Maurerische Gesänge über die Schwestern

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Maurerische Gesänge über die Schwestern

Bearbeitung: Roland Müller

Acht weitere maurerische Gesänge über die Schwestern


8 von 310 Gesängen aus:
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg.
1804 (3);
Zweiter Band 1821 (5)


22-23

„…hier trifft Amors Bogen nicht“
Ein französisches Lied aus dem Jahre 1743 (dt. 1745)


32-34

An die Schwestern
Brüder, lasset unsern Schönen
1784 Version I


54-56

Die ihr — selten unsre Gäste –
siehe: Johann Böber: Drei Schwesternlieder, 1788
XLV. Dem anwesenden Frauenzimmer.



104-105

Den Frauen
Füllt noch einmal die Gläser voll
Matthias Claudius, 1776


105-106

Für euch, ihr Schönen,
Heinrich August Ottokar Reichard, 1776
11 frühe Schwesternlieder


219-220

Stark, Natur, sind deine Triebe,
siehe: Sechs Lieder von Johann Baptist Alxinger, 1784


224-227

Stimmt sanfter an den Rundgesang
siehe: Friedrich Wilhelm von Schütz: Zweite Sammlung 1800, No. 67


232-233

Von der Arbeit ernsten Scenen
siehe: Johann Böber: Drei Schwesternlieder, 1788,
CLXV. An die Schwestern



Zweiter Band
Altenburg 1821

II. 8-11

Auf! in dieses Festes schönster Stunde
Ehrt der Menschheit seligsten Verein!
Laßt die Becher kreisen in der Runde,
Bis zum Rand gefüllt mit goldnem Wein;
Wo der Freude Jubellieder schallen,
Wo uns mild die heil'ge Freundschaft lacht,
Sei dies Glas, als Huldigung, von Allen,
Edeln Frauen dargebracht!

Chor.

Dieses Glas, als Huldigung, sei allen
Edeln Frauen dargebracht!
Weisheit ist des Mannes höchstes Streben,
Doch die Pflichtr ist schwer, das Ziel ist weit,
Ach! des Glücks bedarf im öden Leben
Das gebrechliche Geschöpf der Zeit;
In der Schönheit zaub'rischem Geleite
Dünkt das Himmlische uns nah verwandt,
Und die strenge Tugend reicht der Freude
Liebevoll die Schwesterhand.

Chor.

Strenge Tugend reicht bescheid'ner Freude
Schwesterlich die Götterhand.
Liebe ist des Lebens schönste Blüthe,
Ist ein Strahl, der durch das Dunkel bricht.
Wenn des Pilgers trauerndem Gemüthe
Selbst der Hoffnung letzter Stab zerbricht.
Nicht allein im ersten süßen Sehnen,
Nicht im Reiz, der in der Zeit erlischt,
Göttlich dann, wenn sie des Kummers Thränen
Uns von bleicher Wange wischt.

Chor.

Göttlich ist sie, wenn sie bittre Thränen
Uns von bleicher Wange wischt.
Feindlich ist des Mannes rauhe Sitte,
Schnell entbrennt des Zornes wilde Gluth;
Sühnend tritt das Weib dann in die Mitte
Und macht schmeichelnd fremde Fehler gut!
Muthig schaut sie, gilt es ihren Laren,
Selbst Tyrannen in das Angesicht,
Und der Schönheit trotzen selbst Barbaren,
Der Gewalt der Thränen nicht.

Chor.

Holder Schönheit trotzen selbst Barbaren,
Der Gewalt der Thränen nicht.
Wenn der Held, nach zweifelhaftem Ruhme,
Liebelos im blut'gen Kampfe ringt.
Ist's die Dulderin, im Heiligthume
Ihrer Tugend, der der Sieg gelingt;
Er erschafft, sie lindert fremde Schmerzen;
Er betrübt, indessen sie beglückt.
Ja, das Weib verwahrt im reinen Herzen,
Was die Menschheit ehrt und schmückt.

