Spanien: Unterschied zwischen den Versionen
K |
|||
Zeile 73: | Zeile 73: | ||
==Links== | ==Links== | ||
− | *[http://www. | + | *[http://www.gle.org/ Grossloge von Spanien] |
+ | *[http://www.gle-crd.org/ Grossloge von Spanien: Centro de Recursos Digitales] | ||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== |
Version vom 12. Oktober 2013, 07:11 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Spanien
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
Die früheste kontinentale Loge
Die allererste in den Registern der Großloge von England (unter der Nr. 50) verzeichnete Loge außerhalb der britischen Inseln wurde am 5. Februar 1728 vom Herzog von Wharton, damals in spanischen Diensten, in Madrid installiert und im folgenden Jahr vom englischen Großmeister Lord Coloraine mit einem Patent beteilt. Sie führte den Namen "Madritense". 1739 gab es bereits einen Provinzial-Großmeister von Andalusien (Captain J. Commerford), ein Jahr später - unter Philipp V. - wurden Mitglieder einer Madrider Loge an ihrer Kultstätte aufgegriffen und in die Kerker der Inquisition geworfen. Unter Ferdinand VI. setzte diese ein Dekret durch, das alle Freimaurer als Hochverräter des Landes verwies. Dennoch bildeten sich Logen in Barcelona, Bilbao, Valladolid, Murcia, Salamenca, Oviedo usw.
1751, nach dem Erscheinen der antifreimaurerischen Bulle Providas des Papstes Benedikt XIV., ließ sich der Franziskaner Fra José Torrubia, Zensor und Revisor der Inquisition in Madrid, um die Freimaurerei wirksamer bekämpfen zu können, unter falschem Vorwand in eine Loge aufnehmen, nachdem er zuvor vom päpstlichen Pönitentarius feierlich von dem abzulegenden Gelöbnis der Verschwiegenheit entbunden worden war. In einer maßlos heftigen Anklageschrift bezeichnete er die Freimaurer als Sodomiten und Zauberer, Ketzer und Atheisten, als für den Staat höchst gefährliche Aufrührer, die zur "größeren Verherrlichung des Glaubens und Stärkung der Gläubigen in einem erbaulichen Autodafé verbrannt" werden sollten. Ein neues königliches Edikt war die Folge.
Die erste Großloge
Erst unter dem freier gesinnten Karl III. (1759-1788) konnte 1767 die spanische Provinzial-Großloge der Großloge von England aufgestellt werden, die sich 1780 selbständig machte und sich als Grande Oriente konstituierte. Großmeister war der aufgeklärte Minister und Bekämpfer der Übermacht der Inquisition, Graf Aranda, Sitz der Palast der Herzöge von Hijar. Unter der Führung von Aranda gedieh der Großorient vortrefflich. Als aber nach dem Tode des Königs unter seinem Nachfolger wieder ein reaktionärer Ministerpräsident ans Ruder kam, Godoy, verbannte dieser Aranda und vertrieb zu Beginn der neunziger Jahre die nun vom Grafen von Montijo geführten Freimaurer aufs neue. Der Einmarsch der Franzosen 1807 machte dann das Arbeiten wieder möglich. Eine Anzahl von Logen entstand in der Folgezeit. Zunächst wurden solche von französicher Seite gegründet. Die erste, die französiche Bauhütte "Santa Julia", etablierte sich im Palast der Inquisition.
Ende 1809 gab es unter dem am 3. November d. J. gestifteten Großorient von Spanien (unter der Oberhoheit des Großorients von Frankreich) Logen in Jaén, Salamanca usw. Auch der A. u. A. Schottische Ritus, 1804 vom Grafen Grasse-Tilly durch Einsetzung des Obersten Rates von Frankreich von Amerika nach Europa verpflanzt, hielt seinen Einzug. Der europäische Pionier dieses Ritus selbst setzte 1811 in Madrid den Obersten Rat von Spanien ein, nachdem schon vorher von anderer Seite Schritte in der gleichen Richtung getan worden waren.
An der Spitze standen nacheinander prominente Männer: der Minister des Königs Joseph Bonaparte, D. Miguel José de Anzanza, dann D. Augustin Argüelles u.a. Den Logen strömten zahlreiche freiheitliche Elemente zu. Von den Männern, die in der Folge berühmt wurden, u.a. die freiheitlich gesinnten Generale Ballesteros und Alava. Zahlreiche Freimaurer gehörten der Cortes von Cadiz an, die die berühmte Konstitutuion von 1812 schuf.
