der Ritual-Text ist bei den einzelnen Großlogen etwas unterschiedlich, im Ablauf und in der Wirkung aber überall sehr ähnlich (für Deutschland siehe Frage 063).

Freimaurerische Arbeit ist darüber hinaus das Arbeiten an sich selbst und das vorbildliche Wirken in der Gemeinschaft.

047 Was soll ein Ritual bewirken?

Im Ritual wird der Bruder aus dem Alltagsgeschehen herausgehoben und "ordnet sich bewusst in die Gesetzmäßigkeit des großen kosmischen Geschehens ein. Er soll durch diese lebendige Beziehung zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos lernen, sein Leben in zunehmendem Maße aus einem Übergeordneten Bewusstsein zu gestalten." (Hjalmar Vollkammer)

Diese Rückbesinnung ist ein Weg zur Wiederherstellung des menschlichen Gleichgewichts, das im täglichen Stress und Trott verloren zu gehen droht. Hierdurch schöpft der Bruder neue Kraft und Motivation, die er nach Rückkehr in den Alltag spürt.

Man könnte das Ritual auch als eine Art Meditationsübung bezeichnen. Die Wirkung ist abhängig vom Grad der Aufgeschlossenheit jedes einzelnen Bruders.

048 Weshalb tragen Freimaurer bei Arbeiten besondere Kleidung?

Die Bekleidung der Freimaurer leitet sich von der Berufskleidung der Steinmetzen und Maurer ab. Sie wird nur bei der Tempelarbeit getragen. Alle Brüder sind gleichförmig im schwarzen (oder dunklen) Anzug und mit weißem Hemd gekleidet, um ihre Gleichheit zu betonen. Bekleidet sind sie mit einem Schurz, der bei den Steinmetzen früher aus Leder war, um beim Behauen der Steine die Splitter aufzufangen. Dann mit Handschuhen, früher als Arbeitsschutz, heute weiß als Zeichen der Reinheit unserer Arbeit und Gesinnung. Schließlich mit Logenabzeichen (Bijou), um erkennen zu können, aus welcher Bauhütte (Loge) der Bruder kommt.

049 Warum tragen bestimmte Logen einen Zylinder?

Der Zylinder oder "Hohe Hut" gilt bei Freimaurern als Zeichen des freien Mannes. Er wird nur noch in einigen Logen und in der Großloge "Zu den drei Weltkugeln" getragen und lediglich abgenommen bei einem Gebet in Ehrfurcht vor dem Allmächtigen Baumeister aller Welten. Diese Tradition ist aber auch aus anderen Kulturen bekannt.

050 Hebt sich die freimaurerische Arbeit vom Alltag ab?

In der freimaurerischen Arbeit lassen die Brüder den Alltag möglichst weit hinter sich, um sich in Kontemplation, fast schon in Meditation einzustimmen. Bereits die altertümliche Sprache des Rituals nimmt die Brüder aus dem Alltag heraus. Die einheitliche Kleidung, die Aufhebung der profanen Zeitrechnung, die besondere Orientierung des Tempels nach den Himmelsrichtungen, die Dunkelheit und der Kerzenschein heben die Brüder aus dem Geschehen des Alltäglichen heraus. Durch den Ablauf des Rituals werden die Brüder in eine "andere Welt und Zeit" versetzt, in ihrem Innern angerührt und schöpfen neue Kraft und Mut, die ihnen im Alltag weiter helfen.

051 Ist das Ritual eine heilige Schrift?

Das wortgetreue, einzige Ritual gibt es nicht. Im Laufe der Zeit haben sich je nach Loge oder Großloge oder nach Land etwas unterschiedliche Rituale herausgebildet. Immer aber greift man auf möglichst alte Texte zurück. Die ältesten Texte stammen von der englischen Großloge, die sich 1717 in London bildete. Natürlich haben sich durch Übersetzungen, durch philosophisch oder anderweitig orientierte Bearbeiter im Laufe der Jahrhunderte mehrere Varianten gebildet. Deshalb gibt es kein für alle Brüder verbindliches Ritual, keine "heilige Schrift". Allerdings pflegt jede Großloge für ihre Tochterlogen jeweils verbindliche Texte herauszugeben. Trotz unterschiedlicher Variationen ist Ablauf, Inhalt und Sinn praktisch überall gleich und ermöglicht die Teilnahme auch in anderssprachigen Ländern.

052 Wozu braucht der Freimaurer Symbole?

Kein Mensch kann ohne Symbole leben. Er braucht sie, um seine Welt zu ordnen und die Erfahrungen seines Lebens auszudrücken. "Ich halte die Sprache der Symbole für die einzige Sprache, die jeder lernen sollte." (Erich Fromm)

Die Symbole sind die Grundlage der Freimaurerei und das wichtigste Ausdrucksmittel im Ritual. Symbole sind für den Freimaurer Werkzeuge zur praktischen Lebenshilfe und Brücke zum Irrationalen, Unbewussten. Universelle Symbole sind unerschöpflich und werden immer wieder neu interpretiert. Dieselben oder sehr ähnliche Symbole verbinden die Freimaurer in allen Ländern der Erde. Die weite Auslegungsmöglichkeit öffnet den Horizont jedes Einzelnen.

053 Was bedeutet: "Arbeit am rauhen Stein"?

Die Freimaurer sind dabei, symbolisch den Tempel der Menschheit, den Tempel der Humanität zu bauen. Dabei stellen sie sich vor, dass die Bausteine hierzu sie selbst sind, also die Brüder. Im Steinbruch sind die Steine noch roh und unbehauen. Um in das Bauwerk zu passen, müssen sie bearbeitet und geformt werden. Wer in den Freimaurerbund aufgenommen wird, ist zunächst ein rauer Stein. Erst bei der "Arbeit am rauhen Stein" kann man allmählich erkennen, wozu der einzelne Stein gebraucht werden kann. Die besonders festen sind für das Fundament bestimmt, die weichen Sandsteine lassen sich gut für Verzierungen oder Figuren bearbeiten. Darum ruft man dem Freimaurerlehrling zu: "Erkenne dich selbst!" Die Arbeit am rauhen Stein ist das Erkennen der eigenen Möglichkeiten und das Beginnen, am eigenen Stein die störenden Unebenheiten und Ecken abzuschlagen, damit sich der Baustein in den Tempelbau einfügen lässt. Der Einfluss der brüderlichen Gemeinschaft in der Loge ist dabei unerlässlich. So kann jeder rauhe Stein einmal zu einem gut behauenen Werkstück werden. Diese wichtige Arbeit findet kein Ende. Die Gestalt des Kubus, als vollkommene Form, erreichen wir auf unserer irdischen Lebensbahn niemals ganz.

Wiki-Ergänzung: Die Redaktion ist sich dessen bewusst, dass man das Wort "rau" nach den neuen Rechtschreibregeln ohne Dehnungs-H schreibt. In der Freimaurerei ist das Bild des "Rauhen Steines" jedoch seit Jahrhunderten so tief verankert, dass es zumeist quasi wie ein Eigenname empfunden wird.

054 Welche Symbole gelten als typisch freimaurerisch?

Wenn man Symbole sucht, die die Freimaurer weltweit kennzeichnen, kann man nur "Zirkel und Winkel" nehmen. Es sind zwei Werksymbole aus den mittelalterlichen Bauhütten, die (ineinander verschränkt) gemeinsam auftreten. Der Zirkel steht für den Geist und der Winkel für die Materie, wie der Kreis das Göttliche und das Rechteck das Irdische bezeichnet. Diese beiden Pole bilden das Weltganze und durchdringen sich.

Der Zirkel ordnet Einstellung und Gefühle des Bruders zu den Menschen seines Umfeldes. Man schlägt mit dem Zirkel einen Kreis. Der junge Bruder kommt in einen völlig neuen Kreis. Es ist ihm vorbehalten, diesen nicht zu klein (Abkapselung) und nicht zu groß (Oberflächlichkeit) zu wählen. Wie der Zirkel ein Mittel ist, um einen Kreis zu beschreiben, so ist die Loge ein Mittel, um sich den Idealen der Freimaurerei zu nähern.

Das Winkelmaß mit seinen Schenkeln „Recht und Pflicht“ mahnt jeden Bruder, immer das (Ge-)Rechte, Richtige, Rechtmäßige zu tun. Jeder Schenkel ist ein Lineal der Geradlinigkeit, an die wir bei unseren Handlungen immer wieder erinnert werden sollen. Das Winkelmaß soll uns erinnern, dass mit zunehmenden Rechten (Lehrling-Geselle-Meister) auch die Pflichten (Verantwortung) wachsen.

