Niederösterreich
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Niederösterreich
Eher katholisch-konservativ, jedenfalls kleinstädtisch und ländlich: eigentlich kein ideales Biotop für die Freimaurerei. Und dennoch gibt es seit den 1990igern mehrere Logen. Von Rudi Rabe.
Stand 2015:
Vier Logen der Großloge von Österreich, davon zwei in der Landeshauptstadt St. Pölten; und dort auch eine Loge des Droit Human.
Vier Logen der 'Großloge von Österreich': das klingt vergleichsweise wenig für ein Bundesland mit 1,6 Millionen Einwohnern. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass die im dicht besiedelten Wiener Umland ("Speckgürtel") ansässigen Freimaurer zwar in Niederösterreich wohnen, aber die meisten davon Mitglieder von Wiener Logen sind. Das macht statistisch wohl drei oder vier Logen aus. So gesehen ist die 'Freimaurerdichte' in Niederösterreich nicht niedriger als in den anderen Bundesländern: ausgenommen das nicht vergleichbare Wien, wo die österreichische Freimaurerei seit jeher ihren Schwerpunkt hatte.
Von diesen rund um Wien wohnenden Freimaurern und von Wienern mit Niederösterreichbezug gingen dann auch mehrere Initiativen zum Aufbau von Logen in Niederösterreich aus.
Erste Logengründung 1989
Den Anfang machten Brüder der Wiener Loge ‚Gleichheit’: Sie gründeten 1989 eine Loge in St. Pölten. Als Name schwebte ihnen zuerst ‚Sokrates’ vor, doch dann entschieden sie sich für ‚Jakob Prandtauer’: einer der berühmtesten österreichischen Barockbaumeister vor und nach 1700. Sein bekanntestes Werk ist das große Benediktinerstift Melk ganz in der Nähe von St. Pölten.
Der Aufbau der Loge war in mehrfacher Hinsicht eine Pionierleistung: Vor allem die Schaffung eines Domizils beschäftigte die Brüder über das erste Jahrzehnt hinaus. Nach mehreren Umzügen kam es dann in den Nullerjahren zu einer dauerhaften Lösung.
Aus der ‚Jakob Prandtauer’ entstand 1998 als zweite Loge in St. Pölten die ‚Rudolf II’, benannt nach einem Habsburgerkaiser, der um 1600 in Prag residierte und ein bedeutender Förderer von Kunst und Wissenschaft war. Politisch war er tolerant, versuchte er doch, einen Ausgleich zwischen den Katholiken und den Protestanten zu erreichen. Die 'Rudolf II' ist gegenwärtig (2015) in Niederösterreich die größte Loge.
Ebenfalls von Wiener Brüdern mit Niederösterreichbezug wurde im Jahr 2000 im Bezirk Mödling (südlich von Wien) die ‚Ex Oriente Lux’ gegründet. Und 2009 ging aus der 'Rudolf II' die ‚Unitas Solidaris Danubiae’ im Bezirk Krems (nördlich von St. Pölten) hervor.
Spuren im 18. Jahrhundert
Damals war das heutige Niederösterreich so etwas wie die Versorgungskammer der Hauptstadt: mit leibeigenen Bauern und herrschaftlichen Schlössern. Auf einigen dieser adeligen Anwesen scheint es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kurzlebige Schlosslogen gegeben zu haben, wie in jener Zeit ja überhaupt der Adel ein wesentlicher Träger des Logenwesens war. Darüber ist aber wenig bekannt - mit einer Ausnahme: der Freimaurertempel im Barockschloss Rosenau bei Zwettl (150 Kilometer nordwestlich von Wien). Eingerichtet hat ihn Leopold Christoph Graf von Schallenberg in den späten 1730iger Jahren. Später wurde der Tempel vergessen aber in den 1970igern wiederentdeckt und revitalisiert. Heute ist er Teil eines Freimaurer-Museums und eines Schlosshotels.
Ein Kuriosum aus dem späten 18. Jahrhundert: Die Strikte Observanz, eine der freimaurerischen Seltsamkeiten jener Zeit, nannte ihre Wiener Provinz nicht mit dem Klarnamen Wien, sondern St. Pölten.
Andere Bundesländer
- Steiermark: 5 Logen der GLvÖ und 2 des DH in Graz.
- Kärnten: 5 GLvÖ-Logen in Klagenfurt und Villach; 2 DH.
- Oberösterreich: drei GLvÖ-Logen und eine des DH in Linz.
- Salzburg: drei Logen der GLvÖ und eine des DH.
- Tirol: drei Logen des GLvÖ und eine des DH in Innsbruck.
- Burgenland: seit 1971 nach langer Pause eine GLvÖ-Loge.
- Vorarlberg: seit 2005 zum ersten Mal eine Loge.
Siehe auch
- Freimaurermuseum Rosenau im niederösterreichischen Waldviertel.
- Österreich
Links
- Webseite des Freimaurermuseums Schloss Rosenau bei Zwettl in Niederösterreich: >br> http://www.freimaurermuseum.at