Vollständiges Gesangbuch. 1801 I

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Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801 I

Ausarbeitung von Roland Müller

mit besonderer Berücksichtigung der zweiten Liedersammlung von Joseph Michael Böheim, 1799
(eine Übersicht über alle Titel bietet: [2]

Teil I: 22 neue Lieder (davon 15 aus der zweiten Sammlung von Joseph Michael Böheim, 1799)


Von 500 Liedern sind 106 neu


Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer.
Zum Gebrauch der großen National-Mutter-Loge zu den drei Weltkugeln in Berlin,
und aller mit ihr vereinigten Logen in Deutschland.
Berlin, bei Friedrich Maurer, 1801, 349 Seiten

Die Widmung „dem hochwürdigen Alt-Schottischen Directorio“ stammt von: Br. F. M. [= Friedrich Maurer]

Der Buchhändler Friedrich Maurer war – wie früher der Jurist und Rosenkreuzer Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen - Mitglied der Loge „Zur Eintracht“. Ebenfalls dieser Loge gehörte der Pfarrer und Rosenkreuzer Johann Friedrich Zöllner an, der von 1799 bis zu seinem frühen Tod 1804 als National-Großmeister der großen National-Mutter-Loge zu den drei Weltkugeln in Berlin amtete.

Diese umfangreichste deutsche Sammlung von Freimaurerliedern umfasst:
460 Deutsche Gesänge (-298)
18 Französische Gesänge (299-311)
22 Lieder im Anhang (313-332)

Alle 500 Lieder sind nach den Anfangsbuchstaben alphabetisch geordnet.

Insgesamt enthalten die 5 Teile 106 neue Lieder, davon 46 aus der zweiten Sammlung von Joseph Michael Böheim, 1799.

Für einen Nachweis der Herkunft aller 500 Lieder siehe die fünfteilige Zusammenstellung: [1]

In der 3. Aufl. 1804 wurde in „Zweiter Anhang“ angefügt mit
37 deutschen Liedern (333-362)
Diese Ausgabe wurde 2010 von Nabu Press und 2014 vom Dogma-Verlag nachgedruckt.


Für die andern Teile dieses umfangreichen Werks:
Vollständiges Gesangbuch. 1801 II
Vollständiges Gesangbuch. 1801 III
Vollständiges Gesangbuch. 1801 IV
Vollständiges Gesangbuch. 1801 V
Vollständiges Gesangbuch. 1804

In der 4. Aufl.1810 wurde ein „Dritter Anhang“ angefügt mit
44 deutschen Liedern (363-399)

In der 6. Aufl. 1819 wurde der 3. Anhang ergänzt (mit Nr. 45-52, 399-407) und ein „Vierter Anhang“ angefügt mit
42 deutschen Liedern (408-432).




Die 1. Aufl. enthält sämtliche Lieder aus:
Freymaurer Lieder mit Melodien. Herausgegeben von Böheim. Berlin, gedruckt bei G .F .Starke 1795, 80 + 56 Seiten (78 Lieder); identische Neuausgabe unter dem Titel:
Auswahl von Maurer-Gesängen. Mit Melodien der vorzüglichsten Componisten. In zwey Abtheilungen getheilt. Erste Abtheilung 1798: 148 Seiten

Für die Nachweise zu allen darin befindlichen Liedern:
siehe: 11 neue Lieder in der Sammlung von Joseph Michael Böheim, 1795


Die 1. Aufl. enthält überdies sämtliche Lieder aus:
Auswahl von Maurer-Gesängen mit Melodien der vorzüglichsten Componisten. zweite Abtheilung, gesammlet und herausgegeben von J. M. Böheim. Berlin: Eigenverlag 1799, 316 Seiten, 124 Lieder

Von den vier bekannten Wiener Dichtern der 1780er Jahre sind nur zwei Gedichte von Johann Baptist von Alxinger (Nr. 363 und 393), vier von Aloys Blumauer (Nr. 219, 276, 308 und 422) und fünf von Joseph Franz Ratschky (Nr. 267, 279, 297, 369 und 388) übernommen worden, eines von Gottlieb von Leon (Nr. 151).

Manche Lieder werden in zwei oder mehr unterschiedlich differierenden Varianten wiedergegeben, z. B.
11 und 145 und 280 und 317
33 und 377
53 und 318
58 und 328 und 348
66 und 270
85 und 150
121 und 203
130 und 414
136 und 391
142 und 347
175 und 400
188 und 316
261 und 275
358 und 440
439 und 446


Mel. S. Berliner Freim. Lied.
= Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen: Freymäurerlieder mit Melodien. Berlin 1771.

S. Mel. Kopenh. Liederb.
Bd. 1. = Johann Adolf Scheibe: Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776 (zwei Bücher)
Bd. 2. = Werner Hans Friedrich Abrahamson: Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern. Kopenhagen 1785 (zwei Bücher)

Mel. S. Dresdner Gesänge für Maurer
= Gesänge für Maurer mit neuen Melodieen. Dreßden 1782

Mel. S. Naumanns Freim. Lied.
= Vierzig Freymäurerlieder in Musik gesetzt von Herrn Kapellmeister Naumann zu Dresden. Berlin 1782.

Auszüge aus dem Vorbericht von Friedrich Maurer zur 1. Auflage

„Um Vollständigkeit zu bewirken, habe ich alle bisher im Druck erschienene und mir bekannt gewordene Liedersammlungen eben so benutzt, wie es andere ähnliche Liedersammler vor mir thaten.
Die für den Geist unserer Zeiten gar nicht mehr tauglichen Gesänge habe ich jedoch ausschließen zu müssen geglaubt. Gern hätte ich noch mehrere ausgeschlossen, wenn diese nicht in manchen Logen noch gesungen würden, und also in einer vollständigen Sammlung füglich nicht fehlen dürfen; einige andere habe ich indeß hin und wieder zu verbessern gesucht …

Weil auch in manchen deutschen Logen noch in französischer Sprache gearbeitet wird, oder selbige bisweilen von fremden der deutschen Sprache unkundigen Bbr. besucht werden: so habe ich um derentwillen die vorzüglichsten in Deutschland bekannten französischen Gesänge hinzugefügt …

Die durch andere mit Musik versehene Sammlungen bekannt gewordenen Melodien habe ich bei jedem Liede angezeigt, und wird sich ein jeder, der die Melodien zu besitzen wünscht, diese Sammlungen anschaffen. Mehrere noch nicht componirte Lieder, oder von denen keine gedruckten Melodien bis jetzt bekannt und zu haben sind, werden gegenwärtig durch die besondere Güte einiger vorzüglicher Componisten, z. B. eines Reichardt, Wölfl, Vogler, Weber, Beczwarzowsky, Gürlich, Seidel, Zelter :etc. in Musik gesetzt. Sie sind unter dem Titel: Sammlung von Melodien, vor jedem Liede bemerkt …“

