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Datei:Rosenau-Molayurne.jpg|Das Urnengrab von Jacques de Molay: der letzte Großmeister des Templerordens; er wurde 1314 auf Befehl des französischen Königs (Philip der Schöne) auf dem Scheiterhaufen verbrannt. | Datei:Rosenau-Molayurne.jpg|Das Urnengrab von Jacques de Molay: der letzte Großmeister des Templerordens; er wurde 1314 auf Befehl des französischen Königs (Philip der Schöne) auf dem Scheiterhaufen verbrannt. | ||
− | Datei:Rosenau-Obelisk.jpg|Ein dreiteiliger Obelisk: Lehrling, Geselle, Meister. Die Ähren ( | + | Datei:Rosenau-Obelisk.jpg|Ein dreiteiliger Obelisk: Lehrling, Geselle, Meister. Die Ähren (Schibboleth) am Sockel stehen für Zusammenhalt und Gemeinsamkeit, die Widderköpfe für Kraft und Stärke. |
Datei:Rosenau-3Rosen.jpg|Ein Blumenstrauß, in dem die Rosen dominieren: rosa für das Leben, weiß für das Licht, und rot steht für die (Bruder-)Liebe. Mit drei Rosen in diesen Farben verabschieden sich Freimaurer von ihren verstorbenen Brüdern. | Datei:Rosenau-3Rosen.jpg|Ein Blumenstrauß, in dem die Rosen dominieren: rosa für das Leben, weiß für das Licht, und rot steht für die (Bruder-)Liebe. Mit drei Rosen in diesen Farben verabschieden sich Freimaurer von ihren verstorbenen Brüdern. | ||
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Version vom 4. September 2015, 21:31 Uhr
Inhaltsverzeichnis
- 1 Es war eine sensationelle Entdeckung: ein historischer Logentempel aus dem 18. Jahrhundert
- 2 Die Sonderausstellungen seit 1975
- 3 Kontakt
- 4 Verloren und Wiedergefunden
- 5 Der Freimaurertempel aus dem 18. Jahrhundert
- 6 Das Schloss und die Jahreszeiten
- 7 Spiritualität und Transzendenz
- 8 Das Land der 'rauen Steine'
- 9 Siehe auch
- 10 Links
Es war eine sensationelle Entdeckung:
ein historischer Logentempel
aus dem 18. Jahrhundert
Eine Dokumentation von Rudi Rabe aus Wien.
Er war längst vergessen: der Freimaurertempel aus dem 18. Jahrhhundert im Barockschloss Rosenau bei Zwettl in Niederösterreich (150 Kilometer nordwestlich von Wien). Eingerichtet hatte ihn Leopold Christoph Graf von Schallenberg in den späten 1730iger Jahren.
Nach dem Tod Schallenbergs im Jahr 1800 verkaufte die Familie das Schloss. Ein paar Jahre vorher hatte der Habsburgerkaiser Franz I. die Freimaurerei für seine Erblande verboten. Vielleicht hatte der Graf noch selbst alles Masonische beseitigt; sicher aber die neuen Besitzer.
Das blieb fast zwei Jahrhunderte so bis das Schloss und die Gutshofsiedlung in den 1970iger Jahren in einer Gemeinschaftsaktion der umliegenden Gemeinden und der Niederösterreihischen Landesregierung vor dem Verfall gerettet und saniert wurden. Einer der Gründe war offenbar auch die Erkenntnis, dass es im Schloss Spuren der Freimaurerei des 18. Jahrhunderts gab. Und bei den Renovierungsarbeiten entdeckte man zur Überraschung aller die Reste eines Freimaurertempels und viel mehr (zum Teil übermalte) freimaurerische Fresken als man erwartet hatte. Fachleute und die Großloge von Österreich wurden konsultiert, und so kam nach fast zweihundert Jahren der Logentempel des Grafen Schallenberg wieder auf die Welt. Die Großloge beteiligte sich und richtete in den Räumen daneben ein Freimaurermuseum ein.
Der Tempel wird immer wieder für freimaurerische Zusammenkünfte ('Arbeiten') benützt. Diese ideelle Bindung an die masonische Vergangenheit ist einmalig. Nirgendwo sonst in Kontinentaleuropa kann in einem historischen Logentempel, der aus der Gründungszeit der Freimaurerei stammt, rituell gearbeitet werden. Das hat dazu geführt, dass die Räumlichkeiten nicht nur von den österreichischen Logen genutzt werden, vielmehr dient Rosenau auch als Plattform einer internationalen Zusammenarbeit unterschiedlicher masonischer Richtungen, wobei die von der 'United Grand Lodge of England' vorgegebenen Grenzen der 'Regularität' in gegenseitigem Respekt gewahrt werden: Jede Obödienz kann für sich Tempelarbeiten durchführen, gemeinsam wird in Workshops gearbeitet.
