Ungarn: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Freimaurer-Wiki
Zeile 84: Zeile 84:
 
===Von diesen unter dem  Gross-orient:===  
 
===Von diesen unter dem  Gross-orient:===  
  
wurden eingeschläfert: 13 Logen
+
:wurden eingeschläfert: 13 Logen
vereinigt: 1
+
:vereinigt: 1
aufgelöst: 3
+
:aufgelöst: 3
ausgeschieden: -
+
:ausgeschieden: -
zusammen 17 Logen
+
:zusammen 17 Logen
es verblieben sonach 13 Logen
+
:es verblieben sonach 13 Logen
mit 516 Brr.
+
:mit 516 Brr.
 
 
  
 
===Unter der Joh.-Grossloge:===
 
===Unter der Joh.-Grossloge:===

Version vom 16. September 2012, 10:02 Uhr

Ungarn

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Frühzeit im 18. Jahrhundert

Die erste stärkere Berührung von Ungarn mit der Freimaurerei erfolgte zur Zeit der ersten Wiener Loge durch Offiziere der ungarischen Leibgarde in Wien, die sich um den Schriftsteller Georg Bessenyei gruppierten, ferner durch Angehörige des hohen Adels. Georg Bessenyei war um die Pflege der ungarischen Sprache und Schöpfung einer Literatur nach französischem Vorbild bemüht. An den Anfängen der Wiener Freimaurerei waren die bedeutendsten ungarischen Adelsgeschlechter beteiligt (u. a. Apponyi, Banffy, Batthyanv, Esterhazy, Festeties, Forgach, Gyulay, Palffy, Szapary und Teleki). Nach Ungarn selbst kam die Freimaurerei durch deutsche, polnische und französische Vermittlung.

In Preßburg wird eine Loge schon aus den vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts gemeldet. Sehr früh gelangte die Freimaurerei nach den sächsischen Städten in Siebenbürgen, noch bevor dieses an Ungarn kam. 1749 entstand unter Berlin in Kronstadt die Loge "Zu den drei Säulen", gegründet von Senator Seuler. Es folgte 1767 die Loge "St. Andreas zu den drei Seeblättern" (Strikte Observanz) in Hermannstadt, das zwei Jahre zuvor Sitz der Regierung des neuen Großfürstentums geworden war.

Der Gouverneur, Baron Samuel Bruckenthal, der Gründer des Bruckenthal-Museums, ihr eifriger Förderer, war selbst in Wien Freimaurer geworden. Weitere Gründungen folgten. 1784 wurde die Provinzialloge von Siebenbürgen (Provinzial-Großmeister Graf Georg Banffy) unter der Großen Landesloge von Österreich eingesetzt. Zu ihr gehörte auch eine Loge in der Bukowina. In Siebenbürgen war von 1779-1781 auch Graf Ivan Draskovic (s. d.) eifrig tätig.

In Nordungarn hielt in den siebziger Jahren die Freimaurerei von Polen aus ihren Einzug. Die von Warschau 1770 gegründete Loge "Zum tugendhaften Reisenden" in Eperjes stiftete Bauhütten in Schemnitz, Neusohl, Kaschau und Miskolez. Reges freimaurerisches Leben herrschte auch in Kroatien (s. Jugoslawien ), dessen Logen in Glina, Agram, Varasdin, Esseg, Karlstadt, im Verein mit anderen ungarischen Logen die Draskovic-Observanz bildeten, die auch in Temesvar und Battaszék Logen gründete.

