Jacob Anderson: Die lange Legende und Geschichte der Frey-Maurerei, 1738

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Jacob Anderson: Die lange Legende und Geschichte der Frey-Maurerei, 1738

von Roland Müller

Aus:
Neues Constitutionen-Buch
Der Alten und Ehrwürdigen Brüderschafft Der Frey-Maurer,
Worin Die Geschichte, Pflichten, Reguln, &c. derselben,
Auf Befehl der Grossen Loge,
Aus Ihren alten Urkunden, glaubwürdigen Traditionen und Loge-Büchern,
Zum Gebrauch der Logen verfasset worden,
Von Jacob Anderson, D. D. Aus dem Englischen übersetzet.
Franckfurt am Mayn, Zu finden in der Andreäischen Buchhandlung. 1741, 11-225.
Zweyte vermehrte Auflage 1743 (nicht vermehrt, nur neu gesetzt).
Dritte vermehrte Auflage 1762 (nicht vermehrt, nur im Satz von 1743).
neu gesetzt:
Des verbesserten Konstitutionenbuchs der alten ehrwürdigen Brüderschaft der Frey-Maurer erster Theil. Vierte vermehrte Auflage. Frankfurt: Andreae 1783.


Der Basler Historiker Heinrich Boos schreibt dazu in seiner „Geschichte der Freimaurerei“ (1906, 143):
Andersons „Willkür in der Benutzung der alten Handschriften kennt keine Grenzen, ja selbst vor Fälschungen schreckt er nicht zurück. Zeigt er in der ersten Auflage von 1723 noch einige Zurückhaltung, so lässt er in der zweiten von 1738 seinem Lügengeist und seiner Phantasie alle Zügel schiessen, daher ist seine Geschichte der Maurerei als Trägerin der Baukunst nebst Aufzählung aller Grossmeister von Adam und Moses bis auf Christof Wren das reinste Lügenbuch.“

Eine ausführliche Beschreibung geben auch Knoop/ Jones im 8. Kapitel ihrer „Genesis of Freemasonry“ (dt. 1968, 166-193)

Die Ausgabe des Constitutionenbuchs im Jahre 1756 wurde von John Entick „carefully revised, continued and enlarged“. Einige Beispiele sind weiter unten im Text angegeben.

In der Ausgabe des Constitutionenbuchs im Jahr 1784 durch John Noorthouck, wurde die lange Legende stellenweise nochmals stark erweitert und verändert.

Nach dem Zusammenschluss der „Antients“ und „Moderns“ 1813 wurde ein neues Constitutionenbuch publiziert. Im Vorwort dazu schreibt der Herausgeber William Williams:

„At the particular request of many members of the craft this Second Part of the Book of Constitutions is published, and will be delivered to the subscribers separately, that the lodges and brethren may, so much the sooner, possess the Laws and Regulations of the Society. The First Part, containing the History of Masonry, from the earliest period to the end of the year 1815, with Preface and copious Index to the whole work, will be printed with as little delay as possible.“

Dieser Band erschien nie. Daher gibt es seit 1841 offiziell nur noch einen Band der „Constitutions“.


[Zur Schreibweise:
Die Punkte nach den Zahlen wurden, ausser am Satzende, weggelassen. „GOtt“ und „JEsus“ wurden umgeschrieben in Gott und Jesus. Fett gesetzte Hervorhebungen wurden vernachlässigt. Ab 14. Mai 1731 wird im deutschen Original fast durchgehend „Großmeister“ geschrieben.]


Vorbericht des Verfassers.

Die Frey-Maurer haben stets ein Buch in Manuscript gehabt, so von ihnen das Constitutionen-Buch genennet worden, wie sie denn davon annoch verschiedene sehr alte Abschrifften besitzen. Es enthält dasselbe nicht allein ihre Pflichten und Regulationen, sondern auch die Geschichte der Bau-Kunst seit dem Anfang der Zeit, um das Alterthum und die Vortrefflichkeit der Zunfft oder Kunst zu zeigen, und wie selbige nach und nach auf ihrem festen Grunde, der edlen Wissenschafft der Geometrie, durch die Unterstützung königlicher, edler und gelehrter Patronen, zu allen Zeiten und bey allen wohlgesitteten Völckern empor gebracht worden.

Indessen hatten sie noch kein Constitutionen-Buch im Druck, bis Se. Gnaden, der jetzige Hertzog von Montagu, als damahliger Groß-Meister, mir Befehl ertheilte, die alten Manuscripten durchzulesen, und die Constitutionen mit einer richtigen Zeit-Rechnung abzufassen.

Dieses neue Buch ist mehr als zwey mahl so starck, als das vorige, indem verschiedene darzu gehörige Stücke, insonderheit die vornehmsten Verrichtungen der grossen Loge bis auf diese Zeit, hinein gebracht worden.

Die Geschichte bestehet anjetzo aus drey Theilen, und jeder Theil aus sieben Capiteln, nemlich:

Erster Theil.
Geschichte der Maurerey seit der Schöpffung durch die gantze bekannte Welt, bis die gute alte Bau-Kunst von den Gothen vernichtet, und in Italien wieder ans Licht gebracht worden.

Das I. Capitel.
Von der Schöpfung bis auf den Groß-Meister Nimrod.

Das II. Capitel.
Von Nimrod bis auf den Groß-Meister Salomon.

Das III. Capitel.
Von Salomon bis auf den Groß-Meister Cyrus.

Das IV. Capitel.
Von dem Cyrus bis auf den Groß-Meister Seleucus.

Das V. Capitel.
Von dem Seleucus bis auf den Groß-Meister Augustus Cäsar.

Das VI. Capitel.
Von dem Augustus bis auf die Gothische Verwüstung.

Das VII. Capitel.
Von der Wiederherstellung der guten alten Bau-Kunst in Italien.

Zweyter Theil.

Geschichte der Maurerey in Britannien seit dem Einfall des Julius Cäsar bis auf die Vereinigung der Cronen, so A. D. 1603 nach dem Tode der Königin Elisabeth erfolget.

Das I. Capitel.
Von dem Julius Cäsar bis auf die erste Ankunft der Sachsen.

Das II. Capitel.
Von der Ankunfft der Sachsen bis auf Wilhelm den Eroberer.

Das III. Capitel.
Von dem König Wilhelm dem Eroberer bis auf Henrich IV.

Das IV. Capitel.
Von dem König Henrich IV. bis auf die Könige aus dem Hause Tewdor oder Henrich VII.

Das V. Capitel.
Von dem König Henrich VII. bis auf die Vereinigung der Cronen.

Das VI. Capitel.
Von der Maurerey in Schottland bis aus besagte Vereinigung.

Das VII. Capitel.
Von der Maurerey in Irrland bis auf den Groß-Meister Kingston.

Dritter Theil.

Geschichte der Maurerey in Britannien seit der Vereinigung der Cronen A. D. 1603 bis auf diese Zeiten.

Das I. Capitel.
Von dem Augustischen Styl seit besagter Vereinigung bis auf die Herstellung.

Das II. Capitel.
Von der Herstellung bis auf die Staats-Veränderung.

Das III. Capitel.
Von der Staats-Veränderung bis auf den Groß-Meister Montagu.

Das IV. Capitel.
Von dem Groß-Meister Montagu bis auf den Groß-Meister Richmond, Wharton und Buckleugh mit eingeschlossen.

Das V. Capitel.
Von dem Groß-Meister Richmond bis auf den Groß-Meister Norfolk, Abercorn, Inchiquin, Colerane und Kingston miteingeschlossen.

Das VI. Capitel.
Von dem Groß-Meister Norfolk bis auf den Groß-Meister Craufurd, Lovel, Vicomte Montagu und Strathmore mit eingeschlossen.

Das VII. Capitel.
Von dem Groß-Meister Craufurd bis auf den Groß-Meister Caernarvon, Weymouth, Loudoun und Darnley mit eingeschlossen.

Ferner
Ein Verzeichniß der Groß-Meister in Engelland, welche in diesem Buch vorkommen.
Die alten Pflichten der Frey-Maurer.
Die alte Manier, eine Loge zu errichten.
Die allgemeinen Verordnungen der Frey-Maurer, Alte und Neue.
Die Einrichtung der Frey-Maurer Allmosen-Commission.
Ein Verzeichniß der Logen in und um London und Westmünster.
Deputationen verschiedener Groß-Meister nach Wales, den Englischen Provintzen, und über die See.
Approbation des Constitutionen-Buchs.
Die zergliederte Frey-Maurerey.
Vertheidigung der Frey-Maurerey, als eine Antwort auf die sogenannte zergliederte Frey-Maurerey.
Bruders Euclides Schreiben an den Verfasser, wider ungegründete Lästerungen.

Die meisten wohleingerichteten Gesellschafften haben ihre eigene Geheimnisse gehabt, und werden solche noch ferner haben. Die Frey-Maurer haben gewißlich auch die ihrigen jederzeit gehabt, welche sie niemahls in Manuskript bekannt gemacht, daher selbige nicht im Druck erwartet werden mögen. Jedoch kan ein erfahrner Bruder durch das wahre Licht fast auf jeder Seite dieses Buchs manche nützliche Anleitungen finden, welche Spötter und andere nicht Eingeweyhete zu finden nicht im Stande sind.

Es würde verdrießlich und von keinem grossen Nutzen gewesen seyn, wenn man alle Schrifftsteller, so bey Abfassung der Geschichte dieses Buchs zu Rathe gezogen und nachgeschlagen worden, hätte anführen wollen; zumahl da die meisten Begebenheiten aus den heiligen, weltlichen und Kirchen-Geschichten durchgehends bekannt sind. Man hat also nur einige der notwendigsten Scribenten genennet, und dagegen diesen Mangel durch eine richtige Zeit-Rechnung ersetzet. Die Hebräische Chronologie vor der Christlichen Zeit-Rechnung ist nach dem Usserius, Spanheim, Prideaux und andern gründlichen Chronologisten eingerichtet; und nach der Christlichen Zeit-Rechnung hat man die gemeinen Anno Domini beybehalten.

Hiernachst hat man etliche wenige Geschlecht Register, welche wegen des Zusammenhangs der Historie nöthig sind, beygefüget. In dem II. und III. Theil hat man sonderlich dargethan, wie die Kunst in den verschiedenen Periodis der Sächsischen, Dänischen, Normannischen, Plantagenetischen und Schottischen Könige in Engelland bis auf die jetzige Königliche Familie unterstützet worden.

Jedoch betrifft die Geschichte hier hauptsächlich die Maurerey, ohne daß man sich in andere Begebenheiten weiter einlässet, als es zu Verbindung der Frey-Maurer-Historie, der eigentlichen Materie dieses Buches, dienet. Es ist gut zu wissen, was nicht gut zu sagen ist. Wohlgesinneter Leser! lebe wohl!

Jacob Anderson.


Privilegium

Nachdem am 25. November 1723 die Grosse Loge in völliger Form den Schluß gefasset, daß in ihrem gedruckten Constitutionen-Buch ohne der Grossen Loge Erlaubniß keine Aenderung solte vorgenommen werden, gleichwohl aber sich einige erkühnet, ohne Erlaubniß der Grossen Loge Bücher und eintzele Bogen zu schreiben und zu drucken, wovon auch bereits verschiedene von der Grossen Loge in völliger Form am 24. Februar 1734/5 als geraubet und thöricht verworffen, zugleich auch die Brüder gewarnet worden, sich derselben nicht zu bedienen, noch deren Verkauff zu befördern; und hiernächst am 25. Januar 1737/8 der damahlige Groß-Meister, Graf von Darnley, nebst seinem Deputirten und Vorstehern, und der Grossen Loge, nach behöriger Genehmhaltung, unserm Bruder Anderson, als Verfasser, Befehl ertheilet, dieses unser neues Constitutionen-Buch im Druck herauszugeben, welches sie als das eintzige Buch zum Gebrauch der Logen recommendiret, wie aus ihrer Approbation p. 321 zu ersehen: So recommendiren wir, der gegenwärtige Groß-Meister, Deputirter und Vorsteher, hierdurch gleichfalls dieses unser neues gedrucktes Buch den freyen und angenommenen Maurern als das eintzige Constitutionen-Buch; und wie wir alle andere Bücher, so nicht mit dem Privilegio der Grossen Loge versehen sind, verwerffen, also warnen wir alle Brüder, daß sie keine Hand anlegen, noch sich gebrauchen lassen, einige andere Bücher von den Maurern und der Maurerey zu schreiben und auszustreuen, zu drucken und ans Licht zu stellen, noch auch irgend ein anderes Buch in einiger Loge als ein Logen-Buch gebrauchen mögen, wie sie desfalls der Grossen Loge Rechenschafft zu geben gedencken.

Caernarvon, Groß-Meister.
Johann Revis, Secretarius.
Johann Ward, Deputirter Groß-Meister.
Georg Graham, Andreas Robinson, Groß-Vorsteher.


Geschichte der Frey-Maurerey

Erster Theil.

Geschichte der Frey-Maurerey seit der Schöpffung durch die gantze bekannte Welt, bis die wahre alte Baukunst von den Gothen vernichtet, und zuletzt in Italien wieder ans Licht gebracht worden.


Das I. Capitel.
Von der Schöpffung bis auf den Groß-Meister Nimrod.

Nachdem der allmächtige Baumeister und Groß-Meister der gantzen Welt alle Dinge sehr gut, und der Geometrie gemäß, erschaffen hatte; so machte er gantz zuletzt den Adam [bei Entick, 1756, 2-3: Man; bei Noorthouck, 1784, 5: man] nach seinem Ebenbilde, und grub dessen Hertzen besagte edle Wissenschafft ein, welche Adam gar bald wahrnahm, da er sein irdisches Paradies, und den Bau der Sommer-Laube, oder der Wohnung im Walde, übersahe, so Gott für ihn bereitet hatte, daß sie zu einem wohleingerichteten und bequemen Ort der Zuflucht vor der Hitze, wie auch der Einsamkeit, Ruhe und Erquickung nach seiner muntern Arbeit, so er in Wartung seines angenehmen Gartens verrichtet, und zu dem ersten Tempel, oder Ort der Anbetung, seinem ursprünglichen, vollkommenen und unschuldigen Stande gemäß, dienen mögte.

Dieses geschähe im Jahr der Welt 1 und im Jahr vor der Christlichen Zeit-Rechnung 4003. (1)

(1) Die ersten Christen rechneten ihre Zeiten, wie die Völcker, unter denen sie lebten, bis auf das Jahr Christi 532, da Dionysius Exiguus, ein Römischer Abt, sie zuerst lehrte, von der Gebuhrt Christi an zu rechnen; er ließ aber 4 Jahre weg, oder fieng die Christliche Zeit-Rechnung 4 Jahr später an, als er hätte thun sollen. Wiewohl also, nach der Hebräischen Zeit-Rechnung des Alten Testaments und anderer guten Scribenten, Christus wahrhafftig in einem Monat des Jahrs der Welt 4000 gebohren worden; so machen doch diese 4 Jahre, wenn man sie hinzufuget, 4004 aus, nicht vor der Gebuhrt Christi, sondern vor der Christlichen Zeit-Rechnung, daß also das gegenwärtige Jahr nach Christi Gebuhrt nicht das 1741ste, sondern 1745ste seyn solte. Weil aber die Frey-Maurer gewöhnet sind, nach der gemeinen Christl. Zeit-Rechnung 1741 zu schreiben, und denselben nicht 4004 Jahr sondern nur 4000 Jahr, als die Zeit vor Christi Gebuhrt, beyzufügen; so nennen sie insgemein das jetztlauffende Jahr das 5741ste der Frey-Maurerey, da es eigentlich das 5745ste seyn solte.

Wir bleiben also bey der gemeinen Zeit-Rechnung, welcher auch Usserius und Prideaux gefolget find. Die Buchstaben A. M. deren wir uns in diesem Werck bedienen werden, bedeuten Anno Mundi, oder im Jahr der Welt, hingegen A. D. Anno Domini, oder im Jahr der Christlichen Zeit-Rechnung.


Wiewohl nun Adam durch die Sünde aus seinem ersten glückseligen Zustande fiel, und aus seinem anmuthigen Sommer-Hause und irdischem Paradiese in die weite Welt getrieben wurde; so behielt er doch noch eine grosse Wissenschafft, sonderlich in der Geometrie, und die Grundsätze derselben, so in den Hertzen seiner Nachkommen übrig blieben, wurden mit der Zeit in einer bequemen Lehr-Art, nach denen aus dem Mechanismo genommenen Reguln der Gleichmäßigkeit forgepflantzet. Und wie die Mechanische Künste den Gelehrten Anlaß gaben, die Anfangs-Gründe der Geometrie in gute Ordnung zu bringen: also dienet diese edle Wissenschafft, nach solcher guten Einrichtung, anjetzo allen besagten Künsten, sonderlich der Bau-Kunst, zum Grunde, und zur Richtschnur, nach welcher sie fortgeführet und zum Ende gebracht werden.

Da sich Adam aus dem Paradies verjaget sahe, nahm er seinen Aufenthalt in den bequemsten natürlichen Wohnplätzen des Landes Eden, allwo er sich am besten vor der Kälte und Hitze, vor Sturmwinden, Regen und Ungewitter, und vor wilden Thieren versichern konte, bis seine Söhne dergestalt heranwuchsen, daß sie eine Loge anlegen konten. Er lehrte dieselben die Geometrie, und zeigte ihnen den grossen Nutzen derselben in der Baukunst, ohne welche die Menschenkinder, wie die unvernünfftige Thiere, in Wäldern, tieffen Gruben und Hölen, oder wenigstens in armseligen leimernen Hütten, oder aus den Zweigen der Baume geflochtenen Lauben u. s. f. hätten leben müssen.

Als hierauf Cain mit seiner Familie und Anhängern A. M. 130 von Adams Altären weichen muste; so bauete er alsobald eine feste Stadt, und nennte sie Hanoch, das ist, eingeweyhet oder gewiedmet, nach dem Namen seines ältesten Sohns Hanoch. Sein Geschlecht folgte diesem Exempel, und verbesserte die Künste und Wissenschafften ihres Patriarchen; denn Tubalcain arbeitete in Metallen; Jubal brachte die Music empor, und Jabal breitete sich mit seinen Gezelten aus.

Sein Bruder Seth war nicht weniger unterrichtet, und wie ihn die übrige Helffte des menschlichen Geschlechts für ihren Patriarchen erkannte, also brachte er die Geometrie und Frey-Maurerey auf seine späte Nachkommen, welche sich um soviel besser darauf verstunden, weil Adam selbst unter ihnen lebte, bis er A. M. 930 mit Tode abgieng.

Nach Adam haben Seth, Enos, Cainan und Jared die Ober-Aufsicht bey dieser Kunst geführet. Der Sohn des letztern, Enoch, ist wegen seines Göttlichen Wandels nicht gestorben, sondern A. M. 987 da er 365 Jahr alt war, lebendig mit Leib und Seele in den Himmel gelanget. Er war sowohl in der Wissenschafft, als in der der Ausübung der Kunst ein grosser Meister, und weil er dabey die Gabe der Weissagung hatte, so verkündigte er vorher, daß die Erde wegen der Sünde zweymahl, nemlich zuerst durch Wasser, und hernach durch Feuer untergehen würde. Dieses gab ihm Anlaß, zwey grosse Seulen (2) eine von Stein, die andere von Thon, aufzurichten, und selbigen den kurtzen Begriff der Künste und Wissenschafften, sonderlich der Geometrie und der Maurerey, einzuätzen.

(2) Einige nennen sie Seths Seulen, allein die alten Frey-Maurer haben selbige stets Enochs Seulen geheissen, und dieses Vorgeben fest geglaubet: Ja Josephus Lib. I. Cap. 2 versichert, daß die Seule von Stein zu seiner Zeit noch in Syrien vorhanden gewesen.


Jared lebte nach seinem Sohn Enoch 435 Jahr, und starb A. M. 1422 da er 962 Jahr alt war, und unter allen Menschen, bis auf seinen Enckel Methusalah, sein Leben aufs höchste gebracht hatte. Ihm folgte gedachter Methusalah, welcher aber nicht lange regieret. Denn weil das gottlose Wesen durchgehende überhand nahm, so entfernte sich Methusalah nebst seinem Sohn Lamech und Enckel Noah von der verderbten Welt, und bewahrten in ihrer besondern Familie die gute alte Religion von dem verheissenen Meßia, und zugleich die Königliche Kunst, bis auf die Sündfluth: Denn Lamech starb nur fünff Jahr, und Methusalah etliche wenig Tage vor derselben, nachdem dieser ein Alter von 969 Jahren erreichet. Er konte also dasjenige, was er von seinen gelehrten Vorfahren empfangen, den drey Söhnen Noah füglich mittheilen, indem Japhet 100 Sem 98 und Ham 96 Jahr mit ihm gelebet.

Da endlich der Untergang der Welt heran rückte, gab Gott dem Noah Befehl, die grosse Arche oder schwimmende Festung zu bauen, wobey seine drey Söhne, als ein Deputirter und zween Vorsteher, ihm an die Hand giengen. Dieses zwar nur aus Holtz bestehende Gebäude war nach der Geometrie so richtig, als einiges steinernes Gebäude, wie der wahre Schiff-Bau bis auf den heutigen Tag beschaffen ist, aufgeführet, und als ein merckwürdiges herrliches Stück der Bau-Kunst zum Stande gebracht, als Noah in sein 600stes Jahr trat. Hierauf gieng dieser Patriarch mit seinen drey Söhnen und seinem Weibe, und seinen drey Schwieger-Töchtern an Bord, und nachdem sie durch Göttliche Fügung die Ladung von Thieren eingenommen, wurden sie in der Arche erhalten, da die übrigen wegen ihrer Gottlosigkeit und ihres Unglaubens in der Sündfluth umkamen. Dieses geschahe A. M. 1656 und im Jahr 2348 vor der Christlichen Zeit-Rechnung. Und also hat von diesen Frey-Maurern oder vier Groß-Officianten das gegenwärtige gantze Geschlecht der Menschen seinen Ursprung genommen.

Nach der Sündfluth bewahrte Noah nebst seinen drey Söhnen die Erkänntniß der Künste und Wissenschafften, und sie pflantzten selbige auf ihre anwachsende Nachkommen fort, welche allesamt einerley Zunge und Sprache hatten. Und es ereignete sich, da sie vom Morgen d. i. aus der Ebene des Gebürges Ararat, wo die Arche stehen blieb, gegen Abend zogen, daß sie im Lande Sinear eine Ebene fanden, und daselbst bey einander wohnten, als Noachiten (3) oder Söhne des Noah. I. B. Mos. 11, 1.2. Da nun Peleg daselbst im 101 Jahr nach der Sündfluth dem Heber gebohren war, so theilte der Vater Noah die Erde, mit dem Befehl, sich von einander zu trennen, und Besitz zu nehmen; weil sie aber von solcher Trennung übele Folgen besorgten, so faßten sie den Schluß beysammen zu bleiben.

(3) Dieses ist, nach einigen alten Nachrichten, der erste Name der Frey-Maurer.


Das II. Capitel.
Von Nimrod bis auf den Groß-Meister Salomon.

Nimrod (4), der Sohn Chus, des ältesten Sohns Hams, war der Anführer derjenigen, welche sich nicht trennen wolten, oder, da sie sich trennen musten, auf die Entschliessung fielen, ihr Gedächtniß in allen künfftigen Zeiten berühmt zu machen.

(4) Nimrod bedeutet einen Aufrührer, welchen Namen ihm die Israeliten gaben, da ihn hingegen seine Freunde Belus, den Herrn, nennten.

Daher geschahe es, daß sie sich unter dem Groß-Meister Nimrod, in dem grossen und fruchtbaren Thal von Sinear längst den Ufern des Tigris, gebrauchen liessen, einen grossen und prächtigen Thurm und Stadt, das gröste Werck, so die Welt jemahls gesehen, (wie es von verschiedenen Schrifftstellern beschrieben ist) aufzuführen. Sie erfüllten also das Thal in kurtzem mit herrlichen Gebäuden, allein sie bebaueten selbiges gar zu starck, und wusten nicht wieder aufzuhören, bis ihr Hochmuth ihren Schöpffer dergestalt in Zorn brachte, daß er ihr grosses Vorhaben durch Verwirrung ihrer Lippen oder Sprachen zu Schanden machte. Daher wurde die Stadt Babel, d. i. Verwirrung, genennet.

Solcher Gestalt wurden sie genöthiget, sich ohngefehr 53 Jahr nach dem Anfang ihres Baues, oder 154 Jahr nach der Sündfluth, nemlich A. M. 1810 und im Jahr 2194 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, voneinander zu trennen, worauf die allgemeine Wanderung aus Sinear ihren Anfang nahm. Sie setzten zu verschiedenen Zeiten ihre Reise fort, und wandten sich gegen Norden, Süden, Osten und Westen mit ihrer grossen Kunst, und machten sich selbige treflich zu Nutzen, da sie ihre neue Pflantz-Städte anlegten.

Jedoch rückte Nimrod nicht weiter als in die Landschafft Assyrien, und stifftete das erste grosse Reich in seiner Hauptstadt Ninive, allwo er lange geherrschet. Unter ihm blüheten manche gelehrte Mathematici, deren Nachfolger lange hernach Chaldäer und Magi genennet wurden; Und obgleich viele unter ihnen auf den Bilder-Dienst verfielen, so hat doch eben diese Abgötterey zum Aufnehmen in den Künsten der Zeichnung (nemlich der Bau-Kunst, des Kupfferstechens, der Bildhauer-Kunst, Gyps-Arbeit und Mahlerey) viel beygetragen. Denn Ninus, der König von Ninive oder Assyrien, befahl seinen besten Künstlern, die Bild-Seule des Baal zu verfertigen, welche in einem prächtigen Tempel angebetet wurde.

Aus Sinear wurde die Wissenschafft und Kunst, ohngeachtet der Verwirrung der Mund-Arten, nach den entlegenen Theilen des Erdbodens gebracht. Dieses gab Anlaß zu der Frey-Maurer Fähigkeit und allgemeinen Übung mit einander ohne Rede umzugehen, und einander an Merckmahlen und Zeichen zu erkennen; (5) (welches sie nach der Zerstreuung oder Wanderung verordneten, im Fall einige von ihnen, die zuvor in Sinear gewesen, einander in entlegenen Orten antreffen solten) doch hinderte dieses nicht die Fortpflantzung der Frey-Maurerey, welche von allen den ersten Völckern fleißig geübet wurde, bis die Nachläßigkeit ihrer Häupter, und ihre schreckliche Kriege Gelegenheit gaben, daß sie in Unwissenheit verfielen, und ihre ursprüngliche Erfahrenheit in Künsten und Wissenschafften einbüßten.

(5) Diese alte Nachricht wird von der alten Brüderschafft für wahr gehalten.

Es ward also die Erde von dem Thal Sinear aus wieder gebauet, und mit Frey-Maurern angefüllet, deren unterschiedene Verbesserungen wir beschreiben wollen.

Mizraim oder Menes, der andere Sohn Hams, führte seine Colonie von Sinear nach Egypten (welches im Hebräischen Mizraim, in der zweyfachen Zahl, heisset, und beyde Egypten, das obere und niedere, bedeutet) im 160sten Jahr nach der Sündfluth und 6sten nach der Verwirrung, oder A. M. 1816 allwo sie ihre erste Geschicklichkeit bewahrten, und die Kunst zu grösserer Vollkommenheit brachten. Die alte Geschichte (Diodorus Siculus Lib. I.) versichert uns, daß die Egypter schon gar frühe einen feinen Geschmack gehabt, und meldet von ihren prächtigen Gebäuden und grossen Städten, als Memphis, Heliopolis, Thebe mit hundert Thoren u. s. w. von ihren Pallästen und Begräbnissen, von ihren Obelisken und Bild-Seulen, von der grossen Statue des Sphinx, deren Kopff 120 Fuß in die Runde hatte, und von ihren berühmten Pyramiden, unter welchen man die gröste (6) für das erste oder frühzeitigste der sieben Kunst-Wunder nach der allgemeinen Wanderung achtet.

(6) Einige sagen, selbige sey aus Marmor-Steinen, die man aus den Arabischen Steingruben dahin gebracht, erbauet worden, massen man keine Spur von einer näher gelegenen Steingrube findet. Andere geben es für solche Steine aus, die man durch Kunst gleich auf der Stelle gemacht, wovon die meisten 30 Fuß lang gewesen. Der Pfeiler war unten 700 Fuß ins gevierte, und 481 Fuß hoch; andere aber machen selbigen noch weit höher. Und zu Aufführung dieses Wercks wurden 360 000 Maurer gantzer 20 Jahr gebrauchet, gleich als wenn sich die gantze Nation in diesem grossen Vorhaben vereiniget hätte.

Die Egypter übertraffen auch alle Völcker in ihren erstaunlichen Labyrinthen. Einer von denselben bedeckte den Boden einer gantzen Landschafft, und begriff sehr viele herrliche Palläste und 100 Tempel, welche in verschiedenen Gegenden und Abtheilungen stunden, und mit Pfeilern von dem besten Porphyr, und sehr wohl getroffenen Bild-Seulen ihrer Götter und Printzen ausgezieret waren. Diesen Labyrinth haben die Griechen lange Zeit hernach nachzuahmen gesuchet, sie sind aber niemahls zu dessen Grösse und Vortrefflichkeit gelanget.

Die Nachfolger des Mizraim (welche sich die Söhne der alten Könige genennet) beförderten die Königliche Kunst bis auf den letzten von ihrem Stamm, den gelehrten König Amasis. Siehe unten das IV. Capitel.

In dem mittäglichen und abendländischen Theil von Africa fehlet es uns an Nachrichten. Auch haben wir keine richtige Erzehlung von der schönen und muntern Nachkommenschafft des Japhet, Noae ältesten Sohnes, welche zuerst das weitläufftige alte Scythien, von Norwegen gegen Morgen bis America, bevölckert, noch von den Japhetiten in Griechenland, Italien, Deutschland, Gallien und Britannien etc. bis sie ihre ursprüngliche Erfahrenheit verlohren: Doch ist kein Zweiffel, daß sie bey ihrer ersten Wanderung aus Sinear gute Bau-Verständige gewesen.

Sem, des Noah anderer Sohn, blieb zu Ur der Chaldäer in Sinear nebst seinem Vater und Ur-Enckel Heber, allwo sie stille vor sich lebten, und in Friede sturben. Allein Sems Nachkommen begaben sich in die mittäglichen und morgenländischen Theile von Groß-Asien, nemlich Elam, Assur, Arphaxad, Lud und Aram, nebst Sala, des Hebers Vater; und ihre Nachkömmlinge pflantzten die Wissenschafft und Kunst bis in China und Japan fort, da indessen Noah, Sem und Heber sich zu Ur in den Mathematischen Wissenschafften belustigten, und den Peleg, Regu, Serug, Nahor, Tharah, und Abram, einen gelehrten Stamm von Mathematicis und Geometris, (7) unterwiesen.

(7) Die alten Constitutionen behaupten dieses für gewiß, und handeln weitläufftig von Abrams grosser Erfahrenheit in der Geometrie, und daß er selbige vielen Schülern, jedoch nur bloß den Söhnen der Freygebohrnen, beygebracht habe.

Also hatte Abram, welcher zwey Jahr nach des Noah Tode A. M. 2008 gebohren war, die Wissenschafft und Kunst sehr wohl erlernet, ehe und bevor der Gott der Herrlichkeit ihm den Beruff gab, von Ur der Chaldäer auszugehen, und als ein Fremdling, nicht in Steinen und Ziegelsteinen, sondern in Zelten, die auch nach der Geometrie aufgeschlagen, zu wohnen. Indem er solcher Gestalt mit seiner Familie und Vieh-Heerden fortzog, kam er A. M. 2078 nach Haran, allwo der alte Thara nach fünf Jahren starb. Abram begab sich hierauf im 75sten Jahr seines Alters in das Land der Cananiter A. M. 2083 und vor der Christlichen Zeit-Rechnung 1921. Doch nöthigte ihn bald darauf eine Hungers-Noth, hinab nach Egypten zu ziehen; und als er im folgenden Jahr zurücke kam, begonte er seine grosse Wissenschafft den Häuptern der Cananiter mitzutheilen, wofür sie ihn als einen Fürsten ehrten.

Abram pflantzte seine Geometrie auf alle seine Nachkommen fort; Isaac that dergleichen mit seinen zween Söhnen, und Jacob gab seiner Familie guten Unterricht; da indessen sein Sohn Joseph Groß-Meister der Egyptischen Frey-Maurer war, und selbige bey Erbauung vieler Korn-Häuser und Vorraths-Städte durch Egyptenland gebrauchte, ehe und bevor Jacob und seine Familie dahin beruffen wurden.

Es war zwar diese besondere Nation hauptsächlich mit Zelten, Vieh-Heerden und Kriegs-Wissenschafft beschäfftiget, und solches währte ohngefehr 350 Jahr nach der Ankunfft Abrams in Canaan, biß ihre Verfolgung, etwa 80 Jahr vor Mosis Auszug, in Egypten ihren Anfang nahm: Nachdem die Egypter zu selbiger Zeit die Hebräer unterdrücket und zu Knechten gemacht; so zwungen sie dieselben zu der Maurerey in Stein und Ziegeln, und liessen durch sie zwey feste und prächtige Städte für die Königlichen Schätze, nemlich Pithon und Raemses, aufbauen. Es fügte demnach die Göttliche Weisheit also, daß sie zu solcher Arbeit gebrauchet wurden, ehe sie zu dem Besitz des gelobten Landes, welches damahls mit ausbündiger Baukunst erfüllet war, gelangeten.

Endlich zog Moses A. M. 2513 im Jahr 1491 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, und 430 Jahr nach Abrams Abreise von Haran, an der Spitze von 600 000 Hebräischen Manns-Personen, welche in gehörige Ordnung gestellet waren, von Egypten aus; da denn Gott zu ihrem Besten das Rothe Meer theilte, sie durchhin gehen ließ, und Pharao nebst den Egyptern, die ihnen nachsetzten, ersäuffte.

Indem sie nun durch Arabien gegen Canaan fortgiengen, gefiel es dem Höchsten, ihren Groß-Meister Moses, seinen Deputirten Josua, und und seine Vorsteher Ahaliab und Beza!eel mit besonderer Weisheit zu erfüllen. (2 B. Mos. 31.) Und im folgenden Jahr baueten sie die kunstreiche Stiffts-Hütte oder Gezelt, allwo das göttliche Schechinah und die heilige Arche, das Bild der Göttlichen Gegenwart, wohnte. Dieses Werck bestund zwar nicht aus Steinen oder Ziegeln, war aber nach der Geometrie eingerichtet, und ein sehr schönes Stück der wahren wohlabgemessenen Bau-Kunst, nach der Vorschrifft, welche Gott dem Moses auf dem Berg Sinai gegeben; wie es denn auch hernach dem Tempel Salomons zum Modell gedienet.

Weil Moses nicht nur in aller Egyptischen Weisheit unterrichtet war, sondern auch eine Göttliche Erleuchtung hatte; so übertraff er alle Groß-Meister, die vor ihm gewesen, und befahl den geschicktesten Leuten, sich bey ihm, wie in einer grossen Loge, nahe bey der Stiffts-Hütte in der Passah-Woche einzufinden. Er gab ihnen weise Gesetze und Verordnungen, wiewohl wir wünschen möchten, daß solche durch die mündliche Fortpflantzung deutlicher auf uns gebracht wären. Jedoch genug von diesem.

Als Moses, König von Jessurun, A. M..2553 mit Tode abgieng, so folgte ihm Josua in der Groß-Meister-Würde, welchem Caleb als Deputirter, Eleazar aber und sein Sohn Pinehas als Groß-Vorsteher behülfflich waren. Er stellte seine Israeliten in Ordnung, und führte sie über den Jordan, welchen Gott zu ihrem Übergang ausgetrocknet hatte, in das gelobte Land, da denn Josua gar bald wahrnahm, daß die Cananiter ihre grosse Städte und Pässe so regelmäßig befestiget hatten, daß diese, wenn Gott der Allmächtige nicht zum Besten seines Eigenthums besonders würckte, nicht erobert und besieget werden könten.

Nachdem Josua seine Kriege binnen sechs Jahren A. M. 2559 glücklich zu Ende gebracht, bestimmete er der Stiffts-Hütte ihren Sitz zu Siloh in Ephraim, und befahl den Häuptern von Israel, nicht allein dem Herrn ihrem Gott zu dienen, und das Land zu bauen, sondern auch das grosse Werck der Bau-Kunst in der besten Mosaischen Art fortzusetzen.

Es hatten zwar die Israeliten, da sie sich in Städte und Wohnplätze vertheilet, in jedem Stamm viele erfahrne Künstler, die zu solchem Ende in Logen oder Gesellschafften sich vereinigten, ausgenommen wenn sie wegen ihrer Sünden in Dienstbarkeit gerathen waren; allein ihre zufällige Fürsten, welche man Richter und Erlöser hieß, brachten die Mosaische Bau-Art, nebst der Freyheit und den Mosaischen Verordnungen, wieder empor, und wurden bloß in der heiligen Bau-Kunst von Stein von den Phöniciern und Cananitern übertroffen. Denn die Phönicier hatten für ihre vielen Götter viele Tempel. Gleichwohl aber behielte der eintzige Tempel oder Stiffts-Hütte des einigen wahren Gottes zu Siloh vor selbigen allen an Weisheit und Schönheit, ob gleich nicht an Stärcke und Abmessung, den Vorzug.

Mittlerweile ward in Klein-Asien, ohngefehr 10 Jahr vor Mosis Ausgang, Troja erbauet, und im schönsten Flor erhalten, bis diese Stadt von den eifersüchtigen Griechen, um das 12te Jahr des Tholah Richters in Israel, bis auf den Grund zerstöret wurde.

Und nicht lange nach besagtem Ausgang führte man den berühmten Tempel des Jupiter Hammon in dem Lybischen Africa aus, welcher so lange stund, bis ihn die ersten Christen in selbigen Landen einrissen.

Die Sidonier baueten auch, als erfahrne Künstler, die Stadt Tyrus, und eineColonie von Tyriern legte den Grund zu dem berühmten Carthago. Dieses geschahe zu einer Zeit, da die Griechen annoch unbekannt, und die Römer noch nicht vorhanden waren.

Die Phönicier brachten es sehr weit in ihrer heiligen Bau-Kunst: Denn wir lesen von dem Tempel Dagons zu Gaza, (8) welcher sehr prächtig gewesen, und 3000 Menschen unter seinem Dach begreiffen können. Dieses Gebäude ward auf eine sehr künstliche Art bloß von zwo Seulen unterstützet, welche so dünne waren, daß Samson selbige umfassen und einreißen konte; Und als dieses geschahe, fiel das breite Dach, wie ein Donnerschlag, auf die Herren und Damen, auf die Priester und das gemeine Volck der Philister; ja Simson muste eben diesem Tod, welchen er wegen seiner verlohrnen Freyheit und Gesichts über seine Feinde gebracht, sich mit unterwerffen. Dieses hat sich 379 Jahr nach Mosis Ausgang, und 101 Jahr vor Erbauung des Salomonischen Tempels ereignet.

(8) Die alten Frey-Maurer haben diese Tradition, daß ein gelehrter Phönicier, Sanconiathon genannt, der Bau- oder Groß-Meister dieses denckwurdigen Tempels gewesen: Und daß Samson allzulelchtglaublg und weibisch gewesen, indem er seinem Weibe seine Geheimnisse geoffenbaret, welche ihn den Philistern in die Hände geliefert; daher man ihn nicht unter die alten Frey-Maurer rechnet.

Abibalus, König zu Tyrus, zierte diese Stadt mit Gebäuden aus, und eben dieses war die Bemühung seines Sohns, Königs Hiram, welcher dem Jupiter, Hercules und der Astarte, als den Tyrischen Göttern, drey prächtige Tempel gebauet, und dem König David in Israel bey Anlegung seines Pallasts von Cedern behülfflich gewesen.

Manche Denckmahle der ersten Bau-Kunst sind mit Fabeln verdunckelt worden; denn die wahrhafftigen alten Geschichte sind verlohren gegangen, oder durch den Zahn der Zeit umgekommen, mithin hat die mündliche Nachricht durch die Vermischung der Nationen eine grosse Dunckelheit erlitten.


Das III. Capitel.
Von Salomon bis auf den Groß-Meister Cyrus.

Doch kamen die prächtigsten Gebäude zu Gaza. Gath, und Ascalon, Jebusi und Hebron, Tyrus und Sidon, in Egypten und Assyrien etc. keinesweges in Vergleichung mit dem Tempel des Allerhöchsten zu Jerusalem, welchen der weiseste unter den Menschen, der preiswürdige König in Israel, Salomon, (ein Sohn Davids, welchem diese Ehre wegen des von ihm vergossenen Bluts versaget worden) der Fürst des Friedens und der Bau-Kunst, der Groß-Meister von den Frey-Maurern seiner Zeit, unter Göttlicher Anführung, und ohne Geräusch der Werckzeuge, aufgeführet. nachdem alle Steine, Bauhöltzer und Grund-Seulen fertig zugehauen, bereitet und polirt nach Jerusalem gebracht worden.

Der Grund zu diesem Tempel ward im vierten Jahr Salomons, am anderen Tage des andern Monats, A. M. 2993 im Jahr 1011 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, und 480 nach dem Ausgang aus Egypten, geleget. Salomon brauchte bey diesem Bau, wiewohl nicht alle eigentlich zu dem Bau selbst Hand anlegten, folgende Anzahl von Arbeitern, nemlich:

1) Harodim, Regenten oder Vorsteher, sonsten auch Menatzchim, oder Aufseher, genannt, welche das Volck zur Arbeit anhielten. Diese waren erfahrne Mauer-Meister, an der Zahl 3600

2) Giblim, Stein- und Bild-Hauer, Isch Chotzeb, Steinbrecher, und Bonai, Setzer, Leger, oder Bauleute, oder völlige Gesellen, an der Zahl 80 000

3) Die angenommene Zahl von Gehülffen, unter dem edlen Adoniram, welcher der jüngere Groß-Vorsteher war, 30 000

In allem Frey-Maurer 113 600

Hierzu kommen die Arbeiter, Isch Sabbal genannt, das ist, Last-Träger, welche noch von den alten Cananitern übrig, und als leibeigene Knechte nicht unter die Frey-Maurer zu rechnen waren, an der Zahl 70 000

In allem 183 600

Salomon hatte die Arbeiter oder Handlanger aus seinem eigenen Lande, hingegen war er Hiram, dem König von Tyrus, für sehr viele von den Giblim und Bonai verpflichtet, indem derselbe ihm seine besten Künstler überließ, und ihm die Tannen und Cedern von Libanon zuschickte. Sonderlich aber sandte er seinen Namens-Verwandten, Hiram Abbif, (9) den vollenkommensten Zeichner und Werckmeister auf Erden, welcher in Salomons Abwesenheit den Stuhl, als deputirter Groß-Meister, besetzte, und in seiner Gegenwart der ältere Groß-Vorsteher, oder erster Ober-Aufseher und Werckmeister war.

(9) Im B. der Chron. 2,13 meldet Hiram, König von Tyrus (allda Huram genannt) in seiner Zuschrifft an den König Salomon: So sende ich nun einen Kunsterfahrnen Mann, Huram Abbi; welches nicht, wie in der Griechischen und Lateinischen Vulgata, Huram, mein Vater, muß übersetzet werden; denn die Beschreibung desselben, v. 14 widerleget solches, und die Worte bedeuten nur: Huram meines Vaters, oder den vornehmsten Mauer-Meister meines Vaters Abibalus. Doch halten einige dafür, daß der König Hiram den Bau-Muster Hiram vielleicht seinen Vater genennet, wie etwa gelehrte und weise Männer in alten Zeiten von ihren königlichen Patronen mit solchem Namen beleget worden. Also wurde Joseph genannt Abrech, oder des Königs Vater; und eben dieser Hiram, der Baumeister, heisset Salomons Vater, 2. B. der Chron. 4, 16 Gnalah Churam Abbif la Melech Schelomoh, d. i. - - - machte Huram, sein Vater, dem König Salomon, etc.
Doch die Schwierigkeit ist auf einmal gehoben, wenn man einräumet, daß das Wort Abbif der Zuname Hirams, des Bau-Meisters, gewesen, der oben Hiram Abbi und hier Huram Abbif heisset, gleichwie er in der Loge Hiram Abbif, um ihn von dem König Hiram zu unterscheiden, genennet worden. Denn wenn man es also lieset, so ist der Verstand deutlich und vollkommen, nemlich, daß Hiram, der König von Tyrus, dem König Salomon den erfahrnen Werckmeister, Hiram Abbif, zugeschickt habe.
Dieser Mann wird an zwey Orten, 1. B.der Kön. 7,13,14,15 und 2. B. der Chron. 2,13,14 beschrieben. In der ersten Stelle heisset es, er sey einer Wittwen Sohn, aus dem Stamme Naphthali, gewesen, und in der andren wird er der Sohn eines Weibes aus den Töchtern Dan genannt; in beyden aber stehet, daß er einen Mann von Tyrus zum Vater gehabt: Das ist, seine Mutter war von den Töchtern der Stadt Dan im Stamme Naphthali, und wird eine Wittwe von Naphthali genennet, gleichwie ihr Ehemann ein Naphthaliter war; denn er heisset nicht ein Tyrier von Herkunfft, sondern ein Mann von Tyrus wegen seines Wohnplatzes; gleichwie Obed Edom, der Levite, ein Gittier, und der Apostel Paulus ein Mann von Tarsus genennet wird.
Gesetzt aber, Hiram Abbif wäre ein Tyrier von Geblüt gewesen, so gehet dadurch seiner ungemeinen Fähigkeit nichts ab, weil die Tyrier damals, durch die Aufmunterung des Königs Hiram, die besten Künstler waren. Und obige Schrifftstellen bezeugen, daß Gott diesen Hiram Abbif mit Weisheit, Verstand und Kunsterfahrenheit ausgerüstet, um alles und jedes, nach Salomons Verlangen, sowol bey Erbauung des Tempels mit dessen gesamten kostbaren Pracht, als auch in Erfindung, Bildung und Einrichtung aller heiligen Gefässe desselben, nach der Geometrie, ins Werck zu setzen, und alle denselben beyzufügende Aufschrifften auszufinden. Und die Schrifft versichert uns, daß er seinem Amt in weit grössern Wercken, als die von dem Ahaliab und Bezaleel vollbrachte gewesen, ein völliges Genügen gethan; wofür er in den Logen bis ans Ende der Welt wird geehret werden.


Salomon vertheilte die Gesellen in gewisse Logen, wovon jede einen Meister und einige Vorsteher hatte, damit selbige auf eine ordentliche Art Befehle empfangen, für ihre Werckzeuge und Kostbarkeiten Sorge tragen, und jede Woche richtige Bezahlung, nebst Unterhalt und Kleidung, bekommen möchten, etc. Hingegen musten die Gesellen für ihre Nachfolge durch Anführung der Lehrlinge sorgen. (10)

(10) Nach den Traditionen alter Frey-Maurer, welche vieles von diesen Sachen beybringen.