Auch das Freimaurermuseum floriert. Wechselnde Sonderausstellungen halten das Interesse wach. Obwohl die Anlage weitab touristischer Trampelpfade liegt, wurde sie inzwischen von vielen Menschen besucht.
Die Sonderausstellungen seit 1975
- 1975-1976: Österreichische Freimaurerlogen, Humanität und Toleranz im 18. Jahrhundert
- 1978-1979: Verbotene Freimaurerei 1848-1918
- 1980-1981: Freimaurerei um Josef II. Die Loge zur wahren Eintracht
- 1982-1983: Freimaurerei in England. Die erste Großloge der Welt
- 1984-1985: Das freimaurerische Brudermahl
- 1986-1987: Ideen und Ideale Deutscher Freimaurer
- 1988-1989: Der Kurze Traum. Die Zwischenkriegszeit
- 1990-1991: Bruder Wolfgang A. Mozart
- 1992-1993: 250 Jahre Freimaurerei in Österreich
- 1994: Von Barock bis Heute
- 1997-1998: Freimaurer-Bijoux
- 2000-2001: Geschichte und Geschichten der Freimaurerei auf Briefmarken
- 2001-2002: Zum Wohl, Ihr Brüder! Gläser der Freimaurergläser von 1740 bis heute
- 2006-2008: Der Freimaurerschurz – ein Symbol der Arbeit
- 2009-2010: 225 Jahre Großlogen in Österreich
- 2011-2012: Laboratorium Aufklärung - Die Wiener Loge 'Zur wahren Eintracht'
- 2013-2014: Das Märchen von der Weltherrschaft
- 2015-2016: Die Maurerey und die Musik
Kontakt
Außer den freimaurerischen Räumen beherbergt das Schloss auch ein Hotel mit Restaurant. Die Pächterin hat das Ensemble mit viel Liebe im Sinne der dem Schloss innewohnenden Romantik neu ausgestattet.
Schloßrestaurant, Schloßhotel und Zimmer-Reservierungen:
- Margit Zulehner (Pächterin), 3924 Schloß Rosenau 1/Österreich
- +43/2822/58221-0, Fax DW 8, schloss.rosenau@wvnet.at
Museumsbetrieb und Anmeldung zu Führungen:
- Inge Doppler, 3924 Schloß Rosenau 1/Österreich
- Tel+Fax: +43/2822/20552, freimaurermuseum@wvnet.at
Informationen zur Gestaltung des Freimaurermuseums:
- Kurator Prof. Peter Back-Vega, pbv.rosenau@tele2.at
Öffnungszeiten und Eintrittspreise: hier
Verloren und Wiedergefunden
Über die masonische Vergangenheit des Schlosses
und deren Entdeckung in den 1970iger Jahren.
Am Anfang standen die Grafen von Schallenberg. Sie kauften 1720 das Renaissanceschloss Rosenau. Ab 1736 baute der erst 24 Jahre alte Leopold Christoph von Schallenberg das Schloss im Barockstil um und vergrößerte es. Dabei ließ er auch einen Freimaurertempel anlegen. In welchem Jahr wissen wir nicht.
18. Jahrhundert: Der Schlossherr war wohl ein Freimaurer
Das ist bis heute ganz erstaunlich, gab es doch in Österreich 1736 und in den Jahren danach noch keine Freimaurerlogen; die erste und auch nur kurzlebige wurde in Wien 1742 gegründet (Aux Trois Canons). Woher hatte der Graf also sein Wissen? Wir können nur vermuten: aus Deutschland. Er war als Vollwaise bei einer der Aufklärung anhängenden Tante aus dem Kölner Raum erzogen worden und hat wahrscheinlich sein Engagement dafür von dort mitgebracht.
Vor allem die soziale Anliegen der fortschrittlichen Freimaurerei hatten es dem Grafen angetan. Und so wurde er wohl selbst Freimaurer. Wann, wie und in welcher Loge, das wissen wir nicht. Es gibt darüber keine schriftlichen Zeugnisse. Vielleicht organisierte er im Tempel auch einfach freimaurerische Arbeiten für Brüder in der Nachbarschaft und für Durchreisende; vielleicht sogar für Mozart auf dem Weg von Wien nach Prag.
