Dunkle Kammer

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Raum im Logenhaus für die rituelle Arbeit bei einer Aufnahme; hier kann der Suchende sich vor der Aufnahme besinnen. Auch "die Kammer des stillen Nachdenkens" oder "die Kammer der verlorenen Schritte".

Die Dunkle Kammer

Quelle: Internetloge "Die dunkle Kammer" http://www.internetloge.de/arstzei/jgdunkle.htm

Quellen:

  • Franz Carl Endres, Die Symbole des Freimaurers
  • Lennhof, Posner, Internationales Freimaurer Lexikon
  • Gottlieb Imhof, Kleine Werklehre der Freimaurerei - 1. Das Buch des Lehrlings
  • Dr. Jos. Schauberg, Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei mit besonderer Rücksicht auf die Mythologien und Mysterien des Altertums


Quelle "Die dunkle Kammer": Internet-Loge

Die Dunkle Kammer hat eine wesentliche Bedeutung im Aufnahmeritual der Freimaurer. Sie ist der erste Ort, an dem der Suchende mit der Freimaurerei in symbolische Beziehung tritt. Im englischen wird die Dunkle Kammer lediglich als "Room" bezeichnet. Im französischen wird sie "Chambre des reflexions" genannt. Dem Suchenden wird die Aufnahme schrittweise dargestellt. Er wird im Vorbereitungsraum und in der Dunklen Kammer befragt, wobei er jeweils frei Antworten kann. Bei der eigentlichen Aufnahmehandlung im Tempel ist dem Suchenden als Antwort lediglich noch ein "Ja" oder "Nein" möglich. Grundsätzlich ist es dem Suchenden in jedem Stadium der Aufnahme möglich, sein Gesuch zurückzuziehen.

Vanitas-Symbole

Im 18. Jahrhundert war es üblich, die Dunkle Kammer mit schreckenerregenden Einrichtungsgegenständen auszustatten. Dieser Brauch ist in der modernen Freimaurerei verschwunden. Dennoch existieren zwischen den verschiedenen Ritualen Unterschiede hinsichtlich der Ausstattung der Dunklen Kammer. Übereinstimmend ist sie schwarz gestrichen und mit einem Tisch, einem Stuhl, einer brennenden Kerze sowie dem Totenschädel ausgestattet. Die Bibel liegt auf dem Tisch der Dunklen Kammer bei den Logen der Grossen National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" (GNML 3 WK) und der Großloge der Alten Freien und Angenommen Maurer von Deutschland (A.F.u.A.M.v.D.). Bei Arbeiten nach den Ritualen von "Schröder" und Feßler (ruhende Großloge "Royal York genannt zur Freundschaft" - RYzF) ist keine Bibel vorhanden. Ein Stundenglas befindet sich lediglich bei RYzF und bei A.F.u.A.M. in der Dunklen Kammer. Bei der Grossen Landesloge der Freimaurer von Deutschland (GLLvD) ist keine Bibel, kein Schädel, kein Stundenglas, keine Kerze sondern nur schwarzes Nichts zu finden. Durchgängig bei allen Ritualen muss der Suchende seine "Metalle" abgeben (alle metallischen Gegenstände analog Bibel 1. Könige 6.7), es werden Fragen an ihn gerichtet und seine Bekleidung wird verändert.

Die verschiedenen Einrichtungsgegenstände haben symbolische Bedeutung. So ist die Kerze ein Zeichen der Vergänglichkeit, denn sie wird immer kleiner je länger sie brennt bis sie schließlich erlischt. Sie erinnert uns an die eigene begrenzte Zeit bis zum Tod. Die gleiche Bedeutung kommt dem Stundenglas zu. Auch hier verrinnt der Sand stetig, bis die Zeit abgelaufen ist. Der Totenschädel soll an die eigene Sterblichkeit erinnern. Auch der, der sich für groß und mächtig hält, wird einst im Grabe verrotten. Ein paar armselige Knochen werden übrig bleiben, aber auch diese werden schließlich zu Staub verfallen. Die Bedeutung der Bibel kann vom einzelnen verschieden interpretiert werden. Der eine sieht in ihr das heilige religiös verpflichtende Buch, der andere die auf Jahrhunderte langer Entwicklung begründete, allgemein verpflichtende Sittenlehre, also ein ethisches Dokument.