055 Was bedeutet der Salomonische Tempel für die Freimaurer?

Das erste große steinerne Kultbauwerk in der Bibel ist der Salomonische Tempel. Er galt viele Jahrhunderte als Meisterwerk der Baukunst. Deshalb wurde er von den Steinmetzen der Dombauhütten zum sinnbildlichen Vorbild gewählt. Die sich daraus entwickelnden Freimaurer, die nur noch geistige Bauleute ("spekulative Maurer") waren, übernahmen ihn und setzten ihn dem zu bauenden Tempel der Humanität gleich. Deshalb findet sich auf vielen Symbolteppichen der Salomonische Tempel oder nur die 7 Stufen, die zu ihm führen und ihn andeuten.

056 Was bedeutet das Hexagramm?

Der "Flammende Stern" ist für die Freimaurer das Symbol des Transzendenten, des Numinosen. Es ist ein geistiges Licht, das dem Maurer auch in der tiefsten Finsternis seinen Weg erhellt. Meist ist es ein Hexagramm, das aus zwei ineinander verflochtenen Dreiecken dargestellt wird. Zwischen den Spitzen brechen Strahlen oder Flammen heraus. - Das Hexagramm war bereits in vielen alten Kulturen bekannt. Für die Griechen stand das mit der Spitze nach unten weisende Dreieck für Wasser oder irdische Materie und das aufwärts gerichtete Dreieck für Feuer, für Geist und alles Immaterielle. Die Verbindung dieser Gegensätze als Hexagramm war das Zeichen des Götterboten Hermes, der als Seelenführer zwischen dem Lichtreich der Götter und dem Dunkelreich der Unterwelt vermittelte. In anderen Kulturen drückt das Hexagramm die Überwindung der Dualität und damit die Harmonie im Weltall und im menschlichen Handeln aus.

Gebräuchlich ist aber auch in bestimmten Lehrarten der Freimaurerei das Pentagramm.

057 Muss der Freimaurer einen fürchterlichen Eid schwören?

Bei der Aufnahme gibt der Kandidat eine Verpflichtungserklärung (Gelöbnis) ab. Vor 250 Jahren musste er stattdessen einen Eid leisten, der grausame Strafandrohungen enthielt. Da für die Freimaurer viele Vorgänge nur symbolisch ablaufen, waren damals die Todesdrohungen ebenfalls symbolisch und nicht wörtlich zu verstehen. Die Gegner der Freimaurerei haben diese - auf biblische Legenden zurückzuführenden - Eide zum Anlass genommen, den Freimaurern viele Morde zuzuschieben. Die Verpflichtungerklärung enthält die Mahnung zur Verschwiegenheit.

6. Staat, Parteien, Politik

058 Welche politische Richtung hat die Freimaurerei?

Der Freimaurerbund enthält sich in fast allen Ländern jeder parteipolitischen Tätigkeit und Stellungnahme. In den Satzungen ist festgelegt, dass es in der Loge keine parteipolitischen Streitgespräche geben darf. Es gibt im Bund Mitglieder aller Parteien. Keiner darf aber für seine parteipolitische Richtung werben oder sie in der Loge öffentlich herausstellen. Freimaurerische Ziele ließen sich allen politischen Richtungen zuordnen.

059 Dürfen sich Freimaurer in die Politik einmischen?

Jeder Bruder ist als Bürger ein freier Mensch in seinen politischen Entscheidungen. Deshalb darf und sollte er sich als Staatsbürger gegebenenfalls auch aktiv für jede demokratische Partei betätigen (Wahlrecht/Wahlpflicht). Niemals darf er aber als Repräsentant einer Loge oder der Freimaurerei zu tagespolitischen Fragen Stellung beziehen. Er darf auch keine parteipolitischen Auseinandersetzungen in die Loge tragen.

Selbstverständlich bleiben gesellschaftspolitische Themen unberührt. So kann über Bevölkerungspolitik, Menschenrechte, Flüchtlingsfragen und andere soziale, humanitäre, karitative Probleme nicht nur gesprochen werden, sondern es können hierzu durchaus auch Politiker oder Repräsentanten zu Vorträgen eingeladen werden, wenn sich diese nicht als Parteiredner verstehen.

060 Kann ein Parteipolitiker einen Vortrag in der Loge halten?

Jeder Politiker darf über allgemein menschliche, soziale, kulturelle, karitative oder ähnliche Probleme bei Logenveranstaltungen sprechen. Die Loge darf es allerdings nicht zulassen, dass der Vortragende ausschließlich über seine spezielle parteipolitische Richtung referiert.

061 Erstrebt die Freimaurerei eine Weltregierung durch Weltverschwörung?

Friedrich Wichtl gab am Ende des 1. Weltkriegs die Hetzschrift "Weltfreimaurerei, Weltrevolution, Weltrepublik" gegen alles Freimaurerische heraus. Darin erklärt er den Aufbau der Freimaurerei als eine straffe Weltorganisation, bei der die normalen Logen und Großlogen sozusagen das Fußvolk darstellen, das von der "Hochgradmaurerei" gelenkt würde. Der AASR hat 33 Stufen, die auf der 1-US-Dollar-Note durch eine 33-stufige Pyramide abgebildet seien. (Dass dort nur 13, die Gründerstaaten der USA symbolisierende Stufen abgebildet sind, ignoriert Wichtl in seinem Eifer.) Rothschild führe in Europa und Rockefeller in USA die Freimaurerei an. Diese höchsten Repräsentanten von Gelddynastien stünden als unbekannte Obere in direkten Kontakt mit dem "Gott Luzifer", der durch das "Gottesauge" an der Spitze der Pyramide auf dem 1-Dollar-Schein dargestellt würde. Diese negative luziferische Weltmacht sei mächtiger als alle Regierungen und die Päpste. Diese Machtkonstruktion sei die unumschränkte geheime Weltregierung. Bis heute wird dies in immer wieder neuen Büchern verbreitet, mit dem aktuellen Zusatz, dass auch die UN unter dem Diktat der Hochgradmaurer stehe.

Der Skandal um die italienische sog. Freimaurerloge P 2 (Propaganda Due) in den 1970er Jahren oder das Massaker des sich als Freimaurer darstellenden Norwegers Anders Brejvik 2011 mit seinem tausendseitigen Manifest haben auch heutzutage Einfluss auf die negative Meinungsbildung zur Freimaurerei.

Tatsächlich ist - international gesehen - die Freimaurerei eine politisch wenig bedeutende, lose zusammenhängende Organisation mit rund 6 Mio. Mitgliedern. Die sogenannten Hochgradsysteme/Erkenntnisstufen haben mit ihren wenigen Mitgliedern keinen Einfluss auf die allgemeine Freimaurerei mit ihren Stufen Lehrling - Geselle - Meister, geschweige denn auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung oder die Weltpolitik.

Es gibt keine durchorganisierte Weltfreimaurerei, sondern nur eine sich über die ganze Erde erstreckende, symbolisch gesehene Weltbruderkette, die als einziges Ziel hat, Brücken von Bruder zu Bruder, von Land zu Land und von Kultur zu Kultur zu schlagen. Geheime Machtstrukturen verbergen sich nicht dahinter, denn diese würden den Zielen der Freimaurerei widersprechen (siehe Frage 099). Jede Loge ist als Verein selbständig tätig gemäß der Ziele und rituellen Vorgaben der jeweiligen Großloge.

062 Ist die Freimaurerei staatsfeindlich?

Die Freimaurerei steht jedem demokratischen Staat loyal gegenüber. In der Hitlerzeit wurde die Freimaurerei folgerichtig verboten, weil sie den Staatszielen entgegenlief. Rassengesetze, politischer Größenwahn mit Bedrohung anderer Länder und Völker waren und sind mit den Zielen der Freimaurerei nicht in Einklang zu bringen (siehe Frage 088).

Leider konnten sich Teile der Freimaurerei den national-völkischen Strömungen zu Beginn des 20. Jahrhundert nicht ganz entziehen und unterbanden zeitweise die Mitgliedschaft von Juden in ihren Logen. Dass dies ein Irrweg war, beweist die Geschichte.

Ein demokratisches Staatssystem wird - selbst bei berechtigter Kritik bezüglich mancher Reform - immer von der Freimaurerei akzeptiert. Zum Ausdruck kommt dies u. a. bei Feierlichkeiten mit dem Toast auf das Vaterland. Dies ist nicht nationalistisch zu interpretieren, zumal in vielen Logen Brüder anderer Länder vertreten sind. Das Deutschlandlied, dessen dritte Strophe als Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland dient, stammt aus der Feder des Freimaurers Hoffman von Fallersleben.

7. Organisation

063 Wie ist die deutsche Freimaurerei heute aufgebaut?

In Deutschland bestehen fünf reguläre Großlogen:

  • Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (GL A.F.u.A.M.v.D.)
  • Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland (GLL FvD)
  • Große National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" (GNML 3WK)
  • American Canadian Grand Lodge (ACGL)
  • Grand Lodge of British Freemasons in Germany (GL BFG)

Diese sind unter dem Dach der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD) zusammengefasst, die alle Freimaurer in Deutschland nach außen vertritt und sämtliche übergeordneten Belange wahrnimmt. Sie darf aber nicht in Angelegenheiten der Lehrart, des Rituals, des Brauchtums und der inneren Ordnung einer der Mitgliedsgroßlogen eingreifen und entscheiden.

