Freimaurer-Gläser: Die Sammlung Gerhard Krieg: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:Festarbeitsglas-Krieg.png|350px|mini|Zweifellos ein Unikat, jedenfalls das einzige erhaltende Glas dieser Art - mit 35 Zentimetern ist es das höchste in der Sammlung Krieg: ein "Festarbeitsglas" aus Hamburg, hergestellt im 19. Jahrhundert. Es ist ein Weinglas mit einem Fassungsvermögen von 1 (in Worten: einem) Liter und einem Durchmesser von 12,5 Zentimeter. Das Glas ist reich verziert mit tiefgeschnittenen Symbolen und freimaurerischen Motiven. Es hat einen breiten, ausladenden und leicht angewölbten runden Fuß und einen dicken Schaft. Das Glas wurde ausschließlich bei Neuaufnahmen verwendet: alle Brüder und der neue Lehrling nahmen daraus reihum einen Schluck zur Bekräftigung des Bruderbandes.]] | [[Datei:Festarbeitsglas-Krieg.png|350px|mini|Zweifellos ein Unikat, jedenfalls das einzige erhaltende Glas dieser Art - mit 35 Zentimetern ist es das höchste in der Sammlung Krieg: ein "Festarbeitsglas" aus Hamburg, hergestellt im 19. Jahrhundert. Es ist ein Weinglas mit einem Fassungsvermögen von 1 (in Worten: einem) Liter und einem Durchmesser von 12,5 Zentimeter. Das Glas ist reich verziert mit tiefgeschnittenen Symbolen und freimaurerischen Motiven. Es hat einen breiten, ausladenden und leicht angewölbten runden Fuß und einen dicken Schaft. Das Glas wurde ausschließlich bei Neuaufnahmen verwendet: alle Brüder und der neue Lehrling nahmen daraus reihum einen Schluck zur Bekräftigung des Bruderbandes.]] | ||
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− | + | Gerhard Krieg: ''„Von meiner Oma dazu angeregt, habe ich mich schon von klein auf für Glas und für Gläser interessiert und bald begriffen, dass Glas nicht nur ein edler Werkstoff ist, den es schon in der Antike gab, sondern ein Symbol für die Ewigkeit. Also habe ich begonnen, Gläser zu sammeln, nach einiger Zeit aber bemerkt, wenn das nicht ausufern soll, ist es es sinnvoll, mich dabei auf seltene Spezialitäten zu konzentrieren. Und so bin ich schließlich durch einen Bekannten, der Freimaurer ist, ganz zufällig bei den masonischen Gläsern gelandet.“'' | |
− | + | Ja, das war der Anfang von Gerhard Kriegs Sammlerleidenschaft. Inzwischen sind etwa 160 Gläser sein eigen, darunter sehr alte und sehr seltene Stücke, die er vor allem ab dem Jahr 2000 erwerben konnte: Gläser aus Böhmen, Deutschland, England, Holland und Frankreich. Gut vertreten sind die Glasmanufakturen Harrach`sche Glashütte, Josefinenhütte, Theresiental-Hütte und auch die Verrerie Planchotte Aubriont in den Vogesen. Die ältesten Gläser der Sammlung stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus England. Ein Schwerpunkt sind die Festarbeits- und Repräsentationgläser, die in anderen Sammlungen weniger vertreten sind. | |
− | Es sind ganz verschiedene Quellen, die Gerhard Krieg zu seinen Gläsern verholfen haben. So hat ihm etwa 2015 ein Freimaurer aus Hamburg seine Kollektion mit 50 Gläsern überlassen, und 2021 erstand er bei einer Auktion in Brüssel 60 Gläser; darauf hatte ihn [[Rezension: Jacob Sadilek und Jitka Lněničková - Bohemian Masonic Glass|Jacob (Jaap) Sadilek]] aus Prag aufmerksam gemacht. Von ganz verschiedenen | + | Es sind ganz verschiedene Quellen, die Gerhard Krieg zu seinen Gläsern verholfen haben. So hat ihm etwa 2015 ein Freimaurer aus Hamburg auf Vermittlung des oben erwähnten Bekannten seine Kollektion mit 50 Gläsern überlassen, und 2021 erstand er bei einer Auktion in Brüssel 60 Gläser; darauf hatte ihn [[Rezension: Jacob Sadilek und Jitka Lněničková - Bohemian Masonic Glass|Jacob (Jaap) Sadilek]], ein Sammler aus Prag, aufmerksam gemacht. Von ganz verschiedenen Freimaurern bekam er auch einzelne Stücke, oder er fand sie auf Flohmärkten, im Antiquitätenhandel und bei kleineren Auktionen. |
− | Aus seiner Sammlung stellte | + | Aus seiner Sammlung stellte Gerhard Krieg dem Freimaurer-Wiki Fotos zur Verfügung, die einen repräsentativen Querschnitt seiner Gläser repräsentieren, und zwar - weil ihm das sehr wichtig ist - mit ganz genauen Beschreibungen: vor allem die Entstehungszeit des jeweiligen Glases, seine Herkunft, seine Funktion und gestalterische Details. ''„Jedes Glas erzählt ja eine Geschichte, ein mitunter schwieriges Thema wegen fehlender Quellenlage, Experten halfen mir manchmal aus“'', berichtet er. |
Die Anordnung der folgenden Bilder orientiert sich an der Höhe der Gläser: von den kleineren zu den größeren. Und dann in der letzten Reihe noch eine Karaffe und ein Bierkrug. | Die Anordnung der folgenden Bilder orientiert sich an der Höhe der Gläser: von den kleineren zu den größeren. Und dann in der letzten Reihe noch eine Karaffe und ein Bierkrug. |
Version vom 19. März 2022, 15:15 Uhr
Der folgende Artikel und die Bilder beziehen sich auf die Freimaurer-Gläser des österreichischen Sammlers Gerhard Krieg. Von Rudi Rabe.