In Budapest (damals noch Ofen und Pest), gab es zuerst wahrscheinlich nur Militärlogen. 1770 bildete sich die Loge "Zur Großmuth", die 1776-1778 vom Grafen Draskovic (s. d.) geleitet wurde. Auch in Ofen erfolgte eine Gründung. Unter der Leitung von Baron Jozsef Orezy vereinigten sich dann die Pester und die Ofener Loge. 1781 erhielt die Bauhütte den Besuch des russischen Thronfolgers, späteren Zaren, Paul I. Im gleichen Jahre schlossen sich auf Anregung von Draskovic die ungarischen Logen an Wien an, Graf Karl Pálffy wurde Provinzial-Großmeister der 12 Logen umfassenden - infolge des Freimaurerpatents Josephs II. (s. d.) aber nur bis 1786 bestehenden - Provinzial-Großloge. Pálffy blieb aber auch nach ihrer Auflösung am Wiener Hofe freimaurerisch tätig. Ihm und anderen ungarischen Freimaurern am Hofe Josephs II. war es zu danken, daß die heilige Stephanskrone wieder nach Ungarn zurückkam und die Komitatskonstitution wieder auflebte. Freimaurer waren es auch, die damals die ungarische Nationalliteratur ins Leben riefen, die erste ungarische Zeitschrift herausgaben, die Idee der Akademie der Wissenschaften entwickelten, als erste daß ungarische Nationaltheater betreuten und sich für die Wiedereinsetzung der ungarischen Verfassung exponierten.

Die Logen in Siebenbürgen waren ebenfalls um die kulturelle Übung des Landes bemüht; sie gründeten eine Gesellschaft zur Pflege der ungarischen Sprache und eine solche für Geschichtsforschung. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es in Ungarn fast keine große politisch-kulturelle Erscheinung, die nicht von Freimaurern in die Wege geleitet worden wäre.

Daß Freimaurerpatent schränkte auch die ungarische Freimaurerei außerordentlich ein. Nur in Ofen, Pest, Agram und Karlstadt durften noch Logen bestehen. Als Leopold II. zur Regierung kam, waren nur die Logen, "Zur Großmuth" in Pest und die "Zur Klugheit" in Agram aktiv. Das neue Regime führte dann zum Aufleben und zur Neugründung einer ganzen Anzahl von Logen in den verschiedensten Städten; aber unter Franz II. hörte dann ebenso wie in Österreich in der Mitte der neunziger Jahre jede freimaurerische Tätigkeit auf. 1796 wurden die Freimaurer F. Hajnoezy, Hauptmann Laezkovies, Graf Sigray und der sonderbare Franziskanerabt Martinovics (s. d.) als sogenannte "Jakobiner", als Vorkämpfer für die ungarische Freiheitsidee in Ofen hingerichtet. Lange Zeit war die Freimaurerei zur Untätigkeit verdammt.

Aus einer Rede

Quelle: Freimaurerzeitung Nr. 16, 19. April 1890, S. 127

Zwanzig Jahre sind verflossen, seit die Maurerei in Ungarn sich konstituiert, und wenn ich die praktischen Resultate, die so genannten grossen Schöpfungen erwäge, so finde ich im Buche unserer Geschichte die folgenden bedeutenden Schöpfungen verzeichnet:


  • den Klub für Volksunterricht,
  • das Unternehmen für sittliche Plachenliteratur (?),
  • den Sträflings-Unterstützungsverein,
  • der Verein für Hausindustrie,
  • die Asyle für Obdachlose,
  • die Mehrzahl der Rettungshäuser,
  • die Krankenhäuser für arme Kinder,
  • die Vereine fÜr Kinderbekleidung,
  • den Verein für Ferialkolonien (?),
  • den Verein "Kinderfreund" zur Verpflegung armer Schulkinder,
  • den Kinderschutz-Verein,
  • die freiwillige Rettungs-Gesellschaft,
  • die "Idiotenanstalt" (Anmerkung: heute nicht mehr gebräuchlich),
  • die Suppenanstalten,
  • die Volksküchen,
  • die Wärmestuben,
  • die Kindergärten,
  • die Creches,
  • Spitäler und Spitalstiftungen,
  • die Belohnung treuer Dienstboten und Ammen,
  • die Weihnachtsbescheerungen für arme Kinder,
  • die Unterstützung verschämter Armen,
  • die Hilfeleistung für Taubstumme, Findlinge und Spitalkranke, . .
  • die unentgeltliche Ordinationsanstalt für arme Kranke,
  • Asyle für Wöchnerinnen,
  • die nützliche Beschäftigung von Vagabunden
  • Korrektionsanstalten

und zahlreiche andere humanitäre Institute, deren Aufzählung zu weit führen würde.

