Rezension: Logen und Freimaurer in Erfurt
Inhaltsverzeichnis
Logen und Freimaurer in Erfurt
von Lutz Hausberg
Prolog
- Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist«, lautet ein leicht abgewandelter Aphorismus des französischen Schriftstellers Victor Hugo.
So trafen sich am 24. Juni 1717, einem Johannistag, in der Taverne »Goose and Gridiron« (»Zur Gans und zum Bratrost«) in London vier Logen, um die erste Großloge der »modernen« Freimaurerei zu gründen. Den Gründungsvätern war sicher nicht bewusst, welch umwälzende Folgen sie mit diesem Schritt auslösen sollten. Denn danach gründeten sich in schneller Folge in der ganzen Welt weitere Freimaurerlogen, deren Mitglieder sich der Idee von Brüderlichkeit, Menschlichkeit und Toleranz verpflichtet fühlten. Nachdem in der Folgezeit immer wieder Deutsche in englische Logen aufgenommen worden waren, hielt im Jahr 1737, also nur zwanzig Jahre nach ihrer Entstehung in London, mit der Gründung der »Loge d’Hambourg« die Freimaurerei Einzug in Deutschland. Auch hier verbreiteten sich die Ideen der Freimaurerei in Windeseile – in allen deutschen Ländern entstanden Freimaurerlogen.
Diese stürmische Entwicklung, aber auch der Mitte des 18. Jahrhunderts ausgeprägte Hang vieler adeliger und bürgerlicher Kreise zu Mystizismus, Esoterik, Ritterromantik und Okkultismus, begünstigte das Entstehen vieler geheimer Gesellschaften, Clubs und Orden, die alle einen mehr oder weniger ausgeprägten Bezug zur Freimaurerei aufwiesen. Als Beispiele seien hier nur die »Strikte Observanz« des R[[eichsfreiherrn Karl Gotthelf von Hund oder die »Illuminaten]] « von Adam Weishaupt genannt.
Nach einer kurzen Blüte von 1763 bis 1768 stellte sich die »Strikte Observanz« letztendlich als ein großer Schwindel heraus und verschwand nach dem [[Wilhelmsbader Kongress]] 1782 im Dunkel der Geschichte. Auch der »Illuminaten-Orden« bestand nur wenige Jahre, nämlich offiziell von 1776 bis 1785. Allerdings existierten nach dem Verbot in Bayern in anderen Ländern des Reiches noch einige Ordensstrukturen für eine geraume Zeit weiter.
Die Epoche der Frühen Neuzeit war geprägt von gewaltigen Umwälzungen sowohl politischer, wirtschaftlicher als auch wissenschaftlicher und philosophischer Art. Genannt seien nur die Aufklärung, die industrielle Revolution oder die Napoleonischen Kriege.
Diese Entwicklungen hatten natürlich auch Einfluss auf die Freimaurerei in jenen Jahren. Obwohl die Grundprinzipien über all die Zeiten gleich geblieben sind, so war die Maurerei damals sicher eine andere als sie sich heute darstellt. Dessen sollte man sich bei der Lektüre der folgenden Kapitel bewusst sein.
Der erste Freimaurer in Erfurt war, wie in Kapitel 1 beschrieben, Freiherr [[Gustav Adolf von Gotter]] auf Schloss Molsdorf. Über die Jahre und Jahrhunderte hinweg bestanden in der Folgezeit in Erfurt verschiedene Logen, die von den Nationalsozialisten 1935 in die Selbstauflösung getrieben wurden. Nach dem Ende des »Tausendjährigen Reiches« folgten in Erfurt die Besatzung durch die Armee der Sowjetunion und zuletzt das Leben in der Deutschen Demokratischen Republik. All diese Regime standen der Freimaurerei ablehnend gegenüber und Logengründungen waren verboten.
