Angelo Soliman

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Offizielle Briefmarke zum Mozart-Jahr. Teil eines Motiv-Blocks.
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Der ausgestopfte Freimaurer

Der Afrikaner Angelo Soliman (um 1721-96), stand nach seinem Tod zehn Jahre lang ausgestopft im kaiserlichen Naturalienkabinett in Wien. Nach neueren Forschungen hat er seine Haut für dieses auf den ersten Blick rassistische Ausstellungskonzept wohl selbst gespendet. Er war mit Mozart befreundet und Mitglied der Wiener Freimaurer-Loge Zur wahren Eintracht. Soliman diente als "Hofmohr" bei Fürst Wenzel von Liechtenstein. 1781 wurde Angelo Soliman auf Empfehlung seines Freundes Ignaz von Born (Mitglied des Illuminatenordens) in die Loge aufgenommen. Soliman wirkte als vorbereitender Bruder im Beamtenrat der Loge. Er starb 1796 durch einen Schlaganfall auf offener Straße. Kaiser Franz II. äußerte den Wunsch, die "Schönheit seiner feingeschnittenen Gesichtszüge und die Zartheit und Ebenmäßigkeit seines Baus" für die Nachwelt zu erhalten. Soliman wurde ausgestopft und im Kaiserlichen Naturalienkabinett ausgestellt. Mit der Präparation wurde der Bildhauer Franz Thaller beauftragt. Wenige Stunden nach Solimans Tod nahm der Künstler vom Leichnam einen Gipsabguß, veranlasste dann die Überführung in die Wagenremise der k. u. k. Hofbibliothek. Dort häutete er Soliman und gerbte dessen Haut. In tragender Funktion wurde eine Holzpuppe verwendet, auf welche die präparierte Haut gezogen wurde. Die konservatorischen Errungenschaften eines Gunther von Hagens waren damals noch unbekannt, wenngleich die Zielsetzung eine ganz ähnliche war. Die sterblichen Überreste Angelo Solimans wurden auf dem Währinger Friedhof beigesetzt.


Ein Wiener Schicksal zu Mozarts Zeiten

Ein Artikel für ZEIT&MASS, das Mitgliedermagazin der Großloge von Österreich: Zeit & Maß
Von Rudi Rabe.
Wesentliche Grundlage ist ein Referat von Rüder Wolf. Dieser war bis 2011 Direktor des Freimaurermuseum Rosenau in Niederösterreich.

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Dialektik der Aufklärung: Ein als Sklave nach Europa verschleppter Afrikaner steigt im Wien des aufgeklärten 18. Jahrhunderts zu höchsten Ehren auf; in eine Eliteloge wird er aufgenommen und in fürstlichen Familien in hohen Positionen beschäftigt. Triumph der Aufklärung! Doch nach seinem Tod wird er gehäutet, ausgestopft und in der kaiserlichen Naturaliensammlung als 'Wilder' zur Schau gestellt. Eine Verhöhnung der Aufklärung!

Welchen Namen ihm seine Eltern gaben, als er um 1721 im heutigen Nigeria zu Welt kam, wissen wir nicht. Vielleicht vergaß er diesen bald selbst, nachdem er als kleiner Bub von Sklavenhändlern geraubt und dann als nicht einmal Zehnjähriger an eine Marquise in Messina verkauft wurde. Diese nannte ihn Angelo. Sie ließ ihn taufen und zog ihn auf; bis sie ihn schließlich an den Fürsten Lobkowitz weiter reichte, den Kommandeur der kaiserlichen Truppen in Sizilien.

'Hofmohren' waren damals begehrt an Königs- und Fürstenhöfen: als Prestigeobjekte, als Spielgefährten des adeligen Nachwuchses, als Hausoffiziere, einfache Bedienstete und Reisebegleiter. Angelo Soliman eignete sich dafür besonders gut: Er war eine herausragende Erscheinung, hochgebildet und sechssprachig.

Seine Karriere in Stichworten

Jahrelanges Herumziehen mit General Lobkowitz in halb Europa bis dieser starb. Im Testament hatte er Angelo Soliman an Fürst Wenzel von Liechtenstein vermacht. Angelo wurde dessen prächtig ausstaffierter Reisebegleiter. Nach Wenzels Tod erreichte Solimans Karriere ihren Höhepunkt: Hausoffizier und Erzieher bei Fürst Franz Joseph von Liechtenstein in Wien. Jahresgehalt stattliche 600 Gulden und ein kleiner Pensionsanspruch. Außerdem Heirat mit der Witwe Magdalena. 1772 wurde er als gut Fünfzigjähriger Vater von Josepha.

