Vollständiges Gesangbuch. 1801 III

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Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801 III

Ausarbeitung von Roland Müller


mit besonderer Berücksichtigung der Liedersammlung von Joseph Michael Böheim, 1799


Teil III: 21 neue Lieder (davon 8 aus der zweiten Sammlung von Joseph Michael Böheim, 1799)


Einige wichtige Angaben

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer.
Zum Gebrauch der großen National-Mutter-Loge zu den drei Weltkugeln in Berlin,
und aller mit ihr vereinigten Logen in Deutschland.
Berlin, bei Friedrich Maurer, 1801, 349 Seiten
460 Deutsche Gesänge (-298)
18 Französische Gesänge (299-311)
22 Lieder im Anhang (313-332)

Alle 500 Lieder sind nach den Anfangsbuchstaben alphabetisch geordnet.

In der 3. Aufl. 1804 wurde in „Zweiter Anhang“ angefügt mit
37 deutschen Liedern (333-362)
Diese Ausgabe wurde 2010 von Nabu Press und 2014 vom Dogma-Verlag nachgedruckt.

Für die andern Teile dieses umfangreichen Werks:
Vollständiges Gesangbuch. 1801 I
Vollständiges Gesangbuch. 1801 II
Vollständiges Gesangbuch. 1801 IV
Vollständiges Gesangbuch. 1801 V
Vollständiges Gesangbuch. 1804

In der 4. Aufl.1810 wurde ein „Dritter Anhang“ angefügt mit
44 deutschen Liedern (363-399)

In der 6. Aufl. 1819 wurde der 3. Anhang ergänzt (mit Nr. 45-52, 399-407) und ein „Vierter Anhang“ angefügt mit
42 deutschen Liedern (408-432).


Die 1. Aufl. enthält sämtliche Lieder aus:
Freymaurer Lieder mit Melodien. Herausgegeben von Böheim. Berlin, gedruckt bei G .F .Starke 1795, 80 + 56 Seiten (78 Lieder); identische Neuausgabe unter dem Titel:
Auswahl von Maurer-Gesängen. Mit Melodien der vorzüglichsten Componisten. In zwey Abtheilungen getheilt. Erste Abtheilung 1798: 148 Seiten

Für die Nachweise zu allen darin befindlichen Liedern:
siehe: 11 neue Lieder in der Sammlung von Joseph Michael Böheim, 1795


Die 1. Aufl. enthält überdies sämtliche Lieder aus:
Auswahl von Maurer-Gesängen mit Melodien der vorzüglichsten Componisten. zweite Abtheilung, gesammlet und herausgegeben von J. M. Böheim. Berlin: Eigenverlag 1799, 316 Seiten, 124 Lieder


Mel. S. Berliner Freim. Lied.
= Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen: Freymäurerlieder mit Melodien. Berlin 1771.

S. Mel. Kopenh. Liederb.
Bd. 1. = Johann Adolf Scheibe: Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776 (zwei Bücher)
Bd. 2. = Werner Hans Friedrich Abrahamson: Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern. Kopenhagen 1785 (zwei Bücher)

Mel. S. Dresdner Gesänge für Maurer
= Gesänge für Maurer mit neuen Melodieen. Dreßden 1782

Mel. S. Naumanns Freim. Lied.
= Vierzig Freymäurerlieder in Musik gesetzt von Herrn Kapellmeister Naumann zu Dresden. Berlin 1782.

Die neuen Lieder

205. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 44.

Zuerst in:
Allgemeines Liederbuch des deutschen Nationalgesanges. Zweyter Theil. Altona 1798, 379-380,
unter dem Titel: Redlichkeit,
und mit der Angabe: G. W. C. Starke

Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 122-124
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 114-115 (verändert und ohne die 5. Strophe)
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 175-176,
1857 und 1869, 293-294,
 mit der Angabe: Comp. v. E. Sabbath.


Hinauf, hinauf zur Ewigkeit,
o blickt gen Himmel, Brüder!
Was unsre Sinne nur erfreut,
vergeht, und kommt nicht wieder;
die Tugend blühet ewig schön,
drum laßt des Lebens Pfad uns gehn,
geleitet von der Tugend.

2. O was sind Schätze, was ist Geld?
und wären's Millionen;
was sind die Reiche dieser Welt?
was aller Reiche Kronen?
Wer gäbe für der Welt Gewinn
des Herzens innern Frieden hin?
Hinweg mit Trug und Lügen!

3. Ach alles, was die Welt verleiht,
enteilt, als hält' es Flügel:
ein enger Sarg, ein Todtenkleid
und ein begraster Hügel
ist hier des Menschen letztes Loos,
fürwahr, drum ist der Mensch zu groß,
für Weltgewinn zu lügen.

4. Wir sind nicht bloß für diese Zeit
Gefährten, Freund' und Brüder:
im Reiche der Vollkommenheit
begegnen wie uns wieder;
drum auf! bis Herz und Auge bricht,
entweihet Recht und Treue nicht.
Hinweg mit Trug und Lügen!

5. Es winde sich der Treue Band
um jedes Reich der Erde!
die Treue schütze jedes Land,
und wohn' an jedem Heerde!
o Menschen, Brüder, brechet nicht,
was Wort und Hand und Schwur verspricht;
hinweg mit jeder Lüge!

6. Hinauf, hinauf zur Ewigkeit,
o blickt gen Himmel, Brüder!
Im Reiche der Vollkommenheit
begegnen wir uns wieder.
Der Weg der Pflicht, der Wahrheit Bahn
leit' uns zum schönen Ziel hinan,
und fern sey Lüg' und Laster!