Solchergestalt wurde ein fester Grund zur vollkommenen Harmonie unter der Brüderschafft geleget, und die Loge mit Liebe und Freundschafft aufs stärckste verbunden, ein jeder Bruder ward zur Verschwiegenheit und Klugheit, zur Tugend und guten Gesellschafft angewiesen, ein jeder wuste seine besondere Verrichtung, und das grosse Werck wurde mit erstaunlichem Aufwand eiferig fortgesetzet.

Denn ausser den grossen Anstalten des Königs David that sein noch reicherer Sohn Salomon, und alle begüterte Israeliten, ja so gar die Fürsten der benachbarten Heyden, darzu an Gold, Silber und kostbaren Juweelen einen ansehnlichen Beytrag, welcher sich auf eine fast unglaubliche Summe belief, gleichwohl aber erfordert wurde. Denn die Mauer rings herum hatte 7700 Fuß im Umfang, die Bau-Materialien waren von der besten Art, so die Erde hervorgebracht, und kein Gebäude kam demselben gleich an richtiger Gleich-Maasse, und schönen Abtheilungen, von der sehr prächtigen Halle an der Morgen-Seite an, bis zu dem herrlichen und ehrwürdigen Allerheiligsten an der Abend-Seite, mit zahlreichen Gemächern, angenehmen und bequemen Zimmern und Wohnungen für die Könige und Fürsten, dem Sanhedrin, den Priestern und Leviten von Israel, und dem äussern Vorhof der Heyden; massen es ein Bet-Haus für alle Heyden, und so geräumig war, daß es in allen seinen Vorhöfen und Gemächern zusammen 300 000 Menschen fassen konte.

Es war mit 1453 Seulen von Parianischem Marmor gezieret, die entweder gedrehet, oder geschnitzet, oder ausgehölet waren, nebst zwey mal so viel Pfeilern, welche allesamt vortreffliche Capitale von unterschiedenen edlen Bau-Ordnungen hatten, und ohngefehr 2246 Fenstern, diejenigen, so auf dem zierlichen Estrich waren, nicht mit gerechnet. Es war mit dichtem Golde überzogen, und mit unzehligen Diamanten und andern Edelgesteinen besetzet, welche die ordentlichste, schönste und kostbarste Auszierung darstellten. Man konte noch weit mehr davon sagen, wenn es nicht so offt, insonderheit von Villalpando, wäre abgebildet worden.

Das Ansehen dieses Gebäudes übertraff demnach bey weitem alles, was wir anjetzo fähig sind uns vorzustellen, es ist auch jederzeit für das feineste Stück der Bau-Kunst auf Erden, vor oder nach dem zweyten und vornehmsten unter den sieben Kunst-Wundern, seit der allgemeinen Wanderung aus Sinear, geschätzet worden.

Der Bau des Tempels war in der kurtzen Zeit von 7 Jahren und 6 Monaten, zur Verwunderung aller Menschen, A. M. 3000 und im Jahr 1004 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, vollbracht, worauf das Fest, wegen geendigten Baues, von der Brüderschafft mit grosser Freude begangen wurde. Diese ihre Freude unterbrach bald4 hernach der plötzliche Tod ihres geliebten Meisters, Hiram Abbif, welchen sie in der Loge nicht weit vom Tempel, ihrem alten Gebrauch nach, begruben.

Nachdem die Trauer für Hiram Abbif vollbracht, und die Stiffts-Hütte Mosis, nebst ihren heiligen Uberbleibungen, in den Tempel gesetzet waren; so weyhete Salomon, bey einer allgemeinen Versammlung, denselben durch feyerliche Gebete und fast unzehlbare köstliche Opfer ein, woben die vortrefflichste Vocal- und Instrumental-Music, zum Lobe des Allerhöchsten, aufgeführet, die heilige Bundes-Lade an ihren gehörigen Ort zwischen den Cherubim gesetzt, der Tempel aber von dem grossen Jehovah mit einer herrlichen Wolcke erfüllet wurde.

Wir schweigen allhier von demjenigen, was durch die Feder nicht soll, und gewißlich auch nicht kan ausgedrücket werden; so viel aber behaupten wir, daß, obgleich die Heyden noch so ehrgeitzig und eifersüchtig in Verbesserung der königlichen Kunst sich erwiesen, selbige es doch niemals bis zu der Vollkommenheit dieses prächtigen Gottes-Hauses gebracht, indem sich hier der besondere Glantz der Göttlichen Herrlichkeit auf Erden geäussert, auch der Höchste zwischen den Cherubim auf dem Gnadenstuhl über der Bundes-Lade gewohnet, und von da seinem Volck zum öfftern Göttliche Antworten gegeben.

Dieses glorreiche Gebäude zog in kurtzem die neugierigen Kenner aus allen Völckern herbey, daß sie nach Jerusalem reiseten, und allda einige Zeit zubrachten, um dessen besondere Vortrefflichkeiten, sofern es den Heyden erlaubet war, in genauen Augenschein zu nehmen. Sie entdeckten gar bald, daß die gantze Welt mit ihrer zusammen genommenen Geschicklichkeit den Israeliten an Weisheit, Stärcke und Schönheit der Bau-Kunst bey weitem nicht gleich käme; da der weise König Salomon Groß-Meister aller Frey-Maurer zu Jerusalem, und der gelehrte König Hiram (11) Groß-Meister zu Tyrus war, und der erleuchtete Hiram Abbif der Bau-Meister gewesen; da die wahre vollkommene Frey-Maurerey unter der unmittelbaren Sorge und Aufsicht des Himmels stund; da die Hohen und Weisen sich es für eine Ehre schätzten, der sinnreichen Künstler Zunfftgenossen in ihren wohleingerichteten Logen zu seyn. Und also wurde der Tempel des Jehovah, des einigen wahren Gottes, ein rechtes Wunderwerck für alle Reisende, welche nach selbigem, als dem vollkommensten Muster, die Bau-Kunst in ihren eigenen Ländern nach ihrer Wiederkunfft zu verbessern beschlossen.

(11) Die gemeine Sage ist, daß der König Hiram Groß-Meister aller Frey-Maurer gewesen; da aber der Tempel-Bau seine Endschafft erreichet, sey Hiram, nach Jerusalem gekommen, um. denselben vor der Einweyhung in Augenschein zu nehmen, und mit Salomon sich über die Weisheit und Kunst zu besprechen; Da er nun gefunden, daß der grosse Baumeister der gantzen Welt den Salomon über alle sterbliche Menschen erleuchtet, so habe er dem Salomon Jedidjah, dem Geliebten Gottes, gern und willig den Vorzug zugestanden.

Salomon bediente sich hierauf der Brüderschafft bey Ausführung seiner übrigen Wercke. Hieher gehören seine beyden Palläste zu Jerusalem, für ihn und für seine Gemahlin; die prächtige Gerichts-Halle mit ihrem helffenbeinernen Thron und güldenen Löwen; Millo, oder die königliche Börse, welche nach Ausfüllung des grossen Sumpfs zwischen den Bergen Moriah und Zion mit starcken Bogen erbauet war, auf welchem viele schöne Plätze mit prächtigen Seulen an jeder Seite, und zwischen den Seulen ein geraumer Spatzier-Gang von der Burg Zion nach dem Tempel angeleget, allwo geschickte Leute zusammen kamen;

Das Haus des Waldes Libanon, so auf vier Reyhen von Cedern-Seulen gebauet; dessen Sommer-Haus, um sich von der Hitze der Arbeit dahin zu begeben, nebst einem Wach-Thurm, dessen Aussicht auf die Strasse nach Damascus gieng: Einige Städte an der Land-Strasse zwischen Jerusalem und Libanon: verschiedene wohlbefestlgte Zeug-Häuser auf der Abend-Seite des Jordans, und etliche Vorraths-Städte auf der Morgen-Seite dieses Flusses:

ferner die Stadt Cadmor, (welche die Griechen hernach Palmyra genannt) nebst einem herrlichen Pallast in derselben, dessen prächtige Uberbleibsel von den Reisenden bis auf den heutigen Tag gesehen werden.

Alle diese, und viele andere kostbare Gebäude, wurden in der kurtzen Zeit von 13 Jahren nach dem Tempel, durch die Sorgfalt von 550 Harodim und Menatzchim, zum Stande gebracht; Denn man trieb die Maurerey durchgehends in seinem gantzen Königreich, und es wurden viele besondere Logen unter dem Groß-Meister Salomon aufgerichtet, welcher die grosse Loge jährlich zu Jerusalem, wegen Fortpflantzung ihrer Sachen auf die Nachkommen, versammlete; wiewohl der Verlust des guten Hiram Abbif noch immer bedauret wurde.

Es hat zwar dieser weise Groß-Meister Salomon die Unvollkommenheit der menschlichen Natur, so gar bey dem höchsten Gipfel ihrer Vortrefflichkeit, durch sein Exempel gewiesen, indem er viele ausländische Weiber allzusehr geliebet, welche ihn von dem wahren Gottes-Dienst abgezogen: Allein wir haben nur mit ihm, als einem Frey-Maurer, zu thun. Denn er hat auch mitten in seiner Abgötterey den Götzen seiner Kebs-Weiber, Chamos, Molech und Astaroth, herrliche Tempel aufgebauet, bis er ohngefehr drey Jahr vor seinem Tode sein Buß-Lied, den Prediger, verfasset, und aller irdischen Herrlichkeit die wahre Uberschrifft gesetzet: Eitelkeit de Eitelkeiten, es ist alles gantz eitel, ausgenommen die Furcht Gottes und die Haltung seiner Gebote, welches die gantze Pflicht des Menschen ist. Er hat A. M. 3029 und 975 Jahr vor der Christlichen Zeit-Rechnung, im 58sten Jahr seines Alters, die Welt verlassen.

Viele von Salomons Frey-Maurern begonten vor seinem Tode zu reisen, und führten den hohen Geschmack der Bau-Kunst, nebst den Geheimnissen der Brüderschafft, mit sich nach Syrien, Klein-Asien, Mesopotamien, Scythien, Assyrien, Chaldäa, Medien, Bactrien, Indien, Persien, Arabien, Egypten und andern Ländern von Groß-Asien und Africa, wie auch nach Europa, wiewohl wir keine Nachrichten haben, die uns von den Unternehmungen Griechenlands und Italiens versichern könten. Indessen hat man eine Tradition, daß sie bis an Herculis Seulen gegen Abend, und bis nach China gegen Morgen, gereiset. Und die alten Constitutionen behaupten, daß einer, Namens Ninus, welcher bey dem Bau des Salomonischen Tempels gewesen, die geläuterte Erkäntniß der Wissenschafft und Kunst nach Deutschland und Gallien gebracht habe.

An vielen Orten wurden sie sehr hoch geschätzet, und mit besondern Vorrechten versehen; Und weil sie ihre freye Kunst nur allein den Freygebohrnen mittheilten, so wurden sie Frey-Maurer genennet. Sie legten an den Orten, wo sie kostbare Gebäude aufführten, durch Aufmunterung der Grossen und Reichen, ihre Logen an, und diese begehrten gar bald, als Brüder der Zunfft und Mitglieder der Loge, aufgenommen zu werden; worauf solche freye und aufgenommene Maurer durch ihr gutes Verhalten Meister und Vorsteher wurden.

Hierbey blieb es nicht, sondern Könige, Fürsten und regierende Herren übernahmen die Groß-Meister-Würde, jeder in seinem eigenen Gebiet, nach dem Exempel des Königs Salomon, dessen Gedächtniß, als eines Frey-Maurers, jederzeit gehörig verehret worden, und auch so lange blühen wird, bis die Bau-Kunst in der allgemeinen Einäscherung mit vergehet; zumahlen ihm keiner, der nicht aus gleiche Art von oben erleuchtet worden, den Vorzug nehmen kan.

Nach Salomons Tode ward sein Gebiet in die Königreiche Israel und Juda zertheilet; doch brachte solches den Logen keinen sonderlichen Schaden. Denn in Israel bauete der König Jerobeam die prächtigen Bild-Seulen der zwey güldenen Kälber zu Dan und Bethel, nebst besondern Tempeln, zu deren Verehrung. Der König Baesa ließ Tirzah zu seinem Pallast, und König Amri Samaria zu seiner Hauptstadt bereiten. Allhier hat sein Sohn, König Achab, seinem Abgott Baal zu Ehren einen grossen und kostbaren Tempel, (welchen der König Jehu hernach zerstöret) und einen Pallast von Helffenbein, nebst vielen Schlössern, und mit Ringmauern umgebenen Städten, angeleget.

Jedoch folgten Salomons königliche Nachkommen, die Könige von Juda, ihm auch in der Groß-Meister-Würde, oder sie trugen dem Hohenpriester auf, die königliche Kunst zu bewahren. Von ihrer Sorgfalt für den Tempel, und von den vielen Gebäuden und starcken Festungen, die sie ausführen lassen, wird in der Heil. Schrifft bis auf Josia, den letzten frommen König in Juda, einige Nachricht gefunden.

Salomons reisende Frey-Maurer haben die Heyden auf unsägliche Art gebessert. Die Syrer zierten ihr Damascus mit einem ansehnlichen Tempel und mit einem königlichen Pallast. Die Einwohner von Klein-Asien wurden ausbündige Maurer, sonderlich zu Sardis in Lydien, und längst den See-Küsten in den Handels-Plätzen. Da zu Ephesus der alte Tempel der Diana, welchen einige Japhetiten zu Mosis Zeiten erbauet, ohngefehr 34 Jahr nach Salomons Tode im Rauch aufgegangen war; so stellten die Könige von Klein-Asien denselben wieder her, und zierten ihn mit 127 Seulen von dem besten Marmor, wovon jede 60 Fuß in der Höhe hatte, 36 aber unter der Aufsicht des Dresiphon und Archiphron, so Schüler von Salomons Reisenden gewesen, mit der auserlesensten Bildhauer-Kunst zubereitet waren. Doch hat dieser Bau allererst nach 220 Jahren im siebenden Jahr Hiskiä, Königs in Juda, A. M. 3283 seine Endschafft erreichet.

Dieser Tempel war 425 Fuß lang, und 220 Fuß breit, hatte auch eine gehörige Höhe, und war ein so prächtiges bewundernswürdiges Gebäude, daß es die dritte Stelle unter den sieben Wunderwerken der Kunst bekam, und eine bezaubernde Gebieterin von Klein-Asien wurde, welche sogar der Persische Monarch Xerxes, ein geschworner Feind der Bilder-Anbetung, der alle andere Tempel auf seinem Zug nach Griechenland in die Asche legte, unversehrt gelassen. Endlich aber wurde dieser prächtige Tempel A. M 3680 von einem bösen Buben, bloß aus närrischer Begierde, daß man in künfftigen Zeiten von ihm reden möchte, (daher wir seinen Namen hier nicht melden wollen) an dem Gebuhrts-Tag Alexanders des Grossen in Brand gestecket, nachdem er 365 Jahr gestanden hatte. Einige sagten daher im Schertz: Die Göttin Diana wäre mit der Gebuhte ihres Helden zu Pella in Macedonien so sehr beschäfftiget gewesen, daß sie keine Zeit gehabt, ihren Tempel zu Ephesus vom Untergang zu retten. Ubrigens ist derselbe von dem Bau-Meister Denocrates auf Kosten der benachbarten Fürsten und Länder, wieder hergestellt worden.

Die Assyrier übten sich beständig nach dem Nimrod und Ninus in der Königlichen Kunst, sonderlich zu Groß-Ninive, bis auf den König Phul (welchem Jona geprediget) und seinen Sohn, Sardan Phul oder Sardanapalus, sonst auch Tonos Concoleros genannt, welcher von seinem Bruder Tiglath Phul Eser und seinem Feld-Herrn Nabonassar belagert wurde, und sich selbst A. M. 3257 im zwölfften Jahr Jothams, Königs in Juda, in dem alten Pallast Nimrods mit seinen Kebs-Weibern und Schätzen verbrannte. Hierauf erfolgte eine Theilung des Reichs, indem Tiglath Phul Eser zu Ninive, und Nabonassar in Chaldäa den Thron bestieg. Siehe die Tabelle I [im englischen Original, 19]

Nabonassar, sonst Belesis oder Baladan genannt, ein vortrefflicher Sternkündiger und Bau-Meister, legte den Grund seiner neuen Hauptstadt auf dem verfallenen Schutt eines Theils von den alten Wercken Nimrods, nicht weit von dem damahls noch stehenden alten Thurm von Babel, und nennte selbige Babylon. Dieser Bau nahm A. M. 3257 im ersten Jahr der Nabonassarischen Zeit-Rechnung, seinen Anfang. Denn es wird von dieser Stadt Babylon bey keinem Scribenten etwas gedacht, bis auf Jesaiam, welcher Cap. 23,13 zugleich von ihrem Aufkommen und Untergang meldet. (12)

(12) Siehe Marshams Canon. Sec. 17.

Nabonassar herrschte 14 Jahr, und hatte vier Könige zu Nachfolgern, welche 12 Jahr regierten, bis sein Sohn zu männlichem Alter gelanget war. Dieser hieß Merodach Baladan, oder Mardoch Empadus, welcher 12 Jahre regierte. Ihm folgten fünff andere Könige, jedoch nicht von seinem Stamm, die dem Reich 21 Jahr vorstunden. Hierauf entstund ein Interregnum von 8 Jahren, welches mit dem Jahr 67 der Nabonassarischen Zeit-Rechnung zu Ende gieng.

Die Wissenschafft und Kunst blüheten lange in dem Ostlichen Theil von Asien bis nach dem entlegensten Ost-Indien; Doch finden wir auch schon vor der Zeit Nebucadnezars des Grossen, daß die alte Maurerey gegen Abend sich ausgebreitet. Denn die Lehrschüler von Salomons Reisenden haben auf Anstiften der Fürsten und Grossen, so gegen Abend mit den Assyriern gräntzten, fast unzehlige Städte (13) erbauet, erweitert und ausgezieret, wie aus den Chronologischen Büchern von der Geschichte ihres Ursprungs zu ersehen.

(13) Hieher gehören Boristhene und Sinope in Pontus: Nicomedia, Prusia und Chalcedon in Bithynien: Byzantium (jetzo Constantinopel,) Cyzicus und Lampsacus an dem Hellespont: Abdera in Thracien: manche Städte in Griechenland: Tarentum, Regium; Rom, Ravenna, Crotona, Florentz, und viele andere in Italien: Granada, Malaga, Cadix etc. in Spanien: Massilien und andere auf der See-Küste von Gallien; indem Britannien zu selbiger Zeit noch nicht bekannt war.


Nachdem der fromme Josia, König in Juda, die Sache seines Ober-Herrn Nabopolassar verfochten, und in der Schlacht bey Hadad Rimmon A. M. 3394 und 610 Jahr vor der Christlichen Zeit-Rechnung, von dem Egyptischen König Pharao Necho getödtet worden; so begonte alles in Juda den Krebsgang zu nehmen. Denn da der grosse Monarch Nebucadnezar, welcher vorher seines Vaters Mit-Regent gewesen, obgedachten Necho überwunden hatte, machte er Jojakim, des Josia Sohn, zu seinem Vasallen, und stürtzte ihn hernach, wegen seines Abfalls, vom Thron. Endlich führte er die noch übrige königliche Familie von Juda, nebst dem Kern der Edlen, sonderlich die sinnreichsten Künstler, gefangen mit sich hinweg, verheerte das gantze Land Israel, verbrannte und zerstörte alle schöne Gebäude, und unter selbigen auch den glorreichen und unnachahmlichen Tempel Salomons A. M. 3416 und 588 Jahr vor der Christlichen Zeit-Rechnung, nachdem er vor 416 Jahren geendiget und eingeweyhet worden.

Mittlerweile schritte Nebucadnezar zu seinem grossen Vorhaben, die Stadt Babylon zu erweitern und schöner zu machen, und brauchte die geschicktesten Künstler aus Juda und von andern besiegten Völckern, um nebst seinen Chaldäern die Mauren, (14) Palläste, hangende Gärten, die erstaunliche Brücke, die Tempel, die langen und breiten Strassen, die viereckigte Plätze etc, dieser stoltzen Hauptstadt, welche den 4ten Platz unter den sieben Kunst-Wundern bekommen, zu verfertigen. Man findet hiervon in manchen Büchern eine weitläufftige Beschreibung, welche wir hier zu wiederholen für unnöthig achten.

(14) Diese Mauren waren 87 Fuß dick und 350 Fuß hoch, der Umfang derselben begriff 480 Stadia oder 60 Englische Meilen in einem vollkommenen Viereck von 15 Meilen auf jeder Seite: Sie waren aus grossen Steinen aufgeführet, welche mit dem starcken Hartz dieses alten Thals Sinear wohl gemauret worden.
Durch diese Mauren giengen 100 Thore von Ertz, folglich hatte jede Seite 25 Thore: Hiernächst erblickte man 250 Thürme welche 10 Fuß über die Mauer hervorragten. Von besagten 25 Thoren jeder Seite lieffen 25 Gassen, oder überhaupt 50 Gassen, wenn man die halben Gassen bey der Mauer darzu nimmt. Diese waren alle nach der Richtschnur abgemessen, und jede hatte 15 Meilen in die Länge und 200 Fuß in die Breite. Die Stadt war in 676 viereckigte Plätze eingetheilet, wovon jeder 2 1/4 Meile im Umfang begriff, und rings umher mit wohlgezierten Gebäuden von 3 oder 4 Stockwercken prangte: Diese Häuser aber waren mit Höfen und Gärten versehen.
Ein Arm von dem Euphrat floß mitten durch die Stadt von Mitternacht gegen Mittag, über welchen man mitten in der Stadt eine prächtige Brücke, so ein Stadium lang und 30 Fuß breit war, mit einer bewunderns-würdigen Kunst aufgeführet hatte. An den beyden Enden dieser Brücke waren zwey prächtige Palläste, ein alter und ein neuer: Der erste auf der Morgen-Seite war der Sitz der alten Könige, welchen Nebucadnezar auf 9 viereckigten Grund-Seulen erbauet, nebst einigen in der Lufft schwebenden Gärten, wovon die Griechen soviel Rühmens gemacht, und wo die großen Bäume, wie auf dem Felde, wachsen konten.
Der viereckigte Platz, wo man diese Gärten angeleget, war auf jeder Seite 400 Fuß lang, welches im Umfang 1600 Fuß betrug. Man sahe daselbst Terrassen, die aufeinander erhöhet waren, und von grossen über einander gebaueten Arcaden unterstützet wurden: Die höchst Terrasse ragte über die Stadt-Mauren hervor, und zur Wässerung dieser Gärten hatte man eine bewunderns-würdige Wasserleitung angeleget.
Das alte Babylon lag auf der Morgen-Seite des Euphrats, und die neue Stadt auf der Abend-Seite. Die letztere war viel grösser las die erstere, und so gebauet, daß sie ein schöner ansehen machte als das alte Ninive, ob sie gleich niemahls die Helffte ihrer Einwohner gehabt. Der Fluss war mit Mauren von eben so dicken Steinen, als man zu der Stadt-Mauer gebrauchet hatte, eingefasset, welche 20 Meilen in die Länge fortgiengen, nemlich 15 Meilen in der Stadt und drittehalb Meilen oben und unten, um das Wasser in seinem Canal zu erhalten. Jede Gasse, welche nach dem Fluß zugieng, hatte ein Thor von Ertz, welches an beyden Seiten sich an dem Quai endigte. An der Abend-Seite der Stadt war ein See, welcher im Umfang 160 Meilen begriff, und vermittelst eines Canals mit dem Fluß zusammenhieng, um den Ausbruch desselben im Sommer zu verhüten.
Der alte Babylonische Thurm stund in der Alt-Stadt, und dessen Grund nahm ein Platz von einer halben Meile ein. Dieses prächtige Gebäude bestund aus 8 viereckigten Thürmen, so auf einander gebauet, nebst einigen Gängen auswärts rings herum, wodurch man bis zur Spitze hinauf stieg, wo das Observatorium war. Die Höhe desselben betrug 600 Fuß, übertraff also die höchste Pyramide um 19 Fuß, und hierdurch wurden die Babylonier die ersten Sternkundiger. Sie verehrten ihren Gott Belus in den gewölbten Sälen des grossen Thurms, welcher durch gewisse Columnen, deren Höhe sich auf 75 Fuß beleif, unterstützet wurden; Und ihr Götzendienst hat so lange gedauret, bis dieser mächtige König und Maurer rings um solches prächtige Denckmahl einen Tempel von 2 Stadien auf jeder Seite oder von einer Meile im Umfang aufführen, und in denselben die geheiligten Sieges-Zeichen des Salomonischen Tempels und das güldene Bild von 60 Fuß, so er selbst in der Ebene von Dura gewiedmet, hinsetzen lassen, gleichwie man ehmahls verschiedene andere Bildnissen von Golde, und andere Kostbarkeiten in den alten Thurm gebracht, welche in folgender Zeit allesamt von dem Xerxes weggenommen worden, und wovon sich der Werth über 21 Millionen Pfund Sterling erstrecket.
Als der König Nebucadnezar alle seine grosse Unternehmungen zum Stande gebracht hatte, und im Spatzieren-Gehen die gantze Stadt von seinen in der Lufft schwebenden Gärten übersahe, so erhob sich sein Geist wegen seiner vollbrachten Wercke dergestalt, daß er sprach: Ist das nicht die grosse Babel, die ich zum Sitz des Reichs durch meine starcke Gewalt zum Ruhm meiner Majestät erbauet habe? Allein sein Hochmuth wurde alsofort durch eine Stimme vom Himmel bestraffet, und durch eine viehische Unsinnigkeit gerochen, welche diesen stoltzen König gantzer sieben Jahre betraff, bis er dem Gott des Himmels die Ehre gab, und sich dem gewaltigen Bau-Meister des Erdbodens unterwarff. Dieses that er, indem er in seinem gantzen Reich einen Befehl ausgehen ließ, und darin seine aufrichtige Reue bezeugte.
Er starb ein Jahr darauf, als das grosse Babylon nur erst halb mit Einwohnern besetzet war, wie es denn, ob er gleich verschiedene gefangene Völcker dahin geführet, niemahls damit angefüllet worden. Denn als etwa 25 Jahr verflossen waren, so eroberte der grosse Cyrus die Stadt, und verlegte den Thron von da nach Susan in Persien.


Bey allen diesen unsäglichen Vortheilen, so Nebucadnezar, durch seine Macht und Reichthümer, in Händen hatte, und bey seinem unbändigen Ehrgeitz, konte er es doch nicht bis zu der Hoheit des Salomonischen Styls oder Bau-Art bringen. So viel ist gewiß, daß er nach seinen Kriegen ein mächtiger Beförderer der Bau-Kunst, und ein prächtiger Groß-Meister gewesen, und daß seine Künstler bey Aufrichtung seines güldenen Bildes im Thal Dura, so 60 Ellen hoch und 6 breit gewesen, wie auch in allen vortrefflichen Theilen seines grossen Babylons, eine grosse Geschicklichkeit gezeiget haben. Indessen wurde sie niemahls vollkommen mit Einwohnern erfüllet; denn sein Hochmuth reitzte Gott zum Zorn, daß er ihn gantzer sieben Jahr mit viehischer Unsinnigkeit belegte, und, als er wieder zu sich selbst gekommen war, lebte er nur noch ohngefehr ein Jahr, und starb A. M. 3442. Sein Enckel Belsazar wurde 23 Jahr hernach von dem Cyrus besieget, welcher dieses Reich einnahm, und in kurtzem den Thron nach Susiana in Persien verlegte.

Die Meder und Perser hatten es in der Königlichen Kunst sehr weit gebracht, und mit den Assyrern und Chaldäern, ehe sie noch dieselben durch Krieg bezwungen, in der Frey-Maurerey zu Ecbatana, Susiana, Persepolis und andern schönen Städten um den Vorzug gestritten; wiewohl sie nichts so grosses, als Ninive und Babylon, und nichts so wohl eingerichtetes, als der Tempel und die andern Gebäude Salomons, aufzuweisen hatten.

Die Jüdische Gefangene hielten sich, nach Nebucadnezars Tode, zur Arbeit in ordentlichen Logen, bis die bestimmte Zeit ihrer Erlösung einbrach. Sie waren also desto fähiger, bey ihrer Zurückkunfft, den heiligen Tempel und die Stadt Salem auf dem alten Grund wieder aufzubauen; massen solches durch den Befehl des Cyrus A. M. 3468 und 536 Jahr vor der Christlichen Zeit-Rechnung verordnet war. Dieses traff mit dem Göttlichen Wort genau überein, als welches die Erhöhung des Cyrus und diese Verordnung vorher angezeiget hatte.


Das IV. Capitel.
Von Dem Cyrus bis auf den Groß-Meister Seleucus Nicator.

So bald Cyrus, als nunmehriger König der Könige, die Persische Monarchie fest gesetzet hatte, ließ er seine denckwürdige Verordnung wegen Herstellung des Tempels zu Jerusalem ausgehen, und bestellte zu seinem Provincial-Groß-Meister in Juda den Zerubabel, welcher in gerader Linie von Davids Königlichem Hause herstammte, und bey der Zurückkunfft einen Heerführer abgab, nebst dem Hohenpriester Jesuah seinem Deputirten, welche im folgenden Jahr den Grund zu dem andern Tempel legten. Cyrus bauete einen grossen Pallast nicht weit von Saras in Persien; ehe aber Zerubabel das Werck bis aus die Helffte gebracht, war der gnädige Cyrus A. M. 3474 mit Tode abgegangen.

Cambyses bekümmerte sich nicht um den Tempel, sondern richtete alle seine Absicht auf die Eroberung von Egypten, welches unter dem Amasis, dem letzten von Mitzraims Stamm, einem gelehrten Groß-Meister, sich empöret hatte. Für diesen Amasis hatten die Frey-Maurer-Gesellen aus einem Felsen ein Haus von einem Stein, so 21 Ellen lang, 12 Ellen breit und 8 Ellen tief, gehauen, woran 2000 Maurer drey Jahre gearbeitet, und selbiges wohlbehalten nach Memphis gebracht. Er hatte viele kostbare Gebäude aufgeführet, und zu Wiederaufbauung des berühmten Tempels des Apollo zu Delphis in Griechenland einen ansehnlichen Beytrag gethan. Er starb zu allgemeinem Leidwesen A. M. 3478 da Cambyses eben die Gräntzen von Egypten erreichet hatte. Dieser eroberte das Land, und zerstörte viele Tempel, Palläste, Obelisken und andere herrliche Denckmahle der alten Egyptischen Maurerey, worauf er A. M. 3482 unterwegens starb.

Der falsche Smerdis, einer von den Magis, maßte sich einen Theil desselben Jahrs hindurch der Herrschafft an. Er heisset bey Esrah Artaxerxes, welcher den Bau des Tempels gehemmet.

Hierauf gelangte Darius Hystaspes, einer von den sieben Fürsten, welche den Smerdis verstiessen, auf den Thron, und vermählte sich mit Artistona, des Cyri Tochter, wie er denn auch dessen Verordnung bestätigte. Dieser zu Folge brachte Serubabel im 6ten Jahr Darii, gleich 20 Jahr nach der Grundlegung zum Tempel, diesen Bau A. M. 3489 und 515 Jahr vor der Christlichen Zeit-Rechnung, zum Ende, und begieng das Bau-Fest, worauf im folgenden Jahr die Einweyhung desselben erfolgte. Wiewohl dieser Tempel dem Salomonischen an der Weite und Auszierungen lange nicht beykam, noch auch die glorreiche Wolcke, oder das Göttliche Schechinah und die heilige Reliquien Mosis in sich faßte: so war er dennoch nach dem Salomonischen Styl, oder Bau-Art, aufgeführet, und daher das feineste Gebäude auf Erden..

Unter dieser Regierung blühete Zoroastres, der Ertz-Magus, oder Groß-Meister der Magorum, (welche die Sonne und das von ihren Strahlen entstandene Feuer anbeteten) welche sich allenthalben bekannt machten, und von den Griechen die Lehrer der menschlichen und göttlichen Wissenschafft genennet wurden. Ihre Schüler brachten es sehr weit in den freyen Künsten, sonderlich in der Geometrie, führten im gantzen Reich sehr viele Palläste und Feuer-Tempel auf, und blüheten in dem Ostlichen Theil von Asien fast so lange, bis die Mahometaner allda die Oberhand bekamen.
Es sind in selbigen Landen bis auf diesen Tag noch einige Uberbleibsel von ihnen zu finden, welche noch vieles von den alten Gebräuchen der Frey-Maurer behalten. Dieses ist die Ursache, warum ihrer allhier gedacht wird, und nicht wegen ihrer Religions-Gebräuche, welche mit diesem Buch nichts zu thun haben: Denn wir lassen einem jeglichen Bruder die Gewissens-Freyheit, und schärffen ihm nur ernstlich ein, den Kalck der Loge und die drey Articuln des Noah in acht zu nehmen.
Zoroastres ward von dem Scythen Argaspus A. M. 3517 erschlagen, und Hystaspes gieng A. M. 3518 mit Tode ab.

Ihm folgte sein Sohn Xerxes, welcher die Magischen Frey-Maurer aufmunterte, und alle Bilder-Tempel (ausgenommen den Tempel der Diana zu Ephesus) auf seinem Feldzug wieder Griechenland zerstörte. Er hatte ein Kriegs-Heer von fünf Millionen und unzehlbaren Schiffen; allein die vereinigten Griechen trugen über diesen gemeinen Feind zur See und zu Lande den Sieg davon A. M. 3525. Endlich ward Xerxes A. M. 3539 ermordet.

Nach ihm bestieg Artaxerxes Longimanus, sonst Ahasverus genannt, den Thron, und vermählte sich mit der schönen Jüdin, Königin Esther. Im dritten Jahr seiner Regierung machte er ein grosses Gastmahl für alle seine Fürsten und Bediente, in seinem Pallast zu Susa oder Susiana, welches gantze sechs Monate anhielt. Man trunck allda nach dem Gesetz, niemand ward gezwungen: Denn so hatte der König allen Vorstehern in seinem Hause befohlen, daß ein jeglicher solte thun, wie es ihm wohlgefiele. Esth. 1,5 sqq.
Er schickte Esra den vortrefflichen Schrifftgelehrten ab, um die Stelle Zerubabels zu vertreten, welcher in jeder Stadt Synagogen anlegte: Und hernach den Nehemiah, welcher die Mauren von Jerusalem wieder bauete, und die Reichen unter dem Volck bewog, diese Stadt mit schönen Häusern zu erfüllen, wodurch selbige wieder zu ihrem alten Glantz gelangte.

Als Ahasverus A. M. 3580 mit Tod abgieng, so folgte ihm zwar sein Sohn Xerxes, welchen ihm die Königin Esther gebohren hatte, allein sein Regiment währte nur 45 Tage, indem er von Sogdiano, des Ahasveri Bastard, ermordet wurde. Dieser herrschte auch nicht länger als sechs Monate, und ward von Dario Notho, einem andern Bastard gedachten Königs, aus dem Wege geräumet.

Darius regierte 19 Jahr, und als er 15 Jahr die Herrschafft gehabt, stellte Nehemia seine letzte Reformation an, A. M. 3595 und 409 Jahr vor der Christlichen Zeit-Rechnung.
Um selbige Zeit gieng Maleachi mit Tode ab, nach welchem wie nichts weiter von den Propheten lesen. In besagtem Jahr gab Darius dem Saneballat die Erlaubniß, den Samaritanischen Tempel auf dem Berge Garizim, wie den zu Jerusalem, zu bauen, und bestellte dessen Schwieger-Sohn Manasse dabey zum Hohenpriester. Es hat auch dieser Tempel 279 Jahr, nemlich von A. M. 3595 bis 3874 in seinem Pracht gedauret, bis ihn Johannes Hircanus, der Asmonäische König und Hoherpriester, in die Asche legte, und zugleich die Jdumäer oder Edomiter dem Gesetz Mosis gleichförmig machte. Nach dem Nehemia war jedesmahl der Hohepriester zu Jerusalem der Provincial-Groß-Meister von Judäa, zuerst unter den Königen von Persien, und hernach unter den Griechischen Königen in Syrien und Egypten. Darius Nothus starb A. M. 3599.

Artaxerxes Mnemon, sein Sohn, hat nach ihm 46 Jahr geherrschet. Er war ein grosser Beförderer der Kunst, sonderlich nach dem Aufstand seines Bruders Cyrus, und dem Abzug des Xenophon A. M. 3603. In seinem zwölfften Jahr hat der tapffere Conon die Mauren zu Athen wieder hergestellet. Der König starb A. M. 3645.

Ihm folgte sein Sohn Darius Ochus, welcher die Herrschafft 21 Jahr geführet. In seinem sechsten Jahr, oder A. M. 3651 starb Mausolus, König von Carien in Klein-Asien, und im folgenden Jahr bauete seine betrübte Wittwe, Artemisia, (die zugleich seine Schwester) ihm zu Ehren ein sehr prächtiges Grab-Mahl zu Halicarnassus, daher alle grosse Begräbnisse den Namen Mausoleum führen. Es bestund aus dem schönsten Marmor, hatte in der Länge von Mitternacht gegen Mittag 63 Ellen, im Umfang 411 Fuß, und in der Höhe 140 Fuß, und war mit 136 Seulen von der feinesten Bildhauer-Arbeit umgeben. Die Vorder-Gebäude gegen Morgen und Abend hatten Schwibbogen, deren Weite sich auf 73 Fuß belief, nebst einer Pyramide an der Seiten-Mauer, welche sich in einen zugespitzten Spieß endigte, woran eine Gutsche mit vier Pferden von einem Stück Marmor zu sehen war. Die vier besten Frey-Maurer selbiger Zeit, Scopas, Leochares, Timotheus und Briax, hatten hierbey alles angeordnet. Es wird unter den sieben Kunst-Wundern für das fünffte gerechnet.

Ochus ward von seinem Liebling, dem Verschnittenen Bagoas, ermordet, und sein jüngster Sohn, Arses, (weil die übrigen aus dem Wege geräumet waren) A. M. 3667 auf den Thron gesetzet. Weil aber Bagoas sich für dem Arses zu fürchten anfieng, so brachte er ihn nach zwey Jahren um, und setzte einem von der königlichen Familie die Crone auf.

Dieser hieß Darius Codomannus, und gelangte A. M. 3669 zur königlichen Würde. Bagoas hatte für ihn einen gifftigen Tranck bereitet, allein Darius zwang ihn, solchen selbst auszusauffen. Sein Regiment wahrte nur 6 Jahr, worauf er von Alexander dem Grossen besieget wurde.

Zuletzt hat die königliche Kunst auch in Griechenland geblühet. Wir lesen zwar von dem alten Dädalus und seinen Söhnen, welche den Egyptern und Phöniciern nachahmen wollen, von dem kleinen Labyrinth in Creta, und dem grössern zu Lemnos, von den Künsten und Wissenschafften, die sich gar frühe zu Athen und Sicyon, in Candien und Sicilien, vor dem Trojanischen Kriege spüren liessen, von den Tempeln des Jupiter Olympius, Aesculapius, etc. von dem Trojanischen Pferde und andern Dingen: Allein wir müssen gestehen, daß alles bis auf die Olympiaden mit Finsterniß, Fabeln und Ungewißheit umhüllet sey.

Das erste Jahr der ersten Olympiade fällt in das 35ste Jahr des Usia, Königs in Juda, A. M. 3228 im Jahr 776 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, und 28 Jahr vor der Erbauung von Rom, da einige von ihren besten Leuten zu reisen begonten. Solchemnach sind ihre älteste berühmte Gebäude, als das Schloß zu Athen, der Gerichts-Hof Areopagus, das Parthenion, oder der Tempel der Minerva, die Tempeln des Theseus und Apollo, ihre Schwibbogen und Marcktplätze, ihre Schauplätze und Gymnasia, prächtige öffentliche Hallen, kostbare Brücken, regelmässige Festungs-Wercke, stoltze Kriegs-Schiffe und herrliche Palläste, nebst ihren besten Statuen und Bildhauer-Stücken, allesamt von ihnen sogar nach dem Tempel Zerubabels entweder zuerst aufgeführet, oder sonst nach der Kunst wieder hergestellet worden.

Denn Thales Milesius, ihr erster Weltweiser, starb nur 11 Jahr vor des Cyrus Verordnung; und in eben demselben Jahr 3457 that Pythagoras, sein Schüler, eine Reise nach Egypten, da hingegen Pisistratus, der Tyrann zu Athen, die erste Bücher-Sammlung in Griechenland anlegte.

Pythagoras lebte 22 Jahr unter den Egyptischen Priestern, bis er A. M. 3480 von dem Cambyses nach Babylon und Persien gesandt wurde, allwo er unter den Chaldäischen Magis und Babylonischen Juden eine grosse Wissenschafft erwarb, und im Jahr 3489 da der Tempel Zerubabels zum Stande kam, wieder nach Griechenland kehrte.

Er ward nicht nur das Haupt einer neuen Religion von allerhand Flickwerck, sondern auch einer Academie oder Loge von guten Geometris, welchen er ein Geheimniß mittheilte, (15) nemlich den erstaunlichen Satz, welcher aller Frey-Maurerey, von was für Materialien oder Abtheilungen sie immer seyn mag, zum Grunde lieget, welchen die Maurer sein Heyreka (eureka) nennen, weil sie dencken, es sey seine eigene Erfindung gewesen.

(15) Vid Euclides Lib. I. Propos. 47.


Nach dem Pythagoras war die Geometrie die angenehmste Beschäfftigung der Griechen, und ihre gelehrten Leute machten die edle Wissenschafft bequem zu dem Gebrauch der sinnreichen Künstler von allen Arten, welche durch die Geometrie, so wohl als die Arbeiter in gehauenen oder gebackenen Steinen, ihr Werck verrichten. Und wie die Frey Maurerey mit der Geometrie in gutem Vernehmen stund, also kamen viele Logen auf, sonderlich in den Griechischen Republicken, allwo Freyheit, Handlung und Gelehrsamkeit in voller Blute stunden; z. E. in Sicyon, Athen, Corinth und den Ionischen Städten, bis sie zu ihren Dorischen, Ionischen und Corinthischen Bau-Ordnungen gelangten. Wie weit sie es hierin gebracht, wurde den Persern gar bald mit einer Rache zu verstehen gegeben, da sie den Xerxes A. M. 3525 besiegten.

Griechenland hatte nunmehr einen Uberfluß von den besten Baumeistern, Bildhauern, Statuenmachern, Mahlern und andern geschickten Zeichen-Meistern, welche meistens auf den Akademien zu Athen und Sicyon erzogen waren, und vielen Künstlern und Gesellen so guten Unterricht mittheilten, daß sie die besten Arbeiter auf Erden abgaben; und die Nationen von Asien und Africa, welche die Griechen ehemals unterrichtet, musten anjetzt wieder von ihnen lernen.

Die gelehrten Griechen urtheilten gar recht, daß die Reguln der schönen Proportionen in der Bau-Kunst von den Proportionen des menschlichen Cörpers herzunehmen wären; daher ihre geschickte Mahler und Bildhauer für Bau-Meister gehalten wurden, auch damals in der That solche waren, (wie denn hernach die wahre alte Maurerey gleichfalls in Italien durch die Mahler wieder empor gebracht worden) (16) und ohne die Wissenschafft der Bau-Kunst keine geschickte Mahler hätten seyn können.

(16) Siehe unter Cap. VII.


Daher kommt es, daß unterschiedliche vortreffliche Mahler und Weltweisen (17) auf dem Verzeichniß der alten Bau-Verständigen gefunden werden. Ja sie lehrten allesamt öffentlich die Geometrie, und manche von ihnen übten sich in der Maurerey; und weil sie Leute von gutem Ansehen waren, so führten sie ingemein bey solchem Werck die Aufsicht, kamen den Gesellen durch ihre Abrisse und geschickte Zeichnungen trefflich zu statten, und machten aus ihnen die besten Künstler.

(17) Kein Land kann jetzo sich solcher Männer, wie Griechenland, rühmen. Dergleichen waren Mycon, Phidias, Demon, Androcides, Meton, Anaxagoras, Dipänus und Scyllis, Glycon, Alcamenes, Praxiteles, Polycletus, Lysippus, Peneus, Euphranor, Perseus, Philostratus, Zeuxis, Apollodorus, Parrhasius, Timanthes, Eupompus, Pamphilus, Apelles, Artemones, Socrates, Eudoxus, Metrodorus, (welcher von der Maurerey geschrieben) und der vortreffliche Theodorus Cyrenäus, welcher die Geometrie vermehret und die analytische Kunst bekannt gemacht, ein Lehrmeister des sogenannten göttlichen Plato, (der A. M. 3656 gestorben) aus dessen Schule Xenocrates und Aristoteles, Alexanders des Grossen Lehrmeister, hervorgekommen.


Doch war in Griechenland vermöge eines Gesetzes, keinem Knecht oder Leibeigenen erlaubet, die sieben freye Künste, (18) oder die Wissenschafften der Freygebohrnen, zu erlernen. Sie wurden daher auch in Griechenland Frey-Maurer genennet, und man nahm die Edlen und Gelehrten, als Brüder, in ihre vielfältige Logen auf, welches bis zu den Zeiten Alexanders des Grossen, und lange Zeit hernach fortgedauret.

(18) Nach den alten Constitutionen sind es diese: 1) Die Grammatic. 2) Die Rhetoric. 3) Die Logic. 4) Die Arithmetic. 5) Die Geometrie. 6) Die Music. 7) Die Astronomie.


Dieser kriegerische Printz bestieg ein wenig eher, als Darius Codomannus in Persien zu regieren begonte, A. M. 3669 und 335 Jahr vor der Christlichen Zeit-Rechnung, den Macedonischen Thron, und gieng das Jahr darauf nach Asien, wo er die Schlacht bey dem Fluß Granicus, und im folgenden Jahr die bey Issus gewann. Im dritten Jahr nahm er Tyrus und Gaza ein, und machte sich Meister von Egypten. Im vierten Jahr befochte er einen grossen Sieg bey Arbela, und der unglückselige Darius ward auf der Flucht nach Bactrien von seinem General, Bessus, ermordet, nachdem er 6 Jahr der Königlichen Hoheit genossen hatte. Dieses geschahe A. M. 3674 im Jahr 330 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, worauf die Persische Monarchie, die seit Cyro 207 Jahr gedauret hatte, zu Ende gieng, und die Griechische anhub.

Wiewol nun Alexander, aus Ehrgeitz und Ruhmsucht, dem Bau-Meister Denocrates Befehl ertheilet, die Stadt Alexandria in Egypten anzulegen; so wird er doch für keinen Frey-Maurer geachtet, weil er, auf Anstifften einer trunckenen Hure, bey seiner nächtlichen Schwelgerey, das kostbare und vortreffliche Persepolis, eine Stadt, so mit Pallästen von der besten Bau-Kunst angefüllet, in die Asche legen lassen, welches kein wahrer Frey-Maurer in der grösten Trunckenheit thun würde.

