Vereinigte Staaten von Amerika (USA): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 26. Mai 2014, 14:35 Uhr

Die Entwicklung der Freimaurerei bis 1932

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner 1932

Anmerkung der Redaktion: Im folgenden Artikel werden einige Ausdrücke gebraucht, die heute nicht mehr adäquat sind. Wie bei der Wiedergabe historischer Texte üblich haben wir sie nicht ausgetauscht.


Allgemeines

Die USA haben, absolut und relativ betrachtet, die weitaus stärkste Freimaurerei der Welt; sie zählt über 3.300.000 Freimaurer. Das maurerische Leben begann bald nach der Gründung der ersten Londoner Großloge. Die erste Loge entstand wohl in Philadelphia. 1730 erhielt bereits der Colonel Daniel Cox vom englischen Großmeister, dem Herzog von Norfolk, ein Patent als Provinzial-Großmeister für New York, New Jersey und Pennsylvanien. 1733 entstand unter Henry Price eine weitere Provinzial-Großloge von Neu-England in Boston (Massachusetts). Im folgenden Jahr brachte Benjamin Franklin in Philadelphia als erstes freimaurerisches Buch jenseits des Ozeans die erste amerikanische Ausgabe der Anderson´schen Konstitution heraus. Im gleichen Jahr wurde er Provinzial Großmeister. Sehr rasch breiteten sich in den Kolonien und Neu-England-Staaten Logen aus. Als es im Mutterlande der Freimaurerei zur Gründung der zweiten Großloge kam wirkte sich die Teilung in "Antients" und "Moderns" auch in Amerika aus. Auch die Großloge von Schottland erteilte bald Patente.

Die erste Großloge

1769 vereinigte sich die von ihr ins Leben gerufene St. Andrews Lodge in Boston mit mehreren englischen Militärlogen der Antients zur Großloge von Massachusetts. Großmeister für Boston, Neu-England und einen Umkreis von hundert Meilen wurde Joseph Warren, der später als Führer im Unabhängigkeitskrieg in der Schlacht von Bunker Hill sein Leben für die Sache der Freiheit ließ. 1773 erhielt Warren vom schottischen Großmeister den Titel eines Großmeisters für den amerikanischen Kontinent. Die Scheidung nach den beiden englischen Systemen wurde — wenn auch nicht ausgesprochen und nicht überall durchgeführt — zu einer Scheidung nach der Gesinnung. In den Logen der "Moderns", deren Stuhlmeister die königlichen Gouverneure, die hohen Offiziere und Beamten waren, saßen hauptsächlich die Tories, unter den "Antients" dagegen waren die meisten der für Unabhängigkeit von England Eintretenden. Als die Gegensätze sich immer mehr zuspitzten, war aber die Freimaurerei die einzige Institution, in der die Führer der verschiedenen Kolonien sich auf gemeinsamem Boden treffen konnten. Die Logen wurden so, ohne dass ihre Arbeiten selbst zu politischen Beratungen dienten, zu Keimzellen der Vereinigten Staaten. Die geistigen Häupter der Freimaurerei standen zu einem Großteil im Lager der Unabhängigkeit.

Der Unabhängigkeitskampf

In der "Green Dragon"-Taverne in Boston, die vielfach als Hauptquartier des Befreiungskampfes bezeichnet worden ist, hatte die St. Andrew Lodge ihre Wirkungsstätte. Von den vielen Freimaurern, deren Name im amerikanischen Befreiungskrieg hellen Klang erhielt, seien genannt:

George Washington: Erster Präsident der neu gegründeten Vereinigten Staaten von 1789 bis 1797 und Freimaurer.