Gerhard Krieg: „Von meiner Oma dazu angeregt, habe ich mich schon von klein auf für Glas und für Gläser interessiert und bald begriffen, dass Glas nicht nur ein edler Werkstoff ist, den es schon in der Antike gab, sondern ein Symbol für die Ewigkeit. Also habe ich begonnen, Gläser zu sammeln, nach einiger Zeit aber bemerkt, wenn das nicht ausufern soll, ist es es sinnvoll, mich dabei auf seltene Spezialitäten zu konzentrieren. Und so bin ich schließlich durch einen Bekannten, der Freimaurer ist, ganz zufällig bei den masonischen Gläsern gelandet.“
Ja, das war der Anfang von Gerhard Kriegs Sammlerleidenschaft. Inzwischen sind etwa 160 Gläser sein eigen, darunter sehr alte und sehr seltene Stücke, die er vor allem ab dem Jahr 2000 erwerben konnte: Gläser aus Böhmen, Deutschland, England, Holland und Frankreich. Gut vertreten sind die Glasmanufakturen Harrach`sche Glashütte, Josefinenhütte, Theresiental-Hütte und auch die Verrerie Planchotte Aubriont in den Vogesen. Die ältesten Gläser der Sammlung stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus England. Ein Schwerpunkt sind die Festarbeits- und Repräsentationgläser, die in anderen Sammlungen weniger vertreten sind.
Es sind ganz verschiedene Quellen, die Gerhard Krieg zu seinen Gläsern verholfen haben. So hat ihm etwa 2015 ein Freimaurer aus Hamburg auf Vermittlung des oben erwähnten Bekannten seine Kollektion mit 50 Gläsern überlassen, und 2021 erstand er bei einer Auktion in Brüssel 60 Gläser; darauf hatte ihn Jacob (Jaap) Sadilek, ein Sammler aus Prag, aufmerksam gemacht. Von ganz verschiedenen Freimaurern bekam er auch einzelne Stücke, oder er fand sie auf Flohmärkten, im Antiquitätenhandel und bei kleineren Auktionen.
Aus seiner Sammlung stellte Gerhard Krieg dem Freimaurer-Wiki Fotos zur Verfügung, die einen repräsentativen Querschnitt seiner Gläser repräsentieren, und zwar - weil ihm das sehr wichtig ist - mit ganz genauen Beschreibungen: vor allem die Entstehungszeit des jeweiligen Glases, seine Herkunft, seine Funktion und gestalterische Details. „Jedes Glas erzählt ja eine Geschichte, ein mitunter schwieriges Thema wegen fehlender Quellenlage, Experten halfen mir manchmal aus“, berichtet er.
Die Anordnung der folgenden Bilder orientiert sich an der Höhe der Gläser: von den kleineren zu den größeren. Und dann in der letzten Reihe noch eine Karaffe und ein Bierkrug.
Walzenfußkanone, Böhmen, 1.H. 19.Jdt., Biedermeier, H 12,2 cm, D 5,8 cm, Kristallglas, teilweise rubinrot überfangen. 1 ovale und 3 viereckige erhabene Kartuschen. Vorderseite mit feinst herausgeschliffenen Symbolen, im Zentrum das allsehende Auge mit Strahlenkranz. Fuß 6 passig, Fußkanten rot hervorgehoben. Widmung in einer linsenförmigen, ovalen Kugelung „T.Brandt“.
Pokal, Böhmen um 1840, H 17,2 cm, D 8,8 cm, bernsteinfarbig überfangen, Kuppa leicht geschwungen, abgesetzter Lippenrand. Kuppaunterteil mit 6 Linsen, die sich auf Schaft und Fuß facettenmäßig fortsetzen. Bodenstern, Kuppa matt, reichlich mit Motiven und Blattschmuck ausgestattet, beherrscht vom allsehenden Auge.
