Zahlen

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Zahlen, Heilige

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder von 1932

Mathematische Begriffe sind stets als Bilder seelischen Inhalts empfunden worden. Pythagoras sah die Zahl als Welturwesen an; diese "wandelte ihr Wesen in ein ihr fremdes, ihrer eigentlichen Bedeutung entgegengesetztes, in eine Handhabe der Symbolik". Der älteste Schüler des Pythagoras, Philolaos von Kroton, der als erster die Lehre seines Meisters darstellte, nennt die Zahlen "das herrschende und unerschaffene Band des ewigen Beharrens der innerweltlichen Dinge; sie beruht nicht auf Satzung, sondern sie ist von Natur in den Dingen vorhanden . . . sie bringt alle Dinge mit der Sinneswahrnehmung in Einklang innerhalb der Seele. Die Wirksamkeit und das Wesen der Zahl muß man nach der Kraft beurteilen, die in der Zehnzahl liegt; denn sie ist groß, alles vollend, alles wirkend und Anfang und Führerin des göttlichen, himmlischen und menschlichen Lebens. Das Himmelsgebäude samt allen seinen Teilen und Eigenschaften ist Zahl, denn die Zahl ist die Substanz der Dinge". (übersetzt von H. Diels.) Tugend ist nach der pythagoreischen Lehre Zahlenharmonie.

In der jüdischen Symbolik spielte die Zahl ebenfalls eine große Rolle. Die Zahl Drei war das Symbol der Heiligkeit; das Allerheiligste nahm ein Drittel des Tempels ein; die Wandteppiche waren dreimal drei Ellen lang; Brandaltar, Opferaltar und Bundeslade hatten je drei Gefäße; die Kandelaber hatten zweimal drei Arme und jeder Arm drei Knaufe. Der Priestersegen bestand aus drei Teilen und bei der Anrufung Gottes wurde das Wort heilig dreimal gesprochen. Die Vierzahl symbolisierte das Weltall. Das Allerheiligste war in Form des Würfels, alle Tempelgefäße außer den Leuchtern waren viereckig geformt. Ezechiel sah in der Vierzahl die heilige Offenbarung. Die Zahl Sieben war das Hauptsymbol aller Gemeinschaft mit Gott; sie versinnbildlichte Reinigung und Heiligung jeder Art. Buße und Sühne bestand in siebenmaligem Besprengen. Die Einrichtung des Sabbats und des Jobeljahrs der Reinigung und der Trauer beruhte auf dieser Zahl. Der Kandelaber hatte sieben Lampen. Zehn symbolisierte die Vollständigkeit. Das Produkt von drei und vier, die Zwölfzahl, bezeichnete die Vereinigung der Menschen mit Gott. Auf dem Tisch lagen zwölf Schaubrote, der Brustschild des Oberpriesters hatte zwölf kostbare Steine, die Anzahl der Stämme.

In der Alexandrinischen Epoche deutete Philon (20 v. Chr. bis etwa 54 n. Chr.) Eins als den Schöpfer, Zwei als die Spaltung oder die Geschöpfe, Drei als Körper oder als das göttliche Wesen nebst den Grundbegriffen beider, Vier als Vollkommenheit, usw.

Die Bedeutsamkeit und Heiligkeit, die die Zahl im Altertum gehabt hatte, erneute sich im ersten Christentum, wovon die bildlichen Darstellungen in den Grufträumen Zeugnis ablegen. Teils in überkommener Weise, teils in erneuter Bedeutung wurde die alte Zahlen-Symbolik auch in Beziehung auf Bauen und Bauwerk ausgenutzt und ausgedeutet. Umfangreiche Untersuchungen in neuerer Zeit namentlich von Ludwig Keller ("Bibel, Winkelmaß und Zirkel", "Latomien und Loggien", "Die heiligen Zahlen und die Symbolik der Katakomben", "Bauhütten- und Hüttengeheimnisse") ergeben Max Schlesinger zufolge, daß nicht an erster Stelle die Bilder selbst, sondern ihre regelmäßigen Wiederholungen als heilige Lehrzeichen zu betrachten sind, indem vielfach als Ersatz der Sinnbilder einfach Punkte und Linien, Dreieck und Viereck, Kreis und Halbkreis und andere aus diesen zusammengesetzte Figuren eintreten. Auch die Kultformen gehen von regelmäßig angeordneten Punkten und von deren Verbindung zu Linien aus. Die so entstandenen geometrischen Lehrbilder wandelten sich alsdann teils zur Verhüllung vor Gegnern, teils zur Verdeutlichung für die Mitglieder der Vereinigung, aber wohl auch aus künstlerischem Drang, in Sachsymbole - die Einzahl als Linie wurde zum Stab und Zepter, dem irdischen Abbild der Macht. Drei Punkte, zum Winkelmaß verbunden, gaben das Symbol für Vernunft, für Kenntnis und Selbstbeherrschung.