Verfolgungen
Napoleons Sturz bedeutete eine neue Ära der Verfolgungen. Der absolutistische Ferdinand VII. machte, 1814 zurückgekehrt, der freimaurerischen Arbeit wieder ein Ende. Eine Reihe hervorragender Männer, darunter Alavar, mußten ihre Treue zum Bund mit Folterqualen und Einkerkerung büßen. Freimaurer, die nie politisch hervorgetreten waren, wurden, nur weil sie einer Loge angehörten, der Tortur unterworfen. Die grausame Bedrückung trieb die Freimaurer immer mehr in die Reihen der für eine moderne Verfassung Kämpfenden, ließ sie Führer der Liberalen, Pioniere des freien Denkens werden. So war der Führer des Aufstandes von 1820, der Oberst, später General Rafael del Riego y Nuñez, Großmeister des 1817 zu neuer Tätigkeit erstandenen Großorients.
Aber der Freiheitstraum war bald ausgeträumt. Trotzdem 1823 nach der Hinrichtung Riegos der Infant Francisco de Paula de Borbón Großmeister wurde, verschärfte Ferdinand VII. im folgenden Jahre die antifreimaurerischen Maßnahmen. Er machte dafür die führende Teilnahme von Freimaurern an der Revolution geltend. Meldezwang wurde eingeführt. Freimaurer, die nicht binnen 30 Tagen ihre Zugehörigkeit anzeigten, sollten ohne Verfahren binnen 24 Stunden exekutiert werden. In Granada wurden zehn Freimaurer, hauptsächlich Offiziere, enthauptet. Auch in den folgenden Jahren beförderte man Bürger zum Tode, die "sich der Freimaurerei schuldig gemacht und das nicht selbst angegeben hatten", 1828 den Marquis Labrillana und den Hauptmann Alvarez de Sottomayor, 1829, den Oberleutnant Galvez in Barcelona. Dem Freimaurer Antonio Caro, der, den Kopf schon in der Schlinge, den Ruf ausstieß: "Es lebe die Freimaurerei!" wurde nach der Hinrichtung die rechte Hand abgehauen.
Nach dem Tode Ferdinands (1833) wagte man wieder zu arbeiten, während des Bürgerkriegs ohne leitende Behörde. Die neuen Logen wurden einige Zeit geduldet, 1846 bildete sich ein neuer Großorient ("Hesperico" oder "Espagnol") mit zwölf Metropolitanlogen. 1852 nahm abermals eine Ära der Verfolgung ihren Anfang, zunächst in Gison. 1853 wurden die Mitglieder einer Loge in Gracia nach Barcelona gebracht und dort zu Kerkerhaft verurteilt. Von 1854-1856 (Regierung des Generals Baldomero Espartero) trat eine Atempause ein, vom Juli 1856 an mußten die Logen neuerdings darauf verzichten, Beziehungen zueinander zu unterhalten.
Die Revolution von 1868 machte 1870 den Herzog Amadeo von Savoyen - er war selbst Freimaurer - den zweiten Sohn des italienischen Königs Victor Emanuel, zum spanischen Herrscher. Das freimaurerische Leben erwachte wieder. Es kam vollends zur Blüte, als drei Jahre später die Republik ausgerufen wurde. Mehrere Großbehörden erstanden in neuer Gestalt, u.a. 1869 der "Nationale Großorient" (Großmeister Ramon Maria Caltrava) und der demokratischere "Großorient von Spanien" (Großmeister zuerst Carlos Mañan, später der Staatsmann Ruiz Zorilla); auch von Portugal aus wurde gegründet. Die Entwicklung war aber infolge mancher Gegensätze interner Natur auch jetzt schwankend. Es kam seit 1875 zu Schismen, Verschmelzungen, Neugründungen, Wiedervereinigungen. Bisweilen waren drei Großkörperschaften nebeneinander tätig, die alle auf die Bezeichnung "Großorient" Anspruch erhoben.
An Mahnungen zur Einigung der spanischen Maurerei fehlte es aber nie. Sie schlug in den achtziger Jahren kräftig durch. Aus dieser Zeit stammen die beiden symbolischen Großbehörden, die heute [Anm.d.Red. 1932] die spanische Maurerei verkörpern. Unter dem lusitanischen Großorient (Portugal) entstand 1881 eine "Unabhängige Symbolische Großloge" in Sevilla, 1885 die "Regional-Großloge für Katalonien und die Balearischen Inseln" (Regional Catalano-Balear), geführt von Rosendo Arus, von 1886 an unabhängig, während 1889 der Großorient von Spanien (Großmeister Dr. Miguel Morayta) sich konstituierte. Die beiden letzteren Körperschaften schlossen im März 1914 ein Konkordat, das in der Folgezeit der Regional-Großloge die Autonomie für das in ihrem Titel bezeichnete Gebiet beließ, während der Großorient als Spitzenorganisation die ausschließliche Befugnis erhielt, die dieserart vereinte spanische Freimaurerei nach außen zu vertreten.
