Systeme und Rituale im Vergleich: Unterschied zwischen den Versionen

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Viel zu oft wird bei uns in der freimaurerischen Historie vom offiziellen Anfang der Freimaurerei 1717 in London gesprochen und dies für die weiteren geschichtlichen  Ausführungen  als  Ursprung  der Freimaurerei dargestellt.<br>
 
Viel zu oft wird bei uns in der freimaurerischen Historie vom offiziellen Anfang der Freimaurerei 1717 in London gesprochen und dies für die weiteren geschichtlichen  Ausführungen  als  Ursprung  der Freimaurerei dargestellt.<br>
Das  ist  aber  grundlegend falsch. Die  Freimaurerei  wurzelt  in  zwei  sich grundsƒätzlich unterscheidenden Systemen, dem SCHOTTISCHEN und dem ENGLISCHEN, und dies ist insbesondere für unsere deutsche Freimaurerei wichtig, wie wir noch sehen werden.
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Das  ist  aber  grundlegend falsch. Die  Freimaurerei  wurzelt  in  zwei  sich grundsätzlich unterscheidenden Systemen, dem SCHOTTISCHEN und dem ENGLISCHEN, und dies ist insbesondere für unsere deutsche Freimaurerei wichtig, wie wir noch sehen werden.
Dass die Freimaurerei aus Bauhütten sakraler Bauwerke durch den allmäƒhlichen …Übergang  von  tatsäƒchlichen Bauleuten  zu  'spekulativen'  Maurern hervorging,  ist  bekannt  und  historisch  belegt.  Aber  gerade in diesen  Ursprüngen liegt bereits ein gravierender Unterschied in den beiden Systemen.
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Dass die Freimaurerei aus Bauhütten sakraler Bauwerke durch den allmählichen …Übergang  von  tatsächlichen Bauleuten  zu  'spekulativen'  Maurern hervorging,  ist  bekannt  und  historisch  belegt.  Aber  gerade in diesen  Ursprüngen liegt bereits ein gravierender Unterschied in den beiden Systemen.
  
 
=== Englisches System (Werksmaurerei) ===
 
=== Englisches System (Werksmaurerei) ===
  
Beim Englischen System ist ganz eindeutig und wichtig, dass die spekulativen  Maurer  aus  aufklƒärerischen Geistesgruppen  kamen.  Au‚erdem gab  es auch für  einen langen  und  insbesondere  für die weltweite Entwicklung der Freimaurerei wichtigen Zeitraum in England zwei Systeme.
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Beim Englischen System ist ganz eindeutig und wichtig, dass die spekulativen  Maurer  aus  aufklärerischen Geistesgruppen  kamen.  Außerdem gab  es auch für  einen langen  und  insbesondere  für die weltweite Entwicklung der Freimaurerei wichtigen Zeitraum in England zwei Systeme.
  
 
==== Neuenglisch ('Moderns') ====
 
==== Neuenglisch ('Moderns') ====
  
Als offizieller Anfang der Freimaurerei (weil ab hier historisch einwandfrei belegt) gilt gemeinhin 1717, als sich die vier Londoner Logen zu einer Großloge zusammenschlossen. 1723 wird ihre bekannte Constitution von Reverend Anderson  mit  den  berühmten 'Alten  Pflichten' ver„öffentlicht und  1730  erscheint  - glücklicherweise - die  Verrƒäterschrift der Rituale von Pritchard, 'Masonry dissected' - sonst hƒätten wir heute keine Informationen über die damaligen Rituale.  
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Als offizieller Anfang der Freimaurerei (weil ab hier historisch einwandfrei belegt) gilt gemeinhin 1717, als sich die vier Londoner Logen zu einer Großloge zusammenschlossen. 1723 wird ihre bekannte Constitution von Reverend Anderson  mit  den  berühmten 'Alten  Pflichten' veröffentlicht und  1730  erscheint  - glücklicherweise - die  Verräterschrift der Rituale von Pritchard, 'Masonry dissected' - sonst hätten wir heute keine Informationen über die damaligen Rituale.  
  
 
Diese Richtung der Freimaurerei hat einen ganz ausgeprägten Einfluss aufklärerischer (deistischer) Gedanken.
 
Diese Richtung der Freimaurerei hat einen ganz ausgeprägten Einfluss aufklärerischer (deistischer) Gedanken.
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Entschieden anderer Einstellung sind Logen mit wahrscheinlich irischem Einfluss, die  es wohl  zur  gleichen Zeit - zumindest  behaupteten  sie  es von sich - in London gab.<br>
 
Entschieden anderer Einstellung sind Logen mit wahrscheinlich irischem Einfluss, die  es wohl  zur  gleichen Zeit - zumindest  behaupteten  sie  es von sich - in London gab.<br>
Diese zweite Gruppierung von Logen warf nƒämlich der ersten Gro‚loge vor, sie sei vom Althergebrachten abgewichen, und sie selbst seien die traditionelleren und auch die ƒälteren. Sie nannten sich deshalb auch so:<br>
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Diese zweite Gruppierung von Logen warf nämlich der ersten Großloge vor, sie sei vom Althergebrachten abgewichen, und sie selbst seien die traditionelleren und auch die älteren. Sie nannten sich deshalb auch so:<br>
'Ancients', die Alten. 1751 schließen auch sie sich zu einer Gro‚ßloge zusammen, d.h.,  mindestens  von  da  an  haben  wir  bis  zum  Zusammenschluss der beiden Großlogen offiziell zwei recht unterschiedliche englische Systeme.
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'Ancients', die Alten. 1751 schließen auch sie sich zu einer Großloge zusammen, d.h.,  mindestens  von  da  an  haben  wir  bis  zum  Zusammenschluss der beiden Großlogen offiziell zwei recht unterschiedliche englische Systeme.
  