Er erkannte den Verlust dieser schönen Stadt, als er aus Indien zurücke kam, war aber nicht darauf bedacht, selbigen zu ersetzen: Eben so wenig beförderte er den edlen Vorschlag des Denocrates, welcher den Berg Athos in Form der Bildseule des Königs, mit einer Stadt in der einen Hand, und mit einem grossen See zum Gebrauch der Stadt in der andern, zubereiten wolte: Doch hat er weiter keine Denckmahle der Kunst zerstöret. Er liebte zwar den Apelles, welcher ihn abmahlte, und den Lysippus, der seine Bildseule verfertigte, ja er war auch gesonnen, die Künste und Wissenschafften in der gantzen Welt auszubreiten: Allein der Tod raffte ihn zu Babylon in der Trunckenheit dahin A. M. 3680 im Jahr 324 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, da er 6 Jahr nach Dario Codomanno regieret hatte.

Alexander verließ also seine neue Griechische Monarchie, die hernach unter seine Generals getheilet wurde. Diese Theilung kan man in das 12te Jahr nach seinem Tode setzen, da Seleucus Nicator Babylon erobert, und die Seleucianische Zeit-Rechnung A. M. 3692 und im Jahr 312 vor der Christlichen Zeit-Rechnung angefangen.


Das V. Capitel.
Von dem Seleucus bis auf den Groß-Meister Augustus Cäsar.

Seleucus Nicator [bei Entick, 1756, 41: Nicanor] erwies sich als ein vortrefflicher Groß-Meister, und bauete gegen Morgen an dem Euphrat Groß-Seleucia für seinen Deputirten oder Statthalter, gegen Abend aber seine prächtige Haupt-Stadt, das berühmte Antiochien, in Alt-Syrien, nebst dem grossen Lust-Walde der Daphne, einer geheiligten Zuflucht, in dessen Mitte er den Tempel des Apollo und der Diana aufgeführet, wiewohl hernach der Tempel der Venus und des Bacchus daraus gemacht worden. Ausser dem hat er auch die kleineren Städte in Alt-Syrien, als Apamia, Berröa, Seleucia, Laodicea, Edessa, Pella, u. a. m. angeleget. Er starb A. M. 3725 nachdem er 33 Jahr dem Regiment vorgestanden.

Ihm folgte sein Sohn Antiochus Soter, und starb A. M. 3744 diesem aber sein Sohn Antiochus Theos, welcher A. M. 3759 mit Tode abgieng. Er war der Stamm-Vater einer langen Reyhe von königlichen Nachkommen, welche aber von Pompejo gäntzlich hindangesetzet wurden.

Als besagter Antiochus Theos den Thron 4 Jahre besessen hatte, empörte sich Arsaces, ein edler Parther, wider die Syrisch-Griechische Könige, und stiffette das berühmte Parthische Reich in dem östlichen Theil von Asien, welches bald hernach den Römern Schrancken gesetzet. Dieses geschahe A. M. 3748 im Jahr 57 der Seleucidischen Zeit-Rechnung, und im Jahr 256 vor der Christlichen.

Da aber die Arsaciden so wohl, als die Seleuciden, hauptsächlich mit dem Kriegs-Handwerck beschäfftiget gewesen; so müssen wir und nach Egypten wenden, um die besten Frey-Maurer zu finden, weil daselbst die Griechische Bau-Kunst unter den Ptolemaiden in sonderbarem Flor gestanden.

Ptolemäus Soter hatte Am M. 3700 im Jahr 304 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, seinen königlichen Sitz nach Alexandria verleget, und diese Stadt erweitert und mit schönen Gebäuden gezieret. Euclides, der Tyrier, kam zu Ptolemäo im ersten Jahr seiner Regierung. Dieser hatte auf seinen Reisen die zerstreueten Anfangs-Gründe der Geometrie zusammen getragen, und in eine Lehr-Art gebracht, woran man seit der Zeit nichts verbessern können; daher sein Gedächtniß bis ans Ende der Welt in den Logen grünen und blühen wird. Ptolemäus bauete, als Groß-Meister, mit Euclide, dem Geometra, und Straton, dem Weltweisen, als Groß-Vorstehern, seinen Pallast zu Alexandria, und das vortreffliche Museum, oder Collegium der Gelehrten. Er legte auch die Bücher-Sammlung, Brucheum, nahe bey dem Pallast an, welche mit 400 000 Büchern, oder kostbaren Manuscripten prangte, bis sie in den Kriegen des Julius Caesar durch eine Feuers-Brunst verzehret wurde. Ptolemäus Soter starb A. M. 3719.

Ptolemäus Philadelphus folgte seinem Vater auf dem Thron, und zugleich auf Salmons Stuhl. Im andern Jahr seiner Regierung setzte er den Bau des grossen Thurms Pharo, (19) den sein sein Vater angefangen hatte, weiter fort, und brachte denselben unter der Aufsicht seiner Groß-Vorsteher, des Dexiphanes und seines Sohns Sostratus, glücklich zum Stande. Dieses war das sechste unter den Kunst-Wundern, so an einer Insul erbauet, als der Wachthurm des Hafens zu Alexandria, daher die Wachthürme an dem Mittelländischen Meer den Namen Pharos führen. Indem der Sohn mit diesem erstaunlichen Bau des Thurms zu thun hatte, legte der Vater das Heptastadium an, um die Insul mit dem festen Lande zu verbinden.

(19) Dieser Thurm stund auf einer Insul ohnweit Alexandria, bey einem Einfluß des Nil-Stroms, war von Erstaunens-würdiger Höhe, sehr kunstreich und gantz aus dem schönsten Marmor verfertiget. Dieses Werck hatte 800 Talent, oder ohngefehr 480 000 Thaler gekostet, und war von dem Sistratus, einem sehr sinnreichen Maurer, unter des Königs Anführung, zum Stande gebracht worden. Julius Cäsar, ein trefflicher Kenner und Beurtheiler der meisten Dinge, hat nach der Zeit diesen Thurm bewundert.
Die Absicht bey diesem Bau war eigentlich, daß die auf dem Thurm des Nachts angezündete Fackeln den Seefahrenden zum Leitstern dienen möchten; wie denn daher auch andere Thürme an dem Mittelländischen Meer, so eben dergleichen Zweck haben, offtmals mit dem Namen Pharos beleget worden. Einige ziehen diesem Thurm den grossen Obelisk der Königin Semiramis vor, welcher 150 Fuß hoch war, und unten 24 Fuß ins Gevierte hatte. (Selbiger bestund aus einem eintzigen Stein von Pyramiden-mäßiger Form, den man aus Armenien nach Babylon geführet.) Desgleichen einen grossen Fels, welcher nach dem Bilde der Semiramis, die andern kleinen Klippen aber nach der Gestalt der zinsbaren Könige zugehauen waren: wofern anders dem Ctesias wider die Nachricht des Berosus und Aristoteles zu glauben. Denn diese Semiramis ist nicht so alt, als man insgemein dafür hält, und scheinet nur des Nabonassars Gemahlin zu seyn.


Philadelphus bauete die Stadt Myos Hormus am Rothen Meer zu dem Ost-Indischen Handel, wie auch den Tempel der Zephyrianischen Venus in Creta, und Ptolemais in Palästina; nicht weniger wurde das alte Rabbah der Ammoniter von ihm wieder hergestellet, und Philadelphia genennet. Ja er war ein so geschickter Bau-Verständiger, daß eine lange Zeit alle seine Maurerey die Philadelphische, oder nach dem Styl des Philadelphus, genennet worden. Er starb A. M. 3757.

Diesem grossen Beförderer der Bau-Kunst folgte sein Sohn Ptolemäus Evergetes, nebst seinen Groß-Vorstehern, seinen beyden gelehrten Bibliothecariis, Eratosthenes von Cyrene und Apollonius von Perga. Weil die Bibliothec Brucheum bey nahe voll war, so legte er die von Serapium an, welche mit der Zeit bis zu 300 000 Manuscripten anwuchs, und von der Cleopatra mit 200 000 andern aus der Bibliothec von Pergamus, die ihr Marcus Antonius geschencket hatte, vermehret wurde. Dieser gantze Vorrath ist von den unwissenden Saracenen im Jahr Christi 642 zum Brodbacken für ihre Armee in den Oefen verbrannt, und dadurch den Gelehrten ein unersetzlicher Verlust zugefüget worden.

Evergetes war der letzte gute Groß-Meister in Egypten, daher wir uns nunmehr über das Meer nach dem Hellespont wenden, und den vortrefflichen Tempel zu Cyzicus in Augenschein nehmen wollen. Hier sähe man auf den inwendigen Fugen der Marmor-Steine allenthalben Schnüre von geschlagenem Golde, wodurch alle Bild-Seulen und Gemählde einen sonderbaren Glantz erlangten. Nicht weniger fand man daselbst das merckwürdige Eccho der sieben Thürme bey dem Thracischen Thor zu Cyzicus, und ein grosses Buleuterion oder Rath-Haus. dessen Zimmer-Werck keinen eintzigen Wirbel oder Nagel hatte, daß also die Balcken und Sparren konten weggenommen und wieder eingerichtet werden, ohne daß man zu deren Verbindung einige Bänder oder Schluß-Ketten brauchte.

Die Rhodier bedienten sich des Bau-Meisters Cares, (der Lysippum zum Lehrmeister gehabt) um den grossen Colossus (20) von Rhodus aufzuführen.

(20) Einige setzen an dessen Stelle die Bildseule des Jupiter Olympius, welche denselben auf einem herrlichen Thron jn seinem alten Dorischen Tempel in Achaja sitzend vorstellte, und aus unzehlbaren sehr grossen und wohl angebrachten Stücken von Porphyr, Gold und Helffenbein zusammen gesetzet war; Denn obgleich der Tempel völlig 68 Fuß ln der Höhe betrug, so konte doch Jupiter nicht aufrecht darin stehen. Diese Statue hatte den grossen Phidias zum Werckmeister, welcher auch die Seule der Nemesis zu Rhamnus, von 10 Ellen, und der Minerva ihre zu Athen, so 26 Ellen hoch, verfertiget.


Dieses war das letzte unter den sieben Kunst-Wundern, bestünde aus Metall, und war die gröste menschliche Statue unter der Sonne, welcher man sie auch gewiedmet hatte. Sie war 70 Ellen hoch, und an jedem Theil oder Glied in der schönsten Gleichmäßigkeit gebildet. Die Schenckel desselben stunden bey dem Eingang des Hafens so weit von einander gesperret, daß die grösten Schiffe mit vollen Segeln durchfahren konten. Dieses Bild war in der Ferne wie ein hoher Thurm anzusehen.
Der Bau desselben nahm in dem vierten Jahr des Ptolemäus Soter, A. M. 3704 seinen Anfang, und kam in 12 Jahren, nemlich A M. 3716 zum Stande. Doch stunde dieser Colossus nur 66 Jahre, und ward A. M. 3782 im Jahr 222 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, und im letzten Jahr des Ptolemäus Evergetes durch ein Erdbeben niedergeworffen. Das eingefallene Werck blieb gantzer 894 Jahr also liegen, bis im Jahr Christi 672 Mahovias, der sechste Saracenische Caliph, solches nach Egypten führen ließ, da es denn eine Ladung für 900 Cameele ausmachte.

Mittler Weile, daß die Griechen die Wissenschafft und Kunst aus die beste Art fortpflantzten, neue Städte anlegten, einige alte wieder herstellten, und unzehlige Bildseulen aufführten; liessen die andern Africaner ihre Bemühung seyn, den Egyptern in dieser herrlichen Kunst nachzuahmen. Es hat sich selbige Mittagwärts in Ethiopien bis hinunter an das Vorgebürge der guten Hoffnung, und gegen Abend bis an die Atlantische See-Rüsten ausgebreitet, wiewohl es an historischen Nachrichten fehlet, und noch keine Reisende die herrlichen Uberbleibungen soviel« mächtigen Völcker entdecket haben.

Wir wissen nur so viel, daß die Carthaginenser lange vor den Römern eine ansehnliche Republic errichtet, einige tausend schöne Städte und feste Schlösser gebauet, und aus ihrer grossen Hauptstadt Carthago ein Schrecken der Römer, und eine Mitbuhlerin derselben wegen der allgemeinen Herrschafft gemacht haben. Ihre Erfahrenheit war sehr groß in der Geometrie und Maurerey von allen Arten, in Ausführung marmorsteinerner Tempel, güldener Bildseulen, prächtiger Palläste, wohleingerichteter Festungen und grosser Schiffe, die nach allen bekannten Meeren abfuhren, und die beste Handlung in der bekannten Welt dahin zogen. Eben deswegen giengen die eifersüchtigen Römer schon lange damit um, wie sie derselben den Garaus machen mögten, und hatten ein wahrsagerisch Sprüchwort: Delenda est Carthago, Carthago muß zerstöret werden; welches sie auch in die Erfüllung gebracht, wie wir unten sehen werden.

Also hat der tapffere Hannibal, nach seiner Flucht von Carthago nach Armenien, von seiner grossen Kunst-Erfahrenheit gnugsame Proben abgelegt, indem er nicht allein den Grund-Riß der Stadt Artaxata für den König Artaxerxes entworffen, sondern auch über den Bau des dasigen Pallasts, der Tempel und der Festung die Aufsicht geführet.

Die gelehrten Sicilianer, so von den Griechen herkamen, folgten dem Unterricht derselben in der Bau-Kunst gar frühe durch die gantze Insul, zu Agrigentum, Messana, Gela u. a. m. sonderlich aber zu Syracus; Denn als dieser Ort von den Römern belagert ward, hatte er 22 Meilen im Umkreiß, und Marcellus konte ihn wegen der erstaunlichen Gegen-Anstalten des gelehrten Feld-Messers, Bau-Meisters, Künstlers und Ingenieurs, des edlen Archimedes, (21) nicht bestürmen, bis endlich die Stadt, nach Eroberung eines übel verwahrten Thurms, an einem Fest-Tag überrumpelt und eingenommen wurde.

(21) Er wird von den alten Frey-Maurern der edle und vortreffliche Groß-Meister von Syracus genennet.


Wiewohl nun Marcellus ausdrücklichen Befehl ertheilet, des Archimedes zu schonen; so wurde dennoch dieser edle und gelehrte Mann, weil er auf das Getümmel keine Achtung gab, von einem gemeinen Soldaten getödtet, da sein Gemüth eben in mechanischen Betrachtungen vertieffet war, um zu Abtreibung der Römer und Erhaltung der Stadt Syracus neue Risse zu erfinden Marcellus vergoß über seinen Tod, als einen öffentlichen Verlust der Gelehrten, einige Thränen, und ließ ihn im Jahr der Stadt Rom 537 A. M. 3792 im Jahr 212 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, da eben Hannibal Italien in grosse Noth brachte, auf anständige Art zur Erden bestatten.

Etliche von den Griechischen, Carthaginensischen und Sicilianischen Frey-Maurern reiseten in die Nordliche und Westliche Theile von Europa, und pflantzten ihre nützliche Wissenschafft, sonderlich in Italien, Spanien, in den Balearischen Insuln, und auf der Küste von Gallien fort; jedoch fehlet es an gehöriger Nachricht, bis die Römische Kriegs-Heere dahin gekommen. Eben so wenig haben wir von den Chinesern und andern Ost-Indischen Völckern etwas zuverläßiges, bis die Europäer in den spätern Zeiten dahin geschiffet; nur machet die Chinesische Mauer einige Figur auf der Land-Charte, Auch zeigen ihre grosse Städte und herrliche Palläste, wie sie von den Reisenden beschrieben werden, deutlich genug, daß diese alte Völcker lange Zeit die Künste und Wissenschafften, sonderlich die Geometrie und Maurerey, getrieben haben.

Solcher Gestalt waren bisher die Frey-Maurer, vor allen andern Künstlern, die Günstlinge der Grossen gewesen, welche zu desto besserer Ausführung ihrer verschiedenen Unternehmungen in der alten Bau-Kunst gar weislich Logen errichtet: Und nunmehro erwiesen sich grosse Leute als Häupter dieser Zunfft, wie aus der Folge erhellen wird.

Aus Sicilien gehen wir nach Italien, und betrachten die ersten Verbesserungen der Römer, welche eine geraume Zeit sich bloß auf den Krieg legten, bis sie Stuffen weise die Wissenschafft und Kunst von ihren Nachbaren erlernten.

Doch bedienten sich die Hetrurier oder Toscanier gar frühe ihrer eigenen Toscanischen Bau-Ordnung, welche niemals bey den Griechen im Gebrauch gewesen, und waren die ersten in Italien, welche von den Griechen die Dorische, Ionische und Corinthische Bau-Arten erlernten; bis die königliche Kunst allda unter ihrem König Porsenna sehr empor kam, indem derselbe einen prächtigen Labyrinth, welcher dem zu Lemnos nichts nachgab, und das höchste Mausoleum, so viel wir wissen, angeleget, Porsenna starb A. M. 3558 im Jahr 446 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, 303 Jahr nach Erbauung der Stadt Rom, im 19ten Jahr des Artaxerxes Longimanus, da die Römer nur allein beschäfftiget waren, ihre Nachbaren in Italien unters Joch zubringen, und von der Bau-Kunst noch einen schlechten Geschmack hatten, bis Turrenus, der letzte Toscanische König, sein Reich im sechsten Jahr des Philadelphus, da eben Pyrrhus Italien sehr ängstigte, den Römern im Testament überließ. Turrenus starb A. M. 3725.
Die Toscanier hatten viele schöne feste Plätze gebauet, und nunmehr wurden ihre Schüler nach Rom beruffen, und unterwiesen die Römer in der königlichen Kunst, wiewohl ihre Ubungen noch nicht viel zu bedeuten hatten, bis Marcellus nach dem Tode des grossen Archimedes über den prächtigen Raub von Syracus triumphirte.

Dieser grosse Beförderer der Künste und Wissenschafften bediente sich seiner Maurer-Gesellen, um zu Rom seinen berühmten Schauplatz, einen Tempel der Tugend, und einen andern der Ehre aufzubauen; doch war der hohe Geschmack bey den Römern noch nicht allgemein, bis Scipio Afriancus dieselben wieder Antiochum den Grossen, König in Syrien, anführte, und ihm A. M. 3814 im Jahr der Stadt Rom 190 und im 15ten Jahr des Ptolemäus Epiphanes, die gantze Landschafft auf der Abend-Seite des Berges Taurus abnahm. Denn damahls sahen sie die unaussprechlichen Schönheiten der Griechischen und Asiatischen Bau- Kunst, die in vollem Glantz prangte, mit Erstaunen an, und beschlossen selbiger nachzuahmen.

Und also setzten sie die Verbesserung mit Eifer fort, bis Sciplo Africanus (welcher allezeit eine Gesellschafft von Gelehrten um sich hatte, die ihm als ihrem Patron die Aufwartung machten) die grosse Mitbuhlerin der Stadt Rom, das prächtige Carthago einnahm, und wieder seine eigene Neigung auf Befehl des Raths in die Asche legte. Die Geschichte dieser Zerstörung, welche A. M. 3858 im Jahr 146 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, und im Jahr 603 der Stadt Rom erfolgte, ist gar kläglich zu lesen.

Indessen plünderte der Consul Mummius in eben demselben Jahr Corinth, die reiche Königin von Griechenland, er legte aber seine Unwissenheit an den Tag, da er diejenigen, welche die unnachahmliche Bilder des Hercules und Bacchus von Corinth nach Rom führen solten, bedrohete, daß, wenn solche von ihnen verlohren würden, sie ihm selbige durch neue wieder ersetzen müsten.

Diese beyde Generals trimnphirten zu Rom mit den tragbaren Denckmahlen der Kunst, so, man aus diesen Städten dahin gebracht, welche die reichsten und prächtigsten auf Erden gewesen. Nunmehr aber waren die Römer so weise, daß sie auch die geschicktesten Lehrer der Wissenschafft und Ausüber der Kunst mit sich nach Rom führten. Daher lesen wir bald hernach von unterschiedenen prächtigen Gebäuden zu Rom, so nach der feinesten Griechischen Bau-Art angeleget waren, z. E. dem berühmten Pallast des Paulus Emilius, vom besten Phrygischen Marmor, dem Triumph-Bogen des Marius zu Orange in Gallien, den drey erstaunlichen Schauplätzen (22) des Scaurus zu Rom u. a. m.

(22) Der eine konte bey den Schauspielen 80 000 Menschen fassen. Selbiger hatte drey Schaubühnen oder Boden über einander mit 360 Pfeilern: Die erste Reihe war von Marmor, die andere von Crystall, und die dritte von vergüldetem Holtz. Jeder Pfeiler hatte in der Höhe 38 Fuß, und zwischen denselben waren 3000 Bild-Seulen von Ertz gesetzet. Die andern beyden Schauplätze waren von Holtz, und hatten zwey grosse Achsen, wodurch sie konten herumgedrehet, und in ein grosses Amphitheatrum zusammen gesetzet werden.


Der mächtige Sylla brachte die Seulen aus dem Tempel des Jupiter Olympius von Griechenland nach Rom, um daselbst den Tempel des Jupiter Capitolinus, nachdem der alte von dem Tarquinius Superbus erbauete im Rauch aufgangen war, wieder herzustellen. Da also Jupiter vorhin aus Leimen bereitet gewesen, so bestund er nunmehro aus purem Golde.

Der gelehrte und tapffere Lucullus legte eine schöne Bücher-Sammlung an, und ließ ein prächtiges Haus mit Gärten, nach der Asiatischen Bau-Art, aufführen.

Pompejus der Grosse bauete einen Schauplatz, worinn 40 000 Menschen zusehen konten, nicht weit von seinem Pallast, wie auch einen Tempel der Victoria zu Ehren.

Diese und andere grosse Männer haben, zur Zeit der Römischen Republic, sich als Beförderer der Bau-Verständigen und Maurer erwiesen: Und in ihrer Abwesenheit schätzte sich es der regierende Consul, oder der Groß- Priester zu Rom, oder der Archi-Flamen, oder sonst ein anderer grosser Mann für eine Ehre, einen Patron der Künste und Wissenschafften (welches wir jetzo einen Groß-Meister nennen) abzugeben, und die sinnreichsten aus der Brüderschafft um sich zu haben; bis die Republic durch den Streit des Pompejus und Cäsar um die Oberherrschafft in die gröste Gefahr gestürtzet wurde.

Nachdem Pompejus die Schlacht bey Pharsalia verlohren. und auf seiner Flucht von den Egyptern ermordet worden; so gieng es mit der Republic zu Ende, und Julius Cäsar erlangte A. M. 3956 im Jahr der Stadt Rom 701 vor Christi Gebuhrt 44 und vor der Christlichen Zett-Rechnung 48 die Herrschafft, indem er Dictator perpetuus und Imperator wurde. Er war in der Geometrie, in der Kriegs- und Civil-Bau-Kunst, wie auch in der Astronomie sehr erfahren, wie er denn als Groß-Priester (Pontifex) im Jahr 45 vor der Christlichen Zeit-Rechnung den Römischen Calender verbessert.

Cäsar und seine Legionen hatten in Gallien manche Gebäude aufgeführet, und zu Rom legte er seinen grossen Circum oder runden Schauplatz an, welcher drey Feldweges (Stadia) lang und eines breit war. und bey den Schauspielen 260 000 Menschen fassen konte. Hiernächst bauete er einen prächtigen Pallast und einen schönen Venus-Tempel, er befahl auch Carthago und Corinth wieder herzustellen, nachdem ohngefehr 100 Jahr seit ihrer Zerstörung verflossen waren. (23)

(23) Siehe Plinium, welcher von diesen Dingen völlige Nachricht giebt.


Da aber Cäsar im Sinn hatte, erstlich die Parthier zu demüthigen, und so dann, als Groß-Meister der Römischen Republic, bey einem allgemeinen Frieden die Wissenschafft und Kunst höher, als alle seine Vorgänger, zu treiben; so ward er von seinem undanckbaren Brutus, unter des Pompejus Seule, A. M. 3960 im Jahr 44 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, schändlich ermordet.
Hierauf kam es zu bürgerlichen Kriegen, und die Herrschafft war gantzer 14 Jahr ungewiß, bis erstlich Brutus und Caßius bey Philippi, hernach aber Marcus Antonius von Octaviano erleget wurde. Dieser eroberte hierauf Egypten, und brachte die einheimischen Kriege zu einem glücklichen Ende.
Da also die Griechische Monarchie völlig aufgehöret hatte, so nahm das Römische Kayserthum A. M. 3974 im Jahr der Stadt Rom 719 und 30 Jahr vor der Christlichen Zeit-Rechnung seinen Anfang.


Das VI. Capitel.
Von dem Augustus bis auf die Gothische Verwüstung.

Rom war nunmehr die Gebieterin der bekannten Welt, und der rechte Mittelpunct so wohl der Wissenschafft als der Kayserlichen Macht. Zu diesem Gipffel der Vollkommenheit gelangte sie unter dem Octavianus, nunmehr Sebastos oder Augustus Cäsar genannt, welcher der Brüderschafft ais ihr Durchlauchtigster Groß-Meister (wie ihn die alten Frey-Maurer jederzeit geheissen) nebst seinem Deputirten Agrippa grosse Gnade und Schutz angedeyen lassen. Der letztere hat den Campum Martium trefflich ausgezieret, und den grossen Schwibbogen an der Rotunda oder Pantheon, nebst andern in der Geschichte vorkommenden schönen Gebäuden angeleget.

Der gelehrte Vitruvius, erster Groß-Vorsteher, hat durch seine Schrifften den wohl verdienten Ruhm erworben, daß man ihn den Vater oder Lehrer aller geschickten Bau-Meister und geübten Kenner bis auf diese Stunde heisset.

Augustus brauchte anfänglich seine Maurer-Gesellen, um alle öffentliche Gebäude auszubessern, (welches nach den Kriegen ein höchstnöthiges Werck war) und einige derselben von neuem aufzubauen. Er hat aber hiernächst die Brücke zu Ariminum, und zu Rom den Tempel des Mars als Rächers, den Tempel des Apollo, die Rotunda genannt Galucio, den grossen und kostbaren Marckt-Platz, den prächtigen Pallast des Augustus, nebst einigen geringern Pallästen, das herrliche Mausoleum, die wohl getroffene Bild-Seule im Capitol, die vortreffliche Bibliothec, den Schwibbogen und Thier-Garten zum Spatzieren und dergleichen, angeleget. Ja er füllete die Tempel zu Rom mit den besten Statuen an, und setzte die von der Cleopatra (so von dichtem Golde und aus Egypten dahin gebracht war) gar weislich in den Tempel der Venus.

In diesen güldenen Tagen des Augustus folgten die Grossen seinem Exempel, und baueten über 100 Palläste von Marmor zu Rom, die sich für die grösten Könige geschicket hätten. Desgleichen führte ein jeder Bürger, der etwas im Vermögen hatte, sein Haus aufs neue von Marmor auf, und erschien, als wenn sich alle in der Absicht Rom auszuzieren vereiniget hatten. Bey diesen Umständen wurden in der Stadt und in den Vorstädten manche Logen von freien und aufgenommenen Maurern errichtet; und Augustus konte auf seinem Todbette mit Wahrheit sagen: Ich habe Rom von Ziegelsteinen erbauet gefunden, ich lasse es aber hinter mir von Marmor erbauet.

Daher kommt es, daß die noch vorhandene Uberbleibungen von dem alten Rom zu Augusti Zeiten und unter einigen folgenden Kaysern so wohl ausgearbeitet sind, daß man selbige für die besten Muster der wahren Maurerey, und für einen kurtzen Begriff der alten Griechischen Bau-Kunst erkennet. Insgemein drücket man solches durch den Augustischen Styl oder Bau-Art aus; und wir wünschen anjetzo nichts mehr, als daß wir die Vollkommenheit desselben in der Weisheit, Stärcke und Schönheit erreichen mögen.

Doch wir müssen vor des Augusti Tode noch einen Blick nach Judäa thun. Die Hohenpriester zu Jerusalem waren allda Provincial-Groß-Meister unter den Königen von Egypten, als damahligen Ober-Herren der Juden, bis Seleucus Philopator, König in Syrien, sich A. M. 3824 und im Jahr 180 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, Meister von Judäa oder Palästina machte.

Sein Sohn Antiochus Epiphanes verfolgte die Juden aufs grausamste, diese aber wurden von dem tapfern Asmonäischen Priester Judas Maccabäus (Siehe Tab. II. – im englischen Original, 39) errettet: Denn lange nach Zerubabel und dem Hohenpriester Jesua that sich ein ordentlicher Priester, Namens Asmonäus, hervor, welcher nicht von dem Hause Jesua, sondern nur von dem Geschlecht des Joarib, abstammte, indem dieser des tapfern Priesters zu Modin Matathias, des Maccabäus Vaters, Elter-Vater gewesen.

Der Nachfolger des Jesua in gerader Linie war Onias IV. (des letzten guten Hohenpriesters Onias III. Sohn) welcher seines Rechts durch die Syrischen Könige beraubet wurde, und sich darauf nach Egypten begab. Man ertheilte ihm daselbst die Freyheit, daß er für die Juden in Egypten und Cyrene, welche damahls stärcker an der Zahl und reicher als die in Judäa waren, zu Heliopolis einen Tempel, gleich dem zu Jerusalem, anlegen möchte. Der Bau dieses Tempels nahm A. M. 3855 im Jahr 149 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, seinen Anfang, und blieb in seinem Pracht 222 Jahr stehen, bis er er im Jahr Christi 73 von dem Kayser Vespasiano zerstöret wurde.

Mittlerweile stritten die Asmonäer oder Maccabäer noch immer mit den Syrischen Königen um die Herrschafft, sie erlangten solche auch als Hohepriester und Fürsten der Juden, und genossen derselben ohngefehr 130 Jahr, worauf Marcus Antonius und Octavianus den Römischen Rath zu gewinnen wüsten, daß Herodes der Edomiter oder Idumäische Jude A. M. 3964 auf dem Capitol zum König in Judäa ernennet wurde. Die Hülffe der Römer kam dem Herodes so wohl zu statten, daß er den Antigonus überwand, und A. M. 3967 im Jahr 37 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, zu Jerusalem den Thron bestieg.

Er räumte alle Asmonäer aus dem Wege, machte das Sanhedrim oder den grossen Rath unkräfftig, und setzte Hohepriester nach seinem Gefallen. Doch bey allen seinen Fehlern ward Herodes der gröste Bau-Herr seiner Zeit, und der Patron oder Groß-Meister vieler Logen; auch verschrieb er die besten Maurer-Gesellen aus Griechenland, damit sie seinen eigenen Juden helffen möchten. Denn als er sich nach der Schlacht bey Actium, im Jahr 30 vor der Christlichen Zeit-Rechnung, und im 26sten Jahr vor Christi Gebuhrt, mit dem Augustus ausgesöhnet hatte, begonte er seine grosse Erfahrenheit in der Bau-Kunst zu zeigen, da er nicht allein einen prächtigen Griechischen Schauplatz zu Jerusalem anlegte, sondern auch die schöne Stadt Sebaste, (von dem Sebastos oder Augustus also genannt) oder das ehemalige Samaria, mit einem artigen kleinen Tempel, welcher dem zu Jerusalem gleichte, aufbauen ließ. Er machte die Stadt Cäsarea zum besten Hafen in Palästina, bauete einen Tempel von weissem Marmor zu Paneas, ingleichen die Städte Antipatris, Phaselis und Cypron, und den Thurm Phasel zu Jerusalem, welcher dem Pharos zu Alexandria nichts nachgab.

Doch verdiente unter seinen Wercken die Wiederaufbauung des Tempels Zerubabels am meisten bewundert zu werden. Denn nachdem Herodes die Bau-Materialien (welche nebst denen von dem alten Tempel erfordert wurden) und die benöthigte Werckzeuge angeschaffet hatte, brauchte er 10 000 Maurer, (ohne die Handlanger) und verteilte sie in Logen unter 1000 Priestern und Leviten) welche erfahrne Bauverständige waren. Diese musten Meister und Vorsteher der Logen abgeben, er selbst aber führte das Amt eines Groß-Meisters, nebst seinen Vorstehern, Hillel und Schammai, zwey gelehrten Rabbinen von grossem Ansehen.

Er ließ den Tempel Zerubabels nicht auf einmahl, sondern Stück vor Stück niederreissen, und legte den Grund-Stein dieses Tempels zu Jerusalem, im 518 Jahr nach der Grundlegung zu dem andern Tempel, A. M. 3987 im 17den Jahr vor der Christlichen Zeit-Rechnung, und im 14ten vor Christi Gebuhrt, da Herodes 21 und Augustus 13 Jahr geherrschet hatte, im 29sten Julianischen Jahr, im 4ten Jahr der 190sten Olympiade, und 732 Jahr nach Erbauung der Stadt Rom. Dieses geschahe also just 46 Jahr vor dem andern Passah des Lehr-Amts Christi; denn die Juden sagten: Dieser Tempel ist in sechs und vierzig Jahren erbauet. Joh. 2,20.

Das Heilige und das Allerheiligste gegen Abend, und die grosse Halle gegen Morgen wurden mit erstaunlichen Kosten und in der kurtzen Zeit von einem Jahr und 6 Monathen, das übrige aber, so Herodes zu bauen beschlossen hatte, binnen 8 Jahren, folglich das gantze Werck in 9 Jahren und 6 Monaten vollendet.

Hierauf begieng die Brüderschafft das Bau-Fest mit Freuden und gehörigen Ceremonien, der König aber ließ die Einweyhung des Tempels durch Gebet und Opfer an seinem Crönungs-Tage verrichten, da er 31 und Augustus 23 Jahr regieret hatte, nemlich A. M. 3997 im 7den Jahr vor der Christlichen Zeit-Rechnung, und im 3ten Jahr vor Christi Gebuhrt.

Josephus (24) beschreibet diesen Tempel, wie er ihn selbst gesehen, nebst den Beyfügungen, so nach Herodis Tode gebauet waren, und einer guten Anzahl der artigsten und prächtigsten Gebäude von Marmor, welche seit Salomons Zeiten aufgeführet worden. Doch war dieser Tempel mehr nach der Griechischen Bau-Art verfertiget, und kam an Grösse und Auszierung noch lange nicht bey Salomons Tempel, wiewohl er von grösserm Umfang war, als der Tempel Zerubabels, und von den Römern für eben denselben gehalten wurde; denn Tacitus nennet ihn eben denjenigen, durch welchen Pompejus gegangen. Indessen wurde dieses Gebäude nach allen seinen Gemächern nicht eher, als ohngefehr 6 Jahr vor dessen Zerstörung, nemllch im Jahr Christi 64 gäntzlich vollendet.

(24) Josephus Antiqu. Lib. XV. Cap. 11.


Nachdem endlich Augustus, wegen des im gantzen Römischen Reich hergestellten Friedens, im 26sten Jahr seiner Regierung, da er sich Meister von Egypten gemacht, den Tempel des Janus zuschliessen lassen; so wurde das Wort Fleisch, oder der Herr Jesus Christus Immanuel, der grosse Bau-Meister oder Groß-Meister der Christlichen Kirche, ward gebohren. Dieses ereignete sich 971 Jahr nach Salomons Tode, und 745 nach Erbauung der Stadt Rom, im 34sten Jahr Herodis, im Jahr 4710 der Julianischen Periode, A. M. oder im Jahr der Frey-Maurerey 4000 und im 4ten Jahr vor der Christlichen Zeit-Rechnung.

Der König Herodes gieng in wenig Monaten nach der Gebuhrt Christi mit Tode ab, und, ob er gleich im Bau-Wesen erstaunlichen Aufwand gemacht, so ist er doch reich gestorben. Im 4ten Jahr nach Christi Gebuhrt, oder da Christus in sein 4tes Jahr gieng, das ist, A. M. 4004 nimmt die Christliche Zeit-Rechnung ihren Anfang, daß man also nunmehr Anno Domini 1 schreibet.

Als Christus beynahe 18 Jahr alt war, starb der grosse Augustus zu Nola in Campanien, am 19. August, A. D. 14 im Jahr 761 der Stadt Rom, in dem gemeinen Jahr der Frey-Maurerei 4014 wiewohl es eigentlich 4018 ist, nachdem er 44 Jahr dem Reich vorgestanden.

Hierauf bestieg sein Mit-Regent Tiberius I. allein den Thron, welcher auch der Maurerey beförderlich gewesen. In seinem 20sten Jahr nach Augusto, oder in dem gemeinen Anno Domini 34 wurde der Herr Jesus Christus, da er 36 Jahr und ohngefehr 6 Monate alt war, von dem Pontius Pilatus, Römischen Landpfleger in Judäa, ausserhalb der Mauren von Jerusalem gecreutziget, worauf er am dritten Tage zur Rechtfertigung aller, die an ihn glauben, vom Tode wieder auferstanden. Tiberius verwieß den Pontius Pilatus wegen seiner an Christo verübten Ungerechtigkeit ins Elend, und im folgenden Jahr, nemlich A. D. 35 starb dieser Kayser.

Die Augustische Bau-Art wurde sehr wohl getrieben, und die geschickten Maurer wurden durch einige der folgenden Kayser ziemlich aufgemuntert. Denn so gewaltige Fehler auch Nero an sich hatte, so ließ er doch seine Bildseule von Ertz auf der so genannten Via Sacra, 110 Fuß hoch, setzen, und seinen güldenen Pallast, der seinesgleichen nicht gehabt, aufführen.

Vespasianus, welcher A. D. 68 die Herrschafft bekam, trug seinem Sohn, dem tapfern Titus, auf, die aufrührischen Juden zum Gehorsam zu bringen. Titus nahm Jerusalem ein, worauf ein Soldat, ohne erhaltenen Befehl, den Tempel in Brand steckte. Dieses geschah A. D. 70 und im 36 Jahr nach Christi Creutzigung. Vespasianus schloß den Janus-Tempel zu, und bauete den Tempel des Friedens. Er führte hiernächst sein berühmtes Amphitheatrum auf, wobey man sich zuerst der kostbaren zusammengesetzten Bau-Art bediente. Auf seinen Befehl muste der Jüdische Tempel in Egypten A. D. 73 zerstöret werden. Er starb A. D. 77.

Titus regierte nur 2 Jahr. Er hatte seinen Triumph-Bogen mit zierlichen Einstechungen, und einen prächtigen Pallast mit der berühmten Bildseule des Laocoon aus einem Stein verfertigen lassen, starb aber A. D. 79.

Domitianus folgte seinem Bruder Titus in der Kayserlichen Würde. Er bauete den Tempel des Jupiter Capitolinus sehr prächtig wieder auf, belegte ihn mit Gold-Platten, und versahe ihn mit lauter solchen Pfeilern, die zu Athen gehauen waren. Auch hat Domitianus den Tempel der Minerva und den Tempel der Flavianer, ingleichen einen Pallast, welcher grösser und kostbarer als des Augustus seiner, und mit prächtigen Gallerien, Hallen, Bädern und schönen Zimmern für seine Weiber versehen war aufführen lassen. Er starb A. D. 93 und bekam den Nerva zum Nachfolger, welcher A. D. 95 mit Tode abgieng, nachdem er den Trajanus zum Sohn angenommen.

Trajanus hatte den Bau-Meister Apollodorus zum Groß-Vorsteher. Er schlug eine bewundernswürdige Brücke über die Donau, bauete einen ansehnlichen Circum und prächtigen Pallast, und ließ zwey Triumph-Bogen ausrichten, einen zu Ancona, welcher noch vorhanden, und den andern zu Rom, der nach der Zeit in Stücke zerbrochen worden, um den Triumph-Bogen des Constantinus damit auszuzieren. Ausserdem hat Trajanus seine berühmte Seule, ein Muster in selbiger Art, welches allen Kennern wohl bekannt ist, aufführen lassen. Er starb A. D. 114.

Ihm folgte Adrianus, ein geschickter Erfinder, und zugleich ein erfahrner Arbeiter, welcher als ein weiser Groß-Meister die öffentlichen Gebäude ausgebessert, die Mauer Adriani in Britannien, seine wohlangelegte Brücke zu Rom, und sein berühmtes Mausoleum, oder Molem Adriani, mit einer künstlichen Seulen-Ordnung, bauen lassen. Er starb A. D. 135.

Antoninus Plus führte eine artige Seule auf, und starb A. D. 159. Marcus Aurelius erwies den Künstlern viele Gnade, bis er A. D. 178 mit Tode abgieng. Commodus war zwar zur Zeichen- und Bau-Kunst angeführet worden, legte sich aber auf die schlimme Seite; und zu seiner Zeil begonte die Mahlerey und Blldhauerey zu Rom abzunehmen, welches man aber noch nicht von der Bau-Kunst sagen kan. Er starb A. D. 191.

Severus bauete seine Corinthische Epizone zu Rom, und Mursever in Britannien. Er starb zu Yorck A. D. 209. Caracalla sein Sohn, legte einen prächtigen Circum an, und starb A. D. 215.

Nach dieser Zeit finden wir nichts merckwürdiges, bis auf Constantin den Grossen, welcher A. D. 306 in Britannien die Kayserliche Würde erlangte. Er verbesserte und zierte Jerusalem, Drepanum, Troja, Chalcedon, Thessalonich, u. a. m. auch ließ er zu Rom den letzten Triumphbogen in Augustischer Bau-Art aufrichten. Denn er verlegte seinen Thron von Rom nach Byzantium, welches er nun Constantinopel nennte; und bey dieser Gelegenheit wurden nicht allein alle Denckmahle der Kunst, so nur fortzubringen waren, sondern auch die besten Künstler aus Italien mit weggenommen, damit sie zu der Auszierung seiner neuen Haupt-Stadt beytragen möchten. Er bauete allda, mit unsäglichen Kosten, mancherley kunstreiche Wercke, (25) als Marcktplätze, Rennbahnen, Tempel oder Kirchen, bedeckte Gänge, Springbrunnen, einen prächtigen Kaiserlichen Pallast und Rathhaus, eine Seule von Porphyr aus 8 Steinen, so über dem Fußgestell etwa 87 Fuß hoch war, und die erstaunliche Schlangen-Seule mit seiner eigenen Bildseule zu Pferde, u. a. m. Er starb A. D. 336.

(25) Vid. Pet. Gyllius in Antiqu. Constantinopol.


Constans brachte mit sich nach Rom den berühmten Bau-Meister Hormisdas, des Königs von Persien Sohn, welcher über die alten Gebäude und Bildseulen billig erstaunte, und zu erkennen gab. daß man selbige nicht nachmachen könte. Denn nunmehr kamen alle Künste der Zeichnung zu Rom so sehr ins Abnehmen, als sie zu Constantinopel im Flor stunden. Ja der Eifer der Christen gegen die Heydnische Abgötterey gieng so weit, daß sie manche artige Dinge bis auf den Grund verderbten.

Hierauf theilten sich zwey Brüder, Valentinianus und Valens, in das Römische Reich. Valentinianus I. war Kayser im Occident zu Rom. Unter seiner Regierung zierten die Christen zu Rom ihre alte St. Peters-Kirche mit den Seulen von der Mole Adriani aus, allein sie konten die richtige Gleichmaassen der Alten nicht erreichen. Valentinianus starb A. D. 374 und dieses Reich fiel an das Orientalische zurück. Valens herrschte als Kayser im Orient zu Constantinopel, und ward von den Gothen sehr beunruhiget. Er starb ohne Erben A. D. 378.

Theodosius der Grosse gelangte hierauf zur Kayserlichen Würde, und ließ eine vortreffliche Seule, wie des Trajani seine, mit seinem Bildniß von Ertz oben darauf, ingleichen einen grossen Circum zubereiten. Er machte sich eine Ehre daraus, einen Patron aller Zeichen-Meister und Bauleute (gleichwie ihren Groß-Meister) abzugeben, und er schätzte selbige so hoch, daß er durch ein eigen Gesetz die gantze Kunst von Anlagen und Schätzungen befreyte. Die Nordlichen Völcker in Europa, nemlich die Gothen, Vandalen, Hunnen, Alemannier, Heruler, Sveven, Dacier, Alanen, Francken, Gepider, Sachsen, Angeln, Longobarden, und andere mehr, hatten Stuffen-weise, wie das Römische Reich in Verfall gerieth, an Macht zugenommen, und griffen Asien, Griechenland, Gallien, Spanien und Africa, ja Italien selbst, feindlich an, da sie denn die wohlgesittete Welt mit kriegerischer Wut und grober Unwissenheit, als den Feindinnen der Künste und Wissenschafften, gleichwie mit einer Sündfluth, überschwemmet haben. Jedoch hemmte Theodosius ihren Lauf, erlangte das Kayserthum in Orient und Occident, und starb A. D. 395.

Theodosius theilte das Reich unter seine zwey Söhne, Honorium und Arcadium. Honorius ward Kayser im Occident zu Rom, unter dessen Regierung Alaricus, der kriegerische Visigothe, die Stadt Rom A. D 409 eroberte. Honorius starb A. D. 423.
Valentinianus lII. war sein Nachfolger, unter welchem Attila, der Hunne, Italien verwüstet, und Rom würde eingeäschert haben, wenn es der Bischof durch sein kluges Verhalten nicht abgewendet hätte. Als dieser Kayser A. D. 455 gestorben war, folgten zehen auf einander, welche nicht viel mehr, als den blossen Namen der Kayser geführet. Mittlerweile kam Genserich, der Vandale, von Carthago herüber, und plünderte die Stadt Rom A. D. 456. Endlich legte Augustulus, der zehende von diesen sogenannten Kaysern, aus Furcht vor dem Odoacer, der Heruler König, A. D.475 die Herrschafft völlig nieder.

Solchergestalt gieng das Occidentalische Reich zu Ende, worauf die Gothischen Könige in Italien den Meister spielten. Denn als Odoacer 17 Jahr als König in Italien geherrschet hatte, ward er von Theodorich, dem Gothen, A. D. 432 übern Hauffen geworffen. Er und seine Nachkommen herrschten 48 Jahr als Könige von Italien, bis Totila A. D. 540 zum König erwehlet wurde. Dieser hegte die böse Absicht, den Namen und das Gedächtniß des alten Roms auszutilgen, und steckte die Stadt in Brand, welches Feuer 13 Tage anhielt; er hatte auch bereits zwey Drittheil von dieser prächtigen Haupt-Stadt der Welt eingeäschert, ehe und bevor er durch den Bellisarius A. D. 547 zurückgeschlagen wurde. O Gothische Unwissenheit!
Und hier mögen wir die Zeit setzen, da die Augustische Bau-Art in Italien und dem Occident gäntzlich verlohren gegangen. Siehe im folgenden Capitel, wie selbige wieder aufgelebet.

Arcadius wurde Kayser im Orient zu Constantinopel, und zierte diese Stadt mit vielen herrlichen Gebäuden, und mit seiner prächtigen Seule, welche 147 Fuß hoch war, und inwendig eine Treppe hatte. Er starb A. D. 408. Theodosius der Jüngere richtete allda Statuen, Columnen und Obelisken auf, die man aus Griechenland, Egypten und Asien erbeutet; er ließ auch die grosse St. Sophien-Kirche verbessern, und starb A. D. 449.