218. Mel. S. Hallische Lieder. S. 22.

Mel. S. Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 44.

Es handelt sich um Das Lied der Hoffnung“ von Johann Gottfried Herder (1779)


Chor.
Hoffnung, Hoffnung, immer grün!
Wenn dem Armen alles fehlet,
alles weicht, ihn alles quälet:
du, o Hoffnung, labest ihn.

Einer.
1. Alles mag das Glück uns rauben:
Freunde, Freuden, Würde, Gut;
und vergebens ist sein Schnauben,
wenn uns Hoffnung gütlich thut.

Chor.
Hoffnung, Hoffnung, immer grün!
Wenn dem Armen alles fehlet,
alles weicht, ihn alles quälet:
du, o Hoffnung, tröstest ihn.

Einer.
2. Wenn die Meereswogen brüllen,
singet der Syrenen Schaar:
Hoffnung kann die Fluthen stillen,
führt den Schiffer durch Gefahr.

Chor.
Hoffnung, Hoffnung, immer grün etc.
du, o Hoffnung, leitest ihn.

Einer.
3. Dir, o süße Hoffnung, säet
froh der Landmann seine Saat;
trauet dir, und fröhlich mähet
was er dir vertrauet hat.

Chor.
Hoffnung, Hoffnung, immer grün etc.
du, o Hoffnung, lohnest ihn.

Einer.
4. Jener, der das Reich verloren;
dieser in den Fesseln hier;
der, zum Sklaven nur geboren:
alle, alle singen dir.

Chor.
Hoffnung, Hoffnung, immer grün etc.
du, o Hoffnung, rettest ihn.

Einer.
5. Ist des Lebens Baum verdorret,
will die letzte Blüthe fliehn;
trittst du, Trösterinn, zum Kranken,
zeigst ihm noch die Wurzel grün.

Chor.
Hoffnung, Hoffnung, immer grün etc.
du, o Hoffnung, heilest ihn.

Einer.
6. In Verzweiflung, im Gefechte,
wenn schon alles weicht und fällt,
stehst du an des Edlen Rechte,
winkst ihm in die andre Welt.

Chor.
Hoffnung, Hoffnung, immer grün etc.
du, o Hoffnung, krönest ihn.



222. Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 50.


Holdes Fest, uns zu belohnen,
kehrst du segensvoll zurück!
und vom Ost, wo Brüder wohnen,
bis zum West, herrscht Maurer-Glück.

Chor.
Wandle unser Heiligthum
in göttliches Elysium.

2. Welch ein heil'ges Dunkel füllet
unsern Tempel! — Oeffne dich,
heil'ges Dunkel! — Es enthüllet
Weisheit, Schönheit, Stärke sich.

Chor.
Wandle unser Heiligthum
in göttliches Elysium.

3- Weisheit — große Göttinn! — leite
uns zum Alar der Natur —
führe — lenke — zeige — deute
freien Maurern deine Spur.

Chor.
Wandle unser Heiligthum
in göttliches Elysium.

4. Schönheit — unsers Baues Krone,
unsers Ordens höchstes Ziel; —
sey uns Segen — und zum Lohne
Maurer-Herzen, Hochgefühl! —

Chor.
Wandle unser Heiligthum
in göttliches Elysium.

5. Stärke — führe unser Wissen
durch des Ordens Heimlichkeit,
wo enthüllt, nach Finsternissen,
Licht und Wahrheit uns erfreut! —

Chor.
Wandle unser Heiligthum
in göttliches Elysium.

6. Heil dir. Fest — wir sehn dich wieder
froh erscheinen — uns führst du
Weisheit, Schönheit, Starke nieder,
Licht und Wahrheit, Fried' und Ruh! —

Chor.
Wandle unser Heiligthum
in göttliches Elysium.

7. Maurer, jauchzet unserm Orden,
schließet bieder Hand in Hand; —
Ost und West, und Süd und Norden
segne unser heil'ges Band! —

Chor.
Wandle unser Heiligthum
in göttliches Elysium.


223. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 141.


Zuerst in:
Ueber frühe Bildung des Geschmacks für Eltern, Schullehrer und Hofmeister. Giesen 1782, 129,
unter dem Titel: An die Tugend. – Von Schmidt.
Desgleichen in:
Allgemeine Blumenlese der Deutschen. Zweyter Theil. Zürich: Orell, geßner, Füßli 1872, 109

Auch Johann Wilhelm Gleim zugeschrieben

Auch in:
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 171
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 179,
1857 und 1869, 296,
mit der Angabe: Comp. v. J. André.


Holde Tugend,
wohn' in unsrer Brust!
für das Alter, für die Jugend
hast du Himmelslust.

2. Ruhm und Segen
folgt der Frömmigkeit,
auf der Tugend sichern Wegen
blüht Zufriedenheit.



228. Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 52.


In:
Deutsche Monatsschrift 1793. August, 257-261,
erschien unter dem Hauttitel: Gefühl der Menschheit
ein „Hymnus“ von 13 Strophen,
mit der Eingangszeile: Entzücken ström‘ aus meinem Munde
und mit der Angabe: G. W. C. Starke


Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 126-129 (stellenweise stark verändert)
Freymaurer-Lieder zum Gebrauch für die St. J. Loge 5813 [= 1813], 153-157,
unter dem Titel: Werth des Menschen


Ich fei're meine schönste Stunde,
von süßem Hochgefühl durchglüht;
Entzücken ström' aus meinem Munde!
gleich Flammen, steig' empor mein Lied!
Wie friedevoll des Stromes Wellen
in eine Fluth zusammenschwellen:
so laßt im innigsten Verein,
o Brüder, laßt uns Menschen seyn!

