Markmaurerei

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Die Marke eines Steinmetzen in der Kirche Saint-Honorat in Arles, Frankreich. Sie stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert.

Markmaurerei (Markmasonry)

Was ist Markmaurerei?

Die Antwort ist ebenso einfach wie komplex.
Einfach: Die Markmaurerei ist ein alter ergänzender Grad für Freimaurermeister.
Komplex: In Schottland gehört der Markmeistergrad zur blauen Maurerei, in England ist er ein eigenes System mit einer separaten Großloge, und in den Ländern, die dem Amerikanischen Brauch folgen, wurde er zum untersten Grad des York Ritus. Von Rudi Rabe.

Das englische Wort „Mark“ meint in diesem Kontext so etwas wie Steinmetzzeichen. Diese Bedeutung stammt aus der Zeit, als die Freimaurer noch operativ tätig waren, sich mit ihrem Zeichen, ihrer Marke also, auswiesen und ihre Werke damit signierten. Auf den Steinen mancher alter Bauwerke sind solche eingeritzte Zeichen noch zu sehen. Wer damals „Marks“ anbringen durfte, war bereits avanciert. Diese Markmeister konnten auch eigene Logen bilden. Und als die sogenannte operative Maurerei vor und um 1700 vor allem in England und Schottland immer mehr zur symbolischen wurde, hat man auch die Markmaurerei sozusagen mitgenommen, diese allerdings - siehe oben - im Laufe der Zeit organisatorisch unterschiedlich angesiedelt. Je mehr man sich aber für die Details dieser Entwicklung interessiert, desto verwirrender und unübersichtlicher wird es. Außerdem ist unser diesbezügliches Wissen lückenhaft.

Die Organisation der Markmaurerei im deutschen Sprachraum ist unterschiedlich und teilweise mehrgleisig: In Deutschland gibt es einen eigenständigen York Ritus, dessen unterster Grad der Markmeister ist, und parallel dazu einen ‘District Germany' der englischen Markmeister-Großloge mit einem runden Dutzend Logen. Vereinfacht: eine amerikanisch und eine englisch orientierte Gruppe. - In Österreich ist von zwei Ausnahmen abgesehen alles unter einem Dach angesiedelt: dem des York Ritus. - In der Schweiz gibt es eine eigene Markmeister-Großloge aber keinen York Ritus.

Der Inhalt des Markmeistermaurerei: Er ist im Grunde eine Vertiefung des Gesellengrades, reich an Symbolik und Belehrung. In den Ritualen wird schlechte Arbeit und Arbeitsauffassung symbolisch gerügt und gute belohnt. Im Detail sind die Markmeisterrituale jedoch von Land zu Land und oft auch innerhalb eines Systems sehr verschieden.

Es folgen nun zwei Abhandlungen mit weiteren Details:

  • Eine aus 2017 über die komplizierte geschichtliche Entwicklung; Autor ist der österreichische Freimaurer Herwig Stage.
  • Und dann eine historische Darstellung aus dem Jahr 1865 von C. Lenning.

Herwig Stage: Die Geschichte des Markmeistergrades

„Mark Master, all appear Before the Chief Overseer In concert move
Let him Your work inspect For the Chief Architect 
If there be no defect He will approve."

„Mark Meister tretet an geordnet Mann für Mann vorm Bauleiter,
lasst prüfen ihn das Werk fürn Großen Bauleiter und ist es ohne Fehl nimmt er es ab.“

Das ist die erste Strophe des Markmeister-Liedes, und sie zeigt schon einen der wesentlichen Dimensionen dieses Grades, nämlich die Verbindung zu den operativen Bauhütten und damit zur operativen Freimaurerei, wenngleich es meiner Meinung nach keine direkte zeitliche Verbindung zwischen den mittelalterlichen Steinmetzen und ihren Marken und der Markmeister Maurerei gibt.

Allerdings stellt dieser Grad durch sein Ritual trotzdem eine Verbindung der spekulativen Freimaurerei zu den operativen Steinmetzen dar.

Eine amüsante These am Beginn : Die Einführung des Markmeister Grades nur für Meister und die Gründung der Markmeister-Großloge in England ist eine Rache der operativen schottischen Steinmetzen an den spekulativen englischen Maurern, die den 3. Grad mit Hiram Abif geschaffen haben. Mit diesem „künstlichen“ Ritualgeschehen wollten die Schotten nämlich nichts zu tun haben.