Es gibt zwei „Sammlungen von Melodien“;
die erste Sammlung umfasst die Nummern 1-164 (zum Teil neue Lieder, zum Teil aus früheren Sammlungen übernommen)
die Zweite Sammlung umfasst die Nummern 1-102 (alle Lieder aus früheren Sammlungen übernommen)


Viele Lieder weggelassen hat Friedrich Maurer beispielsweise aus:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 210 Lieder

Von den 31 deutschen Liedern in:
Vierzig Freymäurerlieder in Musik gesetzt vom Herrn Kapellmeister Naumann zu Dresden, 1784,
wurden nur weggelassen:
Die Treue, die uns Brüder band (stark verändert)
Wie unerschüttert steht, dreymal beglückter Orden


Aus dem
Vollständigen Liederbuch der Freymäurer, mit Melodien, 1776,
wurden 12 Lieder (von 86) weggelassen (bei den mit einem * versehenen handelt es sich um ursprünglich französische Lieder):
 * Auf, edle Brüderschaft!
Brüder, weyhet diesem Fest (stark verändert: Nr. 44)
 * Der Meister Noah, um zu lehren
Euch, die die sanfte Schönheit schmückt (1772)
 * Kunst, die uns mit Lust
 * Laßt nur den Pöbel unsre Thaten
 * Laßt unsrer Meister Ruhm
O heilges Band der Freundschaft (1746)
 * Schon Adam hat die Kunst gekannt
Was wars, das in den alten Zeiten (1749)
Wie glücklich! fern vom (stark verändert: Nr. 141)
 * Wir baun nach Winkelmaaß

Die neuen Lieder


Gebete

O Quell des reinsten Lichts
und
Gott! sey gelobt
siehe: 50 frühe freimaurerische Gebete
1801: Gebete für die gemeinschaftliche Tafel


Erste Abtheilung.
Deutsche Gesänge.

1. Mel. S. Böheims Auswahl von Maurergesängen, Th. 2. S. 306.

Das Lied „Abendempfindungen an Laura“ wird oft Joachim Heinrich Campe zugeschrieben. Es wurde 1781 erstmals gedruckt und 1787 von Wolfgang Amadeus Mozart vertont (K 523).

Auch in:
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 89-90,
in der VI. Abtheilung: Trauer-Lieder;
1869, 240-241,
mit der Angabe: Comp. v. Mozart


Abend ist's, die Sonne ist verschwunden,
[1781: Abend ists, Tag und Sonn ist schwunden,]
und der Mond strahlt Silberglanz:
so entfliehn des Lebens schönste Stunden,
fliehn vorüber wie ein Tanz!

Bald entflieht des Lebens bunte Scene,
und der Vorhang rollt herab;
aus ist unser Spiel: des Bruders [1781: Freundes] Thräne
fließet dann auf unser Grab.
[Fliest auf unser Grab.]

2. Bald vielleicht, mir weht, wie Westwind leise,
eine stille Ahnung zu,
schließ ich dieses Lebens Pilgerreise,
fliehe [1781: fliege] in das Land der Ruh.

Werd't ihr dann an meinem Grabe weinen,
traurend meine Asche sehn;
dann will ich in Träumen euch erscheinen,
und mit Hoffnung euch umwehn.

[1781:
Werden Freunde dann bei meinem Grabe weinen,
Und mit Schmerz meine Asche sehn:
Dann ihr Lieben will ich euch erscheinen,
Und will Himmel auf euch wehn.]

3. Schenkt dann nur ein Thränchen mir, und pflücket
mir ein Veilchen auf mein Grab;
und mit seelenvollem Auge blicket
dann auf meinen Staub herab.

[1781:
Schenk auch du dann ein Tränchen mir, und pflükke
Mir ein Veilchen, streu es auf mein Grab,
Und sieh dann mit deinem Seelenvollen Blikke
Meine Asche segnend, sanft auf mich herab.]

Wer mir eine Thräne weint, der schäme
sich nur nicht sie mir zu weihn;
O sie wird in meinem Diademe
dann die schönste Perle seyn!

[1781:
Weihe meinem Staube einen Seufzer, schäme
Dich nicht eine Träne mir zu weihn –
Diese Träne wird in meinem Diademe,
Dann die schönste Perle sein.]


5. Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 1.


Alles athmet, voller Heil,
lebet, wandelt, denket; —
Mensch und Thier genießt den Theil,
den Natur ihm schenket: —
Weisheit bringt uns Segen
auf unzähl gen Wegen
tausendfach entgegen;
Aber alles welkt und sinkt
kraftlos, wenn das Grab uns winkt! —

2. Früchte prangen am Spalier,
Baum und Kraut und Pflanze
und die bunte Flurenzier
überdeckt das Ganze. —
Alle trinken voller Kraft,
was Natur für alle schafft,
Necktar aus des Lebens Saft; --
Kurze Freude! Immerdar
stört Natur, was sie gebar! –

3. Steine, ohne Lebensspur,
trag' und schwere Lasten
scheinen todt, doch die Natur,
regt sie ohn' zu rasten.
Ohne Leben wachst kein Stein,
Wärme flößt ihm Leben ein
und erweckt ihn in das Seyn;
Doch bringt ihn Natur zurück;
lange Zeit ist Augenblick!

4. So zerstöret die Natur
stets, was sie gegeben;
alles, durch sie wechselt nur,
aus dem Tod ins Leben,
aus dem Daseyn in das Grab! —
bald hinaus und bald herab,
nimmt sie wieder, was sie gab.
Bald führt sie's dem Daseyn zu,
bald bringt sie's zur kurzen Ruh!

5. Brüder! ihre Zauberkraft
suchet zu erreichen,
forschet nach, sie stört und schafft,
Wesen zu vergleichen.
Stoff liegt in dem Ganzen;
Thiere, Stein' und Pflanzen,
folgen sich im Ganzen,
und bei stiller Lampe Schein,
kennt der Maurer ihn allein!

6. Seht! so wechselt Zeit auf Zeit;
dunkel ist die Erde,
bis sie einst das Licht erfreut,
und sie leuchtend werde!
wir verklärt zu Ehren,
laut in vollen Chören,
Jubeltöne hören,
und ohn irdisches Gewand,
ewige Natur entstand!

7. Brüder, folget dem Beruf:
seyd das Salz der Erde,
bis die Welt durch Gottes Ruf
neu verwandelt werde!
Chöre uns umgeben,
Licht und Recht erheben,
kraftvoll ew'ges Leben
 Dann steht ihr vollendet nah'
dem, den nie ein Auge sah!