 
==== Vereinigte Großloge von England (United Grand Lodge of England) ====
 
==== Vereinigte Großloge von England (United Grand Lodge of England) ====
  
Die  Hauptunterschiede  der  Neu- und  Altenglischen  Systeme  sind:  der Sitz des 1. Aufsehers (Westen - Süden), die Worte des 1. und 2. Grades, und  damit  auch  die  Bezeichnung  der  Tempelsƒäulen, sind  vertauscht und die Altarposition für den damaligen alten Eid (Osten - Westen).  Vor  allem  ist  das neuenglische Ritual deistisch  und  das  altenglische christlich geprƒägt.<br>
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Die  Hauptunterschiede  der  Neu- und  Altenglischen  Systeme  sind:  der Sitz des 1. Aufsehers (Westen - Süden), die Worte des 1. und 2. Grades, und  damit  auch  die  Bezeichnung  der  Tempelsäulen, sind  vertauscht und die Altarposition für den damaligen alten Eid (Osten - Westen).  Vor  allem  ist  das neuenglische Ritual deistisch  und  das  altenglische christlich geprägt.<br>
Erst 1813 fanden die beiden Großlogen zur United Grand Lodge of England zusammen, indem sich inhaltlich die ‘Moderns` stark an die Traditionalisten angenƒähert hatten. Die christlichen Bezüge wurden aber großteils aus dem Ritual genommen.
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Erst 1813 fanden die beiden Großlogen zur United Grand Lodge of England zusammen, indem sich inhaltlich die ‘Moderns` stark an die Traditionalisten angenähert hatten. Die christlichen Bezüge wurden aber großteils aus dem Ritual genommen.
  
 
=== Schottisches System (Hochgradmaurerei) ===
 
=== Schottisches System (Hochgradmaurerei) ===
  
Eine ganz andere Freimaurerei als die Englische hatte sich wahrscheinlich lange vorher in Schottland entwickelt. Zwar ist der Ursprung beider Systeme im historischen Dunkel, aber die Geschichte einzelner schottischer Logen geht sehr weit zurück (z.B. [[Kilwinning]]), und Anfang des 18. Jh.  arbeiten  nachweislich  bereits mehrere Hochgradsysteme  in  Schottland in Logen bzw. Kapiteln. Auch ist der Einfluss der spekulativen Maurer  ein  gänzlich  anderer,  denn  in  Schottland  wird  er hauptsäƒchlich auf Geistliche wie auch weltliche Orden zurückgeführt, aber vor allem berief man sich darauf, das Erbe der Templer - Geschichte und Legenden sind ja hinreichend bekannt - gleichzeitig mit bernommen zu haben.<br>
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Eine ganz andere Freimaurerei als die Englische hatte sich wahrscheinlich lange vorher in Schottland entwickelt. Zwar ist der Ursprung beider Systeme im historischen Dunkel, aber die Geschichte einzelner schottischer Logen geht sehr weit zurück (z.B. [[Kilwinning]]), und Anfang des 18. Jh.  arbeiten  nachweislich  bereits mehrere Hochgradsysteme  in  Schottland in Logen bzw. Kapiteln. Auch ist der Einfluss der spekulativen Maurer  ein  gänzlich  anderer,  denn  in  Schottland  wird  er hauptsächlich auf Geistliche wie auch weltliche Orden zurückgeführt, aber vor allem berief man sich darauf, das Erbe der Templer - Geschichte und Legenden sind ja hinreichend bekannt - gleichzeitig mit übernommen zu haben.<br>
Historische Wahrscheinlichkeit unbenommen, es ist eine geschichtliche Tatsache, dass aus Schottland eine Freimaurerei gƒänzlich anderer Prƒägung hervorgegangen  ist  – sehr  christlich,  mit  durchgƒängig weiterführenden Graden eines Lehrgebƒäudes über die ersten drei Grade hinaus.  
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Historische Wahrscheinlichkeit unbenommen, es ist eine geschichtliche Tatsache, dass aus Schottland eine Freimaurerei gänzlich anderer Prägung hervorgegangen  ist  – sehr  christlich,  mit  durchgängig weiterführenden Graden eines Lehrgebäudes über die ersten drei Grade hinaus.  
Wichtig für unser Verstäƒndnis der Freimaurerei und ihrer Rituale ist, dass die Freimaurerei nicht  nur in England ihren Ursprung hatte, denn die damalige schottische Hochgrad-Freimaurerei hat  sich  genauso  schnell  über die Welt verbreitet wie die englische.<br>  
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Wichtig für unser Verständnis der Freimaurerei und ihrer Rituale ist, dass die Freimaurerei nicht  nur in England ihren Ursprung hatte, denn die damalige schottische Hochgrad-Freimaurerei hat  sich  genauso  schnell  über die Welt verbreitet wie die englische.<br>  
Die  Großlogen  der  romanischen und  der  süd- und mittelamerikanischen Läƒnder, sowie die Großloge von Frankreich sind schottischen Ursprungs in reiner Form, und in abgewandelter Form die Gro‚logen der BeNeLux- sowie der nordischen Lƒänder und der Grand Orient Frankreichs.
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Die  Großlogen  der  romanischen und  der  süd- und mittelamerikanischen Länder, sowie die Großloge von Frankreich sind schottischen Ursprungs in reiner Form, und in abgewandelter Form die Großlogen der BeNeLux- sowie der nordischen Länder und der Grand Orient Frankreichs.
  
