Selene zu den drey Thürmen

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Geschichte

Kurze Geschichte der Freimaurerei in Lüneburg von 1775 bis heute

Text: Arnold Grunwald


Wer über die Geschichte der Freimaurerei in Lüneburg berichten möchte, kann sich auf drei Chroniken beziehen und zwar auf eine Chronik aus dem Jahre 1815 von August Dempwolff, eine Chronik aus dem Jahre 1884 von Carl Heypke und eine Chronik aus dem Jahre 1810 von Arthur Zechlin. Die älteste Chronik von August Dempwolff ist eine Handschrift, deren Original im "Museum für das Fürstentum Lüneburg" aufbewahrt wird. Sie umfaßt 171 in Sütterlin geschriebene Seiten und ist niemals veröffentlicht worden.

Alle Archivunterlagen der Loge, die von den Nationalsozialisten nach dem Verbot der Freimaurerei im Jahre 1935 geraubt wurden, sind bis jetzt im Besitz des "Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz" in Berlin. Wer sich für die Geschichte der Freimaurerei in Lüneburg interessiert, kann auf die Chronik von Arnold Grunwald zurückgreifen, die unter dem Titel "Geschichte der Freimaurerei in Lüneburg von 1775 – 2000" erschienen ist.

Für den Abend des 16. Januar 1775 hatte sich eine Gruppe von Männern zu einem heimlichen Treffen in einem Lüneburger Gasthaus verabredet. Das Treffen war seit langem vorbereitet. Als Treffpunkt war eine Gastwirtschaft am Markt ausgewählt, die damals "Auf dem Schütting“ hieß. Der Inhaber des Lokals, ein Herr Thomsen, war eingeweiht. Er stellte der Gruppe einen Raum zur Verfügung, zu dem an diesem Abend kein anderer Gast Zutritt hatte.


Es versammelten sich 13 hiesige Freimaurer, von denen 9 dem hier stationierten Regiment von Goldacker zugehörten. Das Licht wurde von dem Dragonerkapitän Anton Detlev von Schönermark, Mitglied und 1. Aufseher der Loge "Zur goldenen Kugel" aus Hamburg eingebracht. Er traf schon am 14.1.1775 in Lüneburg ein, um zwei Fähnriche des Regiments von Goldacker ohne eine Logenarbeit als Freimaurer aufzunehmen und um die Vorbereitungen zur Installationsfeier in die Wege zu leiten. Zu seiner Unterstützung zog er noch folgende 4 Brüder der Loge "Zum Krokodil" aus Harburg hinzu:

Die Gruppe traf zusammen, um eine Freimaurerloge in Lüneburg zu gründen. Und das geschah auch an diesem Abend. Die Loge erhielt den Namen "Zur goldenen Traube". Es ist nicht zu ergründen, warum sich die Loge diesen Namen gab.
Die Brüder wählten den Leutnant Georg Friedrich Jakob von Cronhelm zum ersten Mstr. v. Stuhl. Detlev von Schönermark hatte schon vor der Installationsfeier Kontakte zur "Großen Landesloge" in Berlin aufgenommen, so daß die Konstitutionsurkunde sehr schnell in Lüneburg eintraf und mit dem Datum des 24.1.1775 ausgestellt ist. Der Landesgroßmeister Johann Wilhelm von Zinnendorf hat die Urkunde persönlich unterzeichnet.
Lüneburg war im 18. Jahrhundert ein Ort, der immer wieder als Garnisonsstadt für Truppen aus aller Herren Länder genutzt wurde. Das Kurfürstentum Hannover bildete seit 1714 eine Personalunion mit dem Königreich von England, da der Kurfürst von Hannover, Ernst August, aufgrund verwickelter Verwandtschaftsverhältnisse zum König von England erhoben worden war. In der damaligen Zeit war die Freimaurerei in den europäischen Armeen sehr verbreitet.


Foto: Thorsten Philippi

So ließe sich vielleicht erklären, dass sehr viele Offiziere aus dem in Lüneburg stationierten kurhannoverschen Regiment von Goldacker zu den Begründern der Lüneburger Freimaurerloge gehörten. In den Jahren 1774 bis 1778 wurden im Raum Hannover mehrere Logen installiert. Und zwar handelt es sich um folgende Logen:



Alle diese Logen haben sich nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, der "Provinzialgroßloge Friedrich" in Hannover, oder der "Großen Loge von Hamburg", sondern der "Großen Landesloge von Deutschland" in Berlin angegliedert. Als am 30.4.1777 eine "Provinzialloge der GLL" Berlin in Hamburg begründet wurde, schlossen sich diese Logen der "Provinzialloge in Hamburg" an. Sie nahmen nicht das System der damals weit verbreiteten "Strikten Observanz" an.

Adolf von Spörcken, der 1777 der erste Großmeister der neuen Provinzialgroßloge der GLL in Hamburg geworden war und 1778 Mstr. v. Stuhl der Lüneburger Loge wurde, spielte bei der Gründung dieser norddeutschen und auch der Lüneburger Loge eine besondere Rolle. Er ist der Ideengeber für die Gründung. Er war ein ehemaliger Schüler der Ritterakademie in Lüneburg.
Alle Logen in Kurhannover, die mit dem Namen Adolf von Spörcken in Zusammenhang gebracht werden, gehören in der damaligen Zeit einer Reformidee an, die von der Loge "Zum goldenen Zirkel" in Göttingen ausging, in der Adolf von Spörcken wahrscheinlich aufgenommen war. Diese Reformidee richtete sich gegen die Besonderheiten der "Strikten Observanz", der fast alle deutschen Logen folgten. Adolf von Spörcken und seine Freunde hielten dagegen das "Zinnendorfsche System" der Großen Landesloge für originär.

