Freimaurerei in der Kurpfalz

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Bekannte Freimaurer im Umfeld des Kurfürsten waren sein Beichtvater Pater Seedorf[1] (1691-1758), der Pfalzgraf Friedrich Michael von Zweibrücken (1724-1767) – der Schwager des Kurfürsten, Sir Benjamin Thompson (1753-1814) – seit 1784 enger Berater des Kurfürsten in München. Zahlreiche Freimaurer konnten jedoch aus verschiedenen Gründen (siehe Angriffe gegen die Freimaurerei) ihre Zugehörigkeit nicht öffentlich bekannt machen. Darunter auch Carl Theodor, der 1777 nach München umsiedelte.

Er bestimmte z.B. dass das Schauspiel als wichtiger Wirtschaftsfaktor in Mannheim verbleiben sollte und ernannte den Freimaurer Freiherr Wolfgang Heribert von Dalberg zum ersten Intendanten. Der Freimaurer Ernst II., Herzog von Gotha hatte sein Hoftheater geschlossen. Dalberg verpflichtete dessen Spitzenkräfte im Auftrag des Kurfürsten nach Mannheim, darunter auch den Freimaurer August Wilhelm Iffland. Der Freimaurer Wolfgang Amadeus Mozart gab 1777 etliche Konzerte am Hof und war Musiklehrer der kurfürstlichen Kinder. Der französische Freimaurer Voltaire war ebenfalls Gast des Kurfürsten in Schwetzingen.[2]

Graf Albrecht Wolfgang von Schaumburg-Lippe, der erste deutsche Freimaurer

Der englische Gesandte am Kurpfälzer Hof, Graf Albrecht Wolfgang von Schaumburg-Lippe, war das erste Oberhaupt eines regierenden deutschen Hauses, das Freimaurer wurde. Er war vielleicht der allererste deutsche Freimaurer überhaupt. Er erscheint 1725 in den Mitgliederlisten der Freimaurerloge Rummer and Grapes in London, einer der vier Gründungslogen der weltweit allerersten Großloge, die sich um den 24. Juni 1717 gegründet hat. Er war mit den englischen Großmeistern John Theophilus Desaguliers und George Payne befreundet. 1727 gründete er eine Freimaurerloge in Mannheim mit dem Namen »Einigkeit«. Damit gibt es schon ca. 30 Jahre vor der Freimaurerloge Carl zur Eintracht (https://carlzureintracht.de/) freimaurerische Spuren in Mannheim.

1738 war Graf Albrecht Wolfgang von Schaumburg-Lippe die ausschlaggebende Person, die Friedrich den Großen zur Freimaurerei gebracht hat. Man kann sogar damit sagen, dass die Freimaurerei ihre ersten Schritte in Deutschland in der Kurpfalz, d.h. in Mannheim getan hat.[3] Carl Theodors (1724-1799) Vorgänger Carl Philipp verbot die Freimaurerei u.a. auf Betreiben der Katholischen Kirche. 1738 trat durch Papst Clemens XII. eine Bannbulle gegen die Freimaurerei in Kraft. (siehe Angriffe gegen die Freimaurerei)

Kurfürst Carl Theodor, ein Freimaurer

Es gibt zwei historische Zitate die darauf hinwiesen, dass Carl Theodor Freimaurer gewesen ist aber wegen des Verbotes seines Vorgängers und der Bannbulle des Papstes, nicht offen damit umgehen konnte, wie es z.B. der evangelische Freimaurer Friedrich der Große das konnte. Clemens August, Herzog von Bayern (1700-1761), umging daraufhin die Bannbulle. Er war zuerst Freimaurer und aufgrund der Bannbulle gründete er 1740 den Mopsordern. In der »Verräterschrift L’Ordre des Francs-Maçons Trahi« von Gabriel Louis Calabre Pérau aus dem Jahr 1745 wird ebenfalls der Mopsorden verraten. Diese sogenannte Verräterschrift gilt als eine der Quellen des Eckleff‘schen Systems.