Die folgenden Kayser im Orient unterstützten durch ihre Gunst die Logen oder Academien der Künstler und Handwercker, bis auf Justinian l. welcher A. D. 526 den Kayserlichen Thron bestieg. Dieser vortreffliche Printz brachte das gantze Römische Reich beynahe wieder zu seinem vorigen Glantz; ja aus rühmlichem Eifer für die Augustische Bau-Art, schicke er seinen General, den tapffern Bellisarius, mit einer Armee wider den Gothen Totila aus, welchen er in die Flucht schlug; wodurch Bellisarius von dem alten Rom so viel, als er konte, A. D. 547 gerettet.
Justinian machte durch seinen General Narses A. D. 551 mit dem Totila den Garaus. Er sammlete die Römischen Gesetze in seinen Codicem Justinianeum, und verwandte 34 Millionen an Gold zur Wiederaufbauung der Sophien-Kirche, welche er an Zierrathen dem Tempel Salomons gleich zu machen gedachte, wiewohl vergebens.

Als dieser vortreffliche Groß-Meister A. D. 565 starb, folgte ihm Justinus II. welcher nach dem Tode des Tejas, letzten Gothischen Königs in Italien, A. D. 568 die Exarchen zu Ravenna einsetzte, um die Stelle der Römischen Consuls zu vertreten, Italien durch die Römischen Gesetze zu regieren, und den Einfällen der Longobarden zu begegnen. Sie stunden solchem Amt bestmöglich vor, bis der letzte Exarch durch den König der Lombardey, Luitprandus, A. D. 741 verjaget wurde.

Die Longobarden begonten in dem Nordlichen Theil von Italien (von ihnen die Lombardey genannt) zu gleicher Zeit mit dem Exarchen von Ravenna zu herrschen, und wurden endlich von Carl dem Grossen besieget, welcher den Desiderius, letzten König der Lombardey, A. D. 771 zu seinem Gefangenen machte.

Doch wir kehren wieder nach dem Orient. Justinus II. starb A. D. 582 und hatte Tiberium II. dieser aber den Mauritium zum Nachfolger. Phocas ermordete den letztern, es wiederfuhr ihm aber ein gleiches von dem Heraclius, welcher A. D. 610 den Kayserlichen Thron bestieg. Ihm folgte sein Sohn Constantin III. diesem Constans IV. diesem Constantin IV. und diesem Justinian II. der A. D. 710 hingerichtet wurde.
Hierauf entstunden die Orientalischen Kayser, welche man Bilder-Stürmer (lconoclastes) nennet. Wir können also in diese Zeit den Verfall der Augustischen Bau-Art setzen, da nach der Zerstörung des Totila 163 Jahr verflossen waren. Folglich war die Augustische Bau-Art gäntzlich verlohren, und dieser Verlust war allgemein.

In das 12te Jahr des Heraclius A. D. 622 fällt das erste Jahr der Mahometanischen Hegira. Und wenn wir also von gegenwärtigem A. D. 1741 621 Jahr abziehen, so schreibet man jetzo 1120 Jahr der Hegira. Doch war der Mahometaner Haupt-Absehen nicht dahin gerichtet, die Künste und Wissenschafften zu üben, sondern die Welt durch Feuer und Schwerdt zu bekehren. Daß also die Bau-Kunst in Asien und Africa eben so grossen Schaden durch sie, als durch die Gothen in Europa, erlitten.

Denn da die Gothische und andere von ihnen bezwungene Völcker eine Lust ankam prächtige Gebäude aufzuführen, so fehlte es ihnen so wohl an Häuptern als an Händen, um die Alten nachzuahmen, und es verstrich eine geraume Zeit, ehe sie es dahin bringen konten. (Siehe das folgende Capitel) Weil es ihnen indessen weder an Vermögen noch Ehrgeitz fehlte, so thaten sie ihr Bestes; und also traten die sinnreichsten nach und nach zusammen in Gesellschafften oder Logen, nach dem Exempel der Alten, und nach den überbliebenen Traditionen, die noch nicht gantz verloschen waren. Sie erfunden demnach aus ihrem Kopff eine neue Bau-Art, welche die Gothische genennet wurde.

Wiewohl nun diese Bau-Art grössere Kosten erfordert als die alte, und uns anjetzo so wohl die Unwissenheit des Bau-Meisters als die Ungeschicklichkeiten des Gebäudes entdecket: so haben doch die Erfindungen der Bau-Leute, wodurch sie den Mangel der guten alten Wissenschafft ersetzen wollen, und ihre kostbare Auszierungen nicht allein ihre besondere Hochachtung für die Königl. Kunst zu erkennen gegeben, sondern auch ihre Gothische Gebäude ansehnlich und prächtig gemacht, wie sie denn von denen, welche den wahren hohen Geschmack der Griechischen oder Augustischen Bau-Art haben, nicht können nachgeahmet werden.


Das VII. Capitel.
Von der Wiederherstellung der alten Bau-Kunst oder des Augustischen Styls.

In dem Orient lieget die Königliche Kunst gleichsam todt und vergraben, woran die freywillige Unwissenheit der Mahometanischen Völcker Ursache ist. In Italien aber begonte selbige zuerst im Toscanischen unter ihrem verfallenen Schutt sich wieder aufzurichten: Denn die Pisaner brachten aus Griechenland etliche wenige Marmor-Seulen und andere Stücke der alten Maurerey, um solche zu ihrer neuen Haupt-Kirche zu brauchen, bey welchem Bau der Grieche Buschetto, welcher zuerst den Alten nachzuahmen anfieng, die Aufsicht hatte. Dieses geschahe A. D. 1013 und also 466 Jahr nach der A. D. 547 durch den Totila geschehenen Zerstörung.

Buschetto vereinigte sich mit andern, eine neue Loge in Absicht auf diese rühmliche Nachahmung anzulegen, er bauete die S. Johannis-Kirche zu Pisa, und zog viele Künstler auf, die nach der Herstellung der Bau-Kunst ein grosses Verlangen trugen. Zu Ravenna blühete der geschickte II Buono, welcher zu Venedig den Thurm auf die S. Marcus-Kirche A. D. 1152 gesetzet. Oltromontano und Bonnano baueten den Kirch-Thurm zu Pisa A. D. 1174. Marchione von Arezzo führte die Marmor-Capelle von Presepio zu S. Maria Maggiore auf A. D. 1216. Jacobus ein Deutscher bauete die ersten feinen Gebäude zu Florentz, dessen Sohn Jacopo Arnolpho Lapo, nebst dem Mahler Cimaboius die Haupt-Kirche von S. Maria Delfiore A. D.1298 aufgeführet.

Carl von Anjou, König zu Neapolis, w« der erste Printz, welcher öffentlich die Herstellung der Zeichnungs-Künste befördert, und besagten Cimaboius nebst dem Nicolaus Pisanus gebrauchet, um in der Ebene von Taglia Cotzo, wo Carl seinen Gegner Conradin besieget hatte, eine Abtey zu bauen. Johannes Pisanus, des Nicolaus Sohn, hat für den König sein neues Castell zu Neapolis aufgeführet. Dieser Königliche Patron (und zugleich Groß-Meister) der Hersteller starb A. D. 1285 und seine Nachfolger haben das Königreich Neapolis mit geschickten Bau-Meistern und prächtigen Gebäuden gezieret.

Cimaboius und die Pisias erzogen manche treffliche Meister und Gesellen, sonderlich den Bau-Meister Giotto, bis die Florentiner zu einer ziemlich guten Nachahmung der Alten gelangten, welche in allen und jeden Theilen der Kirche zu St. Miniate wahrgenommen wurde. Dieses fiel in das Jahr Christi 1300 da nach des Totila Zerstörung 753 Jahr verflossen waren.

Giotto und seine Schüler stiffteten eine Academie von Zeichnungs-Verständigen, oder eine gelehrte Loge, zu Florentz, welche, gleichwie ehemahls die zu Athen und Sicyon, gantz Italien mit Licht erfüllte, daß man von da die trefflichsten Kenner und geschicktesten Arbeiter in allen Künsten der Zeichnung aussenden konte.

Andreas Pisan, einer von denselben, wurde zu Florentz mit einem Obrigkeitlichen Amt versehen; und viele andere aus denselben sind hernach zu Pisa, Ravenna, Venedig, Urbino, Rom und Neapolis zu grossem Ansehen gelanget.

Laurentio Ghiberto, welcher in gedachter Academie erzogen war, führte eine Zeitlang die Aufsicht über den Bau der obbemeldeten Kirche St. Maria Delfiore, und verfertigte die zwey Thüren von Ertz zu St. Johannis, von welchen lange hernach Michael Angelo vor Entzückung ausrief, daß sie würdig wären, die Thüren zum Paradies abzugeben.

Hiernächst erschienen Donatello und Andreas Verrochio, des Piedro Perugino und Leonardo da Vinci Lehrmeister, bewunderns-würdige Leute, ingleichen Dominigo Ghirlandaio, des Michael Angelo und Maiano Lehrmeister, und andere erhabene und gründliche Bau-Meister.

Jedoch war die Gothische Bau-Art noch nicht gäntzlich zu Florentz abgeschaffet, bis Bruneleschi, welcher zu Rom die Schönheit und Richtigkeit der allda stehenden oder eingerissenen Römischen Gebäude sehr fleißig erforschet hatte, mit voller Ladung nach Florentz zurücke kam, allwo er den gantzen vollständigen Gebrauch der Dorischen, Ionischen, Corinthischen und zusammengesetzten Ordnungen fest setzte. Solcher Gestalt wurde die Gothische Bau-Art allda gäntzlich ab- und der Augustische Styl dagegen vollkommen wieder hergestellet.

Diese glückliche Herstellung, welche A. D. 1400 und also 853 Jahr nach des Totlia Zerstörung vorgieng, war grossen Theils der Gunst und Beförderung, so die Printzen aus dem Hause Medicis den Gelehrten widerfahren liessen, zuzuschreiben. Also wurde Johannes von Medicis, Hertzog von Florentz, der gelehrte Patron der Hersteller, oder ihr Groß-Meister, und ließ sich angelegen seyn, besagte Loge, oder Academie von Meistern und Kennern, zu Florentz empor zu bringen, bis er A. D. 1428 mit Tod abgieng.

Cosmus I. von Medicis, welcher in eben dieser Academie erzogen war, folgte seinem Vater als Hertzog von Florentz und Groß-Meister der Hersteller. Er legte eine herrliche Bibliothec an von den besten Manuscripten, so man aus Griechenland und Asien gebracht, und ein sehenswürdiges Cabinet von den raresten und kostbaresten Sachen, so jemals können gesammlet werden. Er richtete einen sehr starcken Handel zu Wasser und zu Lande auf, und erwarb sich mit Recht den Titul Pater Patriae, oder, Vater des Vaterlands. Er starb A. D 1464. Sein Bruder Laurentinus von Medicis, ein vornehmer Herr zu Florentz, wurde A. D. 1474 ermordet. Dessen Sohn, Johann Julian von Medicis, ist eine rechte Crone der Jugend, und der beste Kenner von der wahren alten Bau Kunst in gantz Florentz gewesen, wie er denn auch sich als einen geschickten Arbeiter zu grosser Ehre der Maurer-Gesellen erzeiget. Er starb A. D. 1498. Sein Sohn Ludwig, sonst Johann von Medicis genannt, war zu Florentz in den Mathematischen Wissenschafften erzogen worden; er trug aber eine grosse Neigung zum Kriege, und legte sich also auf die Kriegs-Bau-Kunst. Er starb A. D. 1526.

Petrus I. von Medicis unterstützte die Loge, und starb als Hertzog von Florentz A. D. 1472 wiewohl er an Grösse und Ansehen weder seinem Vater noch seinem Sohn beygekommen.

Laurentius I. von Medicis, Hertzog von Florentz, der Herrliche genannt, war zugleich ein Horatz und Mäcenas, und Groß-Meister der Hersteller. Er vermehrte seines Groß-Vaters Bibliothec und Cabinet mit sehr starcken Kosten, und ließ in seinem Garten eine grosse Gallerie, zur Erziehung der fähigsten Jugend, aufrichten, worunter der junge Michael Angelo, als ein Liebling, zu der Tafel des Hertzogs gelassen wurde. Dieser gütige Groß-Meister starb am 9. April A. D. 1492. Sein Bruder, Julianus von Medicis, büßte A. D. 1478 sein Leben ein, und hinterließ einen natürlichen Sohn, Julius von Medicis, welcher A. D. 1523 unter dem Namen Clemens Vll. auf den Päbstlichen Stuhl gelangte. Er ward vom Kayser Carl V. belagert, und zwang hernach die Florentiner, daß sie sich seinem Vetter, dem Hertzog Alexander, A. D. 1531 unterwerffen musten. Weil er ein sehr sinnreicher Bau-Meister war, so setzte er den Bau zu Rom an der St. Peters-Kirche fort, bis er A.1534 seinen Geist aufgab.

Petrus II. von Medicis folgte seinem Vater Laurentio als Hertzog zu Florentz, und erhielt nicht allein seines Vaters artige Wercke im Stand, sondern unterstützte auch die Academien und Logen. Er starb A. D. 1504. Sein Bruder, Johannes von Medicis, ward A. D. 1513 unter dem Namen Leo X. zum Pabst erwehlet, und erzeigte sich als einen eiferigen Patron der Hersteller zu Rom, sonderlich in Fortsetzung des prächtigen Baues der St. Peters-Kirche, bis er A. 1521 sein Leben beschloß.

Laurentius II. von Medicis, Petri II. Sohn, trat A. D. 1504 die Hertzogliche Regierung zu Florentz an, und schützte die Hersteller, wie seine Vorfahren. Er starb A. 1519 ohne Leibes-Erben. Es folgte also sein Bruder Alexander von Medicis, welchen sein Vater mit einer Concubine gezeuget hatte, A. D. 1519 als Hertzog von Florentz, und wurde vom Kayser Carl V. A. D. 1531 zum ersten souverainen Hertzog erkläret. Er bewies den Zeichnern und Arbeitern alle ersinnliche Gunst, und starb A. D. 1537 ohne Erben.

Cosmus II. von Medicis, des oben angeführten Ludwig oder Johann von Medicis Sohn, folgte dem Alexander A. D. 1537 als souverainer Hertzog von Florentz. Er hat A. 1561 den Ritter-Orden von St. Stephan gestifftet, und A. 1569 vom Pabst Pio V. und vom Kayser Ferdinand I. den Titul eines Groß-Hertzogs von Toscana beygeleget erhallen. Er war der vornehmste Patron, oder Groß-Meister, aller Italiänischen Zeichner und Arbeiter in der Bau-Kunst, Mahlerey, Bildhauerey, im Kupferstechen und in der Gyps-Arbeit. Er legte die berühmte Academie oder Loge zu Pisa zum Wachsthum der Schüler und Lehrlinge an, und nahm mit den Gebäuden zu Florentz so herrliche Aenderungen vor, daß er, wie Augustus, auf seinem Tod-Bette sagen konte: Ich habe die Stadt von Ziegeln und andern schlechten Steinen erbauet gefunden, ich lasse sie aber, von polirtem Marmor erbauet, zurücke. Er starb A. D. 1574 da er nur 55 Jahr erreichet hatte.

So viel von den Herstellern der Kunst in dem Hause Medicis. Wir kehren aber wieder zu der vorigen Abhandlung. Nachdem die Augustische Bau-Art um das Jahr 1400 in Italien wieder ans Licht gebracht worden; so war Leon Baptista Alberti der erste unter den Neuern, welcher von der Bau-Kunst schrieb, und es thaten sich viele ausbündige Bau-Meister in diesem XVden Jahrhundert hervor, doch wurden noch mehrere gebohren und erzogen, die in dem folgenden Jahrhundert sich als Wunder der Welt dargestellet, und deren man jederzeit in den Logen mit der grösten Ehre gedencken wird. Diese beförderten die Herstellung, nicht anders, als wenn die Zelten Augusti wieder aufgelebet wären, wozu die großmüthige Aufmunterung der Päbste, Printzen und Staaten in Italien, als Patronen so vieler damals errichteten Logen, kein geringes beytrug.

Also legte sich Bramante, der gelehrte Mönch von Urbino, unter dem Cäsariano zu Mayland, mit allem Fleiß auf die Maurerey, und nachdem er alle Uberbleibungen der Alten durch gantz Italien sorgfältig untersuchet, bedienten sich drey Päbste nach einander seiner Dienste, um zu Rom das Closter der Friedens-Kirche, den Pallast der Cantzley, und die Kirche St. Laurentii in Damasco zu bauen. Er zierte manche alte Kirchen mit Vorgebäuden von seiner eigenen Erfindung, legte die artige kleine St. Peters-Kirche auf dem Berg Orio an, und führte die Aufsicht über einige Gebäude im Vatikan und in dem Pallast von Belvedere.

Pabst Julius II. der gelehrte Patron oder Groß-Meister zu Rom, behielt den Bramante als seinen Bau-Meister und Groß-Vorsteher, und befahl ihm A. D. 1503 daß er, als Werckmeister, den grossen Bau der neuen Haupt-Kirche St. Petri zu Rom, welches anjetzo der gröste und am richtigsten gebauete Tempel auf dem Erdboden ist, über sich nehmen solte. Hierauf stellte der Pabst eine feyerliche Versammlung von Cardinälen, Geistlichen und Zunfftgenossen an, in deren Beyseyn der Grund-Stein zu der grossen St. Peters-Kirche A. D. 1507 mit gehörigen Umständen geleget wurde. Da Bramante diesem Werck sieben Jahr vorgestanden, riß ihn der Tod dahin, und er ward in selbigem von dem Pabst Leo X. unter Begleitung seiner Arbeiter A. D. 1514 zur Erden bestattet.

Raphael von Urbino, der Fürst unter den Mahlern, hatte die Maurerey von seinem Vetter Bramante erlernet, und folgte ihm in der Aufsicht über den Bau der St. Peters-Kirche; allein da er nur 37 Jahr alt war, starb er an seinem eigenen Gebuhrts-Tag, den 6. April 1520 als ihn eben der Pabst Leo X. zum Cardinal ernennen wolte. Er ward mit allgemeinem Leidwesen in der Rotunda Pantheon begraben.

Jocundo von Verona und Antonio San Gallo folgten dem Raphael bey dem St. Peters-Bau, und giengen A. D. 1535 mit Tode ab, worauf Pabst Paulus III. den Michael Angelo, welcher der gröste Zeichner seiner Zeit, und ln seinen letzten Jahren der gröste Bau-Meister war, diesem Amt vorsetzte. Weil nun derselbe an des San Gallo Grund-Rissen einige Fehler fand, so machte er ein neues Modell von der St. Peters-Kirche, nach welchem dieser prächtige Tempel zur Vollkommenheit gebracht wurde. Dieser Groß-Meister ließ den Pirro Ligorio, seinen Vorsteher, bey dem St. Peters-Bau, und führte das neue Capitolium, den Pallast Farnese und andere kunstreiche Gebäude auf. Er hatte auch bereits vorher das Mausoleum in der Kirche St. Petri ad Vincula, mit der sehenswürdigen Bildseule Mosis, das feine Vorgebäude der Kirche St. Laurentii zu Florentz, auf Befehl des Pabsts Leo X., das Begräbniß des Hauses Medicis auf Befehl des Hertzogs Alexander, und die Apostolische Cammer zu Rom erbauet.

Michael Angelo hat gewiß die Bau-Kunst oder Maurerey zu ihrer höchsten Vollkommenheit gebracht, und ist zu Rom den 17. Febr. 1564 in einem Alter von 90 Jahren gestorben. Er stund bey allen Printzen von Europa in grossem Ansehen, und Cosmus, der Groß-Hertzog von Toscana, stahl seinen Cörper von Rom, damit er den Angelo, weil er ihn nicht lebendig haben können, doch todt besitzen möchte. Er ließ ihn in der heil. Creutz-Kirche zu Florentz feyerlich in Begleitung der Brüderschafft begraben, und trug dem Vasario auf, den Riß zu seinem Grabmahl zu machen, welches mit den drey grossen Marmor-Seulen der Bau-Kunst, Mahlerey und Bildhauer-Kunst gezieret wurde.

Jacobus Barotzi da Vignola kam in die Stelle des Michael Angelo an der St. Peters-Kirche, auf Befehl des Pabsts Pauli V.; allein Ligorio, der Groß-Vorsteher, wurde von dem Pabst Gregorio XIII. abgesetzet, weil er den Grund-Riß des Angelo geändert hatte. Vignola hat nächst seinen zu Rom und anderswo angelegten stattlichen Gebäuden für Philipp II. König in Spanien das berühmte Escurial und Kirche St. Laurentii, rechte Meisterstücke der Kunst, entworffen. Er gab ein Buch heraus von den Bau-Ordnungen, und die Schönheit seiner Profile wird sehr bewundert. Er machte die Grundrisse zu der Jesus-Kirche in Rom, zu dem Castell von Caprarola und zu der Seite des Farnesischen Pallasts, die nach der Tiber siehet. Er starb zu Rom A. D. 1573 im 66sten Jahr seines Alters.

Maderni war des Vignola Nachfolger bey der St. Peters-Kirche, und vollführte das prächtige Vorgebäude (Frontispice) dieses grossen Tempels, ohngefehr um die Zeit als Pabst Gregorius XIII. einen neuen Calender machte, oder den Neuen Styl, nach ihm der Gregorianische genannt, anfieng, dessen erstes Jahr A. D. 1582 einfällt. Gregorius gieng A. 1585 mit Tode ab, und ihm folgte Pabst Sixtus V. welcher den Dominico Fontana bey manchen artigen Gebäuden, und zu Aufrichtung der Egyptischen Obelisken an öffentlichen Plätzen gebrauchte. Hiernächst war Fontana erster Ingenieur zu Neapolis, und bauete den prächtigen Pallast des Vice-Königs.

Es würde allzuweitläufftig seyn, die sinnreichen Köpfe, so zu der Zeit dieser grossen Meister gelebet, die andern geschickten Hersteller und die Verbesserer der Königlichen Kunst anzuführen. Hieher gehören Balthasar Peruzzi, welcher das Modell des Pallasts von Chigi entwarff und machte, und sein Schüler Sebastian Serglio; Julio Romano, der vornehmste Schüler des Raphaels, bauete für den Hertzog von Mantua seinen Pallast von Delta; Lombard von Meyland; Jacobus Sansovino, welchen der Pabst Leo X. den Venetianern recommendiret; Hieronymus Genga bauete für den Hertzog Guido Baldo seine Palläste zu Urbino und Pesaro; Pellegrino Tibaldi war der Bau-Meister der grossen Kirche zu Mayland, und der Dom derselben ward von Johann Jacob de la Porta verfertiget; Baccio Vandinelli, welchen Pabst Clemens VII. zum Ritter gemacht, weil er in der Bildhauer-Kunst ein grosser Meister war; Benvenuto Cellini; Daniel da Volterra bauete die nette St. Helenen-Capelle in der grossen Kirche der Dreifaltigkeit del Monte zu Rom; Perrin del Vaga brachte zu Genua den grossen Pallast des Fürsten Doria zum Stande, und hatte in der Gyps-Arbeit, einer vortrefflichen Kunst, so damahls gar sehr gesuchet ward, nicht seines gleichen.

Zu Venedig wurde die Herstellung auch fortgesetzet, indem Jocundo von Verona, dessen wie oben gedacht, die steinerne Brücke und die prächtigen Thore zu Verona angeleget. Als Carl V. A. D. 1525 die Stadt Rom belagern ließ, nahm Michael Angelo seinen Weg nach Venedig, worauf der Doge ihm auftrug, den Grund-Riß zu der berühmten Brücke von Realto zu machen. Jacob Sansovino richtete eine Loge von Bau-Verständigen (oder Meistern) zu Venedig auf, unterstützte die Dom-Kirche von St. Marco, welche A. 1527 in Gefahr stund, auf kunstreiche Weise, zierte den Pallast und die Schatz-Cammer, und stärckte die gantze Republic als Groß-Meister der Frey-Maurer.

Doch wurde zu Venedig die Augustische Bau-Art auch durch den geschickten Vincentio Scamozzi, Daniel Barbaro und den grossen Andrea Palladio sehr hoch getrieben. Der vortreffliche Geist des Palladio hat sich in dem gantzen Staat von Venedig durch die von ihm erbauete heilige Gebäude, Palläste und Lust-Häuser, wie auch andere anmuthige Wercke zu erkennen gegeben. Er schrieb auch mit grossem Verstand von den Seulen-Ordnungen der alten Bau-Kunst, und von den Tempeln der Alten; welches ein herrliches Denckmahl seiner Geschicklichkeit, und zu allen Zeiten nützlich zu gebrauchen ist. Er starb A. D. 1580.

Solchergestalt war Italien wiederum die Meisterin der Welt, nicht so wohl in Ansehung der Kayserlichen Herrschafft, als wegen der Bau- und Zeichnungs-Künste, welche von der Gothischen rauhen Bau-Art hergestellet waren. Doch begonten die Frey-Maurer schon seit der ersten Herstellung neue Logen, (von den Mahlern Akademien oder Schulen genannt, wie alle wahrhafftige Logen seyn sotten) die weit artiger, als die ehemaligen Gothischen Logen, eingerichtet waren, anzulegen. Man hatte hierbey die Absicht, die Schüler oder Lehrlinge zu unterweisen, die Geheimnisse der Brüderschafft vor Fremden und Spöttern zu bewahren, und die Königliche Kunst unter dem Schutz der Päbste, wie auch der Italiänischen Fürsten und Staaten, immer vollkommener zu machen; gleichwie solches weitläufftiger könte dargethan werden.

Wenn ich im Andern Theil werde gezeiget haben,wie die Römer die Augustische Bau-Art nach Britannien gebracht, und wieder mit sich weggenommen; und wie der Gothische Styl allda bis zur Vereinigung der Cronen im Schwange gewesen: so will ich im Dritten Theil Nachricht geben, wie die Augustische Bau-Art durch den Inigo Jones in dieser Insul wieder hergestellet worden.


Zweyter Theil.

Geschichte der Frey-Maurerey in Britannien von dem Julius Cäsar an bis auf die A. D. 1603 erfolgte Vereinigung der Cronen.

Das I. Capitel.
Von dem Julius Cäsar bis auf die erste Ankunft der Sachsen in Britannien.

Man kan aus Mangel der Nachrichten nicht eigentlich bestimmen, wie lange die Europäer in den Nord- und Westlichen Theilen vor der Römischen Eroberung ihre aus Sinear mitgebrachte ursprüngliche Wissenschafft verlohren. Wir überlassen also unsern Brüdern, den Frey-Maurern anderer Nationen, daß sie ihre Geschichte von der königlichen Kunst nach ihrer eigenen Art ausführen, mögen, und wir bleiben mit unserer Erzehlung nur in den Britannischen Insuln.

Cäsar giebt uns die erste gewisse Nachricht von Britannien. Er that am 20. August A. M. 3949 im 55sten Jahr vor der Christlichen Zeit-Rechnung, und im 51sten vor Christi Gebuhrt, eine Landung zu Dover, und im folgenden Jahr kam er bis London; er setzte aber seine Eroberungen nicht weiter fort, weil er im Sinn hatte sich zum Groß-Meister von der Römischen Republic zu machen.

Die Römer liessen ohngefehr 97 Jahr verstreichen, ohne daß sie der von dem Cäsar gebrochenen Bahne folgten, bis endlich A. D. 42 Aulus Plautius von dem Kayser Claudius dahin geschicket wurde. Im folgenden Jahr kam Claudius selbst nach Britannien, und sandte hernach den Ostorius Scapula dahin, welchem verschiedene Römische Statthalter folgten. Diese legten gar bald Logen an, um Castelle und andere feste Plätze zur Versicherung des von ihnen eroberten Landes auszuführen.

Ohngefehr A. D. 77 schickte der Kayser Vespasianus seinen tapfern General, den Julius Agricola, dahin ab, welcher alles bis an die Erd-Enge zwischen den Firths von Clyde und Forth unter seine Gewalt brachte, und gegen die Einfalle der Nordlichen Völcker eine Mauer von Erde aufrichten ließ. Nachdem er aber zurück beruffen war, drungen die aus dem Norden über die Mauer herein, und streifften ohne Scheu in die mittäglichen Provintzien.

Endlich kam der Kayser Adrianus A. D.120 in Person nach Britannien, und weil er sahe, daß der Krieg verdrießlich und von ungewissem Ausgang war, so hielt er für besser die Römische Provintz durch eine Mauer von Time Mouth bls Solway Firth zu beschützen. Nach der Zeit sandte Antoninus Pius den Lollius Urbicus dahin, welcher die Briganter zu Paaren trieb, und die Nordischen bis über des Agricola Mauer A. D. 131 zurücke schlug, so dann aber diese Mauer mit Castellen versahe.

Hiernächst lesen wir von dem Lud oder Lucius, einem Brittischen König unter den Römern, welcher ein Christ geworden, und Kirchen gebauet. Inzwischen wurde der Krieg im Norden mit abwechselndem Glück fortgesetzet, bis endlich die Nordischen den Virius Lupus dermassen in die Enge brachten, daß er den Frieden mit einer grossen Geld-Summe erkauffen muste. Hierüber erzürnte sich der Kayser Septimius Severus gewaltig, wie er denn A. D. 207 mit einem starcken Kriegs-Heer dahin kam, und ein Gelübde that, mit ihnen den Garaus zu spielen. Er konte aber nicht, ob er schon bis an die Nordliche See hindurch drang, sondern da er 50 000 Mann auf diesem Feldzug eingebüsset hatte, fand er sich genöthiget dem Exempel des Adrianus nachzufolgen, und dessen alte Wand in eine steinerne Mauer zu verwandeln; welche vor Alters Severi Mauer, wie auch Gremes Dyke oder die Picten-Mauer genennet worden.

Als Nonnius Philippus A. D. 238 von dem Kayser Gordian dahin gesandt war, so bauete dessen Stallmeister, Emilius Crispinus, ein geschickter Bau-Verständiger, einen zierlichen Tempel zu Carlisle, von welchem der Altar-Stein ohnlängst allda, nicht weit von der Mauer des Severus, gefunden worden.

Die Südlichen Britten waren schon lange in ihren Sitten durch die Römer gebessert worden, und suchten es ihnen an Artigkeit nachzuthun, wie sie sich denn auch der Römischen Kleidung und der Lateinischen Sprache bedienten. Weil sie ausser dem von der Handlung trefflichen Zugang hatten, so nahmen sie in den Künsten und Wissenschafften nicht wenig zu, und befanden, daß die Römische Eroberung den Besiegten zu grossem Vortheil gereichet habe, indem sie ihr Vaterland, welches ehemahls gantz rauh und wild gewesen, nunmehr mit ansehnlichen Tempeln, prächtigen Gerichts-Höfen, stattlichen Pallästen und Wohnungen, grossen und schönen Städten, regelmäßigen Festungen und Castellen, wohlangelegten Brücken u. s. w. ausgezieret sahen.

Die zugleich regierende Kayser Diocletianus und Maximianus brauchten den Carausius als ihren Admiral wider die Sächsischen See-Räuber; da aber dieser mit den Picten in gutem Vernehmen stund, und die Armee auf seiner Seite hatte, so legte er den Purpur an, und wurde A. D. 287 von beyden Kaysern dafür erkannt.

Carausius beförderte die Maurerey, sonderlich zu Verulam (jetzo St. Albans in Herfordshire) durch den würdigen Ritter Albanus, welcher hernach zum Christenthum trat, und St. Alban, der erste Märtyrer in Britannien unter Diocletiani Verfolgung, genennet wurde.

Diesen brauchte Carausius, (wie die alten Constitutionen versichern) um besagte Stadt mit einer steinernen Mauer zu versehen, und für ihn einen prächtigen Pallast zu bauen; weswegen dieser Brittische König den St. Alban zu seinem Haus-Hofmeister, und zum Ersten Minister des Reichs bestellte. St. Alban liebte die Maurer und war ihnen sehr gewogen, und bestimmte ihnen sehr guten Lohn, nemlich zwey Schilling die Woche, und drey Pence zu ihrer Ergetzung; da vor selbiger Zeit durch das gantze Land ein Maurer nur einen Penny des Tages, und sein Essen gehabt, bis es St. Alban verbesserte. (26) Er würckte auch bey dem König ein Patent für die Frey-Maurer aus, um eine allgemeine Zusammenkunfft zu halten, und gab selbiger den Namen einer Versammlung, und erschien selbst allda als Groß-Meister, und halff Frey-Maurer machen, und ertheilte ihnen gute Verrichtungen etc.

(26) Dieses wird in allen alten Abschriften der Constitutionen behauptet, und die alten Englischen Frey-Maurer haben den festen Glauben.


Da Diocletianus und Maximianus A. D. 303 die Kayserliche Würde niedergeleget hatten, folgte Constantius Chlorus als Kayser im Occident, welcher ein Liebhaber der Künste und Wissenschafften war, und die Maurerey nicht wenig unterstützte, bis er A. 306 in eben dem Jahr, da seine Brittische Gemahlin Helena London mit einer steinernen Mauer umgab, zu York das Zeitliche geseegnet.

Constantinus der Grosse, ihr Sohn, welcher in Britannien gebohren war, gelangte hierauf zum Kayserthum, und theilte das Südliche Britannien in vier Provintzen. Unter seiner Regierung blühete die Christliche Religion, die Britten genossen der Ruhe und des Uberflusses, und die alte Römische Maurerey zeigte sich in manchen prächtigen und netten Gebäuden. Er starb A. D.336.

Nachdem hierauf die Nordlichen Völcker sich zu den Sächsischen See-Räubern geschlagen, und die Südlichen Landschafften durch Streiffereyen beunruhiget hatten: so ward A. D. 367 Theodosius (Kaysers Theodosii des Grossen Vater) von dem Kayser Valentinian l. dahin gesandt, und schlug sie mit grosser Tapferkeit bis über des Agricola Mauer zurück, welche er mit neuen Castellen und Festungs-Wercken versahe. Da er nun das Land der alten Meats zwischen beyden Mauern wieder erobert, so machte er dasselbe zur fünfften Provintz, und nennte es Valentia. Er setzte auch London in bessern Stand, und verbesserte alle Städte und Festungen, worauf er A. D. 374 Britannien verlleß.

Maximus (der Tyrann genannt) kam hierauf im Namen des Kaysers Gratian dahin, und, nachdem er den Purpur angeleget, seegelte er hinüber nach Gallien; er ward aber in Italien von Theodosio dem Grossen geschlagen, und A. D. 388 enthauptet.

Constantin, ein gemeiner Soldat, wurde wegen seines glücklichen Namens von den Südlichen Einwohnern zu ihrem Anführer erwehlet, worauf er sich auch des Purpurs anmaßte, und nach Gallien überfuhr, aber auch daselbst geschlagen und auf Befehl des Kaysers Honorius enthauptet worden.

Nunmehr ließ Honorius, weil er sich nicht im Stand sahe, die Südlichen Einwohner wieder die Nordlichen zu beschützen, seine Herrschafft über Britannien freywillig fahren. Dieses geschahe A. D. 410 im andern Jahr, nachdem Alarich die Stadt Rom eingenommen hatte. Nichts desto weniger schickte Aetius, Valentinians III. General, da er in Gallien siegreich war, den Britten aus Mitleiden eine Legion unter dem Gallio zu Hülffe. Dieser trieb die Nordländer bis über des Severi Mauer zurück, und ließ dieselbe von Stein 8 Fuß breit und 12 Fuß hoch wieder aufbauen. Es währte aber nicht lange, so ward er wieder zurück beruffen, da er denn die Südlichen Britten ihrer eigenen Vertheydigung wieder die Nordlichen überließ, und A. D. 426 mit seiner Legion abgieng, wiewohl die sämtlichen Römischen Soldaten allererst A. D. 430 die Insul verlassen haben. Nemlich in dem gemeinen Jahr der Maurerey 4430 da nach Cäsars Einfall 486 Jahr und nach des Aulus Plautius Ankunfft 389 verflossen waren.

Diese gantze Zeit über hatten die Römer in jedem Besatzungs-Ort die Maurerey fortgepflantzet, und fast unzehlige nette Plätze, so gar bis an die Nordliche Gräntze, oder des Agricola Mauer, gebauet, wie sie denn auch nahe bey derselben an dem Fluß Forth den kleinen Tempel ihres Abgotts Terminus aufgeführet, welcher noch bis auf diesen Tag stehet, und insgemein Arthurs Ofen genennet wird. Es ist eine artige Rotunda nach dem Modell des Pantheon zu Rom, hat 20 Fuß in der Höhe, und beynahe 20 Fuß im Durchschnitt. Ja in Friedens-Zeiten mochten die Nordlichen Einwohner von den Römern wohl gelernet haben, diese Kunst bis in die fernesten Gegenden nach Norden und Westen, oder bis in das äusserste Thule auszubreiten.

Jedoch nahm die alte Maurerey zugleich mit den Römischen Legionen aus Britannien ihren Abschied: Denn ob sich gleich viele Römische Familien in dem Südlichen Theil niedergelassen, und mit den Britten, welche in der Wissenschafft und Kunst wohl erzogen waren, vermischet hatten: so wurde doch durch die folgende Kriege, Verwirrungen und Unruhen auf dieser Insul die alte Wissenschafft verdunckelt, bis alle geschickte Künstler ohne Nachfolger gestorben waren.

Denn als die Nordlichen Einwohner vernahmen, daß die Römischen Legionen niemahls wieder nach Britannien kehren würden, brachen sie durch die Mauer des Severus, bemeisterten sich der gantzen Landschafft Nordwärts von dem Humber, und fanden um so viel weniger Hinderniß in die Südlichen Provintzen zu streiffen, weil diese unter verschiedenen kleinen Königen stunden, bis sie endlich A. D. 445 einen allgemeinen Monarchen erwehlten.

Weil aber Vortigern sich nicht vermögend sahe die Sachen wieder gut zu machen; so ließ er, mit Einwilligung seines Adels, die Sachsen in Nieder-Deutschland ersuchen, daß sie hinüber kommen und ihm helffen möchten. Diese waren darzu bereit, und der Fürst Hengist trat A. D. 449 mit 2000 Sachsen zu Thanet in Kent ans Land.


Das II. Capitel.
Von der ersten Ankunfft der Sachsen bis auf Wilhelm den Eroberer.

Nachdem die Sachsen dem Vortigern tapffer beygestanden, und die Schotten und Picten jenseit des Humber-Flusses zurück geschlagen hatten; so führten sie Thong Castle in Lincolnshire auf, und weil sie fast täglich aus Nieder-Deutschland und aus dem Elb-Strom frische Mannschafft bekamen, faßten sie den Schluß, sich allhier nieder zu lassen. Hierüber geriethen die Brltten und Sachsen einander in die Haare, und nach vielen Schlachten und häuffigem Blutvergiessen stiffteten die letztern ihre Heptarchie oder sieben Königreiche, nemlich:

  1. Das Königreich Kent, gestifftet von Hengist A. D. 455
  2. Das Königreich Sussex, gestifftet von Ella A. D. 491
  3. Das Königreich Westsex, gestifftet von Cherdick A. D. 519
  4. Das Königreich Essex, gestifftet von Erchenwyne A. D. 529
  5. Das Königreich Northumberland, gestifftet von Ida A. D. 547
  6. Das Königreich Ost-Angeln, gestifftet von Uffa A. D. 571
  7. Das Königreich Mittel-Angeln oder Mercia, gestifftet von Crida A. D. 584

Wie nun die Angel-Sachsen immer stärcker wurden, so büßten die Britten immer mehr von ihrem Lande ein, bis endlich nach dem Tode des Ambrosius Aurelius und seines tapfern Sohns, Königs Arthur, die Britten keinen grossen Monarchen, sondern nur etliche kleine Könige hatten. Da hierauf Crida ans Land stieg, so ergaben sich viele an ihn (gleichwie an andere Sächsische Könige) viele flohen nach Cornwal, und zu Wasser nach Armorica, (anjetzo Bretagne in Franckreich) viele wandten sich nach Nord-Britannien unter die Scoto-Walenser, die meisten aber giengen über die Severn, allwo sie zwischen den Bergen und dem Irrländischen Meer eingeschlossen wurden. Dieses geschahe um das Jahr 589.

Die Angel-Sachsen, welche jederzeit die Britten Gvällsch oder Wälischmänner genennet, legten nunmehr ihrem Sitz jenseit der Severn den Namen Wälischland oder Wales bey, wie denn derselbe noch jetzo bey den Frantzosen Galles von den Galliern ihren Vorfahren heisset. Und hier erwehlten sie den edlen Cadwan zum König, welcher der Stamm-Vater der Christlichen Könige und Fürsten von Wales gewesen.

In den erschrecklichen Kriegen, welche seit dem Albzug der Römischen Legionen ohngefehr 160 Jahr gedauert, wurde die Frey-Maurerey gäntzlich ausgetilget: Auch haben wir nicht die geringste Spur davon, wir müsten denn das von Stone Heng rechnen, und mit einigen zugeben, daß Ambrosius, König der Britten, dieses berühmte Denckmahl auf der Ebene von Salisbury, durch die Kunst des wunderbaren Merlin (welchen das gemeine Volck für einen Beschwörer und Propheten hielt) zum Andencken der blutigen Zusammenkunfft, da Hengist 300 Brittische Edelleute ermordet, aufrichten lassen. Andere halten es für einen alten Celtischen Tempel, welchen die Britten lange vor der Römer Ankunfft allhier gebauet; und andere haben es nur für ein Dänisches Monument angesehen. Allein der grosse Inigo Jones und sein Vetter, Johann Web, haben auf gelehrte Art gezeiget, daß es ein Römischer Tempel, das gröste Stück des Alterthums auf dieser Insel, gewesen.

Die Angel-Sachsen kamen herüber als rauhe unwissende Heyden, die eintzig und allein dem Krieg ergeben waren; Und aus Haß gegen die Britten und Römer zerstörten sie alle regelmäßige Gebäude, und alle herrliche Uberbleibsel der alten Wissenschafft, und liebten bloß ihre eigene barbarische Lebens-Art, bis sie Christen wurden. Man siehet solches zur Gnüge, wenn man den Beda, die Sächsischen Jahr-Bücher und andere gute Scribenten lieset; daher wir keine Nachricht von der Maurerey in ihren ersten Wohnplätzen finden.

Im Gegentheil treffen wir an den Orten, wo die Wälischen gewohnet, gar frühzeitigen Bericht, zum wenigsten von heiligen Gebäuden, als zu Glastonbury in Devonshire; zu Padstow in Cornwal; zu Carleon [Caerleon] in Chester, so hernach nach St. Assaph in Flintshire verleget worden; Llan Twit oder die Kirche des Iltutus; Llan Badarn Vawr, oder die Kirche des grossen St. Patern; das Closter zu Llan Carvan; Bangor in Carnarvonshire [Caernarvonshire]; Holyhead in AngIesey; Llandoff [Landaff] in Glamorganshire; Menevia oder St. David in Pembrokeshire; und viele andere Kirchen, Clöster und Lehr-Schulen.

Einige fromme Lehrer kamen aus Wales und Schottland, und bekehrten viele von den Angel-Sachsen zum Christenthum, jedoch keinen von ihren Königen, bis A. D. 597 da Augustinus [im engl. Original: Austin] und 40 andere Mönche von dem Pabst Gregorius l. anlangten, und Ethelbert den König von Kent taufften, welchem Exempel in Zeit von ohngefehr 60 Jahren alle Könige der Heptarchie nachgefolget.

Nunmehr bekamen sie eine Lust, Kirchen und Clöster, Palläste und schöne Wohn-Häuser zu bauen, und beklagten allzuspät das unverständige und schädliche Verfahren ihrer Vor-Eltern, allein sie wusten nicht, wie sie den öffentlichen Verlust der alten Bau-Kunst ersetzen solten. Weil sie aber doch eine grosse Begierde zu bauen hatten, so folgten sie dem Gothischen Styl, welcher damahls allein gebräuchlich war, und führten in kurtzem folgende Gebäude auf, nemlich die Haupt-Kirche zu Canterbury A. D. 600 die zu Rochester A. D. 602 die St. Pauls-Kirche zu London A. D. 604 die St. Peters-Kirche zu Westmünster A. D. 605 und viele andere mehr, die man in dem Monastico AngIicano beschrieben findet. Sie baueten auch manche Palläste und Castelle, und befestigten ihre Städte, sonderlich an den Gräntzen eines jeden Königreichs. Hierzu wurden viele Maurer erfordert, welche gar bald, unter Anführung der Fremden, die herüber gekommen waren ihnen zu helffen, in Gesellschafften oder Logen zusammen traten.

Diese vielfältige Sächsische Logen verbesserten sich Stuffenweise, bis Kenred, König von Mercia und allgemeiner Monarch, zu Carl Martel, dem würdigsten Groß-Meister von Franckreich (des Königs Pipinus Vater) schickte, welcher von dem Bruder Mimus Gräcus erzogen worden. Dieser ließ ohngefehr A. D. 710 einige erfahrne Maurer aus Franckreich hinüber gehen, damit sie die Sachsen in den Gesetzen und Gebräuchen der alten Brüderschafft, welche vor der Gothischen Zerstörung glücklich bewahret worden, unterweisen möchten. Doch fehlte es noch an der Augustischen Bau-Art, welche schon lange in dem Occident, und nunmehr auch in dem Orient verlohren gegangen. Dieses wird in allen alten Constitutionen nachdrücklich behauptet, und wurde von den alten Englischen Maurern für gewiß gehalten.

Die Geistlichkeit befand nunmehr für rathsam, sich auf die Geometrie und Bau-Kunst, wie sie damahls beschaffen war, mit Fleiß zu legen, weil es die Edlen und Reichen, ja Könige und Königinnen, für ein verdienstlich Werck hielten, Kirchen und andere gottselige Häuser zu bauen, in welchen einige derselben ihr Leben in süsser Einsamkeit beschlossen. Denn alle diese heilige Häuser stunden unter der Aufsicht der Geistlichen, und die Logen wurden vor dem Einfall der Dänen in den Clöstern gehalten.

Gleichwohl baueten sie anfänglich meistens mit Holtz, bis Bennet, der Abt von Wirral, ohngefehr A. D. 680 den Gebrauch der Ziegel und Steine einführte; daß also auch die Gothische Bau-Art unter währender Heptarchie, welche seit Hengists Ankunfft A. D 449 eine Zeit von 331 Jahren gedauret, nur annoch in ihrer Kindheit verblieben.

Endlich wurde Egbert, König in Westsex A. D. 830 durch Klugheit und Gewalt regierender Herr über die andern sechs Königreiche, und weil die Angeln die stärcksten an der Zahl waren, so nannte er sein vereinigtes Reich England, und alle Unterthanen Engländer; wiewohl die Wälischen, Irrländer und Schottischen Hochländer ihnen noch jetzo den Namen der Sachsen, nach denen welche zuerst mit dem Hengist herüber gekommen, beyzulegen pflegen. Egbert befestigte seine See-Hafen, und starb A. D. 836.