George Washington, James Otis (der als erster vor Gericht die Menschenrechte verkündete), Samuel Nord Adams, Alexander Hamilton (der den Grundriss der Vereinigten Staaten entwarf), Patrick Henry (der "Redner der Revolution"), Richter John Marshall, James Monroe (der spätere Präsident der USA), die Generale Nathaniel Greene Lee, Marion Sullivan, Lord Stirling, Putnam Baron Steuben, de Kalb, Lafayette, Montgomery, Jackson, Gist, Knox, Wooster, Ethan Allan... Freimaurer war auch Paul Revere, später Großmeister von Massachusetts, der auf dem so berühmt gewordenen (von Longfellow besungenen) Nachtritt von Charlestown nach Lexington die Patrioten alarmierte. Während des ganzen Befreiungskrieges waren auf beiden Seiten Feldlogen tätig. Deren berühmteste wurde die "American Union Nr. 1". In ihr wurde der dann allerdings nicht verwirklichte Plan geboren, alle amerikanischen Freimaurer unter Washington als General-Großmeister zu vereinigen.

Als nach dem Siege Washington als erster Präsident der Vereinigten Staaten eingesetzt wurde, nahm ihm der Großkanzler der Großloge von New York, der Staatskanzler Robert R. Livingston, den Eid auf die Bibel der New Yorker St. John's Lodge Nr. 1 ab. Als Marschall fungierte General Jacob Morton, Meister dieser Loge. Als am 18. September 1793 der Grundstein zum Kapitol in Washington gelegt wurde erschien der Präsident in maurerischer Bekleidung und nahm den feierlichen Akt nach maurerischem Ritus vor. 1777, nach der Räumung Bostons durch die Engländer, hatten sich die dortigen Antients zur ersten unabhängigen Großloge von Massachusetts erklärt. Dem Beispiel waren die übrigen Staaten gefolgt (so New York 1781). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden zahlreiche weitere neue Großlogen, die sich bald großer Blüte erfreuten. Das machte sich auch im öffentlichen Leben geltend, zum Beispiel in New York, wo die Großloge sehr viel zur Hebung des Schulwesens beitrug.

Die Morgan-Affäre

Das Morgan-Buch 1827: Das geheimnisvolle Verschwinden des Autors löste eine Welle der Freimaurerfeindschaft aus, die bis gegen Mitte des Jahrhunderts anhielt.

Ein Rückschlag trat durch die Morgan-Affäre ein, wobei es sich um die angebliche Ermordung eines Freimaurergegners namens William Morgan durch Freimaurer handelte. Die maßlos heftige Kampagne gegen die Freimaurerei hatte starke Mitgliederverluste und Einschläferungen zahlreicher Logen zur Folge. Die Großloge von New York, die 1827 zweihundertsiebenundzwanzig Logen zählte, hatte 1835 deren nur noch 41. Ende der dreißiger Jahre setzte aber die Aufwärtsbewegung wieder ein und nahm bisweilen stürmische Formen an. Ein dichtes Netz von Logen überzog die Staaten; die Pioniere, die das Land erschlossen, errichteten überall Bauhütten. Wo ein Territorium zum Staat wurde, war bald auch eine Großloge da. Diese Entwicklung wurde auch durch den Bürgerkrieg nicht unterbrochen. Besonders stark wurde dann der Aufschwung nach dem Weltkrieg.

Der heutige Stand (1932)

1930 gab es nach der Statistik von Ossian Lang in den Vereinigten Staaten 49 Großlogen (mit den Besitzungen 51) mit 16.515 Logen und 3,300.708 Mitgliedern, d. h. rund 80% der Weltfreimaurerei. Die stärkste Großloge ist die von New York (1931: 1023 Logen und rund 346.000 Mitglieder). Elf Großlogen haben jeweils mehr als 100.000 Mitglieder. Der Durchschnitt aller Großlogen beträgt 67.260. Im Verlaufe von 40 Jahren sind 5600 Logen und zweieinhalb Millionen Mitglieder zugewachsen.

Auf eine Million Bevölkerung kommen 25.815 Maurer des Meistergrades, in den Staaten Maine und Vermont sogar fast 55.000. Diesen Großen Zahlen gemäß sind in der Freimaurerei alle Schichten der Bevölkerung vertreten. Die Bedeutung des Bundes in den Vereinigten Staaten spiegelt sich in der Teilnahme der bedeutendsten Männer des öffentlichen Lebens an der freimaurerischen Arbeit. Von den Präsidenten der USA. waren Freimaurer: George Washington, James K. Polk, Andrew Johnson, James Monroe, Andrew Jackson James Buchanan, James A. Garfield, William Mac Kinley, Roosevelt, Taft Harding. Seit Dezennien gehört jeweils auch die überwiegende Mehrheit der Staatsgouverneure und der Mitglieder des Kongresses dem Bunde an.

