Freimaurer-Gläser: Die Sammlung Gerhard Krieg: Unterschied zwischen den Versionen
K |
|||
(13 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | [[Datei:Festarbeitsglas-Krieg.png| | + | [[Datei:Festarbeitsglas-Krieg.png|350px|mini|Zweifellos ein Unikat, jedenfalls das einzige erhaltende Glas dieser Art - mit 35 Zentimetern ist es unter den Gläsern ohne Deckel das höchste in der Sammlung Krieg: ein "Festarbeitsglas" aus Hamburg, hergestellt im 19. Jahrhundert. Es ist ein Weinglas mit einem Fassungsvermögen von 1 (in Worten: einem) Liter und einem Durchmesser von 12,5 Zentimeter. Das Glas ist reich verziert mit tiefgeschnittenen Symbolen und freimaurerischen Motiven. Es hat einen breiten, ausladenden und leicht angewölbten runden Fuß und einen dicken Schaft. Das Glas wurde ausschließlich bei Neuaufnahmen verwendet: alle Brüder und der neue Lehrling nahmen daraus reihum einen Schluck zur Bekräftigung des Bruderbandes.]] |
− | '''Der folgende Artikel und die Bilder beziehen sich auf die Gläser | + | '''Der folgende Artikel und die Bilder beziehen sich auf die Freimaurer-Gläser des österreichischen Sammlers Gerhard Krieg.''' |
'''Von [[Rudi Rabe]].''' | '''Von [[Rudi Rabe]].''' | ||
− | + | Gerhard Krieg: ''„Von meiner Oma dazu angeregt, habe ich mich schon von klein auf für Glas und für Gläser interessiert und bald begriffen, dass Glas nicht nur ein edler Werkstoff ist, den es schon in der Antike gab, sondern ein Symbol für die Ewigkeit. Also habe ich begonnen, Gläser zu sammeln, nach einiger Zeit aber bemerkt, wenn das nicht ausufern soll, ist es es sinnvoll, mich dabei auf seltene Spezialitäten zu konzentrieren. Und so bin ich schließlich durch einen Bekannten, der Freimaurer ist, ganz zufällig bei den masonischen Gläsern gelandet.“'' | |
− | + | Ja, das war der Anfang von Gerhard Kriegs Sammlerleidenschaft. Inzwischen sind etwa 160 Gläser sein eigen, darunter sehr alte und sehr seltene Stücke, die er vor allem ab dem Jahr 2000 erwerben konnte: Gläser aus Böhmen, Deutschland, England, Holland und Frankreich. Gut vertreten sind die Glasmanufakturen Harrach`sche Glashütte, Josefinenhütte, Theresiental-Hütte und auch die Verrerie Planchotte Aubriont in den Vogesen. Die ältesten Gläser der Sammlung stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus England. Ein Schwerpunkt sind die Festarbeits- und Repräsentationgläser, die in anderen Sammlungen weniger vertreten sind. | |
− | Es sind ganz verschiedene Quellen, die Gerhard Krieg zu seinen Gläsern verholfen haben. So hat ihm etwa 2015 ein Freimaurer aus Hamburg seine Kollektion mit 50 Gläsern überlassen, und 2021 erstand er bei einer Auktion in Brüssel 60 Gläser; darauf hatte ihn [[Rezension: Jacob Sadilek und Jitka Lněničková - Bohemian Masonic Glass|Jacob | + | Es sind ganz verschiedene Quellen, die Gerhard Krieg zu seinen Gläsern verholfen haben. So hat ihm etwa 2015 ein Freimaurer aus Hamburg auf Vermittlung des oben erwähnten Bekannten seine Kollektion mit 50 Gläsern überlassen, und 2021 erstand er bei einer Auktion in Brüssel 60 Gläser; darauf hatte ihn [[Rezension: Jacob Sadilek und Jitka Lněničková - Bohemian Masonic Glass|Jacob (Jaap) Sadilek]], ein Sammler aus Prag, aufmerksam gemacht. Von ganz verschiedenen Freimaurern bekam er auch einzelne Stücke, oder er fand sie auf Flohmärkten, im Antiquitätenhandel und bei kleineren Auktionen. |