6. Mel. S. Böheims Auswahl, Th. 2. S. 313.


Auch in:
Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 82-83,
unter dem Titel: Bey Trauer-Logen
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der Loge: Eleusis zur Verschwiegenheit in Baireuth. 1823, 3-4,
in der Rubrik: Lieder bei Trauerlogen
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 90-91,
in der Rubrik: Trauer-Lieder
1869, 241-242,
mit der Angabe: Comp. v. J. C. Gombart.


Allgeliebter! bange Klage
tönet um dein frühes Grab;
viele Wonne unsrer Tage
sank mit dir, mit dir hinab.
Zwar du schläfest süßen Schlummer,
deiner harrt der schönre Tag.

Chor.
Doch, wer ists, der unsern Kummer,
unsre Thranen tadeln mag?

2. Bruder, treu von ganzer Seele
seinem Schwure am Altar;
Maurer, der dem Pfiichtbefehle
liebevoll gehorsam war:
Bruder, seiner Brüder Ehre,
seiner Freunde einz'ge Lust!

Chor.
Dir, dir fließet unsre Zähre,
um dich blutet unsre Brust.

3. Ach, bei deinem holden Bilde
weile sinnend unser Blick!
Deine Liebe, deine Milde,
auch dein Muth im Mißgeschick;
deine Gott ergebne Stille,
siegend über Furcht und Schmerz,

Chor.
Ueberlebet deine Hülle,
gräbt sich tief in unser Herz.

4. Heil dem göttlichen Gedanken:
„Wiederfinden, Wiedersehn!"
Er durchbricht der Trennung Schranken,
läßt uns stets im Geist dich sehn.
In des Lebens bittre Schmerzen
mischt dein Name Seelenruh;

Chor.
Denn in unser aller Herzen
bleibest unvergeßlich du.

21. Mel. Gesund und frohes Muthes etc.


Auch in:
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der Loge: Eleusis zur Verschwiegenheit in Baireuth. 1823, 9,
in der Rubrik: Tafel-Lieder


Auf, Maurer, meine Brüder,
singt mit mir frohe Lieder
dem schönen Tag,
denn er ists werth!
stimmt ein in vollen Chören,
laßt laute Jubel hören,
da er uns heute wiederkehrt.

2. Wer fühlt nicht reine Wonne,
da unsers Landes Sonne,
da unser Landesvater lebt?
Wir treten zum Altare,
und alle Welt erfahre,
was froh heut unsern Busen hebt.

3. Im freudigen Gewimmel
steigt unser Dank zum Himmel
aus unsers Tempels Heiligthum.
Und ihm, dem Welterbauer,
singt heut im heil'gen Schauer
der frohe Maurer Preis und Ruhm.

4. Und jeder Maurer freue sich
dankend heut aufs neue,
daß unser König uns beschützt.
Und frohe Jubel schallen
aus unsers Tempels Hallen,
den seine Huld und Gnade stützt.

5. Gieb, großer Welterbauer,
gieb seinem Leben Dauer!
und jeder Maurer wird sich freun.
Laß jedes seiner Werke
durch Weisheit, Schönheit, Stärke,
ein Muster für die Fürsten seyn!

6. Füllt eure Opferschalen,
und trinkt aus den Pokalen
den Opferwein durch dreimal drei.
Und unterm Schall der Lieder
schließ sich dies Fest, ihr Brüder,
dies Wonnefest der Maurerei!


22. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 252.

Auch in:
Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 152-153,
unter dem Titel: Zum Mitleiden und Wohlthun
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 104-105
Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. Hamburg 1823, 106-107
Liederbuch des Logenbundes im Königreiche Hannover. 1835, 122-123,
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 104-105,
mit der Angabe: Seidel,
1857 und 1869, 149-150,
mit der Angabe: Ged. v. Seidel, Professor.


Auf, reicht, ihr treu verbundnen Brüder,
dem dürftig Bittenden die Hand;
denn fest umschlingt des Ordens Glieder
der Menschenliebe heil'ges Band;

Chor.
Und Wohlthun ist des Maurers Pflicht,
bis einst sein Auge sterbend bricht.

2. Reich oder arm, seyd ihr nicht Kinder
des großen Geistes, dessen Macht
den Cherub, und den Wurm nicht minder,
zum frohen Daseyn vorgebracht?

Chor.
Drum laßt, wollt ihr euch göttlich freun,
den Armen mit euch fröhlich seyn.

3. Der große Geist gewährt euch Freuden,
euch schwellt vom Hochgefühl die Brust;
doch denkt, er spendet oft auch Leiden,
und mischet Wermuth zu der Lust;

Chor.
Darum verschließet nie im Glück
dem Mitleid euren Bruderblick.

4. Beklaget den, der nie für Freuden
voll Mitgefühl empfänglich ist;
verachtet den, der stets vor Leiden
das kalte, harte Herz verschließt;

Chor.
Durch Mitgefühl für Freud' und Leid
bewährt sich ächte Menschlichkeit.


25. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 188.


Auch in:
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 187-188
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 279-280,


Auf, wen ein unbefangnes Herz
zu Lust und Freude stimmt,
und wer an froher Brüder Scherz
gern frohen Antheil nimmt!
Er schließe fest an uns sich an,
und sey mit uns vergnügt;
denn der nur, der ist unser Mann,
der schuldlos sich erfreuen kann,
und Schmerz und Gram besiegt.

Chor.
Ja der, nur der ist unser Mann,
der schuldlos sich erfreuen kann,
und Schmerz und Gram besiegt.

2. Hier ist mit Unbeständigkeit
zwar alles untermengt;
doch wohl dem Mann, dem Traurigkeit
darob das Herz nicht engt!
Der Kluge sieht dies Ding mit an,
und findet Weisheit drinn,
und ist ein hochbeglückter Mann,
der in die Zeit sich schicken kann
mit immer frohem Sinn.

Chor.
Wohl klug und glücklich ist der Mann,
der in die Zeit sich schicken kann
mit immer frohem Sinn.

3. Verwelkt ist alles und verblüht
ringsum in der Natur,
ein weißer Schleier überzieht nun
die erstorb'ne Flur.
Wem ungenossen nicht entrann
des Frühlings Blüthenzeit,
der ist ein hochbeglückter Mann,
der sich gewiß auch freuen kann
 wenn's stürmet, friert und schneit.

Chor.
O dreimal glücklich ist der Mann,
der sich im Winter freuen kann,
wie in der Blüthenzeit.

4. Auf dann, vergesset Schnee und Eis
und Frost und Kälte nun!
jetzt wollen wir im frohen Kreis
von unsrer Arbeit ruhn.
Was ist am Ende denn gethan
mit Grillenfängerei?
Der Kluge fängt es anders an:
er scherzt, was er nicht ändern kann,
mit frohem Sinn vorbei.

Chor.
Das ist fürwahr recht wohlgethan;
drum scherz mit uns, wer scherzen kann,
den Winter froh vorbei.

30. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 264.