Angelo Soliman als Freimaurer

Als er 1781 'Zur wahren Eintracht' stieß, erlebte die Freimaurerei in Wien eine Hochblüte. Und nicht nur das: Die 'wahre Eintracht' war so etwas wie eine Prominentenloge. Angelo Soliman muss dort mehrmals Mozart getroffen haben. Und er selbst war Bürge des kaiserlich-königlichen Hofrats Ignaz von Born, der die Freimaurerei in Wien bald in herausragender Weise prägen sollte. Von Born beeindruckte auch Mozart sehr: Er nahm ihn als Vorbild für den Sarastro in der Zauberflöte.

Angelos Tod und die Schande danach

In seinem letzten Lebensjahrzehnt war Soliman Witwer. Mit seiner Tochter lebte er jetzt zurückgezogen von seiner kleinen Pension unter dem Dach des gnädigen Fürsten. 1796 starb er. Im Sterberegister der Wiener Schottenpfarre heißt es für den 21. November: „2 Uhr mittags, Angelo Soliman fürstlich liechtensteinischer Pensionär, 75 Jahre, an Schlagfluss.“

Was nach seinem Tod geschah, stellte die offizielle kaiserliche Geschichtsschreibung in einem Bericht der Akademie der Wissenschaften Jahrzehnte später so dar: „Am 21. November 1796 starb zu Wien in seinem 75. Lebensjahre Angelo Soliman, ein Neger aus dem Stamme der Galla’s und seit vielen Jahren ein in der Residenz allgemein bekannte, aber auch geschätzte und sehr geachtete Persönlichkeit. Die Schönheit seiner fein geschnittenen Gesichtszüge, sowie auch die Zartheit und Ebenmäßigkeit seines Baues, welche sich bis in das späteste Greisenalter in wunderbarer Weise erhalten hatte, erregten in dem Kaiser den Wunsch, denselben auch der späteren Zukunft zu erhalten und durch einen Künstlicher auf die sorgfältigste Weise präparieren zu lassen, um ihm einen Platz in seinen neugegründeten Museum zuzuweisen.

Die Familie Soliman’s … willigte in jenes Begehren und der Bildhauer Franz Thaller … übernahm die Präparation, welche im Hofe des k.k. Hofbibliothek-Gebäudes in einer Wagenremise vorgenommen wurde. Seine Leistung übertraf auch jede Erwartung, denn Gestalt sowohl als Gesichtszüge waren ein getreues Abbild des lebenden Originals, von welchem Thaller unmittelbar nach dem Tode einen Gypsabguß abgenommen hatte.

Angelo Soliman war in stehender Stellung mit zurückgerücktem rechten Fuße und vorgestreckter linker Hand dargestellt, mit einem Federgürtel um die Lenden und einer Federkrone auf dem Haupte, die beide aus rothen, weißen und blauen, abwechselnd aneinander gereihten Straußenfedern zusammengesetzt waren. Arme und Beine waren mit einer Schnur weißer Glasperlen geziert und eine breite aus gelblichweißen Münz-Porcellanschnecken zierlich geflochtene Halskette hing tief bis an die Brust herab.“

Kaiserlich-königliche Lügen

Was die zitierte Einwilligung der Familie in „das Begehren“ des Kaisers betrifft, deckten spätere Nachforschungen auf, dass das Gegenteil wahr ist. Angelo Solimans Tochter hatte sofort Eingaben an die zuständigen Stellen gemacht, und diese ihre Petition mit folgendem Begleittext an die Obrigkeit weitergegeben: „Angeschlossen die Bittschrift der Josepha Soliman, womit der Leichnam ihres Vaters … und in specie die Haut desselben um ihn ordnungsmäßig zur Erde zu bestatten, ausgefolget, und derentwillen das Behörige erlassen werde, mit dem Ersuchen, dieser billigen Bitte zu willfahren.“

Diese und andere Eingaben waren erfolglos. Zu stark war der Wille des Kaisers, seine Sammlung ausgestopfter exotischer Tiere mit einem 'Wilden' zu vervollständigen. Zehn Jahre später erbarmte sich ein neuer Direktor der Hofbibliothek Angelo Solimans und ließ ihn auf den Dachboden bringen. Dieser wurde mehr als vier Jahrzehnte später in den Revolutionskämpfen 1848 in Brand geschossen. Die Sammlung fing Feuer, und so wurden die sterblichen Überreste Angelo Solimans ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod schließlich doch noch eingeäschert.

