Friedrich Hasselbacher: Feldlogen im ersten Weltkrieg - Teil 9

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Bei der Hetzschrift "Volksverrat der Feldlogen im Weltkriege" handelt es sich um eine Nationalsozialistische-Publikation mit eindeutig demagogischer Zielsetzung, die dazu beitrug, die Freimaurerei im Deutschland des "Dritten Reiches" zu zerstören.
Sie sollte sehr kritisch gelesen werden. Zum besseren Verständnis dieser Auszüge empfiehlt es sich, zunächst die einführende Rezension von Roland Müller zu lesen: Rezension: Friedrich Hasselbacher: Feldlogen




Die übrigen Feldlogen der Westfront (1915-1919)

Quelle: Friedrich Hasselbacher: Volksverrat der Feldlogen im Weltkriege. 1941, 90-93 (= 7. erweiterte und völlig neubearbeitete Auflage von: Hoch- und Landesverrat der Feldlogen im Weltkriege. 1935)

Ein vernichtendes Lob

In seiner „Geschichte der Freimaurerei" (Verlag Reimar Hobbing, Berlin 1932, 3. Bd., Seite 125/144) behandelt Br. Dr. Ferdinand Runkel die Feldlogen im Weltkriege.

Alles, aber auch restlos alles, was wir hier dokumentarisch nachgewiesen, haben, wird dort verheimlicht! Mit nicht einem einzigen Wort erwähnt Runkel die hier aktenmäßig belegten Anklagen, mit nicht einem Wort zeigt er, daß sich die Feldlogen mit Schande bedeckten. Im' Gegenteil! Nur Jubelhymnen werden angestimmt und die Feldlogen als wahre Ausgeburten nationaler Ehre und Trutzburgen deutscher Art gefeiert.

Am Schluß seiner Betrachtungen über die von ihm behandelten Feldlogen des Westens (St. Quentin und Brüssel) erklärt er, - was natürlich ein allgemeines Lob darstellen soll (S. 131):

„An der Westfront hat noch eine Anzahl von Feldlogen bestanden, die alle im gleichen Sinne und Geiste gegründet und geführt wurden."

Mit diesem Satz hat uns Br. Runkel viel Arbeit erspart und gleichzeitig dafür gesorgt, daß der Verlust gewisser Dokumente gar nicht mehr ins Gewicht fällt, denn die Feldlogen von Chauny, Metz und Antwerpen glichen ja, nach Runkel, den hier besprochenen! Sicher hätte er niemals ein so verallgemeinerndes Urteil abgegeben, würde er auch nur im Traum geahnt haben, daß wir jemals in der Lage sein würden, an Hand der beschlagnahmten Dokumente, wie sie in diesem Buche vorgelegt werden, aller Welt das wirkliche und bis dahin so sorgsam verschwiegene wahre Handeln der Brr. in den Feldlogen zu zeigen.

So wurde aus einer unwahren Darstellung und einem gewollten Lob eine bittere Wahrheit und ungewollt eine vernichtende Kritik.

Feldlogenkränzchen „Viktoria im Felde“ von Chauny

Auch in Chauny am Oise-Kanal, südwestlich von La Fère, arbeitete eine Feldloge, oder besser, ein Feldlogenkränzchen, d. h. eine kleine Loge. Von ihr ist in den Freimaurerzeitschriften nicht viel zu finden. Ihre Akten sind 1919 verlorengegangen.

Über ihre Gründung hören wir in „Die Leuchte", Unabhängige Monatsschrift für die deutsche Freimaurerei, Herausgeber Dr. Fritz Rackhorst, Lennep, 6. Jahrg., Oktober 1915, Nr. 10, Seite 117, folgendes:

„- Aus dem Felde. Wie wir den „Bausteinen" entnehmen, kommt eine Anzahl Brr. verschiedener Systeme an jedem Mittwoch, abends 81/2 Uhr, in Chauny, „Deutscher Kaiser", 1 Treppe, zusammen. Dieselben beabsichtigen, zunächst ein Fr.-Kränzchen unter dem Namen „Viktoria im Felde" zu begründen.
- Alle Brr. aus dem Bereich der 1. Armee, die Gelegenheit haben, nach Chauny zu kommen, werden gebeten, an der Veranstaltung teilzunehmen."

Als Adressen werden angegeben (Quelle: „Bayreuther Bundesblatt", „Die Leuchte", „Die Bauhütte" und andere Freimaurerzeitungen):

bis April 1916:
Stabsveterinär Dr. Preßler, Postpferde- und Wagendepot lnspektion der I. Armee,
bis Oktober 1916:
Oberstabsarzt Dr. Falk, Kriegslazarett, Abt. 2/IV, Etappen-Inspektion 7, Westen,
und zuletzt:
Dr. Bock, Kriegslazarett, Abt. 2/IV, Feldpoststation 21.