Auch in:
Einige Maurer-Gesänge der Loge Libanon zu den drey Cedern für den Abend des vierten Novembers. 5799 [=1799], 17-18 (4 Strophen)
Auswahl von Freimaurer Liedern für die Loge Sokrates zur Standhaftigkeit in Frankfurt am Main. 1808, 51-52 (4 Strophen)
Gesänge für Freymaurer im Auftrage der Loge Apollo besorgt von H. A. Kerndörffer. Leipzig 1814, 224-225 (mit einer 5. Strophe)
mit der Angabe: Zschiedrich,
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der Loge: Eleusis zur Verschwiegenheit in Baireuth. 1823, 12-13 (nur die 1. und 2. Strophe),
Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 247-248,
Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. Hamburg 1823, 116-117,
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 106-107,
mit der Angabe: Zschiedrich,
1857 und 1869, 150-151,
mit der Angabe: Ged. v. Zschiedrich. – Comp. v. C. F. Rungenhagen.
Bundessprüche, ältere und neue. Gera 1841, 343-344

In der Freimaurer-Wiki Josef Friedrich Racknitz zugeschrieben:
http://freimaurer-wiki.de/index.php/Josef_Friedrich_Racknitz



Bald sinkt nun der Mitternacht
heil'ges Dunkel nieder,
und nach frohem Mahle lacht
sanfte Ruh uns wieder;
aber Freunde, eh' wir ruhn,
eh' wir liebend scheiden,
seyd erst eifrig wohl zu thun,
lindert Menschen-Leiden.

Chor.
Seyd erst eifrig wohl zu etc.

2. Gab uns Gott nicht reich‘res Loos,
als den andern Kindern?
Brüderelend ist so groß,
sollten wir's nicht mindern?
Folgt darum des Vaters Ruf
frei aus Herzenstriebe,
der zu einem Zweck uns schuf;
sein Gebot ist: Liebe.

Chor.
Der zu einem Zweck uns schuf etc.

3. Seht, dort schleicht der Kranke schon
wankend hin zum Grabe;
weinend steht er Gotteslohn
eurer frommen Gabe!
Hört, wie seine Stimme bebt,
schaut, sein Blick wird trüber!
und mit Segenswünschen schwebt
er verklärt hinüber.

Chor.
Und mit Segenswünschen schwebt etc.

4. Selig, wer des Armen Noth
zu erleichtern eilet,
wer mit Hungrigen sein Brot
ohne Zaudern theilet!
Denn der bange Schmerzensmann,
den wir tröstend pflegen
 kömmt uns froh als Engel dann
überm Grab entgegen.

Chor.
Kömmt uns froh als Engel etc.


[ab 1814 zusätzliche Strophe:
Schließt zu Lieb" und Wohlthun dann
Fest die Bruderkette!
Bietet Trost im Leben an,
Und am Sterbebette!
Drückt die Hand euch feyerlich
Zu dem Segensbunde;
Dann schließt einst auch segnend sich
Eure letzte Stunde.]

32. Mel. S. Böheims Auswahl, etc. Th. 2. S. 24.


Auch in:
Gesänge für Freymaurer im Auftrage der Loge Apollo besorgt von H. A. Kerndörffer. Leipzig 1814, 60-61 (statt der drei letzten Strophen zwei neue)
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen, 1817, 14-15
Liederbuch des Logenbundes im Königreiche Hannover. 1835, 16 (stark verändert, ohne die letzten zwei Strophen)

In:
Anhalt- Dessauisches Gesangbuch. Dritte Auflage, Dessau 1835, 628-629,
wird das Lied Johann Friedrich Schink zugeschrieben


Beglückt das Volk, beglückt der Staat,
wo wilde Zwietracht flieht;
wo ausgestreute Tugendsaat
empor zu Früchten blüht;

Und wo ein Fürst, gerecht und mild,
den Scepter schützend führt,
der, ganz der Gottheit Ebenbild,
nur sanft sein Volk regiert!

Der Unterthan folgt treu und gern,
und freudig feiner Pflicht;
dort glänzt auch unser Flammenstern,
umstrahlt im schönsten Licht.

Borussia, dies ist dein Loos,
stolz kannst du aufwärts schaun,
der Maurer kann in deinem Schooß
getrost sich Tempel bau'n.

[1814:
Ja Brüder schön ist unser Loos,
wir können aufwärts schaun,
der Maurer darf in Sachsens Schoos
getrost am Tempel bau'n.]


Fest sieht sein Bau in hoher Pracht,
weil ihn sein König schützt!
der alles ehrt, was weise macht,
und was der Menschheit nützt.

Ihm gleich denkt auch die Königinn,
die falschen Schimmer feind,
die hohen Reiz mit milden Sinn
so schön in sich vereint.

Heil, dreifach Heil, dem edlen Paar!
Der Brennen Stolz und Ruhm;
Ihm sei der Maurer Hochaltar,
Ihr Herz ein Heiligthum.


[1814 statt der drei letzten Strophe zwei neue:
Drum preist durch edle Werke ihn
Als Pflanzen seiner Saat!
Laßt Bürgertreu im Herzen glühn,
Er will nicht Lob, nur That!

Laßt Herrschsucht uns, und Schwärmerei
Und Aberglauben fliehn;
So wird die reine Maurerei
Im Vaterlande blühn.]


36. Mel. S. Böheims Auswahl, etc. Th. 2. S. 204.


Auch in:
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen, 1817, 189-190


Bey Maurern, welche Tugend lieben,
siegt Wahrheit über Spott und Hohn,
die unsers Bundes Pflichten üben,
sehn schon in Osten ihren Lohn.
Wir wollen uns der Tugend weihn,
hier handeln, und dort glücklich seyn!
Des heil'gen Bundes Pflichten fühlen,
schließt hoffnungsvolle Zukunft auf.
So ruht der Pilger dort im Kühlen,
schaut froh auf den vollbrachten Lauf:
wir wallen, eingedenk der Pflicht,
zum Ziele und ermatten nicht!

Chor.
Pflicht und Ziel, und Ziel und Pflicht
sehn wir, und ermatten nicht.

2. Am Ziele unsers Pilgerlebens
sehn wir die Maurerei einst ganz.
Auf, Brüder, es ist nicht vergebens,
kämpft frisch! es gilt dem Siegeskranz.
Wir kämpfen frisch, groß ist der Lohn,
er glänzet uns in Osten schon!
Wer sinken will, den, Brüder, stärket,
und macht der Pflicht ihn wieder treu.
Fiel er, ergreift ihn, daß man merket,
daß Liebe unser Wahlspruch sey:
wir bleiben unserm Wahlspruch treu,
und zeigen, daß die Lieb' es sey!

Chor.
Treu und Lieb', und Lieb' und Treu
wachsen nun bei uns aufs neu.