2. Wir theilen auf der Bahn zum Ziele
des Lebens Schmerz, des Lebens Lust,
der Menschheit Ernst, der Menschheit Spiele;
wie meine, hebt sich eure Brust
 O fühlet, wie mein Herz sich reget!
ich fühle, wie das eure schläget,
auch euch durchströmet Blut, wie mich,
und was ihr alle seyd, bin ich.

3. Ach, wir sind Menschen, wir sind Brüder!
wer sagt: ihr Niedern, hübet [!] euch?
wer sagt: ihr Hohen, steiget nieder?
wenn ihr empfindet: wir sind gleich!
Ach, wir sind Menschen: — Menschen bleiben!
Was uns umhüllet, mag zerstäuben,
was in uns Menschheit heißt, besteht,
wenn alles um uns her vergeht.

4. Und sänk' in Millionen Trümmer
der Welten Heer, in Nacht ihr Lauf:
wir gehen neu mit Sternenschimmer
noch manchen Tag des Daseyns auf!
Triumph! und jeden Tag verschwindet
die Thierheit mehr, und mehr entbindet
das Edle sich, das in uns webt,
und nimmer rastend aufwärts strebt!

5. O, kommt und kniet voll Andacht nieder,
und betet weinend mit mir an;
ach, wir sind Menschen, wir sind Brüder,
und wandeln all' auf einer Bahn:
der König in des Glanzes Fülle,
der Bettler in zerrissner Hülle,
der Mann der Weisheit und des Lichts,
der Mann im Schweiß des Angesichts.

6. O, sinket dankend mit mir nieder,
und laßt uns fühlen unsern Werth,
und kennt ihr einen unsrer Brüder,
der dieses Hochgefühl entbehrt:
so laßt die Händ' uns um ihn ringen,
und um ihn weinen, in ihn dringen,
ihn lehren, bis er auch versteht,
was Menschen über Thier' erhöht.

7. Du guter Mann auf hohem Throne,
wie freuet deine Würde mich!
nicht schwer sey dir die Königskrone!
Und du hast größres Gut, als ich?
Wohl dir! auch dein Genuß sey größer!
und ihr seyd weiser, ihr seyd besser?
Wie schön, daß ihr, so hoch erhöht,
vor mir die Bahn der Bildung geht!

8. Mich find' ich in euch allen wieder.
Du weinest, Bruder, duldest Noth:
Was weinest du? was drückt dich nieder?
was kümmert dich? du hast kein Brod?
Kein Brod? — O Gott, kein BroD zu haben!
Da, Lieber, nimm der Armuth Gaben:
o fühl«eder, den Kummer drückt,
noch diese Stunde sich erquickt!

9. Ich finde mich in allen wieder.
Verdammet jenen Bösen nicht!
Wir sind ja Menschen, wir sind Brüder,
es fehlt dem Armen nur an Licht:
drum tappt er, tappt an grausen Gründen
herum, und wähnt sein Glück zu finden,
errettet ihn, o seht, er winkt,
errettet ihn, daß er nicht sinkt!

10. Und sänk' in Millionen Trümmer
der Welten Heer, in Nacht ihr Lauf!
wir gehen neu mit Sternenschimmer
noch manchen Tag des Daseyns auf!
Triumph! und jeden Tag entschwindet
die Thierheit mehr, und mehr entbindet
das Edle sich, das Zeit und Welt
hienieden noch gefesselt hält.

11. Entzücken ström' aus meinem Munde,
wie Flammen steig' empor, mein Lied!
es ist die feierlichste Stunde,
wenn unsre Menschheit in uns glüht!
Wir sind, — ich möchte vor Entzücken
euch all' an meinen Busen drücken!
Wir sind, — und gehn zu lichtern Höh'n, —
wir sind, Triumph! und wir bestehn!



230. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th.2. S. 12.


Ursprünglich von Christian Gottlob Neefe: Geistliche Ode, 1768
In: Wöchentliche Nachrichten und Anmerkungen die Musik betreffend. 2. Jahrgang, 1767-1768, 364-375 (mit 7 Strophen),
unter dem Titel: Geistliche Ode, von C. G. N**f“n

Auch in:
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zum Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin.1817, 6 (auch nur die ersten 3 von 7 Strophen)


Ich Wurm und Staub werf mich zu deinen Füßen,
Herr, dessen Majestät die Welt nicht mißt,
Wo Gnadenströme fliessen,
So weit die Sonne geht.

Ich bin so kühn, vor deinen Thron zu treten;
Gott meine Zuversicht, erhöre mich,
Erhör' mein gläubig Beten,
Verstoß mich Sünder nicht!

Ich bitte nicht um Schätze dieser Erden;
Des Reichthums Ueberfluß!
Laß mir so viel nach deiner Gnade werden,
So viel ich haben muß!


239. Mel. S. Böheims Auiwahl etc. Th. 2. S. 218.


Es handelt sich um ein Gedicht von August Gottlieb Meißner (1796)

Zuerst in:
Allgemeines Liederbuch des deutschen Nationalgesanges. Zweyter Theil, Altona 1798, 194-197,
unter dem Titel: Rundgesang der Freundschaft. – Eigne Melodie von Naumann,
und mit der Angabe: Meißner

Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 128-131
Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 143-144
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 118-120
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 193-194
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 181-182.
mit der Angabe: Meißner,
1857 und 1869, 297-298,
mit der Eingangszeile: Im Strome des Lebens, ach! fließen
und der Angabe: Ged. v. Meißner. – Comp. v. Naumann.
Liederbuch des Logenbundes im Königreiche Hannover. 1835, 87-88
Neues Gesangbuch für die große National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin, 1841, 237-238,

Im Bache des Lebens, ach! fließen
der bittersten Tropfen genug;
drum nützt auch die wenigen süßen
der Weise mit weislichstem Fug.
Am Pfade des Lebens, ach, welken
die Blumen so eilig dahin;
drum pflückt sich die Rosen und Nelken
der Klüg're, bevor sie verblühn.