Die dreimal vereinigte Dreizahl, die man häufig auf den Außenwänden der Grabkammer findet, deutet wahrscheinlich auf das Planetensystem und bildet durch geschickte Linienführung das Svastikakreuz.
Die Zweizahl, das irdische Dasein bezeichnend, führt in der Verdoppelung zum Viereck, das einen abgeschlossenen Raum darstellt, u. zw. als Quadrat Haus oder Tempel, als Rechteck die irdische Wohn- und Offenbarungsstätte Gottes.
Die Fünfzahl, die, mit der Rose verbunden, die Gräber der altchristlichen Welt schmückt oder als Kreuz erscheint, deutet auf die Vollendung, die höchste Weisheit, welche Welt und Tod überwunden hat - in Verbindung mit dem Rechteck bezeichnet diese Figur, die sich später in das Bild der Sanduhr verwandelt, die Vereinigung der Lebenden mit den Dahingeschiedenen, die Unsterblichkeit. Die heilige Sieben ist das Abzeichen dessen, der die Weihen erhalten hat, und deutet auf die Sternenwelt; dazu tritt der bekrönte Sonnenkreis als die zeugende Kraft und der Halbkreis des Mondes als Empfängerin des Lichts, überhaupt als empfangende, leidende Persönlichkeit.

Die geometrischen Zeichen, die grübelnde Geister, die Gott als Erbauer des Weltalls und dieses als Bauwerk (Tempel) sahen, in Bilder von Werkzeugen umdeuteten, wurden von den späteren größeren religiösen Bewegungen bewahrt und überliefert. Das solcher symbolisierenden Richtung besonders zugewandte Mittelalter versetzte die in der Baukunst gebräuchlichen Zahlen (und Figuren) neben ihrer sachlichen Bedeutung wieder in das Gebiet der Sittenlehre. Die Zeichen fanden moralische Verwendung, indem sie von den Meistern als Richtschnur, von den Gesellen und Lehrlingen als Wegweiser auf dem Weg der Erkenntnis angesehen wurden und allen Bauleuten als Sinnbilder tiefer Weisheit erschienen.

Hierher gehören auch die Theorien über den "gerechten Steinmetzengrund", die geheimgehaltenen fachlichen Symbole der großen Kirchenbauer des Mittelalters und ihre Schönheitsregeln. Viollet le Duc führt die baulichen Proportionen auf das Dreieck zurück, Boisserée sah in dem vom gleichseitigen Dreieck abgeleiten Seckseck, den geheimen Steinmetzengrund der Triangulatur; für Knauth ergab sich das Quadrat mit dem auf der gleichen Grundlinie eingezeichneten Dreieck als Grundform für das Straßburger Münster. Die Proportionsmethoden beschränkten sich im wesentlichen auf Quadratur und Triangulatur (Knauth). Das System ist also geometrisch; es steht jedoch infolge seiner Eigentümlichkeit an der Grenze des arithmetischen einfachen Zahlensystems. So gelangten die Zahlen, besonders Drei und Vier, nachdem man ihre erhebliche Bedeutung für die Gesetze der Schönheit erkannt hatte, auch von dieser Seite in die Symbolik. Der Schönheitswert wurde wiederum zum Merkmal für sittliche und religiöse und Naturauffassung.