Das Logenleben verlief anfangs vielversprechend, da neue Brüder aufgenommen werden konnten. Aber schon am 6.11.1775 wurden 7 Brüder der Loge nach Gibraltar und Menorca versetzt, allesamt Offiziere des Regiments von Goldacker. Unter ihnen auch der Mstr. vom Stuhl von Cronhelm und drei andere Logenbeamte. Hier zeigte sich, dass der hohe Anteil von Militärs der Loge zum Nachteil wurde. Eigentlich hat sie sich von diesem Aderlass nie mehr erholt. An den Arbeiten in den nächsten Jahren nahmen immer nur zehn bis zwölf Brüder teil, oft auch weniger.

Das Logenleben erlahmte schon nach 5 Jahren und schlief im Jahre 1783 völlig ein. In diesem Jahr hatte die Loge nur noch drei Mitglieder, die in Lüneburg wohnten. Die Loge muss für die Jahre 1783 - 1803 als inaktiv bezeichnet werden. Sie bestand aber auch in dieser Zeit, da es hin und wieder zu Treffen der Brüder und auch zu vereinzelten Tempelarbeiten kam.

Während der napoleonischen Kriege wurde Lüneburg von 1803 bis 1805 von französischen Truppen besetzt. Im Jahre 1806 unterstand Lüneburg preußischer Besatzung. Von 1806 - 1810 kam es zur zweiten französischen Besatzungsperiode. Nach den Befreiungskriegen im Jahre 1813 gehört Lüneburg wieder zum Kurfürstentum Hannover, das nach dem Wiener Kongress zum Königreich aufgewertet wurde. In diese Zeit fallen besondere Ereignisse für die Loge in Lüneburg.
1803 wurde Lüneburg vom 27. französischen Jäger-Infanterie-Regiment besetzt. Der Führer dieses Regiments, Oberst Dessaix, war der Stadtkommandant in Lüneburg. In diesem Regiment gab es eine Feldloge mit dem Namen "Les enfants de Mars", die 1801 vom französischen "Grand Orient" eingesetzt worden war.

Der Mstr. vom Stuhl der Loge war Oberst Dessaix, der Stadtkommandant. Die Franzosen besetzten das einzige Gymnasium der Stadt, das Johanneum und richteten dort ein Lazarett und eine Loge ein. Sie luden die ehemaligen Mitglieder der "Goldenen Traube" und alle Freimaurer, die aus dienstlichen Gründen von anderen Orten nach Lüneburg versetzt worden waren, zu ihren Arbeiten ein. Die deutschen Mitbrüder waren wohlgelitten. Wenn ein Deutscher aufgenommen oder angenommen wurde, durften die deutschen Brüder die Tempelarbeit in deutscher Sprache durchführen. Insgesamt wurden 18 Brüder aus Lüneburg Mitglied der Loge "Les enfants de mars". So kam es, dass die Loge "Zur goldenen Traube" durch fremden Einfluss wieder aktiv wurde.

Nach Abzug des 27. französischen Infanterieregiments erlosch das Logenleben in Lüneburg zwar wieder, man hatte aber einen neuen Antrieb erhalten. Nach langen Vorbereitungen wurde am 12.5.1809 die Loge "Zur goldenen Traube" in Gegenwart von drei ehemaligen Mitgliedern und 16 besuchenden Brüdern in feierlicher Form wiederbelebt. Mit einer Ausnahme traten alle am gleichen Abend der Loge bei, so dass die Loge 18 Mitglieder hatte. Es waren zum großen Teil angesehene Bürger der Stadt. Die Loge war nicht mehr mit der Loge von 1775 zu vergleichen. Viele ihrer Mitglieder waren von Beginn an sehr aktive Freimaurer.
Als die "Große Landesloge" von der Aktivierung der Loge in Lüneburg erfuhr, forderte sie umgehend eine hohe Nachzahlung der Beitragsgebühren für die vergangenen Jahre. Das verärgerte die Lüneburger Brüder aufs Äußerste. Zudem wollte man nicht mehr nach dem "Zinnendorfschen Ritual" arbeiten. Die Lösung bestand darin, dass man sich der "Englischen Provinzialloge" in Hamburg oder Hannover anschloss. Nachdem man Erkundigungen in Hamburg eingeholt hatte, ergab sich nur eine Möglichkeit: Man musste die Konstitution an die "Große Landesloge" in Berlin zurückgeben und am besten eine neue Loge begründen. Nur so konnte man nach dem erwünschten "Schröder-Ritual" arbeiten und Mitglied einer humanitären Großloge werden.


Br. Soltau, ein Gelehrter, der von Petersburg nach Lüneburg gezogen war, nahm alles in die Hand, zumal er die besten Beziehungen nach Hamburg hatte, wo sein leiblicher Bruder Mstr. vom Stuhl der Loge "Ferdinande Caroline" war. Die Lüneburger erfuhren vom Großmeister der "englischen Provinzialloge", Br. Beckmann, volle Unterstützung. Der Chronist Dempwolff beschreibt den letzten Akt der "Goldenen Traube" mit folgenden Worten: "Nach beendigten Geschäften wurde die Loge "Zur goldenen Traube", nachdem sie seit ihrer Stiftung am 16. Januar 5775, 32 Jahre, 7 Monate und 24 Tage bestanden, und sich nur 72 mal in dieser langen Zeit versammelt hatte, ritualmäßig und für immer geschlossen."
Dieses geschah am 9. September 1809. Das Vermögen und die Ritualgegenstände wurden auf die neue Loge übertragen, die aber noch in Gründung war.