 
=== Deutsche freimaurerische Systeme ===
 
=== Deutsche freimaurerische Systeme ===
  
1737  beginnt  in Hamburg die sich schnell verbreitende  Freimaurerei in Deutschland. Mitte  des  18.  Jh.  gab  es  Provincial-Gro‚logen der  Neuenglischen Freimaurerei in Hamburg und Frankfurt, sowie selbst ernannte Großlogen in Berlin (des jungen 'Alten Fritz'), Dresden und Bayreuth  
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1737  beginnt  in Hamburg die sich schnell verbreitende  Freimaurerei in Deutschland. Mitte  des  18.  Jh.  gab  es  Provincial-Großlogen der  Neuenglischen Freimaurerei in Hamburg und Frankfurt, sowie selbst ernannte Großlogen in Berlin (des jungen 'Alten Fritz'), Dresden und Bayreuth  
 
die meisten bereits mit Tochterlogen.<br>
 
die meisten bereits mit Tochterlogen.<br>
Zur gleichen Zeit hatte sich aber über Paris (1737 dort von einem Ramsay propagiert) auch die [[Schottische Hochgradmaurerei]] nach Deutschland und Europa ausgebreitet.  
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Zur gleichen Zeit hatte sich aber über Paris (1737 dort von einem Ramsay propagiert) auch die [[Schottischer Ritus|Schottische Hochgradmaurerei]] nach Deutschland und Europa ausgebreitet.  
  
Zur Wahl und in Konkurrenz standen nun zwei freimaurerische Systeme a)  Symbolische  Werksmaurerei  in  3  Graden  - humanitäƒr/egalisierend und b) Hochgradmaurerei in X Graden, esoterisch, wahre Geheimnisse, Exklusivitƒät und in Auswüchsen auch finanzielle Gewinne versprechend.
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Zur Wahl und in Konkurrenz standen nun zwei freimaurerische Systeme a)  Symbolische  Werksmaurerei  in  3  Graden  - humanitär/egalisierend und b) Hochgradmaurerei in X Graden, esoterisch, wahre Geheimnisse, Exklusivität und in Auswüchsen auch finanzielle Gewinne versprechend.
Wo sie in der deutschen Kleinstaaterei erlaubt war, blühte die Freimaurerei, und  dem  Zeitgeist  entsprechend  entschied  man  sich  mehr  und mehr für die Hochgradmaurerei.<br>
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Wo sie in der deutschen Kleinstaaterei erlaubt war, blühte die Freimaurerei, und  dem  Zeitgeist  entsprechend  entschied  man  sich  mehr  und mehr für die Hochgradmaurerei.<br>
So hatte von Mitte des 18. Jh. an ein Hochgrad-System - die Strikte Observanz  - viele  existierende  Großlogen und Logen  für sich  gewonnen und insbesondere  nach  der  Vereinigung  mit  dem  Klerikalen  System (1772) begonnen, die  deutsche  Freimaurerei zu  dominieren.  Der Tempelherrenorden  sollte  wieder  aufleben, mit  strengem Gehorsam  gegen unbekannte Obere.  
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So hatte von Mitte des 18. Jh. an ein Hochgrad-System - die Strikte Observanz  - viele  existierende  Großlogen und Logen  für sich  gewonnen und insbesondere  nach  der  Vereinigung  mit  dem  Klerikalen  System (1772) begonnen, die  deutsche  Freimaurerei zu  dominieren.  Der Tempelherrenorden  sollte  wieder  aufleben, mit  strengem Gehorsam  gegen unbekannte Obere.  
  
Ein  etwas  geäƒndertes franz„sisches Hochgrad-System  - basierend  auf der Templerlegende, absolut christlich, streng hierarchisch und sehr exklusiv - existierte seit 1736 in Schweden (und späƒter in ganz Skandinavien). Dessen (Eckleffsche-)Rituale hatte  sich [[Johann Wilhelm Kellner Graf Zinnendorf|J.W.K. v. Zinnendorf]]  besorgt, von 1768 an einige Logen gestiftet und in Folge die Gro‚ße Landesloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin gegründet.<br>  
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Ein  etwas  geändertes französisches Hochgrad-System  - basierend  auf der Templerlegende, absolut christlich, streng hierarchisch und sehr exklusiv - existierte seit 1736 in Schweden (und später in ganz Skandinavien). Dessen (Eckleffsche-)Rituale hatte  sich [[Johann Wilhelm Kellner Graf Zinnendorf|J.W.K. v. Zinnendorf]]  besorgt, von 1768 an einige Logen gestiftet und in Folge die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin gegründet.<br>  
Die  deutsche  Freimaurerei wurde  chaotisch. Scharlatane,  Idealisten, Machtsüchtige und Betrüger betƒätigten sich (pseudo-)freimaurerisch, und  bald machte  sich  Enttäƒuschung aus unerfüllten Erwartungen, Machtkƒämpfen und Intrigen  breit.  1782  sollte  der Wilhelmsbader  Konvent die vielfƒältigen Probleme  lö„sen. Das  gelang  nicht, man  kam  aber zum Schluss, dass die Legende der freimaurerischen Abstammung von den Tempelrittern  historisch  nicht  haltbar  sei. Das System  der  Strikten Observanz  wurde  zum  sogenannten  Rektivizierten  System reformiert.  
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Die  deutsche  Freimaurerei wurde  chaotisch. Scharlatane,  Idealisten, Machtsüchtige und Betrüger betätigten sich (pseudo-)freimaurerisch, und  bald machte  sich  Enttäuschung aus unerfüllten Erwartungen, Machtkämpfen und Intrigen  breit.  1782  sollte  der Wilhelmsbader  Konvent die vielfältigen Probleme  lösen. Das  gelang  nicht, man  kam  aber zum Schluss, dass die Legende der freimaurerischen Abstammung von den Tempelrittern  historisch  nicht  haltbar  sei. Das System  der  Strikten Observanz  wurde  zum  sogenannten  Rektivizierten  System reformiert.  
Damit war  das  Schicksal  der  Strikten Observanz  zwar  besiegelt, aber große  Teile  der deutschen  Freimaurerei  waren  auch  orientierungslos und geläƒhmt.
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Damit war  das  Schicksal  der  Strikten Observanz  zwar  besiegelt, aber große  Teile  der deutschen  Freimaurerei  waren  auch  orientierungslos und gelähmt.
  