Beim Ausweichen des deutschen Heeres in die Siegfriedstellung - März 1917 - wurde auch Chauny geräumt. Von da ab, auch nach Wiederbesetzung März 1918, fehlen weitere Nachrichten; nur die „Bauhütte", Frankfurt a. M., Nr. 8, 62. Jahrg., 22, Februar 1919, bringt eine Notiz über das Eingehen der Feldlogen und erwähnt dabei auch das Kränzchen „Viktoria im Felde".

Das Kränzchen unterstand der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.

Feldloge „Moselwacht“ in Metz

In Metz kam es ebenfalls zur Gründung einer Feldloge. Ihre Wiege war die damals dort bestehende feste St. Johannisloge „Zum Tempel des Friedens", die der Großloge von Preußen, genannt „Zur Freundschaft", angehörte.

Die ersten Hinweise auf die beabsichtigte Feldlogengründung brachte das „Bayreuther Bundesblatt" Nr. 5, XV. Jahrg., Februar 1915, Seite 174. Dort berichtet Br. Paul Selter, einer der fanatischsten Verfechter des Gedankens der Weltfreimaurerei in Deutschland:

„Alle Mittwochabende ist in der Loge ein Kriegsabend, der recht fleißig von den in und um Metz wohnenden und einquartierten Brüdern besucht wird. Ein kurzer Bericht oder ein kleiner Aufsatz aus maurerischen Blättern leitet den Abend ein, der dann weiter in frohem Verlauf von der Arbeit im Kriegslager, auf der Wacht, in Lazaretten usw. ausruhen läßt."

Hieraus ging dann die eigentliche Feldloge hervor, die lt. „Bayreuther Bundesblatt" Nr. 4, XVI. Jahrg., Januar 1916, am 27. Juni 1915 eingeweiht wurde Fünfzig Brr. waren zugegen. „Innerhalb eines Monats konnten fünf (Aufnahme-) Suchende an die Tafel geschrieben werden, denen inzwischen noch weitere gefolgt sind."

In den „Zwanglosen Mitteilungen des Vereins deutscher Freimaurer", Seite 359, wird die Einweihungsfeierlichkeit genauer beschrieben. Natürlich gab es gut zu essen und zu trinken. Als Meister vom Stuhl amtierte Br. Direktor Trappe, Vorsitzender des Metzer Vereins vom Roten Kreuz, Kaiser-Wilhelm-Ring 1.

„Die Leuchte": Unabhängige kritische Monatsschrift für die deutsche Freimaurerei, Lennep, Oktober 1916, VII. Jahrgang, Nr. 10, Seite 116, bringt einen längeren Artikel über „Die Feldloge „Moselwacht" in Metz", in dem sie sagt:

„Sie bezweckt, die Vereinigung und den Treffpunkt zu bilden für die zahlreichen feldgrauen Brüder, welche im Dienste des Vaterlandes die Grenzfeste Metz und Umgegend berühren oder dorthin kommandiert sind."

Mit Auslieferung der Festung an die Franzosen war es natürlich mit den Arbeiten der Feldloge zu Ende. Ihre Todesanzeige bringt - reichlich spät - „Die Bauhütte" N r. 23, LXII. Jahrg., Frankfurt a. M., 7. Juni 1919, Seite 183.

Feldloge „Gral an der Schelde“ in Antwerpen

Die Feldlogengründung in Antwerpen dürfte die letzte gewesen sein, die im Westen stattgefunden hat. Demgemäß ist auch in der freimaurerischen Presse über das Wirken dieser freimaurerischen Vereinigung nicht viel zu lesen.

Eine Mitteilung, die der „Herold", „Die Leuchte", das "Bayreuther Bundesblatt" und andere freimaurerische Organe brachten, sagt (hier zitiert nach der „Leuchte" Nr. 10, XIX. Jahrg., Lennep, Oktober 1918, Seite 95, Spalte 2):

„Antwerpen. Am 21. Juli 1918 ist hier eine neue Feldloge, „Gral an der der Schelde" unter dem Schutze der Großen Loge von Preußen, genannt „Zur Freundschaft", gegründet worden. Mstr. v. St. ist Br. H. Fischer, Oberkommissar bei der Zivilverwaltung in Antwerpen.
– Auskunft durch den Schriftführer, Br. W. Schröder, Intendantur-Assistent bei der Kais. Gouvernements-Intendantur in Antwerpen.
- Zusammenkünfte: Jeden Sonnabend, abends 81/2 Uhr, im Offiziersheim: Hotel Weber, Antwerpen."

Dann hören wir noch in der Bauhütte` Nr. 22, LXII. Jahrgang, Frankfurt a.M., den 31. Mai 1919, Seite 183, daß die Geräte der Antwerpener Feldloge verlorengegangen seien.
Das Abzeichen dieser Feldloge zeigt Bild Nr. 5.