2. Doch keine der Blumen vergleichet
sich, göttliche Freundschaft, mit dir!
dir, Tochter des Himmels, entweichet
der Kummer, und Wonne folgt dir;
wo du bist, da schwinden die Stunden
o schnell und so traulich vorbei;
du heilest die tödtlichsten Wunden,
machst alles hier glücklich und frei!

3. Und wenn wir beim traulichen Mahle
uns deiner recht herzlich erfreun,
dann träufelst du selbst in die Schale
den Nektar, so reichlich und rein;
selbst schwarz Brot und kärgliches Wasser,
hast du nur die Tafel gedeckt,
schmeckt süßer, als jemals dem Prasser
Tockaier und Hochheimer schmeckt.

4. Doch wehe dem Mann, dem im Leide
du nimmer zur Seite noch standst,
noch nie um den Becher voll Freude
dein holdes Vergißmeinnicht wand'st;
ja säß' er dem Glück auch im Schoße,
und lebt' er auch stets ohne Harm;
ach, ganz ohne Freund' ist der große
Gebieter der Erde sehr arm.

5. Auf, reicht euch die Hände, ihr Brüder,
auf, schenket die Becher voll Wein!
Auf schwöret: stets männlich und bieder
euch Freunde durchs Leben zu seyn.
Es mag dann durch Dornen und Nesseln
der Richtpfad zuweilen auch gehn,
die Tugend hält sanft uns in Fesseln,
drum enden wir göttlich und schön!

6. Und wenn uns einst düster und schaurig
der Odem des Grabes umweht;
am Lager der Trennung dann traurig
Orestes beim Pylades steht:
dann drücke dem blassenden Munde
der Scheidekuß feurig sich ein;
und laßt zum erneuerten Bunde
der schöneren Zukunft uns freun.


242. Mel. S. Samml. von Melodien, Nr. 55.


Auch in:
Das vollständigste Liederbuch der Deutschen Nation. Fünfter Theil, Hamburg 1819, 302-303,
unter dem Titel: Loblied zur Ehre Gottes

In dem Buche der Natur,
Maurer! [1819: Menschen!] sucht der Wahrheit Spur;
Ruhe fand, wer diesen Pfad
zur. Gewißheit froh betrat!

Hier erblickt ihr Gottes Hand,
Die zur Eintracht uns verband;
die zum seligsten Beruf
freigeborne Geister schuf.

Er, der auch im Stäubchen webt,
durch den Alles ist und lebt;
er. der ewig ist und war,
macht sich wirtend offenbar.

Daß man überall ihn schau',
in der Sonne, wie im Thau;
in dem Regen. wie im Schnee;
in dem Abgrund, in der Höh'!

Denn er füllt mit seiner Kraft
alles, was er wirkt und schafft;
ist im Engel, ist im Thier,
in der Milde und in mir.

Und man hört an jedem Ort
seines Sprechens lautes Wort,
das, vom Frevler unentstellt,
ewig gleichen Sinn behält.

In dem Buche der Natur,
Maurer [1819: Menschen] sucht der Wahrheit Spur;
Ruhe fand, wer diesen Pfad
zur Gewißheit froh betrat! --


244. Mel. S. Böheims Auswähl etc. Th. 2. S. 202.


Auch in:
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 188-189


In unserm Tempel wohnt das Licht,
das tief in unsre Herzen dringt;
die Wahrheit zeigt der Unterricht,
der uns zu der Erkenntniß bringt:
was Licht, im Licht, durch Licht verschließt,
und was sein Werk im Tempel ist.

Chor.
Mit Pracht strahlt in dem Heiligthum
der Glanz der Wahrheit,
gleich Blitzen aus den dunkeln Wolken
dringt die Klarheit! —

2. Auf, Bruder, auf! in stiller Ruh!
betracht' dies Licht in Finsternis:
der Weisheit Anfang führt dir's zu,
und du erreichst's ohn' Hinderniß,
— dir wird die Wahrheit und sein Schein
bei deiner Arbeit, helle seyn. —

Chor.
Mit Pracht strahlt etc.

3. Erkennt das Wort! -- o Brüder, glaubt,
daß es euch zu der Wahrheit führt!
— damit kein falscher Wahn es raubt,
denkt an die Pflicht, die euch gebührt! —
Der freie, gute, biedre Mann
erreicht das Ziel auf ächter Bahn. —

Chor.
Mit Pracht strahlt etc.

4. Leicht offenbaret sich die Spur
in dem, was Gott erschaffen hat!
im Gang der prächtigen Natur
ist Hülfe Gottes — Rath und Thal!
— Die Wahrheit stehet felsenfest:
Heil dem, der hofft— sie nie verläßt. —

Chor.
Mit Pracht strahlt etc.

5. Blick' in die Schöpfung — überall
ist sie von Gottes Güte voll,
in leblos scheinenden ist Schall
der Liebe Gottes — Segen — Wohl! —
Wie sollte bei so vielem Licht
dein Forschen straucheln? — Zweifle nicht. —

Chor.
Mit Pracht strahlt etc.

6. Doch glaube fest, — daß deinem Fleiß,
wenn ihn nicht Bruderliebe ziert,
das Leben fehlt, der Hoffnung Preis! —
Wen Eigenliebe, Haß verführt,
der forscht umsonst: — Ihm strahlt kein Schein,
das Licht hüllt sich in Dunkel ein.

