Die Liberale Großloge von Österreich (LGL)

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Die Liberale Großloge von Österreich (LGL)

Diese Großloge wurde 2007 gegründet. Sie ist damit die jüngste der sechs österreichischen Großlogen, und eine von fünf, die auch Frauen aufnimmt.

Von Herbert Slavik (Großmeister der LGL von 2007 bis 2011)

Auch wenn das Gründungsdatum der Liberalen Großloge von Österreich erst 2007 war, und zwar am 24. Juni, dem maurerisch bedeutsamen Johannistag, geht ihr Ursprung auf die frühen 50er Jahre des 20. Jahrhunderts zurück, und zwar auf Brüder, die damals aus der Großloge von Österreich ausgetreten sind (in der Freimaurersprache: „gedeckt“ haben). Diese Brüder waren nicht damit einverstanden, dass die ‚Großloge von Österreich, welche damals die einzige österreichische Obödienz war, Bedingungen der Großloge von England (UGLE) akzeptierte, um von dieser anerkannt zu werden. Diese Bedingungen sind in den sogenannten Basic Principles zusammengefasst.

Der Anfang in den fünfziger Jahren

Die Brüder arbeiten ab Herbst 1953 zunächst unter freiem Himmel, also nicht rituell, und beginnen, eine für Österreich neuartige Form der freimaurerischen Arbeit zu entwickeln. Und am 24. September 1955 gründen sie dann nach strengen maurerischen Prinzipien mit einer feierlichen rituellen Lichtentzündung die Unabhängige Freimaurerloge Wien (UFML).

Nach der Gründung von zwei weiteren Logen entsteht schon bald danach der Großorient von Österreich. Und 1961 wird dieser eine der Gründungsobödienzen der internationalen Vereinigung der liberalen Freimaurer Clipsas (Centre de Liaison et d’Information des Puissances maçonniques Signataires de l’Appel de Strasbourg). Das ist ein freiwilliger Zusammenschluss von mehr als 100 Obödienzen im Sinne einer ideellen Dachorganisation mit Mitgliedern (Großlogen) in aller Welt.

In den sechziger Jahren beginnt dann aber eine Durststrecke, die bis in die achtziger Jahre dauert: zwei der drei Logen werden eingeschläfert und damit auch der Großorient. Nur die UFML arbeitet weiter.

„Alte Pflichten“ und „Neue Pflichten“

Zu den Grundsätzen der Unabhängige Freimaurerloge Wien (UFML) gehört von Anfang an ein Verständnis von Freimaurerei, das auch auf alte gesellschaftspolitischen Wirkungsmöglichkeiten zurückgreifen will. Zu den Alten Pflichten nach James Anderson kommen daher als Ergänzung “Neue Pflichten” hinzu. Ein entsprechendes Dokument wird 1974 verfasst und gilt bis heute (2020), wenngleich den Logen bewusst ist, dass inzwischen einer zeitgemäßen Ergänzung notwendig wäre. Das wurde zwar mehrmals thematisiert und angedacht, aber noch nicht zu Papier gebracht.

In ihrem Grundverständnis sind die „Neuen Pflichten“ ein Versuch, die alte Flamme der Aufklärung, das Licht der Vernunft, in einer Welt der Widersprüche, der Inhumanität und der Gleichgültigkeit, wieder stärker zum Leuchten zu bringen.

Öffnung nach außen

Von Anfang an werden alternierend zu den 14-tägigen rituellen Logen-Zusammenkünften (Freimaurersprache: „Arbeiten“) auch sogenannte Konferenzarbeiten mit Nichtmitgliedern abgehalten. Dadurch soll vermieden werden, dass sich die Freimaurerei zu sehr in einem masonischen Elfenbeinturm bewegt.

Aus diesen Konferenzarbeiten wird 1973 ein unpolitisch-humanitärer Verein. Er dient als Plattform in mehrfacher Hinsicht: als Vorfeldorganisation der liberalen Bruderschaft schafft er die Gelegenheit, interessante Referate von Nichtaufgenommenen zu hören; und er ermöglicht es, den Gedankenaustausch zwischen Freimaurern und Nichtmaurern zu pflegen und somit das nähere Kennenlernen zu fördern.

Ab Mitte der achtziger Jahre werden auch Frauen aufgenommen

Ab 1978 werden auch Frauen zu den Diskussionsabenden eingeladen. Innerhalb der Männerloge UFML wird jahrelang diskutiert, ob ihre liberalen Grundsätze nicht auch bedeuten, dass Frauen in die Loge aufgenommen werden müssten, damit aus dem Brüderbund ein Menschenbund werde. Die Initiation von Frauen wird lang diskutiert und nach eingehenden Debatten Mitte der achtziger Jahre schließlich gutgeheißen: ein Sprung über den damals rein brüderlichen Schatten. Und es tut sich auch sonst viel im Jahr 1985.

Zuerst werden zwei Logen neu gegründet und im Anschluss daran der Großorient von Österreich wiedererweckt. Und am 27. November 1985 werden in diese zwei Logen sechs Frauen aufgenommen. Die Traditionsloge UFML bleibt noch bis März 2004 eine reine Männerloge, jedoch mit Besuchsrecht für Freimaurerinnen.

2003/2007: Eine Spaltung führt zur ‚Liberalen Großloge‘

2003 kommt es im Großorient zu Unstimmigkeiten. Und so erklären im September dieses Jahre alle drei Gründungslogen des 1985 erneuerten Großorients ihren Austritt aus dieser Obödienz. Sie halten jedoch die freimaurerische Idee uneingeschränkt hoch und können sich auch als freie Logen in einer nicht immer einfachen Umgebung gut behaupten. Sie stehen weiter zusammen und arbeiten in gemeinsamen Räumen.

2007 ist es dann so weit: Am Johannistag dieses Jahres gründen sie die Liberale Großloge von Österreich (LGL). Es ist die sechste österreichische Obödienz.

Im selben Jahr beantragt diese die Aufnahme in die internationale Organisation CLIPSAS, die ja 1961 von der UFML, die jetzt zur LGL gehört, mitbegründet wurde. Und so ist seit dem 21. Mai 2011 auch die Liberale Großloge Mitglied dieser internationalen Vereinigung.

Gemeinsam mit anderen Obödienzen gründet die LGL 2007 auch die Organisation AAECE, welche die Freimaurerei in Zentral- und Osteuropa unterstützen und vorantreiben soll. Der 1. Kongress AAECE (Association Adogmatique de l´Europe Centrale et de l´Est) mit Vertretern von neun Obödienzen aus acht Ländern findet im Oktober 2009 in Wien statt. Die Geschwisterkette der AACEE (= AACEE) zeigt sowohl an teilnehmenden Ländern und Obödienzen als auch vor allem an Menschen, die sich den humanen Grundsätzen der Freimaurerei verschreiben, deutliches Wachstum.

2013 und 2014 entzünden in der ‚Liberalen Großloge’ zwei weitere Logen ihr Licht, so dass diese Obödienz nun fünf Logen umfasst (Stand 2020). Diese zählen etwa 130 Mitglieder; ein Drittel sind Frauen. Ritual: Schröder.

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Siehe auch

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