Ethelwolph, sein Sohn, brauchte den heiligen Swithin, die Gottes-Häuser zu verbessern, und starb A. D. 836. Ihm folgten seine vier Söhne in der Regierung. Ethelbald starb A. D. 860 Ethelbert A. D. 866 und Ethelred I. A. D. 872 unter welchen sich die Dänen in Ost-Angeln und Northumberland einnistelten, und die Gottes-Häuser plünderten und niederrissen. Der vierte Sohn, Alfred der Grosse, welcher A. D. 872 auf den Thron kam, überwand zwar die Dänen, konte sie aber nicht gäntzlich vertreiben. Er vermehrte seine Königliche See-Macht, befestigte viele Städte, bauete einige wieder auf, und stifftete die Universität zu Oxford. Alfred hatte die besten Bau-Meister um sich, und brauchte die Gesellen bloß in Ziegeln und Steinen zu arbeiten. Er war der beste König von England, und starb mit höchstem Ruhm A. D. 900.

Eduard der Aeltere überließ die Maurerey anfänglich der Vorsorge des Ethred, Statthalters in Mercia, welcher Eduards Schwester Elfreda, die preißwürdige Heldin, zur Gemahlin hatte, die durch ihre Tapferkeit die Dänen aus Mercia verjaget, und zu Verhinderung ihrer Einfälle manche Städte und Schlösser mit Festungs-Wercken versehen. Hiernächst verordnete der König seinen gelehrten Bruder Ethelward zum Haupt der Brüderschafft, und stifftete die Universität zu Cambridge, welche Stadt schon lange eine Säug-Amme der Gelehrten gewesen. Der König starb A. D. 924 und hinterließ drey Könige und eine Königin.

Athelstan der älteste Sohn folgte ihm, ob er gleich nur von einer Concubine gebohren war. Dieser überließ die Kunst und deren Beförderung der Sorgfalt seines Bruders Edwin, welcher in einigen Abschrifften sein Sohn genennet wird. Denn in allen alten Constitutionen stehet hiervon folgendes geschrieben:

Daß, obgleich die alten Acten der Brüderschafft in Engelland grösten Theils in den Kriegen mit den Dänen, (welche die Clöster, wo solche Acten aufgehoben worden, eingeäschert) verlohren gegangen, dennoch der König Athelstan, des Königs Alfred Enckel, der erste gesalbte König von Engelland, welcher die Heil. Bibel in die Sächsische Sprache übersetzet, nachdem er Frieden und Ruhe im Lande wieder hergestellet, manche grosse Wercke aufbauen lassen, und viele Maurer aus Franckreich und andern Orten an sich gezogen, welche er zu Aufsehern darüber gemacht. Diese brachten die Pflichten und Einrichtungen der ausländischen Logen mit sich, und bewogen den König dahin, daß er den Arbeitslohn vermehrte.

Daß Printz Edwin, des Königs Bruder, welcher die Geometrie und Maurerey gelernet, aus Liebe zu dieser Kunst, und zu den herrlichen Grundsätzen, worauf selbige beruhet, einen Gnaden-Brief von dem König Athelstan, seinem Bruder, für die Frey-Maurer ausgewürcket, um eine Zucht unter sich selbst zu haben, oder eine Macht und Freyheit sich selbst einzurichten, die mit untergelauffene Fehler zu verbessern, und eine jährliche Unterredung bey einer allgemeinen Versammlung zu halten.

Daß Printz Edwin solchemnach alle freye und angenommene Maurer im Königreich erinnert, sich bey ihm auf einer Versammlung zu York einzufinden, und da solches geschehen, die grosse Loge unter ihm als ihrem Groß-Meister A. D. 926 angeleget.

Daß sie gar viele alte Schrifften und Nachrichten von der Zunfft, so theils in Griechischer, theils in Lateinischer, theils in Frantzösischer und andern Sprachen verfasset gewesen, mit sich dahin gebracht, und aus deren Inhalt die Constitutionen der Englischen Logen entworffen, und sich selbst ein Gesetz gemacht, dieselben in allen zukünfftigen Zeiten zu bewahren und zu beobachten etc etc.


Allein der vortreffliche Printz Edwin starb A. D. 938 vor dem König ohne Leibes-Erben, welches der Brüderschafft nicht geringe Betrübniß zuzog; doch blühet sein Andencken noch aufs beste in den Logen, und die alten Constitutionen melden von ihm niemahls, ohne ihn zugleich zu rühmen. Einige Englische Geschicht-Schreiber geben vor, daß Edwin wegen einer heimlichen Verbindung angeklaget worden, daß ihn der König in ein Boot ohne Seegel und Ruder gesetzet, daß Edwin sich auf seine Unschuld beruffen, und, da er in das Schiff gekommen, über Bord in das. Meer gesprungen, und daß sein Stallmeister nach der Picardie getrieben worden. Es verwirfft aber der Geschicht-Schreiber von Malmsbury die gantze Erzehlung, weil sich selbige bloß auf einen gewissen alten Ballad gründe, und weil des Athelstans zärtliche Liebe gegen alle seine Brüder und Schwestern allzubekannt sey. Und Huntington schreibet von dem Verlust des Edwin auf der See, als von einem sehr betrübten Zufall und grossen Unglück für Athelstan, der ihn auf inbrünstige Art geliebet.

Der König Athelstan bauete gar viele Festungen und Schlösser in Northumberland, um die Dänen (welche er bezwungen hatte) im Zaum zu halten, ingleichen die berühmte Abtey von St. John zu Beverley (so ohnlängst wieder zum Gottesdienst bereitet worden) und die Abtey Melton in Dorsetshire. Er bauete die Stadt Exeter wieder auf, und ließ die alte Kirche von Culders zu York ausbessern. Er starb A. D. 940 ohne Kinder.

Edmund I. folgte seinem Bruder Athelstan, und ließ die Herstellung der Städte und Kirchen sich angelegen seyn. Er starb A. D. 946 und hinterließ zwey Söhne. Edred folgte seinem Bruder Edmund, bauete Glastonbury wieder auf, und starb A. D. 955. ohne Erben. Edwin, des Edmunds ältester Sohn, gelangte nach seinem Vetter Edred auf den Thron, er starb aber A. D. 959 ohne männliche Nachkommen. Ihm folgte also sein Bruder Edgar, welcher ohngefehr 48 Gottes-Häuser unter der Aufsicht des heil. Dunstan, als Groß-Meisters, und verschiedener andern kunsterfahrnen Meister, entweder von neuem aufführen, oder ausbessern lassen. Er rüstete auch eine gute See-Macht aus, wodurch er den Einfällen der Dänen zuvorkam, und starb A. D. 975.

Eduard der Jüngere, Edgars ältester Sohn, sonst der Märtyrer genannt, starb ohne männliche Erben A. D. 979 daher ihm sein Bruder Ethelred II. im Reich folgte. Er ward beständig von den Dänen angefochten, und fiel auf den Anschlag, sie A .D. 1002 allesamt zu ermorden. Hier ist zu mercken, daß Thyra, Eduards des Aeltern Tochter, nach Aussage der Dänischen Scribenten, mit Gormo III. König in Dänemarck vermählet gewesen, und ihm Harald VIII. König in Dänemarck, gebohren.
Als des letztern Sohn Swen Otto, König von Dänemarck, in Erfahrung gebracht, daß Ethelred seine Flotte nicht in gutem Stande erhielte, so gab er seinen Dänen Erlaubniß, in Engelland alle Jahr eine Streifferey vorzunehmen; und es blieben zur Unterdrückung der armen Engelländer viele Dänische Herren im Lande. Da aber Swen Otto von obgedachtem Blut-Bade Nachricht bekam, seegelte er mit einer grossen Kriegs-Macht hinüber, und zwang Ethelred in die Normandie zu entweichen. Und also ward Swen Otto König in Engelland A. D. 1013 er starb aber im folgenden Jahr plötzlich. Auf diese Botschafft kam Ethelred wieder zurück, und starb A. D. 1016 nachdem er schlechten Ruhm erworben hatte.

Edmund II. Ironsides, Ethelreds Sohn von seiner ersten Gemahlin, regierte in dem westlichen Theil, bis er A. D. 1017 ermordet wurde. Von seinem Sohn Eduard, welcher zu London A. D. 1057 gestorben, sind zwey Kinder zu mercken, nemlich der Printz Edgar Atheling, der ohne Erben gestorben, und Margaretha, so mit Malcolm Keanmore, König in Schottland, vermählet worden.

Nach des Königs Edmund Tode ward Canutus oder Knut der Grosse A. D. 1017 zum König über gantz Engelland gecrönet. Er bauete die Abtey St. Edmunds-Bury, und starb A. D. 1036. Ihm folgten seine beyden Söhne, Harald I. Hasenfuß, und Hardy-Knut, von welchen jener A. D. 1039 dieser aber A. D. 1041 und beyde ohne Erben mit Tode abgegangen.

Da also der Dänische Stamm erloschen war, gelangte Eduard der Bekenner A. 1041 auf den Englischen Thron. Er brachte die Sächsischen Gesetze in eine Sammlung, und unter seinem Regiment haben die Künste und Wissenschafften geblühet. Leofrick, der reiche Graf von Coventry, führte als Haupt der Frey-Maurer die Abtey zu Coventry auf, und andere baueten 12.andere Gottes-Häuser. Der König ließ die Abtey zu Westmünster wieder herstellen, jedoch nicht in den Stand, worin sie sich jetzo befindet. Er starb am 5. Jan. A. D. 1065 ohne Leibes-Erben.

Hierauf erwehlten die Grossen und das Volck Harald ll. des Grafen Goodwin Sohn, welcher neun Monate den Thron besaß, bis Wilhelm der Bastard, Hertzog in Normandie, ihn in der Schlacht zu Hastings in Sussex nach tapferer Gegenwehr erschlug, worauf die Engelländer von den Normännern völlig zerstreuet wurden. Dieses geschahe am 14den October A. D. 1066 in dem gemeinen Jahr der Maurerey 5066 da nach Hengists Ankunfft 617 und nach dem Ende der Heptarchie 236 Jahr verflossen waren.

Was die Dänen anbetrifft, so hatten sich dieselben, aus Mangel eines Fürstlichen Haupts, den Sächsischen Königen unterworffen, und weil sie von Tage zu Tage ihre Geschlechts-Register verlohren, so wurden sie allgemählig mit den Angel-Sachsen vermischet, wie sie denn fast einerley Sprache hatten.


Das III. Capitel.
Geschichte der Maurerey in Engelland von Wilhelm dem Eroberer bis auf den König Henrich IV.

Nachdem Wilhelm I. der Eroberer Engelland in Ordnung gebracht, und alles beruhiget hatte; so bestellte er Gundulph, den Bischoff zu Rochester, Roger von Montgomery, Grafen von Schrewsbury und Arundel, nebst andern guten Bau-Meistern, um die Handwercks-Gesellen anzuführen. Diese haben zuerst in der bürgerlichen und Kriegs-Bau-Kunst den Tower zu London, und die festen Schlösser zu Dover, Exeter, Winchester, Warwick, Hereford, Stafford, York, Durham und New-Castle an der Tine für den König angeleget, wodurch die Engelländer von den stoltzen Normännern im Zaum gehalten wurden.
Hiernächst wandten sie sich zur heiligen Bau-Kunst, und führten die Battle-Abtey ohnweit Hastings, zum Denckmahl seines Sieges, St. Saviour’s Southwark und 9 andere Gottes-Häuser auf; da indessen andere beschäfftiget waren 42 solche Gebäude und 5 Haupt-Kirchen in fertigen Stand zu setzen. Der König brachte viele kunsterfahrne Maurer aus Franckreich herüber, und starb in der Normandie A. D.1087.

Wilhelm II. der Rothe folgte seinem Vater, und bediente sich seiner Bau-Meister und Arbeiter, eine neue Mauer um den Tower aufzuführen, und die Brücke zu London herzustellen. Auch bauete er, auf eingezogenen Rath seiner grossen Meister-Loge, den grossen Pallast von Westmünster, nebst der weiten Westmünster-Halle, so 270 Fuß lang und 74 Fuß breit, und einer der grösten Plätze in der Welt ist, wie auch 4 Gottes-Häuser, da mittlerweile von andern 28 dergleichen Gebäude verfertiget waren. Er starb A. D. 1100 ohne Erben.

Henrich I. Beau Clerc, gebohren zu Selby in Yorkshire, folgte seinem Bruder Wilhelm, obgleich der älteste Bruder, Robert Hertzog von Normandie, noch am Leben war. Weil nunmehr die Normannischen Grossen wahrnahmen, daß ihre ansehnliche Güter in Engelland bloß auf dem königlichen Willkühr beruheten, und daß die Gesetze der Angel-Sachsen zur Versicherung des Eigenthums besser, als die von Normandie, wären: so begonten sie sich Engelländer zu nennen, um die Sächsischen Rechte zu behaupten, sie würckten auch bey diesem König so viel aus, daß er ihnen die erste Magnam Chartam, oder grosses Patent wegen ihrer Rechte A. D. 1100 im ersten Jahr seiner Regierung verliehe. Dieser König bauete den grossen Pallast zu Woodstock, einen kleinern zu Oxford zu dem Umgang mit den Gelehrten, und 14 Gottes-Häuser, da inzwischen von andern ohngefehr 100 dergleichen, nebst manchen netten Wohngebäuden, aufgeführet wurden. Er starb A. D. 1135 und ließ von seiner Gemahlin Mathildis (des Königs in Schottland Malcolm Keanmore, und Margaretha der Sächsischen Erbin von Engelland Tochter) eine eintzige Tochter, nemlich Mathildis, die zuerst mit Kayser Henrich V. und hernach mit Godofredo Plantageneta, Grafen von Anjou A. D. 1127 vermählet worden.

Nach Henrichs Tode gelangte sein Vetter Stephanus, Graf von Boulogne, dessen Mutter Adela Wilhelms des Eroberers Tochter gewesen, durch die Macht der Geistlichen auf den Thron. Mathildis kam zwar herüber, um ihr Recht (worzu ihr Vater das gantze König reich, und zugleich Stephanum, durch einen Eyd verpflichtet hatte) auszuführen, wiewohl zu späte. Sie fochte zwar als eine tapfere Heldin, well sie aber die Magnam Chartam nicht bestätigen wolte, sahe sie sich verlassen, und der Tod ihrer besten Freunde nöthigte sie A. D. 1147 nach Anjou zu kehren. Jedoch kam hernach ihr Sohn Henrich nach Engelland, und verfochte sein Recht mit solchem Nachdruck, daß Stephanus ihm die Nachfolge im Reich zugestehen muste.
Als die innerlichen Kriege zwischen dem König Stephanus und der Mathildis noch währten, und beyde den hohen und kleinen Adel bey guter Neigung zu erhalten suchten; so gab dieses den letzteren Gelegenheit ohngefehr 1100 Schlösser aufzubauen, welche ihnen hernach in den Kriegen der Grossen ungemein zu statten kamen. Es wurden also die Maurer eben so sehr als die Soldaten gebrauchet, und hatten Gilbert von Clare, Marquis von Pembroke, zum Groß-Meister, durch welche der König 4 Abteyen und 2 Nonnen-Clöster nebst der St. Stephans-Capelle zu Westmünster bauen ließ. Auch wurden zu gleicher Zeit von andern bey 90 Gottes-Häuser gestifftet.
König Stephanus, der letzte von dem Normannischen Stamm, gieng A. D. 1154 und 88 Jahr nach der Eroberung mit Tode ab, und hinterließ keine männliche Erben. Es gelangten also, vermöge obgedachten Vergleichs, die Plantageneten von Anjou zum Besitz der Englischen Crone.

Henrich II. Plantageneta, Graf von Anjou, wurde A. D. 1154 König von Engelland. Er befestigte einige Schlösser gegen die Wälischen und Schotten, legte einige kleine Palläste, und 10 Gottes-Häuser an, da indessen von andern fast 100 solche Gebäude aufgeführet waren. Der Groß-Meister der Tempel-Herren brachten ihren Orden sehr empor, und bauete ihren Tempel in Fleet-Street zu London. Der König starb A. D 1189.

Richard I. Henrichs ältster Sohn, befand sich lange ausserhalb des Reichs, und starb A. D. 1199; doch wurden unter seiner Regierung bey 20 Gottes-Häuser gebauet. Johannes folgte seinem Bruder Richard, und machte zuerst seinen Caplan Peter von Cole-Church zum Groß-Meister der Maurer, um die Brücke zu London wieder von Stein aufzuführen, welcher Bau durch den folgenden Meister Wilhelm Almain A. D. 1209 vollendet wurde. Hernach bekam Peter de Rupibus, Bischoff zu Winchester, die Würde eines Groß-Meisters, und unter ihm stund Gottfried Fitz Peter, als erster Aufseher oder Vice-Groß-Meister, welcher viele Gebäude für den König zum Stande gebracht. Mittlerweile wurden auch ohngefehr 40 Gottes-Häuser von andern erbauet. Der König starb A. D. 1216 und hatte seinen Sohn zum Nachfolger.

Henrich III. bestieg den Thron im neunten Jahr seines Alters. Als Peter de Rupibus, der alte Groß-Meister, des Königs Vormund wurde, legte er A. D. 1220 den Grund-Stein zu der Abtey von West-Münster, welche in selbigem Theil Salomons Halle genennet wurde. Peter, Graf von Savoyen, der Königin Mutter Bruder, bauete den Pallast von Savoyen in dem Strand zu London: Und Johann Balliol, Lord von Bernard-Castle in Durham (Königs Johann in Schottland Vater) stifftete das Collegium von Balliol zu Oxford. Von den Tempel-Herren wurde ihr Gottes-Haus zu Dover, und von andern 32 dergleichen Gebäude aufgeführet. Der König starb A. D.1272.

Weil Eduard I. sich sehr tief in Kriege verwickelt sahe, so überließ er die Maurerey der Sorgfalt verschiedener auf einander folgender Groß-Meister, als Walter Giffard, Ertzbischoffs zu York, Gilbert von Clare, Grafen von Glocester, und Ralph, Lords von Mount Hermer, des Stamm-Vaters der Montagues. Durch diese befestigte der König viele Schlösser, sonderlich gegen die Wälischen, bis sich diese A. D. 1284 ihm unterwarffen, in welchem Jahr Eduard, des Königs Sohn und Cron-Erbe, als erster Englischer Printz von Wales, zu Carmarthen gebohren wurde. Der König begieng das Bau-Fest wegen der Abtey Westmünster A. D.1285 da gleich 65 Jahr nach dem Anfang dieses Baues verflossen waren. Weil aber diese Abtey und der Pallast A. D. 1299 niederbrannten, so befahl der König den Pallast wieder aufzubauen, von der Herstellung der Abtey aber ward er durch seine Kriege in Schottland abgehalten. Unter seiner Regierung wurde das Collegium von Merton zu Oxford, die Haupt-Kirche zu Norwich und sonst noch etwa 20 Gottes-Häuser gebauet. Der König starb am 7. Julii in seinem Lager bey Solway Sands A. D 1307.

Eduard II. machte den Bischoff von Exeter, Walter Stapleton, zum Groß-Meister, welcher die Collegia von Exeter und Oriel zu Oxford anlegte. Inzwischen baueten andere die Clare-Hall zu Cambridge und 8 Gottes-Häuser. Der König starb A. D. 1327.

Eduard III. ward ein grosser Beförderer der Künste und Wissenschafften. Er ließ zu Windsor eine Taffel, so 600 Fuß in der Runde hatte, hinsetzen, um daran die tapfern Ritter von allen Völckern zu bewirthen; wie er denn auch das Castell und den Pallast zu Windsor, als ein Königlicher Groß-Meister, durch seine verschiedene Deputirten oder Werck-Meister wieder aufgebauet. Diese waren
a) Johann von Spouler, Meister der Giblim genannt, welcher die St. Georgen-Capelle wieder herstellte, allwo der König A. D. 1350 den Orden des Hosenbandes gestifftet.
b) Wilhelm von Wickham, der 400 Frey-Maurer unter sich hatte, und das Castell A. D. 1357 sehr starck und prächtig wieder aufbauete, A. D. 1367 aber zum Bischoff von Winchester erwehlet wurde. Diesem folgte
c) Robert von Barnham, welcher mit 250 Frey-Maurern die grosse Halle zu St. Georgen nebst andern Wercken im Castell A. D. 1375 zum Stande brachte.
d) Henrich Hevele (der zuerst in den alten Urkunden des Königs Frey-Maurer heisset) bauete für den König das Carthäuser-Closter zu London, des Königs Halle zu Cambridge, und das Schloß Queenborough; wie er denn auch die St. Stephans-Capelle, so jetzo das Haus der Gemeinen im Parlement ist, wieder in guten Stand gesetzet.
e) Simon Langham, Abt zu Westmünster, welcher das Haupt-Gebäude der dasigen Cathedral-Kirche, wie es jetzo stehet, verbessern lassen. Der König stifftete auch die Abtey von Ost-Münster, nicht weit vom Tower, und sein rühmliches Exempel erweckte andere zur Nachfolge; denn die Königin stifftete das Collegium der Königin zu Oxford, und bey allen kostbaren Kriegen, so unter dieser Regierung vorfielen, waren gleichwohl von andern Personen viele stattliche Wohn-Häuser und fast 30 heilige Gebäude aufgeführet worden.

Die Constitutionen wurden auch nunmehr verbessert; denn eine alte Urkunde meldet:

Daß unter der glorwürdigen Regierung Königs Eduard lll. da die Logen zahlreicher und stärcker gewesen, der Groß-Meister mit seinen Vorstehern, als Häuptern der grossen Loge, mit Genehmhaltung der Lords des Königreichs, die damahls durchgehends Frey-Maurer waren, die Verordnung gemacht:

Daß künfftighin bey der Wahl oder Aufnahme eines Bruders die Constitutionen nebst den beygefügten Pflichten sollen gelesen werden.

Daß die Maurer-Meister oder Werck-Meister sollen examiniret werden, ob sie in ihrer Wissenschafft erfahren genug seyn, um ihren resp. Herren, so wohl dem höchsten als dem niedrigsten, zur Ehre und Würde vorbesagter Kunst, und zum Nutzen ihrer Herren, das ist, welche sie gebrauchen und sie für ihre Arbeit bezahlen, an die Hand zu gehen.

Daß, wenn der Meister und die Vorsteher in einer Loge präsidiren, der Scheriff, wo es nöthig, oder der Mayor, oder der Aldermann (wo er ein Bruder) des Orts, wo das Capitel gehalten wird, sich zu dem Meister gesellen sollen, um demselben gegen die Widerspenstigen beyzustehen, und die Rechte des Reichs zu bewahren.

Daß die Lehrlinge bey ihrer Annehmung sollen ermahnet werden, keine Diebe noch Diebe-Hehler zu seyn. Daß die Gesellen ehrlich für ihren Lohn arbeiten, und ihre Mit-Gesellen als sich selbst lieben; und allesamt dem König, dem Reich und der Loge getreu seyn sollen.

Daß, wenn einige von der Brüderschafft sollten wiederspenstig, aufrührisch oder den Befehlen des Groß-Meisters ungehorsam seyn, und nach gehöriger Ermahnung in ihrer Empörung beharren, selbige alsdenn alle ihre Ansprüche zu den Gerechtsamen, Vorzügen und Wohlthaten eines wahren und getreuen Bruders verlieren sollen.

Welches beschlossen wird mit Amen. Dem sey also!


König Eduard III. starb den 21. Jun. A. D 1377 und weil sein ältester Sohn, (Siehe Tab. III. - im englischen Original, 72) Eduard der Schwartze, Printz von Wales, schon A. D. 1376 verstorben war, so folgte ihm Richard II. sein Enckel in der Regierung. Er brauchte Wilhelm von Wickham, den Bischoff von Winchester, als Groß-Meister, um die Halle zu Westmünster, wie sie jetzo noch stehet, wieder zu bauen; und Wilhelm bauete auf seine eigene Kosten das neue Collegium zu Oxford, und stifftete das Collegium von Winchester, da indessen von andern ohngefehr 15 Gottes-Häuser aufgeführet wurden. Endlich hatte König Richard, da er in Irrland war, das Unglück, daß mittlerweile sein Vetter, Henrich Hertzog von Lancaster, in Yorkshire eine Landung that, eine starcke Armee auf die Beine brachte, den König gefangen bekam, das Parlement zu dessen Absetzung zwang, und A. D. 1399 den Thron bestieg. Im folgenden Jahr ward Richard ermordet, und hinterließ keine Erben.


Das IV. Capitel.
Geschichte der Maurerey in Engelland von Henrich dem IV. bis auf die Könige aus dem Hause Tewdor.

Es hatte Königs Eduard III. dritter Sohn, Johann von Gent, Hertzog von Lancaster, Stamm-Vater der Rothen Rose, oder der Lancastrischen Könige, mit seiner ersten Gemahlin, Blanca von Lancaster, Henrich IV. Hertzog von Lancaster gezeuget, welcher, wie gedacht, König Richard II. vom Thron stieß, und A. D. 1359 dessen Nachfolger wurde. Er verordnete den Thomas Fitz Allen, Grafen von Surrey, zum Groß-Meister; und nach seinem herrlichen Siege bey Schrewsbury stifftete der König daselbst die Battle-Abtey und hernach die von Fotheringay. Andere baueten zu selbiger Zeit 6 Gottes-Häuser, und die von London legten den Grund zu ihrem jetzigen Guild-Hall oder Rath-Haus, einem grossen und prächtigen Gebäude. Der König starb A. D. 1413.

Sein Sohn und Nachfolger Henrich V. triumphirte in Franckreich, und ließ in seiner Abwesenheit den Pallast und die Abtey zu Sheen (jetzo Richmond an der Thems genannt) unter der Aufsicht des Groß-Meisters, Henrich Chicheley, Ertz-Bischoffs von Canterbury, wieder herstellen; indessen wurden von andern 8 Gottes-Häuser gebauet. Der König starb A. D. 1422 und hinterließ von seiner Gemahlin, Catharina aus Franckreich, so hernach sich mit Owen von Tudor vermählet, Henrich VI. einen Printz von neun Monaten, in dessen drittem Jahr ein unverständiges Parlement bemühet war, wiewohl vergebens, durch folgende Acte die Logen zu stören;

Nemlich 3. Hen. VI. Cap. I. A. D. 1425. Titul: Maurer sollen sich nicht in Capitul und Congregationen verbinden.

Demnach durch die jährliche Congregationen und Verbindungen, so von den Maurern in ihren General-Versammlungen geschehen, der gute Lauf und Fortgang der Statuten der Arbeiter öffentlich verletzet, und mit Umstossung des Gesetzes und zu grossem Nachtheil aller Gemeinen unterbrochen worden; als hat unser gnädigster Herr, der König, in diesem Fall, auf vorbesagten Rath und Einwilligung, und auf besonderes Ansuchen der Gemeinen, ein Mittel dawieder vorkehren wollen, und zu dem Ende verordnet und festgesetzet: Daß solche Capitul und Congregationen künfftighin nicht mehr sollen gehalten werden, und im Fall dergleichen geschähe, diejenigen, so an der Haltung und Versammlung solcher Capitul und Congregationen Ursache sind, wo man sie dessen überfuhren kan, als grobe Missethäter angesehen, und andere Maurer, welche zu solchen Capituln und Congregationen kommen, mit Gefängniß-Straffe an ihren Leibern beleget, und zu einer Geld-Busse und Löse-Geld nach des Königs Willen angehalten werden sollen.


Diese Acte wird in des Richters Coke lnstitut. Part. 3. fol. 19 erläutert, allwo wir finden, daß die Ursache, warum man diese Mißhandlung zu einem Haupt-Verbrechen gemacht, eigentlich diese sey, weil hierdurch der gute Lauf und Fortgang der Statuten der Arbeiter verletzet und unterbrochen werde.

Nun saget Mylord Coke: Alle Statuten für die Arbeiter, so vor dieser Acte gemacht worden, und worauf sich diese Acte beziehet, werden durch 5. Elisab. Cap. 4. um das Jahr 1562 abgeschafft; wodurch die Ursache und der Zweck der Abfassung dieser Acte weggenommen, und folglich die Acte ohnkräfftig gemacht worden; denn cecessante ratione legis cessat ipsa lex. Und die Beschuldigung eines Haupt-Verbrechens wieder dieses Gesetz muß enthalten: Daß diese Capitul und Congregationen zur Verletzung und Unterbrechung des guten Lauffs und Nachdrucks der Statuten der Arbeiter gereichen; welches anjetzo nicht kan angeführet werden, weil diese Statuten abgeschaffet sind. Es könte also dieses bey dem Amt der Fried-Richter gar weggelassen werden.

Indessen wurde diese Acte niemahls vollzogen, und die Frey-Maurer liessen sich dadurch so wenig schrecken, daß sie ihre Capitul und Congregationen deswegen nach wie vor hielten; Auch haben niemahls die arbeitende Maurer ihren edlen und vornehmen Brüdern angemuthet, die Abschaffung dieser Acte auszuwürcken, sondern stets darüber gelachet: Denn sie haben immerfort ihren eigenen Lohn gehabt, und werden selbigen auch noch immer haben, so lang sie in gehöriger Form vereiniget sind, und den Kitt und Kalck unter ihrem Groß-Meister sorgfältig bewahren; es mögen Spötter thun, was ihnen beliebet.

Ja es wurde unter eben dieses Königs Minderjährigkeit eine gute Loge unter dem Groß-Meister Chicheley zu Canterbury gehalten, wie aus des Wilhelm Mollart, Priors zu Canterbury, Lateinischem Register (27) im Manuscript p. 88 erhellet, worin Thomas Stapylton der Meister, und Johann Morris Custos de la Lodge Lathomorum, oder Vorsteher der Maurer-Loge, nebst 15 Gesellen und 3 Lehrlingen, mit Namen angeführet zu finden.

(27) Der Titul lautet also: Liberatio generalis Domini Gulielmi Prioris Ecclesiae Christi Cantuariensis erga Festum Natalis Domini 1429.


Und eine Urkunde unter der Regierung Eduards IV. enthält folgendes:

Die Gesellschafft der Maurer, sonst Frey-Maurer genannt, von alter Stifftung und gutem Ansehen, hat vermittelst gesprächiger und freundlicher Zusammenkünffte zu verschiedenen mahlen, und wie eine liebreiche Brüderschafft zu thun pfleget, bey der Zeit Henrichs IV. im zwölfften Jahr seiner gnädigsten Regierung, (nemlich» A. D. 1434 da Henrich 13 Jahr alt war) diese Versammlungen fleißig angestellet.


Der Groß-Meister Chicheley hielt auch eine Loge zu Oxford, allwo er das Collegium Alter Seelen und Bernhards, jetzo das Collegium St. Johannis genannt, aufbauete. Er starb A. D. 1443 worauf der König dem Bischof von Winchester, Wilhelm Wanefleet, zum Groß-Meister bestellte, um das Caron-Collegium nahe bey Windsor, und das Königs-Collegium in Cambridge anzulegen, wiewohl vor den bürgerlichen Kriegen in diesem Reich die Capelle davon allein vollendet war, die man für ein Meister-Stück von der kostbarsten Gothischen Arbeit, so schwerlich seines gleichen hat, zu halten pfleget. Der König stifftete auch das Collegium Christi zu Cambridge (welches nachmahls von Margaretha Beaufort, Gräfin von Richmond, zu Ende gebracht worden) und seine Gemahlin Margaretha von Anjou bauete das Collegium der Königin zu Cambridge. Mittlerweile hat der sinnreiche Wanefleet auf seine eigene Kosten das Magdalenen-Collegium zu Oxford angeleget, und von andern wurden ohngefehr 12 Gottes-Häuser gestifftet.

Es wurden also vor des Königs Unruhen die Maurer fleißig gebrauchet, und stunden in grossem Ansehen; denn obgedachte Urkunde meldet ferner:

Daß die Pflichten und Gesetze der Frey-Maurer von unserm verstorbenen Souverain, König Henrich VI., und von den Herren seines hohen Raths angesehen und durchgelesen worden, worauf dieselben solche gebilliget, und die Erklärung gethan, daß sie recht gut und billig zu beobachten wären, wie sie aus den Nachrichten der alten Zeiten ausgezogen und gesammlet worden etc.


Zuletzt wurde die Maurerey in den 17 Jahren der blutigen einheimischen Kriege zwischen den beyden königlichen Häusern von Lancaster und York, oder der Rothen und Weissen Rose, gar sehr hindangesetzet. Denn Richard Plantagenet, Hertzog von York, Richards Grafen von Cambridge, und Anna Mortimer, der Erbin von Clarence Sohn, machte wegen seiner Mutter A. D. 1455 auf die Crone Anspruch, und nach zwölff harten Treffen verlohr die Rothe Rose das Reich, der arme König Henrich VI. ward ermordet, und alle männliche Nachkommen von jeder Linie des Hauses Lancaster wurden aus dem Wege geräumet, nachdem Johanns von Gent Familie 72 Jahr geherrschet hatte.

Richard, Hertzog von York, blieb in der Schlacht bey Wakefield A. D. 1460 und sein Sohn Eduard IV. ward A. D. 1461 gecrönet, allein das Glück spielte mit ihm so wunderlich, daß er bald König, bald ein Flüchtling war, bis er endlich A. D. 1471 die Regierung ohne Neben-Buhler erlangte. Er brauchte den Groß-Meister Richard Beauchamp, Bischoff von Sarum, die Königlichen Schlösser und Palläste nach den Kriegen auszubessern, und das Schloß nebst der Capelle zu Windsor prächtiger herzustellen; wofür der Bischof zum Canzler des Ordens vom Hosenband ernennet wurde. Nicht weniger waren grosse Leute mit Ausbessern und Bauen beschäfftiget; die von London liessen ihre Mauren und Gassen wieder herstellen; und von andern wurden 7 Gottes-Häuser aufgeführet. Der König starb den 9. April A. D. 1483.

Eduard V. ein unmündiger Printz, wurde zum König ausgeruffen, aber nicht gecrönet. Matt saget, er sey nebst seinem Bruder Richard, Herzog von York, auf Befehl seines Vetters und Vormunds Richard III. am 23. May 1483 im Tower ermordet worden. Von seiner Schwester Elisabeth Plantagenet, Henrichs VII. Gemahlin, wird unten Meldung geschehen.

Richard III. nahm von dem Reich Besitz, und wurde am 6. Jul. A. D. 1483 gecrönet. Er regierte als ein weiser und tapferer Printz, wurde aber am 22. Aug. 1485 da er mit seinem Neben-Buhler Henrich Tewdor, Grafen von Richmond, um die Crone tapfer fochte, in dem Treffen bey Bosworth in Leicestershire erschlagen.

Er hinterließ keine rechtmäßige Erben; und also gieng die Weisse Rose oder das Haus Yorck zu Ende, nachdem seit Königs Stephani Tode A. D. 1154 bis A. D. 1485 und also in Zeit von 331 Jahren 14 Könige, Planragenets genannt, aus dem Hause Anjou regieret hatten.

Zu Verbindung der Geschichte ist zu mercken, daß die Könige aus dem Hause Tewdor von Cadwan dem ersten König in Wales bis auf Roderic Mawr (wiewohl nicht in männlicher Linie) abstammen. Siehe Tab. IV [im englischen Original, 77.]


Das V. Capitel.
Geschichte der Frey-Maurerey in Engelland von dem König Henrich VII. bis auf die Vereinigung der Cronen.

Als König Richard III. bey Bosworth erschlagen war, setzte man alsofort auf dem Kampfplatz die Crone auf das Haupt des Uberwinders, Henrich Tewdor, Grafen von Richmond, und die Armee ruffte ihn am 22. Aug. A. D. 1485 unter dem Namen Henrichs VII. zum König von Engelland aus; er hat auch niemahls einen andern Titul oder Recht für sich angeführet. Allein seine Gemahlin Elisabeth Plantagenet, Königs Eduards IV. Tochter, war in der That die Erbin aller Königlichen Plantagenets, und hatte ein Erb-Recht wegen ihres Ursprungs. Nunmehr würden neue Erdtheile entdecket, nemlich das Vorgebürge der guten Hoffnung A. D. 1483 und America A. D. 1493.

Unter dieser Regierung wurde die Gothische Bau-Art zu ihrer höchsten Vollkommenheit in Engelland gebracht, da selbige mittlerweile in Italien durch die Hersteller des alten Augustischen Styls gäntzlich auf die Seite gesetzet worden, wie wir im Ersten Theil Cap. VII. gesehen haben, Johann Islip, Abt zu Westmünster, brachte die Herstellung dieser Abtey A. D. 1493 zu Ende, in welchem Stand selbige bis auf die letzten Ausbesserungen zu unserer Zeit verblieben. Der Ordens-Meister und die Glieder des Ordens St. Johannis zu Rhodis (nunmehr zu Malta) versammleten sich in ihrer Grossen Loge, und erwehlten A. D. 1500 König Henrich zu ihrem Beschützer.

Dieser Königliche Groß-Meister erwehlte zu seinen Vorstehern in Engelland den vorgemeldten Johann Islip, und Reginald Bray, Ritter vom Orden des Hosenbandes. Diese waren des Königs Deputirte, durch welche er eine Loge von Meistern in dem Pallast versammlete, worauf er mit selbigen in ansehnlicher Form bis zu der äussersten Morgen-Seite der Abtey von Westmünster einen Aufzug hielt, und den Grundstein zu seiner berühmten Capelle am 24. Jun. A. D. 1502 legte, wiewohl selbige wohl verdiente gantz allein zustehen; denn sie wird mit Recht von unserm Antiquario Leland das achte Kunst-Wunder genannt, und ist wohl das feineste Stück der Gothischen Bau-Kunst auf Erden, und die Ehre dieser Regierung zu nennen. Das Bau-Fest wurde A. D. 1507 feyerlich begangen.

Der König brauchte den Ober-Vorsteher Bray, die mittlere Capelle zu Windsor aufzuführen, und den Pallast zu Sheen an der Thems, welchen der König mit dem Namen Richmond belegte, wieder herzustellen. Er muste auch den alten Pallast zu Greenwich, so den Namen Placentia bekam, erweitern, allwo er auch das artige Gebäude, der Königin Haus genannt, anlegte. Er bauete das Castell Baynard zu London wieder auf, und verwandelte den alten Pallast von Savoyen in ein Hospital; da indessen von andern das Collegium Brasen-Nose zu Oxford, die Jesus- und Johannis-Collegia zu Cambridge und ohngefehr 6 Gottes-Häuser gebauet wurden.

Endlich starb der König am 22. April A. D. 1509 zu Neu-Richmond, da er nur 54Jahr erreichet halte, und hinterließ folgende drey Kinder. Henrich Vlll. Tewdor, Printz von Wales, war 18 Jahr alt. und folgte seinem Vater A. D. 1509. Margaretha Tewdor war zuerst Jacobs IV. Königs in Schottland, hernach Archibalds Dowglaß, Grafen von Angus, und endlich Henrichs Stewart, Lords von Methuen, Gemahlin. Maria Tewdor hat sich anfänglich mit Ludwig XII. König in Franckreich, und hernach mit Carl Brandon, Hertzog von Suffolk, vermählet.

Der Cardinal Woolsey wurde zum Groß-Meister erwehlet, welcher Hampton Court, und ferner White-Hall, das Collegium der Kirche Christi zu Oxford, und verschiedene andere gute Gebäude aufgeführet, welche nach seiner Ungnade A. D. 1530 der Crone heim gefallen.

Thomas Cromwel, Graf von Essex, folgte ihm als Patron der Zunfft unter dem König, für welchen er den Pallast von St. James, das Christs-Hospital zu London, und das Castell zu Greenwich gebauet.

Mittlerweile warffen der König und das Parlement das alte Joch der Päbstlichen Kirchen-Gewalt von sich ab, und der König wurde zum Obersten Haupt der Kirche A. D. 1534 erkläret. Auch erfolgte A. D. 1534 die Vereinigung des Landes Wales mit der Englischen Crone. Die Gottes-Häuser und Clöster wurden A. D. 1539 bis auf die Zahl von 926 eingezogen.

Nachdem Cromwel, Graf von Essex, A. D. 1540 unschuldiger Weise seinen Kopf hergeben müssen, so wurde Johann Touchet, Lord Audley, an seine Stelle Groß-Meister. Inzwischen that die Unterdrückung der geistlichen Häuser der Maurerey keinen Eintrag, vielmehr kam die Bau-Kunst eines bessern Styls in die Höhe. Denn weil diese Gottes-Häuser nebst den darzu gehörigen Ländereyen von dem König um leidlichen Preis an den hohen und niedern Adel verkauffet wurden; so baueten diese auf den Verfall derselben manche prächtige Wohn-Häuser. Also hat der Groß-Meister Audley das Magdalenen-Collegium zu Cambridge und seinen grossen Pallast, Audley-End genannt, aufgeführet.

Da Henrich VIII. beynahe 56 Jahr alt war, starb er am 28. Jan. A. D. 1546/7 und hinterließ drey Kinder, die ihm in der Regierung gefolget. Eduard VI. Tewdor, dessen Mutter die Königin Johanna Seymour gewesen, stund als ein unmündiger Printz von 9 Jahren, unter der Vormundschafft seiner Mutter Bruders, des Hertzogs Eduard von Sommerset, welcher die protestantische Religion einführte, und als Groß-Meister seinen Pallast im Strand zu London, noch jetzo Somerset-House genannt, erbaute, wiewohl derselbe A. D. 1552 der Crone heimgefallen. Als der Regent enthauptet war, so wurde Johann Poynel, Bischof von Winchester, Patron der Frey-Maurer, bis der König A. D. 1553 ohne Erben mit Tod abgieng.

Maria Tewdor, der Königin Catharina von Arragonien Tochter, folgte im 38sten Jahr ihres Alters ihrem Bruder Eduard in der königlichen Würde. Sie führte die Römische Religion wieder ein und verfolgte die Protestanten. Sie traff eine Heyrath mit Philipp II. König in Spanien, und starb am 17. Nov. 1558 ohne Leibes-Erben.

Elisabeth Tewdor, der Königin Anna Bollen Tochter [engl.: Daugh. of Queen Anne Bollen; auch so bei Entick, 1756, 107; dagegen bei Noorthouck, 1784, 119, daughter of Queen Anne Boleyn], war 25 Jahr alt, da sie nach ihrer Schwester Tode den königlichen Thron bestieg. Sie stellte die Protestantische Religion wieder her, und ward zum obersten Haupt der Kirche erkläret. Nunmehr lebten alle Arten der Wissenschafften gleichsam wieder auf, und der gute alte Augustische Styl begonte in Engelland unter seinem eingefallenen Schutt empor zu kommen. Man würde es auch hierin gar bald ziemlich weit gebracht haben, wenn die Königin der Bau-Kunst geneigt gewesen wäre: Allein da sie hörte, daß die Maurer gewisse Geheimnisse hätten, die ihr (weil sie zum Groß-Meister-Amt unfähig war) nicht könten entdecket werden, und da ihr alle geheime Zusammenkünffte verdächtig waren, so schickte sie eine bewaffnete Mannschafft aus, um ihre jährliche grosse Loge zu York am St. Johannis-Tage A. D. 1561 zu vernichten.

Jedoch ließ Herr Thomas Sackville, der Groß-Meister, sich angelegen seyn, einige der vornehmsten unter den Abgeschickten zu Frey-Maurern zu machen, welche sich alsdenn bey der Versammlung einfanden, und der Königin einen so vortheilhafften Bericht (28) erstatteten, daß sie weiter nicht mehr daran gedacht, die Frey-Maurer zu vertreiben oder zu stören, sondern selbige für eine besondere Art Menschen geschätzet, welche Frieden und Freundschafft, Künste und Wissenschafften auszuüben suchten, ohne sich in Kirchen- oder Staats-Sachen zu mischen.

(28) Diese Tradition wurde von allen alten Englischen Maurern festiglich geglaubet.


Unter dieser Regierung wurden einige Collegia, und manche ansehnliche Wohn-Häuser, insonderheit das berühmte Haus von Burleigh angeleget: Denn die Reisende hatten einige gute Nachrichten von der glücklichen Herstellung des Augustischen Styls in Italien, wie auch etwas von den künstlichen Zeichnungen und Grundrissen der besten Bau-Meister mit nach Hause gebracht. Hierdurch geschahe es, daß die Engelländer gar bald vor der Gothischen Bau-Art einen Ecket bekamen, und selbige gäntzlich würden abgeschafft haben, wofern die Königin auf eine großmüthige Art die Kunst befördert hätte.

Allhier wird nicht undienlich seyn, die Meynung und den stetigen Gebrauch der alten Frey-Maurer anzuzeigen; daß nemlich Könige und andere männliche Regenten, wenn sie Frey-Maurer geworden, lebenslang Groß-Meister Vorzugs halber bleiben, und einen Deputirten bestellen, oder dessen Wahl gut heissen, welcher über die Brüderschafft mit dem Titul und der Ehre eines Groß-Meisters den Vorsitz habe. Wenn aber die regierende Person weiblichen Geschlechts, oder nicht ein Bruder, oder als ein Unmündiger unter einem Regenten, der nicht ein Bruder ist, stehet, oder wenn der männliche Souverain, oder der Regent, zwar ein Bruder ist, aber gegen die Kunst sich nachläßig erweiset; so mögen die alten Groß-Beamten die grosse Loge in gehöriger Form zusammen beruffen, um einen Groß-Meister zu wehlen, jedoch nicht auf Lebzeiten, sondern er kan jährlich von neuem erwehlet werden, wenn er und sie es für dienlich achten.

Da nun der Groß-Meister Sackville A. D. 1567 seine Würde niederlegte, so ward im Norden Frantz Russel, Graf von Bedford, und im Süden Thomas Gresham erwehlet, welcher A. D.1570 die erste königliche Börse zu London bauete.

Carl Howard, Lord von Effingham, war Groß-Meister im Süden bis 1588. Diesem folgte Georg Hastings, Graf von Huntington, bis die Königin am 34. Mart. 1602/3 unvermählet mit Tode abgieng, worauf die Cronen von Engelland und Schottland, (jedoch noch nicht die Königreiche) in ihrem Nachfolger vereiniget wurden.

Dieser war Jacob VI. Stewart, König in Schottland, ein Sohn der Maria Stewart, regierenden Königin, Königs Jacob V. Tochter, welchen Jacob IV. mit seiner Gemahlin Margaretha Tewdor, Königs Henrich VII. in Engelland und Elisabeth Plantagenet Erbin von Engelland Tochter, gezeuget hatte. Er ward zu London am 25. Mart. A. D. 1603 unter dem Namen Jacobs I. als König von Engelland, Franckreich und Irrland ausgeruffen.


Das VI. Capitel.
Von der Maurerey in Schottland bis auf die Vereinigung der Cronen.

Weil die Geschichte der ersten Könige der Schotten in Albin oder den westlichen Theilen jenseit der Clyde und den mittlern Grampianischen Hügeln, wie auch die von den Picten in Caledonien längst der Deutschen See-Küste nicht viel zu unserm Vorhaben dienliches begreiffet; so dürsten wir nur mit der Wieder-Aufrichtung des Königreichs Albin, die nach der Schottischen Chronic durch König Fergus ll. Mac Erch A. D. 403 geschehen, den Anfang machen. Und gleichwohl bestehet auch nach diesem Zeitbegriff die Historie dieser beyden Nationen grösten Theils in Kriegen. Wir mercken nur dieses, daß die Picten zu den Künsten und der Handlung besser aufgelegt gewesen als die Schotten, daß sie verschiedene Städte gebauet, und alle die alten festen Schlösser in ihrem Gebiet angeleget.