39. Mel. S. Samml. von Melodien, No. 6.

Nicht zu verwechseln mit den Liedern mit ähnicher Eingangszeile:
Auf, Brüder, auf zum Lobgesang!
siehe: Bei der Grundlegung einer neuen Loge
Version I
Auf, Brüder, stimmt zum Lobgesang
Version II

Brüder, auf, zum Lobgesang!
singt dem großen Meister Dank,
der euch vor Gefahr
durch dies ganze Jahr
hat bewahret.

2. Wer erhellte euren Pfad?
gab euch Kraft zu edler That?
Brüder, wessen Huld
trug euch mit Geduld?
Wer war Führer?

3. War's nicht der, der voller Macht,
Lieb und Weisheit auf euch lacht?
Ja er gmg voran
Auf des Maurers Bahn,
lehrt ihn wandeln.

4. Diesem Führer folgsam seyn,
heißt, sich achter Weisheit weihn.
Seines Zwecks verfehlt,
wer ihn nicht erwählt
sich zum Muster.

5. Dieses, Bruder, wähltet ihr;
dankt vereint ihm innig hier!
In das finstre Nichts
strahlt der Quell des Lichts
Licht und Leben.

6. Weisen gleich, am Jahresschluß
fragt euch: strauchelte der Fuß?
Führt ein stiller Sinn
uns zum Ziele hin
guter Menschen?

7. Merkt ihr Lücken, füllt sie aus!
baut mit Fleiß eu‘r eignes Haus,
seht mit ernstem Blick
auf die Zeit zurück,
die verflossen.

8. Klüger künftighin zu seyn,
menschlicher euch zu erfreun,
wärmer beizustehn
Armen, eh sie flehn,
sey euch Wonne!

9. So entschlossen Hand in Hand,
knüpfet fester noch das Band,
und gelobt aufs neu
Bruderlieb' und Treu
euch von Herzen.

16. Wollt ihrs, so beschwört den Bund
feierlich mit Herz und Mund!
Der die Welt erbaut,
hört darauf und schaut
gnädig nieder.

11. Er vernimmt den Lobgesang,
Reu und Vorsatz, Bitt' und Dank.
Er wird vor Gefahr
auch das künftge Jahr
uns bewahren!

41. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 294.

Brüder, die des Bundes Schöne
siehe: 74 freimaurerische Kettenlieder, 1801 I



49. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 60.

Brüder, huldigt unserm Bunde
siehe: 74 freimaurerische Kettenlieder


62. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 250.


Auch in:
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 102-103
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 110,
mit der Angabe: Leonhardt,
1857 und 1869, 154-155,
mit der Angabe: Ged. v. Leonhardt. – Comp. v. Hurka.


Brüder, unser Pilgerleben
währet wahrlich kurze Zeit,
und hier unterm Monde lehret
alles die Vergänglichkeit.

2. Schnell entfliehn des Frühlings Reize,
schnell entflieht des Sommers Pracht
zu des Herbstes falbem Schimmer;
dieser weicht des Winters Nacht.

3. Und doch, leider, sehnt sich mancher
lange vor der Zeit ins Grab,
und hielt' ihn nicht Gottes Engel,
bräch 'er gern den Pilgerstab.

4. Aber Labung kommt dem Müden
mit dem Engel Gottes her,
Trost und neuer Muth, zu dulden,
und die Thräne fließt nicht mehr.

5. Brüder, wenn ihr helfen wollet,
könnt ihr Engel Gottes seyn;
darum laßt den armen Pilger
nicht umsonst nach Hülfe schrein.

6. Trocknet gern des Armen Thräne,
laut klagt sie zu ihrem Gott,
handelt nach des Ordens Lehre,
und empfangt den Lohn von Gott.


70. Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 13.


Das Große ist nicht immer schön;
was Menschen oft vergötterten —
fällt, wie die Ceder
durch den Sturm
oft untern Dornbusch hin! —

Chor.
In Hoffnung wandelt mit demuthsvollem Blick;
auf Eurem Pfade sproßt Maurer-Glück!

2. Sucht und ihr findet! —
die Natur verbirgt ihr Licht —
zeigt euch die Spur,—
der Weise sieht beim Lämpchen, hell —
wozu der Fackelglanz?

Chor.
In Hoffnung wandelt etc.

3. Der Wahrheit folge: —
dein Bemühn sey stets,
der Göttinn nachzuziehen; —
wer sie nicht nackend sehen kann,
ist nicht auf rechter Bahn!

Chor.
In Hoffnung wandelt etc.

4. Wer bittet —
Ernst und Eifer zeigt —
dem wird gegeben! —
er erreicht im Zirkel
bald den Mittelpunkt —
und falsche Ansicht flieht.

Chor.
In Hoffnung wandelt etc.

5- Wie oft trügt euch
des Irrthums Wahn,
und leitet von der rechten Bahn! —
Ohn' Dorn ist keine Rose. —
Selbst in Finsterniß ist Licht!

Chor.
In Hoffnung wandelt etc.

6. Mit reinem Herzen
klopfe an;
dem Forschenden wird aufgethan! —
Acht' auf unsterblichen Gewinn —
kein Tand hat innern Werth!

Chor.
In Hoffnung wandelt etc.

7. Gott bete an
in dieser Zeit —
das Grab verklärt zur Ewigkeit —
Erheb^beim heil'gen Feuer dich —
im Allerheiligsten!!!

Chor.
In Hoffnung wandelt etc.


71. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 98.


Auch in:
Auswahl von Freimaurer Liedern für die Loge Sokrates zur Standhaftigkeit in Frankfurt am Main. 1808, 30-31,
unter dem Titel: Lebens Reise,
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 47
Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 114,
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zum Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin.1817, 163-164
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der Loge: Eleusis zur Verschwiegenheit in Baireuth. 1823, 17
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin. 1832, 148-149,
1857 und 1969, 271-272, mit der Angabe: :Comp v. F. H. Himmel.
Bundessprüche, ältere und neue. Gera 1841, 93 (nur die 1. und letzte Strophe),
unter dem Titel: Schluß der Gesellenloge


Das Leben, Brüder, ist nur Reise,
zur Ruhe führt das stille Grab;
nur murrend wallt der Thor, der Weise
geht froh an seinem Wanderstab.

2. Kürzt euren Weg durch frohe Lieder,
erfreut euch hoch am Sonnenschein,
stärkt euch am Blumenhügel wieder,
labt euch am kühlen Quell im Hain.

3. Wohl dem, der sich der Reise freuet,
nur er allein hat wohlgethan;
drum folgt der Weisheit Ruf: bestreuet
mit Blumen eure Lebensbahn.

4. Doch ach! der Blumen Reiz verblühet,
drum bleibt dem Maurerbunde treu;
der, dessen Herz sein Geist durchglühet,
wird aller Erdensorgen frei.