Sockel-Sturzbecher „Bottom up“, USA, 1892, Chicago, Royal Arch, H.18,5 cm, D 8,7 cm, D der Fußkugel 6,1 cm, Gewicht 386 gr, Fassungsvermögen 0374 Liter. Schlanker Becher mit kugeligem Fuß ohne ebene Bodenfläche, sodaß er in gefülltem Zustand keinen Halt hat und umfällt, d.h. er mußte immer vollständig geleert werden und wurde sodann verkehrt auf den Tisch gestellt. „Ex“-Trinken nach Ausbringung eines Toasts war in den Tafellogen des 19. Jdts. üblich.
Blut-Gralspokal, Deutschland, um 1912, Entwurf Siegfried Haertel, Josefinenhütte, Riesengebirge, H 19 cm, D 8 cm, Kuppa goldrubinfarbig lasiert, leicht gewölbter Fuß und Schaft bernsteinfarbig lüstrierend ausgeführt, Röhrchenschaft mit Doppelnodus, Fuß mit umlaufender, weiß emaillierter Reliefschrift. „Der Glaube lebt, die Taube schwebt, enthüllet den Gral“.
Doppelhenkelpokal, Böhmen um 1835, H 20,6 cm, D 10,5 cm, Konische Kuppa, reich verziert , unterhalb des Lippenrandes die Schlange Uroborus, dem Symbol der Ewigkeit. Angeschmolzene Henkel, Schaft mit breitem Doppelnodus, flacher Fuß, Symbole in Matt-und Blankschliff. Schauseitig der Stuhl des Logenmeisters auf drei Stufen, die die 3 Grade darstellen, Mond und Sonne mit Strahlenkranz in 2 blanken Kugellinsen.
Freundschaftspokal, Deutschland, erste Hälfte 19.Jdt, schwerer Pokal, H 22,5cm, D 10 cm. Kristallglas, zylinderförmige dickwandige Kuppa, goldgelb überfangen, zahlreiche Symbole tiefgeschliffen, schauseitig memento mori: Sarg mit Totenkopf, Bibel, allsehendes Auge mit Inschrift „G“ und Strahlenkranz, von der Ewigkeitsschlange Uroborus umfangen, achtpassiger Fuß mit Bodenstern, facettierter kugeliger Nodus, Widmung in den Kugelungen am Schaftansatz „BR.L.D.R.L.A.G.“
Karaffe mit Stöpsel, Frankreich um 1860, Glasmanufaktur Verrerie Planchotte Aubriont Vosges, Vogesen. H 19 cm, Konische Flaschenform mit Glasstöpsel. Goldfarbenbemalte Symbole und Verzierungen mit schwarzer Umrandung.Umlaufender goldener Fußring, Boden mit leichtem Kugelschliff.Symbole: Zirkel, Senkblei, allsehendes Auge mit Strahlenkranz und hebräischer Inschrift „YHWH“. - Die Glasmanufaktur Planchotte wurde 1448 gegründet und nach den turbulenten Zeiten des 30-jährigen Krieges und mehrerer Unruhen im Jahr 1722 als Waldglashütte La Planchotte neu gegründet. In der Blütezeit des 19. Jdts. erzeugten um 1850 120 Glasmacher pro Tag ca. 4000 – 5000 Hohl- und Preß-Gläser. Die Glasmanufaktur erhielt zahlreiche Aus-zeichnungen und wurde nach mehreren Eigentümerwechseln 1953 geschlossen.
Schlanker Bierkrug mit Zinndeckel, Deutschland, angeblich Thüringen, 2. H. 20. Jdt., zahlreiche Symbole in Mattschliff. Gesamthöhe: 24,8 cm, Höhe des Glases: 20,6 cm, Durchmesser Lippenrand: 7 cm. Massive, breite Bodenplatte: D 9,8 cm, bodenseitig flacher konkaver Hohlschliff, Fassungsvermögen bis zur Vertiefung zwischen den beiden Wülsten ca. 0,5 Liter. Elegante Kuppa, leicht geschwungen, mit 2 Wülsten an der Oberseite, reich verziert mit handgeschlffenen Symbolen. Säulen, memento Mori, Sonne, Mond und allsehendes Auge in Tiefschliff, prägnante mattierte Bruderkette unterhalb des Lippenrandes. Sarg mit seltenem vollständigem Gerippe, daruntern markante gekreuzte Knochen; angeschmolzener massiver Henkel. Kegelförmiger Zinndeckel, bis zur Spitze reich ornamentiert, (Nachbildung einer preußschen Pickelhaube?) Griffstück als Laubblatt ausgebildet.
Siehe auch
- Freimaurer-Gläser: Die Sammlung Heinz Schinner
- Kanonen und Gläser
- Trinksitten
- Tafelloge
- Toast
- Trinksprüche
- Feuern
- Tafellieder
- Jacob Sadilek und Jitka Lněničková: Bohemian Masonic Glass
- Österreich
Links
- Österreichisches Freimaurermuseum Schloss Rosenau (mit Gläsersammlung):
http://www.freimaurermuseum.at/