Wien
Chronologie der Freimaurerei in Wien von den Anfängen 1742 bis 1918 am Ende des Ersten Weltkriegs
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
1742 Erste Wiener freimaurerische Gründung, und zwar die Loge "Aux trois Canons", durch die Loge "Zu den drei Totengerippen" in Breslau. Logengesetze der Großen National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" in Berlin. Zu ihren Mitgliedern zählte angebl. Franz Stephan von Lothringen, der Gemahl Maria Theresias. Nach dem 7. März 1743, nach dem Überfall auf die Loge durch ein Kommando Soldaten (auf Befehl der Kaiserin), arbeitete die Loge nur in aller Stille weiter und bestand noch 1754.
1754 Loge "Aux trois coeurs" ("Zu den drei Herzen") in Wien als Deputationsloge der Loge "Friedrich" in Hannover eröffnet, 1755 aufgelöst.
1761 "Loge der Freigebigen", auch "Loge royale militaire", errichtet von J. E. Graf Kuefstein. Die Loge arbeitete nicht lange.
1769 Loge "Zur Hoffnung" 9. Februar 1770 eröffnet. Stiftungsbrief vom 7. März 1771 von der Regensburger Loge "Zu den drei Schlüsseln". 1775 Namensänderung "Zur gekrönten Hoffnung" (Mitglied Wolfgang Amadeus Mozart).
1770 Loge "Zu den drei Adlern", gegründet von Hauptmann Freiherrn von Schmidburg auf Grund eines aus Dresden erwirkten Stiftungsbriefes. Auf dieser Loge wurde 1776 die Großkomturei St. Pölten (alter Ordensname für Wien) errichtet. Die Großkomturei nahm als hochschottische und schottische Loge den Namen "Albert zum goldenen Helm" an (nach dem Protektor Herzog Albert von Sachsen-Teschen). 1776 ging aus den "Drei Adlern" die Loge "Zum Palmbaum" hervor. 1751 Wiedervereinigung der beiden Logen unter dem Namen "Zu den drei Adlern und zum Palmbaum".
1771 Loge "Zum heiligen Josef". Von der Berliner Großen Landesloge 1776 eingeweiht.
1772/73 Loge "Zu den drei Schwertern", von dem Rosenkreuzer Baeeiochi gestiftet. Bis 1778
1776 Provinzialloge von Österreich (unter der Berliner Großen Landesloge) .
1779 Loge "Zur Beständigkeit". Patent von der Regensburger Loge "Zu den drei Schlüßseln".
1785 aufgelöst - ein Teil der Mitglieder trat der Loge "Zur neugekrönten Hoffnung" bei.
1781 Loge "Zur wahren Eintracht" (aus der "Gekrönten Hoffnung"). Ab 1782 Born Meister vom Stuhl. Mitglieder u. a.: Sonnenfels, Josef Haydn.
1783 Loge "Zu den drei Federn". "Zur Wohltätigkeit".
1784 Rektifizierung der Loge "Zu den sieben Himmeln" (Asiatische Brüder). Große Landesloge von Österreich (Großmeister Dietrichstein).
1785 Freimaureredikt Josephs II. Als dessen Folge Zusammenlegung der Wiener Logen. Es wurden inegesamt zwei Bauhütten gebildet: "Zur Wahrheit", aus den Logen "Zur wahren Eintracht", "Zu den drei Adlern" und "Zum Palmbaum" (unter der Hammerführung Borns); "Zur neugekrönten Hoffnung", aus den Logen "Zur gekrönten Hoffnung", "Zur Wohltätigkeit" und "Zu den drei Feuern".
1790 Loge "Zur Liebe und Wahrheit" (rosenkreuzerisch). Sie wollte "höhere Kenntnisse" erteilen, die Illuminaten bekämpfen. Kaiser Leopold II. kannte und billigte ihre Grundsätze. Wiederaufleben der Loge "Zum heiligen Joseph". Seit
1794 Kampf Franz II. gegen die Freimaurerei. 1809 Während der halbjährigen Besetzung durch Napoleon wird die Loge "La concorde à l'Orient du Danube" von mehreren Wienern und französischen Offizieren errichtet. Gleichzeitig arbeitet die französische Feldloge "Suum cuique".
1810 Loge "Zu den drei blauen Himmeln" in der Vorstadt Hernals. 1813 entdeckt und aufgelöst.
1812 Eine Loge unter Leitung des Fürsten Dietrichstein im Rathausviertel aufgehoben.
1814/15 Versuche mehrerer preußischer Offiziere, Logen abzuhalten, wurden untersagt.