Schon Plutarch sah die Fläche innerhalb des Dreiecks als einen für alle Welten gemeinsamen Herd an, er heißt das Feld der Wahrheit. In demselben liegen die Gründe, Gestalten und Urbilder aller Dinge, die jemals existiert haben und noch existieren werden, unbeweglich. Wie einst Symbol der Vollkommenheit und ewigen Weisheit, wurde die Drei in der christlichen Kirche zum Sinnbild der göttlichen Dreieinigkeit, und die heidnische Bedeutung der Vier wurde unverändert als Symbol der Welt und Natur mit neu empfundener Berechtigung beibehalten (Max Schlesinger, "Geschichte des Symbols").

In der Freimaurerei findet sich die Zahlensymbolik von allem Anfang an; eine ganze Reihe der "heiligen Zahlen" erlangten und behielten in ihrer Ritualistik Bedeutung.

Im altenglischen Katachismus steht eine Fragereihe, die sich auf die Zahlensymbolik der Freimaurer zusammenfassend bezieht:

"Welche Anzahl macht eine Loge?
Antwort: drei, fünf, sieben oder elf.
Warum drei:
weil drei Großmeister die Welt bildeten und also auch den kostbarsten Teil der Architektur, den Menschen, der so vollkommenes Ebenmaß hat, daß die Alten ihre Architektur nach denselben Regeln anfingen. (Unter den drei Großmeistern ist zu verstehen: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist.)
Zweitens?
Es waren drei Großmeister beim Bau des Salomonischen Tempelbaus (Salomo Hiram v. Tyrus und Hiram Abif).
Warum machen fünf eine Loge?
Weil jeder Mensch fünf Sinne hat.
Warum machen sieben eine Loge?
Weil es sieben freie Wissenschaften gibt.
Warum elf?
Weil nur elf Patriarchen waren, als Josef verkauft und vermißt wurde, ferner, weil nur elf Apostel waren, als Judas Christum verraten hatte"

Drei

Von besonderer Wichtigkeit ist die Dreizahl, die auch in der Figur des Dreiecks zur Anwendung gelangt. Als vollkommenstes Dreieck verehrt man in der Symbolik (nicht nur in der freimaurerischen!) das gleichseitige. Es ist das Symbol des Unendlichen, der göttlichen Vollkommenheit und zeigt sich in unendlich vielen Zusammenstellungen mit anderen Symbolen, die alle auf die Gottheit hindeuten. Aus dem Dreieck entwickelte sich die älteste Form des Buchstabens Alpha. Im Tempel der Freimaurer bilden die drei Säulen ein rechtwinkeliges Dreieck, und ihre symbolischen Deutungen sind: Weisheit, Schönheit, Stärke, oder das Wahre, Schöne, Gute.

Ähnliche dreifache Zusammenstellungen:

Ägypten: Isis, Osiris, Horus;
Babylonier: Ana, Bel, Trias, die drei Gottheiten und ihnen entsprechend: Lufthimmel, Erde, Ozean;
Indien: Brahma, Wischnu, Schiwa;
Veda-Religion Indiens: Indra, Varuna, Mitra.
In der Bibel vielfach die Symbolik der Dreizahl.
Christentum: Vater, Sohn, Heiliger Geist;
Kabbala: Urgrund, Uridee, Urwille;
Germanen: Wodan, Donar, Tius;
Philosophie Philons: Gott, Weisheit, Verstand;
Luther: Stoff, Form, Wirkung;
Hegel, die drei Seinsarten: Ansichsein, Dasein, Fürsichsein;
Glaube, Liebe Hoffnung,- dreimal Selig des christlichen Segens;
die drei Nägel der Passion;
Anfang, Mitte, Ende;
Denken, Fühlen, Wollen;
Geometrie: drei Dimensionen: Länge, Breite, Höhe;
Musik: der Dreiklang;
ferner: Wurzel, Stamm, Krone;
Volksmund: Aller guten Dinge sind drei.

