Ahiman Rezon: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. September 2013, 19:06 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Ahiman Rezon
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
- Ahiman Rezon or a Help to a Brother showing the Excellency of Secrecy and the first cause or motive of the Institution of Masonry; the Principes of the Craft; and the Benefits arising from a strict Observance thereof etc. etc. Also the Old and New Regulations etc. To which is added the greatest collection of Mason's Songs etc.
- By Bro. Laurence Dermott, Secretary, 8vo, 209 Seiten.
- Erschienen in London 1756.
Die zweite Auflage führt den veränderten Titel:
- Ahiman Rezon or a Help to all that are or would be Free and Accepted Masons; containing the Quintessence of all that has been published on the Subject of Freemaconry, with many Additions, which renders this Work more useful than any other Book of Constitution now existant.
- By Lau. Dermott, Secretary, London 1764, 8vo, 224 Seiten.
Eine dritte Auflage vom Jahre 1778 unterzeichnet Dermott als dep. Großmeister. Weitere Auflagen erschienen 1778, 1787, 1800 1801, 1807 und 1813. Das Buch, dessen erste Auflagen zu den großen Seltenheiten gehören, hat in der freimaurerischen Literatur lange Zeit eine falsche Beurteilung erfahren. In Wirklichkeit stellt der Ahiman Rezon das Konstitutionsbuch der Ancients vor, in deren Auftrage es als Gegengewicht gegen die Andersonschen Konstitutionen herausgegeben wurde.
Deutungen des Titels
Schon die Deutung des Titels begegnet erheblichen Schwierigkeiten, die trotz allen Versuchen eigentlich bis heute nicht vollständig bereinigt sind. Ausgeschlossen seien hier die Versuche, dem Namen kabbalistische Deutung zu geben, wobei sich als Resultat: "faithful Brother Secretary" ergeben soll. (So Morris Rosenbaum in A. Q. C., 1910 162ff., wo nach dem gleichen Zahlenwert der Namen Laurence und Ahiman nach der Gematria der Kabbala der Autor sich selbst bestätigen soll.) Mackey versuchte, den Sinn aus den hebräischen Worten ahim (Brüder) manah (auserwählte) und rezon (Wille) zu konstruieren also der Wille der auserwählten Brüder, Daicho leitet ab: ahi (Bruder), manah (vorbereiten) und rezon (Geheimnis), somit: das Geheimnis des vorbereitenden Bruders. Dabei hat Dermott aber in der Vorrede deutlich kenntlich gemacht, daß er das Wort Ahiman als Eigennamen auffaßt. Er erzählt an dieser Stelle einen Traum, es seien ihm die in I. Chronica IX, 17. genannten Tempelhüter Shallum, Akhub, Talmon und Ahiman erschienen, denen er seine Absicht kundgab, eine Geschichte der Freimaurerei zu schreiben. Ahiman führt das Gespräch und klärt den träumenden Dermott auf. Rezon bedeutet Gunst, Wille, Wohlgefallen, auch Rat. Der Titel wäre also zu deuten als Ahimans Gunst oder Rat. Die Bibel, die Dermott nachweislich benützt hat (Druck vom Jahre 1560), bezeichnet Ahiman als den Bruder zur rechten Hand oder den vorbereitenden Bruder, und Rezon als Sekretär, so daß sich hier wieder Beziehungen zur Person des Autors selbst ergeben. Gewidmet ist die erste Auflage dem Grafen Wilhelm von Blessington, der 1738-39 irischer Großmeister gewesen war und 1756 Großmeister der Ancients wurde.
Inhalt
Inhalt: Im Vorworte verspottet Dermott die Geschichte der Freimaurerei, wie sie Anderson in seinem Konstitutionsbuch geschrieben hatte, und erklärt, weshalb er von einer Geschichte der Freimaurerei Abstand nimmt.
Es folgt: Philaeteria für jene Gentlemen, die dem Beitritt zum Freimaurerbunde geneigt sind. Diese in der ersten Auflage nicht enthaltene Aufklärung wird vervollständigt durch ein Kapitel, das den Unterschied zwischen der alten, echten, von Dermott vertretenen Maurerei und jener der Moderns klarlegt.
Nach seiner Darlegung ist die alte Maurerei universell die moderne dagegen nur lückenhaft, so daß wohl ein moderner Maurer einem alten alle seine Geheimnisse darlegen und übermitteln könne, nicht aber umgekehrt. Daraus wird geschlossen, daß die Moderns Neuerer sind, die ohne genaue Kenntnis der wirklichen Geheimnisse der Freimaurerei sich ein neues System aufgebaut hätten. In späteren Auflagen fügt Dermott auch das (apokryphe) Leland-Manuskript (s.d.) mit den Briefkommentaren Lockes ein. Seit 1772 folgen auch noch jene Resolutionen der Großlogen von Irland und Schottland, in denen der Großloge der Ancients Gegenseitigkeit und Verkehr zugesichert wird. Weiters enthält das Buch ein Loblied auf die Freimaurerei und schließlich die "Old Charges of the Free and acccpted Masons", die Dermott Spratts Konstitutionsbuch für Irland entnommen hat. Da diese Fassung sich von der Andersonschen des Jahres 1728 nur wenig unterscheidet, herrscht hier so ziemlich Übereinstimmung zwischen beiden englischen Großlogen. Insbesondere ist hier die Beziehung auf die [Noachiden ?] und die christliche Herkunft der Freimaurerei übereinstimmend. Während die Großloge der Moderns diese Fassung wieder aufgab, blieben die Ancients dabei. Hier verschwand sie erst mit der Großen Union im Jahre 1813. Im Inhalt erscheinen weiter eine sogenannte "Charge" oder Ansprache an den Neuaufgenommenen, Anleitungen für die Einsetzung einer neuen Loge und eine Sammlung von "General Regulations" (s. d.).