Bei der Geschichte beginne ich mit Schottland, Irland und England; es folgen die USA; und zuletzt Deutschland, die Schweiz und Österreich. Damit folge ich auch dem zeitlichen Ablauf der letzten 350 Jahre, denn eines sei jetzt schon vorausgeschickt, die freimaurerische Geschichte des Markmeistergrades beginnt in Schottland und Irland, geht dann über England in die USA, von dort nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland und schließlich nach Österreich und in die Schweiz. Daher bitte ich auch um Verständnis, dass der Focus der historischen Betrachtung in erster Linie auf Schottland, Irland und England gerichtet ist.

Schottland, Irland und England

Wie schon der Name Markmeister sagt, steht im Mittelpunkt des Grades die „Marke“, wobei festzuhalten ist, dass es sich in den Anfängen der Freimaurerei bei der Übergabe der Marke nicht um ein Ritual in unserem Sinn gehandelt hat, sondern um die Überreichung einer Kennmarke, die jeder Steinmetz hatte.

Schon in der Torgauer Steinmetzordnung von 1462 ist festgehalten, dass ein wandernder Geselle seine Marke erhalten hat. Die Steinmetzen im Mittelalter pflegten ihre Marke in die Bauten einzuritzen und ihre Marken erhielten sie zur Identifizierung. Diese Marken wurden zusammen mit den Namen in sogenannte „Markenbücher“ eingetragen.

Schon in den Schaw-Statuten von 1598 ist festgehalten, dass der Name und die Marke eines Werkmeister-Gesellen bei seiner Zulassung zu registrieren ist. Ich zitiere: „ … that no Master or Fellow of Craft be received nor admitted without the number of six masters and two Entered Apprentices, the Warden of that lodge (the master) being one of the six and that the day of receiving of the said Fellow or Craft or Master be orderly booked and his name and mark inserted in the said book with the name of this six admitters“.

Aus eben diesem Jahr stammt auch das älteste Protokoll der Loge Mary Chapel No 1 von Edinburg, das vom Aufseher unterschrieben ist und durch seine Marke bezeugt wurde.

Weitere Beispiele der Registrierung einer Marke stammen aus den Jahren 1642, (Kilwinning) und 1670 aus der Loge von Aberdeen, wo das „Mark book“ erwähnt wird.

Zu der Zeit gab es in Schottland und in England anders als am Kontinent bekanntermaßen nur 2 Grade, nämlich den Grad des Lehrlings, (entered apprentice) und den des Meisters. Der Geselle (fellow craft) besaß die gleichen Rechte wie der Meister, der sich nur dadurch vom Master unterschied, dass dieser der Loge vorstand (Master of the work).

Wann die sogenannte „transition period“ begann, also jene Zeit, in der nicht-operative Mitglieder in die operativen Bauhütten einsickerten, ist nicht bekannt. Ein erstes Dokument liegt uns vom 03. Juli 1634 vor, wo Lord Alexander, Viscount Canada, der älteste Sohn des Earl von Sterling in die Mary Chapel Loge No. 1 in Edinburg aufgenommen wurde. Kurze Zeit später, nämlich im Jahre 1646 dürfte Elias Ashmole in einer Loge in Warrington aufgenommen worden sein.

Da über diese Zeit, die Zeit der Entstehung der „Spekulativen Maurerei“, nahezu kein schriftliches Material vorliegt, bleibt auch die „Genese“ der Markmaurerei über gut hundert Jahre im Dunkeln.

Ein im Jahre 1965 aufgefundenes Exemplar des Buchs der Konstitution aus dem Jahre 1723 enthält den Hinweis, dass im Jahre 1756 in einer Loge in Newcastle eine rituelle Arbeit stattgefunden hat, in der Brüder zu Markmeistern gemacht wurden, allerdings nur die, die die entsprechende Gebühr bezahlt haben.

Auch gibt es einen Hinweis darauf, dass in der Lodge of Hope in Bradford, die ihren Charter von der Grand Lodge of All England in York erhalten hat, um 1750 herum rituelle Markmeisterarbeiten stattgefunden haben sollen.

Insgesamt ist die Informationslage äußerst dürftig.