Die Zahl 3 findet besonders in der Ritualistik des Lehrlingsgrades, auf dem sich alle übrigen aufbauen, reiche Verwendung (s. → Ternar). Drei hammerführende Beamte, Meister und zwei Aufseher, leiten die Loge. Die drei großen Lichter, Bibel, Zirkel und Winkelmaß, liegen auf dem Altar, die drei Lichter der Weisheit, Schönheit und Stärke brennen um den Teppich, der z. B. im System der Großen Loge von Preußen vier Reihen zu je drei Werksymbolen aufweist. Das Freiburger Ritual unterscheidet die drei großen Lichter (Gott, Mensch, St.-Johannis-Licht), drei mittlere Lichter (Religion, Moral, Verdienst), drei kleine (Weisheit, Schönheit, Stärke). Die Loge unterscheidet drei bewegliche und drei unbewegliche Kleinodien, drei Zieraten (flammender Stern, der Fransenbehang und das musivische Pflaster), unterschieden werden die drei starken Schläge und die drei Weiheschläge (Gr. L. L. v. D.), drei Reisen, drei Schritte, bei der Angabe des Lehrlingsalters spielt die Dreizahl eine bedeutungsvolle Rolle, die Erkennungszeichen bilden eine Trias, in der selbst wieder die Dreizahl verwendet wird. Erwähnt seien weiters die drei Fenster, in der Lehrart Zinnendorfs, die dreigestaffelte Entwicklung des Lehrganges in Johannisloge, Andreasloge und Kapitel, die drei Unterschiede, die drei Gebote (Glaube, Liebe und Hoffnung), die drei Meisterzeichen, drei Materialien (Kreide, Kohle, Feuer), die "drei merkwürdigen Schritte" im Meistergrade, die dreifach geknotete Schnur, die Symbolisierung der drei Regenten der Loge (Sonne und Mond und der M. v. St.). Die drei Johannisrosen symbolisieren Licht, Liebe, Leben. Drei Rosen trägt der Meisterschurz. Daß Zinnendorfsche Gebrauchtum unterscheidet weiters drei Grundursachen (Natur, Religion, Stärke).

Mit drei Punkten symbolisiert der Freimaurer die Stellung der drei Lichter, daher Dreipunktebrüder, die Form der Kelle ist dreieckig, die Salve ist ein Dreitakt, beim Gesundheittrinken wird das Glas im Dreieck bewegt, aus drei Stücken besteht die maurerische Bekleidung usw. Die drei Grade der Johannismaurerei, die zugleich die drei Lebensalter symbolisieren oder die drei Erfahrungsstufen, werden in einem Multiplum von Drei von den Hochgraden überbaut. Daher die 33 Grade des A. u. A. Schottischen Ritus und die 90 Grade des MemphisRitus.

Daß die Gottheit durch die Dreizahl und das Dreieck so häufig symbolisiert wird, hat seinen Grund im mosaischen Gesetz, welches im zweiten Gebot die bildliche Darstellung Gottes verbietet. Man stellte also nicht Gott selbst, sondern seine Eigenschaften dar. Erst in neuerer Zeit finden wir in semitischen und christlichen Ländern Bilder und Statuen, die Gott oder Jesus darstellen. Auf einem uralten Bilde im Kloster auf dem heiligen Berge Athos ist das Haupt Gottes statt des Strahlenkranzes mit dem Dreieck umgeben.

Vier

Die ebenfalls bedeutsame Vierzahl manifestiert sich vor allem im Rechteck, dem "länglichen Viereck" des Rituals. Es symbolisiert den Kosmos, die durch Raum und Zeit begrenzte Welt. Das Rechteck, als Haus oder Tempel gedeutet, ist in manchen Systemen das Symbol der irdischen Wohnstätte Gottes.

Die Vierzahl hat auch in zahlreichen Verbindungen ihre Bedeutung:

4 Himmelsrichtungen,
4 Temperamente,
4 Tageszeiten,
4 Jahreszeiten,
4 Mondphasen,
4 Evangelien,
die 4 Elemente: Feuer, Wasser, Luft und Erde, an die die Wissenschaft bis zum Mittelalter glaubte.