Die GNML 3WK hatte  das  Rektivizierte  System  in  etwas  verƒänderter Form übernommen, l„öste sich kurz nach dem Konvent von der Strikten Observanz und erklƒärte sich  für selbstäƒndig. 1797  gab  sie  sich  eine neue  Grundverfassung, die Logen bekamen mehr Selbstäƒndigkeit (das Direktionsrecht  wurde  den  h„öheren Graden, welche Erkenntnisstufen wurden, entzogen) und sie nahm den heutigen Namen Große National-Forschungsloge Mutterloge "[[Zu den drei Weltkugeln]]" an.  
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Die GNML 3WK hatte  das  Rektivizierte  System  in  etwas  veränderter Form übernommen, löste sich kurz nach dem Konvent von der Strikten Observanz und erklärte sich  für selbständig. 1797  gab  sie  sich  eine neue  Grundverfassung, die Logen bekamen mehr Selbständigkeit (das Direktionsrecht  wurde  den  höheren Graden, welche Erkenntnisstufen wurden, entzogen) und sie nahm den heutigen Namen Große National-Forschungsloge Mutterloge "[[Zu den drei Weltkugeln]]" an.  
  
Eine stetige Entwicklung und die Protektion der Preußischen Kö„nige und Kaiser  (Edikt von  1798)  machte  sie  zur  gr„ößten Großloge vor  der  Zeit der Dunkelheit.
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Eine stetige Entwicklung und die Protektion der Preußischen Könige und Kaiser  (Edikt von  1798)  machte  sie  zur  größten Großloge vor  der  Zeit der Dunkelheit.
  
Die [[Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland|GLL FvD]] war vom Untergang der Strikten Observanz kaum berührt, außer dass [[Christian Carl Friedrich Wilhelm Freiherr von Nettelbladt|v. Nettelbladt]] die Templerlegende in den Ritualen zurückgenommen hatte und diese spƒäter (1888) gƒänzlich aufgegeben wurde. Das Ordens-System an  sich: absolut  christlich mit strenger hierarchischer Ausrichtung und die Betrachtung der Johannisgrade als Vorstufe zu den Hochgraden hat bis heute unveräƒndert Bestand.  
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Die [[Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland|GLL FvD]] war vom Untergang der Strikten Observanz kaum berührt, außer dass [[Christian Carl Friedrich Wilhelm Freiherr von Nettelbladt|v. Nettelbladt]] die Templerlegende in den Ritualen zurückgenommen hatte und diese später (1888) gänzlich aufgegeben wurde. Das Ordens-System an  sich: absolut  christlich mit strenger hierarchischer Ausrichtung und die Betrachtung der Johannisgrade als Vorstufe zu den Hochgraden hat bis heute unverändert Bestand.  
Eine stetige Entwicklung wie auch die Protektion des Preußischen Herrscherhauses machte  sie  zur  zweitgr„ößten Großloge  vor  der  Zeit  der Dunkelheit.  
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Eine stetige Entwicklung wie auch die Protektion des Preußischen Herrscherhauses machte  sie  zur  zweitgrößten Großloge  vor  der  Zeit  der Dunkelheit.  
  
 
[[Der Eklektische Bund|Der  Eklektische Freimaurerbund]] in  Frankfurt  am  Main leitete  nach  
 
[[Der Eklektische Bund|Der  Eklektische Freimaurerbund]] in  Frankfurt  am  Main leitete  nach  
 
dem  [[Wilhelmsbader  Konvent]]  die  freimaurerische  Reformation  ein,  die der Hochgrad-müden  Freimaurerei neue  Orientierung  gab.  Auf  Betreiben  v. Ditfurths (Wetzlar)  und Brünners (Frankfurt)  konnte 1783  durch Rückbesinnung  auf  die  Basiswerte  der  Freimaurerei der  Eklektische Bund  gegründet  werden.  Rituale und  Gesetze basierten  auf  dem  neuenglischen Ritus der Loge zur Einigkeit, Frankfurt.
 
dem  [[Wilhelmsbader  Konvent]]  die  freimaurerische  Reformation  ein,  die der Hochgrad-müden  Freimaurerei neue  Orientierung  gab.  Auf  Betreiben  v. Ditfurths (Wetzlar)  und Brünners (Frankfurt)  konnte 1783  durch Rückbesinnung  auf  die  Basiswerte  der  Freimaurerei der  Eklektische Bund  gegründet  werden.  Rituale und  Gesetze basierten  auf  dem  neuenglischen Ritus der Loge zur Einigkeit, Frankfurt.
In der 1. Hälfte des 19. Jh.  war der  Eklektische Bund durch die Auseinandersetzungen  um  das  'Christliche  Prinzip'  maßgeblich  an  der  Prƒägung der 'humanitären' Freimaurerei beteiligt.
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In der 1. Hälfte des 19. Jh.  war der  Eklektische Bund durch die Auseinandersetzungen  um  das  'Christliche  Prinzip'  maßgeblich  an  der  Prägung der 'humanitären' Freimaurerei beteiligt.
  