Und wo blieben Angelos Brüder?

Es gab sie nicht mehr. Die aufklärungsfeindliche Despotie war zurückgekehrt. Die kurze Blüte der österreichischen Freimaurer war im Todesjahr Angelo Solimans schon wieder vorbei. Die ersten Einschränkungen gab es schon zehn Jahr vorher unter Josef II., aber Franz II. machte dann tabula rasa: Die Freimaurer wurden immer mehr unter Druck gesetzt, dann zur Selbstauflösung gezwungen, und schließlich ein Jahr vor Angelos Tod in einem ‚Kriminalpatent‘ als Staatsverbrecher bezeichnet und verboten.

Auch sonst sind keine Proteste überliefert. Nur ein unsinniger Artikel in der 'Grätzer Zeitung' (Graz) setzte noch eins drauf: „In der verflossenen Woche sollte der verstorbene Mohr Angelo Salemann ausgegraben und für das Naturalienkabinett, seiner Schönheit wegen, ausgeschoppt werden. Die Grube wurde zu diesem Zweck aufgegraben … und kein Angelo mehr gefunden. Wahrscheinlich ward der Todtengräber von irgendeinem Wundarzt bestochen, dass er ihm die Leiche … ausfolgen ließ. Er wurde darüber zur Rede gestellt, allein er blieb standhaft dabey, dass er den Mohren seit seiner Beerdigung nicht gesehen habe, mit dem Beysatz, dass er vielleicht auferstanden seyn müsse. Das Weib des Todtengräbers sagte aus, sie hätte den Schwarzen, mit zwei Fackeln in der Hand, zur Mitternachtszeit über die Gottesacker-Mauer springen sehen.“

Der Wiener Hof reagierte ungnädig. Dem Gouverneur in Graz wurde befohlen, den Redakteur 24 Stunden einzusperren.

Angelo Soliman

Quelle: Wikipedia, Artikel dort: „Angelo Soliman“

Angelo Soliman stammte vermutlich aus dem Volk der Kanuri und dessen Stamm der Magumi Kanuri. Nach der Vernichtung seines Stammes durch kriegerische Auseinandersetzungen fiel er in die Hände der Sieger, die ihn gegen ein Pferd an Europäer eintauschten. In einer Kolonie in Afrika hütete er Kamele. Hier gab man ihm den Namen André. Mit zehn Jahren wurde er nach Messina durch den Ehemann einer reichen Dame freigekauft. Sie sorgte für seine Erziehung. Aus Zuneigung zu einer Dienerin Angelina nahm er den Namen Angelo an. Den Nachnamen Soliman fügte man hinzu. An einem 11. September wurde er getauft. Diesen Tag feierte er später als seinen Geburtstag. Nach mehrfacher Anfrage wurde er um 1734 dem Fürsten Johann Georg Christian von Lobkowitz geschenkt, der ihn als Kammerdiener, Soldat und Reisebegleiter einsetzte. In einer Schlacht rettete Soliman ihm das Leben, was wesentlich für seine künftige soziale Stellung verantwortlich gewesen sein dürfte. Nach Lobkowitz' Tod kam Soliman 1753 zu Fürst Wenzel von Liechtenstein und stieg dort zum Chef der Dienerschaft auf. Kaiser Josef II. schätzte Soliman als Gesellschafter, Franz Moritz Graf von Lacy war mit ihm befreundet.

Heirat

Ohne Wissen des Fürsten heiratete er am 6. Februar 1768 die Witwe Magdalena geborene von Kellermann, verwitwet Christiani. Liechtenstein wünschte Eheschließungen seiner Dienerschaft nicht. Er wollte damit spätere „Versorgungslasten“ seines Hofes für die Hinterbliebenen vermeiden. Durch eine Indiskretion Josefs II. erfuhr er jedoch von der Heirat und entließ Soliman fristlos.