Der erste einigermaßen abgesicherte Hinweis auf eine rituelle Arbeit, in der sogenannten spekulativen Maurern der Grad eines Markmaurers erteilt wurde, stammt aus dem Jahre 1769, also weit mehr als hundert Jahre nach dem Beginn der transition period und 52 Jahre nach der Gründung der ersten englischen Großloge 1717.

Es handelt sich dabei um eine Arbeit des Royal Arch Chapters of Friendship in Portsmouth (England), in welcher der Provincial Grand Master Thomas Dunckerley mehrere Brüder zu Mark Masons und Mark Masters machte.

Die Jahre 1717 bis 1813 waren sicherlich gekennzeichnet durch die Bemühung der neu gegründeten englischen Großloge, sich zu etablieren bzw. sich mit der im Jahre 1751 gegründeten zweiten Großloge ins Einvernehmen zu setzen.

Über weitere allfällig dokumentierte Aktivitäten auf dem Gebiet des Markmeistergrades ist mir bis Anfang des 19. Jahrhunderts nichts bekannt. Möglich ist, dass auch und schon in dieser Zeit Markarbeiten in England und Schottland und Irland stattfanden, aber sicherlich ohne Autorisierung und Systematik durch Großlogen oder Großkapitel.

Als es 1813 zur Vereinigung der beiden englischen Großlogen zur United Grand Lodge of England (UGLE) kam - Schottland und Irland waren nicht eingebunden - begann sich die Situation etwas zu klären. Allerdings ist die Formulierung im Artikel 2 des Unionsprotokolls vom 27. Dezember 1813 gelinde gesagt kryptisch und spiegelt die Schwierigkeit der Situation gut wider. So heißt es dort: „Pure Ancient Masonry consists of three degrees and no more, those of the Entered Apprentice, the Fellow Craft and the Master Mason, including the Supreme Order of the Holy Royal Arch. But this Article is not intended to prevent any Lodge or Chapter from holding a meeting in any of the degrees of the Order of Chivalry, according to the constitutions of the said Orders.“

Was bedeutet diese Formulierung ? Zum einen dass es nach mühsamen 50 Jahre dauernden Verhandlungen gelungen ist festzustellen, dass die alte Craft Maurerei nur aus 3 Graden besteht - wobei der Holy Royal Arch eigentlich als 4. Grad dazu gehört, aber nicht in Logen, sondern in Kapiteln bearbeitet wird. Dies war sicher ein Kompromiss gegenüber den Antients. Und zum anderen, dass die Englische Großloge - direkt gesagt - mit den anderen praktizierten Hochgraden nichts zu tun haben will, sie aber anerkennt, wenn sie die entsprechenden Ermächtigungen und Arbeitserlaubnisse (Charters) besitzen. Es handelt sich dabei aus heutiger Sicht um die Grade des Royal und Select masters, die Rittergrade und den Grad des Red Cross of Constantine und den Secret Monitor. Diese Grade werden im Rahmen des Grand Council of the Allied Masonic Degrees bearbeitet.

Diese Formulierung setzte aber auch vorläufig den Schlusspunkt für alle Hoffnungen, den Markmeistergrad in irgendeiner Form in das alte Craft System zu intergrieren. Der Grad des Mark Man, der ja praktiziert wurde und der als ein Seitengrad des Gesellengrades angesehen wurde, und der Grad des Mark Masters als Seitengrad des Meistergrades wurden damit trotz ihrer einzigartigen Verbindung zur operativen Maurerei ein für alle Mal aus dem klassischen Grundsystem der Freimaurerei ausgeschlossen.

Doch mit 1813 war die Entwicklung bezüglich des Markmeistergrades nicht abgeschlossen. Was jetzt folgte war Chaos und Konflikt pur.

Ich schicke voraus, dass das Ende dieser bewegten Periode erst mit dem Jahre 1879 kam, als das Großkapitel von Schottland die im Jahre 1856 gegründete Großloge der Markmeister anerkannte.

Was waren nun die relevantesten Ereignisse im Wildwuchs und Durcheinander dieser 66 Jahre? 1840: Die Großloge von Irland beschließt, die Aufsicht über die Markmaurerei in Irland zu übernehmen. Dies ist insofern interessant als später diese Aufsicht auf die Kapitel überging. Auch heute wird der Markgrad nur in Kapiteln bearbeitet und ist eine Vorbedingung für die Erteilung des Holy Royal Arch Grades.