  
 
==== Große Loge von Preußen ([[Royal  York zur  Freundschaft]]). ====
 
==== Große Loge von Preußen ([[Royal  York zur  Freundschaft]]). ====
Durch den Beitritt [[Ignaz Feßler]]s 1796 in die Hochgrad-Loge Royal York war dieser nicht nur ihr Gründer als neuer Großloge und somit des dritten Berliner christlichen Hochgradsystems erstanden,  sondern  die  deutsche  Freimaurerei hatte auch  einen ihrer  großen  Reformatoren bekommen.  Er  
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Durch den Beitritt [[Ignaz Aurelius Feßler|Ignaz Feßler]]s 1796 in die Hochgrad-Loge Royal York war dieser nicht nur ihr Gründer als neuer Großloge und somit des dritten Berliner christlichen Hochgradsystems erstanden,  sondern  die  deutsche  Freimaurerei hatte auch  einen ihrer  großen  Reformatoren bekommen.  Er schuf  zuerst  in  Anlehnung  an  das  altenglische  System die  Rituale  der Johannisgrade neu,  wandelte  dann  widerstrebend die  französischen Hochgrade in  mehrere  Erkenntnisstufen  um, teilte  danach die  Loge mehrfach, um Großlogen-Status zu erreichen und erwirkte zudem noch das Protektorat des Königs.
schuf  zuerst  in  Anlehnung  an  das  altenglische  System die  Rituale  der Johannisgrade neu,  wandelte  dann  widerstrebend die  franz„ösischen Hochgrade in  mehrere  Erkenntnisstufen  um, teilte  danach die  Loge mehrfach, um Großlogen-Status zu erreichen und erwirkte zudem noch das Protektorat des Königs.
 
  
 
Die Feßlerschen Johannisgrade  wurden zur Basis anderer Rituale, insbesondere derer der Großloge "[[Zur Sonne]]" in Bayreuth.
 
Die Feßlerschen Johannisgrade  wurden zur Basis anderer Rituale, insbesondere derer der Großloge "[[Zur Sonne]]" in Bayreuth.
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==== Großloge "[[Zur Sonne]]" in Bayreuth ====
 
==== Großloge "[[Zur Sonne]]" in Bayreuth ====
Der wechselhaften Geschichte der 1741  gegründeten Bayreuther  Loge  durch Systemänderungen ([[Strikte Observanz]],  [[Royal  York]]) und  Staatszugehörigkeiten (Markgrafschaft, Preußen, Bayern) folgte eine Glanzzeit unter der Großmeisterschaft J.K. Bluntschlis (1872-78).  Er  gab  seiner  Großloge eine  neue  Verfassung und überarbeitete für sie die Feßlerschen Johannis-Rituale.
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Der wechselhaften Geschichte der 1741  gegründeten Bayreuther  Loge  durch Systemänderungen ([[Strikte Observanz]],  [[Royal  York zur  Freundschaft|Royal  York]]) und  Staatszugehörigkeiten (Markgrafschaft, Preußen, Bayern) folgte eine Glanzzeit unter der Großmeisterschaft J.K. Bluntschlis (1872-78).  Er  gab  seiner  Großloge eine  neue  Verfassung und überarbeitete für sie die Feßlerschen Johannis-Rituale.
  
 
==== Vergleich der Historie der Rituale der VGLvD ====
 
==== Vergleich der Historie der Rituale der VGLvD ====
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(siehe obenstehende grafische Darstellung)
 
(siehe obenstehende grafische Darstellung)
  
Von  den  fünf  unter  dem  Dach  der  [[Großlogen#Vereinigte Großlogen von Deutschland (VGLvD)|VGLvD]]  vereinigten  Gro‚ßlogen arbeiten vier nach historischen Ritualen.  
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Von  den  fünf  unter  dem  Dach  der  [[Großlogen#Vereinigte Großlogen von Deutschland (VGLvD)|VGLvD]]  vereinigten  Großlogen arbeiten vier nach historischen Ritualen.  
  
 
Zwei davon sind Hochgradsysteme schottischen Ursprungs: 1) die [[Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“|GNML 3WK]] arbeitet nach dem Rektivizierten System und 2) die [[Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland|GLL FvD]] nach schwedischer Lehrart.
 
Zwei davon sind Hochgradsysteme schottischen Ursprungs: 1) die [[Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“|GNML 3WK]] arbeitet nach dem Rektivizierten System und 2) die [[Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland|GLL FvD]] nach schwedischer Lehrart.
  
Die anderen beiden Rituale sind englischen Ursprungs: 1) in den Logen der GL BFG wird gearbeitet  wie  es  in  der  Union  Emulation  Lodge  of  Improvement  seit  1814 unterrichtet  wird  und  2)  in  den  Logen  der  [[American Canadian Grand Lodge|ACGL]] kommen Rituale  altenglischen  Ursprungs verschiedener Gro‚logen der  USA  und Kanada zur Anwendung.
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Die anderen beiden Rituale sind englischen Ursprungs: 1) in den Logen der GL BFG wird gearbeitet  wie  es  in  der  Union  Emulation  Lodge  of  Improvement  seit  1814 unterrichtet  wird  und  2)  in  den  Logen  der  [[American Canadian Grand Lodge|ACGL]] kommen Rituale  altenglischen  Ursprungs verschiedener Großlogen der  USA  und Kanada zur Anwendung.
  
Die  in  der  [[Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland|A.F.u.A.M.v.D]] verwendeten  Rituale  - auch  englischen Ursprungs - tragen der Situation Rechnung, dass erst die Zusage an die beitretenden Logen, ihre Rituale weiterhin verwenden zu k„önnen, die Bildung der  
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Die  in  der  [[Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland|A.F.u.A.M.v.D]] verwendeten  Rituale  - auch  englischen Ursprungs - tragen der Situation Rechnung, dass erst die Zusage an die beitretenden Logen, ihre Rituale weiterhin verwenden zu können, die Bildung der  
einen Gro‚loge nach  dem  Kriege  überhaupt erm„öglichte. Nach  Anfangsschwierigkeiten  konnte  1966  ein  Gro‚ßlogen-Ritual  vorgestellt  werden,  das eklektisch  versuchte, m„öglichst vielen  Brüdern Vertrautes  zu  bieten.  Auf Grund einer Flut von 'Verbesserungs'-Wünschen und einer Schwerpunktverlagerung  von  der  Belehrungsmethode  zum  kultischen  Erlebnis  wurde 1981/82 eine überarbeitete Version in Kraft gesetzt.
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einen Großloge nach  dem  Kriege  überhaupt ermöglichte. Nach  Anfangsschwierigkeiten  konnte  1966  ein  Großlogen-Ritual  vorgestellt  werden,  das eklektisch  versuchte, möglichst vielen  Brüdern Vertrautes  zu  bieten.  Auf Grund einer Flut von 'Verbesserungs'-Wünschen und einer Schwerpunktverlagerung  von  der  Belehrungsmethode  zum  kultischen  Erlebnis  wurde 1981/82 eine überarbeitete Version in Kraft gesetzt.
  