Kammer des stillen Nachdenkens

Eine andere gebräuchliche Bezeichnung für die Dunkle Kammer ist "die Kammer des stillen Nachdenkens". Dieser Name deutet auf den Zweck der Kammer hin, als einem Ort der Meditation. Von der lärmenden Außenwelt losgelöst soll der Suchende hier zum Nachdenken gebracht werden. Er soll sich in sich selbst vertiefen und hinabsteigen in die Tiefen der eigenen Seele. Symbolisch gesprochen soll der Suchende dabei bis ins Innerste hinabsteigen, wo ihn kein Strahl des trügerischen Scheines profanen Erscheinungswelt mehr erreicht. Diese Meditation bezweckt, den Suchenden auf sich selbst zurückzuführen. In der Einsamkeit der Dunklen Kammer soll der Suchende alles seinem innersten Wesen Fremde von sich tun: Konventionelle und angelernte Ansichten. Damit soll er sich in seinem Herzen vorbereiten und seine Initiationsfähigkeit erweisen. Wer sich ohne innere Bereitschaft in den Bund einführen lässt, dem wird sich die Freimaurerei nie erschließen. So soll aus der Kammer des stillen Nachdenkens ein neuer Mensch hervorgehen. Diese Wiedergeburt wird in der Freimaurerei mit dem Übergang von der Kammer des stillen Nachdenkens in den Tempel symbolisiert.

Diese Auffassung geht zurück bis zu den ältesten Mysterienkulten. So wurde zum Beispiel der Suchende, der in den Mithraskult aufgenommen zu werden wünschte, während neun Tagen in eine enge Höhle eingeschlossen. Hier bei Wasser und Brot und in völliger Einsamkeit, war er seinen Meditationen überlassen. Die neun Tage bedeuteten die neuen Monate, die der Embryo im Mutterleib verbringt. Auch die eleusinischen Suchenden wurden in eine Grube gelegt, damit sie symbolisch die Verwesung erleiden mussten. Auf diese Weise sollte sich ihr wertvollster Teil, die Seele, entfalten. Damit wurde ein symbolischer Vergleich zum Samenkorn angestrebt, denn auch das Samenkorn wird in die dunkle Erde versenkt und wandelt sich zur Pflanze. Den Kandidaten wurde dabei zugerufen: "Der Samen in die Erde gesenkt, erhält in derselben das Leben. Aber wenn der Keim verdorben ist, beschleunigt die Erde selbst noch seine Verwesung - er wird zu Staub!".

Das Licht

Eines der größten und umfassendsten aller freimaurerischen Symbole ist das Licht. Wir betrachten den noch nicht eingeweihten als einen im Dunkeln wandelnden Menschen. Dies wird sinnfällig auch in der Dunklen Kammer, wo der Suchende seine Reise zum Licht beginnt. Er verlässt die Dunkle Kammer mit einer Augenbinde und muss bis zur abschließenden Lichterteilung im Dunklen wandern. Auch in zahlreichen antiken Mysterien wurde durch die Einweihung das symbolisch das Licht gegeben.

Die Sehnsucht des Menschen nach dem Licht kann bis in die früheste Menschheitsgeschichte zurückgeführt werden, als der urzeitliche Jäger und Sammler die Gefahren der Dunkelheit zu fürchten hatte. Der Jäger konnte Nachts zur leichten Beute für Raubtiere werden, deren Sinneswahrnehmungen besser an die Dunkelheit angepasst sind, als die des Menschen. Auch der Ackerbau betreibende Mensch wird, zumindest im Norden, sehnsüchtig den Frühling erwartet haben. Mit dem Ende der langen Winternächte erwacht die Natur zu neuem Leben und die harten entbehrungsreichen Wintermonate sind vorüber. Dies erklärt die Bedeutung der Sonnenwendzeitpunkte in vielen Lichtreligionen, die auch heute noch von den Menschen gefeiert werden.

Auch im Christentum hat das Licht seinen Niederschlag gefunden. So spricht Gott in der Schöpfungsgeschichte "es werde Licht". Im neuen Testament wird Christus als "Licht der Welt" bezeichnet. Hierbei steht jedoch nicht die materielle Seite des Lichts im Vordergrund, sondern das Licht wird vielmehr als Symbol des immateriellen Lichtes, der Gottheit selbst, betrachtet. Das Licht wird damit zu einem Symbol für Wahrheit und Wissen. Licht und Dunkelheit sind zwei gegensätzliche Prinzipien, die miteinander im Wettstreit stehen. Die Dunkelheit symbolisiert Falschheit und Ignoranz. In den unterschiedlichsten Religionen werden die Lichtgötter in der Dunkelheit geboren so etwa der griechische Zeus in der idäischen Höhle. Oder beim Mithraskult der felsengeborne Mithra. Damit wird die Schöpfung des Lichtes aus der Finsternis symbolisiert.

