Friedrich Hasselbacher: Feldlogen im ersten Weltkrieg - Teil 2

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Friedrich Hasselbacher: Feldlogen im ersten Weltkrieg - Teil 2

Bei der Hetzschrift "Volksverrat der Feldlogen im Weltkriege" handelt es sich um eine Nationalsozialistische-Publikation mit eindeutig demagogischer Zielsetzung, die dazu beitrug, die Freimaurerei im Deutschland des "Dritten Reiches" zu zerstören.
Sie sollte sehr kritisch gelesen werden. Zum besseren Verständnis dieser Auszüge empfiehlt es sich, zunächst die einführende Rezension von Roland Müller zu lesen: Rezension: Friedrich Hasselbacher: Feldlogen



Geschichte der Feldlogen

Quelle: Friedrich Hasselbacher: Volksverrat der Feldlogen im Weltkriege. 1941, 21
(= 7. erweiterte und völlig neubearbeitete Auflage von: Hoch- und Landesverrat der Feldlogen im Weltkriege. 1935)

Feldlogen, auch Militär- und Regimentslogen, entstanden stets als brüderliche Vereinigungen unter Soldaten. Wir finden solche Feldlogen in Friedens- wie in Kriegszeiten. Wir haben also zwei Arten:

  1. ständige Militär- und Regimentslogen,
  2. reine Feldlogen (auch Gefangenenlogen), die sich in Kriegen bildeten und beim Friedensschluß meist wieder eingingen.

Der Gedanke dieser Logen ist, Brüdern im Heere freimaurerische Zusammenkünfte zu ermöglichen.

Die Freimaurerei verdankt gerade solchen Feldlogen besonders die sogenannte „angelsächsische" Maurerei - eine sehr starke Unterstützung ihres Strebens nach Ausbreitung, denn Freimaurer, die bei irgendwelchen Truppenteilen standen, suchten zu Brüdern, mit denen sie dienstlich in Berührung kamen, auch in ihrer Eigenschaft als Freimaurer in Verbindung zu treten. Darüber hinaus trachteten sie, unter den nichtfreimaurerischen Kameraden gleichgesinnte, also für die Aufnahme in die Logen in Frage kornmende Leute zu finden.
Bestand eine Feldloge längere Zeit an einem Ort, so gab es sich von selbst, daß man auch unter der Zivilbevölkerung Brüder fand oder andere Menschen dafür interessierte, sich aufnehmen zu lassen. Zog dann die Truppe und damit die Feldloge eines Tages weiter, so setzte häufig eine aus Ortsansässigen gebildete neue Loge die Arbeiten fort.

Das „Internationale Freimaurerlexikon" sagt u. a. darüber:

…solche Feldlogen wären besonders bei britischen Truppenteilen gebildet worden, „die nach Amerika, in den afrikanischen Urwald und die asiatischen Dschungel, später auch nach Australien, in Feldlager und Forts, in Städte und Dörfer ihre Logentruhe mitführten, um die Brr. nach hartem Dienst zur [frei]maurerischen Arbeit aufrufen zu können."

Aus der Geschichte der außerdeutschen Feldlogen

Quelle: Friedrich Hasselbacher: Volksverrat der Feldlogen im Weltkriege. 1941, 22-26 (= 7. erweiterte und völllig neubearbeitete Auflage von: Hoch- und Landesverrat der Feldlogen im Weltkriege. 1935)