Chor.
Mit Pracht strahlt etc.

7. So lasse die Erkenntnis dir
die Quelle warmer Liebe seyn —
dann wirst du dich vollkommen hier —
im Sternenland vollendet freun. —
Du irrst und wankest ewig nicht,
und stehst durch Licht im hellsten Licht! —

Chor.
Mit Pracht strahlt etc.

248. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 56.


Kleinod reiner Lichtes-Söhne,
Freiheit, dich besingen wir!
Nicht mehr in des Ursprungs Schöne
wandelst du in Westen hier.
Als der Mensch die heil'gen Rechte
seines Bundes frevelnd brach,
ward der Freiheit Sohn zum Knechte
niedrer Lüste, sich zur Schmach.

2. Los von deiner Hand gerissen,
irren an dem Sklavenjoch
in des Irrthums Finsternissen
die gefallnen Geister noch;
fesseln sich mit neuen Ketten,
ahnen jene Mittel nicht,
die, zur Freiheit sie zu retten
ihnen beut der Wahrheit Licht.

3. Heil! dich wieder zu erlangen,
lehrt die freie Maurerei:
daß gereinigtes Verlangen,
Fleiß und Mannsinn nöthig sey.
Wahrheit, treu befolgt im Leben,
wird den Geist, der nach dir strebt,
wiederum zu dir erheben,
wo er frei und glücklich lebt.

4. Vorurtheil und Trug der Sinnen
blenden dann sein Auge nicht;
gegen eitles Weltbeginnen
schützt ihn sein gestärktes Licht;
er zerreißet jede Bande,
in die er sich selber gab,
und wirft seiner Thorheit Schande
mit gestärkten Kräften ab.

5. Frei geboren, frei zu denken,
giebt dem Geiste Adlerskraft,
daß er, ohne umzulenken,
aufwärts Bahn zum Licht sich schafft.
Frei von schnöden Vorurtheilen,
schwebt er über sie dahin;
seiner Sonne zuzueilen,
ist sein Streben, sein Gewinn.

6. In dir weihet er die Kräfte,
die sein Meister ihm ertheilt,
treu dem seligsten Geschäfte,
das des Falles Wunden heilt.
Nichts kann den Beglückten hindern,
der aus deinem Quell sich nährt;
nichts die Ruh' im Herzen mindern,
die erfüllte Pflicht gewährt.

7. Muthig nach dem Kranz zu ringen,
den uns deine Rechte flicht,
auf zu deinem Thron zu dringen:
sey den Maurern heil'ge Pflicht.
O dann werden unsre Bruder,
ohne Selbstbetrug und Schein,
unsers Ordens würd'ge Glieder,
wirklich freie Maurer seyn.


260. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 66.


Auch in:
Gesänge für Freymaurer im Auftrage der Loge Apollo besorgt von H. A. Kerndörffer. Leipzig 1814, 25
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 44
Auswahl von Liedern für die Freimaurer-Loge Balduin zur Linde in Leipzig, 1824, 54
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 67-68,
mit der Angabe Liebrecht
1857 und 1869, 196-197,
mit der Angabe: Ged. v. Liebrecht. – Comp. v. Salieri.


Laßt uns den Schwur erneun,
der Tugend uns zu weihn!
In unsern Hallen wohne Treu und Liebe;
es gehe Wahrheit auf unsrer Maurerbahn,
in ihrer Klarheit uns stets voran.

2. Des finstern Irrthums Nacht
entflieht vor ihrer Macht,
wie vor der Sonne dichte Nebel schwinden;
sie bricht die Bürde des Wahns der Schwärmerei,
zeigt uns die Würde der Maurerei.

3. Der höhern Menschheit Glück
sey jeder Augenblick,
sey unsre Arbeit einzig nur geweiht;
laßt uns im Stillen, was unser Bund gebeut,
eifrig erfüllen, o das erfreut!

4. Des Elends trüben Blick,
und Noth und Mißgeschick
zu mindern, sey des Maurers stetes Streben.
Der Menschheit Segen strahlt wie ein heller Bach
uns dann entgegen, und folgt uns nach.


264. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 63.


Laß Weisheit, laß uns deinen Geist umschweben
auf deiner Rosenflur,
und reiche uns den Nektar und das Leben
im Kelche der Natur.

2. Laß uns nicht Glanz, nicht Gold, nicht Silber achten,
nicht Perlen, Edelstein —
o, lehre uns nach deiner Tiefe trachten,
und deiner würdig seyn.

3. Dein Anfang ist — dir folgen, dich zu schätzen,
in deiner leichten Tracht —
an dem Gebot sich fröhlich zu ergötzen, —
das die Natur gemacht.

4. Und so kommst du im Sonnenflug von Osten
zur Arbeit,— heiligst sie, —
zeigst uns die Bahn zu unsers Tempels Pfosten,
durch die Geometrie.

5. Du lehrest uns das heil'ge Feuer kennen,
das einst die Vorwelt pries —
und unsre Herzen sind entzückt, und brennen
in deinem Paradies!


265. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 64.


Auch in:
Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 76-77
Gesänge für Freymaurer im Auftrage der Loge Apollo besorgt von H. A. Kerndörffer. Leipzig 1814, 47-48
Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. Hamburg 1823, 52-53


Laut ertönet, frohe Lieder,
unsers Ordens Jahresfest,
das auf rosigem Gefieder
vom Olymp sich niederläßt!
Seht, es kommt im Lichtgewande,
segnend unsre Freundschaftsbande;
seht, es stößt in jede Brust
Harmonie und sel'ge Lust.