1842: Das Schottische Großkapitel stellt fest, dass der Markmeister Grad und der Past Master Grad nur in Kapiteln und nicht in Logen vergeben werden darf. Auch das ist interessant, denn in Folge kam es auch hier zu einer Änderung. So hat die Großloge von Schottland 14 Jahre später festgestellt, dass der Grad des Markmeisters auch in Logen vergeben werden kann. Heute kann der Markmeister Grad sowohl in Logen, als auch in Kapiteln vergeben werden und auch dort ist er Vorbedingung für die Erteilung des Grades des Exellent Master und danach des Holy Royal Arch Grades. Für die Situation in Schottland ist es im Unterschied zu England charakteristisch, dass es eine klare und strenge Trennung zwischen Großloge und Großkapitel gibt, in England eine enge Verbindung.

1851: Das schottische Bon Accord Chapter, das dem schottischen Großkapitel untersteht, gründet in London die Bon Accord Loge und übergibt ihr den Charter. Kurz darauf findet die erste Arbeit der schottischen Markmeister Loge in London statt.

1856: Das Schottische Großkapitel entzieht dem Bon Accord Kapitel die Arbeitserlaubnis. Allerdings stellt das Großkapitel der Londoner St. Marks Mark Loge No 1 den Charter aus. Und am 23.Juni gründet sich die Grand Lodge der Mark Master of England and Wales and the Dominions and Dependencies of the British Crown.

In der Zeit um 1856 bearbeiteten in London verschiedenste Gruppierungen den Markmeister Grad. So die neu gegründete Großloge der Markmeister, die Bon Accord Markmeisterloge, die St. Marks Markloge No.1, die unabhängige Markloge Jamaica und die Travelling Mark Lodge. Was die Situation noch unübersichtlich machte war, dass in den Logen auch mit unterschiedlichen Ritualen gearbeitet wurde, und dass man sich gegenseitig die Regularität absprach. So gab es Markmeister Logen, in denen es die Funktion der Overseer (Bauleiter, Inspizienten) nicht gab. In der 1856 gegründeten Großloge gab es die Overseer seit 1860.

Die Großloge der Markmeister wurde von fünf Logen gegründet: Bon Accord Lodge, Royal Cumberland Lodge of Mark Master Masons, Northhumberland and Berwick upon Tweed Lodge of Mark Masters, Old Kent Lodge und Phoenix Lodge of Mark Masters No. 2. Federführend war dabei die Bon Accord Markmeisterloge, die allerdings weder vom Schottischen Großkapitel noch von der Schottischen Großloge akzeptiert wurde. Es gab in der Zeit ca. 50 Markmeisterlogen, die dem Schottischen Großkapitel unterstanden. Alleine in der Zeit von 1856 bis 1858 erteilte das Schottische Großkapitel 15 Charter für Markmeisterlogen, die in England arbeiteten. Die neu gegründete Großloge der Markmeister wurde vom Schottischen Großkapitel nicht anerkannt. 1870 gründete das Schottische Großkapitel sogar einen Provincial Grand Mark District in Lancashire.

Diese Situation war sicherlich auch dadurch entstanden, dass die Englische Großloge sich nicht um die Markmaurerei kümmerte, dadurch gründete das Schottische Großkapitel in Folge Markmeisterlogen in England.

1856 gab es nochmals den Versuch die Markmaurerei in die Großloge von England zu integrieren. Bereits 1855 setzte die UGLE vor allem wegen des Drucks aus den Kolonien gemeinsam mit dem Supreme Grand Chapter of the Royal Arch ein Komitee ein, dass prüfen sollte, ob und wie der Markmeister in das Craft System integriert werden könnte.

Als Ergebnis wurde in der am 5. März stattgefundenen Sitzung der Quarterly Communication der UGLE eine Resolution eingebracht, die vorsah den Markmeister Grad als integralen Teil der Englischen Freimaurerei anzuerkennen. Die Formulierung lautete wie folgt: The report statet that they were „of the opinion that The Mark Degree is a link between the second and third degree of Craft Masonry and that The Degree of Mark Mason and Mark Master Mason are not at variance with the ancient landmarks of the order, that The Degree be in addition to and form part of Craft Masonry and may be conferred by all regular and warranted Lodges as sanctioned by The Most Worshipful Grand Master“.

