Gerd Scherm: Die poetische Kabbala 4
Die poetische Kabbala 4
Von Gerd Scherm
Die poetische Kabbala
Die oberen drei Sphären – Kether (Krone), Chokmah (Weisheit) und Binah (Verständnis) – werden auch die göttliche oder die überirdische Triade genannt. Von Kether aus beginnt der Strom der Emanationen, erreicht Chokmah, wo er quasi zur Initialzündung wird, die sich auf Binah richtet und dort empfangen wird. Chokmah und Binah kann man daher als das urmännliche und das urweibliche Prinzip sehen, die Urkomplementarität, die zusammen mit Kether die oberste Trinität bilden.
Dann kommt eine Zone, die in den üblichen Darstellungen des Ots Chaim nur selten abgebildet ist, die aber umso mehr Gefahren in sich birgt: der Abyss, der Abgrund. Auf ihm, an ihm oder in ihm, befindet sich die Sphäre ohne Zahl, genannt Da'ath, welches Wissen bedeutet, und zwar ohne (Binahs) Verständnis.
Da'ath ist eine sehr schwierige Sphäre, weil sie zum einen nicht auf dem Baum des Lebens liegt , zum anderen aber stets dem Abyss zugeordnet wird und also unterhalb von Binah liegen muss, zum dritten aber Da'ath auch in jeder der Sefiroth vier bis zehn enthalten ist. Am anschaulichsten ist es wohl, sich ein großes Da'ath am, auf oder im Abyss vorzustellen und ein kleines Da'ath in jeder der sieben unteren Sefiroth. Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass in jeder dieser sieben auch ein eigener Sphären-Abyss liegt.
Die Gefahr von Da'ath ist das Wissen, das ohne Verantwortung, ohne Verständnis und ohne Menschlichkeit benützt wird. Gerade unser wissenschaftliches Zeitalter kennt genügend Beispiele für die Gefahren dieser Sphäre.
Weiter:
- Gerd Scherm: Die poetische Kabbala 1 Die Tür öffnet sich
- Gerd Scherm: Die poetische Kabbala 2 Die Ursprünge der Kabbala
- Gerd Scherm: Die poetische Kabbala 3 Der Baum des Lebens
- Gerd Scherm: Die poetische Kabbala 4 Die poetische Kabbala
- Gerd Scherm: Die poetische Kabbala 5 Ein poetischer Gang durch die Sphären der Kabbala