Die Loge ist die kleinste Organisationseinheit der Freimaurerei. Alle 2 Jahre (Zu den drei Weltkugeln) wird der Meister vom Stuhl in geheimer Wahl von den Mitgliedern gewählt. Er darf zweimal wiedergewählt werden. Die anderen Beamten (Aufseher, Ordner, Schriftführer, Redner, Schatzmeister, Armenpfleger usw.) werden ebenfalls durch Wahl bestimmt.

Jede Loge gehört einer Großloge an. Diese wacht über das Brauchtum und das Ritual. Der Meister vom Stuhl (und bei größeren Logen weitere Delegierte) sind stimmberechtigte Mitglieder der Großlogenversammlung (Zu den drei Weltkugeln), die einmal jährlich über alles Wesentliche berät, abstimmt und beschließt.

Aus den Großlogen werden die Funktionsträger der VGLvD gewählt. Die Vereinigten Großlogen von Deutschland sind vollständig autark. Sie pflegen mit den Großlogen anderer Länder freundschaftliche Beziehungen. Es werden gegenseitige "Großvertreter" bestimmt, die ähnlich den Botschaftern im diplomatischen Dienst anzusehen sind.

Für die weibliche Freimaurerei und die gemischten Logen gibt es ebenfalls Großlogen. Eine rituelle Zusammenarbeit ist den regulären Logen nicht gestattet:

  • FGLD - Frauen-Großloge von Deutschland
  • Humanitas, Freimaurergroßloge für Männer und Frauen in Deutschland
  • Le Droit Humain, Internationaler Freimaurerorden für Männer und Frauen

064 Wie viele Logen und Freimaurer gibt es in Deutschland, in Berlin, in den neuen Bundesländern?

Es gibt in Deutschland etwa 470 Logen mit insgesamt etwa 14000 Mitgliedern. In Berlin sind es 46 Logen mit etwa 1500 Brüdern.

In den neuen Bundesländern gibt es 53 Logen mit etwa 1500 Brüdern.

Neben der „männlichen“ Freimaurerei gibt es in Deutschland rd. 25 Frauenlogen und rd. 15 „gemischte“ Logen (für Männer und Frauen). Satzungsgemäß ist eine offizielle Zusammenarbeit der „regulären“ Logen der VGLvD mit diesen Logen nicht zulässig.

065 Ist die Freimaurerei international organisiert?

Es gibt keine internationale freimaurerische Oberbehörde. Jedes Land hat meist eine souveräne Großloge, die mit den Großlogen anderer Länder in Kontakt steht. Es besteht ein gegenseitiges Anerkennungsverhältnis unter den gleichberechtigten sogenannten regulären Großlogen. Unter der Führung der Großloge von England (der ältesten der Welt) halten sich die meisten Großlogen der Erde an bestimmte Regeln (Basic Principles) und gelten dann als regulär.

066 Gibt es ein einheitliches Lehrgebäude der Freimaurerei?

Nein! Im Allgemeinen stellt die (meist einzige) Großloge eines Landes die Formulierung ihrer Grundsätze und Leitideen auf. Trotz mancher Variationen sind sie in allen Ländern gleich oder ähnlich. Die Grundlage bilden für alle die Basic Principles (letzte Fassung: 1989) und die Stufenleiter: Lehrling - Geselle - Meister.

067 Gibt es einen Propheten, Heiligen, Guru der Freimaurerei?

Da alle Funktionsträger demokratisch auf eine begrenzte Amtsdauer gewählt werden, ist in keiner Satzung eine Sonderstellung eines Bruders vorgesehen. Die Großmeister tragen in Deutschland sogar einen weißen Lehrlingsschurz, um damit zu bekunden, dass auch sie, wie jeder andere Freimaurer, ihr Leben lang ein Lehrling bleiben. Von allen Brüdern wird eine achtungsvolle Haltung gegenüber allen anderen Brüdern und dem Allmächtigen Baumeister aller Welten als höchstes Ordnungsprinzip erwartet. Sicherlich gibt es besonders „weise“ Brüder in jeder Loge, die vorbildhaft wirken und umfassende Ritualkenntnisse besitzen und vermitteln können. Sie erhalten die ihnen gebührende Wertschätzung, die nichts mit Heiligenverehrung zu tun hat.

068 Gibt es Altersgrenzen nach unten und oben?

Ein Interessent soll in den Freimaurerbund eintreten, wenn er eine gewisse innere Reife besitzt. Deshalb war früher festgelegt (Zu den drei Weltkugeln), dass er 25 Jahre alt sein sollte. Heute kann davon abgewichen werden; es wird die Volljährigkeit mit 18 Jahren als unterste Grenze angesehen.

Eine obere Altersgrenze gibt es nicht. Häufig suchen Menschen nach Ende ihrer beruflichen Laufbahn nach dem Sinn des Lebens und stoßen zur Freimaurerei. Daher ist selten eine „Verjüngung“ des Durchschnittsalters einer Loge festzustellen.

8. Vereinsgrundlagen

069 Wie oft treffen sich die Freimaurer?

In einer deutschen Loge treffen sich die Brüder häufig einmal in der Woche an einem bestimmten Tag. Es gibt also "Donnerstags-Logen", die sich jeden Donnerstagabend zusammenfinden. Für sehr Interessierte bestehen darüber hinaus weitere freiwillige Möglichkeiten durch Besuch von Erkenntnisstufen bzw. Hochgradsystemen oder durch Wahrnehmung von Funktionen im Freimaurerbund (Stuhlmeistersitzungen, Ritualkommission, Lehrlingsunterricht o.ä.). Neben den Tempelarbeiten finden brüderliche Gespräche, Gästeabende und Wandertage statt.

Jeder Bruder kann alle Arbeiten und Vorträge jeder anderen Loge weltweit besuchen, die seinem Grad entsprechen. Wenn sich eine Loge noch im Aufbau befindet (wie vielfach in den neuen Bundesländern), können die Zusammenkünfte auch nur einmal im Monat stattfinden. Grundsätzlich gilt: Nicht die Häufigkeit der Zusammenkünfte ist wichtig, sondern die Tiefe des Erlebens und das, was man von dem gemeinsamen Erlebnis als Ansporn mit in den Alltag nimmt. Außerdem entstehen zwischen einzelnen Brüdern und deren Familien vielfach engere Kontakte, die zu Freundschaften und engeren Bindungen führen.

070 Welche Priorität setzt der Freimaurer?

Heute ist fast jeder Mensch von Terminen "getrieben". Er muss entscheiden, was für ihn wichtig ist. Er muss Prioritäten setzen. Vom Freimaurer erwartet man etwa folgende Rangfolge der Prioritäten: Die höchste Priorität hat die Familie, um die unser Leben und Handeln kreist.

Die zweithöchste Priorität ist der Beruf als finanzielle Existenzgrundlage.

Als Drittes darf die Liebe zur Freimaurerei kommen. Ein Theaterbesuch muss nicht auf den bekannten Logentag gelegt werden, den Fernsehkrimi kann man in der Mediathek auch später genießen.

Fast alle Freizeitaktivitäten kann man ebenso an anderen als den Logentagen betreiben. Die Freimaurerei bleibt aber für viele "die schönste Nebensache der Welt". Sie ist mehr als Hobby, vielmehr Lebenseinstellung.

071 Wird ein bestimmter Bildungsgrad erwartet?

Für den Freimaurer ist die Herzensbildung wichtiger als die Schulbildung. Trotzdem sollte ein grundlegendes Interesse bestehen, sich mit alltags-übergreifenden Fragestellungen zu beschäftigen und auseinanderzusetzen sowie Sinn und Ziel des eigenen Handelns zu beleuchten. Es bedarf in der Freimaurerei zweier Fähigkeiten: eines gewissen Abstraktionsvermögens einerseits und eines Einfühlungsvermögens in Symbole und rituelle Handlungen. Man benötigt zum ersten nicht das Abitur, aber es ist hilfreich. Zum zweiten braucht man eine gleichgestimmte, empfindsame „Antenne“, eine emotionale Offenheit. Wer dabei nicht auf der gleichen Wellenlänge schwingt, wird keine Freude an der Freimaurerei haben.

Hinweis: Ob die Freimaurer eine Elite sind, wird in Frage 023 beantwortet!

072 Besteht die Loge aus Wohlhabenden oder Geschäftsleuten?

Leider nein, denn sonst würde es mehr Sponsoren für kulturelle und karitative freimaurerische Vorhaben geben. Gegenwärtig sind die meisten Mitglieder froh, wenn sie feststellen, dass sich ihre Mitgliedsbeiträge für die Loge "lohnen". Die meisten Freimaurer stammen heute aus dem "Mittelstand“. Wirklich Wohlhabende oder „Prominente“ bringen im Allgemeinen keine Zeit mehr für die Freimaurerei auf, denn sie haben kaum noch ein Privatleben. Wer von einer Konferenz zur nächsten Besprechung und Verpflichtung eilt, hat keinen Freiraum mehr, z.B. über den Sinn des Lebens nachzudenken und mit anderen darüber zu sprechen. Sich derart zu beschäftigen, würde keinen einzigen Euro bringen, sondern nur einen inneren Gewinn, den wir anstreben.

"Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes… Aber weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten.“ – Lukas 6, 20-24

073 Sind Logen wohlhabend?

Nein. Zwar haben einige Logen eigene, alte Logenhäuser, die aber für heutige Verhältnisse meist zu überdimensioniert sind, oft große Säle enthalten und deshalb schwer für andere Zwecke zu vermieten sind. Im Allgemeinen sind Logenhäuser eher eine Belastung. - Sicher gibt es nur wenige Logen, die ein nennenswertes Kapital haben. Ziel ist nicht die Ansammlung eines Vermögens, sondern satzungsgemäß karitative Hilfe, wenn Geld vorhanden ist. Die Logenbeiträge dienen überwiegend dem Betrieb und der Unterhaltung der Logenhäuser. Anders als in der Historie sind heute Erbschaften zugunsten der Logen absolute Ausnahmen.

074 Gehören auch Arbeiter der Loge an?

Jeder Freimaurer ist bestrebt, sich weiter zu bilden, das kann bedeuten, nicht Hilfsarbeiter zu bleiben, sondern Vorarbeiter, Facharbeiter oder mehr zu werden oder auch ganz was anderes. Natürlich können auch Arbeiter Freimaurer werden. Es geht nicht um das Wissen allein, sondern um das Bestreben, sich stets zu verbessern, sich mehr Fähigkeiten und Erfahrungen anzueignen. Die Idee, sich durch das Leben nicht nur dahin treiben zu lassen, sondern es zu gestalten und darüber nachzudenken. Die Freimaurerei ist kein abfragbares Wissensgebiet, sondern besteht aus der Aneignung von Weisheit. Es werden keine Schulnoten verteilt, sondern die Fähigkeit erwartet, sich im Leben, d.h. im Miteinander zu bewähren. Gerade die Bodenständigkeit wird dank „einfach“ (gradlinig) und praktisch denkender Brüder gesichert als durch „kopflastige Schöndenker“.

075 Kann man die Freimaurerei per Fernstudium oder im Internet erlernen?

Manche stellen in den freimaurerischen "Foren" des Internets furchtbar kluge Fragen. Andere haben vieles über die Freimaurerei erfragt, gelesen, sich angeeignet. Dennoch machen sie nicht den einzig richtigen Schritt: sich an eine Loge zu wenden und deren öffentliche Abende zu besuchen. Denn es ist unmöglich, die Freimaurerei per Internet oder Fernstudium zu "erlernen". Die Freimaurerei braucht den Gesprächspartner, ein Gegenüber, den Bruder, der zuhört, antwortet, verbindet. Internetkommunikation ist völlig unverbindlich und manipulierbar, ein Fernkontakt ohne richtig „greifbaren“ Partner. In der Freimaurerei braucht man aber den Menschen, den man fragen und vertraulich ansprechen kann. Diese Auseinandersetzung und gemeinsame Reflexion kann niemals durch das Internet oder Bücher allein erreicht werden.

076 Wie hoch sind die finanziellen Belastungen?

Jeder Verein braucht zur Aufrechterhaltung seiner Organisation Geld. Auch die Freimaurerei muss beispielsweise ein Logenhaus erhalten und die Betriebskosten und Reparaturen dafür aufbringen. Daneben wird ein Betrag für die Caritas (Spendenhilfe) gesammelt. Die i.d.R. halbjährliche Logenversammlung aller Mitglieder bestimmt den Beitrag. Konkret kann man im Monat mit 20 bis 50 Euro rechnen.

077 Werde ich durch Beitrittserklärung und Zahlung des ersten Beitrags ein Freimaurer?

In den Freimaurerbund kann man nicht wie z.B. in einem Sportverein lediglich durch den Vollzug einer Unterschrift eintreten. Es ist ein etwas längeres Verfahren, bei dem der Interessierte und die Brüder der Loge sich gegenseitig kennenlernen sollen. Im Allgemeinen vergehen einige Monate (manchmal Jahre) vom ersten Kontakt bis zum Aufnahmeantrag. In dieser Zeit findet sich auch ein Bürge (Proponent) aus der Loge für ihn, der ihm die ersten Schritte erleichtern soll. Die Brüder stimmen in geheimer Wahl über die Zulassung eines Suchenden zur Aufnahme in den Bund ab. Die Aufnahme, auch Lichterteilung genannt, ist eine Einweihung (Initiation) nach einem eindrucksvollen Ritual, an dem die ganze Loge beteiligt ist. Die Initiation bringt den Aufzunehmenden zu einem inneren Erlebnis, das für ihn der Beginn eines neuen Lebensabschnittes sein kann. Heute kennt man eine Initiation in westlichen Kulturkreisen (abgesehen von der Priesterweihe) nur noch im Freimaurerbund.

078 Habe ich geschäftliche Vorteile durch die Loge?

Nein! Wer beim Eintritt in die Loge an eigene, wirtschaftliche Vorteile gedacht hat, wird schwer enttäuscht werden. „Geschäftmaurerei“ ist verpönt. Als „Geschäftsmaurer“ bezeichnet man denjenigen, der zwar bei seinem Aufnahmeantrag unterschrieben hat, dass er keine finanziellen Vorteile erwartet, aber trotzdem ausprobiert, ob er anderen Brüdern z.B. eine Versicherung „aufschwatzen“ kann. Er ist natürlich keiner, wenn ein Bruder seinen fach- oder kaufmännischen Rat erbittet.

Bei einem Gästeabend sagte ein Versicherungsvertreter: Wenn ich von Ihren hehren Zielen höre, die ich befolgen soll, muss ich meinen Beruf wechseln. Es wurde ihm folgende Antwort gegeben: Wenn Sie bisher jeden Ihrer Kunden „beschissen“ haben und es in Zukunft nur bei jedem zweiten tun, hat die Freimaurerei bereits erste Wirkung gezeigt.

079 Was ist der Unterschied zu Lions, Rotariern und anderen Service-Clubs?

Die Service-Clubs, zu denen der Rotary-Club, der Lions-Club, Round Table u.a. gehören, pflegen überwiegend integere Geschäftsbeziehungen unter Entscheidungsträgern (begrenzte Mitgliederzahl pro Beruf), Freundschaft, Geselligkeit und Wohltätigkeit. Durch gemeinsames Essen und Vorträge bemüht man sich, geistige Anregung im Sinn von Toleranz und Völkerverständigung zu geben. Eine Lehre, ein Ritual oder eine Initiation gibt es dort nicht. Nur die Wohltätigkeit haben diese Clubs mit der Freimaurerei gemeinsam. Es bestehen keine Beschränkungen für Freimaurer, in einem Service-Club zu sein.

080 Gibt es Verbindungen zwischen der Freimaurerei und Illuminaten, Rosenkreuzern, Mormonen, Sclentology?

Mormonen, Scientology o.ä. Gruppierungen sind Kirchen oder religiöse Sekten. Da die Freimaurerei weder Kirche, noch Religionsgemeinschaft, noch Sekte ist, hat sie mit diesen Gemeinschaften nichts zu tun (siehe Frage 032 und Frage 033).

Der Illuminaten-Orden wurde 1776 von Adam Weishaupt gegründet und wollte eine geheime Weisheitsschule sein, dessen Struktur sich an den Jesuitenorden anlehnte. Er erlosch bereits 1785. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er in Zürich als O.T.O. (Ordo Templi Orientis) wiederbegründet und behauptete, Weisheit und Wissen vieler esoterischer Organisationen zu besitzen. Er hat auch den Ausdruck "Loge“ übernommen. Da die Freimaurerei keine mystischen Geheimnisse hat, besteht keinerlei Verbindung zu den Illuminaten.

1616 erschien die Schrift "Chymische Hochzeit des Christiani Rosenkreuz anno 1459". Ob dem Namen Christian Rosenkreutz eine historische Persönlichkeit zugrunde liegt, ist umstritten. Diese und weitere Schriften enthalten neoplatonische, gnostische, kabbalistische und mystische Elemente. Die geistige Alchemie mit der Suche nach dem Stein der Weisen sollte Bewusstseinsveränderungen im Geist der Adepten bewirken. Obwohl man 1787 die Ordenstätigkeit einstellte, wurde mehrfach eine Neubelebung versucht, zuletzt 1915. Dieser Alte Mystische Orden Rosae Crucis (A.M.O.R.C.) und weitere Zweige nach dem zweiten Weltkrieg versuchen, in strengen Regeln die Suche nach dem Stein der Weisen fortzuführen. Da diese rein esoterischen Elemente nicht zwingend dem Geist der Freimaurerei entsprechen, bestehen heute so gut wie keine Beziehungen zwischen Freimaurerei und Rosenkreuzern mehr. Historisch gehörte es durchaus zum Zeitgeist, in solchen (geheimbündlerisch erscheinenden) Organisation parallel Mitglied zu sein. Beispielsweise sagt man dies J.W. Goethe oder dem Musiker Claude Debussy nach.