Heute  arbeiten  fast  80%  der  A.F.u.A.M.-Logen  nach  diesem  Gro߂loge-Ritual, die anderen hauptsƒchlich nach den alten "Schr„öder"-, "Sonne"- und Eklektischen Ritualen.
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Heute  arbeiten  fast  80%  der  A.F.u.A.M.-Logen  nach  diesem  Großloge-Ritual, die anderen hauptsächlich nach den alten "Schröder"-, "Sonne"- und Eklektischen Ritualen.
  
  
 
[[Kategorie:Lexikon]]
 
[[Kategorie:Lexikon]]

Version vom 11. Oktober 2010, 10:47 Uhr

Ritualvergleich.jpg


Kurzvortrag für die Forschungsloge Quatuor Coronati:

Die Initiation – Ritualvergleiche

26. Arbeitstagung Okt. 2004

Erwin Bohnacker SOKRATES ZUR STANDHAFTIGKEIT

Für einen Vergleich der Rituale, die innerhalb der Vereinigte Großlogen von Deutschland im Gebrauch sind, wären zuvorderst die Rituale ihrer fünf Großlogen: [[Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland]], Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland, Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“, American Canadian Grand Lodge A.F.&A.M. und Grand Lodge of Britisch Freemasons in Germany heranzuziehen. Zusätzlich sind aber aus historischen Gründen in der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland noch eine ganze Reihe weiterer Rituale in Verwendung, die gebräuchlichsten davon sind das "Schröder"-, das "Sonne"- und das Eklektische Ritual. Insgesamt sind also in Deutschland mindestens acht "Haupt"-Rituale in Gebrauch. Das zeigt uns recht deutlich, dass im Gegensatz zu Ländern mit nur einer Großloge - und nur einem Ritual - wir in Deutschland eine ebenso bereichernde wie verwirrende Ritualvielfalt haben. In Frankfurt am Main wird z.B. in sieben verschiedenen Ritualen gearbeitet, und da ist das in Deutschland mit Abstand meistgebrauchte A.F.u.A.M.-Ritual nicht einmal dabei.

Deshalb ist m.E. ein inhaltlicher Vergleich wegen der Vielfalt und der Unterschiede der zu vergleichenden Rituale im zeitlichen Rahmen nicht vernünftig. Auch eine tabellarische Aufstellung der einzelnen Initiations-Handlungen, wie z.B. von der Berliner Loge "Zur Werkstatt" als Resultat von Ritualvergleichen publiziert, finde ich für unseren Zweck nicht genügend aussagekräftig.

Da ich sowieso der Überzeugung bin, dass das richtige Verstehen des eigenen wie auch der anderen freimaurerischen Rituale das Wissen um den jeweiligen Ursprung und die nachfolgende historische Entwicklung bedingt, habe ich dies als Ansatz eines Vergleichs der in Deutschland meistgebräuchlichen Rituale genommen.

Vergleich der Historie der meistgebrauchten deutschen Rituale

Die wichtigste und oft für die deutschen Freimaurer auch überraschende Erkenntnis über die geschichtliche Entwicklung der Freimaurerei ist, dass sie zwei Wurzeln hat.

Viel zu oft wird bei uns in der freimaurerischen Historie vom offiziellen Anfang der Freimaurerei 1717 in London gesprochen und dies für die weiteren geschichtlichen Ausführungen als Ursprung der Freimaurerei dargestellt.
Das ist aber grundlegend falsch. Die Freimaurerei wurzelt in zwei sich grundsätzlich unterscheidenden Systemen, dem SCHOTTISCHEN und dem ENGLISCHEN, und dies ist insbesondere für unsere deutsche Freimaurerei wichtig, wie wir noch sehen werden. Dass die Freimaurerei aus Bauhütten sakraler Bauwerke durch den allmählichen …Übergang von tatsächlichen Bauleuten zu 'spekulativen' Maurern hervorging, ist bekannt und historisch belegt. Aber gerade in diesen Ursprüngen liegt bereits ein gravierender Unterschied in den beiden Systemen.

Englisches System (Werksmaurerei)

Beim Englischen System ist ganz eindeutig und wichtig, dass die spekulativen Maurer aus aufklärerischen Geistesgruppen kamen. Außerdem gab es auch für einen langen und insbesondere für die weltweite Entwicklung der Freimaurerei wichtigen Zeitraum in England zwei Systeme.

Neuenglisch ('Moderns')

Als offizieller Anfang der Freimaurerei (weil ab hier historisch einwandfrei belegt) gilt gemeinhin 1717, als sich die vier Londoner Logen zu einer Großloge zusammenschlossen. 1723 wird ihre bekannte Constitution von Reverend Anderson mit den berühmten 'Alten Pflichten' veröffentlicht und 1730 erscheint - glücklicherweise - die Verräterschrift der Rituale von Pritchard, 'Masonry dissected' - sonst hätten wir heute keine Informationen über die damaligen Rituale.

Diese Richtung der Freimaurerei hat einen ganz ausgeprägten Einfluss aufklärerischer (deistischer) Gedanken.

