Friederike zur Unsterblichkeit

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Johannisloge:

"Friederike zur Unsterblichkeit"

Orient: Stade
Matr.-Nr.: 342
Gründungsdatum:
arbeitete bis:
erneut ab:
1845
1934
1947
Großloge: AFuAMvD

Inhaltsverzeichnis

Friederike zur Unsterblichkeit

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Ohne Vergangenheit keine Zukunft.

Die offizielle Entwicklung der Freimaurerei setzte vor 278 Jahren im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation ein. In dieser Zeit gab der Adel in der Gesellschaft „den Ton an“.

1737 wurde in Hamburg „Absalom zu den drei Nesseln“ und in Stade vierzig Jahre später im Jahre 1777 der „Große Christoph“ gegründet. Die damaligen Logen waren Träger und Wegbegleiter des Gedankengutes der Französischen Revolution sowie der neuen aufklärerischen Ideen von Toleranz und Humanismus. Evolution statt Revolution war das Motto der Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

1815 folgte als „Nachfolgeorganisation“ der Deutsche Bund dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Die Zeit von 1815 bis zur „Mini“-Bürgerlichen Revolution 1848 und da-nach wird auch als Vormärz bzw. Restauration bezeichnet. Vormärz meint die bürgerlich nationale Bewegung und Restauration, die Wiedereinrichtung der Adelsherrschaft für den genannten Zeitraum.

In diese Zeit fällt auch 1845 die Abspaltung der „Friederike zur Un-sterblichkeit“ vom „Großem Christoph“. Unter anderem stemmte sich König Ernst August von Hannover gegen die nicht mehr aufzuhaltende liberal bürgerliche Entwicklung. Auf regionaler Ebene wurde Gottlieb Wilhelm Freudentheil, Meister vom Stuhl der Loge „Zum Großen Christoph“, sein Kontrahent. Der König gewann „das Spiel“, und der erste Ehrenbürger der Stadt Stade musste kapitulieren. Die „Friederike“ wurde eine Loge, die sich der Obrigkeit anpasste Die Verfasser der vorliegenden Geschichte der Freimaurerei in Stade haben in einer äußerst umfangreichen und leidenschaftlichen Arbeit viele Daten zusammengetragen und chronologisch zugeordnet.

Nachfolgende Freimaurergenerationen und andere Interessierte können sich ein Bild über die heimatliche Logenentwicklung machen.

Die Anfänge der Freimaurerei in Deutschland

Die ältesten Logen

Die nachweislich älteste Loge in Deutschland ist die Johannisloge „Absalom zu den drei Nesseln“ im Orient Hamburg, die 1737 unter dem Namen „Loge d’Hambourg“ gegründet wurde.

Die Handels- und Hansestadt unterhielt „tausendfache intime Beziehungen“ nach London, der Wiege der Freimaurerei, wie es in der Chronik zur 275-Jahrfeier vom September 2012 heißt.

Die damit verbundenen Kontakte zu Freimaurern führten dazu, dass die Freimaurerei auch in Hamburg fruchtbaren Boden fand. Im Jahr 1743 nahm die Loge den Namen „Absalom“ an. Von Hamburg aus verbreitete sich das Logenleben recht zügig im deutschsprachigen Raum.

1738 wurde der Kronprinz Friedrich von Preußen, der spätere König Friedrich II., durch Hamburger Freimaurer in Braunschweig aufgenommen. 1744 gründete Friedrich II. in Berlin die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“, deren Großmeister er war. Ab 1760 setzte sich die in Frankreich entstandene „Strikte Observanz“ unter dem Reichsfreiherrn von Hund durch, die auf der Grundlage der vermeintlichen Entwicklung der Freimaurerei aus dem Templerorden ein hierarchisches System von Ritter- und Hochgraden entwickelte.

Dagegen gründete 1770 Freiherr von Zinnendorf die „Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland“ auf der Grundlage der christlichen Religion mit einem über die Johannisgrade erweiterten Hochgradsystem (sog. Schwedisches System).

Eine andere Spielart der Freimaurerei wurde 1776 durch Adam Weishaupt mit der Gründung des Illuminatenordens ins Leben gerufen. Hochgradsysteme, in denen sich Ritterspiele, Okkultismus, alchemistische und kabbalistische Gaukelei breit machten, stritten sich um den Alleinbesitz von Wahrheit, was die symbolischen Grade zur Bedeutungslosigkeit verkommen ließ.

Friedrich Ludwig Schröder

In diesem chaotischen Durcheinander von Systemen und Spielarten führte Friedrich Ludwig Schröder nach 1787 die Freimaurerei zu ihrer ursprünglichen Reinheit zurück.

F.L. Schröder war Theaterdirektor in Hamburg, zugleich Bühnendichter und Schauspieler. Er wurde 1774 in die Loge „Emanuel zur Maienblüte“ im Orient Hamburg aufgenommen, arbeitete eine Zeitlang in Wien und wurde nach seiner Rückkehr 1787 Meister vom Stuhl der Loge „Emanuel“.

Als begeisterter Bekenner der freimaurerischen Grundlehren erkannte Schröder, dass die Freimaurerei in dem damals herrschenden chaotischen Durcheinander von Systemen und Spielarten zugrunde gehen musste, wenn nicht mit kräftiger Hand Abhilfe geschaffen und die Lehre in ihrer ursprünglichen Reinheit wieder erstarken würde. Das Heil erblickte er vor allem in der Beseitigung der miteinander um den Alleinanspruch der Wahrheit streitenden Hochgradsysteme.

Für Schröder stand fest, dass sich in den Johannisgraden alle freimaurerischen Grundwahrheiten vereinigen, das heißt in ihnen alles enthalten ist, was „symbolisch als Leitfaden zur sittlichen Freiheit und Bruderliebe von der Geburt bis zum Tode dem denkenden Menschen helfend und warnend zur Seite stehen könne“.

Der Freimaurerei müsse der Meistergrad als Krönung des Gebäudes und seine Würde zurückgegeben werden. Dabei sah er sich zwei Fronten gegenüber – den gnostischen Schwärmern auf der einen Seite und den radikalen „Erneuerern“ auf der anderen Seite, die die Freimaurerei in ihren Grundfesten erschüttern und Symbolik und Ritual überhaupt aus dem Tempel verbannen wollten.

Mit gleicher Kraft kämpfte er gegen die Bilderstürmer, die das Bleibende in der Maurerei, die Symbolsprache, zu beseitigen trachteten. Er wurde zum Forscher, stellte umfangreiche, vielbändige „Materialien zur Geschichte der Freimaurerei“ zusammen, weil es ihm besonders wichtig erschien, ihre Vorgeschichte und Uferlosigkeit auf festen Grund zu stellen.

In unermüdlicher Arbeit und in regem Gedankenaustausch mit Ignaz Aurelius Feßler, der in Berlin das gleiche anstrebte, aber dann doch andere Wege ging, brachte er zunächst in Hamburg die Brüder auf den Weg zur ursprünglichen Auffassung zurück. Er merzte alles aus, was im Laufe der Zeit auf der in aller Schönheit und Tiefe so einfachen Symbolik an überflüssigem Beiwerk aufgepfropft war.

Er setzte das englische Konstitutionsbuch mit seiner Verneinung jeder religiösen kirchlichen Beschränkung wieder in seine Rechte ein; dies hatte er vorher diskutiert und abgesprochen mit Goethe, seinem Freund Hufe-land (zu jener Zeit ein bedeutender Professor der Medizin), dem ihn eifrig beratenden Herder und anderen, die er mit den wesentlichen Zügen des Reinigungswerkes vertraut gemacht hatte. „Die Wahrheit ist einfach, so muss auch das Symbol einfach sein“, das war der Leitsatz des Reformators.

Das heutige Ritual

Die „Schrödersche Lehrart“ beeinflusst bis heute Ritualwerke vor allem der deutschen Maurerei. Das Ritual ist auf einfacher natürlicher Grundlage mit verständlichen schönen Symbolen aufgebaut – Geburt, Leben und Tod, die Arbeit, der Genuss und das tragische Ende des menschlichen Le-bens, zugleich auch als verklärender Abschluss der tröstende Aufblick zum künftigen Dasein. Es ist kein planloses Schwärmen, kein Versuch der Be-lehrung über Anschauungen, die auf das religiöse Gebiet gehören, kein Eindringen-Wollen in die letzten Geheimnisse, deren Vorhang zu lüften den Menschen versagt ist.

Das Ritual unserer Großloge, der „Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland“ (A.F.u.A.M.vD), ist von Brüdern des Ritualkollegiums nach dem 2. Weltkrieg neu entwickelt worden. Es verbindet die Klarheit des „Schröder-Rituals“ mit anderen Ritualen (Feßler etc.) und ist darüber hinaus in seiner Dramaturgie noch intensiver. Die Grundidee ist nach wie vor der Versuch, den einzelnen Menschen zur tätigen Humanität an-zuleiten, um dann in seiner Familie, seinem Beruf und seiner Stellung in der Gesellschaft auf andere einzuwirken. Dazu diente die über Jahrhunderte erprobte Methode gemeinsamen Fühlens und Denkens in einem gemeinschaftlich erlebten Ritual mit seinem Symbolgehalt.

Die Freimaurerei als Weltgemeinschaft, die nicht organisatorisch, aber durch ihre Idee geeint ist, hat Ziele, die kurz zusammengefasst werden können in der dreifachen Devise „Menschenliebe, Toleranz und Brüderlichkeit“. Der Mensch bedarf als soziales Wesen in der Regel auch der Orientierung durch eine Gemeinschaft, die in den Freimaurerlogen in hervorragender Weise gegeben ist.

Quellen

  • Eugen Lennhoff/Oskar Posner/Dieter A. Binder: Internationales Freimaurer-Lexikon. München 2011
  • Wolfgang Scherpe: Das Unbekannte im Ritual. Eigenverlag Dr. Wolfgang Scherpe. Braunschweig 1978
  • Chronik der Loge „Absalom zu den drei Nesseln“ zur Erinnerung an die 275-Jahrfeier 2012

Die Entwicklung der Freimaurerei in Stade bis zur Gründung der „Friederike“

1. Stades wirtschaftliche und soziale Entwicklung vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1852/57

Wirtschaftliche Stagnation

1715 wurden die säkularisierten Herzogtümer Bremen und Verden Teil des Kurfürstentums, später Königreichs Hannover. Stade blieb Verwaltungssitz und insbesondere Landesfestung, die Bürgerschaft war jedoch durch die finanziellen Lasten der Schwedenzeit derart verarmt, dass sie kaum zur Unterhaltung der Festungsanlagen beitragen konnte.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts nahm die Bevölkerung leicht ab. Von gut 3.800 sank die Einwohnerzahl auf 3.420 im Jahr 1787. Weitaus gravierender war, dass die Zahl der „Vollbürger“, der Steuerpflichtigen, in erheblich stärkerem Umfang zurückging; 1787 waren es nur noch 336. Da das Bürgerrecht abhing vom Besitz eines Hauses oder der Ausübung eines Gewerbes, ist diese Zahl ein Index für die nachlassende Wirtschaftskraft der Stadt.

In einem Bericht des Magistrats an das Commerz-Collegium in Hannover wurde festgestellt, die Zahl der „nahrungstreibenden Bürger“ habe abgenommen, die „Handlung“ sei „erstorben“, die Bürgerschaft bestehe haupt-sächlich aus Handwerkern, die sich aber oft nicht davon ernähren könnten. Als Ursache sah die Stadtverwaltung die Konkurrenz des flachen Landes für Handel und Handwerk der Stadt.

Gleichzeitig hatte die Festung Stade spätestens nach dem Siebenjährigen Krieg weitgehend an Bedeutung für Hannover verloren, auch wenn sie zunächst noch im Süden durch die Anlage des Neuwerks erweitert wurde. 1779 wurde bereits ein erster umfassender Plan für die „Demolierung“ der Festung vorgelegt.

Das Konzept sah vor, die Brustwehren, Batterien und Querwälle (Traversen) auf den Hauptwällen und Bastionen abzutragen und die niedrigeren Wälle mit der abgetragenen Erde aufzufüllen. So sollte anstelle der schma-len Wallgänge eine breite Promenade um die Stadt entstehen, die den Einwohnern „zur Bequemlichkeit und Vergnügen“ dienen würde.

An Stelle der Salztorsbrücke sollte eine Schleuse gebaut werden, durch die ein Neuer Hafen angelegt werden könnte. Schließlich sollten auch alle Au-ßenwerke aufgegeben werden. Die Planungen wurden jedoch nur zum kleinen Teil umgesetzt, zum einen weil das Geld fehlte, zum anderen weil man auf die Festung nicht verzichten zu können glaubte.

Abhängigkeit vom Militär

In Hannoverscher Zeit war dennoch – trotz wirtschaftlicher Stagnation – eine gewisse Ruhe und Stetigkeit in die Stadt eingezogen. Die militärische ebenso wie die Beamtenelite identifizierte sich mit der Stadt und der Regi-on. Ihre Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen war ein kontinuierlicher Wirtschaftsfaktor, die einfachen Soldaten allerdings bildeten eine ebenso beständige Konkurrenz gerade für die kleineren Handwerker und die Tagelöhner. Die Bedürfnisse der Garnison sorgten auch für eine Verbesserung der Infrastruktur. Von den Fischteichen am Schwarzen Berg aus wurde eine hölzerne Wasserleitung zum Sand gebaut. 1737, mit dem Bezug der neuen Kasernen, wurde der Brunnen auf dem Sand, in den die Wasserleitung mündete, in Betrieb genommen; später durfte er auch von der Bürger-schaft genutzt werden. Gut 100 Jahre diente diese Wasserleitung auch der Bürgerschaft, ehe sie von der Stadt übernommen, repariert und schließlich ersetzt wurde.

Mit den französischen Kriegen hatte die Stadt ab 1796 wiederholt wechselnde Besatzungen aufzunehmen, zunächst preußische, 1803-1805 und 1806-1813 französische, aber auch holländische und spanische Truppen, 1806 wiederum preußische Truppen. Ende 1813 eroberten russische So-daten die Stadt und zogen als bald ungeliebte Befreier ein. Anfang 1814 kamen noch zwei Hannoversche Bataillone hinzu, so dass – stark wechselnd – wohl fast 2.000 Mann von der Bevölkerung einquartiert werden mussten. Erst Anfang August 1814 zogen die russischen Truppen wieder ab. Die Hannoversche Garnison wurde nun vollständig in die Kasernen um den Sand verlegt.

Die Hannoversche Armee wurde nach den Französischen Kriegen insgesamt tiefgreifenden Reformen unterworfen, die sich auch in Stade aus-wirkten. Nach Versuchen mit Landwehr-Regimentern wurden 1820 12 reguläre Infanterie-Regimenter gebildet. Davon war das Infanterie-Regiment Bremen mit 4 Bataillonen in Stade einquartiert. Alle Truppenteile waren in den Kasernengebäuden rund um den Sand einquartiert, insgesamt, wenn auch wechselnd, meist über 1.500 Mann. Nach den Franzosenkriegen wurde die Festung sogar wieder erweitert. Sie trug insbesondere im Laufe des 19. Jahrhunderts, als die Bevölkerung Sta-des wuchs, – 1833 lebten hier knapp 6.000 Menschen – zur Stagnation und Abschnürung der Altstadt von den Vorstädten bei. Eine grundlegende Änderung der gewerblichen Verhältnisse setzte daher erst nach 1848 ein, als im Ortsstatut von 1852 die vorstädtischen Siedlungen vor den Toren der Stadt mit der Altstadt vereinigt wurden und nun ein fünftes Stadtquartier bildeten. Die so mögliche Erweiterung und Ausdehnung der Stadt wurde jedoch spürbar und effektiv verhindert durch die immer noch vorhandenen Festungswerke, die erst gut 30 Jahre später rasiert wurden.

Bildung und Aufklärung

Auch wenn Stade im Kurfürstentum bzw. Königreich Hannover als Pro-vinzhauptstadt nur eine relativ unbedeutende Rolle spielte, fand die Auf-klärung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch hier Eingang. Voraussetzung und wichtigstes Element war die Bildung, die Beschäfti-gung mit literarischen, wissenschaftlichen, politischen Themen. Zu diesem Zweck bildeten sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Lesegesell-schaften und Leihbibliotheken, die sich zu Zirkeln der Diskussion und des Meinungsaustausches entwickelten. Ende 1793 bestanden in Stade bereits drei Lesegesellschaften und zwei Leihbibliotheken, die wohl bereits in den Jahren nach 1770 ins Leben gerufen worden waren.

Vielleicht gleichzeitig mit ihnen wurde am 24. September 1777 in Stade die erste Freimaurer-Loge „Zum Großen Christoph“ gegründet. Stifter war der Hamburger Infanterie-Kapitän Schönermarck, zu den Gründungsmitglie-dern gehörten ausschließlich Staatsbeamte, Militärs und Juristen. Erster Meister vom Stuhl war der Justiz- und Konsistorialrat Otto von Borries.

Zehn Jahre später, 1787, wurde eine zweite Loge gestiftet, die „Charlotte zur gekrönten Tugend“, die aus einem „Maurerkränzchen“ entstanden war; Namensgeberin war die Hannoversch-Englische Königin Sophie-Charlotte. Erster Meister vom Stuhl war der Justizrat vom Ende, das Logenlokal wurde zunächst im Haus des Weinhändlers Vollmers, Bungenstraße 6, angemietet. Schon 1801 hörte die Loge auf zu arbeiten. Es ist anzunehmen, dass Lesegesellschaften und Logen miteinander ver-knüpft gewesen sind, auch wenn dies bisher nicht direkt nachzuweisen ist. Konsistorialrat Albrecht Anton Watermeyer, innerhalb der Regierung für die Volksschulbildung zuständig, wurde in seinem Arbeitsbereich selb-ständig tätig. Für ihn waren breite Bildung und Erziehung notwendige Voraussetzungen einer zukünftigen Gesellschaft. Dazu waren aber ein entwickeltes allgemeines Schulwesen und gut ausgebildete Lehrer erforderlich.

Daher begann er 1789 damit, in seiner Wohnung in der Bungenstraße „Schulmeister für die Provinz“ auszubilden. Lehrfächer waren der Katechismus, Orthographie und Grammatik, Arithmetik, Geographie, Geschichte, Naturgeschichte und nicht zuletzt die Fähigkeit, Gedanken schriftlich auszudrücken. Die Schüler wurden in Familien untergebracht. Es ist nicht verwunderlich, dass Watermeyer auch eine Lesegesellschaft unterhielt.

1809 starb Watermeyer; seine Arbeit wurde von seinem Nachfolger, Kon-sistorialrat Schilling, und dem Stader Rektor Georg Alexander Ruperti fortgesetzt. Daraus ging 1822 das staatliche Schullehrerseminar hervor, an dessen Gründung der Regierungssekretär, spätere Regierungsrat Georg Haltermann beteiligt war.

Haltermann, dessen Vater Johann Nicolaus ebenfalls eine kleine Lesege-sellschaft betrieben hatte, wurde 1816 Meister vom Stuhl des „Großen Christoph“. Er war 1831 eines der Gründungsmitglieder des „Vaterländischen Vereins“.

Im „Vaterländischen Verein“, dessen Aufgaben die Statuten wie folgt um-schrieben:

Verbesserungen in Gegenständen des Handels und der Gewerbe; Aufmunterung des Erwerb- und Kunstfleißes; Empfehlung und Benutzung einheimischer Fabrikate; Bekanntmachung erprobter Vorschläge, ausge-zeichneter Unternehmungen und gelungener Versuche; Verbreitung lehr-reicher Schriften gemeinnützigen Inhalts; Beförderung und Unterstüzung wohlthätiger und gemeinnütziger Anstalten und Anlagen; Ermunterung zu edlen Handlungen und bürgerlichen Tugenden überhaupt.

gehörten außer Haltermann der Wasserbaudirektor Niemeyer, Haltermanns Nachfolger als Meister vom Stuhl, der Zimmermeister Fliedner, der Rechtsanwalt Gottlieb Wilhelm Freudentheil, der Wegebaumeister Wendelstadt, erster Meister vom Stuhl der „Friederike“, später auch der Apotheker Friedrich Eichstaedt zu den aktiven Mitgliedern.

Das erste und vielleicht bedeutendste Projekt des Vaterländischen Vereins wurde von Georg Haltermann bereits auf der Gründungsversammlung vorgetragen: der Plan eines Krankenhauses für die unvermögenden Klassen der Dienstboten, Handwerksgesellen und Lehrlinge, die bisher ihre Krankheiten in feuchten und dumpfen Gemächern, Butzen und Bodenkammern überstehen müssten oder abgeschoben würden. Sie sollten vor allem in dem neuen Krankenhaus Unterkunft und Pflege erhalten; außerdem hoffte man so auch ansteckende Krankheiten besser eindämmen zu können.

Die Verwirklichung dieses Projekts hat Georg Haltermann nicht mehr erlebt; erst nach mehr als zehn Jahren, am 1. Juni 1842, konnte das Krankenhaus an der Harsefelder Straße eröffnet werden.

Die Mitglieder des „Großen Christoph“ spielten in dieser Zeit bereits eine wesentlich bedeutendere Rolle im öffentlichen Leben. Zum Teil gehören ihr auch die ab 1837 in der liberal-demokratischen Bewegung aktiven Kaufleute und Handwerker an, z.B. der Lederhändler Dadelsen und der Senator Haverkampf.

Liberal-demokratisches Bürgertum

Hannoverscher Verfassungsstreit und die Spaltung der Loge

Bedeutsam und typisch ist, dass es in Stade zunächst keine Hannoversche Loge gab. Die Logen „Charlotte zur gekrönten Tugend“ 1790–1800/01 und die vorwiegend von Militärs gebildete Loge „Adolfus zur gekrönten Tugend“ 1822–25 waren nur Zwischenspiele. Der „Große Christoph“ war 1777 von Hamburg aus gegründet worden und unterstand der Provinzial-loge von Niedersachsen in Hamburg bzw. der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin.

Das Jahr 1837 war ein kritisches und einschneidendes Jahr in der Ge-schichte Hannovers, und dass der „Große Christoph“ gerade in diesem Jahr aufgefordert wurde, sich Hannover zu „unterwerfen“, erklärt wohl die Intensität der Auseinandersetzungen.