Wiki-Ergänzung: Die ursprüngliche Stammverwandtschaft zwischen Freimaurerei und Hermetik ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Als mit der Renaissance das heliozentrische Weltbild des Mittelalters zusammenbrach, entwickelten sich zahlreiche neue Denkschulen, die einander intensiv befruchteten und die Grundlage für die (spätere) Aufklärungsbewegung schufen. Berühmte Exponenten dieser Ära waren etwa John Dee (1527-1608), Robert Fludd (1574-1637) und Elias Ashmole (1617-1692), Hermetiker, Kabbalisten, Alchemisten und Rosenkreuzer, die allesamt wohl auch mit der frühen Freimaurerei in Beziehung standen. Selbst noch der österreichische Kaiser Franz Stephan von Lothringen (1706-1765) war sowohl Alchemist als auch Freimaurer - übrigens durchaus zum Missfallen seiner Gemahlin, der Regentin Maria Theresia. Siehe auch die Wiki-Ergänzung zu Frage 028.

081 Wie ist eine Loge aufgebaut?

Die Logenleitung (juristisch = Vereinsleitung) besteht aus dem Meister vom Stuhl (Stuhlmeister, Vorsitzender Meister) und den beiden "Aufsehern", die je nach Großloge auf ein, zwei oder drei Jahre gewählt werden. Dies sind die "hammerführenden Beamten". Vereinsrechtlich vertreten diese drei Brüder die Loge nach außen. Der "Ordner" (Zeremonienmeister) ist nach Anweisung des Meisters vom Stuhl für den äußeren Ablauf des Rituals bei einer Tempelarbeit verantwortlich. Der "Redner" ist wesentlich für die geistige Ausrichtung der Loge zuständig, hält entweder selbst einen Kurzvortrag (15 - 20 Minuten) oder beauftragt einen anderen Bruder damit. Der "Schriftführer" (Sekretär) ist für den Schriftwechsel der Loge verantwortlich und führt das Protokoll. Weitere Beamte sichern den reibungslosen Ablauf des Logenlebens, z.B. "Zugeordneter Meister vom Stuhl" (Stellvertreter), "Schatzmeister", "Armenpfleger" usw. Alle "Amtsträger" (Beamten) werden durch Wahl bestimmt, wobei die Fähigkeiten und Wünsche der zu wählenden Brüder beachtet werden.

082 Warum gibt es bestimmte Stufen in der Freimaurerei?

Da das freimaurerische Gedankengut nicht in festen und dogmatischen Lehrsätzen aufgebaut ist, wird Zeit und Geduld benötigt, um es sich anzueignen. Deshalb wächst der Freimaurer langsam in das Brauchtum hinein. Um diese stufenförmig aufbauende Erkenntnis zu dokumentieren, ist der neu Aufgenommene erst Lehrling, wird nach etwa einem Jahr Geselle und nach meist weiteren zwei Jahren Meister. In jeder dieser Stufen wird ein bestimmtes Gebiet menschlichen Wirkens bearbeitet. Dabei gibt es im brüderlichen Umgang keine Gradabstufung. Alle Brüder sind gleich, begegnen sich auf Augenhöhe. Nur die Kenntnisse und Erfahrungen sind unterschiedlich. Der Ursprung entstammt dem Handwerkerbrauch, besonders dem der Steinmetzen, in dem bis heute die Dreistufigkeit: Lehrling - Geselle - Meister im beruflichen Werdegang vorgesehen ist.

083 Muss der Freimaurer seinem Meister vom Stuhl gehorchen?

Unter den "Beamten" der Loge gibt es keine Hierarchie, denn der Meister vom Stuhl ist der Erste unter Gleichen (primus inter pares). Er übernimmt für die Tempelarbeit die alleinige, rituelle Führung. Was er im Tempel in Übereinstimmung mit dem Ritual sagt, sollte geschehen, denn auch er ist an den Ablauf und Wortlaut des Rituals gebunden. Insofern muss jeder dem Meister Folge leisten. Er bestimmt auch im Rahmen seiner Kompetenzen das Geschehen in der Loge außerhalb der Tempelarbeit. Allerdings muss er sich je nach der Inhaltsschwere der Entscheidung abstimmen: mit der Logenführung (also mit den beiden Aufsehern), mit dem Beamtenrat (alle gewählten Beamten) oder bei der Logenversammlung mit allen Brüdern der Loge. Wichtige Entscheidungen (z.B. über eine Logenreise, die Änderung des Beitrages u.ä.) können nur durch Abstimmung in dieser Versammlung geschehen. Die Abstimmung geschieht in demokratischer Weise. Die Möglichkeiten der "Macht" des Meisters vom Stuhl sind also stark eingeschränkt.

084 Warum können in unseren regulären Logen keine Frauen aufgenommen werden?

Zuerst ist dies historisch bedingt, da seit der ersten Satzung von 1723 nur Männer einer regulären Freimaurer-Loge beitreten können. Handwerksberufe wurden bis ins 20. Jahrhundert weitestgehend von Männern ausgeübt. Und dieses damals selbstverständliche Brauchtum wurde bis heute beibehalten. Außerdem ist jede Loge ein demokratischer Verein, der durch Mehrheit etwas anderes bestimmen kann. Alle diesbezüglichen Abstimmungen haben bislang ergeben, dass in den Männerlogen keine Frauen als Mitglieder gewünscht werden. Weiterhin haben sich unsere Gremien (also und die unter dem Dach der Vereinigten Großlogen von Deutschland geeinten Großlogen als höchste deutsche Repräsentanz) dazu bekannt, dass wir bestimmte Regeln einhalten, um "regulär" zu bleiben und mit allen anderen regulären Logen auf der Erde Kontakt haben zu können. Diese Regeln, die „Basic Principles", sind von nahezu allen Großlogen akzeptiert worden. Diese und andere Gründe haben dazu geführt, dass keine Frauen aufgenommen werden.

Selbstverständlich haben sich auch Frauen das freimaurerische Gedankengut erschlossen und können rituell arbeiten. Nach 1945 hat sich die "Frauen-Großloge von Deutschland" (FGLD) gebildet, der zur Zeit rund 25 Logen angehören. (http://www.freimaurerinnen.de) Diese Logen werden im Sinn der männlichen, regulären Freimaurerei förmlich "nicht anerkannt", aber akzeptiert. Ein geistiger Austausch findet aber statt, z.B. über die Forschungsloge „Quatuor Coronati“.

Darüber hinaus gibt es noch wenige "gemischte Logen", die sowohl Männer als auch Frauen aufnehmen. Auch diese werden nicht als „regulär“ anerkannt:

Europaweit ist zudem festzustellen, dass die nicht "reguläre" Großloge Frankreichs, der Grand Orient de France, mit über 47.000 Mitgliedern in ca. 1200 Freimaurerlogen zahlenmäßig die „regulären“ Freimaurer deutlich überragen. Im Vergleich: der VGLvD unterstehen rd. 14.000 Brüder Freimaurer in Deutschland.

Wiki-Ergänzung: Das Begriffspaar "regulär - irregulär" ist heute nicht mehr unumstritten. In aller Welt existieren zahlreiche Großlogen, die sich sämtlichen Regeln des Bundes unterwerfen, sich somit als "regulär" verstehen - jedoch Frauen als Freimaurer initiieren. Die United Grand Lodge of England, die sich (durchaus zu recht) als Mutterloge der Weltfreimaurerei versteht, kann jedoch aufgrund ihrer Satzungen nur solche Logen und Großlogen anerkennen, die sich der Aufnahme weiblicher Mitglieder verschließen. Der Umkehrschluss, weibliche oder gemischte Großlogen wären allein deswegen bereits "irregulär" oder gar "Winkellogen", verliert in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung.

085 Kann ich aus dem Freimaurerbund austreten?

Ja. Wie man im Augenblick einer Eheschließung nicht die Absicht hegt, sich eines Tages scheiden zu lassen, tritt man grundsätzlich in den Freimaurerbund ein, um ihm lebenslang anzugehören. Es kann aber Gründe geben, die ein Fortbestehen der Mitgliedschaft nicht zulassen. Dann ist es selbstverständlich und ohne Behinderung möglich, auch aus dem Freimaurerbund auszutreten.

Sollten jedoch Umstände eintreten, die die Mitgliedschaft nur in einer bestimmten Loge unmöglich machen (z.B. durch Wohnortwechsel), wird der betroffene Bruder versuchen, sich einer anderen Loge anzuschließen. Die Brüder unterstützen ihn dabei.

Grundsätzlich sollte aber der Beitritt zur Freimaurerei eine auf Dauer angelegte Entscheidung sein.