Altenglisch ('Ancients')

Entschieden anderer Einstellung sind Logen mit wahrscheinlich irischem Einfluss, die es wohl zur gleichen Zeit - zumindest behaupteten sie es von sich - in London gab.
Diese zweite Gruppierung von Logen warf nämlich der ersten Großloge vor, sie sei vom Althergebrachten abgewichen, und sie selbst seien die traditionelleren und auch die älteren. Sie nannten sich deshalb auch so:
'Ancients', die Alten. 1751 schließen auch sie sich zu einer Großloge zusammen, d.h., mindestens von da an haben wir bis zum Zusammenschluss der beiden Großlogen offiziell zwei recht unterschiedliche englische Systeme.

Vereinigte Großloge von England (United Grand Lodge of England)

Die Hauptunterschiede der Neu- und Altenglischen Systeme sind: der Sitz des 1. Aufsehers (Westen - Süden), die Worte des 1. und 2. Grades, und damit auch die Bezeichnung der Tempelsäulen, sind vertauscht und die Altarposition für den damaligen alten Eid (Osten - Westen). Vor allem ist das neuenglische Ritual deistisch und das altenglische christlich geprägt.
Erst 1813 fanden die beiden Großlogen zur United Grand Lodge of England zusammen, indem sich inhaltlich die ‘Moderns` stark an die Traditionalisten angenähert hatten. Die christlichen Bezüge wurden aber großteils aus dem Ritual genommen.

Schottisches System (Hochgradmaurerei)

Eine ganz andere Freimaurerei als die Englische hatte sich wahrscheinlich lange vorher in Schottland entwickelt. Zwar ist der Ursprung beider Systeme im historischen Dunkel, aber die Geschichte einzelner schottischer Logen geht sehr weit zurück (z.B. Kilwinning), und Anfang des 18. Jh. arbeiten nachweislich bereits mehrere Hochgradsysteme in Schottland in Logen bzw. Kapiteln. Auch ist der Einfluss der spekulativen Maurer ein gänzlich anderer, denn in Schottland wird er hauptsächlich auf Geistliche wie auch weltliche Orden zurückgeführt, aber vor allem berief man sich darauf, das Erbe der Templer - Geschichte und Legenden sind ja hinreichend bekannt - gleichzeitig mit übernommen zu haben.
Historische Wahrscheinlichkeit unbenommen, es ist eine geschichtliche Tatsache, dass aus Schottland eine Freimaurerei gänzlich anderer Prägung hervorgegangen ist – sehr christlich, mit durchgängig weiterführenden Graden eines Lehrgebäudes über die ersten drei Grade hinaus. Wichtig für unser Verständnis der Freimaurerei und ihrer Rituale ist, dass die Freimaurerei nicht nur in England ihren Ursprung hatte, denn die damalige schottische Hochgrad-Freimaurerei hat sich genauso schnell über die Welt verbreitet wie die englische.
Die Großlogen der romanischen und der süd- und mittelamerikanischen Länder, sowie die Großloge von Frankreich sind schottischen Ursprungs in reiner Form, und in abgewandelter Form die Großlogen der BeNeLux- sowie der nordischen Länder und der Grand Orient Frankreichs.

Deutsche freimaurerische Systeme

1737 beginnt in Hamburg die sich schnell verbreitende Freimaurerei in Deutschland. Mitte des 18. Jh. gab es Provincial-Großlogen der Neuenglischen Freimaurerei in Hamburg und Frankfurt, sowie selbst ernannte Großlogen in Berlin (des jungen 'Alten Fritz'), Dresden und Bayreuth die meisten bereits mit Tochterlogen.
Zur gleichen Zeit hatte sich aber über Paris (1737 dort von einem Ramsay propagiert) auch die Schottische Hochgradmaurerei nach Deutschland und Europa ausgebreitet.

Zur Wahl und in Konkurrenz standen nun zwei freimaurerische Systeme a) Symbolische Werksmaurerei in 3 Graden - humanitär/egalisierend und b) Hochgradmaurerei in X Graden, esoterisch, wahre Geheimnisse, Exklusivität und in Auswüchsen auch finanzielle Gewinne versprechend. Wo sie in der deutschen Kleinstaaterei erlaubt war, blühte die Freimaurerei, und dem Zeitgeist entsprechend entschied man sich mehr und mehr für die Hochgradmaurerei.
So hatte von Mitte des 18. Jh. an ein Hochgrad-System - die Strikte Observanz - viele existierende Großlogen und Logen für sich gewonnen und insbesondere nach der Vereinigung mit dem Klerikalen System (1772) begonnen, die deutsche Freimaurerei zu dominieren. Der Tempelherrenorden sollte wieder aufleben, mit strengem Gehorsam gegen unbekannte Obere.

Ein etwas geändertes französisches Hochgrad-System - basierend auf der Templerlegende, absolut christlich, streng hierarchisch und sehr exklusiv - existierte seit 1736 in Schweden (und später in ganz Skandinavien). Dessen (Eckleffsche-)Rituale hatte sich J.W.K. v. Zinnendorf besorgt, von 1768 an einige Logen gestiftet und in Folge die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin gegründet.
Die deutsche Freimaurerei wurde chaotisch. Scharlatane, Idealisten, Machtsüchtige und Betrüger betätigten sich (pseudo-)freimaurerisch, und bald machte sich Enttäuschung aus unerfüllten Erwartungen, Machtkämpfen und Intrigen breit. 1782 sollte der Wilhelmsbader Konvent die vielfältigen Probleme lösen. Das gelang nicht, man kam aber zum Schluss, dass die Legende der freimaurerischen Abstammung von den Tempelrittern historisch nicht haltbar sei. Das System der Strikten Observanz wurde zum sogenannten Rektivizierten System reformiert. Damit war das Schicksal der Strikten Observanz zwar besiegelt, aber große Teile der deutschen Freimaurerei waren auch orientierungslos und gelähmt.