Der Hannoversch-Britische König Wilhelm IV. hatte 1833 ein neues liberales Staatsgrundgesetz erlassen, das von den bürgerlichen Demokraten, zu denen auch Freudentheil, Senator Christian Friedrich Haverkamp(f) und Dadelsen gehörten, als Anfang einer Demokratisierung im Rahmen einer konstitutionellen Monarchie gesehen wurde.

Als dieses Staatsgrundgesetz bereits 1837 von Wilhelms Nachfolger Ernst August aufgehoben wurde, entstand daraus eine lang andauernde Auseinandersetzung, die vor allem zu einer grundlegenden Entfremdung der bürgerlichen Elite von der Hannoverschen Regierung führte.

In diesem Zusammenhang ist der heftige Widerstand der Liberalen im „Großen Christoph“, angeführt von Gottlieb Wilhelm Freudentheil, gegen die ständisch-konservativen Hannoveraner, die von den in Stade ansässigen Militärs angeführt wurden, und die von diesen unterstützte „Unterwerfung“ unter die Hannoversche Großloge zu sehen.

Freudentheil, jüngster Sohn des konvertierten Juden Hartig Igel Hertz und wohl auch deswegen überzeugter Protestant, war bereits 1818 mit 26 Jahren in die Loge aufgenommen worden. Auch sein ältester Bruder Wilhelm Nicolaus, 1809-14 Rektor des Athenaeums, war Freimaurer und hat-te ihn sicher dem Gedanken der Loge näher gebracht.

Bereits ein Jahr nach der Aufnahme in die Loge wurde Gottlieb Wilhelm Freudentheil – seit 1814 schon zugelassener Rechtsanwalt – Bürgerwort-halter, d.h. Geschäftsführer und Sprecher der Bürgerrepräsentanten, der Vertretung der besitzenden Bürgerschaft.

In der Person Freudentheils verbanden sich – wohl typisch für das liberale, gebildete Bürgertum seiner Zeit – aufklärerischer Rationalismus und ein uns heute überzogen erscheinender religiöser Mystizismus. Dieser Mystizismus ist, wie Freudentheil schreibt, die eigentlich christliche Grundhaltung, er will einen „lebendigen, durch die Liebe tätigen Glauben.“

Gestützt auf diesen Glauben mangelte es Freudentheil daher auch nicht an Sendungsbewusstsein, an Überzeugung, dass sein Kampf richtig und im Sinne des durch ihn handelnden Fortschritts sei. Diese Gewissheit brauchte er allerdings auch, denn sein „Großer Christoph“, dessen stellvertreten-der Stuhlmeister er war, erschien der konservativen Hannoverschen Regierung als Gegner.

Die Seele der Anschlussbestrebungen innerhalb der Loge war ein „Hannoveraner, dem sein König und Vaterland das Höchste sind“, Georg Teppe, der ehemalige Quartiermeister der Deutschen Legion. Offensichtlich ge-lang es ihm, die Mehrheit der Brüder, die wohl auch beruflich von der Landesregierung abhängig waren, für den Anschluss zu gewinnen.

Freudentheil erreichte es dennoch 1844, eine Entscheidung zu verhindern. Eine schwach besuchte Logenversammlung wählte den stellvertretenden Direktor des Athenaeums, Heinrich Müller, zum Meister vom Stuhl. Im folgenden Jahr aber kam es zur Spaltung.

Für eine Übergangszeit existierten beide Logen nebeneinander, der „Große Christopher“ vereinigte noch die Mehrheit der städtischen Freimaurer, während sich in der „Friederike“ das Stader Umland organisierte, vor allem Adlige und Großgrundbesitzer. Beide Logen bildeten zunächst sogar eine „ökonomische Gemeinschaft“ und bezeichneten sich kurze Zeit auch als „Vereinigte Logen“. Das Nebeneinander der beiden Stader Logen fand sein Ende, als der Han-noversche König Georg V. beschloss, Großmeister der Großloge von Han-nover zu werden. Zu seinen Vorbedingungen gehörte, dass sich alle im Königreich Hannover arbeitenden Logen der Großloge von Hannover un-terstellen müssten.

Dies lehnte der „Große Christoph“ ab; der Sekretär, der Tuchhändler Friedrich Colpe, beschrieb in einem melancholischen Brief die Lage des „Christoph“. Die Loge sei nur klein, weil Freudentheil der Hannoverschen Opposition angehöre und Staatsbeamte ihr daher fern blieben. Alle Mittel, der Loge „ein freies und ehrliches Leben“ zu erhalten, seien erschöpft. Er hoffe, man werde dafür stimmen, die Loge aufzulösen, und die einzelnen Mitglieder würden sich einer Hamburger Loge anschließen.

Es geschah so, wie von Colpe erhofft. Der „Große Christoph“ löste sich auf, der letzte Logenmeister, Gottlieb Wilhelm Freudentheil, zeigt am 3. Feb-ruar 1857 die „Inaktivität“ an, und die „Friederike zur Unsterblichkeit“ blieb die einzige Loge in Stade, deren Mitgliederzahl nun sehr schnell wuchs.

Die Logen vor der „Friederike“

2.1. „Zum Großen Christoph“, 1777-1857

Im Frühjahr 1777 fassten einige Brüder aus Stade und Umgebung den Plan, in Stade eine Loge zu gründen. Sie wandten sich deswegen an den Kapitän der Infanterie, Anton Detlef von Schönermark in Hamburg, einen eifrigen Freimaurer, der nach Stade kam. Er leitete die richtigen Schritte ein und wurde Stifter und Ehrenmitglied der Loge.

Die Stifter, die den Beschluss fassten, waren

  • Justiz- und Konsistorialrat Heinrich Otto von Borries
  • Regierungssekretär Christian Adolph Brandes
  • Königlicher Vogt Siade Harre Johanns
  • Ritterschaftssekretär Georg August Marcard
  • Landeskonsulent(Anwalt) der Marschländer David Heinrich Wehner
  • Hauptmann Georg Stephan Evert
  • Regimentschirurg Christian Ludewig Richter
  • Advokat Johann Christoph Heldberg
  • Georg von Liebhardt
  • Georg Friedrich Bülle
  • Garnisonauditeur (Militärgerichtsrat) Johann Andreas von Bremen
  • Hauptmann Carl August von Holle

Am 24. September 1777 wurde der „Große Christoph“ in Stade installiert. Er gehörte – neben 14 anderen Logen – zu der kurz vorher gegründeten Provinzialloge von Niedersachsen. Man hatte die Loge „Winkelmaß“ nennen wollen; weshalb schließlich der Name „Großer Christoph“ gewählt wurde, ist nicht bekannt. Der „Große Christoph“ arbeitete nach dem System der Großen Landesloge von Deutschland in Berlin.

Die Arbeiten der Loge fanden zunächst im Haus des Hauptmanns Evert statt, im Frühjahr 1778 verlegte man die Loge in das Haus des Landeskonsulenten Wehner, der dafür 35 Taler Miete erhielt. Wohl erst nach den Freiheitskriegen mietete man den Ratsweinkeller.

Zum ersten Meister vom Stuhl war Heinrich Otto von Borries gewählt worden, zu weiteren Beamten

  • Regierungssekretär Christian Adolph Brandes, deputierter Meister
  • Königlicher Vogt Siade Harre Johanns, 1. Aufseher
  • Ritterschaftssekretär Georg August Marcard, 2. Aufseher
  • Garnisonauditeur (Militärgerichtsrat) Johann Andreas von Bremen, Sekretär
  • Hauptmann Georg Stephan Evert, Redner
  • Advokat Johann Christoph Heldberg, Schatzmeister
  • Regimentschirurg Christian Ludewig Richter, Zeremonienmeister

Das erste Mitgliederverzeichnis 1778 führt schon 28 Brüder auf. 1780 war der Kassenbestand so gut, dass den Stiftern ihre Vorschüsse zurückgezahlt werden konnten, 1781 aber ging eine Anzahl von Brüdern mit dem 15. und 16. Regiment nach Ostindien.

1782 wurde Hauptmann von Holle, einer der Stifter, zum Meister vom Stuhl gewählt, 1790 folgte ihm der Landeskonsulent David Heinrich Wehner, auch er einer der Stifter. Bemerkenswert ist, dass gerade diese Loge, die unter der Großen Landesloge arbeitete, alle „Stürme“ dieser Zeit überdauerte, während die anderen Logen nach kurzer Dauer wieder eingingen.

Im Jahr 1802, also ein Jahr, nachdem die Loge „Charlotte zur gekrönten Tugend“ ihre Arbeit eingestellt hatte, war die Mitgliederzahl des „Großen Christoph“ auf 49 Brüder angewachsen.

Von 1803-14 ruhten wegen der kriegerischen Unruhen die maurerischen Arbeiten, doch fanden ab und zu Logen statt. Im Frühling 1815 konnte Logenmeister Wehner die Hoffnung aussprechen, dass „von jetzt ab die regelmäßigen Arbeiten wieder aufgenommen werden.“ Erster und zweiter Aufseher waren zu diesem Zeitpunkt zwei Schiffskapitäne, Detjens und Rüdiger, Sekretär der Königliche Oberdeichgräfe Niemeyer, Redner der Königliche Commissarius Fisci von Bremen, Schatzmeister der Kaufmann von Neß. In Stade wohnten 15 Mitglieder, 30 waren auswärtige Brüder.

Am 10. Februar 1816 starb der Logenmeister Wehner, der 26 Jahre ohne Unterbrechung die Loge geführt hatte, mehr durch Liebe als durch Gesetz, wie es in einem Nekrolog hieß. Sein Nachfolger wurde der Königliche Hofrat Georg Haltermann. Beamte waren auch die Brüder Teppe und Fischer, die mit den Streitigkeiten, die zwanzig Jahre später ausbrachen und zur Gründung einer neuen Loge führten, in Zusammenhang standen.

Die Mitgliederzahl stieg auf 61 Brüder und hielt sich längere Zeit auf diesem Niveau. Erst im Jahr 1817 konnte man wieder das Johannisfest feiern. Bis dahin musste man es aussetzen – teils wegen der geringen Anzahl oder mangels eines passenden Lokals. So feierte man es – und das ist bemerkenswert – gemeinsam mit den Schwestern.

Freudentheil und der „Große Christoph“

Im Jahr 1818 trat der Rechtsanwalt Gottlieb Wilhelm Freudentheil, erster Ehrenbürger der Stadt Stade, in die Loge ein und wurde bald Redner. Er zeichnete sich durch „eminente Geistesgaben“ aus, und es war wohl auch sein Verdienst, dass die Loge „zur großen Blüte kam.“

Zum 50. Stiftungsfest im September 1827 hatte Freudentheil, inzwischen „deputierter“ Logenmeister, ein sechs Seiten langes Gedicht verfasst, das allgemein Beachtung fand; es war betitelt mit „Religion, Glaube, Liebe, Hoffnung in Beziehung zur Weisheit, Schönheit, Stärke.“

In den 50 Jahren des Bestehens waren

  • 104 Suchende aufgenommen
  • 85 Brüder Lehrlinge zu Gesellen und
  • 64 Brüder Gesellen zu Meistern befördert und
  • 31 Brüder angenommen worden.

Von einheimischen Mitgliedern wurden 4 Taler jährlich bezahlt, von aus-wärtigen nur 1 Taler und 8 Groschen. Die Miete für das Logenlokal, den „Ratsweinkeller“, betrug 40 Taler.

Im Jahr 1833 legte der Logenmeister Haltermann sein Amt nach 17 Jahren nieder; er wurde zum „Ehrenmeister“ gewählt. In seiner Abschiedsrede, die später gedruckt wurde, behandelte er das Thema „Die Kette, die den Maurer mit seinen Brüder verbindet“ und führte darin aus, dass „diese Kette unsere Brust hebe und in ihr den freudigen Willen stärke, im echten Maurersinn zu wirken und Gutes zu fördern.“

Ihm folgte als Logenmeister der Wasserbaudirektor Niemeyer; deputierter Logenmeister blieb Freudentheil. Erster Aufseher war wohl noch immer Georg Teppe, zweiter Aufseher Senator Christian Friedrich Haverkamp(f), Sekretär Revisor Hartung, Redner Landes-Ökonomie-Conducteur Röhl, Schatzmeister Tabakfabrikant Holtz. So blieb es lange Jahre.

Am 30. Mai 1834 fand eine größere Logenfeier statt, auf der dem Ehren-meister Haltermann in Gegenwart des Provinzial-Großmeisters Bruder Detmer und in Anwesenheit von 34 Brüdern, von denen ein großer Teil aus Altona gekommen war, das Ehrenzeichen für verdiente Logenmeister überreicht wurde. Außerdem wurde er von den 6 Hamburgischen Logen zum Ehrenmitglied ernannt.

Die Beziehung zur Hannoverschen Großloge

Etwa drei Jahre später, im Jahr 1837, gab es bei einigen Mitgliedern Be-strebungen, sich von der Großen Landesloge zu lösen und der Hannover-schen Großloge anzuschließen. Die Großloge war am 1. November 1828 aus der bisherigen Hannoverschen Provinzialloge, die der englischen Großloge unterstand, hervorgegangen. Sie hatten ein Interesse daran, dass möglichst alle Logen des Königreichs Hannover unter ihrem Hammer arbeiteten.

Schon am 4. März 1837 hatte die Hannoversche Großloge ein Schreiben an die Brüder des „Großen Christoph“ gerichtet und gebeten, die dortigen Brüder möchten mit der Hannoverschen Großloge in engere Verbindung treten.

Dieser Wunsch wurde vom „Großen Christoph“ zunächst mit 17 zu 11 Stimmen abgelehnt. Es sollte keine neue Loge gegründet werden, vielmehr handelte es sich um den Übertritt des „Großen Christoph“ zu einem ande-ren System. Die „Seele“ der Bewegung für den Anschluss war Bruder Georg Teppe, erster Aufseher und ehemaliger Quartiermeister der Englisch-Deutschen Legion; er fühlte sich als ein „Hannoveraner, dem sein König und Vater-land das Höchste sind“. Ihn und seine Anhänger bewogen also vornehm-lich national-partikularistische Gründe zum Anschluss.

Die politischen Verhältnisse brachten es mit sich, dass allmählich eine größere Anzahl von Brüdern auf seiner Seite stand. „Isolierte Brüder Staatsdiener“, so der zweite Aufseher des „Großen Christoph“, Kruse, „können sich nicht einer Loge anschließen, die ihr Protektorat einem aus-ländischen Fürsten verdankt. Untertanentreue und maurerische Dank-barkeit gebieten den Anschluss.“

Der Logenstreit

Im Jahr 1837 war König Wilhelm IV. von Großbritannien gestorben, und am 20. Juni hatte der Herzog von Cumberland, Ernst August, den hannoverschen Königsthron bestiegen; damit war die Personalunion aufgelöst.

Es lag nun nahe, dass besonders Beamte sich lieber einem einheimischen Logensystem anschließen wollten. Hinzu kam, dass im Jahr 1840 der Prinz von Preußen – der spätere Kaiser Wilhelm I. – das Protektorat über sämtliche Logen des preußischen Staates übernommen hatte. Dies brachte bei den damaligen Verhältnissen manche Schwierigkeiten für nicht-preußische Logen, die unter eine preußischen Großloge arbeiteten, mit sich. Das traf auch auf den „Großen Christoph“ zu.

Im September 1843 wurden die Brüder des „Großen Christoph“ von ihrem Logenmeister Niemeyer aufgefordert, ihre Meinung „in einer schriftlichen Erklärung kund zu tun“. Von den 54 aktiven Mitgliedern erklärte sich im Februar 1844 eine deutliche Mehrheit von 45 Brüdern für den Anschluss an den engeren Logenverband. 3 Brüder votierten dagegen, 6 Brüder gaben keine Erklärung ab. Noch auf dem Sterbebett erklärte der Logenmeister Niemeyer in Gegenwart des 1. Aufsehers und des Zeremonienmeisters, dass der Anschluss notwendig sei. Am 21. Dezember 1843 starb Niemeyer.

Die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland hatte eine andere Auffassung. In einem scharfen, aber klar gehaltenen Schreiben an die Großloge von Hannover vom 30. September 1845 bestritt sie die Richtigkeit der Darstellung des Protokolls über die Abstimmung; an dem in der Loge „Zum Großen Christoph“ entstandenen Zerwürfnis seien lediglich der 1. Aufseher Georg Teppe sowie eine nicht erhebliche Anzahl auswärti-ger Brüder schuld.

Die drei Brüder, die sich gegen den Anschluss an die Großloge von Han-nover aussprachen, waren Dr.jur. Freudentheil, der Rektor des Gymnasi-ums Müller und der Pastor an St. Cosmae Lunecke. Nach dem Bericht Freudentheils an die Große Landesloge vom 27. September 1844 waren es in erster Linie maurerische Gründe. Er schrieb: „Ich bin überzeugt, dass der Bund nur auf christlichem Boden wurzeln kann, und habe ferner die Überzeugung, dass er am lautersten erhalten sei in dem uralten Systeme, nach dem der ‚Große Christoph‘ arbeitet, dass er von keiner Großloge richtiger und treffender ausgelegt werde als von höchsterleuchtenden Großen Landesloge von Deutschland in Berlin.“

Die ablehnende Haltung Freudentheils war begründet durch eine „tief eingewurzelte Abneigung gegen den König“, die er im Jahr 1837 mit der Steuerverweigerung zum Ausdruck brachte. Von Teppes Soldatenstand-punkt aus erschien dies revolutionär. Die Freimaurer, die Staatsdiener waren, scheuten den Kontakt zu Freudentheil.

Zwei Logen in Stade

Blenden wir noch einmal zurück in das Jahr 1843, in dem am 21. Dezember der Logenmeister Niemeyer gestorben war. Sein Nachfolger wurde der „Rector des Gymnasiums“, Heinrich Müller. Die Mitgliederzahl lag noch bei 56 Brüdern. Durch die Gründung der Johannisloge „Friederike zur Unsterblichkeit“ im Jahr 1845 ging die Zahl der Brüder beim „Großen Christoph“ auf 29 zurück und hielt sich auf diesem Niveau 10 Jahre.

Die Brüder vom „Großen Christoph“, die weiterhin unter dem Dach der Großen Landesloge von Deutschland arbeiteten, fürchteten nicht die Konkurrenz der neuen Loge; der Stuhlmeister schrieb: „Der Kreis unserer Brüder ist zwar nur klein, aber er steht jetzt gereinigt und geläutert, erneuert und wiedergeboren, gehoben und begeistert da, weil er das Fremd-artige von sich ausgeschieden, das kalte und Todte aus seiner Mitte gebannt hat.“

So arbeiteten seit dem 25. September 1845 in Stade zwei Freimaurerlogen, die „alte“ Johannisloge „Zum Großen Christoph“ und die „neue“ Johannis-loge „Friederike zur Unsterblichkeit“. Die Spannungen zwischen den bei-den Logen dauerten noch zwei Jahre.

Im Jahr 1848 fand eine Annäherung statt; es wurden sogar Verhandlun-gen über die Vereinigung beider Logen geführt. Aber es war klar, dass die-se erfolglos bleiben mussten, weil keine Loge ihre Lehrart aufgeben wollte. Die Querelen der beiden Logen setzten sich zunächst fort. Das Vermögen des „Großen Christoph“, im Wesentlichen seit 1814 durch Beiträge gesammelt, hatte sich auf stattliche 1.172 Taler angesammelt. Dazu hatten auch die ausgeschiedenen Mitglieder beigetragen, die nun Anspruch auf ihren Anteil erhoben, den sie mit 818 Talern bezifferten.

Aber die Mitglieder der „Friederike zur Unsterblichkeit“ befanden sich im Irrtum, ihnen stand ein Recht auf das anteilige Vermögen nach ihrer Ent-lassung nicht zu. Das hatte auch die Große Landesloge mit Schreiben vom 30. September 1845 deutlich gemacht, den Brüdern des „Großen Chris-toph“ jedoch empfohlen, aus „brüderlich wohlwollenden Rücksichten“ einen Teil des Vermögens freiwillig zu übertragen. Dazu konnte sich die Loge „Zum Großen Christoph“ aber nicht entschließen.

Die Verhandlungen beider Logen zogen sich noch bis 1848 hin, mündeten dann am 30. August 1848 in einer Vereinigung unter dem Namen „Vereinigte Logen ‚Zum Großen Christoph‘ und ‚Friederike zur Unsterblichkeit‘ im Orient Stade“. Sie bestanden aber nach wie vor getrennt und arbeiteten nach ihren bisherigen Ritualen. Das Vermögen wurde zusammengeführt, es gab nur einen Schatzmeister. Die getrennten Arbeiten fanden im selben Lokal statt, die Brüder besuchten sich wechselseitig und waren zu jeder Zeit für immer gegenseitig eingeladen.

Bruder Teppe versuchte mit allen Mitteln, die Vereinigung zu torpedieren, beschwerte sich über seine eigenen Logenbrüder und deckte schließlich (schied aus). Dieser Abschluss entbehrt nicht einer gewissen Tragik – einer der eifrigsten Freimaurer, seit 43 Jahren dem Bund angehörig und um die Aufrechterhaltung des „Großen Christoph“ 1814 verdient, die treibende Kraft bei der Gründung der „Friederike zur Unsterblichkeit“, trat an seinem Lebensende ohne Sang und Klang aus dem Bund. Aber er war ein alter Mann von 82 Jahren, den das Leben misstrauisch und wunderlich gemacht hatte. Mit seiner Deckung war die Krise überwunden.

Die Auflösung der Vereinigung

Der Friede sollte aber nicht lange anhalten, es gab zu viele Meinungsverschiedenheiten. Zum endgültigen Bruch kam es bei der „Judenfrage“. Ende 1850 hatten sich zwei Juden zur Aufnahme in die „Friederike zur Unsterblichkeit“ gemeldet, einer davon war der Kaufmann Sally Salomon, der auch im folgenden Jahr aufgenommen wurde. In beiden Logen wurde gekugelt, aber es gab in der Frage der Aufnahme von Juden unterschiedliche Auffassungen. Der Logenmeister des „Großen Christoph“, Bruder Müller, schrieb wörtlich: „Die Judenfrage hat die beiden hiesigen Logen auseinander gerissen.“

Man sehnte sich danach, wieder auseinanderzukommen, das Verhältnis war zerrüttet. Im Januar 1852 wurde die Aufhebung der Gemeinschaft vom 30. August 1848 beschlossen.