Wiki-Ergänzung:
Dann und wann kursieren abenteuerliche Behauptungen, was einem Freimaurer böses angetan werde, wenn er dem Bund den Rücken kehrt. Darauf bezieht sich wohl auch eine Mail von Hartmut G., der uns fragte:
„Was passiert einem Bruder, der seine Loge verlassen hat?“
Unsere Antwort:
„Gar nichts. Bitte glauben Sie den Unsinn nicht, der immer wieder verbreitet wird. Anders als bei einem Sportclub oder so ist die Mitgliedschaft zwar auf Dauer angelegt; idealerweise für das ganze Leben, was durchaus logisch ist, wenn man die Freimaurerei versteht. Aber jeder kann natürlich seine Loge auch wieder verlassen. Dies geschieht gelegentlich auch. Wir haben keine Statistik, aber aus unserer Erfahrung schöpfend nehmen wir an, dass dies ein paar wenige Prozent durchaus tun. Wir kennen einige, die ausgetreten sind; manche Freundschaften haben dennoch gehalten."

9. Geschichte

086 Wie ist die Freimaurerei entstanden?

Die Bauhüttengemeinschaften der operativen Werkmaurer und Steinmetzen in England (Dombauhütten) nahmen um 1650 vermehrt auch Geistliche, Adelige, Gelehrte, Handwerker und andere Bürger als Mitglieder auf. Nachdem in vier Londoner Bauhütten (Lodges, Logen) ausschließlich symbolisch, geistig, philosophisch, spekulativ arbeitende Maurer waren, schlossen sie sich am 24. Juni 1717 (Johannistag) zur ersten Großloge von England zusammen. Dies war der Ausgangspunkt der modernen Freimaurerei. Die Ideen der Aufklärung unterstützten die rasche Verbreitung der Logen.

Die Gebräuche der auch heute noch aktiven Wandergesellen finden sich teilweise in den Ritualen der Freimaurer wieder.

1723 wurden die "Alten Pflichten" (Verfasser: Pfarrer James Anderson) veröffentlicht, die erste Satzung der Freimaurerei. Das freimaurerische Gedankengut verbreitete sich rasch in den von England abhängigen Ländern und in Europa. Ende der 1920er Jahre gab es in Deutschland rund 80.000 Freimaurer.

087 Seit wann gibt es die Freimaurerei in Deutschland?

Die erste Loge in Deutschland entstand 1737 als "Loge d' Hambourg" (später und bis heute "Absalom zu den drei Nesseln"). Von einer Abordnung dieser Loge wurde der Kronprinz von Preußen 1738 aufgenommen, der als König Friedrich II. die Verbreitung der Freimaurerei in Preußen unterstützte und 1740 die Gründung der Berliner Loge "Aux trois Globes," anregte, der späteren Großen National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln". Durch die königliche Schirmherrschaft breitete sich der Bund in Preußen schnell aus. - Von Frankreich kam über den sächsisch-polnischen Marschall Rutowski die Freimaurerei nach Sachsen und Böhmen. (1738 Logengründung in Dresden.) - 1741 entstanden Logen in Bayreuth, Leipzig, Meiningen, Breslau, Frankfurt/Oder, Frankfurt/Main.

088 Warum war die Freimaurerei im Kommunismus, Faschismus, Stalinismus, DDR-Sozialismus verboten?

  • Die freimaurerische Gedankenwelt ist jeder Diktatur diametral entgegengesetzt und kann deshalb in allen totalitären Systemen nicht geduldet werden. Das gleiche gilt auch für alle fundamentalistisch-religiös regierten Staaten.
  • In Deutschland wurden unter dem Nationalsozialismus die Logenhäuser geschlossen und beschlagnahmt, die Freimaurer verfolgt und ab 1935 verboten. Die Ablehnung durch Diktaturen hat folgende Gründe: Diktaturen sind streng nationalistisch. Die Freimaurerei unterstützt zwar die Bindung an das Vaterland, ist aber vom Grundsatz her international und weltoffen. Als ideales Leitbild schwebt ihr die Weltbruderkette vor.
  • Die Freimaurerei achtet die Würde aller Menschen gleich, unabhängig von Hautfarbe, Rasse, Religion, Nationalität, Herkommen.
  • Diktaturen fordern ein Denken nur in parteidogmatischer Richtung einer festen Ideologie. Umfassende Kontrolle dient der Absicherung des autoritären Systems. Die Freimaurerei fördert und fordert das Nachdenken, das Bilden einer individuellen Meinung und will den Menschen zur geistigen Freiheit führen.
  • Die Freimaurerei ebnet den Menschen einen Weg zur eigenständigen Persönlichkeit. Diktaturen brauchen bedingungslos gleichgeschaltete Gefolgsleute.
  • Die Diktatoren huldigen dem Prinzip: Die Partei hat immer recht. Die Freimaurerei ist auf rein demokratischer Grundlage aufgebaut.
  • Die Freimaurerei betreibt keinen Persönlichkeitskult. Diktaturen und fundamentalistische Regimes/Gruppen verherrlichen einen Führer oder ein geistiges Oberhaupt. Sie sind streng hierarchisch organisiert.
  • Die Diktatoren haben Humanität und Toleranz als Gefühlsduselei verächtlich gemacht, während die Freimaurer nie ganze Völker oder Volksgruppen als Untermenschen oder Personengruppen (z.B. Menschen mit Behinderung) als "unwertes Leben" bezeichnen würden.

Wiki-Ergänzung: Als eine der wenigen Ausnahmen von der Regel, dass Diktaturen die Freimaurerei nicht dulden, kann Kuba gelten. Der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro berief sich auf die Ideen des Freimaurers und nationalen Freiheitshelden José Martí. Er stand daher dem Bund nahe und ließ ihn auch nach seiner Machtübernahme im Jahr 1959 nicht verbieten. In der Bevölkerung ist die Freimaurerei bereits seit dem 19. Jahrhundert bis heute gut verankert. - Nicht in die Regel passt auch das kleriko-faschistische Regime in Österreich (1933 bis 1938). Es verbot die Freimaurerei nicht, doch setzte es die Logen unter Druck. Beamte mussten austreten. In den fünf Jahren des Regimes halbierte sich die Zahl der Mitglieder.

089 Warum waren die Freimaurer früher in manchen Staaten verboten?

In früheren Zeiten waren Freimaurer zeitweise in streng katholischen Ländern (Italien, Österreich, Spanien, Portugal u.a.) verboten (1815 werden 5 Freimaurer in Granada erhängt; 1819 werden in Madrid 2 Freimaurer hingerichtet; 1829 wird in Barcelona ein Meister vom Stuhl hingerichtet). Aber auch in Ländern mit absolutistischen, despotischen und diktatorischen Herrschern war zeitweise die Freimaurerei verboten.

Letztlich ist die Unterdrückung ein Ausdruck der Ängste, die sich infolge der Verschwiegenheit der Freimaurer aufbauten bzw. geschürt wurden. Demgegenüber bemerkenswert erscheint die hohe Zahl von Freimaurern im kommunistischen Kuba unter dem Großmeister und Staatschef Raul Castro (siehe dazu auch die Wiki-Ergänzung zu Frage 088).

090 Waren nur früher große Männer Freimaurer?

Natürlich werden Goethe, Mozart, Friedrich der Große oder Stresemann, Walt Disney, Tucholsky gern als Muster-Freimaurer herausgestellt. Es gibt aber durchaus auch später Freimaurer wie Thomas Dehler (Bundesjustizminister), Wilhelm Leuschner (Gewerkschaftler), Axel Springer (Zeitungsverleger), Charlie Chaplin (Schauspieler), Clark Gable (Schauspieler), Karl-Heinz Böhm (Schauspieler), Steve Wozniak (Apple-Mitbegründer), Shaquille O’Neal (NBA-Basketballer), Manuel Valls (franz. Premierminister) usw.usw.

Wiki-Ergänzung: Siehe auch Berühmte_Freimaurer. Der Eindruck, dass nur früher große Männer Freimaurer waren, mag auch dadurch entstehen, dass viele Freimaurer zu Lebzeiten vorsichtig damit sind, sich als Freimaurer zu erkennen zu geben. Ist auch in unserer Zeit weniger die Angst um Leib und Leben die Triebkraft dazu, so erspart es jedoch eine Menge dummer Fragen all jener, die hier nicht nachgelesen haben.