Die GNML 3WK hatte das Rektivizierte System in etwas veränderter Form übernommen, löste sich kurz nach dem Konvent von der Strikten Observanz und erklärte sich für selbständig. 1797 gab sie sich eine neue Grundverfassung, die Logen bekamen mehr Selbständigkeit (das Direktionsrecht wurde den höheren Graden, welche Erkenntnisstufen wurden, entzogen) und sie nahm den heutigen Namen Große National-Forschungsloge Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" an.

Eine stetige Entwicklung und die Protektion der Preußischen Könige und Kaiser (Edikt von 1798) machte sie zur größten Großloge vor der Zeit der Dunkelheit.

Die GLL FvD war vom Untergang der Strikten Observanz kaum berührt, außer dass v. Nettelbladt die Templerlegende in den Ritualen zurückgenommen hatte und diese später (1888) gänzlich aufgegeben wurde. Das Ordens-System an sich: absolut christlich mit strenger hierarchischer Ausrichtung und die Betrachtung der Johannisgrade als Vorstufe zu den Hochgraden hat bis heute unverändert Bestand. Eine stetige Entwicklung wie auch die Protektion des Preußischen Herrscherhauses machte sie zur zweitgrößten Großloge vor der Zeit der Dunkelheit.

Der Eklektische Freimaurerbund in Frankfurt am Main leitete nach dem Wilhelmsbader Konvent die freimaurerische Reformation ein, die der Hochgrad-müden Freimaurerei neue Orientierung gab. Auf Betreiben v. Ditfurths (Wetzlar) und Brünners (Frankfurt) konnte 1783 durch Rückbesinnung auf die Basiswerte der Freimaurerei der Eklektische Bund gegründet werden. Rituale und Gesetze basierten auf dem neuenglischen Ritus der Loge zur Einigkeit, Frankfurt. In der 1. Hälfte des 19. Jh. war der Eklektische Bund durch die Auseinandersetzungen um das 'Christliche Prinzip' maßgeblich an der Prägung der 'humanitären' Freimaurerei beteiligt.


Große Loge von Preußen (Royal York zur Freundschaft).

Durch den Beitritt Ignaz Feßlers 1796 in die Hochgrad-Loge Royal York war dieser nicht nur ihr Gründer als neuer Großloge und somit des dritten Berliner christlichen Hochgradsystems erstanden, sondern die deutsche Freimaurerei hatte auch einen ihrer großen Reformatoren bekommen. Er schuf zuerst in Anlehnung an das altenglische System die Rituale der Johannisgrade neu, wandelte dann widerstrebend die französischen Hochgrade in mehrere Erkenntnisstufen um, teilte danach die Loge mehrfach, um Großlogen-Status zu erreichen und erwirkte zudem noch das Protektorat des Königs.

Die Feßlerschen Johannisgrade wurden zur Basis anderer Rituale, insbesondere derer der Großloge "Zur Sonne" in Bayreuth.

Großloge von Hamburg

Der große Reformator Friedrich Ludwig Schröder trat erfolgreich für die Vereinfachung und Entmystifizierung der Freimaurerei ein, und reformierte, indem er alle Hochgrade eliminierte, System und Rituale nach dem altenglischen Ritus. 1801 war die 'Schrödersche Lehrart' von seiner Großloge und 1816 bereits von 33 Logen unter drei weiteren Großlogen angenommen worden. Schröder war aber nicht nur Reformator (System und Engbund) sondern auch ein Vereiniger der Freimaurerei (Großlogenverein). Durch seine große Akzeptanz prägte das Schrödersche System die humanitäre Freimaurerei maßgeblich.


Großloge "Zur Sonne" in Bayreuth

Der wechselhaften Geschichte der 1741 gegründeten Bayreuther Loge durch Systemänderungen (Strikte Observanz, Royal York) und Staatszugehörigkeiten (Markgrafschaft, Preußen, Bayern) folgte eine Glanzzeit unter der Großmeisterschaft J.K. Bluntschlis (1872-78). Er gab seiner Großloge eine neue Verfassung und überarbeitete für sie die Feßlerschen Johannis-Rituale.

Vergleich der Historie der Rituale der VGLvD

(siehe obenstehende grafische Darstellung)

Von den fünf unter dem Dach der VGLvD vereinigten Großlogen arbeiten vier nach historischen Ritualen.

Zwei davon sind Hochgradsysteme schottischen Ursprungs: 1) die GNML 3WK arbeitet nach dem Rektivizierten System und 2) die GLL FvD nach schwedischer Lehrart.

Die anderen beiden Rituale sind englischen Ursprungs: 1) in den Logen der GL BFG wird gearbeitet wie es in der Union Emulation Lodge of Improvement seit 1814 unterrichtet wird und 2) in den Logen der ACGL kommen Rituale altenglischen Ursprungs verschiedener Großlogen der USA und Kanada zur Anwendung.

Die in der A.F.u.A.M.v.D verwendeten Rituale - auch englischen Ursprungs - tragen der Situation Rechnung, dass erst die Zusage an die beitretenden Logen, ihre Rituale weiterhin verwenden zu können, die Bildung der einen Großloge nach dem Kriege überhaupt ermöglichte. Nach Anfangsschwierigkeiten konnte 1966 ein Großlogen-Ritual vorgestellt werden, das eklektisch versuchte, möglichst vielen Brüdern Vertrautes zu bieten. Auf Grund einer Flut von 'Verbesserungs'-Wünschen und einer Schwerpunktverlagerung von der Belehrungsmethode zum kultischen Erlebnis wurde 1981/82 eine überarbeitete Version in Kraft gesetzt.

Heute arbeiten fast 80% der A.F.u.A.M.-Logen nach diesem Großloge-Ritual, die anderen hauptsächlich nach den alten "Schröder"-, "Sonne"- und Eklektischen Ritualen.