2. Sey gesegnet, holde Feier,
von dem Bauherrn aller Welt,
vor dem hier mit heil'gem Feuer
jeder Maurer niederfällt;
der so huldreich auf uns schaute,
segnend das, was jeder baute,
der in jenem Lichte wohnt,
und das Tagewerk belohnt.

3. Engel Gottes, blickt hernieder!
bringet unsern heißen Dank,
bringet unsre frohen Lieder,
bringet unsern Weihgesang,
bringet jede stille Zähre
abgewischt zur Menschheit Ehre,
bringet unsern Jubelton
vor des größten Meisters Thron!

4. Seyd willkommen, Brüder alle,
in der Freundschaft heil'gem Saal!
seyd gegrüßt mit frohem Schalle
durch die uns geweihte Zahl!
seyd gesegnet! — Gottes Friede
ruh auf jedem Ordensgliede!
seyd vergnügt! — genießet heut
ächter Freundschaft Seligkeit!

5. Auf dann, unser Fest zu feiern!
Laßt uns heute fröhlich seyn;
laßt uns unsern Bund erneuern,
und der Tugend Rosen streun;
Weisheit, Himmelstochter! Leite
jeden, daß sein Fuß nicht gleite,
reich' ihm seinen Wanderstab,
führ' ihn lächelnd an das Grab.

274. Mel. Fröhlich tönt der Becherklang etc.


Maurer, denkt an eure Pflicht,
denket an die Lehren,
die ihr, selbst noch ohne Licht,
von uns konntet hören!
Seyd der Unschuld Rächer,
selbst beim Freudenbecher
trinket nie als Zecher.
Edle Brüder, handelt gut,
leidet, was euch trifft, mit Muth.

2. Liebet jeden guten Mann,
der als Maurer handelt,
allenthalben, wo er kann,
Leid in Freud' verwandelt.
Offen, doch verschwiegen,
laßt euch nie die Lügen
falscher Weisheit trügen
Edle Brüder etc.

3. Ehrt der Welten Meister, Gott;
trauet ihm von Herzen.
Uebt an keinem Schwachen Spott,
lindert Armer Schmerzen;
denkt in euren Freuden
an des Nächsten Leiden;
denkt ans künft'ge Scheiden.
Edle Brüder etc.



282. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 70.


Zuerst in:
Magazin für Frauenzimmer. Halle 1778, 140,
unter dem Titel: Glückseligkeit,
mit der Angabe: W. von Warnsdorf
Zweihundert und zehn Lider frölicher Geselschaft und einsamer Fröliichkeit. Dessau 1782, 30,
unter dem Titel: Erinnerung,
mit der Angabe : Burmann
Mitauische Monatsschrift 1785, 175-176


Menschen, wollt ihr glücklich seyn,
seyd's durch euer Herz!
Alles Außenwerk ist Schein,
ist wie Schnee im März.

2. Gold und Silber blenden nur,
machen nicht beglückt.
O die gütige Natur
segnet und entzückt.

3. Stiller Freuden sich bewußt,
mancher schönen That:
dies sind Güter einer Brust,
die Empfindung hat.

4. Unterm Strohdach neidet nie
Tugend den Pallast.
Glücklich bist du, wenn du sie,
Mensch, im Herzen hast.



286. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 260.


Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 156-157
Auswahl von Freimaurer Liedern für die Loge Sokrates zur Standhaftigkeit in Frankfurt am Main. 1808, 49-50
Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 159-160
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 107-108
Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 253-254
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 122-123,
1857 und 1869, 163-164,
 mit der Angabe: Comp. v. Righini.
Gesänge für die Loge Amalia. Weimar 1851, 74-75,
mit der Angabe: comp. v. Ch. W. Kästner (xxi) oder J. W. Kästner (74).


Mitleid, das mit Zauberzügen,
gern zu Leidenden uns lenkt,
laß die Quelle nie versiegen,
die uns edle Thränen schenkt.
Füll' mit göttlichem Erbarmen
jedes Herz; entzieh dich nie,

Chor.
Milde Trösterinn der Armen,
Himmelstochter, Sympathie!

2. Du bists, die durch alle Glieder
dieser Schöpfungskette wallt;
durch dich kehrt der Friede wieder,
in der lieblichen Gestalt.
Selbst um wüthende Barbaren
schlingst du sanft dein Zauberband,

Chor.
Die sich einst Verfolger waren,
bieten sich die Bruderhand.

3. Denen ihre Stützen sanken,
Wittwen, Waisen schaffst du Rath;
du nur, Milde, labst den Kranken
auf der bangen Lagerstatt.
Du erhörst der Armen Bitten,
linderst des Bedrängten Noth,

Chor.
Tränkst den Durst'gen, pflegst den Müden,
brichst dem Hungrigen dein Brot.

4. Milde, die du sanfte Seelen
göttlich schön zu handeln lenkst,
Kräfte, die den Löwen fehlen,
oft uns schwachen Menschen schenkst.
Auch dies Herz fühlt gern Erbarmen,
ihm, ach! ihm entzieh dich nie.

Chor.
Traute Trösterinn der Armen,
Himmelstochter, Sympathie!


288. Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 73.


Näher hin zum Lichtquell wandeln,
fern vom Glanz und Außenschein,
für die Menschheit thätig seyn,
auch verkannt noch edel handeln,
heißt: sich unserm Bunde weihn.

2. Unbemerkt für Weisheit glimmen,
heller sehn in Dunkelheit;
männlich der Vollkommenheit
steilen Felsenberg erklimmen:
dies ist unsre Seligkeit.