Als Schallenberg 1800 starb, war die Freimaurerei im Habsburgerreich schon wieder ein halbes Jahrzehnt lang verboten: Franz II. hatte das veranlasst. Und noch einmal zehn Jahre vorher hatte Joseph II. die damals zum Wildwuchs neigende Bewegung auf Vorschlag des Landesgroßmeisters Fürst Dietrichstein und des führenden Freimaurers Ignaz von Born durch ein Freimaurerpatent reguliert: Logen durfte es nur noch in den Landeshauptstädten geben. Wenn es hier in Rosenau also eine Loge gegeben haben sollte, musste sie 1785 geschlossen werden. Möglicherweise ließ also Schallenberg den Tempel noch selbst 'einmotten'; vielleicht waren es aber auch erst die Nacheigentümer, die ja mit der Freimaurerei nichts mehr zu tun hatten.
19. Jahrhundert: Das große Vergessen
An die masonische Vergangenheit in Rosenau erinnerte sich bald niemand mehr. Die Freimaurerei blieb im Habsburgerreich durch das ganze 19. Jahrhundert gesetzlich und später faktisch verboten.
Das Schloss wechselte nach Schallenbergs Tod mehrmals den Besitzer bis es 1883 der bekannte alldeutsche (= deutschnationale) Politiker Georg Heinrich Ritter von Schönerer erbte. Es blieb auch nach dessen Tod 1921 noch ein paar Jahre in der Familie.
Dann kam der Zweite Weltkrieg, die Niederlage Hitler-Deutschlands, zu dem Österreich von 1938 bis 1945 gehörte, und schließlich die sowjetische Besatzung. Diese requirierte das Schloss und übergab es dem sowjetisch-österreichischen Betriebskonglomerat USIA, das edoch nichts damit anzufangen wusste und es verfallen ließ.
Nach dem Zweiten Weltkrieg: Fast eine Ruine
Als die Besatzungsmächte 1955 aus Österreich abzogen und die USIA aufgelöst wurde war das Schloss in einem beklagenswerten Zustand: eingestürzte Decken, kaputte Böden, mit Brettern vernagelte Fenster ohne Glas ... es war unbewohnbar geworden. Ein neuer Besitzer schlug sich noch ein Jahrzehnt damit herum.
Nun trat das Ehepaar Edith und Wilhelm Wagesreither auf den Plan. Er war der Sohn eines Gutsangestellten aus der Schönerer-Zeit und dort aufgewachsen. Sie war die Tochter eines Wiener Goethe-Forschers; dadurch hatte sie ein Gefühl für die Freimaurerei entwickelt. Beide machten in ihren späteren Jahren die Rettung der weiter vor sich hin verfallenden Schlossanlage zu ihrem Herzensanliegen. Dabei scheint Edith Wagenhofer auch die freimaurerische Vergangenheit der oberen Schlossräume erkannt zu haben. Ein Experte wurde zugezogen, und er bestätigte die Vermutung.
1970iger Jahre: Renovierung und masonische Wiederentdeckung
Schließlich brachten die Wagesreithers die Niederösterreichische Landesregierung dazu, das Schloss und den Gutshof zu kaufen und die Anlage zu erneuern.
Es dauerte noch etwas, aber Anfang der 1970iger Jahre war es dann so weit. Die Renovierung begann, und das Ausmaß der wieder herstellbaren Werke war weit größer als erhofft. Die Verantwortlichen konsultierten nun auch die 'Großloge von Österreich' in Wien, und die Dinge nahmen ihren Lauf.
Aus der Ruine wurde ein Hotel und das Freimaurermuseum
Es brauchte noch etwas Hin und Her bis eine sinnvolle rechtliche Konstruktion gefunden wurde: Das Schloss blieb im öffentlichen Eigentum; es wurde zu einem Hotel umgebaut und ab 1974 verpachtet; und im ersten Stock wurde 1975 ein Freimaurermuseum eingerichtet, das von einem Verein geführt wird, der zuerst mit der Großloge kooperierte und später in deren Verantwortung überging.
Seitdem besuchten schon viele Menschen das Museum: je nach Ausstellung mindestens zehntausend im Jahr; seit der Eröffnung wird es jetzt bald eine halbe Million sein (2014). Für den Tourismus dieser Gegend ist das eine durchaus attraktive Größenordnung.
Rückblende: Welche masonischen Symbole führten zur Wiederentdeckung?
Eine spannende Frage: Warum ist damals der Groschen gefallen? Glücklicherweise! Es hätte ja auch anders kommen können. Welche freimaurerischen Zeichen wiesen den Weg? Diese 2014 aufgenommenen Fotos zeigen Beispiele.