Konstitutionspatent

Foto: Thorsten Philippi

Die gleichen Brüder, welche die Loge "Zur goldenen Traube" schlossen, bemühten sich nun intensiv um die Begründung der Loge "Selene zu den drey Thürmen". Sie erhielten ein neues Konstitutionspatent mit der Nr. 9 vom Großmeister der Provinzialgroßloge Hannover, Herzog Carl zu Mecklenburg mit dem Datum des 27.12.1809. Dieses ist mithin der Gründungstag der Loge Selene. Das Schreiben erreichte Lüneburg aber erst im Februar 1810, so dass die Installationsfeier in Anwesenheit von 16 Brüdern erst am 9.5.1810 durchgeführt werden konnte. Das erste Mitgliedsverzeichnis der Loge Selene wurde am 7.11.1810 gedruckt und mit einem Begleitschreiben an andere Logen verschickt. Dort wird die Gründung und Installation der Loge in Lüneburg mitgeteilt.
In der nächsten Zeit arbeitete die Loge trotz der Kriegswirren normal. Als im Jahre 1811 das 61. und danach das 124. französische Regiment nach Lüneburg verlegt wurden, drängten zahlreiche französische Freimaurer in das Lüneburger Logenleben. Sie wurden Mitglied der Selene und versuchten diese nach ihrer Gewohnheit zu verändern. Im Ganzen hat die Selene 23 französische Mitglieder gehabt. Die Logenarbeiten wurden nun zumeist in französischer Sprache durchgeführt. Manchmal übernahmen die Franzosen die Leitung der Arbeiten und zelebrierten das Ritual des Grand Orient. Es kam vor, dass in einer Woche drei Logenarbeiten durchgeführt wurden, wobei es immer zu Aufnahmen und Beförderungen französischer Offiziere kam. Die Franzosen liebten an der Freimaurerei in erster Linie die häufig stattfindenden Tafellogen. Die Lüneburger waren gegenüber der Besatzungsmacht ziemlich wehrlos. Alles hatte ein Ende, als die Franzosen aus Lüneburg abzogen, um Napoleon in seinen Rußlandfeldzug zu folgen.


Als im Jahre 1812 Lüneburg aus dem Königreich Westphalen ausgegliedert und direkt der französischen Verwaltung unterstellt wurde, befürchtete man die zwangsweise Unterstellung unter den Grand Orient in Paris. Die Loge gab das Patent am 1.6.1812 nach Hannover zurück und schloss sich der Provinzialgroßloge von Hamburg an, die direkt der englischen Mutterloge unterstand. Von dort erhielt man ein neues Patent mit der Nr. 17.
Nach Zusammenbruch des napoleonischen Reiches verblieb man noch einige Zeit bei der Hamburger Großloge, mit der man so gute Verbindungen besaß. Die politischen Gegebenheiten machten es aber unumgänglich, dass man wieder zur Provinzialloge in Hannover zurückkehrte. Diese stellte der Loge Selene am 24.6.1816 ein neues Patent mit der Nr. 15 aus.
Am 2.11.1828 wurde die Provinzialloge von Hannover unter König Ernst August zu einer eigenständigen Großloge aufgewertet. Die Selene wurde damit automatisch eine Tochterloge der Großloge Hannover.
Die Loge befand sich in dieser Zeit in einem sehr guten Zustand. Die Mitgliederzahl wuchs schon im Jahre 1812 auf 57 Brüder an. Die nächsten 50 Jahre wird die Mitgliederzahl mit einigen Schwankungen etwa immer gleich groß bleiben. Erst ab 1870 wird sie bis 1930 ständig mehr Mitglieder haben.

Mitgliederzahlen

  • 1860 - 51 Mitglieder
  • 1870 - 71 Mitglieder
  • 1880 - 93 Mitglieder
  • 1924 - 128 Mitglieder
  • 1931 - 120 Mitglieder


Wilhelm Friedrich Volger

Die Lüneburger Loge hatte in den Jahren von 1828 bis 1873 über die unglaublich lange Zeit von 45 Jahren nur einen Mstr. vom Stuhl. Es war Wilhelm Friedrich Volger, Leiter des Realgymnasiums des Johanneums, zugleich ein Wissenschaftler, der über ein dutzend Werke zur Geschichte Lüneburgs hinterlassen hat und als Bürgervorsteher ein hohes Ansehen in der Stadt genoss.

Nach dem Tode Ernst August im Jahre 1951, der Großmeister der Großloge gewesen war, hatte dessen Sohn, Georg V, der "blinde König", nach einigem Zögern im Jahre 1857 das Amt des Großmeisters übernommen. König Georg V, ein absolutistischer Monarch, erzwang die Mitgliedschaft aller Logen zu seiner Großloge und führte das christliche Prinzip ein, zu dem auch gehörte, das Juden nicht aufgenommen werden durften. König Georg der V ließ sich am 14.1.1857 zum Lehrling aufnehmen, zum Gesellen befördern, zum Meister erheben und zum Großmeister wählen. Gleichzeitig wurde er Mitglied aller Tochterlogen. Im Matrikelverzeichnis der Loge Selene wird er bis heute unter der Nr. 88 geführt.

Zerschlagung des Königreichs Hannover

Ein großer Einschnitt für die Loge entstand nach der Zerschlagung des Königreichs Hannover im Jahre 1866 und dessen Eingliederung in das Land Preußen. Die Logen des aufgelösten Königreichs Hannover versuchten in Verhandlungen mit den Ministerien in Berlin als 4. Großloge in Preußen bestehen zu bleiben. Die Verhandlungen führten aber zu nichts.