Im Jahr 1850/51 wurde Bruder Freudentheil – inzwischen 58jährig – Lo-genmeister der Johannisloge „Zum Großen Christoph“. Er war die Seele der Loge und hatte durch seine Begabung hervorragenden Einfluss auf seine Brüder. Freudentheil war oft Gast in Bergedorf, da er ein Freund des durch seine schriftstellerische Tätigkeit bekannt gewordenen Bürgermeisters Nicolaus Hinsche war. Damals hatte sich Bruder Freudentheil sicherlich nicht träumen lassen, dass sein mit Feuereifer geleiteter „Großer Christoph“ einst in Bergedorf zu neuer Größe und hohem Ansehen kommen würde.

Der „Große Christoph“ wird inaktiv

Das traurigste Kapitel des „Großen Christoph“ trägt das Datum 5. Mai 1856: Die Großloge von Hannover teilte mit, dass Seine Majestät König Georg V. – seinerzeit noch kein Freimaurer – als Bedingung für seinen Eintritt in den Orden die Forderung gestellt habe, dass sämtliche Johannislogen des Königreichs Hannover sich der Hannoverschen Großloge unterordnen sollten. Logenmeister Freudentheil versuchte dies mit allen juristischen Mitteln und unter Einschaltung der Großen Landesloge zu verhindern, jedoch ohne jegliche Aussicht auf Erfolg.

Bruder Freudentheil versuchte es mit einer Intervention an den König, in der er betonte, dass seine Loge auf christlichem Boden stehen, was bei der „leeren Humanitätsmaurerei“ nicht der Fall sei. Den König hat die Initiative offensichtlich beeindruckt, in der Sache jedoch hatte die Eingabe keinen Erfolg. In maurerischen Kreisen erregte dieses „gewalttätige Verfahren“ großes Aufsehen, man konnte nicht begreifen, dass der christlich gesinnte König so entscheiden konnte. Die Große Landesloge dankte Bruder Freudentheil mit einem anerkennenden Schreiben, die Provinzialloge von Mecklenburg und die 6 Hamburger Logen machten Freudentheil zum Ehrenmitglied.

Die letzte Loge, die vom „Großen Christoph“ abgehalten wurde, fand am 21. November 1856 statt. Am 3. Februar 1857 zeigte Bruder Freudentheil die Inaktivität der Loge in Hannover an.

Der „Große Christoph“ ging also nicht an Altersschwäche oder Gleichgültigkeit der Brüder zugrunde, sondern aus Gründen, die mit dem Eintritt König Georgs V. in den Freimaurerbund zusammenhingen. Erst 50 Jahre später, am 8. Mai 1907, fand die feierliche Reaktivierung des „Großen Christoph“ in Bergedorf statt.

Charlotte zur gekrönten Tugend, 1787-1801

Im Jahre 1787 fassten 12 Brüder Freimaurer in Stade den Plan, eine neue Loge zu gründen; es waren vorwiegend Beamte und Offiziere. Sie bildeten zunächst ein „Maurerkränzchen“ und hielten ihre Versammlungen im Gasthof „Herzog von Cumberland“ (später „Norddeutscher Hof“) ab. Die Loge stellte sich unter den Schutz der Provinzialloge von Hannover.

Mit den Brüdern vom „Großen Christoph“ – die Loge bestand seit 10 Jahren – verkehrten sie freundschaftlich, aber sie waren mit dem Zinnen-dorf’schen System nicht einverstanden. Sie wünschten eine Loge englischen Systems zu gründen und die Schottengrade zu verbannen.

Außerdem beklagten sie sich in Hannover, dass die hamburgische Großlo-ge „ganz constitutionswidrige Aufnahmen in unserer Provinz mache und Landleute aus dem Alten Land ohne Prüfung aufnehme, die sie dann als Brüder achten sollten.“ Die späteren Stifter der Loge „Charlotte zur gekrönten Tugend“ nahmen also einen exklusiveren Standpunkt ein, der sicherlich auch ein Grund für die spätere Auflösung der Loge war.

Die Provinzialloge von Hannover erklärte sich mit Schreiben vom 24. November 1789 bereit, die erbetene Konstitution zu erteilen, nachdem an die Großloge von England 5 £ 5 Schillinge bezahlt worden waren. Aber erst ein gutes Jahr später, am 16. Dezember 1790, wurde die Loge installiert.

Meister vom Stuhl wurde Ferdinand Adolf von Ende, Kurfürstlicher Justizrat, 1. und 2. Aufseher die Brüder von Rönne und Diehle, Sekretär Bruder von Hedemann, Schatzmeister Bruder Drewsen und Wachthabender Bruder Hinze. Bei der ersten Arbeit wurden drei Brüder Lehrlinge aufgenommen, u.a. der 64jährige Chef des 4. Regiments Generalmajor von Mutio.

Die Loge arbeitete in einem gemieteten Lokal des Weinhändlers Joachim Vollmer in der Bungenstraße (wohl das Eckhaus Nr. 1), das zwischen dem Gasthof „Bischof von Osnabrück“ (wohl Nr. 3) und dem Haus des Holzhändlers Beyme (am Fischmarkt) lag.

Als Mietpreis für die Dauer von 10 Jahren wurden 45 Taler jährlich vereinbart. Die Brüder trafen sich neben den zahlreichen Logenarbeiten auch 14tägig zum Clubabend und aßen ein einfaches Abendbrot. Eigentümlich berührt §2 der Clubstatuten: Das Einheizen und die Beleuchtung trägt die Logenkasse, hingegen bezahlt jeder Bruder bar, was er verzehrt.

Die Herkunft des Namens „Charlotte zur gekrönten Tugend“ kann nur vermutet werden: Die Gemahlin des Königs Georg III. hieß Sophie Charlotte. Sie war eine geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, also eine Verwandte des Großmeisters Carl von Mecklenburg.

1791 verlegte der Meister vom Stuhl, Ferdinand Adolf von Ende, seinen Wohnsitz nach Celle, hielt aber schriftlichen Kontakt zur Loge. Dennoch wurde er immer wieder gewählt – damit ehrten ihn die Brüder.

Die Loge wurde von dem deputierten Meister von Rönne verwaltet. Die Seele der Loge blieb aber der Meister vom Stuhl, Justizrat von Ende; er hatte ein großes Gesetzbuch verfasst, das er den Brüdern vorlegte. Es handelte von den Pflichten gegen Gott und den Staat und gegen die Ordensbrüder sowie den Eigenschaften des Freimaurers. Der Paragraph über die Aufnahme lautete:

„Niemand kann in den Orden aufgenommen werden als ein freier Mann, von freien Eltern geboren, zwanzig Jahre alt und ein Bekenner der christlichen Religion.“ Der Meister vom Stuhl hielt strenge Disziplin: Zuspätkommen wurde bestraft, unentschuldigtes Ausbleiben ebenfalls.

1794, also sieben Jahre nach der Gründung, hatte die Loge schon 34 Mitglieder, im wesentlichen Offiziere und Beamte aus Stade und Umgebung. Mit der Aufnahme war man sehr vorsichtig. Das geistige Leben war ziemlich rege, der deputierte Meister vom Stuhl und der Zeremonienmeister Willich hielten häufig Vorträge – ein beliebtes Thema war der Einfluss der Freimaurerei auf die „Moralität“.

Das anfänglich rege Logenleben setzte sich bis Ende 1794 fort, stagnierte dann aber und entwickelte sich zunehmend rückläufig. Die Gründe waren wohl darin zu sehen, dass die Brüder überwiegend Offiziere und Beamte waren. Die Offiziere nahmen an den Koalitionskriegen teil, die Beamten wurden häufig versetzt. Im Februar 1797 hielt der deputierte Meister vom Stuhl, Justizrat von Willich, eine ökonomische Loge ab, in der über die eventuelle Auflösung beraten werden sollte, hauptsächlich wegen der „pekuniären Lage“. Die Beiträge reichten nicht mehr aus, um die Kosten zu decken, und auch über die säumigen, auswärtigen Zahler wurde geklagt.

Aber die Brüder wollten eine Auflösung verhindern, beschlossen eine Bei-tragserhöhung auf acht Taler jährlich und hofften, dass bald friedliche Zeiten kommen und die in Kriegsdiensten befindlichen Brüder zurückkeh-ren würden. Aber der Frieden kam nicht, die Lage wurde nicht besser. Das letzte Protokoll ist vom 2. März 1798, doch das letzte Stiftungsfest wurde 1799 mit 6 Mitgliedern und 6 besuchenden Brüdern gefeiert. Durch den Fortzug vieler Beamter war das Ende der Loge abzusehen.

Offiziell hat sich die Loge nicht aufgelöst; das letzte „Lebenszeichen“ war eine Abschrift von Statuten des großen Freimaurervereins der englischen Provinzialloge von Hannover, datiert vom 13. November 1801 – fast exakt 11 Jahre nach Installation der Loge.

Adolfus zur deutschen Einigkeit und Treue (1816-1818)

1822 umbenannt in Adolfus zur gekrönten Tugend (1822-1825)

Die Wiege der Loge stand nicht in Stade, sondern in der Stadt Condé im nördlichen Frankeich, nicht weit von der belgischen Grenze entfernt. Während die deutschen Besatzungstruppen nach dem zweiten Pariser Frieden in Frankreich lagen, gründeten Offiziere und Ärzte am 7. Oktober 1816 eine Feldloge. Das Konstitutionspatent wurde von der großen Provinzialloge „Friedrich zum weißen Pferde“ in Hannover ausgestellt. Das Logensiegel bestand aus zwei umfassenden Händen, worüber eine Krone und das Auge der Allwissenheit stand.

Es wird angenommen, dass Prinz Adolf von England und Herzog von Cambridge der Loge den Namen gab. 1816 wurde er zum Generalstatthalter von Hannover ernannt und „erwarb sich als solcher die Liebe der Bürger.“

Einige Mitglieder der Loge gehörten schon der Loge „Charlotte zur gekrönten Tugend“ an, so dass ein gewisser Zusammenhang zwischen den beiden bestand. Meister vom Stuhl war der Oberstleutnant von Holleuffer, die Zahl der Mitglieder, die in Condé oder St. Amandt wohnten, betrug 16. Im Mai 1817 wurde Holleuffer abberufen und Kommandeur des Landwehrbataillons in Harburg. Ihm folgte als Meister vom Stuhl Oberstleutnant von Bock, Kommandeur des Grenadier-Bataillons Verden. Auch er blieb nur kurze Zeit im Amt, ihm folgte Oberwundarzt H. Thomas.

Im Herbst 1818 rückten die Besatzungstruppen aus Frankreich ab; die Feldloge wurde aufgelöst, das letzte Protokoll stammte vom 25. Oktober 1818, das Corps marschierte ins Vaterland zurück.

Als im Jahr 1821 das 6. Infanterie-Regiment nach Stade in Garnison kam, stifteten einzelne Mitglieder der früheren Feldloge „Adolfus zur deutschen Einigkeit und Treue“ eine neue Loge, gewissermaßen als Fortsetzung der Feldloge.

Es waren Oberstleutnant Bock, Oberwundarzt Thomas und der wieder nach Stade versetzte Oberstleutnant Holleuffer. Sie nannten die Loge „Adolfus zur gekrönten Tugend“ und bekundeten damit den Zusammenhang zwischen den früheren Logen „Charlotte zur gekrönten Tugend“ und „Adolfus zur deutschen Einigkeit und Treue“.

Das Konstitutionspatent datierte vom 28. Januar 1822. Bruder Thomas wurde als Meister vom Stuhl eingesetzt. Am 11. April 1822 wurde die Jo-hannisloge „Adolfus zur gekrönten Tugend“ feierlich installiert. Bei der Feier war auch der Meister vom Stuhl der Johannisloge „Zum Großen Christoph“, Bruder Haltermann, zugegen und brachte den Wunsch zum Ausdruck, dass zwischen beiden Logen ein gutes Verhältnis bestehen möge. Das schien auch gut zu funktionieren, obwohl sich 5 Brüder vom „Großen Christoph“ der neuen Loge anschlossen.

Man beschloss, „einen um den anderen Monat Loge zu halten“, ferner wurde ausgemacht, „dass bei Aspiranten jede Loge sich den Namen der-selben mitzuteilen und gemeinschaftlich zu ballotieren habe.“ Gab es also einen Suchenden – egal für welche Loge –, wurde gemeinsam gekugelt.

Die Johannisfestloge hielt wegen der unterschiedlichen Systeme jede Loge für sich ab, die Tafelloge wurde jedoch gemeinsam abgehalten. Neben den 11 Beamten startete die Loge mit weiteren 18 Mitgliedern. Der überwiegende Teil der Mitglieder waren Beamte und Militärs. Die Seele der Loge war der Redner Pastor G. Hinterthür. Das Logenlokal war der hiesige Ratsweinkeller. 1824 stieg die Mitgliederzahl auf 34 Brüder.

Aus den Protokollen, zu denen die Bücher der ehemaligen Feldloge be-nutzt wurden, geht hervor, dass die Loge geistig sehr bedeutende Kräfte hatte, die sich über alle Fragen der Freimaurerei verbreiteten.

Trotz alledem ereilte die Loge „Adolfus zur gekrönten Tugend“ das gleiche Schicksal wie die Loge „Charlotte zur gekrönten Tugend“ im Jahr 1801. Im Hinblick darauf, dass das 6. Regiment verlegt wurde, war die Loge derart geschwächt, dass sie keinen langen Bestand mehr hatte. Nach nur drei Jahren fand am 28. März 1825 die letzte Loge statt, danach wurde die Lo-ge inaktiv.

Gründung und Geschichte der Johannisloge "Friederike zur Unsterblichkeit" in Stade

1. Die Johannisloge „Friederike zur Unsterblichkeit“ i.O. Stade von 1845 bis 1895    

Die Vorgeschichte

Die Gründung unserer Bauhütte „Friederike zur Unsterblichkeit“ im Jahr 1845 vollzog sich etwa eine Generation nach der Zeit Napoleons I. Ernst August war zu jener Zeit König in Hannover (1837 bis 1851) und zugleich Großmeister der Großloge von Hannover.

Das Königreich Hannover – damals noch in Personalunion mit Großbritannien verbunden – war 1814 auf dem Wiener Kongress als Nachfolgestaat des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg ausgerufen worden.

1837 trat Ernst August, der fünfte Sohn Georgs III., die Nachfolge des letzten englisch-hannoverschen Königs Wilhelm IV. an, während Victoria, Tochter des vierten Sohns Georgs III., Königin von Großbritannien wurde. Ernst August hob die liberale Verfassung wieder auf, die Wilhelm IV. 1833 eingeführt hatte; dies führte zum Protest der „Göttinger Sieben“, einem der großen Ereignisse jener Tage. Teile der aufgeklärten Bevölkerung forderten damals demokratische Grundrechte wie Freiheit (Versammlungsfreiheit, Pressefreiheit, Meinungsfreiheit), aber auch nationale Einheit und Volkssouveränität.

In diese Zeit der Herrschaft von König Ernst August fiel also das Gründungsdatum der Johannisloge „Friederike“. Es waren Streitigkeiten bezüglich der Großlogenzugehörigkeit in der Bruderschaft der Jo-hannisloge „Zum großen Christoph“, die den Ausschlag zur Gründung einer neuen Loge gaben.

Die Hannoversche Provinzialloge war am 1. November 1828 zur Großloge unter König Georg IV. erhoben worden, der als Großmeister ein verständliches Interesse daran hatte, dass alle Logen des Königsreiches unter seiner Obödienz arbeiteten. Am 4. März 1837 hatte daher die Großloge in einem Schreiben die Bitte ausgesprochen, der „Große Christoph“ möchte doch mit der hannoverschen Großloge mehr als bisher in engere Beziehungen treten.

Die Brüder des „Große Christoph“ lehnten jedoch mit 17 zu 11 Stimmen diesen Wunsch ab, weil der Wechsel auch den Übertritt in eine andere Lehrart bedeutet hätte. Die relativ starke Minorität der Brüder ließ das Thema aber nicht ruhen. Ihr Wortführer war der ehemalige Quartiermeister der deutschen Legion, Teppe, ein Hannoveraner, dem „sein König und Vaterland das Höchste sind“.

In den nächsten Jahren wurde das Thema wiederholt besprochen. Der Logenmeister des „Großen Christoph“, Wasserbaudirektor Niemeyer, erklärte sich für den Anschluss und beauftragte im September 1843 wegen einer schweren Erkrankung den 1. Aufseher Teppe, in seinem Namen alle Brüder aufzufordern, sich hierzu schriftlich zu erklären.

Von 54 Mitgliedern sprachen sich 45 für den Anschluss an Hannover aus, drei Brüder waren dagegen, und sechs Brüder enthielten sich der Stimme. Allerdings hatten manche Brüder gemeint, dass die Große Landesloge von Deutschland die Beibehaltung ihrer Lehrart nach dem Anschluss an die Hannoversche Großloge erlauben würde.

Es stießen in diesem Konflikt zwei unterschiedliche Gesellschaftsanschau-ungen aufeinander. Freudentheil, ein Freigeist, vertrat politisch einen liberalen Standpunkt, der geprägt war von den Ideen der Aufklärung. Die Abschaffung der liberalen Verfassung durch Ernst August war ihm dabei ein besonderer Dorn im Auge. Seine Abneigung gegen den König zeigte er zeitweilig durch Steuerverweigerung.

Teppe hingegen, altgedienter Soldat und stets als treuer Gefolgsmann in Diensten seines Königs, sah in Freudentheil einen Revoluzzer, von dem Staatsdiener sich fern halten sollten. Die Freimaurer, die in Diensten des Staates standen, scheuten sich daher mit Freudentheil näher in Kontakt zu kommen.

Die Konstituierung

Teppe beschwerte sich zwar bei der Großen Landesloge in Berlin und be-klagte das Vorgehen der drei Brüder, des Triumvirates, wie er es nannte, wurde aber mit scharfen Worten abgefertigt. Schließlich verlangten auf Drängen Teppes 34 Brüder die Entlassung aus dem „Großen Christoph“. Ihnen verweigerte zunächst die Große Landesloge die Demission. Dann, „um des lieben Friedens willen“, wurde sie ihnen doch erteilt.

Auch die Verhandlungen mit Hannover dauerten dem ungeduldigen Teppe viel zu lang. Endlich, am 3. Juni 1845, war die Großloge von Hannover bereit, die Genehmigung zur Konstitution zu geben.

Die Anregung zu dem Namen „Friederike zur Unsterblichkeit“ kam von Teppe, der auf die Königin Friederike von Hannover (geb. am 2. März 1778, gest. 29. Juni 1841) hinwies und damit die patriotische Haltung der Logenbrüder bekunden wollte.

Am 30. August erteilte die Großloge von Hannover das Patent zur Konstitution. Darin wurde Bezug genommen auf das Gesuch folgender 13 Brüder Meister, von denen vier aus Stade und die anderen aus der Umgebung waren.

Die Installationsfeier wurde auf den 25. September 1845 festgesetzt. Diese konnte allerdings auf Betreiben der Brüder des „Großen Christoph“ nicht im Ratsweinkeller abgehalten werden, sondern musste in einen Gasthof „vor dem Thor“ gelegt werden.

Zu dieser Feier hatten sich 26 Brüder eingefunden, darunter der 1. Groß-aufseher, Hofmedicus Taberger, und zwei besuchende Brüder. Brüder des „Großen Christoph“ waren konsequenterweise nicht gekommen. Der 1. Großaufseher ließ zunächst zur Wahl der Beamten schreiten. Dann, nach feierlicher Einführung in den Tempel, öffnete er die Loge ritualmäßig, ließ den Sekretär die Konstitutionsurkunde verlesen und erklärte damit die Loge für gegründet.

Nach dem Verlesen verschiedener Gratulationsschreiben hielt Bruder Jungblut einen Vortrag über die Bedeutung des Tages, und der Meister vom Stuhl, Bruder Wendelstadt, mahnte die Brüder zur Nachsicht und Bruderliebe gegen andere Brüder, die „nicht nach unserem System arbeiten“.

Zwei Logen in Stade

In den Anfangsjahren stand wohl die Existenz der „Friederike“ in Frage. 36 Mitglieder zählte die Loge im ersten Jahr, von denen nur 9 Mitglieder ihren Wohnsitz in Stade hatten. Ebenso viele wohnten in Bremervörde, darunter zwei Brüder Beamte. In Stade mit 5000 Einwohnern waren zwei Logen eigentlich zu viel.

Die gegenseitige Rivalität schadete dem Logenleben und ihrer Entwicklung ebenso wie die weit in der Umgebung verstreuten Brüder und der Übereifer von Bruder Teppe. Günstig hingegen erschien der Umstand, dass es national-partikularistische Strömungen in Stade gab, die in dem Stolz gipfelten, nunmehr einen König zu haben. Auch die finanzielle Situation bereitete Probleme. Die Vermögensfrage spielte in den nächsten Jahren eine große Rolle. Die Brüder wollten schließlich einen Teil des Logenve-mögens des „Großen Christoph“, das sich seit 1814 angesammelt hatte.

Rein rechtlich gab es nach den Gesetzen der Großen Landesloge keinerlei Verpflichtung zur Aufteilung. Die Große Landesloge empfahl jedoch zu erwägen, einen Teil des Vermögens der „Friederike“ zu überlassen. Die „Christoph-Brüder“ konnten sich dazu aber nicht entschließen.

So verschlechterte sich das Verhältnis der beiden Logen so weit, dass schließlich auch keine Informationen zu Suchenden mehr ausgetauscht wurden. Es ist anzunehmen, dass erst der Freiheitsjubel des Jahres 1848 zu einer Annäherung beigetragen hat.

