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Version vom 11. Februar 2015, 11:45 Uhr
Wie sich die Freimaurerei in der oberösterreichischen Hauptstadt Linz entwickelte: von der ersten Logengründung 1783 bis zu den drei Logen 2014. Und dazwischen über ein Jahrhundert Dunkelheit. Von Rudi Rabe.
Der freimaurerische Inhalt dieser Seite basiert weitgehend auf einem Text von Gerhard Forsthuber aus dem Jahr 2005:
„Kleine Geschichte der Freimaurerei in Linz“. Weitere ausführliche Informationen über die Freimaurerei im allgemeinen und in Oberösterreich siehe unten bei den Links: Jahrbuch der Stadt Linz.
Stand 2014: Drei Logen der ‚Großloge von Österreich’ und eine des ‚Droit Humain’.
Inhaltsverzeichnis
Die erste Loge 1783 bis 1793
Die Geschichte der Loge ‚Zu den Sieben Weisen’ beginnt am Höhepunkt der Ausbreitung der Freimaurerei in den habsburgischen Ländern. Auslöser waren die Bestrebungen Kaiser Josephs II., die Einflüsse der benachbarten Kirchenprovinzen Passau und Salzburg auf die Verwaltung und das Schulwesen in ‚Österreich ob der Enns’ (Oberösterreich) zurückzudrängen. Das deckte sich mit freimaurerischen Vorstellungen. Mehrere führende Beamte, die Joseph II. in Linz neu ernannte, waren Mitglieder Wiener Freimaurerlogen.
Einer war der Philosophieprofessor Anton von Scharf. Er kam nach Linz mit dem Auftrag Ignaz von Borns, des berühmten Stuhlmeisters der Wiener Loge ‚Zur wahren Eintracht’, hier eine Loge zu gründen. Mit Hilfe von Brüdern aus Wien, Prag und Regensburg stiftete er 1783 die Loge ‚Zu den sieben Weisen’. Die Logenarbeit litt allerdings unter den damals herrschenden Richtungsstreitigkeiten zwischen den ausufernden Hochgradsystemen und der reformierten Freimaurerei mit nur drei Graden nach englischem Muster. Dennoch konnte sich die neue Loge etablieren. 1792 zählte sie 56 Mitglieder.
Während der Französischen Revolution stieg das Misstrauen der Mächtigen gegen alles Freidenkerische, also auch gegen die Freimaurerei. Und so befahl der reaktionäre Kaiser Franz I./II. die Selbstauflösung der österreichischen Logen. Am 17. Dezember 1793 kamen die Linzer Brüder diesem Verbot nach. Sie konnten sich jetzt nur noch privat treffen.
Es folgte nun eine lange Phase der masonischen Dunkelheit: Die Freimaurerei blieb in Österreich bis zum Ende der Monarchie 1918 zuerst rechtlich und dann faktisch untersagt.
Ein Freimaurerkränzchen 1911 bis 1934
Das absolute Freimaurerverbot der habsburgischen Administration wurde von 1867 an gemildert, weil jetzt der ungarische Teil der Monarchie das Vereinsrecht liberal handhabte. Dadurch war es von Wien aus möglich, über der nahen Binnengrenze sogenannte Grenzlogen zu gründen. In Linz scheiterten Ansätze dazu an der vom Linzer Bischof Rudigier geschaffenen reaktionären Atmosphäre.
Erfolgreicher war der im nahen Pregarten als Gemeindearzt arbeitende Viktor Rogner, Mitglied der Grenzloge ‚Eintracht’ in Preßburg (heute: Bratislava/Slowakei). Gemeinsam mit zwei Mitgliedern der Grenzloge ‚Schiller’ sammelte er die in der oberösterreichischen masonischen Diaspora lebenden Freimaurer und gründete 1911 ein sogenanntes Freimaurer-Kränzchen. Die meisten Brüder kamen aus der Schlaraffia. Während des Ersten Weltkrieges ruhten die Aktivitäten.
Das Ende der Monarchie brachte der Freimaurerei in Österreich wieder die Legalität. Am 8. Dezember 1918 trafen sich österreichische Freimaurer zur Gründung der ‚Großloge von Wien’. Diese bildete sich aus den bisher auf ungarischem Gebiet arbeiteten Wiener Grenzlogen.