Interessanterweise wurde in der nächsten Quarterly Communication der Grand Lodge im Juni dieses Protokoll nicht bestätigt. Nur 19 Tage später, am 23.Juni wurde die Großloge der Markmeister gegründet.

Über die Gründe für das Scheitern der Bemühungen, den Markmeistergrad in das 3- bzw. 4-Grad-System zu integrieren, können nur Vermutungen angestellt werden. Zum einen war vermutlich die UGLE trotz gutem Zureden des Englischen Großkapitels bemüht, ihr vor kurzem geschaffenes 3- bzw. 4-Gradsystem zu erhalten und nicht wieder aufzuweichen, zum anderen gab es vermutlich auch von den Markmeistergruppierungen Widerstände, „nur“ als Beigrad zum Gesellengrad akzeptiert zu werden. Sicherlich hat bei der UGLE auch die Überlegung beigetragen, sich in keinen zusätzlichen Konflikt mit dem Schottischen Großkapitel einzulassen, das sich ja in England durch ihre Markmeister Logengründungen, die sie damit begründeten, dass dieser Sektor auf Grund des Desinteresses der Englischen Großloge ein freies Territorium sei, stark ausgebreitet hatte.

Mit der Gründung der Großloge der Markmeister war allerdings die Situation noch nicht bereinigt. Erst ab 1861 gab es eine Phase der Konsolidierung.

So wurde im Jahre 1871 der Grad des Royal Ark Mariners an den Mark Meister Grad angehängt. Der Ursprung des Grades ist weitgehend unbekannt. Erst 1896 wurden der Grad des Mark Man und der Grad des Mark Master zu einem Grad zusammengeführt. Der Grund könnte gewesen sein, dass man nicht so viele Grade wollte, weil ja der Markmeister Grad eine Voraussetzung für den Holy Royal Arch Grad war.

1870: Das Irische Großkapitel erkennt die Großloge der Markmeister an.

1877: Anerkennung durch das General Grand Chapter International of Royal Arch Masons in den USA.

1879: Es folgt das Großkapitel von Schottland und anerkennt die Großloge der Markmeister.

Erst damit war eigentlich die Englische Markmeistergroßloge weltweit anerkannt, die Struktur aufbereitet und für die Zukunft gesichert.

Die Markmaurerei ist neben der Johannismaurerei und der Maurerei vom Königlichen Bogen (Holy Royal Arch) - Hochgradsysteme wie den AASR und den York Ritus ausgenommen - die wahrscheinlich am stärksten verbreitete Maurerei. Indem der Grad des Markmeisters auch Bestandteil der Kapitelmaurerei im Rahmen des York Ritus ist, ist dieser Grad, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung, einer der am meisten bearbeiteten Grade weltweit.

Die englische Markmaurerei heute (2016)

Die Grand Lodge der Mark Master of England hat Großlogen in 45 Ländern, Großmeister ist Prinz Michael von Kent, der Bruder des Großmeisters der UGLE.

Die Großloge hat 41 Provinzialgroßlogen, davon gibt es in der Provinzialloge von London alleine 100 Logen.

Es gibt 26 District-Großlogen, wovon alleine der District Großloge der Süd/Ost Karibik 17 Logen angehören.

Der District Großloge von Deutschland gehören 9 Logen an.

Es gibt keine District Großloge in Frankreich, daher gibt es dort auch keine Markmeister Maurerei.

Das Year Book 2015-2016 meldet 2003 Markmeisterlogen weltweit mit etwa 50.000 Mitgliedern.

Die Entwicklung in den USA

Wie erwähnt ist die Markmaurerei von Schottland bzw. England in die USA gekommen. Auszugsweise möchte ich folgende Daten festhalten:

1783: Das Royal Chapter von Middletown in Connecticut erwähnt eine Mark Master Arbeit als 4. Grad zur Vorbereitung für den Holy Royal Arch Grad.

1793: Zum ersten Mal wird das Markenbuch im St. Andrews Chapter erwähnt.

1797: Es erscheint das Werk von Thomas Smith Webb „The Freemasons Monitor or Illustrations of Masonry“ (Struktur des York Rite, Mark Master ist als 4. Grad enthalten).

1797: Das General Grand Chapter International of Royal Arch Masons wird in Hartford (Connecticut) gegründet.

1798: Das King Cyrus Chapter gründet eine Markmeister Loge, die ihm untersteht.