Die Schotten hatten grössere Lust sich im Krieg zu üben, bis Kenneth II. Mac Alpin, König der Schotten, (Siehe Tab. V. - [im englischen Original, 83]) das Königreich der Picten zerstörte, und also A. D. 842 der erste König über gantz Schottland wurde. Er ließ die öffentlichen Gebäude nach den Kriegen wieder in guten Stand setzen, und starb A. D. 858. Doch waren beyde Linien seines Königlichen Stamms die meiste Zeit in Kriege verwickelt, bis König Malcolm II. Mac Kenneth seinem Vetter, dem König Grimus, A. D. 1008 in der Regierung folgte. Denn Malcolm brachte zuerst die Gesetze von Schottland in das berühmte Buch, Regia Majestas genannt, theilte das Land in Baronien, stifftete A. D. 1017 das Bißthum Aberdeen zum Andencken seines Sieges über die Norweger, beförderte die Künste und Wissenschafften, und versahe seine Städte und Schlösser mit Festungs-Wercken.

Malcolm hinterließ bey seinem Tode zwo Töchter, wovon Beatrix, die ältere, mit Albanach, Thane (Drost oder Vorsteher) über die Insuln, Docha aber, die jüngere, mit Bethfinleg, Thane von Angus, vermählet worden. Duncan I. der Beatrix Sohn, folgte A. D. 1033 seinem Groß-Vater, wurde aber A. D. 1040 von seinem Vetter Mackbeth erschlagen. Jedoch ist dieser Duncan Stamm-Vater der unten vorkommenden Könige.

Mackbeth, des Malcolm Enckel von seiner jüngern Tochter Docha, nahm A. D. 1040 nach Duncans Tode Besitz von dem Reich, bauete die Castelle Dusinnan und Lumfannan etc. und suchte die Maurer-Kunst empor zu bringen. Er verlohr A. D. 1057 bey Macduff sein Leben.

Malcolm III. Keanmore oder Groß-Kopf, Duncans l. Sohn, ward A. D. 1057 nach des Mackbeth Tode auf den väterlichen Thron gesetzet. Er ließ die alte Kirche zu Dunfermling, und ein Königliches Begräbniß bauen, und legte den Grund-Stein der alten Haupt-Kirche zu Durham, welche er mit reichen Einkünfften begabte. Er befestigte seine Gräntzen, Castelle und See-Hafen, als der Königliche Groß-Meister und Patron der Künste und Wissenschafften, bis er A. D. 1093 starb.

Donald Bane oder der Weisse, Malcolms jüngerer Bruder, bestieg hierauf den Thron, hingegen bemächtigte sich Duncan II. ein Bastard des Königs Malcolm A. D. 1094 des Königreichs, er wurde aber im folgenden Jahr erschlagen. Donald regierte auch nur bis A. D. 1098 in welchem Jahr ihn sein Vetter König Edgar zu ewigem Gefängniß verdammte.

Edgar, der älteste unter des Königs Malcolm Kindern, welche er mit seiner Gemahlin Margaretha, des Printzen Edgar Atheling Schwester und des Königs Edmund Irrnsides Enckeln, der Sächsischen Erbin von Engelland (von den Schotten die heil. Margaretha genannt) gezeuget hatte, folgte seinem Vetter Donald im Reich, und starb A. D. 1107 ohne Leibes-Erben.

Alexander I. folgte seinem Bruder Edgar, und bauete die Abteyen Dunfermlin und St. Colms Inch, St. Michael zu Scone etc. wie er sich denn auch sonst gegen die Maurerey sehr gnädig erwiese. Er starb A. D. 1124 und hinterließ keine Erben.

David I. Alexanders Bruder, gelangte also auf den Thron, welcher die Abtey Holy-Rood-House und die Haupt-Kirchen der vier von ihm gestiffteten Bißthümer erbauet. Die Geistlichkeit nennet ihn den heiligen David wegen seiner milden Schenckungen an die Kirche, und die Frey-Maurer verehrten ihn als ihren gutthätigen Groß-Meister. Er hatte zwo Schwestern, Maud oder Mathildis, und Maria. Die erste ward mit Henrich I. König in Engelland, vermählet, aus welcher Ehe Maud oder Mathildis, nachmahlige Kayserin, entsprossen. Die andere Schwester Maria bekam Eustach, Grafen von Boulogne, zum Gemahl, und gebahr ihm Maud oder Mathildis, die hernach des Englischen Königs Stephan Gemahlin worden. David starb A. D. 1153.

Mit seiner Gemahlin Mathildis, der Erbin von Huntington, hatte König David I. einen Printz, Namens Henrich, gezeuget, welcher aber A. D. 1152 vor seinem Vater starb, und drey Söhne hinterließ. Von diesen folgte der älteste Malcolm IV. seinem Groß-Vater David in der Regierung, er starb aber A. D. 1165 ohne Erben.

Wilhelm der Löwe, Malcolms Bruder und Nachfolger, bauete einen Pallast zu Aberdeen, stellte die gantz Stadt Perth nach einer Feuers-Brunst wieder völlig her, und war ein vortrefflicher Groß-Meister durch den Beistand des Adels und der Geistlichen. Sein Bruder David, Graf von Huntington, starb A. D. 1219 in Engelland. Da aber hernach des Königs Wilhelm Familie mit der Prinzeßin Margaretha von Norwegen ausgieng, so fiel das Recht der Reichs-Folge auf dieses Davids Erben, wie sie sich denn auch wegen der Crone gemeldet. (Siehe Tab. VI. - [im englischen Original, 86]) Wilhelm starb A. D. 1214. Ihm folgte sein Sohn Alexander II. welcher Coldingham wieder aufgebauet, und A. D. 1249 gestorben. Sein Nachfolger war Alexander lll. der letzte von den männlichen Nachkommen Duncans I. welcher A. D. 1285 mit Tode abgieng. Dessen Tochter Margaretha hatte mit ihrem Gemahl Erich, König in Norwegen, eine Tochter, die auch Margaretha hieß, gezeuget, allein diese starb A. D. 1290 da sie nach Schottland übergieng.

Die Gothische Bau-Kunst war seit der Zerstörung des Pictischen Königreichs, so A. D. 842 erfolgte, in Zeit von 448 Jahren in Schottland ziemlich verbessert worden, bis gedachte Prinzeßin von Norwegen starb, und der Streit um die Reichs-Folge seinen Anfang nahm. Dieses würde vollständiger und richtiger entdecket seyn, wenn die Gelehrten in Schottland ein Monasticon Scoticanum, nebst einem Bericht von den alten Pallästen und Schlössern (die so gut als irgend einige in Europa gewesen) vor dem Streit zwischen dem Bruce und Balliol in einer Chronologischen Abhandlung verfasset hätten: Ein Werck, wornach man lange und sehr Verlangen getragen.

Unter währendem Streit wegen der Nachfolge wurde die Maurerey ziemlich hindangesetzet; da aber König Robert I. Bruce nach den Kriegen sein Reich befestiget hatte, bediente er sich ohnverzüglich der Kunst, um die Castelle, Palläste und Gottes-Häuser wieder herzustellen, wie denn auch der Adel und die Geistlichen seinem Exempel folgten. Erstarb A. D. 1329.

Sein Sohn David II. Bruce erwieß, nach seiner Wieder-Einsetzung, der Maurerey besondere Gunst, und bauete Davids Thurm in dem Castell zu Edenburg. Er starb A. D. 1370 ohne Erben, und ließ die Crone seiner Schwester Sohn Robert II. Stewart. Dieser übergab der hohen Geistlichkeit die Sorgfalt wegen der Maurerey, wie sich denn dieselbe in Aufführung netter Geistlicher Gebäude gar eiferig bewiesen. Er starb A. D. 1390.

Robert III. Stewart, sein Sohn und Nachfolger, überließ wegen seines kräncklichen Zustandes das Regiment seinem Bruder Robert, Hertzog von Albany, einem grossen Patron der Bau-Kunst. Der König starb A. D. 1406.

Jacob I. Stewart, Roberts III. Sohn, wurde in Engelland ungerechter Weise in Gefangenschafft aufgehalten, jedoch führte er die Herrschafft durch seinen Regenten, besagten Robert Hertzog von AIbany. Henrich Wardlaw, Bischoff zu St. Andrews, war damahls Groß-Meister, und stifftete allda die Universität A. D. 1411 wiewohl es lange vorher ein Ort der Erziehung junger Leute gewesen. Robert Hertzog von Albany starb A. D. 1420 und sein Sohn Hertzog Murdoch, stund dem Reich als Regent vor, bis der König A. D. 1424 rantzioniret, wieder eingesetzet und gecrönet wurde.

Dieser König Jacob I. war einer der besten in Schottland, ein Patron der Gelehrten und ein Beschützer der Logen, welche er durch seine Gegenwart, als der Königliche Groß-Meister, beehrte. Er verordnete ein jährliches Einkommen von 4 Pfund Schottisch (oder einem Englischen Rosenobel von 6 Schill. 8 Stüber) so jeder Mauer-Meister in Schottland an einen Groß-Meister entrichten muste, der von der grossen Loge erwehlet, und von der Crone gebilliget worden, und entweder von Adel oder ein vornehmer Geistlicher war, welcher seine Deputirten in den Städten und Grafschafften hatte: Und jedweder neuer Bruder muste ihm auch bey dem Eintritt ein gewisses bezahlen. Sein Amt ertheilte ihm die Gewalt, in der Brüderschafft dasjenige abzuthun, was nicht unter die Erkänntniß der Gerichts-Höfe gehörte: An ihn appellirte beydes Maurer und Bau-Herr, wenn sie unter sich streitig wurden, um den Rechts-Händeln vorzukommen; Und in seiner Abwesenheit appellirten sie an seinen Deputirten oder Groß-Vorsteher, welcher sich in der Nähe aufhielt. (29)

(29) Dieses ist die Tradition der alten Schottischen Maurer, und findet sich in ihren Urkunden.


Dieses Amt hat bis zu den innerlichen Kriegen A. D. 1640 gedauret, ist aber vorjetzo aus der Gewohnheit kommen, und kan auf keine andere Art, als durch einen Königlichen Groß-Meister, wieder hergestellet werden. Und nunmehr truncken die Maurer mit Freuden für den König und die Bau-Kunst.

Dieser vortreffliche König ließ Falkland und seine übrigen Palläste wieder herstellen, und alle seine Castelle und See-Hafen befestigen, welches bey dem Adel so guten Einfluß hatte, daß sie seinem Exempel folgten, und die Maurer-Zunfft fleißig gebrauchten. Er ward aber A. D. 1437 in der Dominicaner-Abtey zu Perth von seinem Vetter Walter Stewart, Grafen von Atholl, schändlich ermordet, und wie ihn jedermann mit Recht beklagte, also wurden seine Mörder zu harter Straffe gezogen.

Sein Sohn Jacob II. Stewart, welchen er mit seiner Gemahlin Johanna Beaufort, ältesten Tochter Johann Beaufort, Grafen von Somerset (der Johanns von Gent ältester Sohn von seiner dritten Gemahlin, Catharina Roet, gewesen) erzeuget hatte, war noch ein unmündiger Printz von 7 Jahren, daher der Lord Calendar die Verwaltung des Reichs übernehmen muste. Unter dieser Regierung war Wilhelm Sinclair, der grosse Graf von Orkney und Caitneß, Groß-Meister, und bauete Roslin Chapel ohnweit Edenburg A. D. 1441 ein rechtes Meister-Stück von der besten Gothischen Bau-Art. Nach ihm kam Turnbull, Bischoff von Glasgow, welcher daselbst A. D. 1454 die Universität gestifftet. Als der König zu seinem Alter gelanget war, zeigte er sich der Bau-Kunst geneigt, und starb A. D. 1460. Seine Gemahlin war Maria, Arnolds Hertzogs von Geldern Tochter, mit welcher er seinen Sohn und Nachfolger gezeuget.

Jacob III. Stewart, ein Printz von 7 Jahren, bestieg den väterlichen Thron, und als er sein männliches Alter erreichet hatte, bediente er sich der Maurer-Zunfft zu viel artigern Gebäuden, als irgend ein König vor ihm gethan, sonderlich zu Sterling, allwo er eine sehr grosse Halle und eine prächtige Königliche Capelle im Schloß anlegen ließ. Die Aufsicht hierbey führte zuerst Robert Cockeran, als Groß-Meister, und hernach Alexander Lord Forbes, welcher diesem Amt bis an des Königs Tod A. D. 1488 vorstund.

Jacob IV. Stewart folgte seinem Vater, der ihn mit Margaretha, Königs Christiern l. von Dänemarck Tochter, gezeuget hatte, im 16. Jahr seines Alters. Er hat durch den Groß-Meister Wilhelm Elphinston, Bischoff zu Aberdeen, A. D. 1494 die Universität an besagtem Ort gestifftet. Eben dieser Elphinston bauete auf seine eigene Kosten die artige Brücke von Dee ohnweit Aberdeen, welche sein Nachfolger, Bischoff Gavin Dunbar, ein vortrefflicher Groß-Meister, zu Ende brachte, auch sonst verschiedene nette Gebäude aufführte. Der König fand sein grosses Vergnügen in dem Schiff-Bau und vermehrte seine Königliche See-Macht. Er war ein kriegerischer Printz, und als er den Frantzosen zum besten eine Diversion machte, gieng er A. D. 1513 in Flowden-Field verlohren. Seine Gemahlin war Margaretha Tewdor, Henrichs VII. Königs in Engelland Tochter, mit welcher er seinen Nachfolger erzielet.

Jacob V. Stewart, ein Printz von 17 Jahren, welcher nach erreichtem männlichen Alter ein sinnreicher Beförderer der Wissenschafften, sonderlich der Musen, wurde. Unter seiner Regierung war der edle Gavin Dowglas, Bischoff von Dunkeld, Groß-Meister, bis er A. D. 1522 starb. Ihm folgte Georg Creighton, Abt von Holyrood-House bis A. D. 1527 und diesem Patrick, Graf von Lindsay, (unsers letzten Groß-Meisters Crawfurd Stamm-Vater) welcher Herrn David Lindsay, Wapen-König, dessen annoch unter den Schottischen Maurern, unter dem Namen David Lindsay des gelehrten Groß-Meisters, gedacht wird, in diesem Amt zum Nachfolger hatte. Der König starb am13. Dec. A. D. 1542 und hinterließ von seiner Gemahlin Maria, Claudii von Lothringen, Hertzogs von Guise, Tochter, eine eintzige Printzeßin.

Maria Stewart bestieg den Thron, als Königin von Schottland, da sie nur 7 Tage alt war, und wurde mit Franciscus II. König in Franckreich, vermählet. Da ihr erster Gemahl ohne Erben mit Tode abgieng, kehrte sie A. D. 1561 nach Schottland, und brachte einige treffliche Kenner der Augustischen Bau-Art mit. Sie erwehlte hierauf A. D. 1465 Henrich Stewart, Lord Darnley, ältesten Sohn des Grafen Mattheus von Lennox zu ihrem Gemahl, welcher von Herrn Robert Stewart, Lord Darnley von dem alten Könglichen Hause, in gerader männlicher Linie abstammte. Maria zerfiel mit ihrem Adel, welcher sie vom Thron stieß, und da sie in der Schlacht den kürtzern gezogen hatte, nahm sie A. D. 1568 ihre Zuflucht nach Engelland, allwo die Königin Elisabeth sie gefangen setzte, und endlich am 8. Febr. 1586/7 aus Staats-Ursachen enthaupten ließ.

Jacob VI. Stewart, war am 19. Jun. A. D. 1566 gebohren, und ward nach seiner Mutter Absetzung in einem Altervon 13 Monaten zum König in Schottland gecrönet. Er stund unter 4 nach einander folgenden Regenten, und als er beynahe 12 Jahr alt war, trat er A. D. 1578 die Regierung selber an. Er stifftete die Universität zu Edenburg A. D. 1580. Er that hierauf eine Reise nach Dänemarck, und vermählte sich A. D.1589 mit Anna der Königlichen Printzeßin, bey welcher Gelegenheit er den berühmten Tycho Brahe, einen der vornehmsten Sternkundiger, auf seiner Scharlach-Insul besuchte.

Nachdem der hohe und niedere Adel die Beute der Kirchen-Einkünffte unter sich getheilet, baueten sie manche herrliche Wohn-Gebäude von dem Schutt der Gottes-Häuser, wie in Engelland geschehen war, und die Maurer begonten die Augustische Bau-Art nachzumachen, wobey verschiedene Groß-Meister nacheinander die Aufsicht führten. Diese waren nach des David Lindsay Tode folgende: Andreas Stewart, LordOchiltree; ferner Jacob Sandilands, Ritter von Malta; so dann Claudius Hamilton, Lord Paisley (unsers ehemahligen Groß-Meisters Abercorn Stamm-Vater,) welcher den König Jacob zum Bruder der Maurer-Zunfft machte, und solchem Amt bis A. D. 1603 vorstund, da die Vereinigung der Cronen erfolgte.

Vor diesem Zeit-Lauf war nicht allein das Reich mit vielen wohlgebaueten Pallästen und festen Castellen besetzet, sondern es hatten auch die Edlen und Häupter des Landes sich wegen ihrer häuffigen Fehden oder bürgerlichen Kriege mit Festungen versehen. Nicht weniger hatte die Geistlichteit viele Abteyen, Kirchen, Clöster und andere Gottes-Häuser gebauet, welche von so feiner Gothischen Bau-Art als einige in Europa, und dabey sehr ansehnlich, kostbar und prächtig waren.

Die Brüderschafft kam ehemahls bey schlimmen Wetter in Clöstern zusammen, wenn aber das Wetter schön war, versammleten sie sich früh Morgens auf den Spitzen der Hügel, sonderlich an St. Johannis des Evangelisten Tag, und giengen von da in gehöriger Form nach dem Speise-Ort, wie solches aus den Traditionen der alten Schottischen Maurer, sonderlich denen von den alten Logen zu Killwinning, Sterling, Aberdeen etc. erhellet.


Das VII. Capitel.
Von der Maurerey in Irrland bis auf den Groß-Meister Kingston A. D. 1730.

Weil die alten Römer Irrland niemahls angegriffen, so haben wir keine gute Scribenten von demjenigen, was allda vor dem heil. Patrick zu den Zeiten des Königs Leoghair um das Jahr Christi 430 vorgegangen. (30) Er stifftete St. Patricks zu Ardmagh und die Priorey von St. Avog zu Loch-Derg, ohnweit der Höle, so man St. Patricks Fege-Feuer nennet. Nach der Zeit aber wurden viele Gottes-Häuser durchgehends in Irrland aufgeführet.

(30) Siehe Jacob Ware in Antiquit. Hibern.


Die Angel-Sachsen haben Irrland auch nicht beunruhiget; jedoch versichern Beda und andere im 8ten Jahrhundert, daß um selbige Zeit viele Britten, Sachsen und Francken sich in den Irrländischen Schulen der Auferziehung bedienet haben.

Hingegen haben die Norweger und Dänen den grossen Theil der Insul erobert, und ob sie gleich anfänglich die Gottes-Häuser vernichtet, so haben sie doch viele Schlösser und Festungen mit hohen Warten angeleget, um das gantze Land binnen Zeit von einer Stunde in Lerm zu setzen. Da aber die Dänen von den Irrländern zum Christentum bekehret wurden, baueten sie sehr viele Gottes-Häuser, als zu Dublin die St. Marien-Abtey, und die Christ-Kirche, um das Jahr 984.

Nachdem endlich Brien Borom, (31) der grosse Beherrscher von gantz Irrland aus Hebers Geschlecht, in verschiedenen Schlachten die Dänen geschwächet hatte; so wurden dieselben A. D. 1039 von ihm gäntzlich übern Hauffen geworffen. Der gröste Theil der Dänen fand sich also genöthiget, nach Hause zu seegeln; und sie nahmen (wie die Irrländer versichern) die besten alten Urkunden von Irrland mit sich, welches ein unersetzlicher Schade. Inzwischen tragen die Gelehrten von andern Nationen ein groß Verlangen, die noch vorhandene Manuscripta von Irrland, nebst guten Übersetzungen, und also ein besser Monasticon Hibernicum, im Druck zu sehen, damit unter andern Alterthümern die Fußstapffen ihrer alten Celtischen Bau-Kunst mögen entdecket werden; sintemahl der Augustische Styl niemahls daselbst gewesen, und die Gothische Bau-Art nur erst von dem heil. Patrick eingeführet worden.

(31) Von welchem unser ehemaliger Groß-Meister Inchiquin in gerader männlicher Linie abgestammet.


Nach Verjagung der Dänen gaben die Milesischen Könige von Irrland Befehl, daß man die Palläste, Schlösser und Gottes-Häuser wieder herstellen solte; Und also wurde die Maurer-Zunfft bis auf Roderich O Connor, den letzten Monarchen über gantz Irrland, gar fleißig gebrauchet, wie denn gedachter König A. D. 1168 das nunmehr zerstörte bewunderns-würdige Castell Tuam aufbauen lassen.

Nachdem aber aus den Neben-Linien des Königlichen Hauses verschiedene sich zu kleinen Monarchen aufgeworffen, so wurden sie dadurch in stetige innerliche Kriege verwickelt. Da nun einer derselben, nemlich Dermot, König in Leinster, von den andern aufs Haupt geschlagen war, kam er zu Henrich II. König in Engelland, und erlangte von ihm die Erlaubniß, mit einigen Wagehälsen, nemlich Richard Strongbow, Grafen von Pembroke, Robert Fitz-Stephan von Cardigan, und Moritz Fitz-Gerald, sein Heil zu versuchen. Diese giengen mit einem Kriegs-Heer von Wälischen und Englischen Soldaten dem Dermot zu Hülffe nach Irrland, nahmen Dublin, Waterford und viele andere Plätze ein, welche sie befestigten und ihrem König Henrich II. welcher ihnen A. D. 1172 dahin gefolget war, in die Hände lieferten.

Solchemnach waren die Könige von Engelland nunmehr zugleich Herren von Irrland; doch sagen die Irrländer nicht ohne Grund, es habe Henrich II. Irrland nicht erobert, sondern es hätten einige von ihren kleinen Königen und Printzen, zu Vermeidung der einheimischen Kriege, den Schluß gefasset, sich lieber unter seinen Schutz zu begeben, und die Englischen Gesetze, mit der Freyheit eines Parlements in Dublin, anzunehmen. Doch wurde an den Orten, wo die Engelländer am stärksten waren, die Maurerey und andere Künste ziemlich in Schwang gebracht.

Also bauete gedachter Strongbow, Lord Vorsteher von Irrland, die Priorey von Kill Mainham, da indessen St. Bar A. D. 1174 die Abtey von Finbar gestifftet. Johann von Coucy, Graf von Kingsail, ließ A. D. 1183 die Abtey des heiligen Patrick zu Down, die Prioreyen von Nedrum und St. Johann, wie auch die St. Marien-Abtey zu Innys etc. wieder aufbauen.

Unter der Regierung Königs Richard I. beförderte Alvred, ein Dänischer von Adel, den Bau der St. Johannis-Kirche zu Dublin, und der Ertz-Bischoff Comin ließ daselbst A. D. 1190 die Kirche des heil. Patrick von neuem aufbauen, und zwar alles von Stein, da man vorher nur Holtz und schlechte Materialien darzu gebrauchet hatte.

König Johannes war König von Irrland, (wie die Irrländer versichern) bis sein Bruder Richard A. D. 1199 starb. Er kam darauf nach Irrland, und brauchte A. D. 1110 Henrich Launders, Ertz-Bischof zu Dublin und Lord-Justice, als Groß-Meister, bey dem Bau des Castells zu Dublin; zu welcher Zeit Wilhelm, Graf von Pembroke, die Priorey von Kilkenny gestifftet.

König Henrich III. verliehe den Irrländern eine sogenannte Magnam Chartam A. D. 1216 welche mit der von Engelland überein kam. Felix O Quadam, Ertz-Bischoff zu Tuam, bauete die St. Marien-Kirche zu Dublin wieder auf, und ließ dieselbe mit Bley decken. Hingegen stifftete Hugo von Lacy, Graf von Ulster, ohngefehr A. D. 1230. Carrick-Fergus, ein Mönchs-Closter in Down, die Priorey von Ards und das berühmte Castell Trim etc. als Groß-Meister oder Patron der Bau-Kunst.

Die Irrländischen Fürsten lebten mit den Engelländern in sehr gutem Vernehmen, bis unter der Regierung Eduards II. der Printz Eduard Bruce (ein Bruder des Robert Bruce, Königs in Schottland) die vereinigten Irrländer anführte, die Insul einnahm, und A. D. 1315 zum König über gantz Irrland gecrönet wurde. Er herrschte allda nur drey Jahr, indem Roger Mortimer, Graf von March, mit einer starcken Englischen Armee eine Landung that, und den König Eduard Bruce im Treffen erlegte.

Hierauf lebte die Maurerey nicht allein an den Orten, wo die Engelländer sich niedergelassen hatten, gleichsam wieder auf, sondern auch in dem Nordlichen Theil von Irrland, allwo sich die Schotten allgemählig fest gesetzet, und die gute Gothische Maurerey mit sich gebracht hatten. Die Einwohner des Landes erkannten übrigens die Könige von Engelland, als rechtmäßige Souveraine Herren von Irrland, bis auf den König Henrich VIII. welcher dem Pabst zum Trotz sich selbst zum König von Irrland erklärte, worauf solches A. D. 1542 von dem Parlement zu Dublin bestätiget worden.

Henrich, König von Irrland hatte seinen Sohn, König Eduard, zum Nachfolger, und diesem folgte seine Schwester, die Königin Maria Tewdor, welche von dem Pabst Paul IV. erhielt, daß er sie zur Königin von Irrland erklärte. Ihre Nachfolgerin und Schwester, Königin Elisabeth Tewdor hat A. D. 1591 die berühmte Universität zu Dublin gestifftet.

Die Maurerey hatte in Irrland unter der Regierung Jacobs I. und Carls I. einigen Fortgang, bis aus die innerlichen Kriege, wodurch das Bau-Wesen in die gröste Zerrüttung verfiel. Nach der A. D. 1660 erfolgten Herstellung des Reichs wurde die Kunst durch einige von den Schülern des Inigo Jones unter der Regierung Carls II. bis auf die Kriege Jacobs II. im Schwang gebracht. Nachdem aber König Wilhelm die Ruhe in Irrland wieder hergestellt, so sind die Künste und Wissenschafften unter der Regierung der Königin Anna und Königs Georg I. sehr fleißig getrieben worden.

Es giebt in dieser Insul sehr viele schöne Uberbleibungen der besten Gothischen Bau-Kunst, wovon die Inländischen Gelehrten am füglichsten eine Chronologische Abhandlung mittheilen könnten. Doch ist allda seit der grossen Staats-Veränderung der Augustische Bau-Styl so wohl von der Regierung als dem hohen und niedern Adel ungemein befördert worden: Wie denn die Haupt-Stadt Dublin anjetzo mit einem prächtigen Rath-Hause, einem vortrefflichen Zoll-Gebäude, einer sehenswürdigen Rüst-Cammer im Castell, einer feinen Bibliothec bey der Universität, mit saubern und bequemen Barracken für die Besatzung, mit einem Königlichen Hospital für alte Soldaten, mit einem viereckigten Platz, Stephens Green Sqvare genannt, so der gröste in Europa, und im Umfang 1760 Ruthen oder eine Englische Meile begreiffet, versehen ist.
Hierzu kommen die Kirchen und andere Gebäude, so von guten Bau-Meistern aufgeführet worden, insonderheit von Thomas Burgh Esq. ehemaligen Ober-Aufseher von Irrland und seinem Nachfolger, Herrn Eduard Lovet Pearce, dem Bau-Meister des neuen prächtigen Parlements-Hauses, (so das Englische weit übertrifft) welches am 3. Febr. 1728/9 errichtet worden, da des Lord Carteret, damahliger Lord Statthalter, die Lords Richter, verschiedene Pairs und Parlements-Glieder, einige vornehme Geistliche, nebst vielen Frey-Maurern, unter Begleitung der Königlichen Leib-Garde, und einiger Mannschafft zu Pferd und zu Fuß, einen feyerlichen Aufzug dahin angestellet. Nachdem nun der Lord Statthalter im Namen des Königs den Grundstein an der mittäglichen Seite durch drey Schläge mit dem Hammer geleget; so wurde in Trompeten gestossen und von der anwesenden Menge ein froher Zuruff verrichtet, so dann aber ein Beutel mit Gold für die Frey-Maurer auf den Stein geleget, worauf diese für den König und für die Zunfft etc. die Gesundheiten trancken. In den Stein hatte man zwey silberne Medaillen vom König Georg II. und der Königin Carolina, und über denselben eine Kupfer-Platte mit folgender Aufschrifft geleget:


Serenissimus & Potentissimus

Rex Georgius Secundus
Per Excellent. Dominum
Joannem Dominum & Baron. De Hawnes
Locum – Tenentem
Et per Excellent. Dominos
Hugonem Archiep. Armachan.
Thomam Windham Cancell.
Guliel Conolly Dom. Com. Prolocut.
Justiciarios generales,
Primum hujusce Domus Parliament. Lapidem
Psouit

Tertio die Februarii MDCCXXVIII:


Endlich versammlete sich die alte Brüderschafft der freyen und angenommenen Maurer in Irrland auf gehörige Art in ihrer grossen Loge zu Dublin, und erwehlte, nach dem Exempel ihrer Brüder in Engelland, im dritten Jahr Seiner jetzigen Majestät Königs Georg II. A. D. 1730 einen edlen Groß-Meister, nemlich unsern edlen Bruder Jacob King, Lord Vicomte Kingston, nachdem Seine Lordschafft im vorhergehenden Jahr mit grossem Ruhm der Groß-Meister von Engelland gewesen. Er hat hierauf eben dieselben Constitutionen und alte Gebräuche eingeführet, und alle Jahr einen edlen Bruder auf Salomons Stuhl zum Nachfolger bekommen. Übrigens ist die grosse Loge von Irland fest entschlossen, in Fortpflantzung der Erkänntniß der edlen Wissenschafft der Geometrie und der Königlichen Kunst der Maurerey niemahls müde zu werden.

Dritter Theil.

Geschichte der Frey-Maurerey in Britannien seit der Vereinigung der Cronen bis auf diese Zeiten.

Das I. Capitel.
Von dem Augustischen Styl in Britannien seit der Vereinigung der Cronen A. D. 1603 bis auf die Herstellung A. D. 1660.

Es kamen vor diesem Zeit-Begriff unterschiedene Herren von feinem Geschmack von ihren Reisen zurück, welche aus einer rühmlichen Eifersucht den Schluß faßten, entweder die Italiänischen Hersteller zu übertreffen, oder wenigstens ihnen in der alten Römischen und Griechischen Maurerey zu folgen. Weil aber allhier keine Uberbleibungen noch Spuren von dem guten alten Augustischen Styl vorhanden waren, so brachten diese sinnreiche Reisende einige Stücke von alten Columnen, etliche nette Grundrisse der Italiänischen Hersteller, und ihre Bücher von der Bau-Kunst mit sich nach Hause.

Unter diesen mercken wir sonderlich den Ingo Jones, welcher A. D. 1572 zu London nicht weit von St. Pauls Kirche gebohren, (sein Vater hieß Ignatius oder Inigo Jones ein Burger zu London) und zu Cambridge erzogen war. Dieser legte sich aus natürlicher Begierde auf die Künste der Zeichnung, und machte sich zuerst durch seine Geschicklichkeit im Landschafft-Mahlen bekannt; wie er denn deswegen an dem edlen und gelehrten Wilhelm Herbert, nachmahls Grafen von Pembroke, einen grossen Patron erlangte, und auf dessen Kosten die Reise nach Italien antrat, allwo er von einigen der besten Schüler des berühmten Andrea Palladio in der Königlichen Kunst unterrichtet wurde.

Inigo Jones legte nach seiner Wiederkunfft den Mahler-Pinsel auf die Seite, und ergriff das Winckelmaaß, die Richtschnur, und die Bley-Wage, brachte es auch so weit, daß er der Britannische Vitruvius ward, und mit dem Palladio und allen Italiänischen Herstellern um den Vorzug stritte; wie sich solches bald nach Vereinigung der Cronen A. D. 1603 geäussert, da nach Abgang des Königlichen Hauses Tewdor, die Königliche Familie von Stewart auf den Englischen Thron kam, und also die Schottischen Könige über gantz Britannien zu regieren anfiengen.

Jacob I. Stewart, erster König von gantz Britannien, ein Königlicher Frey-Maurer-Bruder, und Königlicher Groß-Meister wegen seiner Hoheit, sehnte sich nach geschickten Köpfen und Händen, um die Augustische Bau-Art hier einzuführen, und war ungemein erfreuet, eine solche Person, als Inigo Jones war, zu finden. Er machte ihn daher zu seinem Ober-Aufseher, und bestätigte seine Wahl zum Groß-Meister von Engelland, um den Vorsitz in den Logen zu haben.

Der König befahl ihm hierauf den Grundriß eines neuen Pallasts zu Whitehall zu machen, und als der alte Eß-Saal niedergerissen war, so hielte der König nebst dem Groß-Meister Jones und dessen Groß-Vorstehern (dem obgemeldeten Wilhelm Herbert, Grafen von Pembroke, und Nicolaus Stone, dem Bildhauer) unter dem Gefolge sehr vieler Brüder und mancher vornehmen Standes-Personen, in gehöriger Form einen Auszug nach dem Thor von Whitehall, und legte den Grund-Stein des neuen Eß-Saals mit drey starcken Schlägen, unter lautem Freuden-Geschrey und Trompeten-Schall, worauf ein Beutel mit grossen Goldstücken für die Maurer auf den Stein geleget ward, um die Gesundheiten des Königs und der Zunfft zu trincken. Dieses geschahe A. D. 1607. Weil es aber an einem Beytrag des Parlaments fehlte, so wurde nur allein besagter herrliche Speise-Saal, das feineste einzelne Zimmer von solcher Grösse seit den Tagen des Augusts, und eine rechte Ehre dieser Regierung, zum Stande gebracht, und hernach das prächtige Gewölbe durch den netten Pinsel des Peter Paul Rubens ausgezieret.

Die besten Kunst-Genossen fanden sich von allen Seiten bey dem Groß-Meister Jones, welcher allemahl guten Lohn und gehörige Zeit zum Unterricht in den Logen verwilligte, und diese mit vortrefflichen Neben-Gesetzen versahe, wodurch sie den Schulen oder Academien der Zeichner in Italien gleich gemacht wurden. Nicht weniger hielt er auch die vierteljährige Unterredung der grossen Loge von Meistern und Vorstehern, (32) und die jährliche allgemeine Versammlung und Fest an St. Johannis-Tag, da er denn bis A. D. 1618 alle Jahr wieder erwehlet wurde.

(32) So saget Bruder Nicolaus Stone, sein Vorsteher, in einem A. 1720 verbrannten Manuscript.


In selbigem Jahr traff gedachten Wilhelm, Grafen von Pembroke, die Wahl als Groß-Meister, und als der König darzu seinen Beyfall gegeben hatte, so ernennte jener den Inigo Jones zu seinem Deputirten Groß-Meister. Bey solchem Flor der Maurerey wurden viele vornehme, reiche und gelehrte Leute, auf ihr eigenes Ansuchen, zur Ehre der Zunfft, als Brüder aufgenommen. Der König starb am 27. Mart. A. D. 1625 und hinterließ zwey Kinder, nemlich Carl und Elisabeth.

Carl I. Stewart bestieg im 25sten Jahr seines Alters den Thron. Er war auch ein Königlicher Bruder, und wegen seiner Hoheit Groß-Meister; und weil er in allen Künsten der Zeichnung eine gute Wissenschafft besaß, fanden die besten ausländischen Mahler, Bildschnitzer, Bildhauer, Gyps-Arbeiter etc. an ihm einen grossen Beförderer; zu der Bau-Kunst aber hatte er keiner Ausländer nöthig, weil es keiner von diesen seinem eigenen Inigo Jones und dessen kunsterfahrnen Schülern gleich that.

Als der Groß-Meister Pembroke A. D. 1630 sein Amt niedergeleget hatte, so folgte ihm Henrich Danvers, Graf von Danby, mit des Königs Genehmhaltung auf Salomons Stuhl, und bauete für sein eigen Geld ein kleines, aber sehr kunstmäßiges Stück der alten Bau-Art, nach dem Abriß seines Deputirten Jones, nemlich das berühmte schöne Thor des Medicinischen Gartens zu Oxford, mit dieser Aufschrift:


Gloriae Die Optimi Maximi,

Honori Caroli Regis
In Usum Academiae & Reipublicae
A. D. MDCXXXII.

Henricus Comes Danby.


Hernach folgte Thomas Howard, Graf von Arundel (der Stamm-Vater unsers ehemahligen Groß-Meisters Norfolk) auf den Danby, als das Haupt der Brüderschafft. Er war ein ausbündiger Kenner in allen Künsten der Zeichnung, und ein grosser Hersteller der gelehrten Alterthümer, welcher durch seine Marmora Arundeliana unsterblichen Ruhm erworben. Doch stund Jones noch immer seinem Amt als Deputirter vor, und brachte es, mit Zuziehung des Groß-Meisters Arundel, bey Frantz Russet, Grafen von Bedford, so weit, daß er seine Ländereyen zu Covent-Garden in ein länglichtes Viereck gegen Osten und Westen verwandeln, und allda die regulmäßige St. Pauls-Kirche mit einem vortrefflichen Schwibbogen aufbauen ließ, welche A. D. 1635 zu einer Pfarr-Kirche gemacht wurde.

Als der Groß-Meister Bedford in selbigem Jahr diese Würde erhielt, brauchte er seinen Deputirten Jones, um die Nordliche und Ostliche Seiten gedachten Vierecks mit grossen und erhabenen Arcaden (insgemein Piazzas genannt) auszubauen, welche, nebst gemeldeter Kirche an der Westlichen Seite, eine vortreffliche Aussicht nach der Italiänischen oder alten Manier dem Auge darstellen.

Inigo Jones folgte dem Bedford wieder auf Salomons Stuhl, und ward von dem König vor den Kriegen gebrauchet, um die prächtige grosse Gallerie an dem Pallast von Somerset gegen die Thems aufzuführen. Der König hatte auch im Sinn, den Bau von Whitehall nach des Jones Grundriß fortzusetzen, er ward aber durch die innerlichen Kriege unglücklicher Weise daran verhindert; denn die so genannten Parlements-Truppen besiegten den König und das Parlement zugleich mit ihm, worauf er am 30. Januar A. D. 1648/9 vor seinem eigenen Thor ermordet wurde.

Gleichwohl kamen die Maurer auch in währenden Kriegen zufälliger Weise an unterschiedenen Orten zusammen.

Also meldet Elias Ashmole in seinem Tage-Buch pag. 15

Ich ward zu Warrington in Lancashire, nebst dem Obersten Henrich Manwaring, am 16. Octobr. 1646 durch Herrn Richard Penket, den Vorsteher, und die Gesellen (deren Namen allda angeführet sind) zum Frey-Maurer gemacht.

Der grosse Inigo Jones starb im 80sten Jahr seines Alters zu London und ward in der St. Bennets-Kirche bey Pauls-Wharff am 26. Jun. A. D. 1652 zur Erden bestattet. Er war der Groß-Meister der Bau-Verständigen, und hatte den Augustischen Styl nach Engelland gebracht. Er zeigte auch seine grosse Geschicklichkeit, indem er zu der prächtigen Reyhe in der grossen Queen-Street und der Abend-Seite von Lincolns-Inn Fields, nebst dem schönen Pallast von Lindsey, zu der Halle und dem Schauplatz der Wund-Aertzte, zu dem Pallast von Schaftsbury in Aldersgate-Street, zu dem von Southampton in Bloomsbury (jetzo des Hertzogs von Bedford) und dem von Berkeley in Piccadilly, (jetzo des Hertzogs von Devonshire) so ohnlängst abgebrannt und wieder aufgebauet ist, zu der wohlangelegten Yorks-Treppe an der Thems, im Lande aber zu dem Pallast von Gunnersbury nahe bey Brentford, zu dem von Wilton in Wiltshire, zu der Castle-Abtey in Northamptonshire, zum Stoke-Park etc. die Grundrisse entworffen.

Einige seiner besten Schüler hielten zu ihrer allerseitigen Verbesserung besondere Zusammenkünffte, bis zu der Herstellung des Reichs. Und eben diese bewahrten seine reine Zeichnungen und kunstmäßige Risse, (so jetzo von dem geschickten Bau-Meister, dem edlen Richard Boyle, jetzigem Grafen von Burlington, besessen werden) und waren auch nach der Herstellung des Reichs beschäftiget, seine erhabene Bau-Art fortzupflantzen.

Das II. Capitel.
Von der Herstellung A. 1660 bis auf die Staats-Veränderung A.1688.

CarI II. Stewart folgte seinem Vater, und ward am 29. May 1660 als an seinem Gebuhrts-Tag, in seinem 30sten Jahr mit grossem Pracht wieder eingesetzet. Auf seinen Reisen war er zum Frey-Maurer gemacht worden, und weil er die regelmäßigen Gebäude der fremden Länder in Augenschein genommen hatte, so beschloß er, den Augustischen Styl durch Herstellung der Logen empor zu bringen,

und gab seinen Beyfall zu der Wahl des Henrich Jermyn, Grafen von St. Albans, als ihres Groß-Meisters, welcher Johann Denham zu seinem Deputirten Groß-Meister, und Christoph Wren, und Johann Web zu Groß-Vorstehern ernennte, wie aus einer Abschrifft der alten Constitutionen zu ersehen.

Dieser Groß-Meister hielt eine allgemeine Versammlung und Fest am St. Johannis-Tage den 27. Decembr. A. D. 1663 allwo nachfolgende Verordnungen gemacht wurden.

1. Daß keine Person, von was für Stande sie auch sey, solle zu einem Frey-Maurer gemacht oder angenommen werden, ohne nur in einer regelmäßigen Loge, wovon einer ein Meister oder ein Vorsteher in selbiger Gräntze oder Abtheilung, wo solche Loge stehet, und ein anderer ein Arbeiter in dem Gewerbe der Frey-Maurerey seyn muß.

2. Daß inskünfftige niemand zu einem Frey-Maurer soll angenommen werden, als solche, die von geschicktem Leibe, ehrlichem Herkommen, und gutem Namen sind, und sich den Landes-Gesetzen gemäß bezeigen.

3. Daß künfftig niemand, welcher als Frey-Maurer aufgenommen seyn will, eher in einige Loge oder Versammlung solle zugelassen werden, als bis er ein schrifftliches Zeugniß von der Zeit und dem Ort seiner Aufnehmung von der Loge, die ihn aufgenommen, dem Meister dieser Gräntze oder Abtheilung, wo solche Loge stehet, eingeliefert. Und besagter Meister soll dasselbe in eine Rolle von Pergament legen, damit man solches zu diesem Ende verwahre, und er soll von allen dergleichen Aufnehmungen bey jeder allgemeinen Zusammenkunfft Rechenschafft ablegen.

4. Daß ein jedweder, welcher ein Frey-Maurer ist, dem Meister eine Note von der Zeit seiner Aufnahme bringen solle, damit selbiger in einen solchen Vorzug des Platzes, als der Bruder verdienet, eingewiesen werde; und damit die gantze Gesellschafft der Mitglieder einander desto besser kennen möge.

5. Daß künfftighin besagte Brüderschafft der Frey-Maurer durch einen Groß-Meister und so viele Vorsteher, als die Gesellschafft bey jeder jährlichen allgemeinen Versammlung zu bestellen für dienlich achten wird, solle eingerichtet und regieret werden.

6. Daß niemand solle aufgenommen werden, der nicht 21 oder mehr Jahr erreichet habe.


Thomas Savage, Graf von Rivers, folgte dem Grafen von St. Albans, als Groß-Meister, am 24. Jun. A. D. 1666 und ernennte Christoph Wren zu seinem Deputirten, und Johann Web, und Grinlin Gibbons zu Groß-Vorstehern; es wurden aber alle Dinge von dem Deputirten und den Vorstehern veranstaltet.

In besagtem Jahr am 2. Sept. ereignete sich der grosse Brand zu London, und die Frey-Maurer wurden sehr nöthig, um die Stadt wieder aufzubauen. Diesemnach befahl der König und der Groß-Meister dem Deputirten Wren, einen geschickten Plan von der neuen Stadt, mit langen, breiten und regelmäßigen Gassen zu entwerffen; und ob wohl das Privat-Eigenthum solchen Plan nicht gantz zum Stande kommen ließ, so wurde doch diese Hauptstadt gar bald nach einer weit bessern Bau-Art, als zuvor, wieder hergestellet.

Der König legte am 23. Oct. A. D. 1667 den Grund» Stein zu der neuen Königlichen Börse, welche, als die artigste in gantz Europa, durch den Mayor und die Aldermans am 28. Sept. A. D. 1669 eröffnet wurde. Auf den inwendigen Seiten des Vierecks über den Arcaden und zwischen den Fenstern stehen die Bild-Seulen der Könige von Engelland. Hierauf bediente sich eine Gesellschafft von Kauffleuten des Groß-Vorstehers Gibbons, um in der Mitte des vierecktigten Platzes die Bildseule des Königs nach dem Leben, in Kayserlichem Habit, von weissem Marmor, mit folgender zierlichen Aufschrifft aufzurichten.


Carolo Secundo Caesari Britannico

Patriae patri
Regum Optimo Clementissimo Augustissimo
Generis Humani Deliciis
Utriusque Fortunae Victori
Marium Domino ac Vindici
Societas Mercatorum Adventur. Angliae
Quae per CCC jam prope Annos
Regia Majestate floret
Fidei Intemeratae & Gratitudinis Aeternae
Hoc Testimonium
Venerabunda Posuit

Anno Salutis Humanae MDCLXXXIV.


Gilbert Scheldon, Ertz-Bischof zu Canterbury, ein vortrefflicher Bau-Verständiger, zeigte seine grosse Geschicklichkeit in der Anlegung seines berühmten Theatri Scheldoniani zu Oxford, welches auf seine Kosten von dem Deputirten Wren und dem Groß-Vorsteher Web angeordnet und zu Ende gebracht, und nachdem die Arbeiter das Bau-Fest feyerlich begangen, am 9. Jul. A. D. 1669 von Doct. South mit einer zierlichen Rede eröffnet wurde. Besagter Deputirter Wren bauete auch das andere Meisterstück, das artige Musaeum nicht weit von dem Theatro, worzu die Universität die Kosten darreichte.

Unterdessen wurde London in kurtzem wieder aufgebauet, und weil das Feuer die St. Pauls-Haupt-Kirche eingeäschert hatte; so legte der König nebst dem Groß-Meister Rivers, seinen Baumeistern und Zunfftgenossen, dem hohen und niedern Adel, dem Lord Mayor und den Aldermanns, den Bischöffen und der Geistlichkeit etc. in gehöriger Form den Grundstein zu der neuen St. Pauls-Kirche A. D. 1673, welcher Bau von dem Deputirten Groß-Meister Wren nicht allein im Grundriß entworffen, sondern auch von ihm als Werck-Meister und Ober-Aufseher, mit Zuziehung seiner Vorsteher Eduard Strong, des Aeltern und Jüngern, für ein von dem Parlement hierzu bestimmtes Geld fortgeführet worden.