Chor.

Ja, das Weib verwahrt im reinen Herzen,
Was die Menschheit ehrt und schmückt.
Wenn der Mann in seines Stolzes Traumen
Grübelnd oft nach eitlem Ziele läuft,
In der Schöpfung ungemeßnen Räumen
Oft sein Blick in bangen Zweifeln schweift.
Folgt das Weib in ihrem stillen Kreise,
Fühlend nur der Unschuld heil'ger Spur,
Und beschämet huldiget der Weise,
Deiner Allmacht, o Natur!

Chor.

Sanft beschämet huldiget der Weise
Deiner Allmacht, o Natur!
Ewig sind der Frauen heil'ge Rechte,
Die den Pfad mit Rosen uns bestreu'n;
Mögen wir dem reizenden Geschlechte
Reine Herzen nur zum Opfer weih'n!
Heil dem Gatten, der in dieser Stunde
Seiner Gattin Tugend dankbar ehrt!
Heil dem Jüngling, der beglückt zum Bunde
Ew'ger, treuer Liebe schwört.

Chor.

Heil dem Jüngling, der zum schönen Bunde
Ew'ger, treuer Liebe schwört!


II. 40-42

Der alten Maurer strenges Wort
Versagte es von je den Frauen,
In unser Heiligthum zu schauen,
Und dies Gesetz gilt immerfort.
Drum kann des schönsten Weibes Flehen
Vom ächten Maurer nichts erspähen;
Er übet treu des Schweigens Pflicht,
Seufzt, wenn sie schmollt, doch schwatzt er nicht.
Stets freuen sollten sich darob
Die allzuwißbegier'gen Schönen,
Statt uns mit Tadel zu verhöhnen,
Uns preisen mit verdientem Lob;
Denn jedem Schwur der Lieb' und Treue
Gibt unser Bund die schönste Weihe.
Wir sind, so will's die Maurerei,
Der Liebsten, wie dem Orden treu.
Drum müssen nach der Maurer Gunst
Die Frauen vorzugsweise streben;
Denn höh're Lieb' und höh'res Leben
Lehrt uns die königliche Kunst.
Sie lehrt uns alle Erdenplagen
Mit Muth bekämpfen, oder tragen.
Und gibt die beste Panacee
Für Liebes- wie für Eh'standsweh.
Und wenn wir auch bei unserm Bau'n
Nur Mann mit Männern schwere Pflichten
Mit ungestörtem Fleiß verrichten,
So denken wir doch gern der Frau'n,
Denn da wir auch die Schönheit achten,
Wenn wir nach Stark' und Weisheit trachten,
So wird dem schöneren Geschlecht
Bei unsern Tafeln auch sein Recht.
Und so der Meister es gebeut,
Wird schwer geladen die Kanone,
Und für das Weib, der Schöpfung Krone,
Blitzt und erknallt es weit und breit;
Und die am häuslichsten sich zeiget,
Am treu'sten liebt, am besten schweiget,
Am frei'sten ist von eitlem Sinn,
Die sei der Schwestern Meisterin.
Und sollte eine Schwester auch
Der Herrschsucht Geist zu sehr begeistern,
Und sie zu streng den Meister meistern,
So tröst' er sich nach Maurer Brauch.
Er komme her zu unsern Mahlen,
Und er vergißt Asmodi's Qualen;
Hier wird dem Armen wieder leicht,
Weil hierher kein Pantoffel reicht.