− | Aus | + | Aus seiner Sammlung stellte Gerhard Krieg dem Freimaurer-Wiki Fotos zur Verfügung, die einen repräsentativen Querschnitt seiner Gläser repräsentieren, und zwar - weil ihm das sehr wichtig ist - mit ganz genauen Beschreibungen: vor allem die Entstehungszeit des jeweiligen Glases, seine Herkunft, seine Funktion und gestalterische Details. ''„Jedes Glas erzählt ja eine Geschichte, ein mitunter schwieriges Thema wegen fehlender Quellenlage, Experten halfen mir manchmal aus“'', berichtet er, ''„wenn man so etwas einmal ernsthaft angefangen hat, rutscht man immer weiter hinein“''. |
+ | |||
+ | Die Anordnung der folgenden Bilder orientiert sich an der Höhe der Gläser: von den kleineren zu den größeren. Und dann in der vorletzten Reihe eine Karaffe und ein Bierkrug. Schließlich ganz unten nachträglich eingefügt ein weiterer "Riesenpokal", den Gerhard Krieg 2021 erworben hat. | ||
Zeile 16: | Zeile 18: | ||
Datei:Frankreich-ArtDeco-Krieg.png|Ein Schnapsglas aus Frankreich, Art deco, erstes Viertel 20. Jdt., H 10 cm, Durchmesser am Lippenrand 6,3 cm, Glas rosafärbig, krakeliert, Symbole und Zweige in matt, Abrißnarbe an der Unterseite. | Datei:Frankreich-ArtDeco-Krieg.png|Ein Schnapsglas aus Frankreich, Art deco, erstes Viertel 20. Jdt., H 10 cm, Durchmesser am Lippenrand 6,3 cm, Glas rosafärbig, krakeliert, Symbole und Zweige in matt, Abrißnarbe an der Unterseite. | ||
Datei:England-1780-Krieg.png|Ein Schnapsglas aus England, 1780, Georgian Workshop James Giles, Höhe 10,7 cm, Durchmesser 7 cm, Symbole und Blattranken in Gold gemalt, vergoldeter ausladender Lippenrand, eingestochene Luftblase, flache, massive Bodenplatte. | Datei:England-1780-Krieg.png|Ein Schnapsglas aus England, 1780, Georgian Workshop James Giles, Höhe 10,7 cm, Durchmesser 7 cm, Symbole und Blattranken in Gold gemalt, vergoldeter ausladender Lippenrand, eingestochene Luftblase, flache, massive Bodenplatte. | ||
− | Datei:Fußbecher-Krieg.png|Fußbecher, Böhmen, Mitte 19. Jdt., H 11,6 cm, D 6,7 mm, Glasdicke 5 mm, Fußdurchm. 6,3 | + | Datei:Fußbecher-Krieg.png|Fußbecher, Böhmen, Mitte 19. Jdt., H 11,6 cm, D 6,7 mm, Glasdicke 5 mm, Fußdurchm. 6,3 cm, Gewicht 268 gr, Inhalt 0,222 Liter. Am Lippenrand 16 umlaufende ovale Linsen, darunter die Ewigkeitsschlange, Symbole im Mattschliff, darunter 2 Reihen mit je 10 Facetten, Bodenstern. |
</gallery> | </gallery> | ||
− | <gallery widths=" | + | <gallery widths="320" heights="310" perrow=„2"> |