1807: Thomas Smith Webb gestattet als High Priest des Royal Arch Chapters von Rhode Island die Gründung einer Markmeister Loge in Glocester.

1850: Seit damals übernahm das Grand Royal Arch Chapter die Oberaufsicht über die Markmaurerei, vorher durften auch blaue Logen diesen Grad bearbeiten.

1877: Das General Grand Chapter International anerkennt die Großloge der Mark Meister von England.

Da der Markmeistergrad, als 4. Grad im York Ritus angesetzt ist und der York Ritus nicht nur in den USA sondern weltweit als Hochgradsystem weit verbreitet ist, ist der Markmeistergrad wahrscheinlich einer der meist praktizierten freimaurerischen Grade überhaupt.

Die Entwicklung in Deutschland

In der Mitte der 70 Jahre wurden in Westdeutschland und Westberlin die ersten Logen der Mark Meister und der Royal Ark Mariner ins Leben gerufen. Gründungsmitglieder waren sicherlich Brüder, die Mitglieder der Logen der Grand Lodge of British Freemasons in Deutschland gewesen sind. Gearbeitet wurde nach dem englischen Markmeister Ritual und in englischer Sprache.

1980 wurde die Distrikt Grand Lodge of Mark Master Masons in West Deutschland gegründet; heute Grand Lodge of Mark Master Masons in Germany. Erst 1982 wurden Logen gegründet, in denen das Ritual auf Deutsch zelebriert wurde. Die damals ins Deutsche übersetzten Rituale, die heute noch in Verwendung stehen, sind zwar gelungen, kommen aber meiner persönlichen Meinung nach nicht ganz an die englischen Originale heran.

Mit Stand 2016, zitiert aus dem Year Book 2015-2016, Constitutions and Regulations 2015, der englischen Grand Lodge of Mark Master Masons arbeiten zur Zeit in Deutschland neun Markmeisterlogen, von denen drei in Deutsch arbeiten. Es sind dies

Die Loge „Britannia“ , englisch in Bielefeld
Die Loge „Rose von Minden“, englisch in Herford
Die Loge „Keys von Münster“, englisch in Frankfurt
Die Loge „Doric“, englisch in Osnabrück
Die Loge „Sparrenburg“ deutsch in Kassel
Die Loge „Saxony“ englisch in Berlin
Die Loge „Tremonia“ deutsch, vormals in Hannover, jetzt in München
Die Loge „Rope and Anchor „ englisch in Hamburg
Die Loge „Zum maurerischen Schloss im See“ deutsch in Langenargen.
Die Loge „Ludwig zum Flammenden“ steht in Gründung und soll im September 2017 in Kaiserslautern ihre Arbeit aufnehmen. Es wird dort in Deutsch gearbeitet werden. Es laufen auch schon seit einiger Zeit Bemühungen der Distrikt Großloge Mark Logen in den neuen Bundesländern aufzubauen.

Gleichzeitig gibt es mehrere Royal Arch Kapitel, die vom amerikanischen York Ritus anerkannt werden. Diese Kapitel bearbeiten den Markmeister als ersten Grad:

Das Kapitel "Zum Lebendigen Bogen Nr. 01" in Frankfurt
Das Kapitel "Palatinate Nr. 07“in Kaiserslautern
Das Kapitel "Outpost Nr. 11" in Berlin
Das Kapitel "Isar Nr. 21" in München
Das Kapitel "Nordrhein Nr. 25" in Gelsenkirchen
Das Kapitel "König Salomo N3. 35" in Lübeck
Das Kapitel "Die Lippische Rose" in Detmold

Diese Aufzählungen entsprechen dem Stand von 2016.

Die Entwicklung in Österreich

1967: Zehn Freimaurer-Meister erhalten in München im ISAR Kapitel No. 21 die Grade des York Ritus.
1969: Das Kapitel Vindobona hält seine erste Arbeit in Wien in der Dorotheergasse ab.
1972: Das Kapitel Septima Lux wird gegründet.
1973: Es folgt das Kapitel Fischer von Erlach.
1974: Mit diesen drei Kapiteln jetzt Gründung des Großkapitels von Österreich der Maurer vom Königlichen Bogen.
1986: Gründung des Kapitels Carnuntum.
2013: Gründung des Kapitels Joseph Haydn und damit Übernahme des amerikanischen Rituals (GGCI )in deutscher Sprache.
2013: Gründung der Kapitel Benjamin Franklin und Philadelphia und damit die Übernahme des Rituals des General Grand Chapter International (GGCI) in englischer Sprache.