Am 18. Dezember 1772 wurde seine Tochter Josephine (gest. 1801 in Krakau) geboren. Sie heiratete 1797 den damaligen Militäringenieur Ernst von Feuchtersleben. Ihr 1798 geborener Sohn Eduard von Feuchtersleben studierte später Bergbauwissenschaft und wurde Sudhüttenmeister in Bad Aussee. Er schrieb in jüngeren Jahren reizvolle Reiseberichte im romantischen Geist. Im Jahr 1773 stellte der neue Fürst, Franz Josef von Liechtenstein, Soliman erneut als Prinzenerzieher ein. Damit sollte die Ungerechtigkeit seines Vorgängers (und Onkels) gutgemacht werden.

Zur wahren Eintracht

1781 wurde Soliman in die Freimaurerloge Zur wahren Eintracht in Wien aufgenommen. Soliman war mit dem Mineralogen, Schriftsteller und Freimaurer Ignaz von Born befreundet, der auf Solimans Empfehlung sich derselben Loge anschloss. Als Born kurz darauf Meister vom Stuhl wurde, übernahm Soliman zunächst das Amt des Vorbereitenden Bruders, später das des Vize-Zeremonienmeisters.

Aus diesem Kreis pflegte Soliman seit 1786 eine Freundschaft mit dem ungarischen Nationaldichter Ferenc Kazinczy (1759-1831).

Präparation

Nach seinem Tod durch Schlaganfall im Jahr 1796 fertigte der Bildhauer Franz Thaler einen Gipsabdruck von Solimans Kopf. Die Eingeweide wurden begraben, seine Haut wurde präpariert und bis 1806 im Kaiserlichen Naturalienkabinett ausgestellt.

Ob Soliman seine Haut auf Anregung aus seinem Freundeskreis prominenter Naturwissenschaftler selbst der Wissenschaft vermacht haben könnte, ist stark umstritten (pro: Monika Firla, Hans Escher, Victoria Moritz, Christian Reiter; contra: Walter Sauer, Iris Wigger, Katrin Klein, Verena Moritz[2]). Seine Tochter Josefine protestierte gegen die Ausstellung ihres toten Vaters als rare Kuriosität und bemühte sich vergeblich um die Rückgabe und christliche Bestattung der Leichenteile.

Während des Wiener Oktoberaufstandes 1848 verbrannte Solimans mumifizierte Körperhülle. Solimans Gipsbüste steht heute im Rollettmuseum der Stadtgemeinde Baden bei Wien als Teil einer Dauerausstellung.

Soliman, Angelo (Lennhoff/Posner)

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

ein Neger aus dem Stamme der Galla, kam als Leibmohr in den Besitz des Fürsten Lobkowitz in Wien, der ihn später testamentarisch dem Fürsten Liechtenstein vermachte. Er genoß die Rechte eines freien Mannes, war auch ein besonderer Liebling Kaiser Josephs II. Er sprach und schrieb geläufig deutsch, italienisch und französisch und war auch der tschechischen und lateinischen Sprache mächtig. Er verheiratete sich mit einer Frau von Christiani, mit der er eine Tochter hatte, die den Hofrat Freiherrn von Feuchtersleben heiratete, und war so der Großvater des Dichters Ernst Freiherr v. Feuchtersleben.

Soliman war Mitglied der Wiener Loge "Zur wahren Eintracht", der er den Freiherrn v. Born (s. d.) zugeführt. Er starb im Alter von 70 Jahren, 1796. Über Wunsch des Kaisers Franz II. wurde er trotz lebhaften, durch ein energisches Schreiben des Erzbischofs von Wien unterstützten Protestes der Familie, der man die Leiche abgelistet hatte, von dem Bildhauer Franz Thaler abgehäutet, ausgestopft und den kaiserlichen Sammlungen als Repräsentant des Menschengeschlechtes einverleibt, wo er in Gesellschaft eines Wasserschweines und mehrerer Sumpfvögel der frivolen Neugierde eines schaulustigen Publikums preisgegeben wurde (Brabbée, "Sub Rosa"). Bei der Beschießung Wiens im Jahre 1848 ging diese schändliche Erinnerung an dynastischen Ungeschmack in Flammen auf. (Ausführliche Darstellung von H. E. Jacob im "Berliner Tageblatt" vom 16. August 1931.)

NDR-Beitrag zum Begräbnistag

Autor/in: Wember, Heiner | Sendedatum: 23.11.2011 20:15 Uhr ]

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