In einem Schreiben vom 18.3.1868 wurden sie vom preußischen König scharf gerügt. Es wurde Ihnen aber frei gestellt, welcher preußischen Großloge sich die Einzellogen anschließen wollten. Die Logen aus Goslar und Osnabrück entschieden sich für die Großloge "Zu den 3 Weltkugeln", die Loge in Stade löste sich auf, alle anderen Logen des ehemaligen Köigreichs Hannover entschieden sich für die Großloge "Royal York von Preußen genannt zur Freundschaft". Die Selene erhielt ihr neues Patent Nr. 73 von der Großloge Royal York mit dem Datum des 9.6.1868. Dieser Großloge gehörte Lüneburg bis zu ihrer Zwangsschließung durch die Nationalsozialisten ununterbrochen an. Im Rückblick erwies sich diese Entscheidung als eher positiv, da sich die preußische Großloge "Royal York" relativ liberal verhielt und den Tochterlogen Zugeständnisse machte. So durften etwa die Lüneburger weiterhin nach ihrem "Schröder-Ritual" arbeiten.

Höchste Mitgliederzahl

In Deutschland erreichte die Freimaurerei ihre höchste Mitgliedzahl im Jahre 1928. Sie zählte damals 81.205 Mitglieder in 11 Großlogen. Die 3 preußischen Großlogen hatten 56.420 Mitglieder, d.h., dass fast 70% aller deutschen Freimaurer zu den christlichen preußischen Großlogen gehörten. Die GL GNML 3WK, war mit 22.690 die mitgliederstärkste Großloge, dicht gefolgt von der GLL (FO) mit 22.330 Mitgliedern. Die GL Royal York, die nach dem Kriege in der GL AFAM aufging, hatte 11.400 Mitglieder. Keine andere Großloge hatte auch nur annähernd eine so große Mitgliederzahl. Dass diese Großlogen nach dem 2. Weltkrieg zu mitgliederschwachen Großlogen wurden, liegt daran, dass ihre Tochterlogen fast ausschließlich auf dem Gebiet lagen, das nun zur DDR, Polen und Rußland gehörte. Die Großloge "Royal York genannt zur Freundschaft" verzeichnet in ihrer Geschichte immerhin 128 Tochterlogen. Dennoch musste sie sich 1954 im sog. "Coburger Abkommen" auflösen und der GL AFAM anschließen, da ihr nur noch vier Logen in Westberlin angehörten. Diese bestehen heute noch und bezeichnen sich intern als "Große Loge Royal York zur Freundschaft". Im Jahre 1998 feierten sie ihr 200. Stiftungsfest.


Im Jahre 1873 wurde der Steuerrat Carl Wilhelm Heypke Mstr. vom Stuhl, im Jahre 1893 der Chemiker Dr. Carl Friedrich Heintzel. In dieser Zeit begann die Planung eines eigenen Logenhauses und die Errichtung eines Baufonds. Als 1899 der Oberstudiendirektor Dr. Arthur Zechlin Mstr. vom Stuhl wurde, betrieb er diese Bemühungen mit großer Energie weiter. Am 24.5.1907 war Grundsteinlegung und schon am 1.9.1908 wurde der Bau amtlich abgenommen. Am 20.9.1908 fand eine große Einweihungsfeier mit Gästen aus zahlreichen Logen statt. 172 Brüder versammelten sich im neuen Logenhaus


Schaut man in das Mitgliederverzeichnis, so sieht man, dass es sich Lüneburger Bürger damals durchaus als Ehre anrechneten, der Loge anzugehören. Es waren Bankdirektoren, Fabrikbesitzer, Kaufleute, Ärzte, Anwälte und andere Personen aus dem gehobenen Mittelstand. Aber auch Pädagogen haben die Lüneburger Loge mitgeprägt. Denn die Pädagogen Wilhelm Volger, Arthur Zechlin, Arnold Amelungk und Ernst Nitsche haben zusammengerechnet der Loge 83 Jahre als Mstr. vom Stuhl vorgestanden.

Die dunkle Zeit

Die Zeit der Hetze gegen die Freimaurer begann nicht erst mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, sondern schon Mitte der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Der Psychoterror setzte ein, als die Propaganda "Juden, Freimaurer und Bolschewisten" in einem Atemzug nannte. In Lüneburg traten die meisten Brüder schon vor der Zwangsschließung aus der Loge aus. Mit Ausnahme der preußischen Großlogen lösten sich alle Großlogen im Jahre 1933 auf. Als letzte die Großloge von Hamburg am 30.7.1933. Die preußischen Großlogen versuchten durch Umbenennung in Ordensgruppen und durch Verhandlungen dem Verbot zu entgehen. Verfolgt man den unseligen Schriftverkehr, der ganze Bände füllt, so kommt man zu dem Schluss, dass sich diese Anbiederungsversuche an ein faschistisches System mehr als naiv ausnehmen. Die "Selene zu den drey Thürmen" wurde am 20.7.1935 geschlossen. Wie in allen Logen waren bei der Lichtlöschung Zeugen der Gestapo anwesend. Von den ehemals 106 Mitgliedern im Jahre 1932 waren im Jahre 1935 noch 28 Brüder verblieben. Von den 60 ordentlichen Mitgliedern hielten 20 der Loge auch während der Zeit des Nationalsozialismus die Treue. Unter ihnen auch Arthur Zechlin, der 32 Jahre lang Mstr. vom Stuhl der Loge war.

In den meisten deutschen Logenchroniken wird für die Zeit von 1935 - 1947, die man als "dunkle Zeit" bezeichnet, nichts berichtet. Für die Tochterlogen der preußischen Großlogen ist diese Zeit aber noch nicht das Ende der Logengeschichte. Es beginnt die Zeit der Liquidation des Logenvermögens, die sich noch über Jahre hinzieht.

Liquidation des Logenvermögens

In Berlin wurden für jede Großloge namhafte Freimaurer zu Liquidatoren bestimmt, in den Tochterlogen Hilfsliquidatoren. In Lüneburg war es der Schriftführer der Loge, Alfred Bellmann. Das Logenhaus wurde am 17.12.1936 für 25.000 RM an das "Museum für das Fürstentum" Lüneburg verkauft und bald als HJ-Musikschule eingerichtet. Das gesamte Liquidationsverfahren endet mit einem Kassenbericht vom 5.4.1938. Erst 1941 wird das Logenvermögen der preußischen Großlogen in Stiftungen überführt. Der Schriftverkehr erfolgt während der gesamten Zeit auf Logenpapier mit dem Siegel der Freimaurer, jedoch mit dem Zusatz "in Liquidation".