Neben diesem System gibt es in Österreich außerdem auch zwei Markmeister Logen, die direkt der englischen Grand Lodge of Mark Master Masons unterstellt sind. Es sind dies die New Quarries Lodge of Mark Master Masons No. 1903, die im Jahre 2009 gegründet wurde, und die Saint Margarets Lodge of Mark Master Masons No. 1954 aus dem Jahr 2014. Beide Logen arbeiten in Wien.

Die Entwicklung in der Schweiz

1992 wurde in Genf eine Mark Meister Loge eingerichtet. Da es offensichtlich das Bedürfnis gab, den Markgrad und den Grad des Royal Ark Mariners zu bearbeiten, wurden ein Jahr später auch in Chur, Islikon, Luzern und Lausanne Marklogen gegründet.

Bis zum Jahr 1996 unterstanden diese Logen direkt der Grand Lodge of Mark Master Mason of England and Wales, da es in der Schweiz keine eigene Distrikt Großloge gab.

1996 wurde die „Nationale Großloge der Mark Meister Maurer der Schweiz“ gegründet, was insofern eine Sondersituation darstellt, dass es auch heute in der Schweiz keine englische District Großloge gibt. Diese Konstruktion wurde mit Zustimmung der Schweizer Großloge ALPINA geschaffen.

Einen eigenen York Ritus gibt es in der Schweiz gegenwärtig nicht (2016).


C. Lenning: Allgemeines Handbuch der Freimaurerei, Brockhaus 1865

Ein nur Grossbritannien und Nordamerika eigentümlicher Zweig des Logenwesens, dessen Eigentümlichkeit darin besteht, dass jedes Mitglied ein besonderes Zeichen (mark) führt, welches er seinem Namen beifügt.

Menatzchim beim Tempelbau: Die Entstehung dieses Gebrauches ist einfach zu erklären, ohne, wie die maurerische Sage annimmt, auf die Menatzchim bei Salomo's Tempelbau Rücksicht zu nehmen. Diese Menatzchim, Aufseher beim Baue, teilten der Kontrolle halber den verschiedenen Arbeitern Zeichen zu, welche sie an ihrer Arbeit anbringen mussten, die auf solche Weise am besten zu übersehen war. So die maurerische Sage.

Alter Steinmetzenbrauch: Die Geschichte sagt, und die Steinmetzzeichen an den alten christlichen Kirchen beweisen es, sowie die Brüderbücher der Steinmetzzunft, dass in den christlichen Bauhütten des Mittelalters der, vielleicht aus den römischen Collegien stammende Gebrauch herrschte, dass jeder Steinmetz bei seiner Lossprechung ein gewisses Zeichen erhielt, welches er verpflichtet war seinem Werkstücke einzubauen, damit daraus ersichtlich war, wer dasselbe bearbeitet hatte. (Über diese Steinmetzzeichen s. den Art. Steinmetzzeichen u. Lat., XIX, 63 fg., XXII, 37 fg. 134 fg. 316 fg.)Diese Zeichen wurden in das Bruderbuch eingetragen und durften nicht willkürlich verändert werden, doch konnten sie in der Familie weiter erben, erhielten aber gewöhnlich einen kleinen Zusatz oder eine Änderung wie z. B. das Zeichen der beiden Roritzer.

Dieser Gebrauch erhielt sich längere Zeit ging in Deutschland zwar verloren und ward, als die Restaurationen der Münster z. B. von Strasburg und Köln aufgenommen wurden, in den regenerierten Hütten wieder eingeführt. Als Zeichen des Eigentums blieb er in der Hausmarke, dem Maurerzeichen und dem Handzeichen, das Schreibens Unkundige statt der Unterschrift unter Dokumente zu setzen pflegten. Merkwürdigerweise erhielt sich dieser Gebrauch in den Bauhütten Schottlands bis zu deren Umwandlung in Freimaurerlogen und einzelner dieser alten Logen, wie die zu Kilwinning (die Mutterloge schottischer Maurerei), zu Aitchisons Haven bei Edinburgh, die Loge Journeymen masons in Edinburgh hatten den Gebrauch beibehalten, wie sie überhaupt mit der Zunftmaurerei noch im engsten Connex standen, denn in Kilwinning musste bis in die Mitte vorigen Jahrhunderts stets beim Wechsel des Meisters darauf gesehen werden, dass ein um das andere mal ein wirklicher Maurer (operative mason) den Vorsitz hatte.