Die Stadt brachte das schöne Moor-Gate zum Stande, und bauete das Bedlam-Hospital (Toll-Haus) A. D. 1675 wieder auf, und wo das Feuer ausgebrochen hatte, ward von der Stadt das berühmte Monument von weissem Stein errichtet. Es ist dieses eine feine ausgehölte Columne von der Dorischen Ordnung, 202 Fuß hoch von dem Boden; der Stamm derselben hat 15 Fuß im Durchschnitt, und inwendig findet man eine bequeme Treppe von schwartzem Marmor, die zu einem eisernen Altan, dessen Spitze verguldet, hinauf führet. Man hält diese Columne für die höchste auf Erden. Das Fuß-Gestell derselben hat 21 Fuß ins Gevierte und 40 Fuß in der Höhe, nebst sehr artigen Sinnbildern in halb erhobener Arbeit, so vorbesagter Gabriel Cibber verfertiget, und lateinischen Aufschrifften. Dieses Werck wurde A. D. 1677 vollendet.

So bauete die Stadt auf dem Platz zu Temple-Bar, wo das Feuer aufgehöret, ein nettes Römisches Thor, mit den Bild-Seulen der Königin Elisabeth und Königs Jacob I. auf der Morgen-Seite, und der Könige Carls I. und Carls II. auf der Abend-Seite.

Die Artzney-Verständige haben auch ihren feinen Geschmack durch ihr wohlgebautes Collegium, ein rechtes Meister-Stück, und die Rechts-Gelehrten durch die Front der mittlern Temple-Lane an den Tag geleget.

Nach der Feuers-Brunst wurden auch viele Pfarr-Kirchen zierlich wieder aufgebauet, sonderlich St. Mary-le Bow mit ihrem Glocken-Thurm von verschiedenen Ordnungen, und St. Mary Wool-Church mit ihrer sehenswürdigen Cupola etc.

Der König stifftete auch das Hospital zu Chelsea für alte Soldaten, und einen sehr artigen neuen Pallast zu Greenwich, nach einem Abriß des Inigo Jones, welchen der Groß-Vorsteher Web, als Werck-Meister zum Stande gebracht, und einen andern Pallast zu Winchester, worzu der Groß-Meister Wren den Plan gemacht, ein vortreffliches Gebäude von der kostbarsten Corinthischen Ordnung, welches vor des Königs Tode unters Dach gebracht, aber niemahls vollendet worden, und nunmehr im Ruin lieget.

Der König trug Herrn Wilhelm Bruce, Baronet, Groß-Meister von Schottland auf, seinen Pallast von Holyrood-House zu Edenburg in dem besten Augustischen Styl wieder herzustellen, wie auch die Schottische Secretariat-Expedition zu Whitehall. Eben dieser Groß-Meister Bruce hat seinen eigenen prächtigen Sitz zu Kinroß angeleget.

Man siehet hieraus, daß die Zunfft-Genossen niemahls mehr, noch in prächtigerer Bau-Art gebrauchet worden, als unter dieser Regierung. (33)

(33) Denn anderer häuffigen schönen Gebäude in und um London zu geschweigen, so sind auf dem Lande manche schöne Wohn-Häuser gebauet worden, als Winghouse in Bedfordshire, Chevening in Kent, Ambrosebury in Wiltshire, Hothamhouse und Stainborough in Yorkshire, der Pallast von Hamilton in Clydesdale, Sterlinghouse nahe bey dem Castell, Drumlanrig in Nidsdale, und viele andere.


Es wurden auch durch die gantze Insuln mit Genehmhaltung der verschiedenen edlen Groß-Meister manche Logen errichtet. Denn als der Groß-Meister Rivers A. D. 1674 seine Würde niedergeleget hatte; so folgte ihm Georg Villars, Hertzog von Bucks, ein alter Frey-Maurer, als Groß-Meister in Engelland, welcher aber alle Amts-Geschäffte seinem Deputirten Wren, und seinen Vorstehern überließ.

Ihm folgte A. D. 1679 Henrich Bennet, Graf von Arlington, welcher mit Staats-Angelegenheiten so beschäfftiget war, daß er an die Logen wenig gedencken konte; jedoch war zu seiner Zeit die Brüderschafft gar ansehnlich, und viele Herren begehrten in selbige aufgenommen zu werden.

Der obgemeldete Bruder Ashmole, (in seinem Tage-Buch pag. 66.) bemercket folgendes:

Am 10. Mart. 1682 empfieng ich eine Erinnerung, des folgenden Tages in einer Loge in Masons-Hall in London zu erscheinen, allwo wir Herrn Wilhelm Wilson, den Hauptmann Richard Borthwick und noch vier andere in die Gesellschafft der Frey-Maurer aufnahmen. Ich war der älteste Gesell, weil schon 35 Jahr seit meiner Aufnahme verflossen; und bey mir waren Thomas Wise (Meister der Maurer-Gesellschafft in London) und acht alte Frey-Maurer. Wir genossen hierauf allesamt in dem Wirths-Hause zum halben Mond in Cheapside einer herrlichen Mahlzeit, welche auf Kosten der neu aufgenommenen Maurer war bereitet worden.

Doch sind gar viele von der Brüderschafft Urkunden, so in dieser und den vorigen Regierungen verfasset worden, unter der folgenden und bey der Revolution verlohren gegangen; man hat auch viele derselben zu unserer Zeit aus Furcht der Entdeckung in der Eile verbrannt; daß wir also keine so ausführliche Nachricht von der grossen Loge haben, als etwa zu wünschen stünde.

Da Carl II. am 6. Febr. A. D. 1684/5 mit Tode abgieng, folgte ihm sein Bruder Jacob II, Stewart, ein Herr von 51 Jahren. Es stehet eine vortreffliche Bild-Seule von ihm in Whitehall; weil er aber kein Frey-Maurer Bruder war, so wurde die Kunst sehr zurück gesetzet, und Leute von allerhand Stande bekamen unter dieser Regierung mit andern Geschäfften zu thun. Indessen kamen A. D. 1685 nach dem Tode des Groß-Meisters Arlington die Logen zusammen, und erwehlten Herrn Christoph Wren zum Groß-Meister, welcher Herrn Gabriel Cibber und Eduard Stronge zu Groß-Vorstehern bestellte, und weil er mit dem Bau der St. Pauls-Kirche fortfuhr, jährlich die Brüder, so sich bey ihm einfinden konten, zusammen berief, um gute alte Gebräuche zu bewahren.

Hierauf erfolgte die Revolution, indem Wilhelm von Nassau, Printz von Oranien, am 5. Novembr. A. D. 1688 eine Landung unternahm, und König Jacob am folgenden 23. Decembr. nach Franckreich segelte, allwo er auch am 6. Sept. A. D. 1701 das Zeitliche geseegnet.

Das III. Capitel.
Von der Staats-Veränderung bis auf den Groß-Meister Montagu A. D. 1721.

Nach des Königs Jacob Abzug wurde die Crone durch die Verordnung der Reichs-Stände seinen zwo Töchtern, Maria Printzeßin von Oranien, und Anna Printzeßin von Dänemarck, und ihren Leibes-Erben zuerkannt; nach Abgang derselben aber dem Printzen Wilhelm von Oranien; denn seine Mutter Maria Stewart war Königs Jacob älteste Schwester: Doch solte Wilhelm von Oranien Lebenslang die Regierung führen. Diesemnach wurden am 13. Febr. A. D. 1688/9 König Wilhelm III. im 28sten, und seine Gemahlin, die Königin Maria II. Stewart, im 26sten Jahr ihres Alters, als König und Königin von Engelland ausgeruffen, welches auch bald in Schottland geschahe. Die Königin Maria starb zu Kensington am 28. Dec. A. D. 1694 ohne Erben.

Die besonderen Logen waren nicht so häuffig, und meistens zufällig in den mittäglichen Provintzen, ausgenommen in oder nahe bey den Orten, wo grosse Wercke aufgeführet wurden. Also veranlaßte Herr Robert Clayton A. D.1693 eine zufällige Loge seiner Brüder Meister, um sich in St. Thomas Hospital in Southwark zu versammlen, und die Vorsteher wegen des besten Plans, zu Wieder-Aufbauung dieses Hospitals, zu belehren, nach welchem es noch jetzo in schönem Stande vorhanden ist. Nicht weit davon ist lange hernach eine beständige Loge gehalten worden.

Ausser dieser und der alten Loge von St. Pauls war eine andere in Piccadilly gegen der St. James-Kirche über, eine nahe bey der Abtey von Westmünster, eine andere nahe bey Covent-Garden, eine in Holborn, eine auf Tower-Hill, und einige andere, die sich ordentlich versammleten.

Der König wurde in geheim zum Frey-Maurer gemacht, worauf er die Wahl des Groß-Meisters Wren guthieß, und sich desselben zu Aufführung der St. Pauls Haupt-Kirche, und des grossen neuen Theils von Hampton-Court in dem Augustischen Styl bediente. Dieses ist das netteste Königliche Schloß in Engelland, welches nach einem alten Plan des Inigo Jones aufgeführet worden. Allda wurde eine ansehnliche Loge unter währendem Bau gehalten. Der König Wilhelm bauete auch seinen kleinen Pallast zu Kensington, und brachte das Hospital Chelsea zum Stande. Er bestimmte A. D. 1695 den artigen neuen Pallast zu Greenwich (welchen König Carl II. angefangen) zu einem Hospital für alte See-Leute, und ließ ihn nach dem alten Plan des Inigo Jones in fertigen Stand setzen.

Als in gedachtem Jahr unser edler Bruder, Carl Lennox Hertzog von Richmond und Lennox (des heutigen Hertzogs Vater) Meister einer Loge zu Chichester, zu der jährlichen Versammlung und Fest nach London kam; so ward er zum Groß-Meister erwehlet, und von dem König in solcher Würde bestätiget. Sein deputirter Groß-Meister war Christoph Wren, welcher, wie zuvor, der Zunfft vorstund, und Eduard Strong den ältern und jüngern zu Groß-Vorstehern hatte. Besagter Wren wurde A. D. 1698 wiederum zum Groß-Meister erwehlet.

Unter dieser Regierung wurde die See-Baukunst ungemein verbessert, und der König zeigte seinen hohen Geschmack durch die Aufführung seines zierlichen Pallasts zu Loo in Holland.

Als Wilhelm zu Kensington am 8. Mart. A. D. 1701/2 gestorben war, folgte ihm Anna Stewart, die andere Tochter Königs Jacob II. und Georgs, Printzen von Dänemarck, Gemahlin, als regierende Königin, im 38. Jahr ihres Alters. Der Printz Georg war ein Patron der Sternkundiger und Seefahrer, und starb zu Kensington den 28.Octobr. A. D. 1708.

Die Königin Anna erweiterte den Pallast von St. James, und ließ nach der berühmten Schlacht bey Blenheim A. D. 1704 das alte Königliche Castell von Woodstock in Oxfordshire einreissen, an dessen Stelle aber das Schloß Blenheim für ihren General Johann Churchill, Hertzog von Marlborough, aufbauen. In ihrem fünfften Jahr vereinigte die Königin die beyden Königreiche Engelland und Schottland in ein Königreich unter dem Namen von Groß-Britannien. Dieses geschahe am 1sten May A. D. 1707 und also 104 Jahr nach Vereinigung der Cronen.

Die Königin und das Parlement verordneten die Aufbauung 50 neuer Kirchen in den Vorstädten von London; und die Ober-Aufseher bewiesen ihre Geschicklichkeit an den Pallästen von Buckingham und Marlborough in dem Park von St. James, dem von Powis in Ormond-Street, dem Opern-Hause in Haymarket, und vielen andern um die Stadt, z. E. auf dem Lande des Hertzogs von Devonshire feines Chatsworth in Derbyshire, Stourton in Wiltshire, des Grafen von Carlisle Schloß Howard nahe bey York, Helmsley oder Duncomb-Park, Mereworth in Kent, Wilbury in Wiltshire etc.
Ja es haben auch nach dem Utrechtischen Friedens-Schluß manche reiche alte Officiers bey der Armee, die eine gute Wissenschafft in der Bau-Kunst mit sich nach Hause gebracht, in Aufbauung stattlicher Wohn-Häuser ein Vergnügen gefunden.

Doch hat sich der Augustische Styl auf eine prächtige Art geäussert zu Oxford an der neuen Capelle des Trinity-College, an Peek-Water-Square des Christ-Church-College, und an dem Queens-College, wovon das erste Gebäude Dr. Bathurst, das andere Dr. Aldrige, und das letzte Dr. Lancaster, aufs zierlichste hergestellet, ferner an der Allhallows-Curch, der neuen Druckerey u. a. m.

Indessen waren die Logen in den Südlichen Theilen mehr und mehr, theils durch die Unachtsamkeit der Meister und Vorsteher, theils weil sie keinen edlen Groß-Meister zu London hatten, in Abgang gerathen, und die jährliche Versammlung wurde nicht gehöriger Massen gehalten.

G. M. Wren, welcher A. D. 1673 den Plan zu der St. Pauls-Kirche in London entworffen, und als Werck-Meister diesen Bau von dem Grundstein an fortgeführet, hatte die Ehre, diese prächtige Haupt-Kirche, so nächst der Peters-Kirche zu Rom der feineste und gröste Tempel nach Augustischer Bau-Art ist, zu vollenden. Er begieng das Bau-Fest im Jul. A. D. 1708 als er das Creutz auf die Spitze der Cupola setzen lassen.

Einige Jahr hernach bekümmerte sich Christoph Wren eben nicht sonderlich mehr um das Amt eines Groß-Meisters, doch fuhr die alte Loge bey St. Pauls-Kirche und einige andere noch beständig fort ihre Versammlungen zu halten, bis die Königin Anna am 1. Aug. A. D. 1714 zu Kensington ohne Erben verstarb. Sie war unter den Nachkommen des Königs Carl I. die letzte, so den Thron von Groß-Britannien bekleidet, indem die übrigen, als Römisch-Catholische, durch eine Parlements-Acte ausgeschlossen, und die Crone auf die Protestantische Erben seiner Schwester Elisabeth Stewart, ehemahliger Königin von Böhmen, nemlich auf ihre Tochter die Printzeßin Sophia, verwittwete Churfürstin von Braunschweig-Lüneburg, gebracht worden. Weil aber dieselbe nicht lange vor der Königin Anna zu Herrnhausen gestorben war; so gelangte ihr Sohn der Churfürst an besagtem 1. Aug. 1714 zu der Königlichen Würde.

König Georg I. hielt am 20. Sept. dieses Jahrs seinen prächtigen Einzug zu London, und als die Empörung A .D. 1716 gestillet war; so befanden die wenige Logen zu London, weil Herr Christoph Wren sich ihrer nicht mehr annahm, für dienlich, sich unter einem Groß-Meister, als dem Mittelpunct der Verbindung und Eintracht, zu vereinigen.

Gedachte Logen waren folgende:
1) die in dem Bier-Hause zur Gans und Rost in St. Pauls-Church-Yard.
2) Die im Bier-Hause zur Crone in Parkers-Lane nicht weit von Drury-Lane.
3) Die im Wein-Hause zum Apfel-Baum in Charles-Street bey Covent-Garden.
4) Die im Wein-Hause zum Römer und und Trauben in Channel-Row zu Westmünster.

Diese und einige alte Brüder versammleten sich zu besagtem Apfel-Baum, und als sie den ältesten Maurer-Meister (jetzigen Meister einer Loge) auf den Stuhl gesetzet hatten, richteten sie eine grosse Loge pro tempore in gehöriger Form auf, und erneuerten zugleich die vierteljährige Zusammenkunfft der Beamten der Logen, (die grosse Loge genannt) mit dem Schluß, die jährliche Versammlung und Fest zu halten, und alsdenn einen Groß-Meister aus ihrem Mittel zu wehlen, bis sie zu der Ehre gelangten, einen edlen Bruder zu ihrem Haupt zu haben.

Diesemnach wurde an St. Johannis des Täuffers Tage A. D. 1717 im dritten Jahr Königs Georg I. die Versammlung und das Fest der freyen und angenommenen Maurer in obgemeldetem Bier-Hause zur Gans und Rost gehalten. Vor der Mahlzelt legte der älteste Meister Maurer (jetziger Meister der Loge) auf dem Stuhl eine Liste von geschickten Candidaten vor, worauf die Brüder durch die mehrere Stimmen Herrn Anton Sayer, Gencleman, zum Groß-Meister der Maurer erwehlten. Nachdem derselbe mit den Ehren-Zeichen seines Amts und seiner Gewalt von besagtem ältesten Meister versehen und eingeführet war; so geschahe von Seiten der Versammlung der Glückwunsch und die Angelobung der Treue und des Gehorsams. Seine Groß-Vorsteher wurden Meister Jacob Lamball, Zimmermeister, und Capitain Joseph Elliot.

Der neue Groß-Meister Sayer befahl den Meistern und Vorstehern der Logen, daß die Groß-Beamten alle Viertel-Jahr an dem Ort, welchen er in seinem durch den Ziegeldecker umher gesandten Ausschreiben melden würde, eine Communication (34) oder Zusammenkunfft anstellen solten.

(34) Es wird eine vierteljährige Zusammenkunfft genennet, weil sie nach altem Gebrauch alle Viertel-Jahr geschehen soll. Und wenn der Groß-Meister dabey zugegen ist, so heisset es eine Loge in völliger Form, sonst aber eine Loge in gehöriger Form; doch sind beyde von gleichem Ansehen.


Am 24. Jun. 1718 war an besagtem Ort wieder Versammlung und Fest, und da Bruder Sayer die Stimmen gesammlet, so ruffte er nach dem Mittags-Mahl mit lauter Stimme unsern Bruder Georg Payne, Esquire, zum Groß-Meister der Maurer aus, dieser aber ernannte Meister Johann Cordwell, Stadt-Zimmermeister, und Meister Thomas Morrice, Steinhauer, zu seinen Groß-Vorstehern. Nachdem er auf gehörige Art eingeführet, und angewiesen, auch der Glückwunsch und die Pflicht bey ihm abgeleget worden; so ermahnte er zu der genauen Beobachtung der vierteljährigen Zusammenkunfft, und verlangte von den sämmtlichen Brüdern, daß sie alle und jede alte Schrifften und Urkunden von den Maurern und der Maurerey zu der grossen Loge bringen möchten, um die Gebräuche der alten Zeiten daraus zu erkennen. Es wurden auch in diesem Jahr verschiedene alte Abschrifften von den Gothischen Constitutionen hervorgebracht und gegen einander gehalten.

Bey der Versammlung und Fest, so am 24. Jun. 1719 an besagtem Ort gehalten wurde, sammlete Bruder Payne die Stimmen, und ruffte nach der Mahlzeit unsern ehrwürdigen Bruder Johann Theophilus Desaguliers L. L. D. und F. R. S. zum Groß-Meister der Maurer aus. Seine Groß-Vorsteher waren obgedachte Anton Sayer und Thomas Morrice. Als der neue Groß-Meister mit gewöhnlichen Ceremonien sein Amt angetreten hatte, ließ er sich angelegen seyn, die alten regelmäßigen und besondern Toasts oder Gesundheiten der Frey-Maurer wieder einzuführen. Nunmehro besuchten unterschiedene alte Brüder, welche sich bisher um die Zunfft nicht bekümmert hatten, die Logen, es wurden auch einige vornehme Personen zu Brüdern gemacht, und mehr neue Logen angeleget.

Am 24. Jun. 1720 wurde Georg Payne wiederum als Groß-Meister der Maurer durch die meisten Stimmen erwehlet, und von seinem Vorgänger Bruder Desaguliers ausgeruffen. Nach vollbrachten Ceremonien begonten sich die gebräuchlichen Bezeigungen der Freude, Liebe und Eintracht. Seine Groß-Vorsteher waren Thomas Hobby, Steinhauer, und Richard Ware, ein Mathematicus. In diesem Jahr wurden in gewissen besondern Logen einige sehr wichtige Mannscripten, (denn bisher hatten sie noch nichts gedrucktes) welche die Brüderschafft, ihre Logen, Einrichtungen, Pflichten, Geheimnisse und Gebräuche enthielten, (sonderlich eines, das Nicolaus Stone, des Inigo Jones Vorsteher, geschrieben) von einigen allzuvorsichtigen Brüdern aus Ubereilung verbrannt, damit solche Papiere nicht in fremde Hände gerathen möchten.

Auf der vierteljährigen Zusammenkunfft, oder in völliger Form an St. Johannis des Evangelisten Tage 1720 an besagtem Ort gehaltenen grossen Loge ward, zu Verhütung aller Uneinigkeit und Wortstreits am jährlichen Fest-Tage, für gut befunden, daß künfftighin der neue Groß-Meister durch den zeitigen oder alten Groß-Meister einige Zeit vor dem Fest solle der grossen Loge genennet und vorgeschlagen, und nach dessen Annehmung solcher vorgeschlagene Bruder, wo er zugegen, freundlich begrüsset, so er aber abwesend, seine Gesundheit, als erwehlten Groß-Meisters, getruncken werden. Desgleichen verordnete man, daß inskünfftige der neue Groß-Meister, sobald man ihn eingeführet, allein die Macht haben solle, so wohl seine Groß-Vorsteher, als einen Deputirten Groß-Meister (welchen man jetzo so unentbehrlich als vormahls befunden) nach der alten Gewohnheit, wenn edle Brüder Groß-Meister gewesen, zu bestellen.

Als die grosse Loge an dem Marien-Tage 1721 an besagtem Ort in völliger Form sich versammlet hatte; so schlug der Groß-Meister Payne unsern sehr edlen Bruder, Johann Hertzog von Montagu, Meister einer Loge, zu seinem Nachfolger vor; und weil er sich zugegen befand, so ward er gleich als Erwehlter Groß-Meister begrüsset, und seine Gesundheit in gehöriger Form getruncken. Hierauf bezeigten sie allesamt eine grosse Freude über den glücklichen Umstand, daß sie wiederum, gleichwie in den geseegneten Zeiten der Frey-Maurerey, von edlen Groß-Meistern solten beschützet werden. Weil der Groß-Meister Payne wahrgenommen hatte, daß die Anzahl der Logen immer stärcker wurde, und daß die allgemeine Versammlung grössern Raum erforderte; so that er den Vorschlag, die künfftige Versammlung und Fest in Stationers-Hall Ludgate Street zu halten; worzu alle ihren Beyfall gaben. Diesemnach trug man den Groß-Vorstehern auf, wie gewöhnlich, das Fest zu veranstalten, und einige verständige und geschickte Brüder als Schaffner zu Hülffe zu nehmen, einige Brüder aber zur Aufwartung bey der Taffel zu erwehlen, weil keine Fremde allda zugegen seyn dürffen. Da aber die Groß-Beamten keine hinlängliche Zahl von Schaffnern fanden, so nahm unser Bruder, Josia Villeneau, Upholder in Southwark, freywillig das gantze Werck über sich, wobey ihm etliche, als Thomas Morrice, Frantz Bailey etc. an die Hand giengen.


Das IV. Capitel.
Von dem Groß-Meister Hertzog von Montagu bis auf den Groß-Meister [the Duke of] Richmond.

In dem siebenden Jahr Königs Georg I. wurde die Versammlung und das Fest am 24. Jun. 1721 in Stationers-Hall folgender Massen gehalten: Der Groß-Meister Payne mit seinen Vorstehern, den vorigen Groß-Beamten, und die Meister und Vorsteher von 12 Logen versammleten sich mit dem erwehlten Groß-Meister in einer grossen Loge zu Kings-Arms, einem Wein-Hause in St. Pauls-Church-Yard, des Morgens, und nachdem sie die von ihnen geschehene Wahl des Bruders Montagu nochmahls bestätiget, machten sie einige neue Brüder, insonderheit den edlen Philip Lord Stanhope, jetzo Grafen von Chesterfield. Von da hielten sie ihren Aufzug zu Fuß in geziemender Kleidung und gehöriger Form nach der Halle, allwo sie von ohngefehr 150 wahren und getreuen Brüdern, so allesamt auf gehörige Art gekleidet, mit Freuden angenommen wurden.

Nach gesprochenem Gebet setzten sie sich auf die alte Weise der Frey-Maurer zur Taffel, und nahmen eine herrliche Mahlzeit ein, wobey nichts als Freude und froher Muth gespüret wurde.
Als die Mahlzeit vollbracht und Gott gedancket war, hielte Bruder Payne, der alte Groß-Meister, die erste Proceßion um die Halle, und erklärte bey seiner Zurückkunfft den sehr edlen Fürsten und unsern Bruder Johann Montagu, Hertzog von Montagu, [ab hier sind im englischen Original die Gross-Meister von 1-17 numeriert] durch lauten Ausruff zum Groß-Meister der Maurer. Nachdem hierauf Bruder Payne Se. Hochfürstl. Gnaden mit den Ehrenzeichen und Merckmahlen des Amts und der Gewalt versehen; so führte er Dieselbe auf den Stuhl Salomons, und setzte sich an dessen rechter Hand, worauf die Versammlung mit gehöriger Pflicht-Leistung und frohen Glückwünschen über den hergestellten Wohlstand der Maurerey den Hertzog in seiner Würde erkannte.
Der Groß-Meister Montagu ernennte hierauf (ohne dessen Namen vorhin zu melden) gleichsam von ohngefehr Johann Beal, M. D.. zu seinem Deputirten Groß-Meister, welchen Bruder Payne investirte, und ihm auf Hiram Abiffs Stuhl an des Groß-Meisters lincken Hand seinen Sitz anwieß. Auf gleiche Art ernennte und bestellte der Groß-Meister Josia Villeneau und Thomas Morrice zu Groß-Vorstehern, welche von ihren Vorgängern investiret und eingeführet wurden, und hierauf so wohl, als der Deputirte, den gewöhnlichen Gruß und Glückwunsch empfiengen.
Da nun hernach der Groß-Meister Montagu mit seinen Beamten und den alten Beamten die andere Proceßion ringsum die Halle verrichtet hatte, so hielt Bruder Desaguliers eine wohlgesetzte Rede von den Maurern und der Maurerey. Man spürte nichts als grosse Eintracht, die Würckung brüderlicher Liebe. Endlich danckte der Groß-Meister dem Bruder Villeneau für die Veranstaltung der Mahlzeit, und befahl ihm, als seinem Groß-Vorsteher, die Loge bey guter Zeit zuschliessen.

Den 29. Sept. 1721 versammlete sich die grosse Loge in völliger Form wieder zu Kings-Arms, wobey sich die vorigen Groß-Beamten und die von 16 Logen einfanden. Weil der Groß-Meister Montagu und die Loge in allen Abschrifften der alten Gothischen Constitutionen Mängel gefunden; so erhielt Bruder Jacob Anderson A. M. [Artium Magister] Befehl, dieselben, in eine neue und bessere Methode zu bringen.

Am St. Johannis-Tag den 27. Dec. 1721 war grosse Loge zu besagtem Kings-Arms, wobey die Groß-Beamten und die von 20 Logen erschienen. Der Groß-Meister Montagu befahl, auf der Loge Verlangen, 14 gelehrten Brüdern, daß sie des Bruders Anderson Manuscript untersuchen, und so dann Bericht erstatten sollen. Diese Zusammenkunfft wurde durch die Vorlesung einiger alten Maurer sehr anmuthig gemacht.

Den 25. Mart. 1722 war grosse Loge in völliger Form zur Fontaine im Strand, bey welcher sich die vorigen Groß-Beamten und die von 24 Logen einstellten. Gedachte Committée oder 14 Bevollmächtigte gaben Nachricht, daß sie des Bruders Anderson Manuscript, nemlich die Geschichte, Pflichten, Einrichtungen und Meister-Gesang durchgelesen, und solches nach einigen Verbesserungen gebilliget hätten: Worauf die Loge den Groß-Meister um einen Befehl ersuchte, dieses Werck dem Druck zu übergeben.

Da indessen verständige Leute von allerhand Ständen und Vermögen überzeuget wurden, daß der Kiet der Loge nichts anders als Liebe und Freundschafft wäre: so bestrebten sie sich eiferig, Frey-Maurer zu werden, und zogen diese friedliche Brüderschafft andern Gesellschafften vor, welche zu selbiger Zeit manchmahl durch hitzigen Wort-Streit gestöret wurden.

Die gute Regierung des Groß-Meisters Montagu bewog den bessern Theil der Zunfft, ihm noch ein Jahr auf dem Stuhl zu verstatten; daher sie die Zubereitung der Gasterey gleichfalls aussetzten. Allein Philip Hertzog von Wharton, welcher nur neulich zu einem Bruder gemacht, und noch nicht Meister einer Loge war, empfand eine Begierde auf dem Stuhl zu sitzen, und zog eine gute Zahl von andern an sich, die mit ihm den 24. Jun. 1722 in Stationers-Hall zusammen kamen. Weil sie nun keine Groß-Beamten hatten, so setzten sie den ältesten Meister Maurer (welcher aber vor damahlige Zeit nicht Meister einer Loge, und also unregelmäßig war) auf den Stuhl, und obgleich die hergebrachten anständigen Ceremonien nicht beobachtet waren, so ruffte doch der alte Maurer mit lauter Stimme Philip Wharton, Hertzog von Wharton, zum Groß-Meister der Maurer, und Josua Timson, Grobschmid, und Wilhelm Hawkins, einen Maurer, zu Groß-Vorstehern aus: Doch bestellte der Hertzog keinen Deputirten, und die Loge ward nicht in gehöriger Form eröffnet noch geschlossen. Daher geschahe es, daß die edlen Brüder, und alle diejenigen, so keine Unordnung leiden wolten, die Würde des Wharton nicht erkannten.

Endlich heilte der würdige Bruder Montagu den Bruch der Eintracht, indem er die grosse Loge am 17. Jan.1722/3 .zu besagtem Kings-Arms zusammen berief, allwo Philip Wharton, Hertzog von Wharton, nachdem er angelobet, getreu und redlich zu seyn, von dem Deputirten Groß-Meister Beal mit lauter Stimme zum Groß-Meister der Maurer ausgeruffen wurde. Hierauf ernennte er Dr. Desaguliers zum Deputirten Groß-Meister, und obgedachten Josua Timson und Jacob Anderson, A. M. zu Ober-Vorstehern: Denn Hawkins danckte ab, weil er stets ausserhalb der Stadt seyn muste. Als die vorigen Groß-Beamten und die von 25 Logen ihre Pflicht geleistet hatten; so legte der Groß-Vorsteher Anderson das nunmehr in Druck gegebene neue Constitutionen-Buch dar, welches nebst der Zugabe von der alten Manier eine Loge zu errichten nochmahls gebilliget wurde.

Nunmehr blühete die Maurerey an Eintracht, Ansehen und Menge, indem viele Edele und Vornehme vom ersten Rang in die Brüderschafft aufgenommen zu werden begehrten, anderer Gelehrten, Kauffleute, Geistlichen und Handwercker nicht zu gedencken, welche allesamt in der That befanden, daß eine Loge nichts anders sey, als eine nützliche und angenehme Abziehung von tiefem Nachsinnen, oder von unruhigen Geschäfften, worin von Räncken und Partheylichkeit nicht das geringste anzutreffen.
Der Groß-Meister sahe sich hierdurch genöthiget mehr neue Logen zu errichten, und erwieß eine grosse Aemsigkeit, indem er die Logen wöchentlich mit seinen Deputirten und Groß-Vorstehern besuchte, und über ihre zärtliche und ehrerbietige Art ihn zu empfangen eben so vergnügt war, als die Logen über seinen leutseeligen und artigen Umgang.

Den 25. April 1723 erschien die grosse Loge in völliger Form zum weissen Löwen in Cornhill mit den vorigen Groß-Beamten und denen von 30 Logen, welche der Groß-Vorsteher Anderson, weil noch kein Secretarius verordnet war, dahin beruffen hatte. Allhier schlug der Groß-Meister Wharton den Grafen von Dalkeith (nunmehr Hertzog von Buckleugh) Meister einer Loge, zu seinem Nachfolger vor, welcher einmüthig dafür angenommen und als erwehlter Groß-Meister auf gehörige Art begrüsset wurde. Man verordnete hierauf, daß die Zettul für die künfftige Mahlzeit jeder auf zehen Schilling zu stehen kommen, und nachdem sie von einer artigen Kupfer-Platte abgedrucket und mit de Groß-Meisters Amts-Siegel besiegelt worden, von den Groß-Vorstehern und Schaffnern ausgegeben werden solten.

Am Montag den 24. Jun. 1723 war die Versammlung und Gasterey in Merchants-Taylors-Hall. Die Commissarien, welche man zu Abhaltung der Spötter verordnet hatte, stellten sich bey Zeiten ein, wie auch die Schaffner, um die Zettul zu empfangen, und die Bedienten in Ordnung zu halten. Der Groß-Meister Wharton kam in Begleitung einiger vornehmen Brüder in ihren Carossen, und da er sich alsofort mit seinem Deputirten und den Groß-Vorstehern nach dem Loge-Zimmer begeben, schickte er zu den Meistern und Vorstehern der Logen, welche von der Halle dahin kamen, und die grosse Loge formirten. Sie waren von dem Bruder Wilhelm Cowper, Esquire, als nunmehr verordnetem Secretario, geruffen worden. Weil einige vernommen hatten, daß Bruder Dalkeith anjetzo sich in Schottland befände, so thaten sie dem Groß-Meister den Antrag, einen andern zum Nachfolger zu ernennen; allein Dalkeiths Vorsteher zeigten an, daß derselbe ehestens wieder eintreffen würde. Bey der Mahlzeit erschienen ohngefehr 400 Frey-Maurer, allesamt in geziemender Kleidung, welche sich in gehöriger Form bey dem Essen bezeigten. Nach aufgehobener Taffel hielt Bruder Wharton den ersten Aufzug rings um die Tische, und als er zurücke kam, ernennte er mit lauter Stimme unsern edlen Bruder Frantz Scot [Francis Scot - bei Entick, 1756, 196, und Noorthouck, 1784, 213:: Francis Scott], Grafen von Dalkeith, zum Groß-Meister der Maurer.
Er hatte den Vorstehern seiner Loge eine Vollmacht zurück gelassen, um in seinem Namen den Dr. Desaguliers zu seinem Deputirten Groß-Meister, hingegen Frantz Sorell, Esquire, und Johann Senex, Buchhändler, zu Groß-Vorstehern zu erklären. Der Deputirte begab sich also auf den Stuhl, und nachdem er den Schaffnern, Henrich Prude, Giles Clutterbuck, Johann Schepherd, Benjamin Hodges, Eduard Lambert, und Carl Kent, öfffentlich gedancket, befahl er dem Groß-Vorsteher Sorrel, die Loge bey guter Zeit zu schliessen.

Den 25. Novembr. 1723 erschien die grosse Loge zur Crone in Threatneedle-Street in völliger Form, mit den vorigen Groß-Beamten und denen von 30 Logen. Sie verglichen sich über verschiedene Dinge zum Besten der Maurerey, welche nebst andern hernach in grossen Logen verordneten Puncten hin und wieder in den neuen Einrichtungen, Committee wegen Allmosen etc. unten vorkommen werden. Desgleichen wandte man besondern Fleiß an, damit an Fest- und Gasterey-Tagen alle Unordnung verhütet, und die Eintracht erhalten würde.

Am 19. Febr. 1723/4 war zur vorbesagten Cron eine grosse Loge in völliger Form, nebst den vorigen Groß-Beamten und denen von 26 Logen.

Den 28. April 1724 erschien die grosse Loge wiederum zur Cron in völliger Form, nebst den vorigen Groß-Beamten und denen von 31 Logen. Der Groß-Meister Dalkeith schlug den Hertzog von Richmond und Lennox, (jetzo auch Hertzog von Aubigny) Meister einer Loge, zu seinem Nachfolger vor, worauf derselbe mit frohem Sinn als erwehlter Groß-Meister begrüsset wurde.

Das V. Capitel.
Von dem Groß-Meister [the Duke of] Richmond bis auf den Groß-Meister [the Duke of] Norfolk.

Die Versammlung und Gasterey, so am 24. Jun. 1724 einfiel, ward in Merchant-Taylors-Hall, mit folgenden Umständen gehalten: Der Groß-Meister Dalkeith mit seinem Deputirten und Vorstehern erwartete den Bruder Richmond des Morgens zu Whitehall, welcher in Begleitung vieler Brüder in geziemender Kleidung von Abend gegen Morgen in Carossen fuhr, und bey der Halle von einer zahlreichen Versammlung freundlich bewillkommet wurde. Die grosse Loge formirte sich, und als sie die Wahl des Bruders Richmond bestätiget hatte, gieng man zur Taffel.

Nach der Mahlzeit hielte der Groß-Meister Dalkeith die erste Proceßion rings um die Tische in dieser Ordnung:

1) Bruder Clinch, welcher den Weg öffnete.
2) die Schaffner zween und zween mit weissen Stecken.
3) der Secretarius Cowper mit dem Beutel und an seiner Lincken der Meister einer Loge mit einem grossen Licht.
4) Zwey andere grosse Lichter, welche von zwey Meistern der Logen getragen wurden.
5) Die vorigen Groß-Vorsteher, einer nach dem andern, also daß die jüngern den ältern folgten.
6) Die ehemaligen Groß-Meister, welche auch nach dem Alter giengen.
7) Die beyden Groß-Vorsteher, Sorell und Senex, neben einander.
8) Der Deputirte Groß-Meister Desaguliers gantz allein.
9) Die beyden Groß-Meister in einem Paar, nemlich zur Rechten der Groß-Meister Dalkeith, und zur Lincken der erwehlte Groß-Meister Richmond. Vor jenem wurde das Constitutionen-Buch von dem Meister der ältesten Loge auf einem Küssen, vor diesem aber das Schwerdt von dem Meister der Loge, welchem das Schwerdt zukam, getragen.

Unter währender Proceßion, so dreymahl um die Tische geschahe, stunden die Brüder auf und legten die regelmäßigen Grüsse ab.

Nach ihrer Zurückkunfft stund Bruder Dalkeith auf, bückte sich gegen die Versammlung und danckte ihnen für die Ehre, so er gehabt, ihr Groß-Meister zu seyn; worauf er den sehr edlen Fürsten, und unsern Bruder, Carl Lennox, Hertzog von Richmond und Lennox, zum Groß-Meister der Maurer mit erhabener Stimme ausrieff. Der Hertzog neigte sich gegen die Versammlung, und nachdem ihn Bruder Dalkeith mit den eigentlichen Ehren-Zeichen und Merckmahlen seines Amts und seiner Würde versehen, ihn auf Salomons Stuhl eingeführet, ihm alles Wohlergehen angewünschet, und sich zu seiner Rechten niedergelassen, so wurden von der Versammlung, nach abgelegter Pflicht, hertzliche Glückwünsche und andere Freuden-Bezeigungen verrichtet.
Der Groß-Meister Richmond stund so dann auf, und ernennte (gleich als wenn es von ohngefehr geschähe) Martin Folkes, Esquire, zu seinem Deputirten Groß-Meister, und Georg Payne, Esquire, ehemahligen Groß-Meister, und Frantz Sorell, ehemahligen Groß-Vorsteher, zu Groß-Vorstehern. Der Deputirte ward hierauf von dem vorigen Deputirten investiret und auf den Stuhl des Hiram Abbif eingeführet. Wilhelm Cowper, Esquire, behielt sein Amt als Secretarius, indem der Groß-Meister ihm die Bücher wieder zustellte. Diese wurden allesamt von der Versammlung mit förmlichen Glückwünschen beehret.

Der Groß-Meister Richmond hielt hierauf den andern Umgang um die Tische, welcher dem ersten gleich war, ausgenommen, daß Bruder Dalkeith, als der jüngste vorige Groß-Meister, nach den vorigen Groß-Vorstehern beschloß, und Richmond gantz zuletzt allein gieng, vor welchem sein Deputirter, vor diesem seine zwey Groß-Vorsteher, vor diesen aber das Schwerdt und die Constitutionen zu sehen waren.
Da man zurück gekommen war, fieng der Groß-Meister an, die regelmäßigen Gesundheiten, und Bezeigungen der Ehre gegen unsere an- und abwesende Brüder, sonderlich unsern letzten guten Groß-Meister Dalkeith, aufzubringen. Hiernächst giengen die gewöhnliche Ausdrückungen der Freude, Liebe und Freundschafft nach der Reyhe herum, und die Versammlung ward mit Lobreden, Music und Meister-Liedern aufs angenehmste unterhalten. Endlich befahl der Groß-Meister seinem Vorsteher Payne, die Loge bey guter Zeit zu schliessen. Die Schaffner, so diese Gasterey veranstaltet hatten, waren ausser den sechs obgenannten annoch folgende: Capt. Samuel Tuffnell, Giles Taylor, Capt. Nathaniel Smith, Richard Crofts, Peter Paul Kemp, North Stainer.

Nunmehro war die Maurerey so wohl in- als ausserhalb Landes berühmt, und die Logen begonten sich zu mehren. Den 21. Nov. 1724 war grosse Loge in völliger Form zur vorbesagten Cron, allwo die vorigen Groß-Beamten und die von 40 Logen sich befanden. Unser edler Bruder Dalkeith brachte, nach Maaßgebung der 13ten Regulation, einen Fond allgemeiner Allmosen für arme Brüder in Vorschlag, welcher von allen beliebet wurde.

Den 17. Mart. 1724/5 war grosse Loge in völliger Form zur Glocke in Westmünster, wobey die vorigen Groß-Beamten und die von 36 Logen sich eingefunden hatten.

Den 20. May 1725 war grosse Loge in gehöriger Form zum Teuffel in Temple-Bar, und bestund aus den vorigen Groß-Beamten und denen von 38 Logen. Der Deputirte Groß-Meister Folkes gab auf dem Stuhl Gelegenheit zu einer sehr angenehmen Unterredung.

Den 24. Jun. 1725 war grosse Loge in gehöriger Form zur vorgedachten Cron, da denn die Groß-Beamten sechs Monate länger in ihrer Würde bestätiget wurden.

Den 27. Nov. 1725 war grosse Loge in völliger Form zur obgemeldeten Glocke, wobey die vorigen Groß-Beamten und die von 49 Logen zugegen waren. Der Groß-Meister Richmond schlug den Lord Paisley (nunmehro Grafen von Abercorn) Meister einer Loge, zu seinem Nachfolger vor, welcher darauf mit Freuden als erwehlter Groß-Meister gegrüsset wurde. Weil noch keine Schaffner bestellet waren, so trug der Groß-Meister Richmond unserm Bruder Johann Jacob Heidegger auf, das Gastmahl bestmöglich zu veranstalten.

Den 27. Dec. 1725 am St. Johannis-Tag war die Versammlung und Gasterey zu Merchant-Taylors-Hall, und weil der Lord Paisley auf dem Lande war, hatte er den Hertzog von Richmond durch einen Brief zu seinem Anwald ernennet, welcher nach regelmäßiger Beobachtung aller obigen Dinge unsern edlen Bruder Jacob Hamilton, Lord Paisley, zum Groß-Meister der Maurer mit lauter Stimme ausruffte, hernach aber als Gevollmächtigter auf dem Stuhl sitzen blieb, und in des Groß-Meisters Paisley Namen den Dr. Desaguliers wieder zum Deputirten Groß-Meister, den Colonel Daniel Houghton aber und Herrn Thomas Prendergast Baronet zu Groß-Vorstehern erklärte. Der Secretarius ward in seinem Amt bestätiget, und in beyden Proceßionen gieng der Hertzog von Richmond gantz alleine. Hierauf danckte er dem Bruder Heidegger für das artige und kostbare Gastmahl, und der Groß-Meister befahl seinem Vorsteher Houghton die Loge bey guter Zeit zu schliessen.

Den 28. Febr. 1725/6 Montags war grosse Loge in völliger Form zur vorbesagten Glocke, wobey sich die vorigen Groß-Beamten und die von 36 Logen zugegen befanden.

Den 12. Dec. 1726 Montags war grosse Loge in völliger Form zur vorbesagten Crone mit den vorigen Groß-Beamten und denen von 32 Logen. Mittlerweile hatte der deputirte Groß-Meister die Logen gehörig besuchet, bis der Groß-Meister selbst zur Stadt kam, welcher anjetzo den Grafen von Inchiquin, Meister einer Loge, vorschlug. Dieser ward hierauf mit Freuden als erwehlter Groß-Meister gegrüsset. Man wehlte keine Schaffner, doch unternahm Bruder Eduard Lambert, die Gasterey zu veranstalten.

Den 27. Febr. 1726/7 war Versammlung und Fest zu Mercers-Hall, und als alle Dinge regelmäßig vollbracht waren, ruffte Bruder Paisley unsern edlen Bruder Wilhelm O Brien, Grafen von Inchiquin, zum Groß-Meister der Maurer aus, welcher Wilhelm Cowper Esquire (ehemahligen Secretarium) zu seinem deputirten Groß-Meister, und Alexander Choke Esquire, nebst Wilhelm Burdon Esquire, zu Groß-Vorstehern ernannte. Herr Eduard Wilson wurde zum Secretario verordnet, und man bedanckte sich gegen Bruder Lambert für die bey diesem Fest übernommene Mühe.

Den 10. May 1727 war Mittwochs grosse Loge in völliger Form zur vorgedachten Cron, wobey sich die vorigen Groß-Beamten und die von 40 Logen in grosser Eintracht zusammen befanden.

Als Inchiquin die Meister-Würde bekleidete, starb König Georg I. am 11. Jun. 1727 da er beynahe 13 Jahr regieret hatte, zu Osnabrüg, wo er gebohren war, auf der Reise nach Hannover, und ward allda begraben, nachdem er sein Leben auf 67 Jahr gebracht hatte.

Hierauf bestieg Georg II. im 44sten Jahr seines Alters den Thron, und ward am 11. Octobr. 1727 nebst seiner Gemahlin, der Königin Carolina, zu Westmünster gecrönet.

Unter der vorigen Regierung wurden verschiedene von den 50 neuen Kirchen in den Vorstädten von London mit einer netten Bau-Art für den Parlements-Fond aufgeführet, sonderlich die schöne Kirche St. Mary im Strand; die Kirche St. Martins in campis aber wurde auf Kosten der Eingepfarrten sehr starck und regelmäßig wieder hergestellet, und weil es eine Königliche Pfarr-Kirche war, so schickte König Georg I. seinen Lord Almosenier und General-Aufseher in Begleitung des Bruders Gib (welcher diesem grossen Werck als Baumeister vorgestanden) und vieler Frey-Maurer in einer solennen Proceßion von dem Pallast aus, um den Grund-Stein an der Süd-Ostlichen Ecke zu legen. Dieses geschahe durch drey starcke Schläge mit einem Hammer in des Königs Namen, und Auflegung eines Beutels mit 100 Guineen; wobey die Trompeten erschallten, und von allen ein froher Zuruf erfolgte. Die Zunfftgenossen begaben sich hierauf nach dem Wein-Haus, um daselbst auf des Königs und der Zunfft Gesundheit zu trincken.