Schließlich noch ein Vergleich zwischen den Satzungen der "Regulations for Charity" der Londoner und Dubliner Großloge. Auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Auflagen kann hier nicht näher eingegangen werden. Bemerkenswert ist noch eine Samnlung von Maurergesängen, deren Wert von Hawkins allerdings sehr gering eingeschätzt wird. ("Je weniger man davon spricht, desto besser für die literarische Reputation ihrer Verfasser")
Eine Schmähschrift?
Man hat den Ahiman Rezon lange als eine Schmähschrift gegen die Moderns bezeichnet. Mit Unrecht, wie sich bei genauerer Kenntnis herausstellt. Er ist das Konstitutionsbuch der Ancients. Dermott flicht wohl einige nicht sehr liebenswurdige Bemerkungen gegen die Moderns ein, aber er steht auch in den späteren Auflagen, als der Ahiman Rezon bereits Gegenstand der Polemik geworden war, sicherlich höher als die Schreiber der Moderns, die in den Ancients Betrüger erblicken wollten. Dermott spricht sogar schon 1764, in den späteren Auflagen wiederholt den Wunsch aus, daß es zwischen den Maurern verschiedener Benennungen einmal zur Einigung kommen möge.
In den letzten Auflagen des Buches erscheinen auch seit 1794 Bestimmungen über den Royal-Arch-Grad. Die Maurerei besteht nach Ahiman Rezon aus dem Lehrlingsgrad, dem Gesellengrad und dem erhabenen Meistergrad. Zum Meister einer Loge soll aber ein Bruder nur wählbar sein, wenn er den IV. Grad, den heiligen Royal Arch, erreicht hat. Dieser Grad wird als wesentlicher Grad der alten Maurerei bezeichnet. Der Royal-Arch-Grad, der eine Besonderheit der Ancients vorstellt, ging dann bei der Vereinigung der beiden Großlogen in die gemeinsame Verfassung ein.
Konstitutionenvergleich
Ein Vergleich des Ahiman Rezon mit den Konstitutionen Andersons fällt zugunsten der letzteren aus. Diese sind sicherlich einfacher gehalten und auch objektiver, während Dermott schon in der ersten Ausgabe sich Seitenhiebe auf die Moderns nicht versagen kann. Geschichtlich ist er ebenso unzuverlässig wie Anderson. Er verflicht auch kleine Klatschgeschichten in sein Buch, so beispielsweise solche von den Verfassern der damals auftauchenden Verräterschriften, aber im allgemeinen führt er den polemischen Kampf gegen die Moderns mit einer Zurückhaltung, die jene vermissen ließen. Man hat ihn von dieser Seite auch persönlich verleumdet, seine ehrliche Geburt bestritten u. a. m. Der Sekretär der Moderns nennt ihn und seine Großloge 1784 imposter (Betrüger) und spricht von Täuschung und Betrug. Trotzdem glaubte Dermott an die endliche Vereinigung der beiden feindlichen Bruderschaften, die ja auch nach seinem Tode eingetreten ist. Die innigen Beziehungen, die seitens der Großloge der Ancients besonders mit den angelsächsischen Kolonien gepflogen wurden, verbreiteten das Buch als Gesetzbuch besonders in Amerika. Schließlich wurde der Titel des Buches der landläufige Ausdruck für das Gesetzbuch schlechtweg. Der Inhalt wurde gewechselt, aber der Name blieb. So in Pennsylvania 1783, Maryland 1797, South Carolina 1807 in der Ausgabe von Dalcho (s. d.), New York 1866 u. a. m.
Eine klare Vorstellung, was die Ancients als besonders unterscheidend von den Neuerern, den Moderns, hervorgehoben wissen wollten, erhält man aus dem Ahiman Rezon nicht. Der Unterschied lag in Ritualgebräuchen, die im Buche selbst begreiflicherweise nicht deutlicher ausgeführt sind. Als Konstitutionsbuch hat der Ahiman Rezon seine Bedeutung verloren, nachdem die Vereinigte Großloge von England in ihrer Konstitution auf die erste Andersonsche Fassung zurückgriff. Seine Bedeutung ist demnach heute nur mehr die eines interessanten historischen Dokuments, das über die Entwicklungsgeschichte der Freimaurerei wortvolle Aufschlüsse gibt. Als Autor war der bewegliche Ire Dermott dem trockenen Schotten Anderson sicherlich uberlegen. Gewisse Stellen, die einen kaustischen Witz verraten (s. Jamaikarum), sind ein Spiegel dessen, was in Dermott vorging, als er sein Buch schrieb. Nicht immer sehr wohlwollender Spott dient dem Kampfe gegen die Moderns. Er kreidet es ihnen an, wenn sie einen Kastraten aufgenommen haben oder wenn sie dem Zwitter [Anm.d.Red.: gemäß Geburtsurkunde und Obduktionsbericht ein Mann], dem Chevalier d'Eon, aufgesessen sind. Wenn sich die Freimaurerei lieber zu Anderson bekehrt hat, wenn dessen Alte Pflichten Gemeingut der Freimaurerei geworden sind, so liegt dies wohl auch in der zeitenfernen Form dieser Gesetze, während Dermott als Kind seiner Zeit nicht an das ewige Gesetz, sondern an den zeitlichen Gegensatz dachte, als er seinen Ahiman Rezon schrieb.
Links
- Ahiman Rezon auf archive.org von 1764
- Ahiman Rezon auf GoogleBooks von 1805, erste amerikanische Ausgabe nach der dritten Londoner Fassung
- PDF Download der Loge Harmonie 699
- A help to a brother PDF-Download