3. Unsers Herzens Grund durchspähen;
mit geübter Seherkraft,
Neigung, Trieb und Leidenschaft,
wie im treuen Spiegel sehen:
dies ist unsre Wissenschaft.

4. Sehn, wo unter den Beschwerden,
Armuth im Verborgnen weint;
daß der Retter dann erscheint,
ohne doch gesehn zu werden,
zu dem Zweck sind wir vereint.

5. Wenn der Bosheit Pfeile fliegen,
auf der Tugend Brust gezielt;
Leichtsinn mit der Wahrheit spielt,
dann zum Kampfe eilen — siegen —
ist Gesetz, das uns befiehlt.

6. Wenn, die Wahrheit zu entweihen,
sich empört die Lügenbrut:
gält es, Brüder, Gut und Blut,
daß wir dann den Tod nicht scheuen,
flammt in uns der Heldenmuth.

7. Und so nah‘n wir uns der Krone,
die der Weltenherr dem giebt,
der die Wahrheit treu geübt;
seiner harrt sie dort zum Lohne,
der bis in den Tod sie liebt.


290. Mel. E. Sammlung von Melodien, Nr. 75.


Name, den die Zeit erfand,
Freundschaft! was bist du bei Thoren?
Ton im Munde! Schall in Ohren!
oft entweiht und oft verkannt.

2. Du vom Thron der Großen fern,
dem sich meist nur Schmeichler nahen,
gönnst den Lohn, den sie empfahen,
unbeneidet ihnen gern.

3. Nur dem Weisen recht bekannt,
was kann dir an Würde gleichen?
dir, der alle Titel weichen;
mehr als Stern und Ordensband.

4. Hier, wo Geistesharmonie
nicht an Blut und Stand gebunden,
Wesens Aehnlichkeit gefunden,
da keimt deine Sympathie.

5. Hier, wo Licht nach Lichte strebt,
Licht zu Lichte sehnlich dringet;
da, o Freundschaft! da umschlinget
sie ein Band von dir gewebt.

6. Der ist deiner Freuden werth,
der der Wahrheit sich geweihet,
nie der Täuschung Weihrauch streuet,
Gutes auch im Bettler ehrt.

7. Reift für dieses Eintrachtsband
unser Geist im Maurerbunde:
dann verfließet jede Stunde
selig an des Freundes Hand.

8. Selbst das Grab schließt nicht die Bahn
solcher Freundschaft; ihre Freuden
gehn, wenn wir von hinnen scheiden,
erst recht froh und herrlich an.


291. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 165.


Auch in:
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 209

Der Text stammt von Johann Friedrich August Kinderling.
Er wurde vertont von Johann Gottlieb Naumann.

Nehmt, Brüder, bei dem frohen Mahle
aus Hebe's Hand die weise Schale,
uns winkt der Weisheit heller Kranz;
hier schimmert weder Gold noch Glanz;
nur Freude tanzt auf Blumenpfaden,
wünscht weise Brüder einzuladen,
die Weisheit winkt der Heiterkeit,
sie zeigen die Beständigkeit.

Chor.
Der strengen Weisheit nur geweiht,
winkt lächelnd uns die Heiterkeit.

2. Bald flieht, nach kurzen Augenblicken,
der Freude reizendes Entzücken,
das sanft in jedem Zuge lacht,
bald naht des Scheidens schwarze Nacht.
Drum, Brüder, reicht beim frohen Mahle
euch Hebe's Hand die weise Schale,
sie würzet die Geselligkeit
durch Wonnen der Beständigkeit.

Chor.
Die Freuden der Geselligkeit
erhöhet die Beständigkeit.


293. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 224.


Als Titel wird angegeben „Die Ewigkeit der Freundschaft“;
Als Lieddichter werden angegeben:
Johann Timotheus Hermes
Christoph Georg Ludwig Meister (1783),
Christoph August Tiedge (1783)

Der Text wurde vertont von Franz Anton Morgenroth, Friedrich Satzenhoven, Friedrich Wilhelm Rust (1784), J. A. Wenk (1786), Carl Gottlob König (1788)

Zuerst in:
Der angenehme Gesellschafter. Zweyter Theil. Halle 1794, 10,
unter dem Titel: Werth der Freundschaft,
aus Rusts Liedern.

Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 159-161
Freymaurer-Lieder zum Gebrauch für die St. J. Loge 5813 [= 1813], 15-16,
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 117-118
Auswahl von Freimaurer-Liedern: mit Melodien. Stralsund 1818, 25-27
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der Loge: Eleusis zur Verschwiegenheit in Baireuth. 1823, 54-55
Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823a, 162-163
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 94-95,
1857 und 1869, 244-245,
mit der Angabe: Comp. v. Satzenhofen.


Nicht bloß für diese Unterwelt
schlingt sich der Freundschaft Band;
wenn einst der Vorhang niederfällt,
wird erst ihr Werth erkannt:
dort, wo der Freude Urquell ist,
nichts unser Auge trübt,
wo sich das stille Herz ergießt,
und ewig lebt und liebt:

2. Dort wird der Freundschaft hoher Werth,
den du und ich gekannt,
von Engeln Gottes selbst verehrt,
dort ist ihr Vaterland.
Verwandte Seelen lieben sich
auch hier schon unverstellt,
doch reiner einst, als du und ich,
in einer bessern Welt.
[1818, 1623a, 1832: Doch reiner lieben du und ich
Einst (1823a: Uns) in der bessern Welt.]