Das eine Zitat haben wir in einem Brief von Hertel an Hoheneicher, zitiert in einem Bericht von Louis Cachet, dem Grafen von Montezan vom 26. November 1785:

Charles-Théodore avait en effet appartenue á la Franc-Maçonnerie pendant vingt-cinq ans. Mais son confesseur était parvenue à lui persuader que cette association était une chose abominable.

Übersetzung:
Carl Theodor war in der Tat seit 25 Jahren ein Mitglied der Freimaurerei. Aber es war seinem Beichtvater [zu dieser Zeit Pater Frank] gelungen ihn zu überzeugen, dass diese Vereinigung etwas Schreckliches wäre. [4]

Des Weiteren schrieb Adam Weishaupt an Johann Joachim Christoph Bode:

Les poursuites dont nous sommes l’objet n’ont aucune importance. L’Electeur a déclaré au Grand Maréchal de la Cour, comte de Seinsheim, et à d’autres qu’il était lui-même Franc-Maçon, qu’il connaissait et respectait tous les Systèmes et qu’il avait signé le rescrit uniquement pour avoir la paix de la part de son chancelier et du P. Frank. Quelle faiblesse ! En attendant, cette mesure a eu pour notre Société les meilleurs effets et les plus satisfaisants.


Übersetzung:
Den Verfolgungen, denen wir ausgesetzt sind, sind von keiner Wichtigkeit. Der Kurfürst [= Carl Theodor] hat dem Großzeremonienmeister bei Hofe, dem Grafen von Seinsheim und anderen, erklärt, dass er selbst Freimaurer war und dass er alle Systeme und Riten kannte und respektierte. Das Verbot habe er nur unterschrieben um von seinem Kanzler und dem [Beichtvater] Pater Frank in Ruhe gelassen zu werden. Was für eine [charakterliche] Schwäche! Inzwischen hat diese Maßnahme die besten und befriedigendsten Effekte auf unsere Gesellschaft [= die Illuminaten] gezeigt.[5]

Die Originaldokumente, die diese Zitate enthalten, sind leider nicht mehr verfügbar, da das erste bei einem Brand der Wittelsbachischen Zentralbibliothek zerstört wurde und der Brief von Weishaupt verschollen ist. Weil aber die beiden Zitate vollkommen unabhängig voneinander sind, unterstützen sie gegenseitig ihre Glaubwürdigkeit. Bei dem Mopsorden handelte es sich um eine gemischte Freimaurerei. Carl Theodor war zudem auch Illuminat; sein Name ist in den Mitgliedslisten der Illuminaten zu finden.[6]

Literaturverzeichnis

  1. vgl. J. Waldkirch: „Die Geschichte der Loge ‚Carl zur Eintracht‘“ in G. Berger (Hg): 250 Jahre Freimaurerei in Mannheim, 1756-2006, Selbstverlag: Mannheim 2006, S. 9-31 und S. 11.
  2. vgl. Freimaurerische Inhalte des Schlossgartens in Schwetzingen - Kolloquium in Schwetzingen 11. und 12. Juli 2020. Heft der Wolfstieg-Gesellschaft. Oberursel 2020. Seiten 96-98.
  3. vgl. Allan Oslo. Die Zeitrechnung der Freimaurer. Edition Königliche Kunst. Verlag Gebrüder Kornmayer. Frankfurt am Main 2012. S. 22-24.
  4. vgl. R. Le Forestier. Les Illuminés de Bavière et La Franc-Maçonnerie allemande. Paris 1914, S. 452, Fußnote 5.
  5. vgl. R. Le Forestier. Les Illuminés de Bavière et La Franc-Maçonnerie allemande. Paris 1914. S. 454.
  6. vgl. R. Le Forestier. Les Illuminés de Bavière et La Franc-Maçonnerie allemande. Paris 1914. S. 454 ff.