- Für die Interpretation der anderen Symbole in der Vorhalle bedurfte es eines tieferen Wissens über die Symbol- und Legendenwelt der Freimaurer:
- Wir verlassen nun die Vorhalle und gehen hinein in eine ‚Zimmerflucht’. Diese verbindet die Vorhalle mit dem Tempel. Viele Fresken, die heute zu sehen sind, waren vor der Renovierung übermalt.
Die Räume werden vom Museum für die Ausstellungen genutzt.
- Wir verlassen nun die Vorhalle und gehen hinein in eine ‚Zimmerflucht’. Diese verbindet die Vorhalle mit dem Tempel. Viele Fresken, die heute zu sehen sind, waren vor der Renovierung übermalt.
Der Freimaurertempel aus dem 18. Jahrhundert
Er wurde in den siebziger Jahren wieder eingerichtet: für eine neue masonische Zukunft.
Der Tempel liegt in einem Eckzimmer nach dem Marmorkabinett ('Raum der verlorenen Schritte'). Kurios: Georg Heinrich Ritter von Schönerer nutzte dieses Eckzimmer als Schlafzimmer (er ist am 14. August 1921 hier auch gestorben); und das Marmorkabinett war sein Arbeitszimmer. Natürlich waren die Räume damals nicht in ihrer freimaurerischen Funktion zu erkennen. Dennoch war es den Fachleuten möglich, den Tempel so nachzuempfinden, wie er in der Zeit Graf Schallenbergs ausgesehen haben muss.
- Rosenau Tempel3.jpg
Ein besonders intimer Tempel: wenige Sitzplätze, viele ‚Stehplätze’. Die Flügeltür links ist eine Scheintür, hinter der Türe rechts ist die ‚Zimmerflucht’. So oder so ähnlich wird der originale Tempel im 18. Jahrhundert ausgesehen haben.
Ein klassischer Tapis (Arbeitstafel) mit den üblichen Motiven: die Kopie eines Wiener Tapis von 1780, der ein Jahrhundert später beim Stadtumbau in einer alten Kiste gefunden wurde. Foto mit Dank von n→ dgmtlcd
- Wer diesen Rundgang mit vielen Details über das Schloss und über die Freimaurerei nachvollziehen will:
Rundgang auf der Website des Museums.
- Wer diesen Rundgang mit vielen Details über das Schloss und über die Freimaurerei nachvollziehen will:
Das Schloss und die Jahreszeiten
Schneereiches Waldviertel: Museumsbesuch im Winter (November bis März) nur nach Anmeldung. Aquarell mit freundlicher Genehmigung von Atelier Haushofer in Zwettl.
Spiritualität und Transzendenz
Wo nur eine kleine Kapelle war, ließ Schallenberg eine katholische Kirche anbauen. Die erhöhte 'Kirchenloge', von wo aus dieses Foto geknipst wurde, ist vom Freimaurertempel nur durch eine Tapetentüre getrennt; damals nichts besonderes: Freimaurer besuchten (und besuchen) Gottesdienste. Die Verdammungsbullen der Päpste waren im 18. Jahrhundert weitgehend wirkungslos.
Das Land der 'rauen Steine'
Dies ist eines der bekanntesten und wirkmächtigsten Symbole der Freimaurerei: der raue Stein (= der eigene Charakter), der zu einem vollkommeneren Stein 'behauen' werden soll. So gesehen ist das Waldviertel ein inspirierendes Umfeld für freimaurerisches 'Arbeiten', wird es doch an vielen Stellen von großen Granitblöcken markiert, die aussehen, als wären sie vor Urzeiten von spielenden Riesen verstreut worden. Auch das Schloss steht auf einem großen rauen Stein: einem Granitfelsen.
Ein Wackelstein bei Traunstein südlich von Rosenau. Er wiegt 120 Tonnen und kann mit Hilfe eines Baumstamms bewegt werden. Für das Foto danken wir ZWalk
Siehe auch
- Österreich
- Kanonen und Gläser im Freimaurermuseum Schloss Rosenau
- Rezension: Peter Back-Vega - Das Märchen von der Weltherrschaft = Ausstellung 2013/14
Links
- Freimaurermuseum Rosenau
- Freimaurermuseum auf der Website "Schlosshotel Rosenau"
- Website des Schlosshotels Rosenau
- AMMLA (Association of Masonic Museums, Libraries and Archives in Europe)
- 'Niederösterreichische Nachrichten': 2015 wurde das Museum 40 Jahre alt.