Das änderte sich erst mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten im Jahr 1990. So bleibt festzustellen, dass politisch bedingt in Erfurt 55 Jahre lang keine Freimaurerei existierte. Als Autor seien mir einige persönliche Anmerkungen zur Entstehung dieses Buches gestattet. Am 7. März 2007, an meinem 63. Geburtstag, erreichte mich die erste Anfrage des sehr ehrwürdigen Distriktmeisters des Distriktes Hessen/Thüringen der Großloge der Alten und Freien Maurer von Deutschland, Br. Edwin Brum. Er bat um Mithilfe bei der Wiederbelebung der Loge Alpha Ori in Erfurt. Ich konnte mir damals beim besten Willen nicht vorstellen, dort bei der Lichteinbringung im September 2009 einmal den ersten Hammer führen zu dürfen.
Die Wiedervereinigung lag nun schon 17 Jahre zurück, die Verhältnisse in den beiden Teilen, so sollte man glauben, hatten sich immer mehr angeglichen, die Lage normalisiert. Meinen Beitrag zum »Aufbau Ost«, das war zumindest bis dato meine Meinung, hatte ich mit der tatkräftigen Hilfe bei der Wiedergründung der Loge »[[Zur gekrönten Schlange]]« in Görlitz geleistet. Görlitz ist die Partnerstadt von Wiesbaden, liegt aber leider ziemlich genau 600 Kilometer entfernt von ihr im Osten, direkt an der polnischen Grenze.
In den Jahren 1992 und 1993 wurden dort federführend von den Wiesbadener Logen »[[Plato zu beständigen Einigkeit]]« und »[[Mozart zur Liebe und Pflicht]]« monatlich Gästeveranstaltungen abgehalten. Im September 1994 konnten dann die ersten vier Suchenden aus Görlitz in Wiesbaden aufgenommen werden. Unsere Aufbauarbeit war schließlich mit der Lichteinbringung in die Loge »Zur gekrönten Schlange« Nr. 49 i. Or. Görlitz am 4. Oktober 1997 beendet, die dortigen Brr. konnten bald auf eigenen (freimaurerischen) Füßen stehen.
Eingedenk der Tatsache, dass Erfurt von Wiesbaden aus gesehen »nur« 300 Kilometer weiter östlich liegt, die Entfernung also problemlos an einem Tag hin und zurück mit dem Auto zu bewältigen sei, sagte ich Br. Edwin erst einmal meine aktive Mitarbeit zu, auch wenn meine Ehefrau und die Brr. die ich fragte, mich für verrückt erklärten. Schon bei meinen ersten Besuchen in Erfurt erfuhr ich, dass es hier schon einmal nach dem Fall der Mauer 1993 eine Logenneugründung mit dem Namen »Alpha Ori« mit der Matrikelnummer 997 durch die Brr. der Mainzer Loge »Freunde zur Eintracht« gegeben hatte. Diese Loge war aber wegen andauernder Arbeitsunfähigkeit zum 31. Dezember 2003 durch die VGLvD für ruhend erklärt worden.
Schon bald nach Beginn meiner Stuhlmeisterschaft am 20. September 2009 in Erfurt reifte in mir der Gedanke, wenigstens die Fakten der »ersten« Alpha Ori zu dokumentieren. Dies war leichter gesagt als getan. Viele ehemalige Brr. der für ruhend erklärten Loge, die ich kontaktierte, besaßen keine Unterlagen mehr aus dieser Zeit. Als ein großer Glücksfall erwies sich, dass das Protokoll- und das Anwesenheitsbuch der ersten Alpha Ori beim Distriktmeister, Br. Edwin Brum, auftauchten. Allerdings stellte sich heraus, dass besonders für die Jahre 2002 und 2003 die Aufzeichnungen sehr unvollständig waren. Als hilfreich erwies sich auch die Festschrift mit dem Titel »Gedanken und Erinnerungen«, die ich im Archiv der Mainzer Loge fand. Sie war von unserem leider viel zu früh verstorbenen Br. Wolfram Kraffert von der Mainzer Loge »Freunde zur Eintracht« im Nachgang zur ersten Lichteinbringung 1993 herausgegeben worden. Aber auch Unterlagen von der GL A.F.u.A.M., dem Vereinsregister und weitere Quellen halfen, ein halbwegs vollständiges Bild von den damaligen Vorgängen und Geschehnissen zu zeichnen.