10. Aktuelles und Zukunft

091 Woran kann man Freimaurer erkennen?

  • Die freimaurerischen Grundsätze fordern, dass Freimaurer eine nach allen Richtungen offene Denkweise haben, die über die Grenzsteine der Nationalität hinwegschreitet und den unterschiedlichen Ausprägungen des Glaubens keine Schranken setzt.
  • Freimaurer streben danach, ehrlich, aufrichtig, menschenfreundlich zu sein.
  • Gegenüber den Menschen, mit denen sie zusammenkommen, sind sie verlässlich und wahrhaftig. Sie suchen stets den Ausgleich anstelle der Konfrontation.
  • Bei aller Lebensfreude und Hoffnung, die sie verbreiten wollen, sind sie geprägt von ernsthafter Suche nach kritischer Selbsterkenntnis.
  • Unabhängig von den Beeinflussungen der Medien, der Parteien und dem Zeitgeschmack, bilden sie sich ihre eigene Meinung. Sie vertreten ihre Überzeugung und folgen in Zweifelsfällen ihrem Gewissen.
  • Freimaurer übernehmen auch im täglichen Leben Verantwortung.
  • Freimaurer wollen durch ihr vorbildhaftes Handeln versuchen, ihr persönliches Umfeld und - soweit es ihnen möglich ist - die ganze Welt menschlicher zu gestalten, die sozialen Mängel durch eigenes Engagement zu mildern und für die Menschenwürde überall dort einzutreten, wo sie missachtet wird.
  • Trotz ihrer zuweilen distanzierten, kritischen Haltung schätzen sie Selbstkritik höher als vorschnelle Urteile.

092 Ist die Freimaurerei für jüngere Menschen interessant?

Die Freimaurerei kann gerade für jüngere Menschen anziehend sein, weil diese (wie die Freimaurer) um Lösungen für die Probleme des Lebens ringen,

  • um die häufig komplexen, ethischen Auseinandersetzungen und Konflikte nicht nur oberflächlich zu streifen, sondern in die Tiefe der Fragen zu gehen,
  • um sich gesellschaftlich zu engagieren (Stichwort: Bürgerbeteiligung, demographischer Wandel),
  • um eine positive Zukunftsvision zu entwickeln, überzeugende Argumente dafür zu finden und sich dafür stark zu machen,
  • weil sie daran glauben, dass die Welt aus mehr besteht als die Summe der Erfolge von "Schumi", "Schweini“, Nadine Angerer oder Regina Halmich,
  • weil Begeisterung und Engagement für „echte“ Problemstellungen wichtiger erscheinen, weil ihnen Aufrichtigkeit wichtiger, wenn auch anstrengender, ist als Machthunger und politisches Kalkül.
  • weil Hoffnung, Mut und Furchtlosigkeit gute Voraussetzungen für die Zukunft sind,
  • weil das Gefühl für Zeitlosigkeit eine Alternative zur Hektik des Alltags sein kann.

093 An welchen Projekten arbeiten die Freimaurer?

Da der Freimaurer häufig von der „Arbeit“ spricht, ist die Frage verständlich, an welchen Projekten er denn eigentlich arbeitet. Die alles umfassende Antwort lautet: Er arbeitet "am rauhen Stein". Oder besser: an "seinem"' rauhen Stein. Das bedeutet, dass er andauernd bestrebt ist, seine eigene Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Wer sich selbstkritisch analysiert, wird immer wieder Defizite bei sich entdecken, die er ablegen kann. Oder er bemerkt Lücken seines Wissens, die er noch ausfüllen möchte. Wenn jemand feststellt, er ist bereits ein idealer Mensch, braucht er die Freimaurerei nicht - und wir lassen ihn in dieser anmaßenden Einbildung.

Wer selbst schon gefestigt genug ist, kann den nächsten Schritt wagen: Einiges von dem, was er begriffen hat, an andere weiter zu geben, es vorzuleben. Denn das Leben besteht aus Nehmen und Geben. In der ersten Periode seines Maurerdaseins hat er vor allem Erkenntnisse und (rituelle) Erlebnisse aufgenommen. Später wird die Zeit kommen, wo er selbst anderen etwas geben kann (daher auch die Stufen: Lehrling-Geselle-Meister).

Dass darüber hinaus weitere Projekte auftauchen, lehrt uns das Leben. So sei nur erwähnt, dass der "Armenpfleger" die Auswahl geeigneter karitativer Projekte treffen soll, die er der Loge zur Durchführung vorschlägt . Die Organisation für den „Tag der offenen Tür“ oder die „Nacht der Museen“ ist "Arbeit am rauhen Stein" und fördert den „Teamgeist“.

094 Werden Lebenspartner/-in und Familie von der Loge nicht berührt?

Die Aufnahme in den Bruderbund erfolgt niemals ohne die Zustimmung der/des Lebenspartnerin/Lebenspartners.

Die Lebensgefährtin des Bruders, Schwester genannt, wird schon bei der Aufnahme des neuen Bruders geehrt. Für sie werden ein Paar weiße Handschuhe übergeben, die sie bei feierlichen Veranstaltungen tragen soll. Bei jeder Tafelloge wird ein Trinkspruch zu Ehren der Schwestern ausgebracht.

Sie sind beim Rosenfest, beim Erntedankfest, bei der Vorweihnachtsfeier und allen öffentlichen Vorträgendabei wie auch, wenn gewünscht, die Kinder. Logenwanderungen und Logenreisen sind integraler Teil des freimaurerischen „Familienlebens“. Die Familien lernen sich dabei näher kennen.

Auch bilden sich in den Logen Frauenzirkel, bei denen sich interessierte Schwestern zu Vorträgen oder zum Gedankenaustausch treffen (siehe auch Frage 070).

095 Ist die Freimaurerei eine Volkshochschule?

Bei den zahlreichen Vorträgen, die in der Loge gehalten werden, drängt sich die Frage auf, ob damit etwa der Volkshochschule Konkurrenz gemacht werden soll. Das ist keineswegs beabsichtigt. Eine Loge hat kein fest thematisiertes Vortragsprogramm, sondern versucht, aus den unterschiedlichen Interessensgebieten der Brüder etwas anzubieten, wobei eindeutig die freimaurerischen Bezüge den Vorrang haben. Es werden neben den Brüdern auch Vortragende eingeladen. Persönliche Kontakte bergen weitere Möglichkeiten zur Themenwahl. Die musikalischen Fähigkeiten einzelner Brüder haben schon manchen Konzertabend zustande gebracht. Vielfältigkeit und Anregung zum Nachdenken bestimmen die Auswahl. Die Loge setzt sich mit den Fragen unserer Zeit auseinander und versteht sich als geistiges Forum und ethische Plattform. Weisheit ist Freimaurern wichtiger als Wissensmehrung.

096 Wie steht die Freimaurerei zur Homosexualität?

Die Freimaurerei fragt ihre Interessenten nicht nach ihrer parteipolitischen Gesinnung, auch nicht nach der Kirchenzugehörigkeit, aber ebenso wenig nach ihren sexuellen Anlagen und Vorlieben. Dies alles gehört in die Intimsphäre des Einzelnen. Diese persönliche Einstellungen haben für die Aufnahme in den Bund keine Entscheidungsrelevanz.

Mit der wachsenden rechtlichen Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Partnerschaften beginnt erst die Diskussion, aber auch die Herausforderung, die Homosexuellen in das eigene Wertesystem einzuordnen. Die Brüder können in der Homosexualität eine besondere Ausprägung der Persönlichkeit sehen, die sie nicht daran hindert, diesen Brüdern die gleiche Achtung und brüderliche Zuneigung entgegenzubringen wie allen anderen auch. Sowenig es einem Bruder gestattet ist, in der Loge für eine Partei oder Kirche zu werben, so wenig würde es die Bruderschaft tolerieren, wenn sexuelle Vorlieben eines Bruders in die Loge getragen würden. Die Reflexion über Homosexualität berührt wie auch andere, nicht-eheliche Partnerschaften (Patchwork-Beziehungen) in besonderem Maße die Tiefen der Toleranz.

097 Kann ich meine Persönlichkeitsentwicklung ohne Freimaurerei erreichen?

Die Freimaurerei ist natürlich nicht die einzige Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit intensiver zu hinterfragen und auszubilden. Es gibt zahlreiche andere Ansätze und Möglichkeiten. Aber wer kommt überhaupt auf den Gedanken, die eigene Persönlichkeit noch zu vervollkommnen? Die Freimaurerei ist eine der wenigen Institutionen, die einen Menschen nicht schon für vollkommen hält, sondern sagt: Die Persönlichkeit kann zeitlebens verbessert, das Leben weitblickender gestaltet, die Einsicht in den Sinn unseres Daseins überhaupt erst eröffnet werden, wohlwissend, am Ende dieses Prozesses nicht vollkommen zu sein.

Die Freimaurerei behauptet nicht, den "Stein der Weisen" oder das "Lebenselixier" gefunden zu haben, das die Umwandlung zu einem idealen Menschen bewirkt. Sie hat lediglich eine bestimmte Herangehensweise (siehe Frage 043), die sie ihren Brüdern zu vermitteln sucht. Hier geht es auch nicht um eine plötzliche Wandlung, sondern um ein allmähliches Herantasten in einem Umfeld zunehmender Vertrautheit. Das Ideal ist:

der ausgeglichene, heitere, freundliche, tolerante, hilfsbereite, verständnisvolle, gütige, geduldige, beständige, geradlinige, zuverlässige, vertrauensbereite, liebende, Harmonie suchende, ausgleichende Mensch.