Man hatte wohl eingesehen, dass die endlosen Reibereien den Logen schaden und in der Öffentlichkeit ein schlechtes Beispiel geben würden. Nun wollte man zueinander finden, zumal „der Friedenstörer Freudentheil“ in Frankfurt weilte, wie Teppe befand. Am Johannisfest 1848 waren 10 Brüder vom „Großen Christoph“ anwesend.

Worte des Friedens und der Eintracht tönten, Logenmeister Müller forder-te zur Vereinigung in langen Reden auf, Teppe unterdrückte das Gefühl früherer Kränkungen und reichte ihm die Hand zur Versöhnung. Verhand-lungen über die Vereinigung wurden eingeleitet. Jedoch musste der Aus-gang erfolglos bleiben, wenn die Logen auf ihrer Lehrart bestanden, denn Müller wollte sogleich den Namen „Großen Christoph“ beibehalten.

Jungblut und Fischer hätten vielleicht den Namen „Friederike“ aufgege-ben, aber Hannover war dazu nicht bereit. Auch Teppe war für einen bedingungslosen Anschluss an die „Friederike“. Er war ein fanatischer Gegner der Zinnendorf´schen Lehrart und spottete über die Titelzusätze leuchtend, hochleuchtend, höchstleuchtend. So kam schließlich Jungblut auf den Gedanken, es solle nur eine pekuniäre Einigung stattfinden.

Eine sieben Punkte umfassende Vereinbarung wurde von der Kommission, bestehend aus je vier Mitgliedern beider Logen, am 30. August verabschiedet. Diese sollte Gültigkeit erlangen, wenn nicht bis zum 14. September des Jahres Widerspruch erhoben würde. Es gab natürlich Einwände, die teilweise nicht unbegründet waren. Die Vereinbarung wurde unter Androhung der Deckung des Meisters vom Stuhl, Wendelstadt, und der Brüder Fischer, Heise und aller Bremervörder Brüder dennoch angenommen.

Teppe setzte trotzdem seine Ablehnung durch Beschwerdebriefe bei der Großloge in Hannover fort, beschwerte sich über eigene Brüder, verklagte seinen Meister vom Stuhl in Hannover wegen seiner Amtsführung, bei der er die „Friederike“ in den „Gr. Christoph“ aufgehen sah. Sogar eine Eingabe an den König hatte er entworfen. Das wurde den Brüdern doch zu viel.

Der Redner Jungblut schreibt:“ Unser alter Teppe mit seiner unseligen Schreibwut verdirbt alles, und stürzt ein, was er seit 4 Jahren gebaut hat. Durch seine beständigen Interpellationen (Einsprüche) und sein verderbliches Delatorensystem (System geheimer Anklagen) hat er die Logen in die größten Konflikte gebracht.“ Im Frühjahr 1849 beschloss Teppe (und der 2. Aufseher Fischer) unter Einwirkung von Brüdern, die Loge zu decken (verlassen). Das Johannisfest und das Stiftungsfest konnten in diesem Jahr wegen dieser Zerwürfnisse nicht gefeiert werden.

Zechlin: “Dieser Abschluss entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Einer der eifrigsten Freimaurer, seit 43 Jahren dem Bund angehörig, in der Geschichte desselben erfahren, um die Aufrechterhaltung des „Gr. Chris-toph“ 1814 verdient, ohne Zweifel die treibende Kraft bei Gründung unserer Loge, ist er gezwungen, an seinem Lebensabend ohne Sang und Klang aus dem Bund zu treten. Aber er war ein alter Mann, den das Leben misstrauisch und wunderlich gemacht haben mochte.“

Die Krise in der Loge schien mit der Deckung Teppes überwunden, doch blieben Differenzpunkte.

Die Aufnahme von Juden

Ein wesentlicher Punkt betraf die Frage der Aufnahme von Juden. Schon im Jahr 1847 hatten sich zwei Aspiranten jüdischen Glaubens gemeldet, die zum großen Ärger Teppes abgelehnt worden waren.

Auf Anfrage hatte der Großmeister Hattorf geantwortet, dass die Statuten der Großloge zwar die Aufnahme von Nicht-Christen nicht ausschließen, er aber doch ihre Aufnahme für nicht wünschenswert erachte.

Ende des Jahres 1850 hatten sich wieder zwei Juden zur Aufnahme gemeldet. Es handelte sich um den Landrabbiner Dr. Heilbut und den Kaufmann Salomon. Der Redner Jungblut wurde aufgefordert, ein Gutachten zu erstellen. Dieses Gutachten hatte zum Ergebnis, dass wahre Humanität nur ein Ergebnis des Christentums sei. Dennoch wäre eine Aufnahme keine Frage des Prinzips, vielmehr müsste im Einzelfall die Person geprüft werden.

Nach einer lebhaften Debatte über dieses Gutachten sprachen sich der Meister vom Stuhl Wendelstadt für eine Aufnahme, der dep. Meister von Rechtern und der besuchende Bruder Pastor Lunecke gegen eine Aufnah-me aus. Eine Entscheidung sollte durch Kugelung bei der nächsten Arbeit herbeigeführt werden, wobei die „Friederiken-Brüder“ sich in der Befürwortung zur Aufnahme einig waren.

Die Kugelung über Dr. Heilbut wurde mit 11 weißen und 3 schwarzen Kugeln für dunkel befunden. Dabei lehnten 4 anwesende Brüder eine Kugelung generell ab. Die Kugelung über den Kaufmann Salomon ergab 15 weiße und 2 schwarze Kugeln. Es stellte sich aber heraus, dass bei Dr. Heilbut irrtümlich eine schwarze Kugel abgegeben worden war. Es kam zu einer lebhaften Diskussion, in deren Verlauf es einige Brüder ablehnten, weiter darüber zu verhandeln.

Nach weiterem Hin und Her konnte gemäß den Statuten der Loge verfahren werden, und Kaufmann Salomon wurde aufgenommen. Ob Dr. Heilbut sein Aufnahmegesuch zurückgezogen hat, ist nicht überliefert. Jeden-falls taucht sein Name nicht wieder auf.

So schreibt Anfang Januar 1852 Rechtern an Müller:“ Sie werden mit mir einverstanden sein, dass das jetzige Verhältnis zwischen den beiden Logen nicht bestehen kann, namentlich nicht ohne Nachteil auf das brüderliche und das Logenleben.“ So hatte man sich getrennt, fand eine Lösung die Finanzen betreffend und bewahrte wenigstens äußerlich ein friedliches Verhältnis in den nächsten Jahren.

Anschluss an die Großloge von Hannover

Als Georg V. seinem Vater Ernst August 1851 als König gefolgt war, übernahm er das Protektorat über den hannoverschen Logenbund und war auch geneigt, als Großmeister an die Spitze der hannoverschen Großloge zu treten. Dafür sollten, seiner religiösen Überzeugung folgend, die Statuten dahingehend geändert werden, dass nur Christen in den Bund aufgenommen werden dürften.

Der Wortlaut in den Statuten gestattete die Aufnahme von Suchenden anderer Religionszugehörigkeit. Die Entscheidung sollte jedoch den einzelnen Johannislogen nach ihrer bisherigen Satzung vorbehalten bleiben. In einem Mehrheitsbeschluss der Großloge von 1838, der nicht in den Statuten verankert wurde, war allerdings eine Aufnahme von Juden nicht erwünscht.

Als Georg V. 1856 in den Bund aufgenommen werden sollte, wünschte er ein präzisere Formulierung in den Statuten, die schließlich in der Form Eingang fand, dass der Bund auf rein christlichem Boden stehe und dem-gemäß nur Christen in die Logen aufgenommen werden können. In jenen Jahren schien es den Brüdern wichtiger, den König in ihren Reihen zu haben als Juden aufzunehmen. Weiterhin wünschte der König, dass alle Logen sich der Hannoverschen Großloge anschließen sollten.

Es waren zu diesem Zeitpunkt noch 3 Logen im Königreich Hannover, die nicht der Großloge von Hannover angehörten, nämlich die Johannislogen in Osnabrück (Z.d. 3 WK), Goslar (Z.d. 3 WK) und Stade (Gr. Christoph – Royal York z. Fr.). Die Logen in Osnabrück und Goslar fügten sich nach weiteren Verhandlungen, Stade erbat eine Fristverlängerung zur Abgabe der Erklärung.

Am 14. Januar 1857 wurde Georg V. in der Loge „Zum schwarzen Bär“ i.O. Hannover in alle drei Grade aufgenommen. Den Brüdern des „Gr. Christoph“ blieb jetzt nur die Wahl, sich der Großloge in Hannover anzuschließen oder die Loge für inaktiv zu erklären.

Um den Brüdern den Eintritt in die „Friederike“ zu erleichtern, wurde am 25. März 1857 beschlossen, dass alle Brüder bis zum 30. August ohne Kugelung und ohne Aufnahmegebühren angenommen werden sollten.

Dieses Angebot wurde von 9 Brüdern wahrgenommen (Br. Colpe, G. Büttner, Fr. Büttner, Jörgensen, Schulz, Schlichting, Stoffers, Bade und Schu-macher). Die Brüder Freudentheil, Roehl, Tomforde, Timmermann, v. Dadelsen, Meyer und Haverkampf traten der Loge „Boanerges zur Bruderkette“ i.O. Hamburg bei, wie es die Große Landesloge geraten hatte. Andere Brüder kehrten den Logen ganz den Rücken.

Zur Aufnahme von Georg V. am 14. Januar durften alle 15 Logen der Hannoverschen Großloge mit einer Abordnung von 3 Brüdern an der Arbeit im königlichen Schloss teilnehmen. Von der „Friederike“ waren es die Brüder Brinkmann (1.A ), Jungblut (Redner) und Mühlenbruch (2.A). Gleichfalls vertreten waren Abgesandte der Großlogen von Hamburg, Berlin und Dresden.

Mit dem Jahr 1866 ergaben sich bedeutende Umwälzungen. Im Krieg zwischen Preußen und Österreich, verlor das Königreich Hannover seine Unabhängigkeit. Die hannoversche Armee musste nach anfänglichen Erfolgen in der Schlacht bei Langensalza gegenüber den preußischen Truppen kapitulieren. Preußen entthronte die Welfen, annektierte das Königreich Hannover und machte es zur Provinz Hannover.

Was sollte aus der Großloge von Hannover (24 Tochterlogen, 2000 Mitglieder) mit Georg V. als Großmeister auf Lebenszeit werden?

Ein Gesuch zum Erhalt der Großloge wurde mit Schreiben vom 30. September 1867, das vom preußischen Justizminister und Minister des In-neren unterzeichnet war, abgelehnt.

Daher wurde eine Versammlung auf den 19. Oktober anberaumt, in der die Mitgliedslogen beraten sollten, welcher preußischen Großloge sich die hannoverschen Logen anschließen und ob sie etwa eine Provinzialloge bilden sollten.

Eine Meisterberatung der „Friederike“ beschloss, den 1. Aufseher Br. Grube nach Hannover zu entsenden, der für den Anschluss an Royal York stimmen sollte. In der folgenden Zeit wurde versucht, noch über einige Paragraphen zu verhandeln.

Es ging im Wesentlichen um Beitragszahlungen an die Großloge und die ausschließliche Aufnahme von Christen, der man unter Georg V. mit „blutendem Herzen“ zugestimmt hatte.

Am 28. März 1868 fand dann die letzte Versammlung der Großloge von Hannover statt, in der sich 16 Logen verabredeten, dem sofortigen Anschluss an die Großloge Royal York zur Freundschaft zuzustimmen.

In der Mitgliederversammlung unserer Loge am 22. April 1868 stimmten von 19 anwesenden Mitgliedern 17 für den Anschluss, 2 Brüder gegen die-sen und 2 nicht anwesende Brüder deckten die Loge. Die übergroße Mehr-zahl der insgesamt 79 Brüder war allerdings mit dem Anschluss einverstanden

Die Affiliationsfeier wurde mit dem Stiftungsfest am 25. September 1868 verbunden. Bruder Lucae von der Großloge leitete zunächst die Arbeit, überreichte dem Meister vom Stuhl Br. Grube in äußerer Anerkennung das Zeichen der Ehrenmitgliedschaft der Großloge und übergab ihm den Hammer. Die Loge „Zum Großen Christoph“ erklärte sich 1857 für inaktiv. Die Brüder arbeiteten fortan in Hamburger Logen, die der Großen Landesloge zugeordnet waren. 1907 wurde die Loge in Hamburg-Bergedorf wieder reaktiviert. 2011 wechselten die Brüder ihre Großlogenzugehörigkeit von der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland (GLL FvD) zur Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD).

Für die „Friederike“ bedeutete die Zeit nach 1868, nach all den Jahren der Veränderungen und den politischen Umwälzungen, Konsolidierung in ruhigerem Fahrwasser. Die Arbeiten in der Loge bestehen aus den üblichen Tätigkeiten, die in einer Loge anfallen; das sind Aufnahmen, Beförderungen, Erhebungen, Fest- und Trauerlogen sowie Korrespondenzen mit auswärtigen Logen und Mitgliedern.

Das Verhältnis zur Großloge wird positiv beurteilt, was sich darin zeigt, dass einige Großlogenmitglieder zu Ehrenmitgliedern in der „Friederike“ und andererseits Friederike-Brüder zu Ehrenmitgliedern der Großloge ernannt werden:

  • Grube, Johannes – 1868
  • Jungblut, Eduard – 1869
  • Heimberg, Wilhelm – 1873
  • Eichstaedt, Friedrich – 1891

Mannigfaltige Beziehungen bestanden zu den Hamburger Logen „Absalom“, „Zu den 3 Rosen“, „Ferdinande Caroline“ und „Roland“.

Zu anderen, entfernteren Logen, gab es Verbindungen, die sich auf persönlichen Beziehungen von Bruder zu Bruder gründeten, wie z.B. zu den Logen „Georg zum silbernen Einhorn“ i.O. Nienburg, „Zum schwarzen Bär“ i.O. Hannover, „Augusta zum goldenen Zirkel“ i.O. Göttingen, „Ernst August zum goldenen Anker“ i.O. Harburg, „Georg zur deutschen Eiche“ i.O. Uelzen, „Zum Tempel des Lichts“ i.O. Hildesheim.

Die Mitgliederzahl der „Friederike“ erhöhte sich in den ersten Jahrzehnten ständig. Bei der Gründung betrug die Zahl der Brüder 36. Sie stieg im ersten Jahrzehnt auf 60, erreichte ihren Höhepunkt mit 99 Mitgliedern im Jahr 1864 und blieb über drei Jahrzehnte konstant bei 90. Danach fiel die Zahl wieder bis auf 65 Brüder zum 50. Stiftungsfest im Jahr 1895. Die Gründe dafür sind uns nicht überliefert.

In den ersten Jahren nach 1845 betrugen die Logenbeiträge 4 Thaler für einheimische Brüder und 2 Thaler für auswärtige Brüder, wobei im ersten Jahr ein außerordentlicher Beitrag von 3 Thalern erhoben wurde. Die Miete für das Logenlokal im Haus des Kaufmanns Bülsch betrug beispielsweise 40 Thaler pro Jahr. 1850 bestand das Logenvermögen aus 134 Thalern.

In diesem Jahr wurde eine Beitragsermäßigung beschlossen, die 1858 geringfügig abgerundet wurde, für Einheimische auf 2 Thaler – 20 Gr. und für Auswärtige auf 1 Thaler – 10 Gr. 1860 erhöhte sich dann das Vermögen auf 1251 Thaler, 1864 auf 2000 Thaler, 1869 auf 3000 Thaler.

1869 beschloss die Bruderschaft den Erwerb eines eigenen Logenhauses in der Großen Schmiedestraße 262 (heute Nr. 5) von Major Dodt für 6300 Thaler. Wegen der Enge im Ratsweinkeller hatte bereits König Georg V. anlässlich seines Besuches beim Johannisfest im Jahr 1862 angeregt, ein eigenes Haus zu kaufen.

Die Kaufsumme von 18900 Mark (Goldmark: 1 Thlr. entsprach 3 Mk.) wurde durch eine Hypothek in Höhe von 12.000 Mk. und Aktien im Wert von 6.900 Mk. erbracht. Nachdem Ende 1870 das neue Logenhaus bezogen worden war, legte der Vorstand am 17. November 1870 auch einen Bericht über die Finanzlage der Loge vor. Am Ende des Maurerjahres hatte das Vermögen etwa 3.000 Taler betragen, von denen 2.300 Taler zur Anzahlung des Hauses, dessen Kaufpreis 6.300 Taler betragen hatte, und 200 Taler für sonstige Ausgaben benötigt wurden. Für den Umbau des Hauses wurden noch etwa 1.600 bis 1.700 Taler veranschlagt; zur Deckung der Kosten sollten 50-60 Aktien zu je 20 Taler mit einer Verzinsung von 5% ausgegeben werden. Zum 50. Stiftungsfest schließlich wurde das Logenvermögen mit 23.610 Mark bewertet.

Was haben die Brüder außerhalb ihrer abgeschlossenen Räume bewirkt? Eine Mitgliedschaft in der Loge wurde strikt geheim gehalten, und sogar Ehefrauen hatten keine oder nur vage Kenntnis davon, was die Brüder bei ihren Zusammenkünften machten. Daher ist der Öffentlichkeit auch kaum bekannt geworden, was mit dem Tun der Freimaurer verbunden war.

Aus unseren Quellen entnehmen wir, dass schon damals die Wohltätigkeit einen großen Raum eingenommen hat. Neben dem persönlichen Einsatz wurde finanzielle Unterstützung verschiedenen Einrichtungen und Perso-nenkreise zuteil. Aufgeführt sind u.a. Unterstützung armer Familien, in Not geratener Brüder und verarmter Schwestern, Kinderbewahranstalten, Pestalozzi- und anderer Stiftungen, Notleidender durch Überschwem-mungen, Hochwasser, Feuer oder Bergwerksunglücke.

Aber auch Spenden für Denkmale wurden vorgenommen (Ernst August in Hannover, Carl Wilhelm Ferdinand und Friedrich Wilhelm in Braunschweig).

Quellennachweis

  • Zechlin: Geschichte der Stader Logen, 50 jähriges Jubiläum der Loge „Friederike“
  • Bunzel: 150 jähriges Stiftungsfest der JL „Friederike“
  • Lennhoff: Posner, Binder – 2000 Internationales Freimaurerlexikon
  • Dosch – 1999 Deutsches Freimaurerlexikon
  • Höhmann, Hans-Hermann – Freimaurerei, Analysen, Überlegungen, Perspektiven - 2011

Die Zwischenzeit 1895-1934

Am 29. September 1895 hatte die Loge ihr 50jähriges Jubiläum im großen Festsaal des Hotels Birnbaum feiern können. Im Jahr danach wurde jedoch erstmals von „unbegründeten Angriffen“ auf die Freimaurerei gesprochen.

Die Mitgliederzahl der Loge betrug im Jubiläumsjahr bereits 67, und in dieser Größenordnung blieb sie auch bis zum Ersten Weltkrieg, ehe sie 1925 – im Jahr des 80jährigen Bestehens – mit 100 Mitgliedern einen neuen Höhepunkt erreichte. Die Zeit bis dahin war geprägt von zwei lange amtierenden Meistern vom Stuhl, dem Apotheker Friedrich Eichstaedt (1872-1900) und dem Weinhändler Carl Delius (1900-1923). Zu Ehren Friedrich Eichstaedts wurde 1897 – zu seinem 25jährigen Jubiläum als Meister vom Stuhl – eine Stiftung ins Leben gerufen; die Zinsen des Kapitals sollten zur Unterstützung notleidender Brüder und ihrer Angehörigen verwandt werden. Diese Stiftung, die mit einem Kapital von 1.180 Mark gegründet worden war, bestand bis zur erzwungenen Selbstauflösung der Loge im Jahr 1934.

Der Ablauf des Logenjahres war durch Stiftungsfest, Johannisfest und Kaisers Geburtstag klar gegliedert, außerdem fand jedes Jahr eine Trauerloge statt. Bei den unterschiedlichen Anlässen wurden Lieder gesungen, und musikalische Darbietungen standen auf dem Programm.

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurde auch der lang andauernde Streit um das Vermögen des „Großen Christoph“ beigelegt. 1857, nach der Erklärung der Inaktivität, war beschlossen worden, 800 Taler auf Zinsen anzulegen, die für die Reaktivierung oder Neugründung einer Loge ihres Systems verwendet werden sollten. Die Zinsen sollten, solange noch ein Bruder lebte, an hilfsbedürftige Stader verteilt werden. 1905 starb der letzte Bruder des „Großen Christoph“; als 1907 in Bergedorf die Loge „Zum Großen Christoph“ reaktiviert wurde, erhielt sie das gesamte Kapital, 1910 auch die bei der „Friederike“ verbliebenen gravierten Tafelgläser des „Großen Christoph“.

Die Kriegsbegeisterung zu Beginn des Ersten Weltkriegs ergriff offenbar auch die Loge; Gelder wurden gespendet und Kriegsanleihen gezeichnet. Die Loge beschloss – wie auch andere deutsche Logen – keine Juden mehr aufzunehmen. Die üblichen Arbeitslogen fanden statt.

Dennoch begann nach dem Ersten Weltkrieg eine verbreitete Hetze gegen die deutschen Freimaurer, denen eine Mitschuld am Zustand des deutschen Volkes nach dem Krieg unterstellt wurde. In der Inflationszeit hatte die Loge mit erheblichen finanziellen Problemen zu kämpfen; nach der Arbeit saß man oft nur bei Margarinebrot und selbstgebrauten Getränken zusammen.

Trotz oder vielleicht wegen der schwierigen Lage wuchs die Mitgliederzahl beständig und erreichte 1925 die Zahl 100. Davon waren 41 in Stade an-sässig, etwa 30 in Ortschaften des heutigen Großkreises Stade mit Schwergewicht in Hollern, Grünendeich, Steinkirchen. Angesichts dieses Wachstums – auch in Zeiten der wirtschaftlichen und sozialen Krise – reichte das alte Logenhaus in der Großen Schmiedestraße 5 nicht mehr aus.