1688
soll angeblich schon unter den irischen Truppen, die Jakob II. nach seinem Sturz nach Frankreich folgten, in Saint-Germain-en-Laye eine Feldloge mit Namen „La Parfaite Egalité, Regt. Irlandes de Walsh" bestanden haben.
1732
wurde die erste Feldloge in der britischen Armee selbst gegründet. Sie arbeitete als Tochterloge der Großloge von Irland im 1. Fußregiment, das sich aus Iren zusammensetze.
1738
entstand eine Feldloge unter den britischen Truppen einer Expedition in Kanada, angeblich in Boston. Die Feldlogenbrüder nannten sich damals „Travelling Warrents" (reisebevollmächtigte, also ambulante rechtmäßige Freimaurer).
Um 1738
wurde auch eine Regimentsloge aus Angehörigen des aus Schweizern bestehenden Regiments Schedorff gebildet, das damals in Maubeuge stand, welches seinerzeit zum Gebiet der (österreichischen) Niederlande gehörte. Von diesen Brrn. wurde
1740
, nach der Rückkehr in die Heimat, die Loge „La Concorde" in Zürich gegründet.
1762
eröffnete das Züricher Standesregiment zu Thionville unter dem Namen „Zur schweizerischen Freiheit" eine Feldloge. In Zürich befanden sich immer einzelne Brr. Mitglieder dieser Feldloge und solche, die in anderen Orten aufgenommen waren. (Quelle: Loge „Modestia cum Libertate", Or. von Zürich, 1772-1922. „Festbericht zur Feier des hundertfünfzigjährigen Bestehens". Verfaßt von Br. Heinrich Meier.) Nach derselben Quelle ging aus der Arbeit dieser Feldloge am 13. August 1771 die Loge „Zur Verschwiegenheit" (La Discrétion) hervor. Ebenso ist dort angegeben, daß die obengenannte Loge „La Concorde" 1745 wieder einging.
1743
findet der Feldlogengedanke in schottischen Truppenteilen Eingang und
1750
auch in englischen.
1768
stellte die Großloge von Irland in ihrer Verfassung (Vereinssatzung), dem „Irish Code", genaue Vorschriften für die Gründung und Arbeit von Feldlogen auf, die bevollmächtigt wurden, „überall zu arbeiten, wohin ihre Regimenter kamen; Einheimische durften sie aber nur an Orten einweihen, wo nicht schon vorher reguläre Logen wirkten. (Seit 1850 nahmen die britischen Militärlogen überhaupt keine Zivilpersonen mehr auf)" (IFL.).
1798
bestanden schon über 50 Armeelogen unter dem Protektorat der Großlogen des britischen Reiches.

1776 wurde die „American Union Nr. 1", die erste Feldloge (der gegen Britannien kämpfenden amerikanischen Freiwilligen gebildet. Diese Loge beschloß 1779 die Ernennung des 1752 in der Frederiksburg-Loge Nr. 1 aufgenommenen Brs. George Washington zum Generalgroßmeister aller „amerikanischen“ Großlogen, deren älteste, die Großloge von Massachussets, 1769 aus dem organisatorischen Zusammenschluß der „St. Andrews-Lodge" in Boston mit mehreren „englischen" Feldlogen entstand. Sie ist heute die westliche „Pionier"-Loge der USA und arbeitet besonders stark in China. Ihren Tochterlogen „Pagoda-Lodge" und „International-Lodge" in Peking gehören (ersterer) General Tschiangkaischeck und (letzterer) sein engster Berater und Adjutant Yatming an (IFL.).

Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1776-1783) entstanden auf beiden Seiten zahlreiche Feldlogen. Wozu das führte, läßt eine Darstellung des. „Internationalen Freimaurerlexikons" (hier abgekürzt: IFL.) ahnen:

„Als die englische Feldloge Nr. 227 auf einem der Rückzüge ihre Konstitution (Gründungsurkunden) und alle Embleme zurückgelassen hatte, ließ Washington diese durch einen Offizier und eine Ehrenkompanie zurückbringen. Als diese mit der weißen Fahne und der Logenlade im britischen Lager erschien, empfing man sie mit militärischen Ehrenbezeigungen. Als am 23. Juli 1779 der Feldloge des Regiments West Jersey Higlands (Unity No. 18) nach dem Fall von Stony Point Charter und Verfassung verlorengingen, sandte General Samuel H. Parsons beide mit einem Schreiben zurück, in dem er in herzlichster Weise den Gedanken der Brüderlichkeit betonte."