+ | Datei:Walzenfußkanone-Krieg.png|Walzenfußkanone, Böhmen, 1.H. 19.Jdt., Biedermeier, H 12,2 cm, D 5,8 cm, Kristallglas, teilweise rubinrot überfangen. 1 ovale und 3 viereckige erhabene Kartuschen. Vorderseite mit feinst herausgeschliffenen Symbolen, im Zentrum das allsehende Auge mit Strahlenkranz. Fuß 6 passig, Fußkanten rot hervorgehoben. Widmung in einer linsenförmigen, ovalen Kugelung „T.Brandt“. | ||
Datei:Römerkanone-Krieg.png|Römerkanone, England, 1825, H 14,5 cm, D 6 cm, rubinrot überfangen, 8-passiger, schwerer Fuß mit flachem Boden, Fuß und Schaftunterteil geschält, an den Rändern Querschliffe, kleiner vollständig roteingefärbter Nodus, Kuppaaunterteil außenseitig mit 8 ausgeschliffenen Linsen. | Datei:Römerkanone-Krieg.png|Römerkanone, England, 1825, H 14,5 cm, D 6 cm, rubinrot überfangen, 8-passiger, schwerer Fuß mit flachem Boden, Fuß und Schaftunterteil geschält, an den Rändern Querschliffe, kleiner vollständig roteingefärbter Nodus, Kuppaaunterteil außenseitig mit 8 ausgeschliffenen Linsen. | ||
Datei:Pokal-Böhmen-Krieg.png|Pokal, Böhmen um 1840, H 17,2 cm, D 8,8 cm, bernsteinfarbig überfangen, Kuppa leicht geschwungen, abgesetzter Lippenrand. Kuppaunterteil mit 6 Linsen, die sich auf Schaft und Fuß facettenmäßig fortsetzen. Bodenstern, Kuppa matt, reichlich mit Motiven und Blattschmuck ausgestattet, beherrscht vom allsehenden Auge. | Datei:Pokal-Böhmen-Krieg.png|Pokal, Böhmen um 1840, H 17,2 cm, D 8,8 cm, bernsteinfarbig überfangen, Kuppa leicht geschwungen, abgesetzter Lippenrand. Kuppaunterteil mit 6 Linsen, die sich auf Schaft und Fuß facettenmäßig fortsetzen. Bodenstern, Kuppa matt, reichlich mit Motiven und Blattschmuck ausgestattet, beherrscht vom allsehenden Auge. | ||
− | |||
− | + | Datei:Sockelbecher-Krieg.png|Sockel-Sturzbecher „Bottom up“, USA, 1892, Chicago, Royal Arch, H.18,5 cm, D 8,7 cm, D der Fußkugel 6,1 cm, Gewicht 386 gr, Fassungsvermögen 0374 Liter. Schlanker Becher mit kugeligem Fuß ohne ebene Bodenfläche, sodaß er in gefülltem Zustand keinen Halt hat und umfällt, d.h. er mußte immer vollständig geleert werden und wurde sodann verkehrt auf den Tisch gestellt. „Ex“-Trinken nach Ausbringung eines Toasts war in den Tafellogen des 19. Jdts. üblich. | |
− | Datei:Sockelbecher-Krieg.png|Sockel-Sturzbecher „Bottom up“, USA, 1892, Chicago, Royal Arch, H.18,5 cm, D 8,7 cm, D der Fußkugel 6,1 cm, Gewicht 386 gr, Fassungsvermögen 0374 | ||
Das Glas ist reich vergoldet mit 5 flächigen Symbolen. In einem Kreis von 2,9 cm Durchm. ist das Auge abgebildet, darunter ein Symbol des salomon. Tempels, weiters das Malteserkreuz mit eingeschriebenem Kreuz und Krone im Strahlenkranz mit der Inschrift „In hoc signo vinces – in diesem Zeichen wirst du siegen“, dem Leitspruch der Tempelritter. Auf der gegenüberliegendem Seite sind Winkel und Zirkel und der Tempel von Chicago abgebildet. | Das Glas ist reich vergoldet mit 5 flächigen Symbolen. In einem Kreis von 2,9 cm Durchm. ist das Auge abgebildet, darunter ein Symbol des salomon. Tempels, weiters das Malteserkreuz mit eingeschriebenem Kreuz und Krone im Strahlenkranz mit der Inschrift „In hoc signo vinces – in diesem Zeichen wirst du siegen“, dem Leitspruch der Tempelritter. Auf der gegenüberliegendem Seite sind Winkel und Zirkel und der Tempel von Chicago abgebildet. | ||