Die Diskussionen unter den Brüdern führten zunächst zu keinem Ergebnis, bis ein glücklicher Zufall half. Die Loge konnte von dem Kaufmann Reese für 100.000 Goldmark das Hotel Birnbaum, Kleine Schmiedestraße 1, kaufen und das alte Logenhaus für 20.000 Goldmark in Zahlung geben. Ende März 1924 – nach umfangreichen Reparaturen – konnte die Loge umziehen, am 14. Juni 1924 öffnete der neue Tempel.

Bereits drei Jahre später musste das Haus erneut umgebaut werden, weil der Pächter, der Bruder Max Kühner, den Großen Saal als Festsaal nutzen wollte. Am 27. November 1927 fand die Lichteinbringung statt. Die Ruhephase dauerte nur kurze Zeit. Die politische Krise führte schon vor 1930 zu wiederholten Angriffen in den Zeitungen auf die Freimaurerei, an denen sich auch das „Stader Tageblatt“ beteiligte.

Für die letzten Jahre sind drei Tätigkeitsberichte der „Friederike“ erhalten, die einen kleinen Einblick in die Lage der Loge am Ende der Weimarer Republik ermöglichen.

Am 14. Dezember 1928 wurde die Rechnung abgelegt; 250 Mark konnten an Spenden verteilt werden. Die Brüder wurden, über den Monatsbeitrag von 6 Mark hinaus, um eine freiwillige Spende von 4 Mark gebeten, die dem Darlehenskonto gutgeschrieben werden sollte.

Im ersten Halbjahr 1930 traten drei Brüder aus, einer von ihnen wegen einer unheilbaren Krankheit. Claus Beckmann trat aus, weil der Landbund, dessen Vorstand er angehörte, dies verlangt hatte „wegen der Ludendorff-Hetze im Kreis Kehdingen“. Heinrich Freudenthal „behauptet, durch seine Zugehörigkeit zum Freimaurerbunde geschäftlichen Schaden zu haben“. Regierungspräsident Dr. Rose gehörte der Loge an. Die Lasten der Loge seien durch das Anwachsen der Mitgliederzahl kaum noch zu tragen; wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage trügen nur wenige Brüder die vollen Lasten. Wegen der immer noch andauernden Hetze ge-gen die Freimaurer gebe es kaum noch Neuanmeldungen. Im zweiten Halbjahr 1930 traten weitere zwei Brüder wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten aus.

Im Maurerjahr 1931/32 war die „Friederike“ schon nicht mehr dazu in der Lage, ihre Beiträge an die Großloge in vollem Umfang zu leisten.

Die „dunklen Jahre“ unter der Herrschaft des Nationalsozialismus

Als die „Dunkle Zeit“ in der Geschichte der Freimaurerei wird die Periode des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 bezeichnet. Der Druck der Parteiorgane auf einzelne Freimaurer, einzelne Logen und Großlogen nahm nach der „Machtübergabe“ am 30. Januar 1933 immer mehr zu. Besonders die humanitären Logen, die auch Juden als Mitglieder hatten, wurden hart bedrängt und lösten sich teilweise als freimaurerische Vereinigungen bis Ende 1933 selbst auf. Die meisten Großlogen, besonders die „altpreußischen“, versuchten, sich in dem NS-Staat unverdächtige Orden umzuändern, weil die führenden Brüder damals glaubten, dass die Freimaurerei unter nationaler und christlicher Flagge weiter bestehen könnte.

Die GNML „Zu den drei Weltkugeln“ nannte sich: Nationaler Christlicher Orden „Friedrich der Große“, die „Große Landesloge von Sachsen“ wandelte sich zum „Deutsch-Christlichen Orden Sachsen e.V.“.

Die „Große Loge von Hamburg“ löste sich am 11.05.1933 auf und wandelte sich zu einem nicht-freimaurerischen christlichen Verein „Deutscher Orden e.V.“ um. Es nützte nichts, alle Anpassungsbemühungen wurden von der NSDAP nicht anerkannt.

Im Frühjahr 1935 reiste der damalige Reichsfinanzminister Hjalmar Schacht im Auftrag seiner Großloge zu Hitler auf den Obersalzberg, um einen letzten Versuch zur Rettung der Freimaurerei zu machen.

Hitler blieb unnachgiebig. Er erklärte, dass den altpreußischen Großlogen zwar nichts vorzuwerfen sei, er müsse jedoch im Interesse des Totalitätsanspruches der nationalsozialistischen Bewegung auf einer Auflösung der gesamten Freimaurerei und ihrer Nachfolgeorganisationen bestehen. Den Logen „stehe es frei“, eine Selbstauflösung durchzuführen. Dies musste in den Wochen danach durchgeführt werden. Durch den Erlass des Innenministers wurde die Auflösung überwacht und Vermögen, Logenhäuser und Inventar enteignet. Damit war die Freimaurerei ab Mitte 1935 bis zum Kriegsende ausgelöscht.

Aus dem Protokollbuch von 1945 (Vorwort) - Die Jahre 1933-1945

Das Jahr 1933, in dem die Nazis die Führung des deutschen Reiches übernahmen, war für unsere geliebte Loge „Friederike zur Unsterblichkeit“ ein Jahr banger Sorgen. Wir konnten und wollten es nicht glauben, dass man unsere Königliche Kunst niederknüppeln würde.

Unsere geheime Hoffnung, zum Segen der Menschheit an unseren Idealen weiter arbeiten zu dürfen – wenn auch unter anderem Namen – wurde jäh vernichtet durch den Erlass Hermann Görings vom 6. Januar 1934, durch den alle Logen gezwungen wurden, sich innerhalb einer kurzen Frist „freiwillig“ aufzulösen, wenn sie nicht durch die angedrohte Zwangsauflösung ihr gesamtes Vermögen verlieren wollten.

Der letzte ehrwürdige Meister vom Stuhl (MvSt) unserer Loge, der nun bereits in den ewigen Osten eingegangene Bruder Wilhelm Mößler, beraumte eine Meister-Sitzung für den 20.2.34 an, in der über die Auflösung beraten und beschlossen werden sollte.

Sämtliche erschienenen Brüder Meister beugten sich dem ihnen von der Reichsregierung auferlegten Zwange und beschlossen einstimmig die Auflösung der Loge (die der Loge angeschlossene Sterbekasse hatte schon vorher die Auflösung vollzogen und ihr Vermögen der Loge vermacht).

Zu Liquidatoren wurden die Brüder Heinrich Hahn, Burchard Behnken und Martin Hauschildt bestellt (von diesen sind die beiden Letztgenannten inzwischen in den ewigen Osten eingegangen).

Aufgabe der Liquidatoren war die Abwicklung der Geschäfte der „Freimaurer-Loge Friederike zur Unsterblichkeit in Liquidation“. Sie haben der Regierung sofort den Auflösungsbeschluss mitgeteilt und hatten die dringendste Aufgabe, das der Loge gehörige Hotel Birnbaum an den der-zeitigen Pächter, dem Bruder Max Kühner, zum Preise von 75.000,00 RM zu verkaufen und aufzulassen.

Als dem Grundbuchrichter gegenüber die Auflassung erklärt wurde, musste ihnen dieser leider die betrübende Mitteilung machen, dass die Auflassung infolge kürzlich eingegangener geheimer Anordnungen nur mit Genehmigung der Preußischen Staatsregierung erfolgen könne. Diese wurde sofort mit Unterstützung des Regierungspräsidenten nachgereicht, ist aber erst nach Ablauf mehrerer Jahre erteilt worden. Offenbar glaubte man in Berlin, dass es sich bei dem Kaufvertrag um einen Scheinvertrag handele.

Im Stader Tageblatt Nr. 219 vom 19. September 1934 wurde folgender Artikel veröffentlicht:

Auflösung der Freimaurerlogen!

Der amtliche preußische Pressedienst teilt mit:

Durch Erlass vom 8. Januar 1934 hatte der preußische Minister des Inneren in Abänderung der vorhandenen Logensatzungen nähere Bestimmungen über die Auflösung der einzelnen Freimaurerlogen erlassen, da bei der jetzigen, durch die nationalsozialistische Bewegung geschaffenen Einheit des Deutschen Volkes keinerlei Bedürfnis für die Erhaltung von Freimaurerlogen besteht. In diesem Erlass ist die Genehmigung der Auflösung, die früher den Großlogen zustand, durch den preußischen Minister des Inneren angeordnet worden. Folgende Logen waren davon betroffen:

…11. „Friederike zur Unsterblichkeit“. Stade

Aus dem Protokollbuch von 1945 (Fortsetzung)

Der Sommer 1934 brachte der Loge in Liquidation insofern eine unangenehme Überraschung, als die Gestapo erschien und das gesamte bewegliche Inventar – soweit noch vorhanden – beschlagnahmte und zum größten Teile nach Wesermünde abfahren ließ. Auf diese Weise verlor die Loge das Harmonium, das Klavier, die Damast Sessel, Stühle, Schränke, die Büchersammlung, die Teppiche, die silbernen Bestecke, das Geschirr usw. Sicherlich sind manche von in den ewigen Osten eingegangenen Brüdern benutzte wertvolle Weingläser (mit dem Namen der Brüder versehen) in unberufene Hände gelangt und vielleicht missbräuchlich benutzt worden.

Die Loge war nicht mehr. Trotzdem wurde im Anfang versucht, das einigende Band unter den Brüdern aufrechtzuerhalten durch zwanglose Zusammenkünfte. Um den Spitzeln der Partei die Arbeit zu erschweren, wurden Treffpunkte, Zeit und Stunde immer gewechselt (es ist sogar vorgekommen, dass die betreffenden Brüder mit Gestapo-Leuten an einem Tisch saßen!).

Der Kreis der sich treffenden Brüder wurde immer kleiner, bis sich zuletzt nur noch zwei Brüder regelmäßig zusammenfanden. Deren treues Zusammenhalten wurde dann durch die Versetzung des einen Bruders nach Hamburg unmöglich gemacht. Der Krieg kam, mit ihm seine Schrecken. Jeder Bruder Freimaurer ahnte, wie das Ende sein würde.

Auflösung und Liquidation der Loge „Friederike zur Unsterblichkeit“ 1934-1940

Am 23. Februar 1934 berichteten der Meister vom Stuhl, Wilhelm Mössler, und der Schriftführer der „Friederike“, Rudolf Tiedt, dem Minister des Inneren – durch den Regierungspräsidenten –, eine form- und fristgerecht für den 20. Februar 1934 um 19.30 Uhr einberufene Mitgliederversamm-lung habe beschlossen, die Loge aufzulösen und das Vermögen der Loge, das nach Abwicklung der Liquidation verbleiben sollte, der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt oder deren Rechtsnachfolger zu überweisen.

Während der Auflösungsbeschluss einstimmig war, gab es bei der Bestimmung der Vermögensverwendung nur eine Zustimmung mit 15:4 Stimmen. Ebenfalls einstimmig beschlossen die Brüder, die Friedrich-Eichstaedt-Stiftung aufzulösen und deren Vermögen an die Logenkasse zu überweisen.

Mit dem Datum des 5. Februar 1934 gehörten der „Friederike“ noch 34 Brüder an, unter ihnen vier Regierungsbeamte, außerdem der nach der Machtübergabe abgesetzte Regierungspräsident Dr. Hermann Rose, der bereits nach Göttingen verzogen war (hier war er später Liquidator der Göttinger Loge), und der Stader Stadtbaumeister Eduard Keßler. Nahezu zwei Drittel der Brüder lebten in Stade.

Am 13. September 1934 genehmigte der Innen-Minister die Auflösung.

Zu Liquidatoren hatte die Versammlung den Möbelfabrikanten Heinrich Hahn, den Kaufmann Martin Hauschildt und den Lehrer Burghard (Burchard) Behnken bestimmt.

Das Ministerium forderte kontinuierlich Berichte über den Stand des Liquidationsverfahrens an. Langwierige Verhandlungen gab es über den Verkauf des Grundstücks Kleine Schmiedestraße 1 (Hotel und Gaststätte „Birnbaum“).

Die Loge bzw. jetzt die Liquidatoren wollten das Haus an den bisherigen Pächter Max Kühner verkaufen, der aber schon seit 1924 auch Bruder der „Friederike“ war und daher nach den Anordnungen Görings Gut der aufgelösten Loge nicht erwerben durfte.

Am 11. Januar 1936 berichtete Regierungsvizepräsident Dr. Potthof dem Innen-Ministerium. Es handle sich um „ein ziemlich umfangreiches Gebäude, in dem eine Gastwirtschaft, ein Kaffee und ein Hotel betrieben wird. In den früheren Räumen der Loge befinden sich zur Zeit die Geschäftsräume der Ortsgruppe der NSDAP.“ Zunächst schien das Problem gelöst zu sein, und es wurde am 27. August 1936 bereits ein Kaufvertrag mit Max Kühner abgeschlossen. In die den-noch immer noch schwebenden Verhandlungen mischte sich seit Oktober 1936 aber auch die Gestapo ein.

Am 5. November 1936 nahm der Rechtsanwalt Dr. Drewes – Rechtsberater der SA-Standarte 26 in Stade – in einem längeren Gutachten Stellung. Eigentümer des Hauses sei bis 1924 der Gastwirt Eduard Reese gewesen, der quasi im Tausch das alte Logenlokal Große Schmiedestraße 5 über-nommen hatte. Max Kühner sei zu dieser Zeit bereits Oberkellner im Hotel „Birnbaum“ gewesen, daher habe die Loge ihm auch das Hotel verpachtet. Wohl deswegen sei Max Kühner 1924 auch in die Loge eingetreten.

„Nach der Machtübernahme hat die Loge sich anscheinend lange vergeblich bemüht, das Hotel ‚Birnbaum‘ loszuwerden. Die Ortsgruppen haben schon sehr bald nach der Machtübernahme oben im Hotel ‚Birnbaum‘ ihre Geschäftsräume eingerichtet, und nach meiner Kenntnis der Dinge ist das Verhältnis der Ortsgruppenleiter und der übrigen Parteimitglieder zu Kühner recht gut… Die besondere Lage brachte es sogar schon mit sich, dass die Liquidatoren der Loge den Ortsgruppen Stade der NSDAP das Hotel ‚Birnbaum‘ zum Kauf anbieten wollten. Dass tatsächlich ein geeigneter Käufer außer Kühner nicht zu finden war, ist mir bekannt. Ich bin nach Lage der Dinge auch der Auffassung, dass keine Bedenken gegen die Übernahme des Hotels ‚Birnbaum‘ durch Kühner bestehen, und dass es sich empfiehlt, den beabsichtigten Verkauf ausnahmsweise zu genehmigen.“

Auf der Grundlage dieses Gutachtens stellte die NS-Kreisleitung am 9. November 1936 fest, sie habe keine Bedenken gegen einen Verkauf an Kühner. Obwohl nun alle Stader Parteiorgane den Verkauf befürwortet hatten, verweigerte der Reichsführer SS im Juli 1937 seine Zustimmung. Im November 1937 wurde die Angelegenheit noch einmal in Berlin besprochen, es blieb aber bei der Ablehnung. 1938 gab es substantielle Überlegungen des Stader Bürgermeisters Dr. Meyer, dass die Stadt das Hotel kaufen könne, um das Hotel zu erhalten; die geforderte Summe erschien ihm aber als zu hoch.

1939 setzten sich die Stader Parteigremien weiter für den Verkauf an Max Kühner ein. Es wurde jetzt angeführt, Kühner sei schon vor der Macht-übernahme eher Parteigänger der NSDAP gewesen und habe einmal auch einen verletzten Parteigenossen aufgenommen.

Am 5. Dezember 1939 wandte sich Max Kühner durch seine Rechtsanwälte erneut an den Regierungspräsidenten, der daraufhin sofort an den Reichsführer SS schreiben ließ. Der Erwerb des Grundstücks sei für Max Kühner eine Existenzfrage. Die „nationalsozialistische Haltung Kühners“ sei „mehrfach erprobt“, er sei nur auf wirtschaftlichen Druck hin der Loge beigetreten.

Die Staatspolizeistelle habe auch die übrigen Angaben Kühners überprüft. Das Unternehmen sei schon vor der Machtübernahme „nationalsozialistisches Verkehrslokal in Stade“ gewesen. Kühner habe mit der Bewegung nicht nur sympathisiert, sondern sich sogar „für einen im politischen Kampf verletzten nationalsozialistischen Leiter eingesetzt“. Gegen die Person Kühners könnten also keine Bedenken geltend gemacht werden. Auch die Stadt Stade habe großes Interesse an der Erhaltung des Hotelbetriebes.

Am 4. März 1940 erklärte sich das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) mit dem Übergang des Hotelgrundstücks an Max Kühner einverstanden und forderte die entsprechenden Unterlagen an. Am 12. Juni 1940 wurde schließlich „ausnahmsweise“ die Genehmigung zum Verkauf erteilt.

Quelle: StA Stade, Rep. 180 P Nr. 2008

Die ersten Nachkriegsjahre 1945-1948

Dem Protokollbuch von 1945 ist zu entnehmen, dass bereits Ende Juli 1945 Bruder Becker die noch in Stade lebenden Brüder zu einer Besprechung zwecks Wiederbelebung der Freimaurerei zusammengerufen hat. Die Engländer, als Besatzungsmacht und Militärregierung, mussten allerdings erst ihre Zustimmung zur Wiedereinsetzung der Johannisloge „Friederike zur Unsterblichkeit“ erteilen, bevor offiziell die Arbeit aufgenommen werden durfte.

Die noch in Stade wohnenden ehemaligen Brüder wurden von Mund zu Mund zu dieser Besprechung in der Borstelmann´schen Gastwirtschaft im Ortsteil Campe gebeten. An dieser nahmen außer dem einladenden Bruder Becker die Brüder Osmers, Beilke, Hahn, Mauff, Keßler, Hofmann, Fischer und Woltemade teil. Einstimmig war man der Ansicht, dass freimaurerische Zusammenkünfte jetzt wohl wieder abgehalten werden dürften, da die Engländer der Freimaurerei, die ja aus England nach Deutschland gekommen ist, loyal gegenüberstehen.

Der Bruder Woltemade wurde gebeten, die erforderliche Genehmigung bei dem 213. Det. der Militärregierung nachzusuchen. Bruder Woltemade trug dem zuständigen Offizier, dem Major Wright, diese Bitte vor, erhielt aber den Bescheid, dass man diesen Schritt der Brüder Freimaurer noch für verfrüht halte, in etwa 6 – 8 Wochen ließe sich darüber sprechen.

Anfang Oktober versuchte Bruder Woltemade von neuem, die Genehmigung zu erhalten. Aber er musste wieder ohne Erfolg abziehen, da der zu-ständige Offizier, der bereits erwähnte Major Wright, sich auf Urlaub in England befand und erst am 20. Oktober zurückkehren sollte.

In zwei Protokollbüchern, die sich im Archiv unserer Loge befinden, sind alle wöchentlich abgehaltenen Treffen genau dokumentiert. Beim ersten Treffen am 12. Oktober in Hauschildt´s Gasthof waren die Brüder Becker, Beilke, Bremer, Keßler, Osmers, Woltemade und Fischer anwesend. Bruder Becker eröffnete die Versammlung und verlas die von ihm verfassten Grundsätze mit folgenden Worten:

„Liebe Freunde und Brüder! Es ist mir eine große Freude, zu sehen, wie das Band, das uns einst umschlang und dann durch eine unselige diktatorische Gewalt zerrissen und in den Schmutz gezogen wurde, allmählich wieder auftaucht und neues Licht in unseren Bund bringt. Es wird meines Erachtens noch lange dauern, bis wir wieder so gerechte und voll-kommene Logen abhalten können wie einst, aber ich freue mich, dass Sie, die Sie heute Abend hier erschienen sind, alle mithelfen wollen, diesem Ziel zuzustreben.

Mancherlei Schwierigkeit gibt es noch zu überwinden. Die englische Militärregierung hat ja nun zugestimmt, wofür wir dem Bruder Woltemade besonderen Dank schulden, denn er war der Vermittler. Nun müssen wir an die inneren Schwierigkeiten herangehen.

Dazu gehört in erster Linie, dass in dem Bruderkreise sich mancher befindet, der zu unseren Feinden übergelaufen war und damit in dasselbe Horn stieß: „Nieder mit den Juden und Freimaurern!“ – Natürlich müssen wir als echte Freimaurer, soweit wir es geblieben sind, vergeben und vergessen können, denen, die aus materieller Not und in der Sorge um das Brot für ihre Familie einem äußeren Zwange gehorchten, als sie der Partei beitraten. Immerhin bleibt jeder Einzelfall zu prüfen und zu begutachten.

Zum Vergeben bereit stehe ich persönlich aber andererseits auf dem Standpunkt, dass ich diesen Überläufern zur Partei denjenigen gleichrechne, die von der Partei abgelehnt wurden, obwohl sie sich alle Mühe gegeben haben, das Parteiabzeichen tragen zu dürfen, oder die in Wort und Schrift mit eingestimmt haben in die Verächtlichmachung der Freimaurerei, oder – ich gehe noch einen Schritt weiter – denen aller-nächste Angehörige, wie z. B. Ehegattin, der Partei als Spitzel gedient haben und Volksgenossen, die das Tyrannenregime ablehnten, bei der Gestapo oder sonst wo angezeigt haben.

Das ist eine solche Ungeheuerlichkeit und ein solcher Widerspruch gegen freimaurerische Grundsätze, dass auch der ehemalige Bruder aus diesem Verhalten seiner allernächsten Angehörigen den Schluss ziehen sollte, dass er nicht mehr in den Bruderkreis passt. Aber das sind persönliche Ansichten von mir, die mir fern liegen, anderen aufdrängen zu wollen.

Um nun heute zu einem praktischen Ergebnis zu kommen, möchte ich Ihnen den Vorschlag machen, dass wir uns zunächst nur mit der Gründung einer Art von Freimaurer-Kränzchen begnügen und in dieses Kränzchen nur ehemalige Brüder, keine neuen Mitglieder aufnehmen und selbst bei den ehemaligen Brüdern noch über jeden Einzelnen in seiner Abwesenheit eine Abstimmung vornehmen lassen, damit jeder weiß, dass er so drei Viertel oder meinetwegen auch zwei Drittel der Brüder auf seiner Seite hat.