Die Babylonier kennen 4 Paradiesströme. Die indischen Brahmanen nennen 4 Tugenden: Sanftmut, Duldung, Selbstbeherrschung, Freigebigkeit. Ferner bei Plato: Weisheit, Stärke, Mäßigkeit, Gerechtigkeit. Im Katechismus der alten englischen Bauhütten wird verlangt: Mäßigkeit, Standhaftigkeit, Klugheit, Gerechtigkeit. Die Druiden der Kelten dachten sich die Erde als Quadrat. Zur Vierzahl gehört auch der Kubus, alle seine Seiten sind ja Quadrate. Steigerungen finden wir als Turm, der in drei bis sieben Stufen zu finden ist. Das Rechteck ist das Zeichen der Einzelorganisation, der Turm die Vereinigung zum geschlossenen System. Die Vier wird im freimaurerischen Ritual spärlicher verwendet: der Grundriß der Loge ist ein längliches Viereck, vier Himmelsrichtungen werden symbolisch erklärt. Das altfranzösische Ritual kennt vier Zeichen (Gutturale, Pektorale, Manuale und Pedestre). In der Zinnendorfschen Lehrart werden unterschieden vier Logenstunden (Mittag, Hochmittag, Mitternacht und Hochmitternacht). Ferner vier Gleichnisse (Sonne, Mond und die beiden Säulen) u. a.

Fünf

Die Fünfzahl, die heilige Pentas, ist durch Linienverbindungen als griechisches Kreuz zu finden. Häufiger ist das Pentagramm, der Fünfstern. Dieses uralte Zeichen mit 5 Spitzen, 5 Dreiecken und einem Fünfeck kann auch aus drei Winkeln oder Zirkeln angedeutet werden. Im Altertum ist es das Wahrzeichen der ägyptischen Priesterkaste, bei den Griechen als Salus Pythagorese, auch bei den Persern, dann als Talisman Mohammeds, als Drudenfuß der Kelten, bei den Templern angeblich als Götzenbild des Baphomet verehrt. Das Pentagramm oder Albenkreuz ist ein Symbol der Gesundheit, ist der irdische Garten Gottes, die Gefilde der Seligen, die himmlische Wohnung der zur Vollendung gelangten Seelen. Wir finden es als Schmuck an Säulen und Kapitälen, als Umdeutung zu Pflanzen: als Rose, Lilie, Lotosblume und Weinblätter mit Trauben, ferner in Verbindung mit dem griechischen Kreuz als Schmuck auf den Gräbern der antiken und christlichen Welt. In der Freimaurerei ist das Rosenfest ein Höhepunkt des Logenlebens. Zu erwähnen sind noch die 5 Sinne, die Speisung der 5000 mit 5 Broten, die Pyramide mit 5 Ecken.

Die Fünf wird besonders im Gesellengrade verwendet. Daher im neufranzösischen Ritual fünf Reisen, fünf symbolische Begleitwerkzeuge, der flammende Stern ist fünfzackig. Außerdem fünf Ordnungen der Baukunst, fünf Sinne, im altfranzösischen Ritual auch fünf Erkennungszeichen, oder Hauptzeichen, schließlich die fünf Punkte vollkommener Meisterschaft und die fünf Meistertugenden.

Sieben

In einer sehr ausführlichen Arbeit über die für die Freimaurerei neben der Dreizahl wichtigste Siebenzahl im Geistesleben der Völker hat Freiherr von Andrian (Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Band 31) die Zahl Sieben in der Folklore der verschiedensten Völker mit unübersehbar vielen Beispielen verfolgt:

7 freie Künste und Wissenschaften,
7-armiger Leuchter,
7 Festtage,
7 fette und 7 magere Jahre,
7 Tage im Bauche des Walfisches,
7 Kreuzesworte des Erlösers,
7 Bitten des Vaterunsers,
7 Sakramente,
7 Todsünden,
in den Märchen: 7 Schwaben, 7 Geislein, 7 Raben, Siebenmeilenstiefel, selbst im Kinderreim: "Wer will schöne Kuchen machen, der muß haben sieben Sachen".
Die Tonleiter hat 7 Töne,
der Regenbogen 7 Farben.

Im Altertum finden wir die Symbolik der Siebenzahl überall: Im Kult der Babylonier verehrt man die 7 Locken des Gilgamesch und die 7 Zweige des Lebensbaumes, die 7 Tore der Unterwelt und die 7 Regionen des Himmels haben große Bedeutung.

Der Ausdruck "im 7. Himmel" hat sich bis heute erhalten. Weiter nannte das Altertum die 7 Weltwunder, die 7 Schleier im Tanz der Salome, die 7 Weisen aus dem Morgenlande, Rom soll auf 7 Hügeln erbaut worden sein, von einem Vollmond zum anderen dauert es 4 mal 7 Tage, die Sternbilder des Großen Bären, des Orion, der Plejaden bestehen aus 7 Hauptsternen. Die heiligen Weihen der ägyptischen Mysterien hatten 7 Grade. Die Chaldäer bauten siebenstufige Tempel und bekleideten die Stufen mit verschiedenfarbigem emailliertem Stuck. Ähnliche Tempel, die uralt sind, fand man in Peru und Mexiko.