Datei:Gralspokal-Krieg.png|Blut-Gralspokal, Deutschland, um 1912, Entwurf Siegfried Haertel, Josefinenhütte, Riesengebirge, H 19 cm, D 8 cm, Kuppa goldrubinfarbig lasiert, leicht gewölbter Fuß und Schaft bernsteinfarbig lüstrierend ausgeführt, Röhrchenschaft mit Doppelnodus, Fuß mit umlaufender, weiß emaillierter Reliefschrift. „Der Glaube lebt, die Taube schwebt, enthüllet den Gral“. | Datei:Gralspokal-Krieg.png|Blut-Gralspokal, Deutschland, um 1912, Entwurf Siegfried Haertel, Josefinenhütte, Riesengebirge, H 19 cm, D 8 cm, Kuppa goldrubinfarbig lasiert, leicht gewölbter Fuß und Schaft bernsteinfarbig lüstrierend ausgeführt, Röhrchenschaft mit Doppelnodus, Fuß mit umlaufender, weiß emaillierter Reliefschrift. „Der Glaube lebt, die Taube schwebt, enthüllet den Gral“. | ||
Der Pokal war 1912 ein Ehrengeschenk aus Anlass des 30-jährigen Jubiläums der Uraufführung des Parsifal bei den Bayreuther Festspielen. Der Schriftzug als Offenbarung an den ahnungslosen, reinen Parsifal nach der Enthüllung des Grals im ersten Aufzug des Bühnenweihespieles. Der Gral ist ein zentraler Themenkreise in der christlich orientierten europäischen Kulturgeschichte. Dabei versinnbildlicht er u.a. die Suche nach der eigenen Identität und der Erlösung im Einswerden mit sich selbst und der Welt. | Der Pokal war 1912 ein Ehrengeschenk aus Anlass des 30-jährigen Jubiläums der Uraufführung des Parsifal bei den Bayreuther Festspielen. Der Schriftzug als Offenbarung an den ahnungslosen, reinen Parsifal nach der Enthüllung des Grals im ersten Aufzug des Bühnenweihespieles. Der Gral ist ein zentraler Themenkreise in der christlich orientierten europäischen Kulturgeschichte. Dabei versinnbildlicht er u.a. die Suche nach der eigenen Identität und der Erlösung im Einswerden mit sich selbst und der Welt. | ||
− | + | Datei:Doppelhenkelpokal-Krieg.png|Doppelhenkelpokal, Böhmen um 1835, H 20,6 cm, D 10,5 cm, Konische Kuppa, reich verziert , unterhalb des Lippenrandes die Schlange Uroborus, dem Symbol der Ewigkeit. Angeschmolzene Henkel, Schaft mit breitem Doppelnodus, flacher Fuß, Symbole in Matt-und Blankschliff. Schauseitig der Stuhl des Logenmeisters auf drei Stufen, die die 3 Grade darstellen, Mond und Sonne mit Strahlenkranz in 2 blanken Kugellinsen. | |
− | |||
Datei:Freundschaftspokal-Krieg.png|Freundschaftspokal, Deutschland, erste Hälfte 19.Jdt, schwerer Pokal, H 22,5cm, D 10 cm.
Kristallglas, zylinderförmige dickwandige Kuppa, goldgelb überfangen, zahlreiche Symbole tiefgeschliffen, schauseitig memento mori: Sarg mit Totenkopf, Bibel, allsehendes Auge mit Inschrift „G“ und Strahlenkranz, von der Ewigkeitsschlange Uroborus umfangen, achtpassiger Fuß mit Bodenstern, facettierter kugeliger Nodus, Widmung in den Kugelungen am Schaftansatz „BR.L.D.R.L.A.G.“ | Datei:Freundschaftspokal-Krieg.png|Freundschaftspokal, Deutschland, erste Hälfte 19.Jdt, schwerer Pokal, H 22,5cm, D 10 cm.