Die Einigkeit, derer wir uns immer gerühmt haben, würde ja am besten bekundet, wenn wir hellleuchtende Kugelung, also völlige Einstimmigkeit verlangen würden. Aber wir sind alle Menschen und durch die zwölfjährige Zer-rissenheit hindurch gegangen, und dadurch könnte vielleicht doch hier und da eine schwarze Kugel mit hineinrutschen, die auf persönlichem Achtungsmangel beruht. Deshalb schlage ich hier eine erhebliche Majorität vor.

Zum übrigen möchte ich an das Dichterwort erinnern, das ich vor mehr als einem Jahrzehnt, als die Logenauflösung bereits nahe bevorstand, meinen Brüdern zugerufen habe:

Wir hatten gebaut ein stattliches Haus und drein auf Gott vertraut trotz Wetter Sturm und Graus, eisern bis zu Binzers letztem Verse:

Das Haus mag zerfallen,
was hat´s denn für Not?
Der Geist lebt in uns allen,
und unsere Burg ist Gott!

Alle Brüder begrüßten die in seiner Rede aufgeführten Grundsätze und zeigten sich damit einverstanden.

Am 26. Oktober 1945 vermerkt das Protokoll die Gründung des Logen-Kränzchens „Friederike zur Unsterblichkeit“ als Fortsetzung der gerechten und vollkommenen Johannisloge „Friederike zur Unsterblichkeit“. Eine Wiedereinsetzung der Loge war, wie erwähnt, noch nicht erlaubt.

Dem Leiter der Militärregierung Major Wright wurde die Gründung des Kränzchens schriftlich berichtet mit dem Hinweis, dass eine wöchentliche Zusammenkunft freitags im Hotel Birnbaum um 19.30 Uhr stattfinden soll. Bruder Becker als Vorsitzender empfahl einen Stellvertreter und ei-nen Schriftführer zu wählen. Für diese Ämter wurden Bruder Bremer und Bruder Abel bestimmt.

Am 14. Dezember 1945 musste man das Treffen in den Altländer Hof verlegen, weil polnische Offiziere den „Birnbaum“ als Kasino beschlagnahmt hatten. Weitere Treffen fanden dann im Gasthof Balthasar statt. In dieser frühen Phase der Treffen wurden bereits Sammlungen für Wohltätigkeitsaktionen durchgeführt, was in dieser Situation allgemeiner Entbehrung bemerkenswert erscheint.

Der früh ausgesprochene Gedanke, aus dem Kränzchen eine Loge zu machen, ist dagegen einleuchtend. Erstaunen löst wiederum in dieser ersten Phase eine Notiz in einem Protokoll aus, ein eigenes Logenhaus erwerben zu wollen. In der Versammlung zum Jahreswechsel am 28. Dezember 1945, an der 10 Brüder teilnahmen, überraschte Bruder Schüler die Anwesenden mit einem Vortrag, der überschrieben war: „Neujahrsgedanken 1945 – 1946“.

Im Protokoll ist dazu folgendes ausgeführt:

Zunächst stellte und beantwortete er (Br. Schüler) die Frage: “Was wird das neue Jahr uns bringen?“ Dann schilderte er, wie so mancher brave Deutsche – u.a. auch er selbst – in den letzten Jahren, teilweise erst in den letzten 12 Monaten, die liebe Heimat der Kriegsfurie wegen hat verlassen müssen. Manch einer hat alles verloren, manch einer sieht sein Lebenswerk vollständig zerstört.

Viele, die früher im behaglichen Heim von einem Jahr ins andere besinnend hineinfeierten, müssen bei dieser Jahreswende im kalten Zimmer sitzen. Sie frösteln und grübeln nach über die Menschheitsgeschichte.

Der Anfang der Menschheit liegt auf einer so niedrigen Stufe, dass nichts darüber zu berichten ist. Aber bald schält sich ein beherrschender Begriff heraus, der führend in der Menschheit wurde, die „Mutterliebe“. „Menschengeist“ und „Menschenwürde“ gaben einer weiteren Stufe der Menschheit das Gepräge, bis dann endlich der große Dulder von Nazareth die Menschen die Menschenliebe lehrte.

Diese vor bald 2000 Jahren gegebene Lehre ist leider von der Menschheit nicht befolgt worden. Immer und immer wieder sind schreckliche Zeiten, Zeiten äußerer und innerer Not, nach Zeiten des Aufstiegs Zeiten des Niedergangs, ja des Verfalls über die einzelnen Völker hereingebrochen. Unser geliebtes deutsches Volk steht heute vor einem geistigen und materiellen Trümmerhaufen. Wir legen uns unwillkürlich die Fragen vor:

1) Wird der Niedergang uns in noch tiefere Tiefen führen, oder wird allmählich ein Wiederaufstieg spürbar?

2) Was können und wollen wir tun, damit wir wieder emporkommen?

Als Lebens-Bejaher können wir sofort daran gehen, die 2. Frage durch die Tat zu beantworten:

Wir wollen helfen, Tränen zu trocknen, Müttern und Waisen das Elend zu mildern, wir wollen der Jugend den rechten Weg zeigen, dass sie wieder voller Hoffnung und Glauben wandern kann, wir wollen freudig erfahrenen Männern folgen, die befähigt und gewillt sind, uns Wege aus der Tiefe zum Wiederaufstieg zu führen. Unser Leitspruch sei wieder – wie damals einst -Mannestugend üben und Bruderliebe pflegen!

Überhaupt wurden bei den Zusammenkünften nicht nur organisatorische Fragen zur Belebung der Loge behandelt, sondern auch Vorträge gehalten, die freimaurerisches Gedankengut vertiefen sollten.

So gedachte Bruder Becker am 18. Januar 1946 der Gründung des Deut-schen Reiches im Spiegelsaal von Versailles vor 75 Jahren, also 1871, mit dem Hinweis auf die Mitwirkung der Logen in Bezug auf Förderung von Gemeinnützigkeit, Wohltätigkeit und Vermeidung von Armut.

Bruder C. Wiesner gab am 25. Januar einen Abriss durch die Geschichte Stades. Bruder Becker hielt am 1. Februar einen Vortrag über „Ethos, Psychiatrie und Loge“. Bruder P. Wiesner behandelte am 8. Februar das Thema „Streiflichter über Logen in Schlesiens Städten und im anderen Binnenlande“. Weitere Vorträge schlossen sich Woche für Woche an.

Am 8. März 1946 wurde vermerkt, dass Bruder Becker wegen eines eventuellen Anschlusses des Kränzchens an die Hamburger Großloge nachfragen solle, wenn dann die Großloge „Zur Freundschaft“ (Royal York) in Berlin, der die „Friederike“ vor ihrer Auflösung 1934 seit 1866 angehört hatte, noch nicht zugelassen sei.

Nach andauernder Diskussion über die Frage eines geeigneten Logenrau-mes erlaubte der Vorsitzende des Historischen Vereins, als provisorischen Tempel einen Raum im Haus der Eisenbahnstraße 21 zu nutzen. Die dafür notwendige Renovierung wurde am 22. September 1946 abgeschlossen.

In diesen Tempelraum brachte man ein angemietetes Klavier und verschiedene Ausrüstungsgegenstände, die inzwischen beschafft werden konnten. Den Meisterhammer erhielt die Loge von den Erben der Familie Eichstaedt gegen einen Verpflichtungsschein. 2006 haben die Erben Eichstaedt offiziell auf eine Rückgabe verzichtet.

Bis Juni 1947 fanden Treffen aber weiterhin im Gasthof Balthasar bzw. bei Bruder Berg in der Gastwirtschaft am Bahnhof, dem alten „Klütenbahnhof“ der Kehdinger Kreisbahn, statt.

Am 25. Januar 1947 wurde eine Kränzchen-Sitzung zur Wiedergründung der Freimaurerloge „Friederike zur Unsterblichkeit“ i.O. Stade einberufen. Das vorbereitete Logengesetz wurde von der Versammlung angenommen und ein Beamtenrat mit Dauer bis zum Johannisfest 1948 gewählt. Diesem gehörten an:

  • Br. Becker – Meister vom Stuhl
  • Br. C. Wiesner – zug. MvSt
  • Br. Bremer – I A
  • Br. Gohde – II A
  • Br. Schüler – Redner
  • Br. Roseck - Zeremonienmeister
  • Br. Abel – Schriftführer
  • Br. Romeyke – Schatzmeister
  • Br. Bade – Schaffner
  • Br. Ruppert – Pfleger (Gabenpfleger)

Ein offizielles Anschreiben an die Militärregierung zur Wiederzulassung der Loge wurde verfasst unter Beifügung des Logengesetzes, das am 31. Januar 1947 beschlossen worden war. Bis zur Aufnahme freimaurerischer Arbeiten in einer wieder zugelassenen Loge „Friederike“ mussten auch noch die nicht mehr vorhandenen Rituale erarbeitet werden. Dazu fanden sich sechs Brüder bereit (Becker, C. Wies-ner, Bremer, Gohde, Beilke, Schüler), die aus dem Gedächtnis den Ablauf zusammenstellten. In den folgenden Monaten kümmerten sich die Brüder um Fragen der freimaurerischen Bekleidung, wieder Ritualgegenstände, man probte Lie-der, richtete eine Bücherei mit Büchern ein, die zur Verfügung gestellt werden konnten, und erkundete Möglichkeiten für Ersatzansprüche aus der zwangsweisen Auflösung der Loge. In Hamburg und anderen Landesteilen wurde das Logenleben in den ers-ten Monaten des Jahres 1947 wieder erlaubt. Am 13. Juni 1947 verlas Bruder Roseck ein an ihn gerichtetes Antwort-schreiben der Militärregierung, in dem zum Ausdruck gebracht wurde, dass die Genehmigung der Loge noch nicht erteilt werden konnte, weil die Brüder Becker und Bremer als frühere Beamte nicht akzeptiert würden (wörtlich: nicht angenehm seien) und daher auszuwechseln seien. Am 20. Juni 1947 wurden daher Neuwahlen durchgeführt, bei denen folgende Ämter neu besetzt wurden:

  • Meister vom Stuhl: C. Wiesner
  • Zug. MvSt: Woltemade
  • 1. Aufseher: Gohde
  • 2. Aufseher: Scheruhn

Am 24. Juni 1947 fand ein Johannisfest in den Räumen der Eisenbahnstr. 21 statt, das mit einem gemütlichen Beisammensein beendet wurde.

Dr. Curt Wiesner

Es gab keine der heute üblichen Sommerpausen, sondern man traf sich weiterhin allwöchentlich und arbeitete an der Weiterentwicklung der Lo-ge. Bruder C. Wiesner verlas am 1. August die Geschichte der Loge von 1924 bis 1934, die von den Brüdern Osmers, Beilke, Bremer und Abel ver-fasst worden war.

Die Tagungen des Kränzchens fanden in dieser Zeit wechselnd im Hotel Birnbaum (Bruder Kühner), in der Gastwirtschaft Balthasar, Mühlenstr. 2 (heute: Ecke An der Wassermühle/Beim Schiffertor), im Bahnhof (Bruder Berg) und seit August in der Eisenbahnstraße 21 statt. Mit einer Verordnung der Deutschen Regierung vom 15. September 1947 konnten alle in den Jahren 1933 und 1934 aufgelösten Vereine, also auch Logen, ihre alte Rechtsfähigkeit wiedererlangen. Die Militärregierung er-teilte schließlich mit Schreiben vom 30. September 1947 unserer Loge „Friederike“ die Genehmigung. In der 100. Sitzung des Kränzchens am 10. Oktober 1947 legte man die Lichteinbringung in der Eisenbahnstraße auf den 31. Oktober fest. Die Kleiderordnung sah vor: Dunkles Jackett, Anzug (oder Smoking, kein Frack), schwarze Schleife, Zylinder, ohne Handschuhe, maurerische Be-kleidung (evtl. behelfsmäßig). Der Blüthner-Flügel wurde für 20 RM von Frau Schmidt-Kugler angemie-tet. Anschließendes Brudermahl: Eintopf-Gericht, Kompott Hier das Protokoll der Lichteinbringung: 102. (1.) Sitzung Verhandelt zu Stade, Eisenbahnstr. 21 am 31. Oktober 1947, 18.00 Uhr. Anwesend 28 Brr.: Loge (Tempelarbeit) zur Rückkehr des Lichtes. Die Brr.: Begaben sich unter Leitung des Br.: Zeremonienmeisters, Br.: Roseck, in den Tempel, wo die Loge ritualmäßig eröffnet wurde. Mit folgenden Worten des ehrwürdigen Meisters Br. C. Wiesner wurde das Licht eingebracht: „So steige denn im Osten auf, du reines Licht der Maurerei! Erleuchte unseren Tageslauf und halte uns von Irrsal frei. Mach´ uns im Geiste frei und klar, dring´ tief in unsres Herzens Triebe: Des Maurers Licht ist dann nur wahr, wenn es erweckt den Keim der Liebe. Erleuchte uns, verlass uns nicht, du Lieb´- und Lebensflamme - Licht!“ Der zug. M. v. St., Br.: Woltemade, der 1. Aufseher, Br.: Gohde und der 2. Aufseher Br.: Carl Scheruhn schmückten den Altar mit den 3 großen Lichtern. An diese feierliche Handlung schloss sich ein Gebet.

Dann folgte die Einsetzung der einzelnen Beamten:

  • zugeordneter Meister: Br.: Woltemade.
  • 1. Aufseher: Br.: Gohde,
  • 2. Aufseher: Br.: Scheruhn,
  • zugeordneter Aufseher: Br.: Beilke,
  • Schriftführer: Br.: Abel,
  • Redner: Br.: Schüler,
  • Zeremonienmeister: Br.: Roseck,
  • Schatzmeister: Br.: Romeyke,
  • Schaffner: Br.: Bade,
  • Pfleger (Gabenpfleger): Br.: Ruppert.

Die Beamten wurden mit dem ihrem Amte entsprechenden Bande ge-schmückt. Im Anschluss daran hielt der ehrwürdige Meister eine kurze Ansprache. Er ging aus von dem Leid, das die Nazis den Brüdern gebracht haben, dass aber trotz des Leides der Gedanke an die Freimaurerei nicht habe ersterben können. Nachdem im Mai 1945 das Schießen aufgehört habe, hätten sich an vielen Orten – so auch in Stade – die Brüder wieder zusammengefunden und beschlossen, die Logen neu zu gründen.

Besonderer Dank gebührt dem geliebten Bruder Becker (Landesoberarzt i. R. in Stade), unter dessen Leitung das gegründete Kränzchen bis in den Sommer 1947 hinein gestanden habe. Das Kränzchen habe gute maurerische Arbeit geleistet unter denkbar ungünstigen äußeren Bedingungen.

Die Tagungen des Kränzchens seien anfangs bei Bruder Kühner im Hotel Birnbaum, dann in der Gastwirtschaft Balthasar, Mühlenstr. 2, dann – während der kalten Jahreszeit und später – bei Bruder Berg (Bahnhof) und seit August des Jahres im Haus in der Eisenbahnstr. 21 gewesen, dessen Saal heute zum Tempel geweiht ist. Die konstituierende Versammlung der Loge habe am 25.1.1947 bei Bruder Gohde stattgefunden; dafür sei ihm gedankt. Die Verwendung des Saales als Tempel sei namentlich den Brüdern Schüler, Roseck, Matthies u. Scheruhn zu verdanken; auch diesen Brüdern gelte unser Dank. 27 Vorträge (mit rd. 150 Bl. Text) seien von den Brüdern gehalten worden; die Bücherei, zu der der ehrwürdige Bruder Osmers den Grundstock gelegt hat, weise bereits 157 Nummern auf und werde viel benutzt.

Viel Mühe habe die Erlangung der Genehmigung durch die Militärregierung gekostet. In dieser Richtung habe vor allem Bruder Roseck seine Dienste der Loge zur Verfügung gestellt. Ihm sei besonders gedankt!

Bruder Abel habe von Anfang an das Amt des Schriftführers bekleidet, Bruder Schüler das des Redners, Bruder Romeyke habe für die Finanzen gesorgt, und Bruder Ruppert sei nicht müßig gewesen, die Scherflein für die Armen zu sammeln. Auch diesen Brüdern gelte der Dank der Loge!

Der ehrwürdige Meister konnte zu seiner großen Freude drei liebe Gäste begrüßen:

Bruder Oscar Siegmund Birkel aus Buxtehude (Loge Wilhelm zur aufgehenden Sonne i. O. Stuttgart), Bruder Brüggemann aus Buxtehude (Loge Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit i. O. Berlin), Bruder Walther Bolle aus Stade (Loge Zum goldenen Rade i. O. Osnabrück).

Darauf hörten wir vom Bruder Redner den Festvortrag über das Thema: „Heiligkeit der Arbeit“.

Die Brüder dankten Bruder Schüler auf Maurerart. Auf Umfrage meldeten sich die Brüder Birkel und Abel. Bruder Birkel dankte für die Einladung und wünschte der Loge Blühen und Gedeihen. Er überreichte dem Bruder Schatzmeister für Beschaffung maurerischer Ausstattungsstücke den Betrag von 1000 RM. Bruder Abel übergab dem ehrwürdigen Meister einen alten Stempel der 1845 gegründeten Loge. Der ehrwürdige Meister dankte beiden Brüdern.

Unter dem Gesang des Armenliedes „Der Meister hat gesprochen“ nahm der Bruder Pfleger die Armensammlung vor, sie ergab 201 RM.

Die Brüder traten in die Kette und sangen das Kettenlied „Großer Meister, dessen Allmacht …“

Darauf wurde die Loge um 19.45 Uhr ritualmäßig geschlossen.

Anschließend blieben die Brüder noch zu einem Brudermahl beisammen.

gez. C. Wiesner gez. Abel

In der Versammlung am 14. November 1947 wurde beschlossen, zu Weihnachten eine Unterstützung aus der Armenkasse an 13 Personen, verwit-wete Schwestern, kriegsbeschädigte Männer und bedürftige Frauen mit einer Gesamtsumme von 800 RM zu zahlen. In einer späteren Versammlung wurde der Kriegsgräberfürsorge ein Betrag von 100 RM zugedacht.

Am 21. November fand eine Trauerloge statt, in der der MvSt in seiner Ansprache ausführte, was im Protokoll u.a. sinngemäß festgehalten wurde:

Der Bußtag fordere uns in kirchlicher Hinsicht auf, den Sinn zu wechseln, und so sei es auch Pflicht eines echten Freimaurers, dass er den Sinn wechsle. Ein Zeitalter des Materialismus liege hinter uns.

Gebe der Allmächtige Baumeister aller Welten, dass für uns Brüder Freimaurer der Materialismus endgültig geschwunden sei, dass wir nachstreben, den wahren Humanismus zu lernen und zu pflegen.

Nur das ewige Sittengesetz kann uns wieder in die Höhe bringen. Der kommende Totensonntag weist uns auf das einzige Ewige, den Allmäch-tigen Baumeister aller Welten, hin. Wir müssen lernen die ewigen Wahr-heiten des Sittengesetzes! Ein gewisses Chaos brachte die Durchführung der „Verordnung über die Wiederherstellung aufgelöster Vereine“. Auf der erforderlichen Alt-Mitgliederversammlung vom 6. Dezember wurde Bruder Gohde zum Meister vom Stuhl, Bruder Abel zum zugeordneten Meister vom Stuhl gewählt. Dieser neue Vorstand wurde auf einer zweiten Mitgliederversamm-lung beauftragt, den Antrag auf Wiederherstellung der Rechtsfähigkeit zu stellen. Es gab nun also für drei Monate zwei Vorstände.

Am 19. Dezember 1947 fand eine Weihnachts-Loge statt. Das Protokoll notiert die Ansprache des am 20. Juni 1947 gewählten MvSt Dr. Curt Wiesner folgendermaßen:

Der ehrwürdige Meister hielt eine Begrüßungsansprache. Er wies auf die Unrast dieser Tage hin, die ein Erbteil des Nazismus sei, dieses Systems von Gewalt und Lüge.

Unsere Aufgabe sei es, diesen Zustand zu ändern und den alten Idealen der Väter, als da sind Wahrheit, Gerechtigkeit und Güte, nachzustreben, bis alles wieder normal verlaufen werde.

Das komme nicht von selbst, wir müssten helfen. Wir Freimaurer müssten uns immer die Frage vorlegen „Handeln wir recht?“ und versuchen, so zu handeln, dass wir sie stets bejahen können.

Das Auge des Großen Baumeisters aller Welten sehe streng, aber auch gütig auf uns herab. Die Menschheit werde nicht von heute auf morgen wieder gut, sondern jeder Maurer müsste mithelfen am großen Bau, damit er einst wieder schön dastehe. Die Waage, das Lot und der Rechte Winkel seien immerfort das Rüstzeug des Maurers!

Als Brudermahl zur Weihnachtsfeier gab es: Suppe in Tassen, Grünkohl mit 50 g Wurst, Apfelmus und 1 Fl. Apfelwein pro Kopf.

Im darauf folgenden Jahr 1948 normalisierte sich das Logenleben, soweit die begrenzten Lebensumstände es zuließen. Am 2. Januar ist im Protokoll vermerkt, dass Bruder Schüler der Bruderschaft einen mit einem Trichter versehenen Kugelungskasten überreicht hat.

Bruder Scheruhn hatte sich am 12. Dezember 1947 bereit erklärt, ein Stück Hartholz zur Anfertigung von Kugeln und Würfeln zur Verfügung zu stel-len. Am 9. Januar 1948 stellte der am 6. Dezember 1947 gewählte Vorstand den Antrag auf Wiederherstellung der Rechtsfähigkeit, und am 24. Februar 1948 verlieh der Minister des Inneren der „Friederike zur Unsterblichkeit“ die Rechtsfähigkeit und setzte sie in ihre alten Rechte wieder ein.

Am 7. März 1948 traten daraufhin die im Dezember 1947 gewählten Vorstandsmitglieder zugunsten des „alten“ Vorstands zurück. 1948 wurden Arbeiten in allen drei Graden abgehalten, auch Werkabende und Gästeabende. Beamtenbänder und Bijous wurden beschafft, später auch Schurze aus Stader Leder.