Als durch die Montgomery's diesem Gebrauch ein Ende gemacht wurde, erregte es in der Loge grossen Zwiespalt. In Aitchinsons Haven musste jeder Lehrling zugleich das Handwerk der Maurer lernen und es ward später verordnet, dass dieselben jedes Jahr am Johannistage darüber geprüft werden sollten. In der Journeymen-Loge erhielten die Lehrlinge bis Ende vorigen Jahrhunderts am Johannistage einen Schilling ausgezahlt und scheinen dieselben ganz so gehalten worden zu sein als es der Gebrauch der mauernden Tagelöhner (journeymen masons) in manchen Landdistrikten Schottlands noch heutigen Tages ist.

Gegensatz zu den alten Logen: In neuern Zeiten ist ein Gegensatz zu den alten Logen, welche ihren Mitgliedern nach der Unterschreibung ihres Namens im Protokollbuch das Zeichen, die Marke (mark) erteilen, der Gebrauch namentlich in Nordamerika eingerissen, dass manche Royal-Arch-Kapitel den Markmeister und Stuhlmeister (Pastmaster, Chairmaster) als besondere Grade erteilen, welche nach dem Meistergrade folgen: das ist aber im vollständigen Widerspruch mit den alten Zunftlogen, welche den Markmeister mit dem Gesellengrade (Followcraft) und den letztern mit dem Meistergrade verbinden.

Oliver: Oliver [Landmarks, II, 24, 126] der gründlichste Kenner englischen Logenwesens, sagt ganz bestimmt, dass bis zum 17. Jahrhundert die Maurerzunft nur aus drei Graden bestanden habe und meist aus Werkmaurern zusammengesetzt gewesen sei, und dass zwar jetzt gewöhnlich der Markmaster nach dem Meistergrade erteilt werde, dass derselbe aber eigentlich vorhergehen müsste, da der Markmeister eigentlich nur der Meister einer Gesellenloge sei. (The master of a Lodge of Fellow-craft).

Brauch in Killwinning: Und um Vorsitzender einer solchen Versammlung zu sein, war es gar nicht nötig Meister zu sein, denn in alten Logen z. B. in Kilwinning kam der Fall öfter vor, dass ein Lehrling den Vorsitz führte, trotz der vorhandenen Meister und Gesellen, In Kilwinning wurde die erteilte "mark" mit 13 1/2 Shilling bezahlt, der Gebrauch blieb nur bis in die Mitte vorigen Jahrhunderts, kam dann in Verfall und wurde in neuerer Zeit wieder aufgenommen.

F. C. Mark (Gesellenmarke): Diese F. C. Mark (die Gesellenmarke) liefert den Beweis, dass die "mark" mit der Johannismaurerei identifiziert wurde und daher die Ansicht derer irrig ist, welche behaupten, die "mark" hänge nicht mit dem Gesellengrade (Fellowcraft) zusammen.

Grosse Loge von Schottland: Die Grosse Loge von Schottland hat demgemäss im November 1858 auch auf die Klage des Provinzialgrossmeisters von Glasgow wegen der von der Loge St.-John zu Glasgow bearbeiteten Mark- und Chairmastergrade, die von der Grossen Loge von Schottland weder bearbeitet noch anerkannt wurden, dahin entschieden, dass, da die Loge von Glasgow nachgewiesen, wie sie diese beiden Dinge nicht als besondere Grade, sondern als Teile des Gesellen- und Meistergrades betrachte, diese Loge vollkommen in ihrem Rechte sei deshalb von der Klage frei zu sprechen wäre. - Neben dem gewöhnlichen Markgrade, also dem Markmeister wird noch erwähnt "markman" als ein Anhängsel zum Gesellengrade; da aber weder in Grossbritannien noch in Amerika dieser Markman als besonderer Grad gilt, wir ihn auch nur aus einer höchst zweifelhaften Quelle kennen, so vermuten wir, diese Benennung sei nur erfunden, um den Markmeister zum besonderen Grad über dem Meistergrad zu machen.


Siehe auch

Links

  • Details zum Markmeistergrad: http://www.mmm1575.de (District Germany der englischen Markmeister-Großloge)