Kristallglas, zylinderförmige dickwandige Kuppa, goldgelb überfangen, zahlreiche Symbole tiefgeschliffen, schauseitig memento mori: Sarg mit Totenkopf, Bibel, allsehendes Auge mit Inschrift „G“ und Strahlenkranz, von der Ewigkeitsschlange Uroborus umfangen, achtpassiger Fuß mit Bodenstern, facettierter kugeliger Nodus, Widmung in den Kugelungen am Schaftansatz „BR.L.D.R.L.A.G.“ | ||
− | Datei:Freundschaftsbecher-Krieg.png|Freundschaftsbecher, Frankreich oder Belgien, um 1820, H 22 cm, D 11 cm. Massiver, schwerer zylindrischer Becher, Symbole im 2. Grad, Eindrucksvolle tiefgeschnittene Darstellung eines Maurers bei der Errichtung einer Säule. Überschrift „Liberté Egalité Fraternité“. Widmung “Br. A.H.“ | + | Datei:Freundschaftsbecher-Krieg.png|Freundschaftsbecher, Frankreich oder Belgien, um 1820, H 22 cm, D 11 cm. Massiver, schwerer zylindrischer Becher, Symbole im 2. Grad, Eindrucksvolle tiefgeschnittene Darstellung eines Maurers bei der Errichtung einer Säule. Überschrift „Liberté Egalité Fraternité“. Widmung “Br. A.H.“ |
+ | Datei:Karaffe-Krieg.png|Karaffe mit Stöpsel, Frankreich um 1860, Glasmanufaktur Verrerie Planchotte Aubriont Vosges, Vogesen. H 19 cm, Konische Flaschenform mit Glasstöpsel. Goldfarbenbemalte Symbole und Verzierungen mit schwarzer Umrandung.Umlaufender goldener Fußring, Boden mit leichtem Kugelschliff.Symbole: Zirkel, Senkblei, allsehendes Auge mit Strahlenkranz und hebräischer Inschrift „YHWH“. - Die Glasmanufaktur Planchotte wurde 1448 gegründet und nach den turbulenten Zeiten des 30-jährigen Krieges und mehrerer Unruhen im Jahr 1722 als Waldglashütte La Planchotte neu gegründet. In der Blütezeit des 19. Jdts. erzeugten um 1850 120 Glasmacher pro Tag ca. 4000 – 5000 Hohl- und Preß-Gläser. Die Glasmanufaktur erhielt zahlreiche Aus-zeichnungen und wurde nach mehreren Eigentümerwechseln 1953 geschlossen. | ||
+ | Datei:Bierkrug-Krieg.png|Schlanker Bierkrug mit Zinndeckel, Deutschland, angeblich Thüringen, 2. H. 20. Jdt., zahlreiche Symbole in Mattschliff. Gesamthöhe: 24,8 cm, Höhe des Glases: 20,6 cm, Durchmesser Lippenrand: 7 cm. Massive, breite Bodenplatte: D 9,8 cm, bodenseitig flacher konkaver Hohlschliff, Fassungsvermögen bis zur Vertiefung zwischen den beiden Wülsten ca. 0,5 Liter. Elegante Kuppa, leicht geschwungen, mit 2 Wülsten an der Oberseite, reich verziert mit handgeschlffenen Symbolen. Säulen, memento Mori, Sonne, Mond und allsehendes Auge in Tiefschliff, prägnante mattierte Bruderkette unterhalb des Lippenrandes. Sarg mit seltenem vollständigem Gerippe, daruntern markante gekreuzte Knochen; angeschmolzener massiver Henkel. Kegelförmiger Zinndeckel, bis zur Spitze reich ornamentiert, (Nachbildung einer preußschen Pickelhaube?) Griffstück als Laubblatt ausgebildet. | ||
</gallery> | </gallery> | ||
+ | |||
+ | |||
+ | [[Datei:Krieg-Glas-Kadosh.png|350px|rechts|mini|Pokal Chevalier Kadosh Royal Arch]] | ||
+ | '''Pokal Chevalier Kadosh Royal Arch:''' <br> | ||
+ | Diesen Facettenschliffpokal mit Deckel aus der Zeit um 1900 hat Gerhard Krieg 2021 auf Grund eines Tipps aus Prag in Brüssel ersteigert: Das Glas ist 47,5 cm hoch und 2,086 Kilogramm schwer. <br> Details: | ||
+ | Höhe ohne Deckel 30,8 cm, Gewicht 1416 gr, Inhalt 1,26 l. D 13,4 cm, Glasstärke 3 mm. Höhe des Deckels 16,7 cm, Deckelgewicht 670 gr. | ||