3. Sieh, Freund! die letzte Stunde eilt,
bald tönt ihr dumpfer Schlag;
sie kommt, sie kommt, die nimmer weilt,
und Grauen [1818 und 1832: Trauer] folgt ihr nach;
wenn sie dann meinem Blick erscheint,
wenn sie mich von dir reißt,
mein Auge heiße Zähren weint,
dann [1818 und 1832: Wohl] härmet sich mein Geist.

4. Doch soll für dich mein letzter Blick,
mein letzter Hauch noch flehn;
dann tröste uns das große Glück
vom frohen Wiedersehn.
Wie heilig macht uns diese Pflicht,
mit Engeln umzugehn,
[1818 und 1832: Mein letzter Wunsch sey: Freundes Glück
Mein Trost: das Wiedersehn.
Dann heitert sich mein Angesicht,
Es blickt nach jenen Höh’n]
daß [1818 und 1832: Wo] wir, wenn unser Auge bricht,
uns ewig wiedersehn.

[1823a: O schöner Lohn erfüllter Pflicht,
Mit Engeln umzugeh’n,
Und wenn hier unser Auge bricht,
Dort heit’res Wiedersehn!]


[1818 und 1832 angefügt:
(Der folgende Vers wird nur in der Trauerloge und zwar unmittelbar nach dem zweiten gesungen, und bildet dann den Schluß.)
Die Freundschaft bildet um das Grab
Den vollen Himmel schon
Sie weiht uns unsern Pilgerstab,
Und sichert unsern Lohn.
So wie wir hier verfshlungen steh'n
An treuer Bruderhand ,
So wollen wir vereinigt geh'n
In's bess're Vaterland!]


Eine stark veränderte Version der Strophen 2-4, verkürzt in zwei, in:
Freymaurer-Lieder zum Gebrauch für die St. J. Loge 5813 [= 1813], 15-16

Dort wird der Freundschaft hoher Werth,
Den stolz das Herz gekannt,
Mit reinerem Gefühl verehrt,
Dort ist ihr Vaterland.
Verwandte Seelen lieben sich
Auch hier schon unverstellt,
Doch reiner wir und ewiglich
In einer andern Welt.

Wenn nun die letzte Stunde eilt,
Bald tönt ihr dumpfer Schlag,
Sie näher kommt, die nimmer weilt,
So manches Hera schon brach;
Dann soll für Brüder noch ein Blick,
Mein letzter Hauch noch flehn,
Und sterbend tröste mich das Glück,
Dass wir uns wieder sehn.


Eine weitere veränderte Version in:
Bundessprüche, ältere und neue. Gera 1841, 142-143

Nicht blos für diese Unterwelt
Schließt sich der Freundschaft Band!
Wenn einst der Vorhang niederfällt
Wird erst ihr Werth erkannt.
Dort, wo der Freude Urquell fließt,
Nichts unser Auge trübt,
Wo sich das treue Herz ergießt
Und ewig lebt und liebt;

Dort lohnt der Freundschaft hoher Werth,
Den wir schon hier gekannt;
Dort, wo nur sie beglückt und ehrt,
Dort ist ihr Vaterland.
Wer nur der Welt und sich gelebt,
Hat seinen Lohn dahin!
Wer hier schon nach dem Ew'gen strebt,
Hat ewigen Gewinn.

Die Freundschaft bildet um das Grab
Den vollen Himmel schon;
Sie weiht uns unsern Pilgerstab
Und sichert unsern Lohn.
So wie wir hier verschlungen steh'n
An treuer Liebe Hand, —
So wollen wir vereinigt geh'n
In's bessre Vaterland!

300. Mel. Die Zeiten, Brüder, sind nicht mehr etc.


Das Lied ist eine Parodie auf
Die Zeiten, Brüder, sind nicht mehr
und wird Gottlob Nathanael Fischer zugeschrieben, in „Deutscher Liederkranz“ (1820, 400) auch: J. R. Fischer


O Brüder, Brüder, klagt nicht mehr,
und lobt nicht stets die Alten!
stellt ihr die Zeiten wieder her,
da Treu und Glaube galten!
Laßt euer Ja und euer Nein
stets Unterpfand der Wahrheit seyn!

Chor.
Wir wollen redlich seyn!

2. Trinkt, Brüder, trinkt den Rebensaft!
ihn hat uns Gott gegeben.
Er legt' in ihn die hohe Kraft
zu Freud' und langem Leben.
Doch soll er Herz und Sinn erfreun,
müßt im Genuß ihr mäßig seyn!

Chor.
Wir wollen mäßig seyn!

3- Die Welt ist gut, und wollen wir,
wird sie noch besser werden!
Wer gut ist, Brüder, hat auch hier
den Himmel schon auf Erden!
Er liebt die That, und haßt den Schein,
und kann getrost und fröhlich seyn!

Chor.
Wir wollen fröhlich seyn!

4. Eilt, Brüder, um euch her das Glück
der Menschen zu vermehren;
sucht, wo ihr könnt, den trüben Blick
des Armen aufzuklären!
Ein wahrer edler Mensch zu seyn,
muß man beglücken und erfreun.

Chor.
Wir wollen Menschen seyn!

5. Die reine Wahrheit giebt dem Geist
allein nur seinen Adel.
Wen sie als ihren Liebling preist,
ist rein und ohne Tadel.
Nur sie muß eure
Sorge seyn!
ihr müßt ihr euer Leben weihn!

Cbor.
Wir wollen weise seyn!

6. Die Freundschaft, die der Weise fühlt,
ist aller Tugend Samen;
doch die bloß auf der Zunge spielt,
verdient nicht diesen Namen.
Ist eure Seele gut und rein,
dann könnt ihr feste Freunde seyn!

Chor.
Wir wollen Freunde seyn!