Ignaz Joseph Martinovics

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Martinovics, Ignaz Josef

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

  • 1755, † 1795 gelehrter ungarischer Mönch und Revolutionär, angeblich einem kroatischen Franziskanerkloster entlaufen, erhielt nach einem abenteuerlichen Leben, das ihn durch ganz Europa führte, die Professur für Chemie und Physik an der Lemberger Universität. Er übersiedelte dann nach Budapest, von wo aus er durch Vermittlung des ehemaligen Pester Polizeidirektors Franz Gotthardi Kaiser Leopold II. seine Dienste als Spitzel bei der Überwachung der Freimaurer, Illuminaten und Jesuiten anbot. In dieser Eigenschaft war Martinovics während der Jahre 1791 und 1792 unter der Maske eines kaiserlichen Hofchemikers und k. k. Rates fortlaufend für den Kaiser tätig.

Mitglied der Budapester Loge "Zur Großmut", ließ er sich durch Aloys Blumauer (s. d.) in die Wiener Illuminatenloge aufnehmen, aber deren interne Vorgänge er mit größter Ausführlichkeit Bericht erstattete und zu deren Unterdrückung er dem Kaiser einen detaillierten Plan unterbreitete.

Für seine Dienste mit der Stelle eines Titularabtes von Siklos entlohnt, schlug sich Martinovics nach dem Tode Leopolds II. auf die Seite der ungarischen Freiheitsbewegung, organisierte unter Kaiser Franz II. einen Aufstand zur Lostrennung Ungarns von Österreich und wurde nach einem geheim geführten Prozeß im Jahre 1795 mit vier Mitverschwörenen als Hochverräter in Ofen enthauptet.

Seine universelle Bildung und seine umfassende Tätigkeit als wissenschaftlicher Schriftsteller in allen Disziplinen charakterisieren ihn als Geistesverwandten der französischen Enzyklopädisten, mit denen er auch persönliche Beziehungen unterhielt. Martinovics galt in Ungarn lange Zeit als Vorkämpfer der ungarischen Selbständigkeit, Nationalheld und politischer Märtyrer, bis neue historische Forschungen auf Grund von Akten des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs seine Tätigkeit als Konjunkturpolitiker und Spitzel klarstellten.