+ | Symbole des Ritters Kadosh 30. Grad R.E.A.A.: Malteserkreuz mit Krone mit lateinischem Kreuz. Ein gleichseitiges Dreieck im Zentrum des Malteserkreuzes. Darunter zwei gekreuzte Schwerter, die mit einer Kette verbunden sind. Unterhalb der Schwerter ist ein großes „M“ mit einer Ameise im Zentrum abgebildet, daneben ein Bindestrich und ein kleines „n“. Der Fuß mit einem Durchmesser von 13 cm trägt an der Unterseite einen Bodenstern mit 24 Strahlen. Der Deckel hat in der 7-passigen Spitze eine eingestochene Luftblase. <br> | ||
+ | Einschätzung Gerhard Krieg: „Es handelt sich wohl um ein repräsentatives Präsent anlässlich eines großen, runden Jubiläums einer Loge, also nicht für eine Einzelperson. Für Trinkzwecke scheint er eher nicht geeignet zu sein, darauf weist auch der wuchtige Deckel hin. Gläser waren früher ein beliebtes Geschenk zu besonderen Anlässen, nicht nur an Brüder, meist mit Widmung. Leider ist dieser schöne Brauch in Vergessenheit geraten.“ | ||
<imagemap> | <imagemap> |
Aktuelle Version vom 20. September 2022, 10:21 Uhr
Der folgende Artikel und die Bilder beziehen sich auf die Freimaurer-Gläser des österreichischen Sammlers Gerhard Krieg. Von Rudi Rabe.
Gerhard Krieg: „Von meiner Oma dazu angeregt, habe ich mich schon von klein auf für Glas und für Gläser interessiert und bald begriffen, dass Glas nicht nur ein edler Werkstoff ist, den es schon in der Antike gab, sondern ein Symbol für die Ewigkeit. Also habe ich begonnen, Gläser zu sammeln, nach einiger Zeit aber bemerkt, wenn das nicht ausufern soll, ist es es sinnvoll, mich dabei auf seltene Spezialitäten zu konzentrieren. Und so bin ich schließlich durch einen Bekannten, der Freimaurer ist, ganz zufällig bei den masonischen Gläsern gelandet.“
Ja, das war der Anfang von Gerhard Kriegs Sammlerleidenschaft. Inzwischen sind etwa 160 Gläser sein eigen, darunter sehr alte und sehr seltene Stücke, die er vor allem ab dem Jahr 2000 erwerben konnte: Gläser aus Böhmen, Deutschland, England, Holland und Frankreich. Gut vertreten sind die Glasmanufakturen Harrach`sche Glashütte, Josefinenhütte, Theresiental-Hütte und auch die Verrerie Planchotte Aubriont in den Vogesen. Die ältesten Gläser der Sammlung stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus England. Ein Schwerpunkt sind die Festarbeits- und Repräsentationgläser, die in anderen Sammlungen weniger vertreten sind.
Es sind ganz verschiedene Quellen, die Gerhard Krieg zu seinen Gläsern verholfen haben. So hat ihm etwa 2015 ein Freimaurer aus Hamburg auf Vermittlung des oben erwähnten Bekannten seine Kollektion mit 50 Gläsern überlassen, und 2021 erstand er bei einer Auktion in Brüssel 60 Gläser; darauf hatte ihn Jacob (Jaap) Sadilek, ein Sammler aus Prag, aufmerksam gemacht. Von ganz verschiedenen Freimaurern bekam er auch einzelne Stücke, oder er fand sie auf Flohmärkten, im Antiquitätenhandel und bei kleineren Auktionen.
Aus seiner Sammlung stellte Gerhard Krieg dem Freimaurer-Wiki Fotos zur Verfügung, die einen repräsentativen Querschnitt seiner Gläser repräsentieren, und zwar - weil ihm das sehr wichtig ist - mit ganz genauen Beschreibungen: vor allem die Entstehungszeit des jeweiligen Glases, seine Herkunft, seine Funktion und gestalterische Details. „Jedes Glas erzählt ja eine Geschichte, ein mitunter schwieriges Thema wegen fehlender Quellenlage, Experten halfen mir manchmal aus“, berichtet er, „wenn man so etwas einmal ernsthaft angefangen hat, rutscht man immer weiter hinein“.