II. 62-63

Das ist ein stark verändertes Gedicht von Friedrich Schiller, 1795,
u. d. T. „Würde der Frauen“ in einer (später gekürzten) Langfassung abgedruckt im „Musen Almanach für das Jahr 1796“, 186-192

Bereits in: Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 74-76 (ohne Titel und ohne Autor)

Dagegen Schillers Gedicht fast vollständig, nur gegen Schluss stark gekürzt, abgedruckt in:
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. Erst in der zweiten Auflage 1804, 338-339 (ohne Titel, mit der Angabe: Schiller)
Auswahl von Freimaurer-Liedern: mit Melodien. Stralsund 1818, 55-57,
mit der Angabe: Schiller
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der Loge: Eleusis zur Verschwiegenheit in Baireuth. 1823, 27-29,
mit der Angabe: Schiller
Liederbuch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin. 1832, 231-233,
u. d. T. : Zu Ehren der Schwestern (Erwähnung des Autors nur im Inhaltsverzeichnis)
1857 und 1869, 259-261, mit den Angaben: Ged. v. Schiller. -- Comp v. Reichardt.


Ehret die Schwestern! Sie flechten und weben
Himmlische Blumen in’s irdische Leben,
Flechten der Liebe beglückendes Band;
Und in der Grazie züchtigem Schleier
Nähren sie wachsam das ewige Feuer
Schöner Gefühle mit heiliger Hand.
Schmückt sich mit Rosen die liebliche Frühe,
Lächeln sie Muth uns zur lastenden Mühe;
Zaubern uns Wonnen beim Tagewerk zu.
Schimmert der Abend, mit fesselndem Blicke
Winken sie sehnend die Müden zurücke,
In die Umschattung der lohnenden Ruh.
Macht auch ein Nebel das Leben uns trübe,
O sie zerstreu'n ihn mit sorgsamer Liebe,
Hold wie die Sonne den Frühduft der Au.
Zärtlich geängstigt vom Bilde der Qualen,
Wallet ihr liebender Busen, es strahlen,
Perlend die Augen von himmlischem Thau.
Sittsam, zufrieden mir häuslichem Ruhme,
Brechen die Frauen des Augenblicks Blume,
Nähren für uns sie mit sorglichem Fleiß,
Frei, selbst in ihrem gebundenen Wirken,
Reicher, als wir in des Wissens Bezirken,
Und in der Dichtung unendlichem Kreis.
Freundlich, mit sanft überredender Bitte,
Führen sie glücklich den Scepter der Sitte,
Löschen die Zwietracht, die drohend entglüht,
Lehren die Kräfte, die feindlich sich hassen,
Sich in der lieblichen Form zu umfassen,
Sie nur vereinen, was ewig sich flieht.



II. 75-77

An das Frauenzimmer
Euch ihr Schwestern zu verehren
Version II, 1790


II. 102-103


Heil'ge Unschuld, Götterblüthe!
Weilst im weiblichen Gemüthe
Da, verschwistert mit der Güte!
Kehrt des Himmels Friede ein.
In der Mutterliebe Bilde
Eint sich friedlich Kraft und Milde;
Vor der Wahrheit Demantschilde
Flieht des Lasters falscher Schein.

Wo die Muthigsten verzagen
Kann die Liebe duldend tragen,
Kann für's Recht das Höchste wagen
Und dem Tod das Liebste weih'n
Liebe heilt des Kämpfers Wunden,
Schmückt des Siegers sel'ge Stunden;
Von der Unschuld Kranz umwunden,
Kann allein das Glück erfreu’n.

Liebe stillt des Herzens Sehnen,
Treue trocknet stumme Thränen,
Tugend kann das Leiden krönen
Zum Triumph die Marter weih'n,
Daß um Mitternacht es tage —
Was vom dunkeln Sarkophage
Uns zum Licht des Himmels trage
Kann nur reine Liebe seyn.

II. 109-111

Heute soll uns niemand wehren
Lied und Saitenklang,
Denn zu unsrer Schwestern Ehren
Töne der Gesang!
Doch auf eine feine leise
Sanfte Weise.

Chor.

Fein und leise
Sei die Weise!
Sanft der Saitenklang!
Salomo der weise König
Spricht: „des Mannes Krön'
Ist die gute Frau!" doch wenig
Wär' ihr nur der Thron;
Sie begehrt, daß sie der Liebe
Herrschaft übe.

Chor.