Zwischen 1889 und 1910 lag wieder eine Reihe von Jahren der Verfolgung. Besonders heftig war das Kesseltreiben in den neunziger Jahren, als man den Freimaurern die revolutionären Vorgänge auf Kuba und den Philippinen anlastete, die zur Kriegserklärung der Vereinigten Staaten an Spanien führten. Man beschlagnahmte Archive, verhaftete Führer. In Manila wurde am 30. Dezember 1896 der Freimaurer Rizal, der heutige Nationalheros der Philippinen, wegen angeblicher Teilnahme am Aufstand füsiliert. Im Jänner 1897 wurden am gleichen Platz zehn weitere Freimaurer hingerichtet, deren einziges Verbrechen ihre Logentätigkeit war. Beim Justizmord an dem revolutionären Pädagogen Francisco Ferrer 1909 spielte dessen Zugehörigkeit zur Freimaurerei ebenfalls eine wichtige Rolle.
Damit war die Leidensgeschichte der spanischen Freimaurerei noch keineswegs zu Ende. Sie wurde nie von den staatlichen Autoritäten wie andere Organisationen anerkannt, sondern immer nur geduldet. Wann immer zur Zeit der Diktatur von Primo de Rivera gegen freiheitliche Gesinnung vorgegangen wurde, drang die Polizei auch in Freimaurertempel ein und verhaftete prominente Brüder. Als im November 1927 Primo de Rivera in einer Note an die Zeitung von "Freimaurern, Kommunisten und Geschäftspolitikern" sprach, antwortete ihm der Großmeister Francisco Esteva mit einem mutigen, energischen Schreiben, in dem er die glühende Vaterlandsliebe der spanischen Freimaurer betonte, aber auch deren übernationale pazifistische Ideologie unterstrich. 1929 lud die Großloge von Spanien anläßlich der Weltausstellung in Barcelona zu einem ibero-amerikanischen Freimaurerkongreß ein. Am Tage, da dieser beginnen sollte, wurde er ohne nähere Begründung vom Präfekten von Barcelona verboten.
Trotz aller dieser Schikanen und Schwierigkeiten blieb die spanische Freimaurerei sehr rege. 1920 kündigte die Regional-Großloge Catalano-Balear den Pakt mit dem Großorient (wegen Logengründung in Barcelona seitens der letzteren) und konstituierte sich 1921 als selbständige Gran Logia Espagnola, wobei sie gleichzeitig ihre Jusirdiktion über ganz Spanien erstreckte. Der Großorient hingegen gliederte seine Organisation 1922 in eine Reihe von Regional-Großlogen, zusammengefaßt in eine Consejo Federal Simbólico in Sevilla.
Die Republik Spanien
1930 zählte die Großloge 52 Logen mit rund 1800 Mitgliedern (Adresse [Anm.d.Red.: 1932]: Gran Secretario, Ateneo Humanidad, Mendizabal 25, Barcelona). Der Großorient, ebenso wie die Großloge Mitglied der A. M. I., hatte in diesem Zeitraum 79 Logen, 26 Kränzchen und 2500 Mitglieder. Von seinen sieben Regional-Großlogen arbeitet eine in Marokko, eine in Argentinien. Die Proklamation der spanischen Republik am 14. April 1931 machte es dem Grande Oriente möglich, am 5. Juli d. J. den Beschluß zu fassen, seinen Sitz von Sevilla wieder nach Madrid zu verlegen (Adresse [Anm.d.Red.: 1932]: Sr. D. Aselo, Plaza, Calle Principe 12). Die Großmeisterschaft übernahm der Verkehrsminister Diego Martinez Barrio.
In Madrid hat auch der Oberste Rat des A. u. A. Schottischen Ritus seinen Sitz.
Die freimaurerische Presse nennt die neue spanische Republik gerne "Freimaurer-Republik". Es ist aber nicht richtig, wenn damit gesagt werden soll, daß die spanische Freimaurerei nun das Land regiere. Gewiß: der Hauptmann Fermin Galan, der Märtyrer von Jaca, der sich für den republikanischen Gedanken opferte, war Freimaurer. Auch in der republikanischen Regierung sitzen Mitglieder des Bundes. Aber damit ist eine entscheidende Einflußnahme der Freimaurerei als solcher auf die Tagesgeschehnisse durchaus nicht gegeben. Diese hat auch, im Gegensatz zu Alarmmeldungen, nicht das geringste mit dem Kloster- und Kirchensturm zu tun gehabt, der, das Werk fanatisierter, von Extremisten übel beratener Außenseiter, einige Tage lang das Bild der republikanischen Entwicklung trübte.
Der Großorient sprach am 10. Mai in einem "Gruß an die Republik" seine Freude über die Neugestaltung, die Errichtung eines Regimes aus, "das der Ausdruck des Willens der Nation ist". Gleichzeitig wurde aber betont, daß die Freimaurerei sich frei von allen Parteitendenzen wisse, daß sie lehre, sich für die großen Ideale zu opfern. In der Ritterlichkeit und Toleranz, die im allgemeinen die Bewegung kennzeichnete, erblickte der Großorient den deutlichsten Einfluß freimaurerischer Erziehungsarbeit.