Die Anordnung der folgenden Bilder orientiert sich an der Höhe der Gläser: von den kleineren zu den größeren. Und dann in der vorletzten Reihe eine Karaffe und ein Bierkrug. Schließlich ganz unten nachträglich eingefügt ein weiterer "Riesenpokal", den Gerhard Krieg 2021 erworben hat.
Walzenfußkanone, Böhmen, 1.H. 19.Jdt., Biedermeier, H 12,2 cm, D 5,8 cm, Kristallglas, teilweise rubinrot überfangen. 1 ovale und 3 viereckige erhabene Kartuschen. Vorderseite mit feinst herausgeschliffenen Symbolen, im Zentrum das allsehende Auge mit Strahlenkranz. Fuß 6 passig, Fußkanten rot hervorgehoben. Widmung in einer linsenförmigen, ovalen Kugelung „T.Brandt“.
Pokal, Böhmen um 1840, H 17,2 cm, D 8,8 cm, bernsteinfarbig überfangen, Kuppa leicht geschwungen, abgesetzter Lippenrand. Kuppaunterteil mit 6 Linsen, die sich auf Schaft und Fuß facettenmäßig fortsetzen. Bodenstern, Kuppa matt, reichlich mit Motiven und Blattschmuck ausgestattet, beherrscht vom allsehenden Auge.
Sockel-Sturzbecher „Bottom up“, USA, 1892, Chicago, Royal Arch, H.18,5 cm, D 8,7 cm, D der Fußkugel 6,1 cm, Gewicht 386 gr, Fassungsvermögen 0374 Liter. Schlanker Becher mit kugeligem Fuß ohne ebene Bodenfläche, sodaß er in gefülltem Zustand keinen Halt hat und umfällt, d.h. er mußte immer vollständig geleert werden und wurde sodann verkehrt auf den Tisch gestellt. „Ex“-Trinken nach Ausbringung eines Toasts war in den Tafellogen des 19. Jdts. üblich.
Blut-Gralspokal, Deutschland, um 1912, Entwurf Siegfried Haertel, Josefinenhütte, Riesengebirge, H 19 cm, D 8 cm, Kuppa goldrubinfarbig lasiert, leicht gewölbter Fuß und Schaft bernsteinfarbig lüstrierend ausgeführt, Röhrchenschaft mit Doppelnodus, Fuß mit umlaufender, weiß emaillierter Reliefschrift. „Der Glaube lebt, die Taube schwebt, enthüllet den Gral“.
Doppelhenkelpokal, Böhmen um 1835, H 20,6 cm, D 10,5 cm, Konische Kuppa, reich verziert , unterhalb des Lippenrandes die Schlange Uroborus, dem Symbol der Ewigkeit. Angeschmolzene Henkel, Schaft mit breitem Doppelnodus, flacher Fuß, Symbole in Matt-und Blankschliff. Schauseitig der Stuhl des Logenmeisters auf drei Stufen, die die 3 Grade darstellen, Mond und Sonne mit Strahlenkranz in 2 blanken Kugellinsen.
Freundschaftspokal, Deutschland, erste Hälfte 19.Jdt, schwerer Pokal, H 22,5cm, D 10 cm. Kristallglas, zylinderförmige dickwandige Kuppa, goldgelb überfangen, zahlreiche Symbole tiefgeschliffen, schauseitig memento mori: Sarg mit Totenkopf, Bibel, allsehendes Auge mit Inschrift „G“ und Strahlenkranz, von der Ewigkeitsschlange Uroborus umfangen, achtpassiger Fuß mit Bodenstern, facettierter kugeliger Nodus, Widmung in den Kugelungen am Schaftansatz „BR.L.D.R.L.A.G.“
Karaffe mit Stöpsel, Frankreich um 1860, Glasmanufaktur Verrerie Planchotte Aubriont Vosges, Vogesen. H 19 cm, Konische Flaschenform mit Glasstöpsel. Goldfarbenbemalte Symbole und Verzierungen mit schwarzer Umrandung.Umlaufender goldener Fußring, Boden mit leichtem Kugelschliff.Symbole: Zirkel, Senkblei, allsehendes Auge mit Strahlenkranz und hebräischer Inschrift „YHWH“. - Die Glasmanufaktur Planchotte wurde 1448 gegründet und nach den turbulenten Zeiten des 30-jährigen Krieges und mehrerer Unruhen im Jahr 1722 als Waldglashütte La Planchotte neu gegründet. In der Blütezeit des 19. Jdts. erzeugten um 1850 120 Glasmacher pro Tag ca. 4000 – 5000 Hohl- und Preß-Gläser. Die Glasmanufaktur erhielt zahlreiche Aus-zeichnungen und wurde nach mehreren Eigentümerwechseln 1953 geschlossen.