Wenn man nun fragt, ob dieses Resultat für zwei Jahrzehnte ein befriedigendes sei, so können wir erhobenen Hauptes antworten: ja, es ist befriedigend von Seite einer Körperschaft, welche einmal wöchentlich sich versammelt, und die wenigen Stunden ihrer Arbeitszeit auf administrative Agenden verwenden muss. Denn nicht aufs Geratewohl haben wir Institutionen geschaffen, sondern wir haben Lücken ausgefüllt, und durch das glückliche und taktvolle Ausfüllen dieser Lücken der Organisation der Wohlkeit in unserem Vaterlande die Richtung angegeben.

Auch fand unsere Direktive allenthalb im Lande Nachahmung und führt zu heilsamen Resultaten. Unsere Initiative, unsere Arbeit, unsere Schöpfungen füllen die glänzendsten Seiten aus in der Geschichte des humanitären Wirkens in Ungarn.

Aber auf den Ruhm dieser Arbeit, der uns nach Recht gebührte, haben wir verzichtet zu Gunsten jener zumeist profanen Individuen, die wir an die Spitze unserer Schöpfungen stellten. Während der grossen Festlichkeiten, auf welchen unsere Schöpfungen verherrlicht wurden, hielten wir uns bescheiden im Hindergrunde und freuten uns der allgemeinen Anerkennung, weil dieser die wirksamere Unterstützung seitens des Publikums auf dem Fusse folgte.

Und doch sind es nicht diese vielen bedeutsamen bahnbrechenden und richtunggebenden Schöpfungen, worauf die ungarische Freimaurerei am meisten Stolz sein darf.

Unser größter Stolz muss sein, dass die liberalen Ideen, welche sich zur Geltung durchgerungen, dass die Männer, welche die Wortführer dieser Ideen waren, aus unseren Reihen hervorgegangen sind. Unser Stolz muss es sein, dass die maurerischen Ideen und Sitten jene Männer veredelt haben, welche uns angehören, und welche als unsere Apostel hinausgezogen sind in die profane Welt, um das Gute, Edle und das rein Menschliche zu verkünden und diese Ideen in alle Funktionen des öffentlichen Lebens und in alles behördliche Wirken zu verpflanzen.

Wohl weis ich, dass dies eine kühne Behauptung, doch ist sie wahr. Glaubst du es nicht - wandte ich mich an unseren unzufriedenen Bruder, - so frage hier bei Jedem von uns an, welchen Einfluss die Maurerei auf ihn und auf seine profanen Handlungen ausgeübt?


Über die ungarische Freimaurerei

Freimaurerzeitung Nr. 34, 30. August 1890 S.280

Über die ungarische Freimaurerei hat der Kanzleibeamte unserer Grossloge, Br. Otto Trautmann, interessante Daten zusammengestellt; wir teilen von diesen Daten folgende mit:

Der 1870 konstituirte Gross-Orient von Ungarn gründete 30 Logen, die in demselben Jahre gegründete Johannis-Grossloge gründete 37 Logen.


Von diesen unter dem Gross-orient:

wurden eingeschläfert: 13 Logen
vereinigt: 1
aufgelöst: 3
ausgeschieden: -
zusammen 17 Logen
es verblieben sonach 13 Logen
mit 516 Brr.

Unter der Joh.-Grossloge:

wurden eingeschläfert: 4 Logen vereinigt: 1 " 1l " aufgelöst: 5 " ausgeschieden ist 1 Zusammen: 11 Logen es verblieben sonach 26 Logen mit 1315 Brr.


Die symbolische Grossloge von Ungarn wurde demnach am 21. März 1886 von 39 Logen mit 1831 Brr. gegründet.