Treuer Liebe
Sanfte Triebe
Bauen ihren Thron.
Treuer Freundschaft gönnt sie willig
Ein bescheidnes Theil,
Spricht zur Sühne mild und billig,
Stumpft der Zwietracht Pfeil:
Ende machet ihre Rede
Aller Fehde.

Chor.

Frauenrede
Schlichtet Fehde
Bringt der Freundschaft Heil.
Kehrt das Glück mit goldnem Segen
Bei dem Manne ein,
Sorgt sie, daß es allerwegen
Möge bleibend seyn.
Sucht vor Uebermuths-Gefahren
Ihn zu wahren.

Chor.

Vor Gefahren
Ihn zu wahren,
Spricht sie warnend drein.
Gern die Grazien und Musen
Nimmt sie gastlich auf;
Hochgefühl im reinen Busen -
Blickt sie froh hinauf,
Wo in lichten Götterhallen
Geister wallen.

Chor.

Herz und Hallen
Schließt sie allen,
Guten Göttern auf.


II. 243-246


Was in der Schöpfung weitem Raume
Dem Menschen auch für Freuden blüh'n,
Was in der Jugend goldnem Traume
Für Wünsche auch die Brust durchglüh'n;
Nichts wird die inn're Leere füllen,
Die selbst im Schooß des Glücks ihn quält,
Kein Zauberspruch die Sehnsucht stillen,
So lang' ein zweites Herz ihm fehlt.

Chor.

Nichts kann die innre Sehnsucht stillen,
So lang' ein zweites Herz ihm fehlt.
Beneidenswerth, wer es errungen,
Wer früh ein Herz voll Freundschaft fand,
Das, von des andern Werth durchdrungen,
Voll leiser Ahnung ihn verstand.
Ihn füllt im Sturm empörter Zeiten,
Des Freundes Trost die bange Brust;
Und knospen ihm des Lebens Freuden
Erblüht die Freundschaft sie zur Lust.

Chor.

Und knospen ihm des Lebens Freuden
Erblüht die Freundschaft sie zur Lust.
Und wenn in seiner Freuden Kranze
Ihm noch der Liebe Rosen blüh'n,
Und wie in einem leichten Tanze
Die Stunden küssend ihm entflieh'n;
Wer aus dem Kelch der schönsten Freuden
Der Liebe süßen Nektar trank,
Den müßten Engel selbst beneiden,
Wär Liebe nicht ihr Festgesang.

Chor.

Den müßten Engel selbst beneiden,
Wär Liebe mehr ihr Festgesang.
Ihm blüht der Lenz in neuer Wonne,
In Hymnen rauscht der Eichenhain,
Ihm leuchtet glänzender die Sonne,
Verklärt des Mondes Silberschein;
Ihm winken gold'ner noch die Trauben,
Er schwelget in der Schöpfung Pracht,
Und Gott erscheint dem frommen Glauben
Im Sternenglanz der heil’gen Nacht.

Chor.

Und Gott erscheint dem frommen Glauben
Im Sternenglanz der heil'gen Nacht.
Ihm lacht in freundlich sanfter Klarheit
Die Hoffnung Ruh' in's offne Herz,
Es zieht das Licht der ew'gen Wahrheit
Den Hochbeglückten himmelwärts;
Es netzt, eilt er voran zum Throne,
Die Thräne das umkränzte Grab —
O dreimal selig, wem die Krone
Des Erdenglücks die Liebe gab!

Chor.

O dreimal selig, wem die Krone
Des Erdenglücks die Liebe gab!
Auch in der Maurer heil'gen Bunde
Ertönt der Frauenliebe Preis,
Und in des Mahles froher Stunde
Durchschallt ein Hoch! der Brüder Kreis.
Heil jedem, dem ein Herz gegeben,
Das treu und ewig sich ihm gab!
Nur Liebe leite uns durch’s Leben!
Streu‘ Blumen einst auf unser Grab.


Chor.

Nur Liebe leite uns durch’s Leben!
Streu‘ Blumen einst auf unser Grab.


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Siehe auch