1817 Französische und italienische Freimaurer halten im Dianabad Logen ab.
1835 (?) Nach dem Tode Franz II. Gründung einer Loge in der Dorotheergasse. Generale, höhere Beamte und angesehene Bürger gehörten ihr an. 1841 auf Betreiben von Metternich aufgehoben. Die ortsansassigen Mitglieder unter Polizeiaufsicht gestellt, die Beamten in die Provinz versetzt, die Ausländer "ausgestaubt".
1848 Erneuerung der Loge "Zum heiligen Joseph" mit Stiftungsbrief der Berliner Großen Landesloge. Vom Ministerium genehmigt, jedoch infolge des Belagerungszustandes nach einmaligem Zusammentreten eingestellt.
1867 Neuerliche Wiedererweckungsversuche; Logengründungen aber nicht gestattet.- Nach dem der Versuch, in Wien eine regelrechte und gesetzlich anerkannte Freimaurerloge zu errichten, gescheitert war, seit 1869 Gründung nichtpolitischer Vereine, die in Wien zumeist ausgedehnte karitative Tätigkeit entfalteten, auf ungarischem Boden als Logen wirkten. Diese Tätigkeit war den Behörden durchaus bekannt, zumal die Wiener Freimaurer sich bald im "Zirkel" ein in Wien erscheinendes eigenes Publikationsorgan schufen, dem sich von 1874 an eine Zeitlang in der "Allgemeinen Österreichischen Freimaurerzeitung" ein zweites gesellte. Als nach dem Weltkrieg die "Acta Secreta" des Innenministeriums der Forschung zugänglich wurden, ergab sich, das die k. u. k. Amtestellen sich stets aufs eingehendste über die Logenarbeiten der Wiener Freimaurer in Ungarn unterrichtet hatten. Aber sie stelten sich nach außen hin durch Jahrzehnte "unwissend" und wiesen jeden neuerlichen Versuch der Vereine auf österreichischem Boden frei und offen als Logen aufzutreten, durch Ablehnung aller diesbezüglichen Eingaben immer wieder zurück.
1869 Grundung des ersten der nichtpolitigehen Vereine, der "Humanitas", in Wien durch Franz Julius Schneeberger. Die Mehrzahl der Mitglieder gehörte der Loge "Zur Verbrüderung" in Ödenburg (heute Sopron) an. Es zeigte sich jedoch bald die Notwendigkeit, eine eigene Loge ins Leben zu rufen.
1871 (9. März) Gründung der Loge "Humanitas" in Neudörfl, die sich 1872 unter den Schutz der Großloge von Ungarn stellt. (Neudörfl war damals in der ungarischen Reichshälfte; nach dem Ersten Weltkrieg kam es mit dem Burgenland zu Österreich.) Es folgen weitere Gründungen, sogenannte Grenzlogen, und zwar:
1874 "Zukunft" und "Sokrates" in Preßburg. (Preßburg war bis zum Ersten Weltkrieg in der ungarischen Reichshälfte der Habsburgermonarchie; heute ist es als Bratislava die Hauptstadt der Slowakei).
1875 "Schiller" in Preßburg, "Eintracht" in Neudörfl.
1877 "Freundschaft" und "Columbus zum Weltmeer" in Preßburg (letztere 1896 eingeschlafert).
1883 "Concordia" in Neudörfl, 1889 mit der "Humanitas" verschmolzen.
Alle weiteren in Preßburg:
1888 "Treue".
1892 "Goethe".
1897 "Lessing zu den drei Ringen".
1898 "Pionier".
1907 "Kosmos".
1913 "Wahrheit".
1914 "Gleichheit".
1917 "Fortschritt" (Lichteinbringung 1920) .
1918 Am 8. Dezember schlossen sich die 14 Logen zur Großloge von Wien zusammen. Unter dieser arbeiten 1931 in Wien selbst 21 Logen.
Unter der "Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland" sind [1932] die Logen "Zum eisernen Anker" und "Zum eisernen Pflug" und die aus Mitgliedern der selben sich rekrutierende Andreasloge "Corona ferrea" tätig.
Der 1925 gegründete Oberste Rat des A. u. A. Schottischen Ritus für Österreich hat gleichfalls in Wien seinen Sitz.
Hier enden die Eintragungen im Internationalen Freimaurer-Lexikon 1932.
Über die weitere Entwicklung: Österreich nach 1932
Siehe auch
Links
- https://www.wien.gv.at/wiki/index.php?title=Freimaurer
Ein Blick von außen auf die Geschichte der Freimaurer in Wien.
- http://www.netzwerk-freimaurerforschung.de/blog/wordpress/wp-content/uploads/2014/02/kgerlach03.pdf
Österreichische und preußische Freimaurer im 18. Jahrhundert: Karlheinz Gerlach über Gemeinsamkeiten und Gegensätze.