Johann Joachim Christoph Bode

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An Umfang und Genauigkeit bisher unübertroffen enthält das bis zur Gegenwart aktualisierte große lexikalische Standardwerk über die Freimaurerei neben einem lexikografischen Teil, Grundgesetzen, Chronik und Vokabularium der Freimaurerei auch Darstellungen der Leistungen ihrer Mitglieder. Die Vielzahl der Stichworte, Bibliografie und Index ermöglichen einen leichten Zugang zur immer noch geheimnisumwitterten Welt der Feimaurer. Prof. Dieter A. Binder; geboren 1953, lehrt an der Karl-Franzens-Universität Graz und der Andrassy-Universität Budapest Geschichte. Autor zahlreicher Publikationen zur Österreichischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und zur Kulturgeschichte. Bestellung: SCHOPF

Bode, Johann Joachim Christoph

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Taglöhnerssohn, * 1730 (Barum in Braunsschweig), † 1793, Militärmusiker, in welcher Eigenschaft er zu komponieren und schriftstellern begann, Autodidakt. 1757 Sprach- und Musiklehrer in Hamburg, 1762 bis 1763 Redakteur des "Hamburgischen Correspondenten".

Durch Heirat vermögend geworden, errichtete er eine Buchdruckerei und Verlagsanstalt. Er verlegte eigene und fremde Werke, so Goethes "Götz", Lessings Dramaturgie, Klopstocks Oden, Friedrich Ludwig Schröders "Hamburgisches Theater" und die Zeitschrift "Der Wandsbeker Bote".

Dessen Leitung übertrug er seinem Freunde Matthias Claudius (s. d.), später ebenfalls Freimaurer. 1768 verband Bode sich mit Lessing zu der "Buchhandlung der Gelehrten". Diese ging jedoch bald ein. 1778 ging Bode nach Weimar. Als Übersetzer aus dem Englischen hatte er einen guten Namen. In den Freimaurerbund aufgenommen 1761 (Loge "Absalom" in Hamburg), war er in der Strikten Observanz tätig, wurde Gegner dieser Lehrart und suchte in anderen Systemen Befriedigung.

Als Lessing ihn 1771 um Aufnahme bat, lehnte Bode ab, weil die Fortschritte des Systems für den Feuergeist zu langsam seien. 1773 zum Zugeordneten Meister gewählt, vertrat er den Hamburger Orient auf den Konventen in Braunschweig 1775 und Wolfenbüttel (1778).

1780 leitete er die Aufnahmearbeit der Loge "Amalia", in der Goethe das maurerische Licht erhielt. Auf dem Konvent von Wilhelmsbad trat Bode mit seiner Lieblingsidee, der Behauptung geheimer jesuitischer Einflußnahme auf die Freimaurerei, ohne sonderlichen Erfolg auf.

Durch Freiherrn von Knigge in den Illuminatenorden aufgenommen, begeisterte er sich eine Zeitlang sehr für diesen (er warb den Herzog Karl August, Goethe, Herder), ebenso für den Orden der Philalethen. Bahrdts "Deutsche Union der XXII" enthüllte er als Spekulation auf menschliche Dummheit. 1790 wollte er ein neues Freimaurersystem schaffen, den "Deutschen Freimaurerbund", der aber nicht zustande kam.

Verleumdung

Mit Friedrich Ludwig Schröder verband ihn innige Freundschaft. Als Wissenschaftler und als Freimaurer stritt Bode stets für Wahrheit, Aufklärung und Menschenwohl. Er studierte die Freimaurerei mit heißem Eifer; mehr als 800 Bände über die geheimen Ordensverbindungen der verschiedensten Länder hatte er zu diesem Zwecke gesammelt. Als in den Tagen der französischen Revolution das Obskurantentum zu einem publizistischen Generalangriff auf Illuminaten und Freimaurer einsetzte, wurde Bode als "unbekannter Oberer", als "Beförderer des Umsturzes", als Verbindungsoffizier zwischen den Illuminaten und den Jakobinern (auf dem Weg über Mirabeau) verleumdet; namentlich der Wiener Denunziant L. A. Hoffmann griff ihn auf´s heftigste an ("Deutsche Union" u. a.), Wieland (im "Teutschen Mereur"), Georg Friedrich Rebmann ("Die Wächter der Burg Zion"), das "Archiv für die neueste Kirchengeschichte" u. a. traten energisch für Bode ein.

Rastlos

Bode ist bei all seiner Begeisterung die Personifikation der um das Ende des 18. Jahrhunderts aus ihrer Bahn geworfenen Freimaurerei. Wie diese, erschöpft er sich in Plänen, Neugründungen, ist allem Neuauftauchenden willig und findet nirgends Rast. Das Wort "rastlos", das auf seinem Grabstein steht, charakterisiert ihn am besten. Von ihm sind zahlreiche freimaurerische Reden und Schriften, die er z. T. selbst verlegt hat, erhalten. Von ihm stammt u. a. auch "Cagliostro, Chef der Illuminaten? welche Abwehrschrift er 1790 gegenüber dem "Geständnis" des Scharlatans vor dem römischen Gerichtshof der Inquisition veröffenlichte. Wichtig ist vor allem der von ihm als ersten unternommene Versuch einer freimaurerischen Bibliographie.

Als nach der französischen Revolution die Freimaurer- und Illuminatenriecherei kräftig blühte tauchte der Name von Bode in zahlreichen Schriften als der eines angeblichen Hauptbeförderers des Umsturzes auf. Hoffmann, Wien, und andere behaupteten, eine Reise die Bode 1788 zwecks Teilnahme am Philalethenkongreß und Studiums des Mesmerismus unternommen hatte, habe diesem "Oberen" dazu gedient, sich "als Haupttriebwerk der Volksaufwiegelei" zu betätigen. Gegen diese Erfindungen trat u. a. Wieland im "Teutschen Merkur" auf, der Bode bestätigte, daß er stets nur von dem Bestreben geleitet gewesen sei das Wohl der Menschheit zu fördern, aber unfähig, auch nur daran zu denken, durch ungesetzliche Mittel und Gewalt die Dinge auf Erden zu ändern.