Am 18. Mai 1948 fasste man in einer Meisterberatungsloge den Beschluss zum Beitritt zur Landesgroßloge Niedersachsen. Es folgte eine Beamtenwahl.

Ein offizielles Anschreiben an die Militärregierung zur Wiederzulassung der Loge wurde verfasst unter Beifügung des Logengesetzes, das am 31. Januar 1947 beschlossen worden war. Bis zur Aufnahme freimaurerischer Arbeiten in einer wieder zugelassenen Loge „Friederike“ mussten auch noch die nicht mehr vorhandenen Rituale erarbeitet werden. Dazu fanden sich sechs Brüder bereit (Becker, C. Wiesner, Bremer, Gohde, Beilke, Schüler), die aus dem Gedächtnis den Ablauf zusammenstellten. In den folgenden Monaten kümmerten sich die Brüder um Fragen der freimaurerischen Bekleidung, wieder Ritualgegenstände, man probte Lieder, richtete eine Bücherei mit Büchern ein, die zur Verfügung gestellt werden konnten, und erkundete Möglichkeiten für Ersatzansprüche aus der zwangsweisen Auflösung der Loge.

In Hamburg und anderen Landesteilen wurde das Logenleben in den ersten Monaten des Jahres 1947 wieder erlaubt.

Am 13. Juni 1947 verlas Bruder Roseck ein an ihn gerichtetes Antwortschreiben der Militärregierung, in dem zum Ausdruck gebracht wurde, dass die Genehmigung der Loge noch nicht erteilt werden konnte, weil die Brüder Becker und Bremer als frühere Beamte nicht akzeptiert würden (wörtlich: nicht angenehm seien) und daher auszuwechseln seien.

Am 20. Juni 1947 wurden daher Neuwahlen durchgeführt, bei denen folgende Ämter neu besetzt wurden:

  • Meister vom Stuhl: C. Wiesner
  • Zug. MvSt: Woltemade
  • 1. Aufseher: Gohde
  • 2. Aufseher: Scheruhn

Am 24. Juni 1947 fand ein Johannisfest in den Räumen der Eisenbahnstr. 21 statt, das mit einem gemütlichen Beisammensein beendet wurde.

Es gab keine der heute üblichen Sommerpausen, sondern man traf sich weiterhin allwöchentlich und arbeitete an der Weiterentwicklung der Loge. Bruder C. Wiesner verlas am 1. August die Geschichte der Loge von 1924 bis 1934, die von den Brüdern Osmers, Beilke, Bremer und Abel verfasst worden war.

Die Tagungen des Kränzchens fanden in dieser Zeit wechselnd im Hotel Birnbaum (Bruder Kühner), in der Gastwirtschaft Balthasar, Mühlenstr. 2 (heute: Ecke An der Wassermühle/Beim Schiffertor), im Bahnhof (Bruder Berg) und seit August in der Eisenbahnstraße 21 statt.

Mit einer Verordnung der Deutschen Regierung vom 15. September 1947 konnten alle in den Jahren 1933 und 1934 aufgelösten Vereine, also auch Logen, ihre alte Rechtsfähigkeit wiedererlangen. Die Militärregierung erteilte schließlich mit Schreiben vom 30. September 1947 unserer Loge „Friederike“ die Genehmigung. In der 100. Sitzung des Kränzchens am 10. Oktober 1947 legte man die Lichteinbringung in der Eisenbahnstraße auf den 31. Oktober fest. Die Kleiderordnung sah vor: Dunkles Jackett, Anzug (oder Smoking, kein Frack), schwarze Schleife, Zylinder, ohne Handschuhe, maurerische Bekleidung (evtl. behelfsmäßig).

Der Blüthner-Flügel wurde für 20 RM von Frau Schmidt-Kugler angemietet. Anschließendes Brudermahl: Eintopf-Gericht, Kompott

Hier das Protokoll der Lichteinbringung:

102. (1.) Sitzung Verhandelt zu Stade, Eisenbahnstr. 21 am 31. Oktober 1947, 18.00 Uhr. Anwesend 28 Brr.: Loge (Tempelarbeit) zur Rückkehr des Lichtes. Die Brr.: Begaben sich unter Leitung des Br.: Zeremonienmeisters, Br.: Roseck, in den Tempel, wo die Loge ritualmäßig eröffnet wurde. Mit folgenden Worten des ehrwürdigen Meisters Br. C. Wiesner wurde das Licht eingebracht: „So steige denn im Osten auf, du reines Licht der Maurerei! Erleuchte unseren Tageslauf und halte uns von Irrsal frei. Mach´ uns im Geiste frei und klar, dring´ tief in unsres Herzens Triebe: Des Maurers Licht ist dann nur wahr, wenn es erweckt den Keim der Liebe. Erleuchte uns, verlass uns nicht, du Lieb´- und Lebensflamme - Licht!“ Der zug. M. v. St., Br.: Woltemade, der 1. Aufseher, Br.: Gohde und der 2. Aufseher Br.: Carl Scheruhn schmückten den Altar mit den 3 großen Lichtern. An diese feierliche Handlung schloss sich ein Gebet.

Dann folgte die Einsetzung der einzelnen Beamten:

  • zugeordneter Meister: Br.: Woltemade.
  • 1. Aufseher: Br.: Gohde,
  • 2. Aufseher: Br.: Scheruhn,
  • zugeordneter Aufseher: Br.: Beilke,
  • Schriftführer: Br.: Abel,
  • Redner: Br.: Schüler,
  • Zeremonienmeister: Br.: Roseck,
  • Schatzmeister: Br.: Romeyke,
  • Schaffner: Br.: Bade,
  • Pfleger (Gabenpfleger): Br.: Ruppert.

Die Beamten wurden mit dem ihrem Amte entsprechenden Bande geschmückt. Im Anschluss daran hielt der ehrwürdige Meister eine kurze Ansprache. Er ging aus von dem Leid, das die Nazis den Brüdern gebracht haben, dass aber trotz des Leides der Gedanke an die Freimaurerei nicht habe ersterben können. Nachdem im Mai 1945 das Schießen aufgehört habe, hätten sich an vielen Orten – so auch in Stade – die Brüder wieder zusammengefunden und beschlossen, die Logen neu zu gründen.

Besonderer Dank gebührt dem geliebten Bruder Becker (Landesoberarzt i. R. in Stade), unter dessen Leitung das gegründete Kränzchen bis in den Sommer 1947 hinein gestanden habe. Das Kränzchen habe gute maurerische Arbeit geleistet unter denkbar ungünstigen äußeren Bedingungen.

Die Tagungen des Kränzchens seien anfangs bei Bruder Kühner im Hotel Birnbaum, dann in der Gastwirtschaft Balthasar, Mühlenstr. 2, dann – während der kalten Jahreszeit und später – bei Bruder Berg (Bahnhof) und seit August des Jahres im Haus in der Eisenbahnstr. 21 gewesen, dessen Saal heute zum Tempel geweiht ist. Die konstituierende Versammlung der Loge habe am 25.1.1947 bei Bruder Gohde stattgefunden; dafür sei ihm gedankt. Die Verwendung des Saales als Tempel sei namentlich den Brüdern Schüler, Roseck, Matthies u. Scheruhn zu verdanken; auch diesen Brüdern gelte unser Dank. 27 Vorträge (mit rd. 150 Bl. Text) seien von den Brüdern gehalten worden; die Bücherei, zu der der ehrwürdige Bruder Osmers den Grundstock gelegt hat, weise bereits 157 Nummern auf und werde viel benutzt.

Viel Mühe habe die Erlangung der Genehmigung durch die Militärregierung gekostet. In dieser Richtung habe vor allem Bruder Roseck seine Dienste der Loge zur Verfügung gestellt. Ihm sei besonders gedankt!

Bruder Abel habe von Anfang an das Amt des Schriftführers bekleidet, Bruder Schüler das des Redners, Bruder Romeyke habe für die Finanzen gesorgt, und Bruder Ruppert sei nicht müßig gewesen, die Scherflein für die Armen zu sammeln. Auch diesen Brüdern gelte der Dank der Loge! Der ehrwürdige Meister konnte zu seiner großen Freude drei liebe Gäste begrüßen: Bruder Oscar Siegmund Birkel aus Buxtehude (Loge Wilhelm zur aufgehenden Sonne i. O. Stuttgart), Bruder Brüggemann aus Buxtehude (Loge Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit i. O. Berlin), Bruder Walther Bolle aus Stade (Loge Zum goldenen Rade i. O. Osnabrück).

Darauf hörten wir vom Bruder Redner den Festvortrag über das Thema: „Heiligkeit der Arbeit“.

Die Brüder dankten Bruder Schüler auf Maurerart. Auf Umfrage meldeten sich die Brüder Birkel und Abel. Bruder Birkel dankte für die Einladung und wünschte der Loge Blühen und Gedeihen. Er überreichte dem Bruder Schatzmeister für Beschaffung maurerischer Ausstattungsstücke den Betrag von 1000 RM. Bruder Abel übergab dem ehrwürdigen Meister einen alten Stempel der 1845 gegründeten Loge. Der ehrwürdige Meister dankte beiden Brüdern.

Unter dem Gesang des Armenliedes „Der Meister hat gesprochen“ nahm der Bruder Pfleger die Armensammlung vor, sie ergab 201 RM. Die Brüder traten in die Kette und sangen das Kettenlied „Großer Meister, dessen Allmacht …“

Darauf wurde die Loge um 19.45 Uhr ritualmäßig geschlossen. Anschließend blieben die Brüder noch zu einem Brudermahl beisammen. gez. C. Wiesner gez. Abel

In der Versammlung am 14. November 1947 wurde beschlossen, zu Weihnachten eine Unterstützung aus der Armenkasse an 13 Personen, verwitwete Schwestern, kriegsbeschädigte Männer und bedürftige Frauen mit einer Gesamtsumme von 800 RM zu zahlen. In einer späteren Versammlung wurde der Kriegsgräberfürsorge ein Betrag von 100 RM zugedacht.

Am 21. November fand eine Trauerloge statt, in der der MvSt in seiner Ansprache ausführte, was im Protokoll u.a. sinngemäß festgehalten wurde: Der Bußtag fordere uns in kirchlicher Hinsicht auf, den Sinn zu wechseln, und so sei es auch Pflicht eines echten Freimaurers, dass er den Sinn wechsle. Ein Zeitalter des Materialismus liege hinter uns.

Gebe der Allmächtige Baumeister aller Welten, dass für uns Brüder Freimaurer der Materialismus endgültig geschwunden sei, dass wir nachstreben, den wahren Humanismus zu lernen und zu pflegen.

Nur das ewige Sittengesetz kann uns wieder in die Höhe bringen. Der kommende Totensonntag weist uns auf das einzige Ewige, den Allmächtigen Baumeister aller Welten, hin. Wir müssen lernen die ewigen Wahrheiten des Sittengesetzes! Ein gewisses Chaos brachte die Durchführung der „Verordnung über die Wiederherstellung aufgelöster Vereine“. Auf der erforderlichen Alt-Mitgliederversammlung vom 6. Dezember wurde Bruder Gohde zum Meister vom Stuhl, Bruder Abel zum zugeordneten Meister vom Stuhl gewählt. Dieser neue Vorstand wurde auf einer zweiten Mitgliederversammlung beauftragt, den Antrag auf Wiederherstellung der Rechtsfähigkeit zu stellen. Es gab nun also für drei Monate zwei Vorstände.

Am 19. Dezember 1947 fand eine Weihnachts-Loge statt. Das Protokoll notiert die Ansprache des am 20. Juni 1947 gewählten MvSt Dr. Curt Wiesner folgendermaßen:

Der ehrwürdige Meister hielt eine Begrüßungsansprache. Er wies auf die Unrast dieser Tage hin, die ein Erbteil des Nazismus sei, dieses Systems von Gewalt und Lüge.

Unsere Aufgabe sei es, diesen Zustand zu ändern und den alten Idealen der Väter, als da sind Wahrheit, Gerechtigkeit und Güte, nachzustreben, bis alles wieder normal verlaufen werde.

Das komme nicht von selbst, wir müssten helfen. Wir Freimaurer müssten uns immer die Frage vorlegen „Handeln wir recht?“ und versuchen, so zu handeln, dass wir sie stets bejahen können. Das Auge des Großen Baumeisters aller Welten sehe streng, aber auch gütig auf uns herab. Die Menschheit werde nicht von heute auf morgen wieder gut, sondern jeder Maurer müsste mithelfen am großen Bau, damit er einst wieder schön dastehe. Die Waage, das Lot und der Rechte Winkel seien immerfort das Rüstzeug des Maurers!

Als Brudermahl zur Weihnachtsfeier gab es: Suppe in Tassen, Grünkohl mit 50 g Wurst, Apfelmus und 1 Fl. Apfelwein pro Kopf.

Im darauf folgenden Jahr 1948 normalisierte sich das Logenleben, soweit die begrenzten Lebensumstände es zuließen. Am 2. Januar ist im Protokoll vermerkt, dass Bruder Schüler der Bruderschaft einen mit einem Trichter versehenen Kugelungskasten überreicht hat.

Bruder Scheruhn hatte sich am 12. Dezember 1947 bereit erklärt, ein Stück Hartholz zur Anfertigung von Kugeln und Würfeln zur Verfügung zu stellen. Am 9. Januar 1948 stellte der am 6. Dezember 1947 gewählte Vorstand den Antrag auf Wiederherstellung der Rechtsfähigkeit, und am 24. Februar 1948 verlieh der Minister des Inneren der „Friederike zur Unsterblichkeit“ die Rechtsfähigkeit und setzte sie in ihre alten Rechte wieder ein.

Am 7. März 1948 traten daraufhin die im Dezember 1947 gewählten Vorstandsmitglieder zugunsten des „alten“ Vorstands zurück. 1948 wurden Arbeiten in allen drei Graden abgehalten, auch Werkabende und Gästeabende. Beamtenbänder und Bijous wurden beschafft, später auch Schurze aus Stader Leder.

Am 18. Mai 1948 fasste man in einer Meisterberatungsloge den Beschluss zum Beitritt zur Landesgroßloge Niedersachsen. Es folgte eine Beamtenwahl.

Am 25. Juni 1948 zur Johannisfest-Loge zählte die Loge 50 Mitglieder. Anwesend waren 34 Brüder. Die Armensammlung betrug 43,76 DM (am 20./21. Juni 1948 hatte die Währungsreform stattgefunden).

Quellennachweis

  • Protokollbücher 1945 – 1948

Aufbruch in eine neue Zeit, 1949-2015

Neubeginn

An den wöchentlichen Zusammenkünften, die weiterhin während des Sommers stattfanden, wurden neben den Tempelarbeiten stets Abende mit Vorträgen gestaltet. Das „normale“ Leben stabilisierte sich langsam, war aber immer noch mit mancherlei Einschränkungen verbunden. So wird am 1. Oktober 1948 vermerkt, dass Bruder Gohde beim Wirt-schaftsamt 40 Zentner Kohlen hat freimachen können. Anfang 1949 wurde ein Wiedergutmachungsantrag für das Grundstück Kleine Schmiedestraße 1 eingereicht.

Den intensiven Bemühungen und der juristischen Erfahrung des Meisters vom Stuhl Bruder Dr. Wiesner (er wurde 1933 als Regierungsvizepräsident suspendiert) ist es zu verdanken, dass der Wiedergutmachungsanspruch durchgesetzt werden konnte. Im Sommer 1952 war die Verhandlung vor der Wiedergutmachungskammer so weit gediehen, dass es zu einem Ver-gleich mit dem Hotelbesitzer Bruder Kühner kam. Mit dem Betrag von 25.000 DM, zahlbar in jährlichen Raten zu 3.000 DM, ging das Hotel Birnbaum wieder in den Besitz der Loge über. 6.000 DM mussten kurz-fristig durch Schuldscheine beschafft werden, denn Bankkredite waren aufgrund fehlender Sicherheiten nicht zu erlangen.

Nach Umbaumaßnahmen, die weitere 10.000 DM erforderten, wurde am 6. Februar 1955 der Tempel in Anwesenheit des Altgroßmeisters Bruder Hintze aus Hamburg eingeweiht.

Neben der Rückübertragung der Immobilie „Birnbaum“ gingen weitere Verhandlungen zur Entschädigung des beweglichen Logeninventares ein-her, das nach der „freiwilligen Auflösung“ der Loge von der NSDAP abgeholt und nach Wesermünde verbracht worden war, wo sich die Spur ver-lor. Erst 1961 wurde diese Frage in einem Vergleichsvorschlag von der Oberfinanzdirektion Hannover in Höhe von 22.722,50 DM ( 15.000,00 DM zuzüglich 4 % Zinsen ab 1956) zu Ende gebracht. Im Laufe der Zeit stellten sich immer wieder teure Reparaturen ein, weitere aufwendige Reparaturen standen bevor. Die Pacht aus der Vermietung des Hotels und des Restaurationsbetriebes deckte nicht die Kosten, und auch der Gaststättenbetrieb in den unteren Räumen war störend.

In der Mitgliederversammlung vom 3. Mai 1963 wurde daher der Verkauf der Immobilie „Birnbaum“ einstimmig gebilligt. Als neues Logenhaus fanden die Brüder das 1906 im Jugendstil erbaute Haus in der Freiburger Straße 1. Dessen Kauf wurde im November 1964 beschlossen. Der „Birn-baum-Verkauf“ erbrachte 165.000 DM und das neue Haus konnte für 64.000 DM zuzüglich eines Lastenausgleichs in Höhe von 2.300 DM er-worben werden. Dabei gab es zu bedenken, dass noch verschiedene Um-baumaßnahmen bis zur eigentlichen Nutzung durchgeführt werden muss-ten, Diese zogen sich bis in das Jahr 1966 hinein. Weitere Protokolle der Beamtenratssitzungen und Mitgliederversammlungen aus den Jahren 1964 bis 1966 verzeichnen folgende Notizen:

  • Im Dezember 1964: Eintragung der Johannis-Freimaurerloge „Friederike zur Unsterblichkeit“ i.O. Stade ins Vereinsregister.
  • Im März 1965: Bruder Gerhard Frankenstein wird gebeten, ein neues Logensiegel zu entwerfen, weil das alte Logensiegel „zu sehr abgenutzt und verbesserungsbedürftig“ sei.
  • Ebenfalls im März 1965 wird bekannt, dass der Obelisk auf dem Horst-Friedhof der Loge von der evangelischen Kirche zur freien Verfügung übereignet werden soll.
  • Am 3. März 1966 berichtet Bruder Philippi, dass das neue Haus fertig umgebaut und eingerichtet sei und ab dem 1. Juni zur Nutzung zur Verfügung stehe.
  • Am 26. Mai 1966 wird das Ritual von Friedrich Ludwig Schröder als Neues Ritual angenommen, welches das nach dem Krieg von den Brüdern aus dem Gedächtnis geformte Ritual ablösen soll.

Das neue Logenhaus kann bezogen werden

Endlich ist es soweit. In Verbindung mit einer Mitgliederversammlung wird am 26. Juni 1966 das neue Logenhaus bezogen. Das vollständige Pro-tokoll ist nachfolgend aufgeführt: Protokoll zur 1. Mitgliederversammlung am 26. Juni 1966 im neuen Lo-genhaus Stade, Freiburger Straße 1

1.- Anwesende Brüder: Röhl, Schulz, (Dr.) Matthias, Doesken, Chorengel, Stabenow, Wendt, Stellmann, (Dr.) Kranz, Berg, Schoon, D. Vollmers, König, Reineke, Springmeier, Grodtmann, Bellenbaum, Wilkens, Romey-ke II, Meinshausen, Mönnich, Böhme, von Borstel, Romeyke I, Höchel, Philippi und Rathjen

2.- Der Ehrwürdige Meister eröffnet pünktlich 11:00 Uhr die Versammlung und heißt alle anwesenden Brüder im neuen Logenhaus herzlich willkommen, die sich zur Hausübergabe im Erdgeschoss des Hauses ein-gefunden haben.

Dieser Raum soll unser Speiseraum sein und wird auch von allen Brü-dern dafür als sehr gut gefunden. Bruder Röhl erläutert den Gedanken vom ersten Tag des Hotel-Birnbaum-Verkaufes bis jetzt zur Fertigstellung dieses Hauses und verliest dabei eine kleine Zeitungsanmerkung des Stader Tageblattes vom 25. Juni 1966:

Uns fiel auf…, daß sich jetzt das Haus Freiburger Straße 1, nach der völligen Renovierung, durch ein Schild als „Logenhaus“ der Stader Freimaurerloge präsentiert.

3.- Anschließend spricht Bruder Philippi als Vorsitzender der Baukommission über den Verlauf der Vorbereitungen und Ausführungen des Umbaues von der Erwerbung des Hauses bis zur jetzigen Fertigstellung, von dem Ankauf des Inventars und den weiteren Planungen, die aber vorerst gestrichen werden müßten, da die zur Verfügung stehenden Gelder nicht ausreichten, um alles durchzuführen.

Bruder Philippi übergibt dann dem Ehrwürdigen Meister Bruder Röhl das Haus mit dem Wunsche, daß es nicht nur das Logenhaus von Stade sein möge, sondern „unser“ Logenhaus sein möge, in dem wir arbeiten können und der Königlichen Kunst dienen können und es den Brüdern als Stätte der Besinnung sein möge.

4.- Bruder Höchel schließt sich dann den Ausführungen des Bruder Philippi an und überreicht als ausführender Architekt und Bauleiter der Arbeiten Bruder Röhl den Schlüssel zum neuen Tempel mit dem Wunsche, daß dieser Tempel die Stätte sein möge, wo der Bruderschaft unserer Loge die Lichter „Weisheit, Stärke und Schönheit“ als Erbauung entgegenleuchten werden.

5.- Bruder Röhl dankt beiden Brüdern für die schönen Worte und Gedanken, aber auch dankt er allen Brüdern, die fleißig mit Hand angelegt haben, damit der Bau gefördert werde.