Mir liegt es in diesem Zusammenhang fern, über die Beteiligten zu richten, zu fragen, wer oder was die Schuld am Ende der ersten Alpha Ori trägt. Meine Aufgabe sehe ich darin, die Geschehnisse zu dokumentieren und für die Nachwelt festzuhalten. Aus diesem Gedanken heraus habe ich den Ablauf der Wiedergründung der Loge Alpha Ori in diesem Buch niedergeschrieben. In unserer immer mehr digitalisierten Welt bleibt das Dokumentieren oft auf der Strecke. Ist die Datei auf dem Computer erst einmal gelöscht oder ist er abgestürzt, dann sind die Informationen in der Regel unwiderruflich verloren gegangen.
Nachdem ich mich intensiv mit der Zeit von 1989 bis 2013 beschäftigt hatte, wurde mir klar, dass auch die Geschichte der Erfurter Logen, die vor 1935 bestanden hatten, erforscht und dokumentiert werden sollte. Das Ergebnis ist das vorliegende Buch.
Inhaltsangabe
Freimaurerei in Erfurt bis 1935
Kapitel 1 Freiherr Gustav Adolf von Gotter (1741 bis 1743)
Kapitel 2 »August-Loge« (ab 1763)
Kapitel 3 »La Paladienne« (ab 1768)
Kapitel 4 »Sincera Concordia« (ab 19. Februar 1770)
Kapitel 5 »Zu den 3 Quellen« (1784 bis 1786)
Kapitel 6 »Carl zu den 3 Rädern« (1787 bis 1803)
Kapitel 7 »Carl zu den 3 Rädern« (1803 bis 1814)
Kapitel 8 Schottenloge »Carl zur Einigkeit« (1908 bis 1914)
und Schottenloge »Carl zum Eisernen Kreuz« (1814 bis 1935)
Kapitel 9 »Carl zu den 3 Adlern« (1814 bis 1935)
Kapitel 10 »Friedrich Wilhelm zum Eisernen Kreuz« (1816 bis 1935)
Kapitel 11 »Zu den 3 Quellen« (1908 bis 1935)
Kapitel 12 »Licht und Wahrheit« (1918 bis 1933)
Kapitel 13 Andreasvereinigung »Porta« (1920 bis 1924)
Andreasloge »Quatuor virtutes« (1924 bis 1935)
Kapitel 14 »Zur Rose an Severi« (1927 bis 1932)
Wiederbeginn 1990
Kapitel 15 Erste Überlegungen nach dem Mauerfall (1989 bis 1992)
Kapitel 16 Lichteinbringung der Alpha Ori (11. Dezember 1993)
Kapitel 17 Das Logenleben (1994 bis 1999)
Kapitel 18 Das Ende der ersten Alpha Ori (31. Dezember 2003)
Erneuter Beginn 2007
Kapitel 19 Ein neuer Versuch (2007 bis 2009)
Kapitel 20 Lichteinbringung der Alpha Ori (20. September 2009)
Kapitel 21 Die neue Alpha Ori (2009 bis 2013)
Epilog
Rezension
Text folgt
Bestellung und Kontakt
- ISBN 978-3-943539-82-0
- 1. Auflage 2017
- Copyright © 2017 by Salier Verlag, Leipzig
- Dr. Lutz Hausberg, Wiesbaden
- Alle Rechte vorbehalten.
- Autor: Dr. Lutz Hausberg, Wiesbaden
- Einband: Christine Friedrich-Leye, Leipzig
- Satz und Herstellung: Salier Verlag, Leipzig