Schlanker Bierkrug mit Zinndeckel, Deutschland, angeblich Thüringen, 2. H. 20. Jdt., zahlreiche Symbole in Mattschliff. Gesamthöhe: 24,8 cm, Höhe des Glases: 20,6 cm, Durchmesser Lippenrand: 7 cm. Massive, breite Bodenplatte: D 9,8 cm, bodenseitig flacher konkaver Hohlschliff, Fassungsvermögen bis zur Vertiefung zwischen den beiden Wülsten ca. 0,5 Liter. Elegante Kuppa, leicht geschwungen, mit 2 Wülsten an der Oberseite, reich verziert mit handgeschlffenen Symbolen. Säulen, memento Mori, Sonne, Mond und allsehendes Auge in Tiefschliff, prägnante mattierte Bruderkette unterhalb des Lippenrandes. Sarg mit seltenem vollständigem Gerippe, daruntern markante gekreuzte Knochen; angeschmolzener massiver Henkel. Kegelförmiger Zinndeckel, bis zur Spitze reich ornamentiert, (Nachbildung einer preußschen Pickelhaube?) Griffstück als Laubblatt ausgebildet.
Pokal Chevalier Kadosh Royal Arch:
Diesen Facettenschliffpokal mit Deckel aus der Zeit um 1900 hat Gerhard Krieg 2021 auf Grund eines Tipps aus Prag in Brüssel ersteigert: Das Glas ist 47,5 cm hoch und 2,086 Kilogramm schwer.
Details:
Höhe ohne Deckel 30,8 cm, Gewicht 1416 gr, Inhalt 1,26 l. D 13,4 cm, Glasstärke 3 mm. Höhe des Deckels 16,7 cm, Deckelgewicht 670 gr.
Symbole des Ritters Kadosh 30. Grad R.E.A.A.: Malteserkreuz mit Krone mit lateinischem Kreuz. Ein gleichseitiges Dreieck im Zentrum des Malteserkreuzes. Darunter zwei gekreuzte Schwerter, die mit einer Kette verbunden sind. Unterhalb der Schwerter ist ein großes „M“ mit einer Ameise im Zentrum abgebildet, daneben ein Bindestrich und ein kleines „n“. Der Fuß mit einem Durchmesser von 13 cm trägt an der Unterseite einen Bodenstern mit 24 Strahlen. Der Deckel hat in der 7-passigen Spitze eine eingestochene Luftblase.
Einschätzung Gerhard Krieg: „Es handelt sich wohl um ein repräsentatives Präsent anlässlich eines großen, runden Jubiläums einer Loge, also nicht für eine Einzelperson. Für Trinkzwecke scheint er eher nicht geeignet zu sein, darauf weist auch der wuchtige Deckel hin. Gläser waren früher ein beliebtes Geschenk zu besonderen Anlässen, nicht nur an Brüder, meist mit Widmung. Leider ist dieser schöne Brauch in Vergessenheit geraten.“
Siehe auch
- Freimaurer-Gläser: Die Sammlung Heinz Schinner
- Kanonen und Gläser
- Trinksitten
- Tafelloge
- Toast
- Trinksprüche
- Feuern
- Tafellieder
- Jacob Sadilek und Jitka Lněničková: Bohemian Masonic Glass
- Österreich
Links
- Österreichisches Freimaurermuseum Schloss Rosenau (mit Gläsersammlung):
http://www.freimaurermuseum.at/