5. Mit ihm laßt uns durchs Leben wallen,
er stärkt uns auf der steilsten Bahn,
und führt uns lohnend zu den Hallen
des Lichts in Osten sanft hinan.


Für dieses Lied gibt es eine Vorlage von Friedrich von Köpken (1737-1811), unter dem Titel:
Die Lebensreise
siehe: Hymnus auf Gott nebst andern vermischten Gedichten. Magdeburg 1792, unter Skolien
Gesänge für Brüder Freimaurer. 1845, 74-75


Das Leben, Brüder, ist nur Reise,
Die Heymath ist: das stille Grab.
Der Thor murrt unterwegs, der Weise
Geht froh an seinem Wanderstab.

Er singet in der Lerche Lieder
Dem Schöpfer Dank für Sonnenschein,
Setzt sich an Blumenhügeln [1845: auf Blumenauen] nieder,
Labt sich am kühlen Quell im Hain.

Und stürmt's um ihn, es stürmt nicht immer,
Er heischt hier nicht. Vollkommenheit,
Er weiß, durch Ungeduld wird's schlimmer;
Froh macht uns nur Zufriedenheit.

Wohl dem, der sich der Reise freuet –
Ist dieses Leben nur ein Weg:
So ist der Weisheit. Rath: bestreuet
Mit Blumen jeden schmalen Steg.

Doch ach! der Blumen Reiz verblühet!
Drum wählt Lyäens Nektar euch.
Je höher er vom Alter glühet,
Je mehr ist er an Kräften reich.

[1845
statt der vorangehenden zwei Strophen:
Beglückt, wer sich der Reise freuet,
Nicht träge schleicht, nicht ängstlich eilt;
Beglückter, wem ein Freund sich weihet,
Der Freud' und Last des Weges theilt.]

Mit Ihm laßt uns durchs Leben gehen;
Er stärkt uns auf der rauhsten Bahn,
[1845: Ein Gott stärkt uns auf unsrer Bahn.]
Und [1845: Er] führt uns zu den fernsten [1845: steilsten] Höhen
Durch Traubenhügel sanft hinan.
[1845: Zum Weisheitstempel hoch hinan.]


Mit der Kennzeichnung Köpken in einer andern Version in:
Tisch- und Trinklieder der Deutschen. Zweyter Theil. Wien 1811, 44:
Gesänge für Freymaurer im Auftrage der Loge Apollo besorgt von H. A. Kerndörffer. Leipzig 1814, 140-141
Polymnia. Dritter Theil. Brünn 1821, 125 bringt nur die beiden letzten Strophen und kennzeichnet sie mit:
H. P. Sturz.


Das Leben, Brüder, ist nur Reise;
Die Heymath das verschwiegne Grab.
Der Thor murrt unterwegs, der Weise
Geht froh an seinem Wanderstab.

Beglückt, wer sich der Reise freuet,
Nicht träge schleicht, nicht ängstlich eilt;
Beglückter, wem ein Freund sich weihet,
Der Freud' und Last des Weges theilt.

Zu frohen Wanderern gesellet
Mit seinem Schlauch sich Bacchus gern;
[1814: Sich treue Freundesliebe gern;]
Und wenn kein Stern die Nacht erhellet,
Sein Wein [1814: Ihr Blick] glänzt heller, als ein Stern.

Laßt uns mit ihm [1814: ihr] durch's Leben gehen;
Er [1814: Sie] stärkt uns auf der schroffsten Bahn,
Und leitet uns des [1814: den] Ausgangs Höhen
Durch Rebenschatten [1814: Blumenwege,] sanft hinan.

72. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 289.


Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 38-39
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 198-199
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der Loge: Eleusis zur Verschwiegenheit in Baireuth. 1823, 17-18
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin. 1832, 240-241,
1857 und 1969, 376-377, mit der Angabe: :Comp v. J. Haydn.


Das Leben ist kein Traum.
Zufriedenheit und Ruh umschweben
den Forschergeist,
dem, o Natur!
dein Zauber nur
die Pfade weist
zum Ziel, nach dem wir Maurer streben:
und so, ihr Brüder, ist dies Leben
für Weise nie ein Traum.

2. Das Leben ist kein Traum.
Wir bauen hier der Tugend Tempel,
wenn Maurerlicht
im Morgenglanz
den Sternenkranz
der Nacht durchbricht.
Er glänzt der Menschheit zum Exempel,
und auf ihm ruht der Wahrheit Stempel
das Leben ist kein Traum.

3. Das Leben ist kein Traum.
Unsterblichkeit strahlt uns entgegen
vom Himmelsthron.
Des Lebens Müh
versüßet sie
durch Hoffnung schon,
denn Weisheit führt auf Blumenwegen,
uns ihrer Ewigkeit entgegen,
und Leben ist kein Traum.



74. Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 14.


Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 40-41


Dein Gesetz, o Mensch! ist Liebe;
weiche nie von dieser Pflicht!
Gott verband mit diesem Triebe
deines Wohlseyns Vollgewicht.

2. Such' im Wohlthun dein Vergnügen!
Liebe fängt mit Wohlthun an;
Wohlthun kann auch die besiegen,
die sonst nichts gewinnen kann.

3. O wie göttlich! wer des Guten
viel zu thun sich stets bestrebt,
Freude schafft, wo Herzen bluten,
wohlzuthun, für alles lebt.

4. Trübte mancher nicht die Quelle
dieser innern Seligkeit:
o! sie flösse rein und helle
selbst in Westens Dunkelheit.

5. Wenn das Blendwerk einst verschwindet,
das der Thor so hoch verehrt;
dann erfähret, dann empfindet
jeder seiner Thaten Werth.

6. Eignes Wohlseyn zu genießen,
und für andrer Wohl zu glühn,
heißt: die Lebenszeit versüßen,
ist das edelste Bemühn!


78. Mel. Uebt immer Treu und Redlichkeit etc.


Auch in:
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 50 (nur die Strophen 2, 3, 8, 10, 13)
Gesänge für Freymaurer im Auftrage der Loge Apollo besorgt von H. A. Kerndörffer. Leipzig 1814, 57-58 (ohne die 4., 6., 7. 9., 11.-14. Strophe),
Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 26 (nur die Strophen
23, 3, 8, 10, 13),
unter dem Titel: Des Fürsten
Gesänge für Brüder Freimaurer. Gedruckt unter Leitung eines Mitgliedes der St. Johannis-Loge Julia Carolina zu den drei Helmen in Helmstedt 1845, 9-10 (nur die Strophen 2, 3, 8, 10, 13),
 unter dem Titel: Fürst, Vaterland, Protector


Dem Lande Heil, auf dessen Thron
ein weiser König sitzt,
der des Verdienstes hohen Lohn,
der Unschuld Rechte schützt.

2. Dem Fürsten Heil, in dessen Staat
stets Fried' und Eintracht blüht;
in dessen Brust der Weisen Rath,
und Tugendeifer glüht.