Nach 1945

Schon im Jahre 1945 werden die Freimaurer in Lüneburg aktiv. Besonders die späteren Mstr.v. Stuhl Alfred Bellmann und Wilhelm Junghärtchen bemühen sich um den Wiederaufbau der Loge. Am 4.8.1945 bittet Alfred Bellmann in einem Schreiben die Militärregierung um die Genehmigung von Zusammenkünften. Am 21.8.1947 erhielt die Loge die schriftliche Genehmigung zur Wiederaufnahme der Arbeiten. Die Wiedereröffnungsfeier fand am 31.10.1947 statt.

Die Loge hatte gleich wieder etwa 50 Mitglieder, da sie auch die 1933 ausgetreten Brüder als ordentliche Mitglieder zuließ. Die Militärregierung hatte die Bildung von Großlogen noch nicht gestattet.
Am 24.10.1948 konstituierte sich die "Landesgroßloge Niedersachsen", der sich die Selene anschloss. In dieser Zeit hofften viele Einzellogen aber noch, dass sich bald ihre ehemaligen Mutterlogen aus Berlin auch in den westlichen Besatzungszonen etablieren würden.

Vereinigte Großloge von Deutschland

Am 19.5.1949 wurde in der Frankfurter Paulskirche die "Vereinigte Großloge von Deutschland" (VGL) ins Leben gerufen. Diese Organisation ist der Vorläufer der Großloge AFAM und nicht mit der späteren VGLvD, der Dachorganisation der Großlogen von Deutschland zu verwechseln. Die Landesgroßloge Niedersachsen schloß sich der VGL an, wodurch die Selene auch Mitglied der VGL wurde.


Rechtsfähigkeit

Für die Lüneburger Loge sind diese Jahre ausgefüllt mit Anträgen auf Wiedergutmachung und der Suche nach dem Verbleib des geraubten Vermögens. Das Niedersächsische Innenministerium erteilt der Loge nach demütigenden Beweisforderungen am 26.4.1948 die Rechtsfähigkeit. Erst am 21.11.1950 ist die Stadt bereit, der Loge das Haus "rückzuübereignen". Die Anträge auf Wiedergutmachung ziehen sich über 10 Jahre hin. Am Ende werden der Loge im Jahre 1962 großzügig 10.000 DM zugestanden, wobei das Landgericht Hannover vermerkt, dass der Loge dieser Betrag eigentlich gar nicht zugestanden habe, da sie ihren Besitz ja freiwillig an die Nationalsozialisten verkauft habe.
In dieser Zeit bestand auch in der Öffentlichkeit ein großes Interesse an der Freimaurerei.

Vorträge

1950 hielt Bruder Prof. Dr. Ernst Horneffer einen vierteiligen Vortragszyklus über die griechische Philosophie, im Jahre 1952 einen dreiteiligen Vortragszyklus über Schiller im Logenhaus. Eintrittskarten waren in einer Buchhandlung zu erstehen und die Vorträge wurden von den Lüneburger Bürgern gut besucht. Auch sein Bruder August Horneffer kam zu Vorträgen nach Lüneburg, zu denen Nichtfreimaurer geladen waren. Zu solchen Veranstaltungen erschienen Anzeigen in der "Lüneburger Landeszeitung". Zudem wurde in jeder Freitagsausgabe der Zeitung die folgende Arbeit für die Freimaurerbrüder angekündigt. Es war eine Ehre, dem Freimaurerbund anzugehören. Der jährlich veranstaltete Freimaurerball war eine besondere Veranstaltung in der Stadt, zu der ein ausgelesener Kreis von Gästen geladen wurde.

Hanseatische Großloge

Am 24.6.1951 teilte die VGL die Bezirke neu auf. Lüneburg wurde dem Bezirk der "Hanseatischen Großloge" mit Sitz in Hamburg zugeteilt. Auch die Logen aus Bremen sollten zur "Hanseatischen Großloge" gehören, wehrten sich aber erfolgreich dagegen.
Vom 16.-19.4.1953 richtete die Selene den Großlogentag für die VGL aus. Die wichtigsten Beschlüsse auf dem Großlogentag waren: 1. Bis zum Ende des Maurerjahres am 24.6.1953 sind alle Landesgroßlogen aufzulösen. 2. Die VGL heißt ab sofort "Großloge der Alten Freien und Angenommenen Freimaurer von Deutschland" (GL A.F.u.A.M.v.D.). Die Selene wird Mitglied dieser Großloge. Noch immer hat sie aber ihre ehemalige Matrikelnummer der Großloge Royal York.

Vereinigten Großlogen von Deutschland

Am 14.9.1958 begründen nach langjährigen und zähen Verhandlungen die GL AFAM und die GL GLL FvD die "Vereinigten Großlogen von Deutschland - Bruderschaft der Freimaurer" (VGLvD) als Dachorganisation. Ihr schließen sich die amerikanisch-kanadische Provinzialgroßloge ACGL und die britische Provinzialgroßloge BFG an. Die Großloge GNML 3 WK wehrt sich gegen ihre Einvernahme in eine der Großlogen und schließt sich der VGLvD erst im Jahre 1970 an.

Die GL Royal York hat sich schon 1954 in dem sogenannten "Coburger Abkommen" der GL AFAM eingeordnet. Die Selene erhält von der VGLvD die Matrikelnummer 237. Diese Nummer hat nichts mit der Entstehung der Loge zu tun, sondern ist Ergebnis des neuerstellten Matrikelgefüges der VGLvD.