Unten ward folgende Aufschrifft in Stein und Bley eingehauen:


D. S.

Serenissimus Rex Georgius
Per Deputatum Suum
Reverendum admodum in Christo Patrem
Richardum Episcopum Savisburiensem
Summum Suum Eleemosynarium
Adsistente (regis jussu)
Domino Thoma Hewet Equite Aurato
Aedificiorum Regiorum Curatore Principali
Primum hujus Ecclesiae Lapidem
Posuit
Martii 19. Anno Domini 1721.

Annoque Regni sui Octavo.


Unter dieser Regierung zeigte sich auch die Kunst durch die neuen Gebäude in und um Hanover-Sqvare, in den netten Häusern der Hertzoge von Bolton, Montrose und Roxborough, des Herrn Robert Sutton und Generals Wade, des Grafen von Burlington in Piccadilly, des Hertzogs von Chandois zu Canons nahe bey Edger, der Cantzley, (Court of the Rolls) Wanstead-House in Epping-Forest durch den Grafen von Tiley, Houghton-Hall in Norfolk durch Herrn Robert Walpole, Ritter vom Hosenband-Orden, Herrn Gregor Page Pallast zu Blackheath und vielen andern, so vor des Königs Tode entweder zum Stande gebracht oder angefangen worden, aus welchen allen eine grosse Verbesserung der Königlichen Kunst hervor leuchtet.

In dem ersten Jahr Königs Georg II. versammlete der Groß-Meister Inchiqvin die grosse Loge zu einer vierteljährigen Communication, wobey die vorigen Groß-Beamten und die von 40 Logen am Sonnabend den 24. Jun. 1727 zum Teuffel bey Temple-Bar sich einfanden.

Den 28. Octobr. 1727 Sonnabends war grosse Loge in gehöriger Form zur vorgemeldten Glocke, und nebst den vorigen Groß-Beamten waren die von 35 Logen zugegen. Der Deputirte Groß-Meister Cowper erschien auf dem Stuhl.

Den 19. Decembr. 1727 Dienstags war wiederum grosse Loge in gehöriger Form zum obgedachten Teuffel, wobey die vorigen Groß-Beamten und nur die von 18 Logen erschienen. Der Deputirte Groß-Meister Cowper entschuldigte auf dem Stuhl die Abwesenheit des Groß Meisters in Irrland, und daß er sie so geschwind wieder zusammen beruffen hätte. Er führte zur Ursache an, daß das Fest der Brüderschafft herbeynahe, und daß der Groß-Meister ihm durch ein Schreiben Vollmacht ertheilet, den Lord Colerane, Meister einer Loge, als seinen Nachfolger vorzuschlagen; worauf derselbe gleich als erwehlter Groß-Meister gegrüsset wurde. Weil keine Schaffner bestellet waren, so nahm Bruder Lambert wieder über sich, das Gastmahl zu bereiten.

Am St. Johannis-Tage Mittwochs den 27. Dec. 1727 war Versammlung und Gasterey zu Mercers-Hall, und da alles, wie oben gedacht, auf regelmäßige Art verrichtet war, erklärte der Deputirte Groß-Meister Cowper mit lauter Stimme unsern edlen Bruder Henrich Hare Lord Colerane zum Groß-Meister der Maurer, so dann aber Alexander Choke Esquire zum Deputirten Groß-Meister, und Nathaniel Blakerby Esquire nebst Meister Joseph Highmore Mahler zu Groß-Vorstehern. Endlich wurde Wilhelm Reid zum Secrerario ernennet, und dem Bruder Lambert für seine gehabte Bemühung gedancket.

Den 17. April 1728 Mittwochs war grosse Loge in völliger Form zur obgedachten Cron, wobey die vorigen Groß-Beamten und die von 27 Logen erschienen.

Den 25. Jun. 1728 Dienstags war grosse Loge in völliger Form zu obgemeldtem Kings-Arms, so aus den vorigen Groß-Beamten und denen von 28 Logen bestund.

Den 26. Nov. 1728 Dienstags war grosse Loge in gehöriger Form zu Queens-Head in Great-Queen-Street, allwo der Graf von Inchiqvin und andere vormahlige Groß-Beamten nebst denen von 30 Logen erschienen. Der Deputirte Groß-Meister Choke entschuldigte auf dem Stuhl des Groß-Meisters Abwesenheit, und stellte in dessen Namen den Lord Vicomte Kingston, Meister einer Loge, zum Nachfolger vor, welcher auch von dem Bruder Inchiqvin bestens recommendiret, und gleich darauf als erwehlter Groß-Meister gegrüsset wurde. Bruder Desaguliers that den Vorschlag, das Amt der Schaffner wieder herzustellen, damit selbige den Groß-Vorstehern in Zubereitung der Gasterey an die Hand gehen möchten, und ihre Zahl auf 12 zu setzen, welches von allen beliebet wurde.

Den 27. Dec. 1728 Freitags war Versammlung und Gasterey zu Mercers-Hall. Der Deputirte Groß-Meister Choke mit seinen Vorstehern, einige edle Brüder, die vorigen Groß-Beamten, und viele andere Brüder, so mit gehöriger Kleidung versehen, gaben dem erwehlten Groß-Meister in Carossen das Geleite von seinem Hause in Leicester-Square bis zu der Halle gegen Osten; und nachdem alle Dinge auf obige Art regelmäßig verrichtet waren, ruffte der Deputirte Groß-Meister Choke unsern edlen Bruder, Jacob King Lord Vicomte Kingston, zum Groß-Meister der Maurer mit lauter Stimme aus, worauf derselbe Nathaniel Blakerby Esquire zu seinem Deputirten Groß-Meister, Herrn Jacob Thornhill aber und Martin O Connor zu Groß-Vorstehern ernannte, und den Secretarium in seinem Amt bestätigte. Die Schaffner, so diese Gasterey veranstaltet, waren folgende: Johann Revis, Edwin Ward, Samuel Strad, Theodor Cheriholm, Wilhelm Benn, Gerhard Hattey, Wilhelm Wilson, Wilhelm Tew, Wilhelm Seejeant, Thomas Reason, Thomas Alford, und Henrich Smart.

Den 27. Mart. 1729 war grosse Loge in völliger Form zu den drey Tonnen Swithins-Alley nicht weit von der Königlichen Börse, wobey die vorigen Groß-Beamten und die von 31 Logen erschienen.

Den 11. Jul. 1729 Freytags war grosse Loge zu obgedachtem Kings-Arms, so aus den vorigen Groß-Beamten und denen von 26 Logen bestund. Der Deputirte Groß-Meister Blakerby war auf dem Stuhl zugegen.

Den 25. Nov. 1729 Dienstags war grosse Loge in völliger Form im Gast-Haus zum Teuffel, wo bey sich die vorigen Groß-Beamten und die von 27 Logen einfanden. Der Groß-Meister Kingston verschaffte auf seine eigene Kosten ein artiges Piedestal und ein kostbares Küssen mit güldenen Knöpfen und Fransen für die Spitze desselben; einen feinen sammeten Beutel für den Secretarium, und ein Ehren-Schild von zwey güldenen creutzweise gelegten Federn auf seiner Brust; für welche sehr schöne Geschencke die Loge auf solenne Art ihren Danck abgestattet.

Den 27. Decembr. 1729 Sonnabends am St. Johannis-Tag war grosse Loge in gehöriger Form in besagtem Gast-Haus zum Teuffel, bey welcher unser edler Bruder Inchiqvin und andere vormahlige Groß-Beamten, nebst denen von 32Logen, erschienen. Der Deputirte Groß-Meister Blakerby schlug in des Groß-Meisters Namen und vermöge seines Briefes den Hertzog von Norfolk, Meister einer Loge, zum Nachfolger vor, worauf derselbe durch freudigen Zuruff als erwehlter Groß-Meister gegrüsset wurde.

Das VI Capitel.
Von dem Groß-Meister [the Duke of] Norfolk bis auf den Groß-Meister [the Duke of] Craufurd.

In dem dritten Jahr des Königs Georg II. war am Donnerstag den 29. Jan. 1729/30 Versammlung und Gasterey in Merchant-Taylor-Hall. Der Groß-Meister Kingston erhob sich mit seinen Deputirten und Vorstehern des Morgens zu dem erwehlten Groß-Meister nach seinem Hause in St. James-Square, allwo sich eine starcke Anzahl wohl bekleideter Brüder einfand, welche sich von da nach der Halle gegen Osten in folgender Ordnung begaben:

1) Bruder Johnson, welcher den Weg eröffnete.
2) Sechs von obigen Schaffnern, so sehr nett gekleidet, mit ihren Ehren-Zeichen und weissen Ruthen, je zween und zween in einer Carosse.
3) Brüder ohne Unterscheid mit geziemender Kleidung in Herren-Gutschen.
4) Die edlen und vornehmen Brüder gehörig bekleidet in ihren eigenen Chariots oder Carossen mit einem Sitz,
5) Die vorigen Groß-Beamten, so nicht von Adel, nett gekleidet, in Herren-Gutschen.
6) Die vorigen edlen Groß-Meister, in prächtigem Habit, in ihren eigenen Chariots.
7) Der Secretarius allein mit seinem Ehren-Zeichen und Beutel, gehörig bekleidet, in einer Chariot.
8) Die beyden Groß-Vorsteher, in gehöriger Kleidung mit ihren Ehren-Zeichen, in einer Chariot.
9) Der Deputirte Groß-Meister allein gehörig bekleidet mit seinem Ehren-Zeichen in einer Chariot.
10) Der Groß-Meister Kingston wohl gekleidet mit seinem Ehren-Zeichen, und der erwehlte Groß-Meister Norfolk bloß als ein Maurer gekleidet, in einer Gutsche.
11) Des Hertzogs von Norfolk Staats-Carosse ledig.

Die Schaffner hielten stille bey Charing-Croß, bis der Bote Befehl brachte, allgemählig fortzurücken, und bis der Rest ihnen folgte. Und als der Groß-Meister aus St. James-Square aufbrach, eilte Bruder Johann Pyne der Marschall nach der Halle, um die Einzugs-Proceßion in das Thor der Halle anzuordnen.

Dieses geschahe auf folgende Art:

1) Stunden die 12 Schaffner, sechs an jeder Seite des Eingangs mit ihren weissen Stecken, und machten eine Gasse.
2) Bruder Johnson eröffnete den Weg.
3) Die vorigen Groß-Vorsteher einer nach dem andern, nachdem sie jünger waren.
4) Die vorigen Deputirten Groß-Meister einer nach dem andern, und zwar die jüngern voran,
5) Die vorigen Groß-Meister in eben solcher Ordnung, nemlich Lord Colerane, Graf von Inchiqvin, Lord Paisley, Hertzog von Richmond, Graf von Dalkeith, Hertzog von Montagu, Dr. Desaguliers, Georg Payne Esquire und Anton Sayer.
6) Diesen folgten die Schaffner, je zween und zween.
7) Der Secretarius allein.
8) Die beyden Groß-Vorsteher mit einander.
9) Der Deputirte Groß-Meister allein.
10) Die beyden Groß-Meister mit einander, und zwar zur Rechten der Groß-Meister Kingston, vor welchem das Constitutionen-Buch auf dem schönen Küssen von dem Meister der ältesten Loge getragen wurde: Zur Lincken der erwehlte Groß-Meister Norfolk, vor ihm aber das Schwerdt, welches der Meister der Loge, zu welcher es gehörte, in Händen hielt.
11) Der Marschall Pyne mit seinem blauen Stabe, der oben mit Gold beschlagen.

In dieser Ordnung traten sie gantz sittsam in das Logen-Gemach (da indessen die andern in die Halle giengen) allwo die Meister und Vorsteher der Logen ihren Groß-Meister mit Freuden und Ehrerbietung in gehöriger Form empfiengen. Er setzte sich auf seinen Stuhl vor dem Piedestal, das mit dem kostbaren Küssen bedecket war, und auf welchem die Constitutionen und das Schwerdt lagen. Zu seiner Rechten saß der erwehlte Groß-Meister. Nach Eröffnung der Loge wurden von dem Secretario die letzten Protocolle abgelesen und die Wahl des Bruders Norfolk feyerlich erkannt.
Man verfügte sich hierauf zur Taffel, um daselbst ein sehr grosses Gastmahl einzunehmen. Nach aufgehobener Taffel und der ersten Proceßion um die Tische ruffte Bruder Kingston mit lauter Stimme den sehr edlen Fürsten, ersten Hertzog, Marquis und Grafen von Groß-Britannien, und unsern Bruder Thomas Howard Hertzog von Norfolk, zum Groß-Meister der Maurer aus; und nachdem er ihn investiret, und auf Salomons Stuhl eingeführet, setzte er sich zu seiner Rechten nieder, worauf die Versammlung ihre Pflicht und Glückwünsche ablegte. Der Groß-Meister Norfolk ernennte hiernächst Nathaniel Blakerby Esquire wiederum zum deputirten Groß-Meister, und den Obersten Georg Carpenter, jetzo Lord Carpenter, nebst Thomas Batson Esquire Rechts-Gelehrten, zu Groß-Vorstehern. Nachdem die zweyte Proceßion rings um die Tische auf obbeschriebene Art geschehen, ließ in der gantzen Versammlung sich nichts als Liebe und Eintracht spüren, bis der Groß-Meister dem Groß-Vorsteher Carpenter anbefahl, die Loge bey guter Zeit zu schliessen.

Den 21. April 1730 Dienstags war grosse Loge in völliger Form in dem Gasthaus zum Teuffel, allwo die edlen Brüder Richmond, Inchiquin, Kingston, Colerane und andere vorige Groß-Beamten nebst denen von 31 Logen zugegen waren. Es wurde viele Zeit auf Sammlung und Austheilung milder Gaben verwendet.

Den 28. Aug. 1730 Freytags war grosse Loge in gehöriger Form an besagtem Ort, welcher die vorigen Groß-Beamten und die von 34 Logen beywohnten. Der deputirte Groß-Meister Blakerby erschien auf dem Stuhl.

Den 15. Dec. 1732 Dienstags war grosse Loge in gehöriger Form zu obgedachtem Kings-Arms, wobey sich unser edler Bruder Colerane und andere vormahlige Groß-Beamten und die von 41 Logen einfanden. Der deputirte Groß-Meister Blakerby zeigte sich auf dem Stuhl, und that den Vorschlag, die Gasterey auszusetzen, weil der Groß-Meister zu Venedig wäre, welches von allen beliebet wurde.

Den 29. Jan. 1730/1 war grosse Loge in gehöriger Form in gemeldetem Gasthaus zum Teuffel, bey welcher die vorigen Groß-Beamten und die von 31 Logen gegenwärtig waren. Der deputirte Groß-Meister Blakerby hinterbrachte der Loge, daß, obgleich unser Ehrwürdigster Groß-Meister sich jetzo zu Venedig aufhielte, er dennoch unser nicht uneingedenck wäre, sondern uns drey Liebes-Geschencke übersandt hatte, nemlich

1) zwantzig Pfund zu dem Fond der Maurer-Allmosen. (Siehe die Constitutionen davon unten)

2) Ein grosses Buch in Folio von dem feinesten Schreib-Papier, zu den Acten der grossen Loge, sehr kostbar in rothen Saffian gebunden und vergüldet, mit einem zarten Pergament-Blat vor dem Titul, worauf das Wapen von Norfolk ausführlich vorgestellet mit einer lateinischen Uberschrifft seiner edlen Titul.

3) Das alte wahrhaffte Schwerdt des Königs von Schweden Gustav Adolph, welches sein Nachfolger im Commando der tapffere Bernhard Hertzog von Sachsen-Weimar nach ihm geführet, mit beyder Namen auf dessen Klinge; wovon der Groß-Meister dem Bruder Georg Moody (des Königs Schwerdtfeger) Befehl ertheilet, selbiges mit dem Wapen von Norfolk in Silber auf der Scheide auszuzieren, damit man sich dessen künfftig, als eines Staats-Schwerdts des Groß-Meisters, bedienen möge.

Die Loge gab hierauf ihre danckbare Empfahung auf ihre besondere angenehme Art zu erkennen. Die Gasterey wurde wieder verschoben.

Den 17. Mart. 1731 Mittwochs war grosse Loge in gehöriger Form in bemeldtem Gasthaus zum Teuffel, welcher unsere Brüder Richmond und Colerane und andere vormahlige Groß-Beamten, der Lord Lovell und die Beamten von 29 Logen beywohnten. Der deputirte Groß-Meister Blakerby erschien auf dem Stuhl, und schlug im Namen des Groß-Meisters, den Lord Lovell, Meister einer Loge, zum Nachfolger vor, worauf derselbe als erwehlter Groß-Meister gegrüsset wurde.

Den 27. Mart. 1731 war Versammlung und Gasterey zu Mercers-Hall. Der Aufzug geschahe von des Lord Lovells Haus in Great-Russel-Street Bloomsbury gegen Morgen nach der Halle; weil aber der Lord Lovell sich von einem Fieber beschweret fand, kehrte er wieder nach Hause, und überließ dem Lord Colerane, diesen Tag seine Stelle zu vertreten.
Nachdem alles auf obbeschriebene Art verrichtet war, so ruffte der deputirte Groß-Meister Blakerby mit lauter Stimme unsern edlen Bruder Thomas Cook [bei Entick, 1756, 210, und bei Noorthouck, 1784, 224: Thomas Coke], Lord Lovell [im engl. Original: Lovel] zum Groß-Meister der Maurer aus, und als der Lord Colerane in seinem Namen investiret war, ernennte er Thomas Batson zum deputirten Groß-Meister, hingegen Georg Dowglas M. D. und Jacob Chambers Esquire zu Groß-Vorstehern. Der Secretarius behielt seine Bedienung, und Bruder Georg Moody ward zum Schwerdt-Träger verordnet. Die Schaffner, so dieses Gastmahl veranstaltet, und dafür öffentlich eine Dancksagung bekommen, waren folgende: Georg Dowglas, Jacob Chambers, Thomas Moor, Johann Atwood, Thomas Durant, Georg Page, Johann Haines, Wilhelm Millward, Roger Lacy, Carl Trinquand, Johann Calcot und Johann King.

Den 14. May 1731 Freytags war grosse Loge in völliger Form zu der Rose in Mary-la-Bonne, welche die edlen Brüder Norfolk, Inchiquin, Colerane und andere vormahlige Groß-Beamten, nebst denen von 37 Logen besuchten. Der Großmeister Lovel trug vor, daß man jetzo dem lieben Bruder Norfolk für seine der Brüderschafft überschickte herrliche Geschencke Danck abzustatten hatte; welches darauf in solenner Form gleich verrichtet, und von dem Hertzog mit brüderlicher Zuneigung aufgenommen wurde.

Se. Königliche Hoheit Frantz, Hertzog von Lothringen (nunmehr Groß-Hertzog von Toscana) ward im Haag vermittelst einer Deputation zu einer dasigen Loge als Lehrling und Gesell aufgenommen. Diese bestund aus dem Ehrwürdigen Dr. Desaguliers, als Meister, den beyden Esquires Johann Stanhope und Johann Holtzendorff, als Vorstehern, und einigen andern Brüdern, nemlich Philip Stanhope, Graf von Chesterfield, Lord Gesandten, Strickland Esquire, des Bischoffs von Namur Vetter, Herrn Benjamin Hadley und einem Holländischen Bruder.
Da unser Königlicher Bruder Lothringen dieses Jahr nach Engelland kam, beruffte der Großmeister Lovel eine zufällige Loge auf Herrn Robert Walpole Landhause Houghton-Hall in Norfolk, und machte Bruder Lothringen und Bruder Thomas Pelham, Hertzog von Newcastle, zu Maurer-Meistern. Von selbiger Zeit an erinnert sich die Brüderschafft so wohl in der grossen Loge, als in besondern Logen, Sr. Königlichen Hoheit mit Freuden und auf geziemende Weise.

Den 24. Jun. 1731 Donnerstags war grosse Loge in völliger Form zum halben Mond in Cheapside, welcher die vorigen Groß-Beamten und die von 29 Logen beywohnten.

Den 3. Dec. 1731 Freytags war grosse Loge in gehöriger Form im Gasthaus zum Teuffel, wobey sich der Lord Colerane und andere vormahlige Groß-Beamten, der Capitain Ralph Far Winter, Provincial-Großmeister von Ost-Indien und die Beamten von 46 Logen eingestellet hatten.

Den 2. Mart. 1732 Donnerstags war wieder am gedachtem Ort grosse Loge in gehöriger Form, welche von dem Hertzog von Richmond und andern vormahligen Groß-Beamten, dem Vicomte Montagu und den Beamten von 37 Logen besuchet wurde. Der deputirte Großmeister erschien auf dem Stuhl, und schlug den Lord Vicomte Montagu, Meister einer Loge, zum Nachfolger vor, und gleich darauf wurde dieser als erwehlter Großmeister gegrüsset.

Den 13. April 1732 Donnerstags war abermahl an vorgedachtem Ort grosse Loge in gehöriger Form, wobey die ehemahligen Groß-Beamten und die von 27 Logen erschienen.

Den 19. April 1732 Mittwochs war Versammlung und Gasterey zu Merchant-Taylors-Hall. Der deputirte Großmeister Batson und seine Vorsteher verfügten sich zu dem erwehlten Großmeister nach seinem Hause in Bloomsbury-Square, und hielten daraus mit einigen edlen Brüdern, den Hertzogen von Montagu und Richmond, dem Lord Colerane, dem Grafen von Strathmore, dem Lord Carpenter, Lord Teynham und manchen andern, allesamt geziemend bekleidet, in Gutschen ihren Aufzug gegen Morgen nach der Halle, allwo alles obiger Massen regelmässig verrichtet, und daraus von dem deputirten Großmeister Batson unser edler Bruder Anton Brown, Lord Vicomte Montagu [im engl. Original: Lord Viscount Montagu; bei Entick, 1756, 214 und bei Noorthouck, 1784, 228: Lord Viscount Montacute], zum Großmeister der Maurer laut ausgeruffen, von diesem aber Thomas Batson als deputirter Großmeister von neuem bestätiget, und Georg Rook nebst Jacob Moor-Smythe, Esquire, zu Groß-Vorstehern ernennet wurden. Der Secretarius und der Schwerdt-Träger behielten ihre Stellen. Die Schaffner bey diesem Fest waren; Georg Rook, Jacob Moor Smythe, Johann Bridges, Wyrriot Ormond, Arthur Moor, Vinal Taverner, Colonel Johann Pitt, Claud Crespigny, Wilhelm Blunt, Henrich Tatam, Thomas Griffith, und Salomon Mendez.

Den 8. Jun. 1732 Donnerstags war grosse Loge in gehöriger Form zum Castell in Drury-Lane, wobey der Graf von Inchiquin und andere vormahlige Groß-Beamten, wie auch die von 39 Logen erschienen.

Den 21. Nov. 1732 Dienstags war grosse Loge in gehöriger Form in besagtem Gasthaus zum Teuffel, welcher Lord Colerane, Lord Southwell nebst andern ehemahligen Groß-Beamten und denen von 49 Logen beywohnten.

Den 29. May 1733 Dienstags war an besagtem Ort grosse Loge in gehöriger Form, in welcher der Lord Southwell, die vormahligen Groß-Beamten und die von 42 Logen erschienen. Der deputirte Großmeister Batson war auf dem Stuhl, und schlug in des Großmeisters Namen den Grafen von Strathmore, Meister einer Loge, zum Nachfolger vor; weil aber derselbe sich in Schottland aufhielt, so übernahm unser edler Bruder Thomas Lord Southwell, auf bevorstehender Gasterey einen Bevollmächtigten abzugeben; daher er vorjetzo als Strathmore, erwehlter Großmeister, gegrüsset wurde.

Den 7. Jun. 1733 Donnerstags war Versammlung und Fest in Mercers-Hall. Der deputirte Großmeister Batson begab sich mit seinen Groß-Vorstehern zu dem Lord Southwell nach seinem Hause in Grosvenor-Street, von da sie nebst einigen edlen Brüdern und vielen andern den Aufzug gegen Morgen nach der Halle machten. Da nun alles regelmässig verrichtet war, so ruffte der deputirte Großmeister Batson mit lauter Stimme unsern edlen Bruder Jacob Lyon, Grafen von Strathmore, zum Großmeister der Maurer aus, worauf sein Gevollmächtigter Lord Southwell gehöriger Massen investiret ward, und Thomas Batson nochmahls als deputirten Großmeister, so dann aber Jacob Smythe und Johann Ward Esquire zu Groß-Vorstehern ernannte. Der Secretarius und Schwerdt-Träger behielten ihre Stellen. Die Schaffner waren bey diesem Fest: Johann Ward, Johann Pollexfen, Henrich Butler Pacy, Johann Read, Wilhelm Busby, Philip Barnes, Johann Mizaubin M. D. Johann Dwight, Richard Baugh, Thomas Shank, Jacob Cosens, und Carl Robinson.

Den 13. Dec. 1733 Dienstags war grosse Loge in völliger Form zum Teufel, wobey Herr Eduard Mansel Baronet, Provincial-Groß-Meister von Süd-Wales, die ehemahligen Groß-Beamten, der Graf von Craufurd und die Beamten von 53 Logen gegenwärtig waren. Der Groß-Meister Strathmore that den Vortrag, daß bey überhand nehmenden Geschäfften die grosse Loge dasjenige, was sie zu einer Zeit nicht vollenden könte, der Allmosen-Commißion überlassen, diese aber der nächsten grossen Loge davon Bericht abstatten mögte. Dieses ward einmüthig beliebet. Von der Allmosen-Commißion folget unten Nachricht.
Der Deputirte Groß-Meister Batson empfahl der Gewogenheit der besondern Logen die neue Colonie von Georgien in Nord-America. Der Bruder Thomas Edwards Esqu. Vorsteher der Loge des Hertzogs von Richmond zum Horn in Westmünster, hinterbrachte dieser grossen Loge, daß unser Bruder Capitain Ralph Farwinter, Provincial-Großmeister von Ost-Indien, aus seiner Loge zu Bengal eine Kiste mit dem besten Arrack (einer Art sehr guten Brandteweins) zum Gebrauch der grossen Loge, und zehen Guineen für die Maurer-Allmosen-Casse überschickt habe; welches die Loge mit Danck aufnahm, und Befehl gab, der Loge zu Bengal gehörige Dancksagung dafür zu thun.

Den 18. Mart. 1734 Montags war an besagtem Ort grosse Loge in gehöriger Form, welcher die ehemaligen Groß-Beamten, der Graf von Craufurd, der Baron Georg Mackenzy, und die Beamten von 47 Logen beywohnten. Der Deputirte Groß-Meister Batson erschien auf dem Stuhl, und schlug im Namen des Groß-Meisters den Grafen von Craufurd, Meister einer Loge, zum Nachfolger vor, worauf derselbe mit Freuden als erwehlter Groß-Meister gegrüsset wurde.

Das VII. Capitel.
Von dem Groß-Meister Craufurd bis auf den Groß-Meister Caernarvon.

Den 30. Mart. 1734 Sonnabends war Versammlung und Fest in Mercers-Hall. Der Deputirte Groß-Meister Batson und seine Groß-Vorsteher begaben sich zu dem erwehlten Groß-Meister nach seinem Hause in Great-Marlborough-Street, worauf sie nebst einigen edlen Brüdern, und vielen andern, allesamt in gehöriger Kleidung, in Carossen den Aufzug gegen Morgen nach der Halle machten. Sie hatten eine Bande Musicanten, nemlich Trompeten, Hautbois Paucken und Waldhörner, bey sich, um die Bahn zu eröffnen und bey dem Thor der Halle, so lange bis sie alle daselbst eingetroffen, sich hören zu lassen. Da nun alles auf obige Art regelmäßig vollbracht war, so ruffte der Deputirte Groß-Meister Batson, mit lauter Stimme, den ersten Grafen von Schottland und unsern edlen Bruder Johann Lindsay, Grafen von Craufurd, zum Großmeister der Maurer aus. worauf dieser Cecil Wray, Baronet, zum Deputirten Großmeister, Johann Ward, Esqu. und Edward Mansel, Baronet, zu Groß-Vorstehern, und den Bruder Johann Revis zum Groß-Secretario ernennte, den Bruder Moody aber in seinem Schwerdt-Träger-Amt bestätigte. Nach der zweyten Proceßion um die Tische war grosse Eintracht zu spüren. Die Schaffner bey diesem Gastmahl waren folgende: Edward Mansell, Baronet, Carl Holtzendorff, Isaac Muere, Prescot Pepper, Christoph Nevile, Richard Matthews, Esquires, Richard Rawlinson, L. L. D. und F. R. S., Fotherby Baker, Samuel Berrington, Johann Pitt, Wilhelm Varelst und Henrich Hutchinson, Gentlemen.

Den 24. Febr. 1734/5 war Montags grosse Loge in völliger Form in obgemeldtem Gasthaus zum Teufel, worin die Hertzoge von Richmond und Buccleugh, und andere ehemahlige Groß-Beamten, der Graf von Belcarras, der Vicomte Weymouth und die Beamten von 47 Logen zugegen waren. Der Großmeister Craufurd hielt eine sehr schöne Anrede, und entschuldigte sich, daß er sie nicht eher zusammen beruffen, weil die Wahlen der Parlements-Glieder und andere öffentliche Geschäffte eingefallen. Er schlug hierauf den Lord Vicomte Weymouth, Meister einer Loge, zu seinem Nachfolger vor, welcher so gleich als erwehlter Großmeister gegrüsset wurde.

Weil der Bruder Anderson, Verfasser des Constitutionen-Buchs, eine Vorstellung that, daß eine neue Herausgabe vonnöthen wäre, und daß er die Materien darzu schon in Bereitschafft hätte; so ergieng an ihn von Seiten des Großmeisters und der grossen Loge der Befehl, seine Sammlung den gegenwärtigen und vorigen Groß-Beamten vorzulegen, damit selbige davon der grossen Loge Bericht erstatten möchten. Zugleich wurde das Buch, so den Titul führet: Frey-Maurer Vade Mecum, von der grossen Loge, als ein geraubtes, und abgeschmacktes, und ohne Erlaubniß unternommenes Werck, verworffen, und man warnete die Brüder, selbiges nicht zu kauffen, noch den Verkauf desselben zu befördern.

Den 31. Mart. 1735 Montags war grosse Loge in völliger Form an vorgedachtem Ort, wo sich die vormahligen Groß-Beamten und die von 41 Logen versammlet hatten. Der Großmeister Craufurd brachte in einer vernünfftigen Anrede verschiedene Dinge zum Besten der Brüderschafft in Vorschlag, welche Beyfall fanden, und wovon der Inhalt in den neuen Verordnungen und der Allmosen-Commißion unten vorkommt. Bruder Anderson erhielt auch Befehl, in der neuen Ausgabe der Constitutionen die Patronen der alten Maurerey, so man seit dem Anfang der Zeit zusammen bringen könte, wie auch die Großmeister und Vorsteher, alte und neue, und die Namen der Schaffner (Stewards) seit dem Großmeister Montagu anzuführen. Niemahls hat sich mehr Liebe und Eintracht geäussert.

Den 17. April 1735 Donnerstags war Versammlung und Fest zu Mercers-Hall. Diesemnach begaben sich der Großmeister Craufurd mit seinem Deputirten und seinen Groß-Vorstehern, und folgende edle Brüder, die Hertzoge von Richmond und Atholl, der Marquis von Beaumont, die Grafen vom Winchelsea, Weens, Loudoun, und Belcarras, der Lord Cathcart und Lord Vere Berty, nebst vielen andern, so allesamt gehörig gekleidet, zu dem erwehlten Großmeister, und machten darauf die Proceßion von seinem Hause in Grosvenor-Square mit einer vorangehenden Bande von Musicanten, welche den Aufzug Ostwärts nach der Halle führten. Da alles auf oberzehlte Art regelmäßig verrichtet war, so ruffte Bruder Craufurd mit lauter Stimme unsern edlen Bruder Thomas Thynne, Lord Vicomte Weymouth, zum Großmeister der Maurer aus, welcher darauf Johann Ward, Esquire, zum deputirten Großmeister, ferner Eduard Mansel, Baronet, und Martin Clare A. M. und F. R. S. zu Groß-Vorstehern ernennte, den Secretarium und Schwerdt-Träger aber in ihren Aemtern bestätigte. Die Schaffner oder Aufseher bey diesem Fest waren: Sir Robert Lawley, Baronet, Wilhelm Greme, M. D. und F. R. S. Martin Clare, A. M. und F. R. S. Johann Theobald M. D. Carl Fleetwood Esqu. Thomas Beech Esqu. Capit. Ralph Farwinter, Meyer Schamberg, M. D. Robert Wright, Thomas Slaughter, Jacob Nash, und Wilhelm Hogarth.

Den 24. Jun. 1735 Donnerstags war grosse Loge in gehöriger Form in oftgedachtem Haus zum Teufel, welcher die ehemahligen Groß-Beamten und die von 31 Logen beywohnten. Der deputirte Großmeister Ward erschien auf dem Stuhl, und ermahnte in einer vortrefflichen Anrede zur Mäßigkeit und wohlanständigem Bezeigen. Die Brüder, welche das Amt der Schaffner oder Aufseher seit dem Großmeister Hertzog von Montagu verwaltet, meldeten sich bey der grossen Loge um gewisse Vorrechte, die ihnen auch verwilllget wurden. Siehe die Neue Regulation 23.

Den 11. Decembr. 1735 war Donnerstags grosse Loge in gehöriger Form an besagtem Ort, welcher die vormahligen Groß-Beamten und die von 57 Logen beywohnten. Georg Payne Esquire, ehemahliger Großmeister, erschien auf dem Stuhl, hingegen Martin Clare, der Groß-Vorsteher, verwaltete das Amt eines deputirten Großmeisters, und Jacob Anderson D. D. nebst Jacob Lamball waren pro tempore Groß-Vorsteher. Bruder Rigby von Bengal brachte von da 20 Guineen für die Allmosen-Casse. Sir Robert Lawley, Meister der Schaffner- oder Aufseher-Loge, seine Vorsteher und 9 andere, erschienen mit ihren neuen Ehren-Zeichen zum ersten Mahl alle Zwölffe. Die Loge verordnete, ein Dancksagungs-Schreiben an die Loge zu Bengal für ihre großmüthige und angenehme Geschencke abzuschicken.

Den 6. April 1736 Dienstags war grosse Loge in gehöriger Form in besagtem Gast-Haus zum Teufel, welche von dem Hertzog von Richmond, dem Grafen von Craufurd und andern vormahligen Groß-Beamten, dem Grafen von Loudoun, der Schaffner-Loge und fünf jetzigen Schaffnern, wie auch den Beamten von 61 Logen besuchet wurde. Der deputirte Großmeister Ward erschien auf dem Stuhl, und brachte einige Reguln der Communication in Vorschlag, welche gebilliget wurden, und nunmehr die 40ste General-Regulation ausmachen. (Siehe unten) Hierauf schlug er im Namen des Großmeisters den Grafen von Loudoun, Meister einer Loge, zum Nachfolger vor, welcher alsofort als erwehlter Großmeister gegrüsset wurde.

Den 15. April 1736 Donnerstags war Versammlung und Gasterey in der Fischhändler-Halle. Der deputirte Großmeister ward mit seinen Vorstehern, und die edlen Brüder, der Hertzog von Richmond, die Grafen von Craufurd und Albemarle, der Vicomte Harcourt, die Lords Ereskine und Sourhwell, die Herren Anstis und Brody, Wapen-Könige, nebst vielen andern gehörig bekleideten Brüdern, verfügten sich zu dem erwehlten Großmeister und hielten ihren Aufzug von seinem Hause in Whitehall mit der Bande von Musicanten gegen Morgen nach der Halle. Nachdem nun daselbst alles regelmäßig verrichtet war, so ruffte der deputirte Großmeister Ward mit lauter Stimme unsern edlen Bruder, Johann Campbell, Grafen von Loudoun, zum Großmeister der Maurer aus. welcher darauf Johann Ward Esqu. nochmahls zum deputirten Großmeister, Sir Robert Lawley, Baronet, und William Gräme, M. D. und F. R. S. aber zu Groß-Vorstehern ernannte, und den Secretarium und den Schwerdt-Träger in ihren Aemtern bestätigte. Die Schaffner oder Aufseher bey diesem Fest waren folgende: Edward Holy, M. D. und F. R. S. Jacob Ruck, der Jüngere, Carl Champion, Johann Gowland, Johann Jesse, Isaac Schamberg, der Jüngere, M. D. Benjamin Gascoyne, Jacob Styles, Walter Weldon, Richard Sawle, Jacob Pringle, und Frantz Blythe.

Den 17. Jun. 1736 Donnerstags war grosse Loge in völliger Form in offtgedachtem Gast-Haus zum Teufel, welche von dem Grafen von Craufurd und andern ehemahligen Groß-Beamten, der Schaffner-Loge, den neuen Schaffnern und den Beamten von 36 Logen besuchet wurde. Der Groß-Vorsteher Gräme erschien als deputirter Großmeister pro tempore, hingegen der Lord Ereskine und Capitain Young als Groß-Vorsteher pro tempore.

Den 27. Decembr. 1736 Montags an St. Johannis des Evangelisten Tag war grosse Loge in gehöriger Form an vorgedachtem Ort, wobey sich die vormahligen Groß-Beamten, die Schaffner-Loge, die dermahligen Schaffner und die Beamten von 52 Logen einfanden. Allhier erschien Sir Robert Lawley, der ältere Groß-Vorsteher, als Großmeister pro tempore, auf dem Stuhl, Wilhelm Gräme, der jüngere Groß-Vorsteher, als deputirter Großmeister pro tempore, und Martin Clare, nebst Jacob Lamball, als Groß-Vorsteher pro tempore. Die artigen Innungs-Gesetze der Loge zu Exeter wurden öffentlichen verlesen und gebilliget, auch faßte man den Schluß, derselben ein Danck-Schreiben für ihre sonderbare Gutthätigkeit gegen die allgemeine Allmosen-Casse zuzuschicken.

Den 13. April 1737 Donnerstags war grosse Loge in völliger Form an vorgemeldetem Ort, welcher der Graf von Craufurd und andere ehemahlige Groß-Beamten, die Grafen von Weems, Hume und Darnley, die Schaffner-Loge, die dermahligen Schaffner und die Beamten von 75 Logen beywohnten. Als die Allmosen-Sache geendiget war, schlug der Großmeister Loudoun den Grafen von Darnley, Meister einer Loge, zu seinem Nachfolger vor, worauf derselbe als erwehlter Großmeister gegrüsset wurde.

Den 28. April 1737 Donnerstags war Versammlung und Gasterey in der Fischhändler-Halle. Diesemnach begaben sich der Großmeister Loudoun mit seinem Deputirten und seinen Vorstehern, die edlen Brüder, der Hertzog von Richmond, die Grafen von Craufurd und Weemes, der Lord Grey von Grooby, die Schaffner und viele andere Brüder in geziemender Kleidung zu dem erwehlten Großmeister in seinem Hause in Pall-Mall, und hielten ihren Aufzug gegen Osten nach der Halle auf sehr solenne Weise: Sie hatten drey Banden von Musikanten mit Paucken, Trompeten und Waldhörnern, die man in dem Zug ordentlich eingetheilet. Da nun alles auf regelmäßige Art verrichtet war, ruffte der Großmeister Loudoun unsern edlen Bruder Edward Blythe [bei Entick, 1756, 222 und Noorthouck, 1784, 234: Edward Bligh], Grafen und Vicomte Darnley, Lord Clifton, zum Großmeister der Frey-Maurer aus, welcher Johann Ward Esq. von neuem zum deputirten Großmeister, Sir Robert Lawley, Baronet, und Wilhelm Gräme M. D. und F. R. S. zu Groß-Vorstehern ernennte, den Secretarium und Schwerdt-Träger aber in ihren Aemtern bestätigte. Die Schaffner bey diesem Fest waren: Sir Bouchier Wray, Baronet, Georg Bothomley, Carl Murray, Capitain Johann Lloyd, Capitain Carl Scot, Peter Macculloch, Ludwig Theobald M. D. Thomas Jeffreys, Peter Leigh, Thomas Böhm, Benjamin Da Costa und Nathaniel Adams.

Den 29. Jun. 1737 Mittwochs war grosse Loge in völliger Form in besagtem Gast-Haus zum Teufel, wobey der Graf von Loudoun, und andere vormahlige Groß-Beamten, die Schaffner-Loge, die neuen Schaffner und die Beamten von 43 Logen gegenwärtig waren.

Den 5. Novembr. 1737 ward eine zufällige Loge in des Printzen von Wales Pallast Kew ohnweit Richmond gehalten. Allhier befanden sich der Ehrwürdige Dr. Desaguliers (ehemahliger Großmeister) als Meister dieser Loge, Wilhelm Gofton, Rechtsgelehrter, und Erasmus King, Mathematicus, als Groß-Vorsteher, der Hochgebohrne Carl Calvert, Graf von Baltimore, der Oberste Jacob Lumley, der Major Madden, Herr von Noyer, und Herr Vraden. Da nun alles gehörig eingerichtet war, so wurde Se. Königliche Hoheit, Friederich Printz von Wales, auf die gewöhnliche Weise zum Lehrling und Gesellen gemacht. Nicht lange darauf versammlete sich eben diese Loge von neuem, und ernennte unsern besagten Bruder Friederich zum Maurer-Meister. Und von selbiger Zeit an erinnert sich die Brüderschafft, sowohl in der grossen Loge als in den besondern Logen, allemahl mit Freuden Sr. Königl. Hoheit und Dero Printzen, wie es sich geziemet.

Den 25. Jan. 1737/8 Mittwochs war grosse Loge in völliger Form in besagtem Gasthaus zum Teuffel, welcher der Graf von Loudoun, Dr. Desaguliers, Georg Payne, Nathaniel Blakerby, Thomas Batson, Dr. Anderson und andere vormahlige Groß-Beamten, der Lord Georg Graham, die Schaffner-Loge, die damahligen Schaffner und die Beamten von 66 Logen beywohnten. So bald man mit der Allmosen-Sache fertig war, billigte die grosse Loge das neue Constitutionen-Buch, und befahl dem Verfasser Bruder Anderson, dasselbe nebst der Zugabe der neuen Regulation IX. in Druck zu geben. Siehe die Approbation unten.

Den 6. April 1738 Donnerstags war grosse Loge in völliger Form an besagtem Ort. Allhier erschien der Großmeister Darnley auf dem Stuhl, Johann Ward, deputirter Großmeister, Wilhelm Gräme und Jacob Anderson, Groß-Vorsteher pro tempore, der Graf von Inchiquin, Dr. Desaguliers, Georg Payne, ehemahlige Groß-Meister, Johann Hammerton, Esquire, Provincial-Großmeister von Carolina, Thomas Batson, vormahliger deputirter Großmeister, Nathaniel Blakerby, Schatzmeister, der Marquis von Caernarvon, die Schaffner-Loge, die jetzigen Schaffner und die Beamten von 60 Logen. Als die Allmosen-Sache vorbey war, und Nathaniel Blakerby, der Schatzmeister, seine Rechnungen gehörig erläutert hatte; so legte er sein Amt nieder, und der Secretarius Rewis ward von dem Großmeister und, der Loge zum Schatzmeister ernennet. Der Großmeister schlug hierauf den Marquis von Caernarvon, Meister einer Loge, zu seinem Nachfolger vor, welcher alsofort als erwehlter Großmeister gegrüsset wurde.

Den 27. April 1738 Donnerstags war Versammlung und Fest in der Fischhändler-Halle. Es verfügten sich also der Großmeister Darnley nebst seinem Deputirten und seinen Vorstehern, die edlen Brüder, Richmond, Inchiquin, Loudoun und Colerane, ehemahlige Großmeister, der Graf von Kintore, der Lord Grey von Grooby, die Schaffner und viele andere Brüder in gehöriger Kleidung zu dem erwehlten Großmeister nach seinem Hause in Grosvenor-Street, und hielten ihren Aufzug mit der Bande Musicanten Ostwärts nach der Halle.
Nachdem allda das gehörige vollendet war, so ruffte der Graf von Darnley unsern edlen Bruder Henrich Bridges, Marquis von Caernarvon [bei Entick, 1756, 224: Henry Bridges, Marquis of Carnarvan; bei Noorthouck, 1784: Henry Brydges, Marquis of Caernarvon], Sohn und vermuthlichen Erben des Hertzogs von Chandos [bei Entick, 1756, 216: Chandois], Ritter von Barth, und einen von den Cammer-Herren unsers Königlichen Bruders Friederich, Printzen von Wales, zum Großmeister der Maurer aus, welcher Joh. Ward, Esquire, von neuem zum deputirten Großmeister, den Lord Georg Graham und den Capitain Andreas Robinson aber zu Groß-Vorstehern ernennte, und so wohl den Secretarium als Schwerdt-Träger in ihren Aemtern bestätigte.
Die Schaffner bey diesem Fest waren folgende: Capitain Andreas Robinson, Robert Foy, Jacob Colcuhon, Wilhelm Chapman, Moses Mendez, Georg Monkman, Stephan Beaumont M. D. Stephan Le Bas, Henrich Higden, Christoph Taylor, Simon de Charmes, und Harry Leigh.
Die alten Schaffner ernennten ihre Nachfolger zum nächsten jährlichen Fest, nemlich Johann Chichester, Capitain Carl Fitzroy, Johann Cliff, Nathaniel Oldham, Alexander Pollock, Richard Robinson, Henrich Robinson, Isaac Barrett, Samuel Lowman, Edward Masters, Thomas Adamson und Joseph Harris. Der Bruder Revis, bisheriger Secretarius, lehnte das Amt eines Schatzmeisters von sich ab, und führte zur Ursache an, daß eine Person nicht beyde Aemter verwalten könte, weil eines derselben auf das andere Achtung geben müste.

Den 28. Jun. 1738 Mittwochs war grosse Loge in gehöriger Form in offtgedachtem Gasthaus zum Teuffel. Der Lord Georg Graham, älterer Groß-Vorsteher, erschien auf dem Stuhl als Großmeister, Wilhelm Gräme M. D. als deputirter Großmeister pro tempore, Capitain Andreas Robinson, als älterer, und Benjamin Gascoyne, als jüngerer Groß-Vorsteher; sonst aber hatten sich die ehemahligen Groß-Beamten, die Schaffner-Loge, die jetzigen Schaffner und die Beamten von 61 Logen eingefunden.
Die abgefaßten Puncte der letzten vierteljährigen Communication und der Allmosen-Commission wurden vorgelesen und gebilliget; die meiste Zeit brachte man damit zu, die milden Beysteuern der Logen in Empfang zu nehmen, und dürfftigen Brüdern unter die Arme zu greiffen. Weil Bruder Revis, der Secretarius, das Schatzmeister-Amt nicht annehmen wollen, so ersuchte ihn die Loge, daß er selbiges wenigstens so lange, bis einer nach ihrem Sinn gefunden würde, verwalten möchte.


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