Reguläre Großloge von Serbien: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 8. Februar 2016, 15:32 Uhr

Reguläre Großloge von Serbien

RGLS-Logo.JPG

Die serbische Freimaurerei hat eine alte aber labile Tradition: auch eine Tradition der Spaltungen, und das bis heute. Diese Seite behandelt vor allem die ‚Reguläre Großloge von Serbien’ (RGLS). Nur sie wird von der Großloge von England (UGLE) anerkannt. Von Rudi Rabe.

Die RGLS versteht sich als die legitime Nachfolgerin der nach dem Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) gegründeten Großloge von Jugoslawien. Dieser Staat entstand als Folge des Kriegs und umfasste die heutigen Republiken Serbien, Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzogowina, Montenegro, Mazedonien und Kosovo.

Begleitet von mehreren Kriegen zerfiel Jugoslawien ab 1991 nach und nach. 2006 erklärte sich schließlich auch die kleine Region Montenegro unabhängig, und so hörte die Idee eines weiterbestehenden Jugoslawien ("Restjugoslawien") nun endgültig auf zu bestehen. Obwohl in anderen Nachfolgestaaten Ex-Jugoslawiens wie Slowenien und Kroaten längst eigene Großlogen entstanden waren, blieb die ‚Reguläre Großloge von Jugoslawien’ bis zu diesem Zeitpunkt bei ihrem Namen. Doch nun änderte sie ihn auf ‚Regulären Großloge von Serbien’, was zu inneren Zerwürfnissen und der Abspaltung einer Minderheit führte (siehe unten: 'Andere Großlogen in Serbien').

33 Logen mit rund tausend Mitgliedern bekennen sich zur RGLS (2014). Nicht ganz zwei Drittel arbeiten in der Hauptstadt Belgrad; davon zwei nach fremdsprachigen Ritualen: eine in Englisch (‚Saint John’) und eine auf Deutsch (‚Lessing’).

Loze-pod-zastitom-RVLS.jpg

Tempel der 'Regulären Großloge von Serbien' in Belgrad.

Ein wenig Geschichte

In Südosteuropa gab es jahrhundertelang nur wenig Kontinuität: ganz anders als vor allem in Westeuropa aber abgesehen vom Zwanzigsten Jahrhundert auch anders als in Mitteleuropa. Es ist logisch, dass dies auch die Freimaurerei betraf, ist diese doch überall abhängig von gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen. Daher ist die Geschichte der serbischen Freimaurerei so vielgestaltig wie die Historie des Landes.

Georg Weifert ist in Serbien bis heute unvergessen:
Hier sein Konterfei auf einem 1000-Dinar-Schein.
Antifreimaurerische und zugleich antisemitische Propaganda in Serbien während des Zweiten Weltkriegs: Der (namenlose weil geheime) jüdische Freimaurer wird als Drahtzieher des Krieges dargestellt. Er hat die deutschen Kriegsgegner Stalin (links) und Churchill (rechts) an den Marionettenfäden. Dasselbe Sujet wurde auch im Deutschen Reich verwendet. - Jugoslawien war 1941 von den Armeen Hitlers und Mussolinis erobert und geteilt worden; Serbien wurde zu einem hitlerhörigen Vasallenstaat.

Spotlights

  • Die ersten Logen entstanden und verschwanden schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts als das Land noch ein Teil des Osmanischen Reiches war. in Belgrad gab es damals eine Loge mit Würdenträgern von Staat und Kirche; sie soll in türkischer Sprache gearbeitet haben. Hinter den meisten Gründungen standen Ausländer. So blieb es auch, nachdem Serbien 1817 ein teilunabhängiges Fürstentum wurde, woran nicht zuletzt Freimaurer mitgewirkt hatten.
  • 1878: Serbien wurde als Fürstentum und bald darauf als Königreich voll unabhängig. Jetzt entwickelte sich die Freimaurerei schnell. Die Logen blieben jedoch unter dem Einfluss ausländischer Großlogen.
  • Georg Weifert: Industrieller und Philantrop (banatdeutscher Abstammung), führender Freimaurer und Großmeister vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Er sorgte 1912 dafür, dass die serbischen Freimaurer vom Ausland unabhängig wurden, vor allem von der ungarischen Großloge, die damals in der Donaumonarchie und darüber hinaus in Serbien bestimmend war. Und 1922 war Georg Weifert einer derjenigen, der im neugegründeten Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (später Jugoslawien) die Großloge von Jugoslawien gründete.
  • In den Staaten der Kriegsverlierer Deutschland, Österreich und Ungarn wurden die serbischen Freimaurer nach der Niederlage 1918 beschuldigt, das Attentat von Sarajevo (= Anlass für den Ersten Weltkrieg) von Belgrad aus gesteuert zu haben. Bewiesen wurde das nie. Dennoch geistert das 'Freimaurer-Komplott Sarajevo' bis heute durch die antifreimaurerische Literatur. Richtig ist, dass die damals französisch orientierte und daher politischere Freimaurerei Sebiens beim Aufbau des Landes bis 1914 eine gewisse Rolle spielte.
  • Während des Zweiten Weltkriegs war Serbien von Hitlertruppen okkupiert. Wie in anderen besetzten Staaten war alles Masonische verboten. Und es gab eine aggressive Propaganda gegen die Freimaurer: Wo die Nazis herrschten, wurde der Krieg in eine antideutsche jüdisch-freimaurerische Verschwörung umgelogen.
  • Nach dem Krieg gab es im kommunistischen Jugoslawien des Präsidenten Josip Broz Tito nach dem Vorbild fast aller kommunistischer Staaten (Ausnahme: Kuba) keine Freimaurerei. Sie war verboten und konnte erst nach dem Tod Titos 1980 und dem Zerfall des Staates ein weiteres Jahrzehnt später ab den 1990iger Jahren wieder aufgebaut werden: zuerst 1990 mit Hilfe der 'Vereinigten Großlogen von Deutschland'. Ein Jahr danach folgte die Anerkennung der neuen jugoslawischen Großloge durch die englische UGLE.

Andere Großlogen in Serbien

VGLS-Logo

Neben der RGLS gibt es auch die kleinere Vereinigten Großlogen von Serbien (VGLS): Sie meldet etwa 15 Logen und 450 Mitglieder (2014). Die VGLS erhebt ebenfalls den Anspruch, 'regulär' im Sinne der Engländer (UGLE) zu sein. Das mag subjektiv in Ordnung gehen. Dennoch erkennt die UGLE nur die die RGLS an. Weitere ungefähr 140 Großlogen auf der ganzen Welt folgten diesem Beispiel.

Die VGLS entstand 2006, als sich die vormalige 'Reguläre Großloge von Jugoslawien' als Folge der staatlichen Neuordnung am Balkan (zuletzt: Unabhängigkeit von Montenegro) in 'Reguläre Großloge von Serbien' umbenannte. Das scheint einem Teil der Brüder aus politischen Gründen nicht recht gewesen zu sein, also haben sie sich getrennt und sich mit Brüdern der damaligen 'Nationalen Großloge von Serbien und Montenegro' zur VGLS zusammen geschlossen.

Schließlich wird in der ziemlich unübersichtlichen masonischen Landschaft Serbiens auch noch die 'Nationale Großloge von Serbien' mit 12 Logen und 300 Mitgliedern genannt (2014).

Siehe auch

Links