3. Der Fürstinn Heil, die seinen Pfad
mit Rosen ihm bestreut,
und die durch manche edle That
den Unterthan erfreut.

4. Uns Brüdern Heil, denn voll Vertraun
kann hier der Maurer nun
der Tugend sichre Tempel baun,
und große Thaten thun.

5. Uns Brennen [1814: Brüdern] ward dies Erdenglück,
dies schöne Loos zu Theil;
drum rufen wir mit frohem Blick:
Ihm, unserm König, Heil!

6. Am Tage, welcher ihn gebar
den Fürsten, unsre Lust.
Ihm flammt der Liebe Hochaltar
in jedes Maurers Brust.

7. Wir feiern ihn mit Festgesang
im maurerischen Chor,
und jubelnd steigt heut unser Dank
zur Gottheit Thron empor.

8. Erhalte, Weltregierer, ihn
uns und dem Vaterland;
laß Blumen seinem Pfad entblühn,
führ' ihn an deiner Hand!

9. Des Friedens Oelzweig sprießet hier
zum schönsten Baum empor,
und unsers Königs Ruhmbegier
zieht ihn dem Lorbeer vor.

10. Er gründet seiner Völker Glück,
die ihre Lieb' ihm weihn,
und lange wird sein Vaterblick
der Fürsten Vorbild seyn.

11. Wenn überall um uns herum
der Zwietracht Horden ziehn:
so blüht hier ein Elysium,
gepflanzt, geschützt durch ihn.

12. Und lange, lange wandl' er hier
im steten Sonnenschein!
Auf, Brüder, Maurer, sollten wir
nicht gern ihm alles seyn?

13. Drum schwöret heute Hand in Hand
am Tag', der ihn uns gab,
ihm Liebe, Treu' dem Vaterland,
hin über Tod und Grab.

14. Oft kehr' in unsern Hallen hier
dies schöne Fest zurück;
und Enkel feiern noch, wie wir,
an ihm ihr höchstes Glück!


79. Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 16.

In:
Hrn. Prof. Gellerts geistliche Oden und Lieder, in Music gesezt von Johannes Schmidlin, Pfarrer zu Wetzikon. Zürich 1761, 154-157,
unter dem Titel: Beständige Erinnerung des Todes
C. F. Gellerts sämmtliche Schriften. Erster Theil, Neue verbesserte Auflage. Leipzig 1775, 113-115,
Geistliche Oden und Lieder von C. F. Gellert. Leipzig 1830, 19-22,
finden sich die Strophen 6 und 7 sowie 9 für die Strophen 1, 2, und 4)
desgleichen in:
Neues Bremisches Psalm- und Gesangbuch. 1767, 313 (nur 6 und 7 für 1 und 2),
Neuvermehrtes Gesangbuch für die Rostockschen Gemeinden. 1778, 601,

Auch in:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 39-40
Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 193-194,
Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. Hamburg 1823, 245-246
Gesänge für Brüder Freimaurer. Gedruckt unter Leitung eines Mitgliedes der St. Johannis-Loge Julia Carolina zu den drei Helmen in Helmstedt 1845, 67-68,
Gesänge für die Loge Amalia. Weimar 1851, 190-191,
mit der Angabe: Vierstimmig componirt von Kelz


Das Lied wurde auch von Carl Philipp Emanuel Bach (Wq 194/51 oder 52) vertont.


Denk an den Tod bei frohen Tagen!
Kann deine Lust sein Bild ertragen,
so ist sie rein und unschuldsvoll.
Denk oft, die Freuden zu versüßen:
welch Glück werd' ich erst dort genießen,
wo ich einst ewig leben soll!

2. Denk an den Tod, wenn deinem Leben
das fehlt, wornach die Thoren streben;
kein Mensch lebt hier, um reich zu seyn!
Sorgt er, daß er getheilet sterbe,
dann ist ein unvergänglich Erbe,
dann ist des Himmels Reichthum sein.

3. Denk an den Tod, wenn eitle Triebe,
die nicht bestehn mit Gottes Liebe,
dich reizen, und ersticke sie!
Denk: ich kann ja noch heute sterben,
und könnt' ich auch die Welt erwerben,
ein frohes Herz gewährt sie nie.

4. Denk an den Tod, wenn freche Rotten
des Lichtes und der Wahrheit spotten,
und lasterstolz ihr Haupt erhöhn!
Gott, der sie kennet, trägt die Frechen;
doch jeden strafet sein Verbrechen,
nur Tugend wird vor Gott bestehn.

5. Denk an den Tod, um froh zu leben!
nichts kann dir Trost im Sterben geben,
als weislich angewandte Zeit.
Such' als ein Pilger dieser Erden,
an guten Thaten reich zu werden,
zur Aussaat für die Ewigkeit!


85. Mel. S. Böheims Auswahl, etc. Th. 2. S. 38.


Zuerst in:
Jahrbücher der preußischen Monarchie. Jahrgang 1798, Zweiter Band, 340-341,
unter dem Titel:
Hoch lebe König Friedrich Wilhelm der Dritte!
(Hier stimmt das Chor, unter Begleitung der Instrumente, folgendes Volkslied an.
Text vom Herrn Prorektor Seidel; Musik vom Herrn Kapellmeister Reichardt.)

Auch in:
Gesänge für Freymaurer im Auftrage der Loge Apollo besorgt von H. A. Kerndörffer. Leipzig 1814, 59-60 (stark verändert, und ohne die 4.-7. Strophe, dafür mit zwei neuen Strophen am Schluss)
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen, 1817, 18-19 (eine andere Version, 20-21, siehe weiter unten)


Der König leb'! Im Jubelton
erschall es weit umher!
Wo ist ein König auf dem Thron
so brav, so gut, wie er?

[1814:
Ertöne festlich Weihgesang,
Für unsers Königs Wohl!
Bringt Ihm, dem Herrscher, heißen Dank,
Und schenkt die Gläser voll!]

2. Voll hohen Muths, und im Gefühl
der königlichen Pflicht,
geht er den steilen Pfad zum Ziel,
und wankt und strauchelt nicht.

[1798 zusätzliche Strophe:
Ihm ist Gerechtigkeit mehr werth,
Als Kron‘ und Diadem.
Wem, der partheilos sie begehrt,
Verweigert er sie? Wem?]

3. Mit Vaterliebe dringt sein Blick
selbst bis zur Hütte hin,
und schafft Erleicht‘rung neues Glück,
und frohen heitern Sinn.
[1814: Gerecht zu seyn, ist nur sein Ruhm,
Sein Stolz, der Menschheit Glück.]

[1798 zwei zusätzliche Strophen:
Er leb‘! – Aus unser’m Vaterland‘
Ist nied’re Sklaverey,
Im Denken und im Thun, verbannt.
Wer gut ist, ist auch frey.