Das Linzer Freimaurerkränzchen wurde 1922 reaktiviert. Wieder kamen die meisten Brüder aus der Schlaraffia. Differenzen mit der Großloge von Wien entstanden dann aber wegen der Einbindung von Ehefrauen in die rituelle Logenarbeit nach französischem Muster. Das Problem konnte gelöst werden, zu einer Logengründung reichte das personelle Reservoir jedoch nicht. Die Verschlechterung des politischen Umfeldes durch das kleriko-faschistische Dollfuß-Regime führte schließlich 1934 zur Auflösung des Kränzchens. Die Brüder konnten nur mehr auf gesellschaftlicher Basis zusammen kommen, und nachdem im Sommer 1937 bei einer Zusammenkunft im Gasthaus Elisabethbad ein Explosionskörper durchs Fenster geworfen wurde, gab es nur noch Treffen in privaten Räumen.
1949: Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg
Anlässlich der Lichteinbringung in die Wiener Loge ‚Gleichheit’ am 27. April 1948 betonte deren Stuhlmeister Anton Endstorfer die Notwendigkeit, das maurerische Gedankengut in die Bundesländer hinauszutragen, „der Boden sei dafür vorhanden ... Beweis dafür sei, dass die Loge ‚Gleichheit’ noch im Stadium ihrer Gründung mit einer Reihe von Suchenden aus Linz Fühlung aufgenommen hat. Die programmatische Bearbeitung dieser ersten Etappe für eine Logengründung in Linz soll die erste Aufgabe“ der Loge 'Gleichheit' sein.
In den allerersten Jahren der amerikanischen Besatzung ab 1945 bestand in Linz keine Möglichkeit für die Entfaltung maurischen Lebens. Doch als es dann besser wurde, war es dem deputierten Meister der Wiener Loge ‚Gleichheit’, Erich Blumberg (Foto unten), zu verdanken, dass die maurerische Besiedlung von Linz so rasch vor sich ging. In nur eineinhalb Jahren schaffte er es, vierundzwanzig Suchende und ein Mitglied der Wiener Sammelloge ‚Humanitas Renata’ (den Linzer Bürgermeister Ernst Koref) der Loge ‚Gleichheit’ zuzuführen. Diese Gruppe versammelte sich im Oktober 1949 zur Gründung einer Loge in Linz. Sie wählte Blumberg zum Stuhlmeister. Die Vereinsbehörde stimmte zu, und so entstand in Linz zum zweiten Mal die Loge ‚Zu den Sieben Weisen’.
Der maurerische Ehrgeiz Blumbergs stieß aber auch auf Unverständnis. Er wurde schon im November 1950 wieder abgewählt. Die zu rasch rekrutierte Bruderschaft war nicht homogen. Dennoch entwickelte sich die Loge. Anfang der 1960iger Jahre hatte sie 73 Mitglieder. Die Präsenz ließ aber zu wünschen übrig. In der Loge war zu viel politische Prominenz, die für maurerische Arbeit kaum Zeit hatte. Und so spalteten sich schließlich 21 Brüder ab und gründeten 1962 eine zweite Linzer Loge: die ‚Johannes Kepler’.
Mehrmals wechselten die Linzer Logen in diesen Jahrzehnten ihr Domizil bis sie in einem Neubau im Osten der Stadt landeten. Großzügige Spenden aus dem Kreis der Bruderschaft halfen, das Projekt schuldenfrei abzuwickeln.
2008 wurde schließlich eine dritte Loge gegründet: die ‚Johannes Reuchlin’.
Andere Bundesländer
- Steiermark: 5 Logen der GLvÖ und 2 des DH in Graz.
- Kärnten: 5 GLvÖ-Logen in Klagenfurt und Villach; 2 DH.
- Niederösterreich: vier GLvÖ-Logen verteilt im Land.
- Salzburg: drei Logen der GLvÖ und eine des DH.
- Tirol: drei Logen des GLvÖ und eine des DH in Innsbruck.
- Burgenland: seit 1971 nach langer Pause eine GLvÖ-Loge.
- Vorarlberg: seit 2005 zum ersten Mal eine Loge.
Siehe auch
- Österreich
- Das Ritual: Arbeiten – Feiern – Trauern : Ein Artikel von Gerhard Forsthuber aus Linz über das freimaurerische Ritual.
- Kurt Baresch
Links
- Jahrbuch der Stadt Linz 1998:
Dieser Link führt zu mehreren Abhandlungen über die Geschichte der Freimaurerei mit besonderer Berücksichtigung von Linz. Die Texte sind von folgernden Autoren: Gerald Fischer-Colbrie ("Die Revolution von oben", "Der nonkonforme Name", "Der Schillerbund"); Gerhard Forsthuber ("Innenansicht einer Loge"); und von Kurt Baresch ("Katholische Kirche und Freimaurerei").