Am 1.6.1960 teilt die GL AFAM die Distrikte neu auf, wobei sie sich im wesentlichen an den Grenzen der Bundesländer orientiert. Ab nun gehört die Selene nicht mehr zum Distrikt Hamburg, sondern zum Distrikt Niedersachsen. Alle diese Zuordnungen sind niemals auf Antrag der Lüneburger Loge erfolgt, sondern wurden von der Großloge bestimmt.

In Lüneburg gab es in den Jahren von 1953 bis 1970 eine Deputationsloge mit dem Namen "Feste Burg im Osten". In dieser Loge, die den Namen einer ehemaligen Loge aus Danzig führte, hatten sich etwa 30 Brüder aus den Ostgebieten zusammengetan. Sie waren gleichzeitig Mitglieder folgender Logen:


"Selene zu den drey Thürmen" in Lüneburg,
"Zum weißen Pferd" in Hannover,
"Augusta zum helleuchtenden Stern" in Celle,
"Friederike zur Unsterblichkeit" in Stade,
"Wilhelm zum silbernen Anker" in Wilhelmshaven
"Leuchte im Norden" in Flensburg,
"Blücher" in Jever.

Die Deputationsloge verfügte nicht über eigene Räume, sondern versammelte sich immer im Lüneburger Logenhaus. Sie hatte während ihres Bestehens nur zwei Mstr. vom Stuhl. Ihr erster Mstr. vom Stuhl war Paul Ehmke aus Hannover, Vater des späteren Bundesministers Ehmke. Der zweite Mstr. vom Stuhl war Arthur Wendt aus Lüneburg, der bei der Selene gleichzeitig 1. Aufseher war. Nachdem 1970 fast alle Brüder dieser Loge verstorben waren, löste sich die Deputationsloge auf.
Vom 1. - 4.5.1975 veranstaltete die Selene eine 200-Jahrfeier mit einem großen Festakt im Fürstensaal des Rathauses. Man bezog sich damit nicht auf die Gründung der Selene, sondern auf die Gründung der "Goldenen Traube" im Jahre 1775.
Das Logenhaus wurde von Grund auf renoviert. Am 22.9.1980 fand unter großer Anteilnahme besuchender Brüder die Einweihung des neuen Tempels statt.


Am 15.1.1984 wurde wieder ein großes Stiftungsfest gefeiert. Dieses Mal hieß es "175. Stiftungsfest", wobei man sich auf die Gründung der Selene vor 175 Jahren im Jahre 1809 bezog. Welcher Tag zugrunde gelegt wurde ist nicht ganz klar. Jedenfalls liegt der 15.1. dicht am 27.12., dem Ausstellungstag der Konstitutionsurkunde. Aber schon am 13.1.1985 wird wieder ein besonderes Stiftungsfest gefeiert. Dieses Mal ist es das 210. Stiftungsfest in Bezug auf die Gründung der "Goldenen Traube."

Doppelsiegel

Der Mstr. v. Stuhl, 1979 – 1989, Br. Werner Faßnacht, unternahm alle Anstrengungen, dass die VGLvD den Beginn der Freimaurerei in Lüneburg auf das Jahr 1775 datieren möge und die Logen "Goldene Traube" und "Selene zu den drei Thürmen" als eine Einheit ansehen möge. In jahrelangen Verhandlungen mit der VGLvD, die von vielen Rückschlägen begleitet waren, gelang es ihm, dass die Großloge die ununterbrochene Freimaurerei in Lüneburg von 1775 bis heute anerkannte. Durch Dekret vom 21.9.1985 wurde die Matrikelnummer 237 gelöscht und der Selene die Matrikelnummer 88a gegeben. Seitdem führt die Loge ein Doppelsiegel, das die Siegel der "Goldenen Traube" und der "Selene" vereint.

Konstitutionsurkunde

Glückliche Umstände führten dazu, dass die Loge am 17.1.1988 auch in den Besitz der Konstitutionsurkunde von 1775 kam, die von der GLL in der Zeit des Nationalsozialismus nach Schweden gerettet worden war, und welche die GLL nun wieder nach Lüneburg zurückgab. Am 16.1.2000 feierte die Loge in Lüneburg ihr 225. Stiftungsfest.
Von 1775 bis heute hat es 33 Amtsperioden für die Stuhlmeisterschaften gegeben. Da einige Mstr. vom Stuhl mehrere Amtsperioden der Loge vorstanden, gab es in dieser Zeit 27 Brüder, die das Amt ausgeführt haben. Rechnet man nur die Zeit der Selene, so gab es 25 Amtsperioden mit 23 Brüdern als Mstr. vom Stuhl.

Die Konstitutionspatente der Loge in Lüneburg

Die Lüneburger Loge verfügte in ihrer langen Geschichte über mehrere Konstitutionspatente und gehörte verschiedenen Großlogen und Distrikten zu. Dieser Tatbestand ist zugleich ein Spiegelbild der deutschen Geschichte und der Stadtgeschichte von 1775 bis heute. Im Überblick führe ich die verschiedenen Patente und Zugehörigkeiten auf, die aus der wechselhaften deutschen Geschichte erklären lassen.