Vor ihm entweicht der Schmeichler Heer,
Vor ihm, wer Ränke übt.
Sein sich’rer Liebling ist nur der, --
Der off’ne Wahrheit liebt.]


4. Er sorget, daß an Tugend groß
ein neu Geschlecht entsteh',
und unter ihm, welch selig Loos!
das gold'ne Alter seh;

5. Daß Häuslichkeit und stille Lust
in seinem Reiche wohnt,
so rein, wie sie in seiner Brust,
für uns ein Beispiel, thront.

6. Gewerb' und Kunst und Wissenschaft,
sie keimen, blühen schon:
Er nähret sie mit neuer Kraft,
mit ehrenvollem Lohn.

7. Mit ihm sey, die er sich erwählt [1798: gewählt],
die Königinn, beglückt!
Sie, die mit Muth ihn neu beseelt,
uns mit ihm so entzückt.

8. Er leb' 1798: [lebt] in seinem Thatenlauf,
uns leb' er lang' und schön!
ihm, Sonne, gehe [1798, 1814: steige] freundlich auf;
sei hold im Untergehn.

Chor.
9. Er leb! Er leb! Im Jubelten
erschall' es weit umher!
Wo ist ein König auf dem Thron
so brav, so gut, wie er?

[1814:
Erhöre großer Meister, heut
Der Brüder heißes Flehen;
Laß Ihn, des Huld uns hoch erfreut,
Die ferne Zukunft sehn.

O töne festlich Weihgesang
Für unsers Königs Wohl!
Bringt ihm als Maurer heißen Dank,
Und schenkt die Gläser voll.]


Eine noch stärker veränderte Version in:
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen, 1817, 20-21
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 18-19,
in der II. Abtheilung: Zu Ehren des Königs;
mit der Angabe: Liebrecht,
1857 und 1896, 24-25.
mit den Angaben: Ged. v. Liebrecht. – Comp. v. H. Stürmer.

Vgl. diese Version weiter unten unter der Nr. 150.

Ertöne festlich Weihgesang,
Für Friedrich Wilhelms Wohl!
Bringt Ihm, dem Herrscher, heißen Dank,
Und schenkt die Gläser voll.
 Mit Vaterlieb‘ im Blick,
Schützt er des Ordens Heiligthum;
Gerecht zu seyn das ist sein Ruhm,
Sein Stolz, der Menschheit Glück.

Ja! Herrscher, unser Maurerglück
Wird schön durch dich erhöht;
Dank singen wir der Huld zurück,
Durch die der Bau besteht.
Dein Vaterarm erhält
Das große Werk, das uns gelingt,
Das Seligkeit dem mauer bringt
Und Segen für die Welt.

Erhöre, großer Meister, heut‘
Des wahren Maurers Flehn;
Laß Ihn, dess‘ Huld uns hoch erfreut,
Die fernste Zukunft sehn.
Zum Opfer bringen wir
Auf unsers Bundes Hochaltar
Ihm willig unsre Herzen dar,
Ihm, seines Volkes Zier.

Ertöne festlich, Weihgesang,
Für Friedrich Wilhelms Wohl!
Bringt ihm als Maurer heißen Dank
Und schenkt die Gläser voll.
Des Maurers Kindeskind
Verkünd' in diesem Heiligthum‘
Einst seiner Herrschertugend Ruhm,
Wovon wir Zeugen sind.

94. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 116.


Zuerst in:
Fidibus. Sechstes Bündel. Leipzig 1769, 212-214,
Musikalische Nachrichten und Anmerkungen auf das Jahr 1770. Leipzig 1770, 140-141 (mit Melodie vom Herrn C. G. Tag)
unter dem Titel: Der Wunsch des Weisen

Auch in:
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen, 1817, 167-168
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 151-152,
mit der Angabe: Ew. v. Kleist


Der Weise, Freund, was bittet der vom Himmel?
Nicht Kron und Scepter, nicht des Hofs Getümmel!
er überläßt den Reichthum ferner Mohren
verwegnen Thoren,
die nicht die Fluthen, nicht die Stürme scheuen,
sich kühn auf Brettern durch die See zerstreuen,
und ihre Wünsche nur in Peru's Schlünden
vergraben finden.

2. Laß, Vorsicht! mich mit ruhigem Gewissen
ein mäßig Glück, das du mir giebst, genießen;
nichts soll die Brust sich, als es zu verdienen,
zu flehn erkühnen.
Ein einz'ger Wunsch für meine künft'gen Jahre
sey der: bewahre meine grauen Haare,
bewahre mich an meines Grabes Rande
vor Spott und Schande.

3. Dies wünscht der Weise, der Monarch der Erden!
auf, Freund, laß uns, laß uns ihm ähnlich werden.
Wir wollen nicht die Ruhe, Gold zu haben,
in Schutt vergraben.
Reich sind wir, reich, wenn wir das Glück erlangen,
im Silberhaare noch geehrt zu prangen;
dann noch vielleicht in jugendlichen Schwingen
ein Lied zu singen.


99. Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th. 2. S. 162.


Zuerst in:
Jahrbuch der Freude für 1797, Leipzig , 20-21,
unter dem Titel: Trinklied

Auch in:
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen, 1817, 178-179,
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 154-155,
1857 und 1869, 277-278,
mit der Angabe: Comp. v. Pleyel.


Des Menschen süßester Beruf
ist Fröhlichkeit und Freude;
als Gott die ersten Menschen schuf,
schuf er zwei frohe Leute.
Sie waren gut, sie waren rein,
drum konnten sie sich stets erfreun.

Chor.
Wir wollen gut auch seyn.

2. Doch, leider! blieb's nicht immer so,
die Menschen wurden schlimmer;
da drosch man nichts, als leeres Stroh
bei falscher Freuden Schimmer;
statt brüderlich sich zu erfreun,
schuf man einander Schmerz und Pein.

Chor.
Wir wollen besser seyn.

3. D'ran waren nur die Menschen Schuld
mit ihrem Stolz und Neide;
denn Gott verlieh mit gleicher Huld
noch Stoff genug zur Freude;
ließ nach wie vor noch Brot und Wein
und alles Gute wohl gedeihn.

Chor.
Wir wollen deß uns freun.

4. Ja, laßt vereint durchs süße Band
der Liebe, mit den Andern
als Brüder, traulich Hand in Hand,
uns durch das Leben wandern!
Uns soll nicht Stolz und Neid entzwein,
harmonisch wollen wir uns freun.

Cbor.
Wir wollen Brüder seyn.

5. Stoßt an! Der ersten Menschen Bund
soll sich bei uns erneuen!
und thut es allen Menschen kund,
daß sie , mit uns sich freuen;
dann werden Freuden sanft und rein
die Welt zum Paradies ernenn;

Chor.
Und alle glücklich seyn.