Den Gerichtsplatz der Kelten zierten 7 Eichen, den der Germanen 7 Linden. Die symbolische Verwendung der Sieben findet sich im englischen Ritual (siebenstufige Leiter), die dann auch in verschiedene andere Gebrauchtümer übergegangen ist. Die Leiter taucht auch in Hochgradsystemen (Ritter Kadosch) auf. Die Zinnendorfsche Lehrart kennt die sieben symbolischen Grade, 7 Abschnitte des Menschenlebens, 7 freie Künste und Wissenschaften, 7 Hauptfehler, 7 Laster, 7 Gaben des Geistes. In einzelnen Systemen auch 7 Schritte.

Neun

Die Neunzahl ist die dreimalige Wiederholung der heiligen Dreizahl (freimaurerisch 3x3). Die Neun als Mehrfaches der 3 hat eine alte kabbalistisehe Bedeutung (Ternario formatur, nonario dissolvitur). Neun Teile hat der Tempel Salomos, neun Schläge (Gr. L. L.), neun ist die Meisterzahl (Drei Weltkugeln), die Salve besteht aus 3x3 Schlägen, in 3x3 grüßt der Bruder den Bruder.

Zwölf

Schließlich die Zwölfzahl:

12 Stämme Israels,
12 Arbeiten des Herkules,
12 kleine Propheten,
12 Apostel,
12 Tore des himmlischen Jerusalem der Apokalypse, die allerdings hier als Produkt von 4x3 auftritt.

Die Zahlenmystik ist über die ganze Welt verbreitet, liegt somit in den primitivsten Denkvorgängen begründet. Levy - Bruhl ("Das Denken der Naturvölker") glaubt daher, daß dank der Struktur der niedrigen Gesellschaft selbst, wie auch der Geistesart, die mit dieser Struktur verbunden ist, die Kollektivvorstellungen prälogisch und mystisch sind und daß dies von den Zahlen, die in den Vorstellungen implizit enthalten sind, ebenso wie von ihrem übrigen Inhalt gilt. Auffallend ist jedenfalls, daß sich die Zahlenmystik nur auf die Zahlenreihe der ersten Dekade beschränkt (oder ihr Multiplum). Dies sind aber die Zahlen, die in den niedrigen Gesellschaften bekannt sind und dort ihren Namen erhielten.

Die Einteilungen der sozialen Gruppen des Menschen in Totems, in Clans, in Bruderschaften, die selbst wieder in bestimmte Teile zerfallen, schließen, wenn auch nicht ausdrücklich, dennoch stillschweigend bestimmte Zahlen ein, und haben wir nicht gesehen, daß diese Einteilungen mit ihren Zahlen sich auf die ganze vorgestellte Wirklichkeit erstrecken, auf alle Tiere, auf die unbelebten Gegenstände, auf die Sterne, auf die Richtungen des Raumes? Enthalten nicht die religiösen und magischen Institutionen, Glaubensmeinungen, Gebräuche fortwährend in diesen Teilungen, in diesen Klassifikationen selbst implizit die Zahlen, die eben ohne eigenen Ausdruck mitinbegriffen werden? (Levy Bruhl, l. e. 195.)

Die in der freimaurerischen Literatur wiederholt unternommenen Versuche, die Zahlensymbolik des Bundes mit jener der Pythagoreer, der Chaldäer, Magier usw. in Verbindung zu bringen, sind daher Stückwerk. Zahlenmystik geht, wie Schön ihre Ubiquität [Allgegenwart] in allen menschlichen Gesellschaftsformen beweist, auf eine dem gesamten Menschengeschlechte zukommende Eigenart primitiven Denkens zurück, auf jenes prälogische Denken, das dem logischen vorausgeht. Die Bedeutung der mystischen Zahlen ist daher auch nicht historisch, sondern nur ethnologisch und völkerpsychologisch zu verstehen.

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