Das Licht menschlicher Erkenntnis ist nur ein kleines Flämmchen, das lediglich die allernächste Umgebung ein wenig erhellt. Der Alltag des Menschen ist nur von diesem kleinen Schimmer erleuchtet. Im esoterischen Sinne ist dieser Alltag dunkel. Darum wohnt der Nichteingeweihte in der Dunkelheit. Darum muss jeder Suchende eines Mysterienbundes seit 4000 Jahren in der Dunkelheit wandern. Dem Menschen ist jedoch die Sehnsucht nach dem immateriellen Licht gegeben. Somit wird die Katechismusfrage "Was bewog dich Freimaurer zu werden" beantwortet mit: "Ich war von Finsternis umgeben und fühlte ein Verlangen nach dem Licht". Die Sehnsucht nach diesem Licht ist nicht unmittelbar die Sehnsucht nach intellektueller Erleuchtung, denn eine solche Sehnsucht wäre vergeblich, da der Intellekt des Menschen zu begrenzt ist für diese Erkenntnis. Vielmehr ist es die Sehnsucht nach Verbundenheit mit dem Göttlichen, nach dem Erleben des Göttlichen, nach der Heimat allen Lebens. Es ist die Sehnsucht nach dem letzten Ziel, wenn die Trennung zwischen Ich und Welt aufgehoben ist. Dieses Licht ist das immaterielle Licht, das große Symbol der Esoterik, das schönste Symbol der Freimaurer.

Dem Suchenden wird dieses Licht nach allerlei Vorbereitungen und Proben schließlich gegeben. Dieser Moment stellt den ergreifendsten Teil des Aufnahmerituals dar. Gleichzeitig wirft er die Frage auf, ob wir einem anderen Mitmenschen dieses Licht geben können? Ist es möglich, jemanden an diesem immateriellen Licht teilhaben zu lassen?

Aus materialistischem Blickwinkel ist dies natürlich nicht möglich und deshalb wird der Rationalist diese Frage mit "Nein" beantworten. Durch die rituelle Arbeit der Freimaurer ist es aber sehr wohl möglich, einem geeigneten Suchenden ein entsprechendes Symbolerlebnis zu ermöglichen. Das Symbolerlebnis verwischt die Grenze zwischen Transzendentem und Immanentem. Seine Erkenntnis ist eine der Seele und nicht des körperlichen Intellektes. Damit ein solches Symbolerlebnis möglich wird bedarf es einer geeigneten Vorbereitung des Suchenden. Ein wichtiger Teil dieser Vorbereitung ist das stille Nachdenken des Suchenden in der Dunklen Kammer.

Zahlensymbolik

Misst man der Zahlensymbolik beim Aufnahmeritual eine Bedeutung zu, dann ergibt sich ein anderer Blickwinkel auf den Durchgang des Suchenden durch die Dunkle Kammer. Der Neophyt kommt aus der materiellen Welt, die durch die Zahl 4 symbolisiert wird. Sie findet sich unter anderem wieder in den vier Mondphasen, in den vier Elementen sowie in den vier Himmelsrichtungen oder den vier Gliedmaßen des Menschen. Die Zahl 3 steht symbolisierend für die Esoterik. In zahlreichen Religionen sowie in Mystik und Magie spielt die "Drei" eine große Rolle. Schon im alten Ägypten war das Dreieck ein Symbol der Gottheit. Auch die Pythagoräer symbolisierten mit drei Punkten Erkenntnis und Selbstbeherrschung. Wenn also der symbolische Weg des Einzuweihenden durch das Dunkel der materiellen Welt in das Gebiet der Esoterik unter dem Blickwinkel der Zahlensymbolik betrachtet wird, dann müsste dieser Weg in vier Etappen durchschritten werden. Unter diesem Aspekt entspricht die erste Etappe dem Durchgang durch die Dunkle Kammer. Die verbleibenden Etappen finden ihre Entsprechung in den drei Wanderungen des Suchenden im Tempel.

J. G.

Quellen:

  • Franz Carl Endres, Die Symbole des Freimaurers
  • Lennhof, Posner, Internationales Freimaurer Lexikon
  • Gottlieb Imhof, Kleine Werklehre der Freimaurerei - 1. Das Buch des Lehrlings
  • Dr. Jos. Schauberg, Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei mit besonderer Rücksicht auf die Mythologien und Mysterien des Altertums

Siehe auch