Rumänien
Mit Pomp und Pracht! Und mit großer Herzlichkeit!
So erlebte ich die rumänischen Brüder auf einer masonischen Reise mit der Wiener Loge BRUDERKETTE durch den Banat und Siebenbürgen nach Bukarest. Mit nicht weniger als fünf Arbeiten: fast an jedem Abend eine. Ein Artikel von Rudi Rabe in Zeit & Maß, dem Mitgliedermagazin der Großloge von Österreich.
Das Ritual: Pompöser und prächtiger als bei uns mit Elementen aus dem Schottischen Ritus und aus Frankreich. Besonders auffällig ist die herausragende Rolle des Zeremonienmeisters, der ständig aktiv ist. Auch der Stuhlmeister und die Aufseher sind viel mehr auf den Beinen als bei uns: Vor allem beim Entzünden und beim Löschen der kleinen Lichter herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Und: Die Großen Lichter werden nicht vom Stuhlmeister sondern vom Redner aufgelegt. Nostra Culpa: Die Sitzhaltung der Brüder, vor allem die Haltung der Hände und Beine, ist disziplinierter; im Vergleich dazu lümmeln wir.
Ein Rezeptionsritual in Bukarest
Viel ursprünglicher als bei uns, mit streckenweise atavistischen Zügen, etwa die sehr anschaulichen Sanktionsdrohungen beim Geheimnisverrat.
Die Loge heißt ‚Alexandru Ioan I.‘, benannt nach dem Einiger von ‚Moldau‘ und ‚Walachei‘ zum rumänischen Altreich im 19. Jahrhundert. Mehr als hundert Meister, Gesellen und Lehrlinge nehmen teil: Das sind zwei Drittel. Stolz verweist der Stuhlmeister darauf, daß von den hundert Meistern seiner Loge vierzig auch im Schottischen Ritus arbeiten, neun im 33. Grad.
Die Bukarester Brüder leisten Großes, um die vierzehn Gäste aus Österreich und einige aus anderen Ländern einzubeziehen: Auf jeden wartet ein Kopfhörer; aus zwei Kabinen wird deutsch und englisch übersetzt. Ein tolles Service! Und große Herzlichkeit in allen Logen, die wir besuchten.
Ein deutsches Ritual in Timisoara/Temeswar
Loge ‚Ignatius von Born‘, 2006 mit deutscher Hilfe gegründet: Sie arbeitet deutsch. Der damalige deutsche Großmeister Klaus Horneffer begründete das 2006 so: „Auch wenn es beim freimaurerischen Ritual mehr auf die Handlungen ankommt als auf die Worte, daher wird es auch weltweit verstanden, so stellt diese deutsche Loge doch einen Bezug her zu Zeiten, in denen die deutsche Sprache in dieser Region weit bedeutsamer war als heute.“ Die meisten Rumäniendeutschen sind ausgewandert. An die 40.000 gibt es noch, vielleicht ein paar Dutzend auch in den Logen.
Rumänien: Zehntausend Freimaurer
So viele Mitglieder haben die mehr als vierhundert Logen. Das ist sehr viel für ein Land mit kaum 20 Millionen Menschen. Kein Wunder, daß wir mehrmals auch selbstkritische Worte hören: „Wir müssen mehr auf die Qualität und weniger auf die Quantität achten.“
Tempel der (deutschen) ‚Ignatius von Born‘ (Ignaz von Born): in einem unscheinbaren Mehrzweckgebäude in Timisoara/Temeswar.
Tempel der sehr alten ‚Sankt Andreas zu den drei Seeblättern‘: im Landhotel eines Bruders außerhalb von Sibiu/Hermannstadt. Gründung 1767: Zu den Siebenbürger Sachsen, deren Zentrum Hermannstadt war, gelangte die Freimaurerei sehr früh (Samuel von Brukenthal). Die Loge arbeitet rumänisch, ihr Name blieb aber deutsch.
Die erste der fünf Arbeiten erlebten wir noch im ostungarischen Szeged in der Loge Arpad: in einem ad hoc eingerichteten Tempel in einem Kultursaal. Im Vergleich zu Rumänien ist die ungarische Freimaurerei klein und unbedeutend: ungefähr 13 Logen mit gut 300 Brüdern: Ungarn
Siehe auch
Links
- Nationale Großloge von Rumänien
- Masonic Forum Magazine The Official Journal of the National Grand Lodge of Romania