6.- Bruder Röhl als Meister vom Stuhl zündet nun ein kl. Licht an und führt nun im Vorantritt mit den beiden Brüdern Höchel und Philippi die anwesenden Brüder in die oberen Stockwerke. Im 2. Stock öffnet Bruder Röhl mit dem bekannten hübschen Schlüssel der Bruderschaft den neuen Tempel, der am Sonnabend den 1. Juli vom Ehrwürdigsten Landesgroßmeister geweiht werden soll. Die anwesenden Brüder sind des Erstaunens groß, in welcher Schönheit sich dieser neue Tempel uns bietet.

7.- Nach dieser Besichtigung führt Bruder Höchel dann zurück in den 1. Stock (Hochparterre), wo die neuen Klubräume entstanden sind.

Auch hier geben alle Brüder ihrer Freude Ausdruck, daß dieses Haus „unser Logenhaus“ ist, in dem wir uns recht wohl fühlen werden und bleiben auf einen kl. Umtrunk noch einige Stunden brüderlich beisammen.

Hierbei werden nach dem üblichen freimaurerischen Toast auf unsere Bauhütte, der Königlichen Kunst und unser neues Logenhaus noch fol-gende Bekanntmachungen gegeben, die sich jeweils aus der heutigen Versammlung ergaben:

Jeder Bruder unserer Loge kann sich gegen Quittung und einer Gabe von DM 3,- einen Hausschlüssel geben lassen, damit er das Logenhaus zu jeder Zeit betreten und nutzen kann.

Das Logenhaus liegt in der Obhut eines jeden Bruders. Die im 3. Stock gelegene Wohnung wird von dem ältesten Sohn unseres Bruders H. Stellmann bewohnt, der dafür Sorge trägt, daß das Haus bewohnt und in Ordnung gehalten wird. Ein nun gültiger Mietvertrag wird mit Herrn Stellmann in Kürze abgeschlossen. Erfrischungen und Getränke stehen den Brüdern zur Verfügung. Diese werden zu Einkaufspreisen mit kleinen Zuschlägen abgegeben, worüber mit der Getränkekommission, bestehend aus den Brüdern Mönnich, Meinshausen und König abzurechnen ist.

Das im Klubraum stehende Telefon ist zur allg. Benutzung, wofür jede telefonische Einheit mit DM 0,30 berechnet wird und mit Bruder Doesken abzurechnen ist.

Bruder Bellenbaum bittet, unser Logenhaus nicht als „öffentliches Restaurant“ zu führen, da sonst Konzessionen erforderlich seien, die nachher dann versteuert werden müssen.

gez. Röhl gez. Wendt. R

Die Tempelweihe erfolgte zum Johannisfest 1966 und wurde im Protokoll folgendermaßen beschrieben:

Protokoll der Festarbeit zum Johannisfest am 1. Juli 1966 in Verbindung mit der Tempelweihe im neuen Logenhaus Stade, Freiburger Straße 1

Um 18:20 Uhr bittet der 1. Schaffner und Zeremoniar Bruder Bowien den ehrwürdigen Meister vom Stuhl Bruder Röhl, ihm in den Tempel zu folgen, damit die Tempelweihe und das Johannisfest seinen Anfang nehmen kann.

Im geordneten Zug werden dann die Brüder Beamten und Brüder unserer Loge, sowie die besuchenden Brüder der auswärtigen Bauhütten von dem Bruder Zeremoniar in den Tempel geführt, um ihre Plätze einzunehmen.

Der ehrwürdige Meister bittet dann den Zeremoniar, die besuchenden Stuhlmeister in den Tempel zu führen, damit auch sie ihre Plätze einnehmen können. Nachdem auch der sehr ehrwürdige Distriktsmeister Bruder Jäger vom Bruder Zeremoniar in den Tempel geführt ist und den Osten betreten hat, führt Bruder Bowien auch den ehrwürdigsten zugeordneten Landes-großmeister Bruder Rolf Appel in den gut verdunkelten Tempel, wo ihm unser ehrwürdiger Meister Bruder Röhl von dem Osten entgegengeht und ihm den silbernen Hammer als Begrüßung übergibt, mit den Worten, daß er die Arbeit leiten und den Tempel weihen möge. Der ehrwürdigste zugeordnete Landesgroßmeister dankt für die Ehre und freut sich, daß die Stader Loge jetzt ein Haus hat, wo von nun an für die „Friederike“ das Licht leuchten soll.

Nach der anschließenden Weihe, bei der der ehrwürdigste zugeordnete Landesgroßmeister Korn, Wein, Salz und Öl in den Osten, Westen, Süden und Norden streute, worauf er unserem ehrwürdiger Meister vom Stuhl Bruder Röhl den erhaltenen Hammer mit den Worten des Dankes, aber auch mit der Bitte wieder zurückgab, daß Bruder Röhl von nun an den geweihten Tempel in seine Obhut nehmen und von nun an die Arbeit leiten möge. Bruder Röhl dankt für die durchgeführte Weihe und verspricht, seine ganze Kraft für die Königliche Kunst und unsere Loge „Friederike zur Unsterblichkeit“ einzusetzen. Bruder Röhl entbietet dann allen Brüdern seinen Gruß, die heute hierher gereist sind, um der Tempelweihe beizuwohnen und mit uns das Johan-nisfest 1966 zu feiern.

Bei der Weihe des Tempels wurden 59 Brüder gezählt.
Distriktsloge Hamburg Bruder Dr. Kl. Jaeger
Die Loge „Zur Erkenntnis“ die Brüder Vogt, Golleazzi; Friedemann, u. Grünewald
Die Loge „Globus“ , Hamburg, Bruder Hildebrand
Die Loge „Selene zu den drei Türmen, Lüneburg, Bruder Hasberg
Die Loge „Feste Burg im Osten“, Lüneburg, Bruder Wendt
Die Loge „Emanuel zur Maienblume“, Hamburg, Bruder Jr. Herms
Die Loge „Zum rechtweisenden Kompass“, Bremerhaven, Bruder A. Vollmers
Die Loge „Brudertreue an der Elbe“, Bruder John Mahn
Die Loge „Zu den drei Ankern“, Bremerhaven, Bruder Mangels
Großloge A.F.u.A.M., Bruder Rolf Appel
Die Loge „Anschar zum Friedenshafen“, Cuxhaven, die Brüder Weiß, An-der, Duge u. Jacobsen
Die Loge „Ferdinande Caroline“, Hamburg, die Brüder Höger, Pringal u. Schlemmenberg
Die Loge „Armin zur Treue und Einigkeit“, Hamburg, die Brüder Bohn-horst, Schramm, Großmann u. Wawrzinowski

Unsere Bruderzahl war 35.

Nach dem Jahresbericht vom Maurerjahr 1965/66 vom Bruder Sekretär spricht der Bruder Redner Bruder Dr. Matthias von der freimaurerischen Bewegung unserer Stadt Stade.

Es folgt die Totenehrung mit anschließender Musik, ausgeführt von unse-rem Bruder Stellmann (Flügel) Bruder Jacobsen, Cuxhaven (Violine) und Bruder Bowien (Cello). Es wurde das Adagio aus der 3. Sonate von Händel gespielt. 3 harte Schläge beschließen das Maurerjahr 1965/66.

Eine Minute Stille.

Wiederum 3 harte Schläge vom Ehrw. Meister und das neue Maurerjahr 1966/67 ist eröffnet.

Für die erste Amtshandlung im neuen Maurerjahr bittet der Ehrw. Meis-ter den Zeremoniar, die Brüder Rolf Appel und Carl Heinz Bohnhorst zum Altar zu führen. In markanten Worten würdigt Bruder Röhl diese beiden Brüder und ihre hohen Verdienste in der Königlichen Kunst und besonders für unsere Loge und bietet ihnen die Ehrenmitgliedschaft unserer Loge „Friederike zur Unsterblichkeit“ an. Die beiden Brüder stimmen erfreut dieser Mitgliedschaft zu, und Bruder Röhl reicht ihnen unser Logenabzeichen und die dazugehörenden Urkunden, die von Bruder Doesken gefertigt sind. Im Namen beider Brüder dankt Bruder Appel für diese herzliche Ehrung durch 3x3 und stellt als kleine Gabe für die Friederike ein Jahresabonne-ment des Hanseatischen Logenblattes. Alle anwesenden Brüder begrüßen unsere neuen Ehrenmitglieder mit 3x3.

Im weiteren Verlauf der Festarbeit hält der sehr ehrwürdige Distrikts-meister Bruder (Dr.) Klaus Hubert Jäger von der Loge „Emanuel zur Maienblume“ i.O. Hamburg uns seine Festzeichnung. Bruder Jäger vergleicht unser neues Logenhaus mit dem Neubau eines Schiffes, wobei die Brüder als Reeder und die Bauleitung als Werft dargestellt sind. Der Architekt ist das Handwerkszeug, welches vom Bauausschuss bedient wird. Die Bauleitung legt uns nach der Fertigstellung den Ladeplan der einzel-nen Luken vor, in denen das freimaurerische Ladegut nutzbringend verstaut wird. Dieses Ladegut ist für alle Brüder, die das Schiff besitzen, und jeder Bruder muß wissen, wo sein Ladegut verstaut ist und zwar so, daß es nicht zu rutschen und wanken anfängt. Das alte Ladegut, so sagte der Bruder Redner, welches wir im Freimaurerschiff „Birnbaum“ verstaut hatten, mußten wir löschen, weil das Schiff „Birnbaum“ nicht mehr unsere Fracht tragen und befördern konnte. Dieses neue Schiff sei nun nach den neuesten Erkenntnissen gebaut und die Besatzung sei stark genug, um das Ruder zu halten. Am Schluß seiner Zeichnung wünschte Bruder Jäger dem Schiff - unserer Loge – allzeit gute Fahrt.

Bruder Röhl dankte Bruder Jäger für die wunderschöne Zeichnung und die Loge dankte mit 3x3.

Es folgte eine Musikeinlage: Andante, Symphonie Nr.1 c Dur – Beethoven.

Bevor der Ehrw. Meister zur Umfrage fragen läßt, verliest er noch die brüderlichen Grüße der Logen:

  • „Ernst August zum goldenen Anker“ i.O Harburg
  • „Globus“, i.O. Hamburg
  • „Zum rechtweisenden Kompass“ i.O. Bremerhaven, auch die Briefe unserer Logenschwestern
  • Z.(?) Abel, Stade, Witwe unseres 1963 i.d.e.O. abgerufenen Bruders Abel
  • Ch. (?) Schüler, Stade, Witwe unseres 1964 i.d.e.O. abgerufenen Bruders Schüler
  • Dr. H. Ziehm, Stade, Witwe unseres 1966 i.d.e.O. abgerufenen Bruders C. Ziehm
  • Bruder Duge, Cuxhaven, überbringt die Grüße seiner Loge „Anschar zum Friedenshafen“ i.O. Cuxhaven.
  • Bruder Wendt grüßt uns für seine Loge „Eine feste Burg im Osten“ i.O. Lüneburg, und unser
  • Bruder Weiß, Cuxhaven, grüßt mit einer schönen Buchspende „Die Geschichte der Freimaurerei in Deutschland“ von Ferdinand Runkel in 3 Bänden, die uns gute Bereicherung in unserer Logen-Bibliothek sind.

Der Ehrwürdige Meister nimmt jetzt noch eine Ehrung vor, indem er Bruder Höchel für die Ausführungen in und am neuen Logenhaus die bekannten beiden Bände von Max Tau überreicht. Die Loge dankt mit 3x3.

Die Festarbeit wird nunmehr dem Ritual entsprechend beendet und die Brüder fahren zum Hotel Tivoli, um die dort angesetzte Tafelloge zu erleben. Diese Tafelloge mußte ohne Schurz durchgeführt werden, da nur weibliche Bedienung zugegen ist.

Am Schluss des Festes trafen sich noch einige Brüder wieder im Logenhaus und verblieben dort noch für kurze Zeit.

Stade, am 1. Juli 1966 gez. Röhl gez. Wendt, R.

In der obersten Etage des Hauses war eine kleine Wohnung eingerichtet, in die das Hausmeister-Ehepaar Stellmann einzog. Ein Miet- und Dienstvertrag wurde mit dem Ehepaar abgeschlossen, das sie dazu verpflichtete, Haus und Garten in Ordnung zu halten.

Die Loge wendet sich zur Öffentlichkeit

Das 125. Stiftungsfest am 26. September 1970 wurde vormittags mit einer Pressekonferenz eingeläutet, über die das Stader Tageblatt (vom 28. September) berichtete. Nachmittags wurde eine Tempelarbeit abgehalten, in der Bruder Rolf Appel die Zeichnung auflegte. Abends fand man sich mit den Schwestern und Gästen im Hotel „Vier Linden“ in Schölisch zu einem geselligen Abend mit Tafel ein. Der harmonisch verlaufene Tag wurde mit Tanz bis in die frühen Morgenstunden fortgesetzt.

Die ersten Jahre nach 1966 waren sicherlich verbunden gewesen mit einer finanziellen Konsolidierung des Logenhaushaltes, hatten doch die erfor-derlichen Um- und Ausbauarbeiten erhebliche Mittel beansprucht. Ledig-lich die Anschaffung einer Stereo-Schallplattenanlage für die Tempelarbei-ten wurde 1967 vermerkt. Dennoch wurden auch in dieser Zeit neben den üblichen Unterstützungen im direkten Logenumfeld erhebliche Spenden für „die Not um uns her“ geleistet, wie z.B. Überschwemmungshilfe Italien (über das FM-Hilfswerk), Hilfe für ein Israelisches Altersheim, Unterstüt-zung eines Studenten. Bis zum Jahr 1977 wurden dann doch wieder Reparaturen, Umbaumaß-nahmen im Klubraum und eine Lüftungsanlage im Tempel für notwendig bzw. für erforderlich gehalten.

Nachdem sich die Loge bereits zum 125. Stiftungsfest der Öffentlichkeit zugewendet hatte, fand 1977 zur Feier der 200 Jahre Freimaurerei in Sta-de eine Ausstellung in der Stadtsparkasse statt, um die noch in weiten Kreisen der Bevölkerung verbreiteten Vorurteile abbauen zu helfen. Lo-genintern lag der Schwerpunkt auf der Festarbeit, einem Schwesternpro-gramm und einem Festball im Hotel „Vier Linden“.

Für 1978 ist die Einführung eines neuen Rituales erwähnenswert, das von der Großloge A.F.u.A.M einheitlich für alle Logen neu erarbeitet worden war und eine sehr viel eindrucksvollere Wirkung erzielt als das bisherige Schröder-Ritual. Manche Brüder konnten sich dennoch nur schwer vom bisher geübten Ritual trennen.

Arbeiten am Logenhaus

In den Jahren 1984 bis 1988 wurde das Erdgeschoss mit einem Tafello-genraum und Verlegung der Garderobe, der Küche und des WC um- bzw. ausgebaut. Darüber hinaus wurden Renovierungsarbeiten der Wohnung im Dachgeschoss notwendig. Neue Stühle und Tische für den Klubraum konnten durch Spenden der Brüder 1991 angeschafft werden. Aber auch eine Dacherneuerung inklusive eines komplett neuen Dachstuhles wegen Holzwurmbefalles wurde in diesem Jahr erforderlich. Diese Maßnahme ging einher mit der Verlegung des Hauseinganges von der 1. Etage zum Erdgeschoss und einem Außen-anstrich. Mit einem neuen Zaun aus Holz an der Straßenseite und einer Pflasterung des Hofes wurden in den Jahren 1991/1992 immerhin 192.000 DM aufgewendet, die durch rückzahlbare und gestiftete Bausteine der Brüder und Bausparverträge finanziert wurden.

Die freimaurerische Arbeit konnte somit in gepflegter Umgebung und mit gewachsenen Ansprüchen an Komfort durchgeführt werden. Das bevor-stehende 150. Stiftungsfest in 1995 war ein Argument für Maßnahmen, die nicht unmittelbar der Erhaltung der Immobilie diente.

Die Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeiten werden in dem besonderen Beitrag zum 150. Stiftungsfest beschrieben.

Eine Ausnahme bezüglich des Komforts bildete der in den Tempelarbeiten genutzte Steinway-Flügel aus dem Jahr 1908. Die Umzüge des Flügels seit 1951 gingen nicht spurlos an ihm vorüber. Unser damaliger Musikmeister Bruder Witold Adamovicz musste das Instrument vor jeder Tempelarbeit neu stimmen, ohne dabei seinem professionellen Anspruch entsprechend volle Zufriedenheit zu erlangen. Nach längerem Drängen hat der Beamtenrat schließlich seinem Wunsch Rechnung getragen und beschlossen, Ersatz zu schaffen. Wegen eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten wurden verschiedene Varianten untersucht. Ein Angebot der Fa. Steinway über eine notwendige Generalüberholung ergab die Summe von 24.000 DM. Ein neuer Flügel der Steinway Tochtergesellschaft Boston sollte dagegen 27.000 DM kosten, wobei für den alten Flügel 9.000 DM vergütet werden sollten. Dieses Angebot wurde schließlich 1997 realisiert, der Kaufpreis von nicht genannten Brüdern aufgebracht.

Die in den folgenden Jahren notwendigen Bauerhaltungs- und Bauverbes-serungsmaßnahmen werden im Kapitel „Logenhäuser“ näher beschrieben. Es gilt fortan, die freimaurerischen Arbeiten im Blick zu halten, um dem Ziel der Freimaurerei, eine gerechtere Welt zu schaffen, in der die Men-schen in Brüderlichkeit verbunden sind, näher zu kommen. Dieses Ziel zu erreichen bleibt sicherlich eine Utopie. Dennoch ist es unser Bestreben, dafür Kraft und Zeit aufzuwenden.

Quellennachweis

  • Protokollbücher 1945 – 1978
  • Protokollbücher bis 2010
  • Aufzeichnung: Bruder Bremer erinnert sich
  • Aufzeichnung von Bruder Willy Schulz
  • Chronik zum 150. Stiftungsfest
  • Dr. Curt Wiesner (130722 Wiesner - Br. Klaus Herz)
  • Der Flügel im Tempel (130322 – Br. Klaus Herz)

“Informationen, Geschichte und Gerüchte” in Stade

Der Logenmeister Gerd Carlson begrüßt die Anwesenden

Unter dem Leitsatz „300 Jahre Freimaurerei – 240 Jahre Freimaurerei in Stade – Informationen, Geschichte und Gerüchte“ veranstalteten die Brüder der Johannisloge „Friederike zur Unsterblichkeit“ im November eine Öffentlichkeitsveranstaltung in der Seminarturnhalle der Stadt Stade. 200 Gäste waren der Einladung gefolgt.

(Stade/hce) Den Abend mit vollbesetztem Haus begann der Vosrsitzende der Loge, Gerd Carlson, mit einer einfühlsamen Begrüßung. Speziell wurden der 1. Stellvertretende Bürgermeister, Herr Hartlef mit Gattin, der ehemalige Stadtarchivar, Dr. Jürgen Bohmbach und das älteste Mitglied der Loge Gerhard Frankenstein (91) sowie die anwesenden Pressevertreter besonders begrüßt.

Nach der Begrüßung sprach der Distriktmeister Thomas Stuwe über „300 Jahre Freimaurerei und die erste Loge in Hamburg“. Es folgte der Altstuhlmeister der „Friederike“, H.-Christian Esken; er berichtete über „Die Anfänge der Freimaurerei in Stade“ unter Einbeziehung der sozialen Verhältnisse der Zeit zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Patrick Beier übernahm das Thema „Die Logenhäuser in Stade“. Den Zuhörern konnten die Gebäude mit Bildmaterial per Beamer nahegebracht werden, und es hat wohl so manchen Gast überrascht, welche Häuser im Laufe der Jahrhunderte als Logenhäuser genutzt wurden, Häuser, die es heute auch noch gibt, jedoch mit einer völlig anderen Nutzung.

Durch seine Kontakte zu der Familie des Dr. Reinhold Müller, der 1923 in die Loge „Friederike zur Unsterblichkeit“ aufgenommen wurde, konnte der Vorsitzende Gerd Carlson aus dessen Lebenserinnerungen aus den Jahren 1923 und 1924 zitieren. Es wurden die schöne Stadt Stade, aber auch die damaligen Stader Bürger in ihrer gesellschaftlichen Abgrenzung und „Steifheit“ humorvoll und doch deutlich beschrieben.

Einen weiteren Beitrag lieferten Rolf Grußendorf und Hellmut von Blücher zum Thema „Freimaurerei und Motorradfahren – geht das?“ Sie schilderten eindrucksvoll die Geschichte der “Masonic Biker“ und ihre persönlich erlebten Eindrücke.

Schließlich erhielt Jens Rusch das Wort, um zum Thema „Mythen und Gerüchte“ zu sprechen. Es war ihm wichtig darauf hinzuweisen, dass viele Informationen über die Freimaurerei im Internet kritisch zu sehen sind und mancher geschriebener Unsinn gar nicht korrigiert werden kann. Daher sei es nützlich, sich der Informationen zu bedienen, die von erfahrenen Freimaurern geliefert werden. Im Kern seiner Ausführungen verwies er auf die Internetseite „Freimaurer-Wiki“, die er vor 10 Jahren – zunächst allein, später mit weiteren Brüdern – entwickelt hat und ständig fortentwickeln wird. Die Freimaurer-Wiki umfasst mittlerweile annähernd 5000 Inhaltsseiten und hat bisher über 30 Millionen Seitenzugriffe.

Mit einem Schlusswort, in dem noch einmal die Ideale und die Ziele der Freimaurerei herausgestellt wurden, beendete der Gastgeber das offizielle Programm und lud die Gäste ein, mit den Brüdern der „Friederike“ ins Gespräch zu gehen, um weitere Informationen zu erhalten. Es ergab sich schnell eine intensive und angeregte Unterhaltung, die fast bis Mitternacht dauerte. Eine dezente Klaviermusik des Pianisten Frederik Feindt begleitete diesen letzten Abschnitt der Veranstaltung.

Die Referenten (v.l.) Thomas Stuwe, Rolf Grußendorf, Hans-Christian Esken, Jens Rusch, Gerd Carlson, Hellmut von Blücher und Patrick Beier

Kontakt

Freiburger Straße 1
21682 Stade
info@fzu.stade.freimaurerei.de

Siehe auch

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