Neben den genannten Obedienzen gibt es auch eine bedeutende Zahl von Neger-Großlogen, die aber nicht anerkannt sind, wie auch — mit einer einzigen Ausnahme in New Jersey — Negerblütige nicht Mitglieder ,,weißer Großlogen werden können, wohl aber Philippinos.

Hochgradwesen

Überaus stark ist in Amerika das Hochgradwesen verbreitet, dessen verschiedene Riten dort von sehr großen Körperschaften bearbeitet werden.

Den stärksten Anklang haben die Royal-Arch-Maurerei, der A. u. A. Schottische Ritus und die Knights Templar (Tempelritter) gefunden. Die beiden Jurisdiktionen des Schottischen Ritus (Südliche in Washington; Nördliche in Boston) umfassen im XIV. Grad 18%, im XXXII. Grad 16%, die Tempelritter 13 — 14% der amerikanischen Freimaurer. 23% sind Royal-Arch-Maurer. Die in 49 Großkapitel gegliederte Kapitel- oder Royal-Arch-Maurerei zählt etwa 935.000 Mitglieder in 3914 Kapiteln, die kryptische Maurerei 335.000 Mitglieder in l500 Räten, der Templerritus 450.000 Ritter in 1692 Komtureien, der A. u. A. Schottische Ritus in zwei Obersten Räten mit zahllosen Perfektionslogen, Kapiteln und 182 Konsistorien über 532.000 Mitglieder.

Eine sehr große Rolle spielen die den Bruderschaftsgedanken vertiefenden Clubs und verschiedenartigsten Seitenzweige der amerikanischen Freimaurerei. Der großen Masse der amerikanischen Freimaurer entsprechen auch die gewaltigen, mit größter Pracht ausgestatteten Gebäude der Großlogen und verschiedenen Riten in allen Städten, deren Errichtung oft Millionen Dollars kostet. Bei der in der Hauptsache ritualistischen Arbeit der Logen sticht der stark religiöse Zug hervor. Viele amerikanische Bauhütten geben ihren Neophyten bei der Aufnahme eine Bibel.

Als Vorbild für wahre Maurertugend gilt in den Vereinigten Staaten George Washington. In Alexandria, unweit der Bundeshauptstadt, erhebt sich das "George Washington Masonic National Memorial", ein Gedächtnisbau zu Ehren des großen amerikanischen Freimaurers, zugleich aber auch ein Denkmal des Bruderschaftsgedankens überhaupt. Beispielgebend ist die karitative Tätigkeit der amerikanischen Großlogen, die in zahllosen Altenheimen und Erziehungsanstalten, Spitälern, Tuberkulose- und Krüppelfürsorge hervorragendes leistet. Ebenso seien die Liebeswerke der amerikanischen Freimaurer bei den so häufigen Elementarkatastrophen besonders erwähnt.

Präsidenten, die Freimaurer waren (bis 1932)

Washington, George, * 1732, † 1799, 1. Präsident, aufgenommen 1752
Monroe, James, * 1758, † 1831, 5. Präsident aufgenommen 1775
Jackson, Andrew, * 1767, † 1845, 7. Präsident, aufgenommen ?, 1822 Großmeister von Tennessee
Polk, James K., * 1795, † 1849, 11. Präsident, aufgenommen 1820
Buchanan, James, * 1791, † 1868, 14. Präsident, aufgenommen 1816
Johnson, Andrew, * 1808, † 1875, 17. Präsident, aufgenommen 1851
Garfield, James A., * 1831, † 1881, 20. Präsident, aufgenommen 1861
Mc Kinley, William, * 1844, † 1901, 25. Präsident, aufgenommen 1865
Roosevelt, Theodore, *1858, † 1918, 26. Präsident, aufgenommen 1901
Taft, William Howard, * 1857, † 1930, 27. Präsident, aufgenommen 1909
Harding, Warren G., * 1865, † 1923, 29. Präsident, aufgenommen 1920

Siehe auch