  • 24.01.1775: Die Loge erhält das Patent Nr. 21 der Großen Landesloge, Berlin,
  • 27.12.1809: Patentnummer 9 der Provinzialgroßloge Hannover,
  • 23.12.1812: Patentnummer 17 der Großloge Hamburg,
  • 24.06.1816: Patentnummer 15 der Provinzialgroßloge Hannover,
  • 09.06.1868: Patentnummer 73 der Großloge Royal York, Berlin,
  • 31.10.1947: Wiedereröffnung der Loge ohne Großlogenzugehörigkeit,
  • 24.10.1948: Mitglied der Landesgroßloge Niedersachsen ohne neues Patent,
  • 19.06.1949: Mitglied der VGL (später AFAM) ohne neues Patent,
  • 24.06.1951: Zugehörigkeit zur "Hanseatischen Großloge" (Distrikt der VGL),
  • 14.09.1958: Mitglied der VGLvD mit der Patentnummer 237,
  • 01.06.1960: Zugehörigkeit zum Distrikt Niedersachsen der VGL,
  • 21.09.1985: Zuteilung der Matrikelnummer 88a durch die VGLvD.

Geschichtlicher Überblick über die Freimaurerei in Lüneburg

1775
16. Januar. Gründung der Freimaurerloge "Zur goldenen Traube" im Gasthaus Schütting am Markt. (Ecke Bardowicker Straße - An den Brodbänken). Die Gründung wurde von Adolf von Spörcken, ehemaliger Schüler der Ritterakademie in Lüneburg und Gründer mehrerer Logen im kurhannoverschen Raum, mitinitiiert. Die Loge arbeitete unter der "Großen Landesloge" in Berlin.
1775
24. Januar 1775: Die Loge erhält ein Konstitutionspatent durch den Landesgroßmeister der GLL , Johann Wilhelm von Zinnendorf.
1777
Die Loge arbeitet im Hause des Br. Wolbrecht, An der Neuen Sülze.
1783
Von 1783 -1803 zeigt die Loge kaum Aktivität, ohne sich aber aufzulösen.
1803
Die französische Feldloge "Les Enfants de Mars" des "Grand Orient de France" ist während der 1. Französischen Besetzung Lüneburgs von 1803 bis 1805 in Lüneburg tätig. Die Mitglieder der "Goldenen Traube" arbeiten mit der französischen Loge zusammen. Dadurch wird die Lüneburger Loge wieder aktiviert.
1809
12. Mai. Die "Goldene Traube" wird während der zweiten französischen Besetzung (1806 bis 1810) wiederbelebt.
9. September. "Die Goldene Traube" wird geschlossen. Die Mitglieder der "Goldenen Traube" gründen gleichzeitig die Loge "Selene zu den drey Thürmen".
27. Dezember. Anschluß der Loge an die "Provinzialloge von Hannover". Patenterteilung durch den Großmeister Herzog Carl Ludwig Friedrich zu Mecklenburg.
1810
9. Mai. Feierliche Eröffnungsfeier der Loge "Selene zu den drey Thürmen" im Logenhaus vor dem Roten Tore. (Gartenhaus des Br. August Dempwolff, später abgerissen, der Platz, an dem heute das Gebäude der Handwerkskammer steht.)
1812
23. Juli. Nach der Ausgliederung Lüneburgs aus dem Königreich Westphalen und Unterstellung unter die französische Zentralverwaltung befürchtet die Loge den Zwangsanschluss an den "Grand Orient" in Paris und unterstellt sich der selbständigen "Großloge Hamburg".
1816
24. Juni. Nach dem Ende der napoleonischen Zeit kehrt die Loge wieder zur "Provinzialloge von Hannover" zurück und erhält ein neues Patent.
1822
2. Mai. Die Loge mietet als Logenlokal die I. Etage im Hause Burmesterstr. 24a.
1824
24. September. Die Loge mietet Räume im Hause des Br. Glahn in der Großen Bäckerstraße.
1828
2. November. Die Provinzialloge Hannover wird eine eigenständige Großloge. Die Selene ist damit eine Tochterloge der "Großloge von Hannover".
1830
25. Februar. Die Loge mietet Räume im Hause des Br. Kronberg, Bäckerstraße 26, Ecke Münzstraße. Dort bleibt sie für 35 Jahre.
1857
14. Januar. König Georg V wird Großmeister der "Großloge von Hannover" und gleichzeitig Mitglied aller Tochterlogen im Königreich, also auch der „Selene zu den drey Thürmen“.
1865
22. Mai. Die Loge mietet Räume im Hause des Syndikus Gerstenkorn, Lünertorstraße 168.
1867
26. Januar. Die Loge mietet Räume im Hause des Br. Kreitz am Altenbrücker Ziegelhof. Das Haus ist später im Besitz der jüdischen Familie Heinemann. Marcus Heinemann war der Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Lüneburg.
1868
10. Juli. Nach Eingliederung des Königreichs Hannover in das Land Preußen Affiliation der Loge in die "Große Loge von Preußen Royal York genannt zur Freundschaft" mit neuem Patent.
1881
30. September. Anmietung von Räumen bei den Benckendorffschen Erben in der Großen Bäckerstraße 26 (im gleichen Haus wie von 1830 - 1865).
1884
27. Dezember. Festveranstaltung anläßlich des 75jährigen Bestehens der "Selene zu den 3 Thürmen" in Anwesenheit des Großmeisters der GL Royal York, Br. Herrig.
Br. Heypke legt einen "Geschichtlichen Abriß und Personalbestand der Freimaurer-Loge Selene zu den drei Thürmen" von 1809 – 1884 vor.
1907
24. Mai. Grundsteinlegung für den Neubau des Logenhauses in der Gartenstraße 22. (Heute Hindenburgstr. 22.)
1908
20. September. Weihe des Tempels im neuen Logenhaus durch den dep. Großmeister der GL Royal York, Br. Keller.
1910
8. Mai. Die Loge feiert ihr 100. Stiftungsfest. Br. Zechlin widmet der Loge seine "Geschichte der Loge Selene zu den 3 Türmen in Lüneburg".