Dieses Anliegen wird stets im Auge behalten, aber niemals ganz erreicht. Sich auf diesen Weg zu begeben, ist ein schweres Unterfangen. Der nicht leicht zu überwindende Widerspruch zwischen Wollen und Tun führt zu Enttäuschungen, die jedoch im brüderlichen Miteinander ausgeräumt oder gemindert werden können. Der Freimaurer ist niemals allein. Er hat immer eine Gruppe vertrauenswürdiger Brüder, die versucht, ihn auf dem Weg der Persönlichkeitsentwicklung weiterzubringen und konstruktiv-kritisch zu begleiten. Dieser gruppendynamische Prozess fokussiert weniger auf die persönlichen Konflikte oder Defizite wie viele psychotherapeutischen Ansätze, sondern stärkt vielmehr die Entdeckung der Potentiale jedes Einzelnen. Das Ritual, ähnlich einem „Psychodrama“ , berührt das Unbewusste und schließt dieses auf. Dazu bietet die Loge durch die Vielzahl der Funktionen eine mehr oder weniger starke Verantwortungsübernahme, die auf Freiwilligkeit basiert.

Die Kontinuität dieser Willensanstrengung, der lebenslangen Lernbereitschaft, hebt die Freimaurerei von anderen Einrichtungen oder Gruppierungen ab.

098 Ist die Loge ein Ort zur Konfliktlösung?

Unbedingt! Sie ist der Ort, eigene innere Konflikte zu erkennen. Im vertraulichen Gespräch mit Brüdern stellt man fest, dass es ihnen ähnlich geht und sich die eigenen Probleme relativieren. Die zwischenmenschlichen Konflikte können bewältigt werden mit ehrlicher Aufmerksamkeit, gegenseitiger Wertschätzung, der Fähigkeit, zuzuhören. Wir wollen unbedingt den Praxistransfer schaffen: vom Ideal zur Wirklichkeit, im Hier und Jetzt auch problematische Dinge ansprechen und anpacken.

Vergleichen kann man die Loge durchaus mit einer Selbsterfahrungsgruppe ohne expliziten therapeutischen Ansatz. Die Konflikte sollten umso eher geklärt werden können, da die Gruppe (Loge) als dauerhafte Gemeinschaft angelegt ist. Dennoch gibt es im Einzelfall auch hier Konfliktvermeidung durch Flucht, also Verlassen der Loge oder gar Abkehr von der Freimaurerei insgesamt.

Wiki-Ergänzung: Um Missverständnisse zu vermeiden, legt die Redaktion Wert auf die Feststellung, dass die Freimaurerei - trotz gewisser Parallelen - keine Psychotherapie ist (ebensowenig wie sie eine Religion ist oder eine politische Vereinigung).

099 Ziele und Ideen der Freimaurerei im 21. Jahrhundert

Wohl bewusst, dass die Freimaurerei kein festgelegtes "Programm" hat und dass ein einzelner Bruder nicht für die Freimaurerei sprechen kann, könnte man dennoch ein paar Ziele oder Ideen aufzeigen. Unsere Gesellschaft kann von Freimaurern profitieren, um sie zu realisieren. Der Freimaurerbund erstrebt Geistesfreiheit, Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit. Er verwirft jeden Zwang, der diese Freiheiten bedroht. Die Freimaurer achten jedes aufrichtige, nicht fundamentalistische Bekenntnis und aufrichtige Überzeugung. Sie verwerfen jede Verfolgung Andersdenkender.

Politiker heißen im Allgemeinen vor allem das gut, was in ihre Parteilinie passt und innerhalb einer Legislaturperiode umsetzbar ist. Es geht weniger darum, was nachhaltig sinnvoll und nötig wäre. Wenn der politische „Gegner“ einen Vorschlag macht, wird er oft nur aus formalen, nicht inhaltlichen Gründen abgelehnt oder ignoriert. Gerade im öffentlichen Leben fordern die Freimaurer Authentizität und Ehrlichkeit der Überzeugung.

Die Freimaurer setzen sich dafür ein, dass die Würde jedes Menschen erhalten bleibt. Selbst den Gefangenen in irgendeinem abgelegenen Teil unserer Erde darf die Menschenwürde nicht genommen werden. Dass sich hieran so mancher Staat nicht hält, darf uns nicht hindern, auf Missstände hinzuweisen.

Die Freimaurer setzen sich dafür ein, dass Freundschaft und Bruderliebe, wie sie in jeder Loge vorherrschen sollen, sich weit darüber hinaus ausbreiten. Nicht nur im brüderlichen Kreis wollen wir die Weltbruderkette leben. Jeder Freimaurer sollte im familiären, beruflichen und freizeitlichen Bereich die Brüderlichkeit, eine starke Ausprägung der Empathie, durch sein Vorbild praktizieren.

Die Freimaurer sehen in der gegenwärtigen Zeit oftmals eine Überbetonung der intellektuellen Verhaltensweisen. Viele Probleme will man nur „kopfgesteuert“, verstandesmäßig lösen. Meist ist aber der ganze Mensch gefragt, zu dem unabdingbar auch Herz und Gemüt, also die Emotion, das Unbewusste gehören. Diese Innenwelt ist bei manchen schon in den Hintergrund gedrängt, wird aber durch die freimaurerische Tempelarbeit aufgeschlossen. Auf Ganzheitlichkeit bedachte Ausgewogenheit ist der nüchternen Sachdienlichkeit vorzuziehen. Jeder Freimaurer-Bruder sollte sich verantwortlich am beruflichen, gesellschaftlichen und öffentlichen Leben beteiligen, um in seinem gesamten Umfeld das freimaurerische Gedankengut in das lebendige Leben umsetzen zu helfen.

Die Freimaurerei versucht mitzuhelfen, dass jeder Bruder ein ausgeglichener Mensch und die Welt ein wenig menschlicher wird. Win-Win-Situationen sind ein anzustrebendes Verhandlungsergebnis.

Die Welt ist nicht angst- und risikofrei. Aber sie bietet mehr Chancen, als man oft scheuklappengeleitet und entscheidungshungrig wahr haben will. Es benötigt daher Geduld und Gelassenheit, das Licht am Ende des Tunnels zu entdecken. Freimaurer halten die Dunkelheit aus, weil sie sich zunehmend besser kennenlernen, selbst ohne psychotherapeutische Behandlung.

100 Hat die Freimaurerei Zukunft?

Nein!

  • Wenn es nicht gelingt zu verdeutlichen, dass jede Zukunftsgestaltung mit einem Blick in die Vergangenheit beginnen muss. Wer seine kulturelle Herkunft leugnet, vernichtet seine künftige Existenz, vor allem aber seine Hoffnung.
  • Wenn der Umgang mit Ritualen nur als "billiges Schauspiel" verstanden wird und die Symbole nur als flache Fernsehspots, sinnentleerte Zeichen gesehen werden.
  • Wenn die innere Ruhe der Tempelarbeit, das gemeinschaftliche Meditieren und Nachdenken nicht mehr als Kraftquelle für den Alltag dienen, sondern als Zeitverschwendung gesehen wird.
  • Wenn der Anschluss der jüngeren Generation an die ältere (und umgekehrt) nicht mehr gelingt, der demographische Wandel nicht gelingt. Haben sich Jung und Alt wirklich nichts mehr zu sagen? Vielleicht! wenn die Begeisterung der Brüder nicht als Missionieren oder schlichte „Spinnerei“ fehl interpretiert wird.

Ja!

  • Wenn die Ziele und Ideen der Freimaurerei als zeitlos und als ethisch nachvollziehbares, erforderliches Grundgerüst jeder Gesellschaft verstanden werden.
  • Wenn die Geheimnisse der Freimaurerei eher als individueller Rückzugsraum genutzt werden, und dies nicht als Bedrohung der Gesellschaft missverstanden wird.
  • Wenn wir Menschen finden, die ihr persönliches Umfeld aktiv menschlicher gestalten wollen und als ersten Schritt akzeptieren, dafür zuerst an sich selbst zu arbeiten.
  • Wenn wir Menschen finden, die ihre Toleranz kritisch hinterfragen, die aber dennoch bereit sind, sie immer wieder anzuwenden.
  • Wenn wir Menschen finden, die noch selbst(-bewusst) denken wollen, die andere Menschen trotz ihrer Fehler lieben, die trotz widriger Umstände aktiv zugunsten der Gemeinschaft handeln.
  • Wenn wir Menschen finden, die ein hohes Maß an Frustrationstoleranz zu entwickeln bereit sind und Zuversicht trotz erlebter Enttäuschungen verbreiten.

Dann gehen wir froh und hoffnungsvoll in die Zukunft!

Vom gleichen Autor: Reinhold Dosch - Deutsches Freimaurerlexikon,
2. Auflage im Studienverlag Innsbruck, 2011.

Siehe auch

Links