1932
Letztes Mitgliederverzeichnis vor Schließung der Loge. Die Loge hat 110 Mitglieder.
1933
Umbenennung der Loge in "Ordensgruppe des deutsch-christlichen Ordens zur Freundschaft". In dieser Zeit decken 83 Brr. die Loge.
1935
20. Juli. Schließung der Loge in Anwesenheit der Gestapo nach einem vom Mstr. v. Stuhl, Br. Harmsen, geschriebenen Ritual. 20 ordentliche Mitglieder, 2 auswärtige, 2 besuchende und die 4 dienenden Brr. decken die Loge nicht.
1936
12. Februar. Anfertigung eines Inventarverzeichnisses der Loge durch Dr. Helmut Reinecke. Einleitung des Liquidationsverfahrens. Danach Verkauf einiger Gegenstände aus dem Logenvermögen und anschließende Ausplünderung des Logenhauses.
17. Dezember. Verkauf des Logenhauses an das Museum für das Fürstentum Lüneburg für DM 25.000.
1938
5. April. Abschluß des Liquidationsverfahrens.
23. August. Amtliche Auflösung der Loge durch Abschluß des Liquidationsverfahrens.
1941
Übertragung des durch Notverkäufe erhaltenen Vermögens der 3 preußischen Großlogen und ihrer Tochterlogen in verschiedene Stiftungen.
1945
Nach Kriegsende sofortige Bemühungen um Wiederbelebung der Loge. Während der lichtlosen Zeit hatten sich einige Brr. regelmäßig im Kegelheim bei Sophus Dose getroffen.
1947
21. August. Erlaubnis der Einrichtung von einzelnen Logen ohne Großlogengenehmigung durch die britische Militärverwaltung.
31. Oktober. Feierliche Lichteinbringung in den alten Tempel im Logenhaus, nach einem vom Mstr. v. St., Br. Alfred Bellmann, geschriebenen Ritual.
1948
26. April. Der Loge Selene wird vom Niedersächsischen Ministeriums des Innern die Rechtsfähigkeit erteilt.
24. Oktober. Gründung der "Landesgroßloge von Niedersachsen". Die Selene wird Mitglied der Landesgroßloge. (Großlogen sind für die Besatzungszonen noch nicht grenzübergreifend genehmigt.)
1949
19. Juni. Gründung der "Vereinigten Großloge von Deutschland" (VGL) in der Paulskirche in Frankfurt. Die Landesgroßloge Niedersachsen schließt sich der VGL an. Die Selene wird dadurch Mitglied der VGL. Die VGL ist Vorläufer der späteren GL AFAM.
1950
21. November. Rückgabe des Logenhauses an die Loge Selene durch Entscheid des Amtsgerichts Lüneburg.
1951
24. Juni. Die VGL teilt die Bezirke neu auf und ordnet Lüneburg dem Bereich der "Hanseatischen Großloge" mit Sitz in Hamburg zu.
1953
Vom 16. – 19. April Großlogentag der VGL in Lüneburg. Auflösung aller Landesgroßlogen zum Ende des Maurerjahres am 24.6.1953. Distrikte bleiben bestehen. Lüneburg gehört weiterhin zum "Distrikt Hamburg". Bildung der "Großloge der Alten Freien und Angenommenen Freimaurer von Deutschland". (GL A.F.u.A.M.v.D.) Die Selene wird Mitglied dieser Großloge.
1958
14. September. Gründung der "Vereinigten Großlogen von Deutschland – Bruderschaft der Freimaurer" (VGLvD) als Dachorganisation der 4 Großlogen GL AFAM, GLL FvD, ACGL und BFG. Die GNML ("3WK") tritt der VGLvD später bei. Die VGLvD vergibt an die Selene die Matrikelnummer 237.
1960
1. Juni. Die GL AFAM ordnet die Distrikte nach den Grenzen der Bundesländer neu. Die Selene kommt dadurch zum "Distrikt Niedersachsen" der GL AFAM.
1975
1. – 4. Mai. Die Loge Selene feiert ihr 200. Stiftungsfest mit Bezug auf die Logengründung der "Goldenen Traube" im Jahre 1775 mit einem Festakt im Fürstensaal des Rathauses und einer Festtafel im Hotel Wellenkamp.
1980
22. September. Nach der Logenhausrenovierung Weihe des neuen Tempels im 1. Stockwerk des Logenhauses durch den Distriktmeister von Niedersachsen, Br. Stolp, in einer Festarbeit.
1982
19. – 22. Mai. Großlogentag der GL AFAM in Lüneburg mit einer Festarbeit im Fürstensaal des Rathauses. Der "Kulturpreis Deutscher Freimaurer" wird an den "Weißen Ring" verliehen.
1984
15. Januar. Die Loge Selene feiert ihr 175. Stiftungsfest mit Bezug auf das Gründungsjahr 1809 der "Selene zu den drey Thürmen". Gäste aus 18 befreundeten Logen nehmen teil.
1985
13. Januar. Die Loge Selene feiert ihr 210. Stiftungsfest mit Bezug auf die Gründung der "Goldenen Traube" im Jahre 1775.
21. September. Der Loge wird durch Dekret der VGLvD die Matrikelnummer 88a gegeben, wodurch das Gründungsjahr 1775 anerkannt wird. Die Matrikelnummer 237 wird gelöscht.
1988
17. Januar. Die Konstitutionsurkunde von 1775 kommt wieder in den Besitz der Loge Selene.
1996
17. September. Das neue Hausgesetz, das bis heute Gültigkeit hat, wird durch die Großloge und durch die Bezirksregierung genehmigt.
2000
16. Januar. Die Loge "Selene zu den drey Thürmen" feiert ihr 225. Stiftungsfest.
2012
15. Dezember. Feierliche Lichteinbringung in die Loge EUROPA. Die Konsitutionsurkunde der Loge trägt die Matrikelnummer 1051. Die Loge EUROPA ist Mitglied der American Canadian Grand Lodge und arbeitet nach dem Ritual des AASR.

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