In seiner dem verstorbenen Großmeister Lord Ampthill gewidmeten Schrift „These Men Were Masons" berichtet der „englische" Hochgradfreimaurer Herbert S. Banners diesen Vorfall ebenfalls. Er erzählt auch nach der Kapitulation des englischen Generals Cornwallis in Yorktown (19. Oktober 1781), die den. Unabhängigkeitskrieg entschied, hätten die in beiden feindlichen Heeren fechtenden „französischen", „deutschen", „englischen" und „amerikanischen" Freimaurer ein gemeinsames Festbankett abgehalten!

Auf amerikanischer Seite kämpften damals zahlreiche Freiwilligen-Verbände. Eine dieser Formationen nannte sich nach ihrem am 9. 10. 1779 in der Schlacht von Savannah gefallenen Kommandeur die „Pulaski-Legion". Ihre Fahne zeigte unverhüllt, welche Interessen die Legion verteidigte. Den Mittelpunkt des Fahnentuches bildete ein Dreieck mit dem „Alles sehenden Auge" Jehovas, also ein bekanntes orientalisches Freimaurersymbol. Um das Dreieck zog sich ein sechseckiger Stern Davids mit abgerundeten Außenflächen, den ein Kranz von 13, die damalige Zahl der Vereinigten Staaten symbolisierenden, achteckigen Sternen einschloß. Diesen Sternkranz umschlang kreisförmig die seltsame Inschrift „Non alios recit", und schließlich lief noch als Versinnbildlichung der freimaurerischen Weltbruderkette eine wellenförmige Verzierung um das ganze Fahnentuch, in dem als einzige militärischen Embleme vier, die inneren Ecken des Tuchfeldes zierende, flammende Granaten zu sehen waren. Freimaurerischer ging es wirklich nicht!

In diesem Unabhängigkeitskrieg stand die Freimaurerei „ordnend" auf beiden Seiten. Zahlreiche Offiziere waren Brr. Hier seien nur die bekannten Generale und Freunde Washingtons, die Freimaurer „Baron de" Kalb und „Baron von" Steuben genannt. Steuben war Mitglied der „Trinity-Lodge" Nr. 12 in New York. Beide hatten sich widerrechtlich den Adelstitel zugelegt. Bezüglich Kalbs stellte dies Fr. Kapp in seinem Werk „Leben des amerikanischen Generals Kalb", Stuttgart 1862, fest; während Stöbe (s. „General Steubens Herkunft" in Band VII, 1931, S. 441, von „Sachsen und Anhalt") und Professor Dr. Philipp Losch (in „Soldatenhandel", Kassel 1933), aufdeckten, Steuben, der Abkömmling hessischer Bauern, habe sich einen Stammbaum mit nicht weniger als 16 adligen Ahnen fabrizieren lassen! Die immer wieder in Geschichtsbüchern und natürlich auch in der freimaurerischen Literatur aufgestellte Behauptung, Steuben sei im siebenjährigen Kriege Flügeladjutant Friedrichs des Großen gewesen, hat Fr. Kapp bereits 1858 (!) in seiner in Berlin und Philadelphia erschienenen Untersuchung „Das Leben des amerikanischen Generals v. Steuben" als dreiste Geschichtsfälschung entlarvt. Professor Loschs Arbeit über „Soldatenhandel" kommt zu denselben Feststellungen.

Als 1783 die irischen Aufstände begannen, entstanden unter den Freiwilligen-Regimentern ebenfalls Feldlogen, u. a. die heute noch bestehende „First Volunteer Lodge of Ireland Nr. 620".

Um 1750 ff. entstanden auch in Frankreich zahlreiche Militärlogen, und zwar, wie das IFL. ausdrücklich betont, „in fast allen Regimentern". Diese Tatsache ist geschichtlich von größter Bedeutung, denn bekanntlich rühmen sich die Freimaurer, die sogenannte französische Revolution von 1789 angezettelt zu haben. Nun erscheint es nicht mehr verwunderlich, daß die Armee damals vollkommen versagte und fast ausnahmslos mit den Empörern gemeinsame Sache machte. Das IFL. erzählt uns:

„In der Hauptsache bestanden sie (die Militärlogen) zunächst aus Offizieren, so daß sich um 1785 auch Unteroffizierslogen zu bilden begannen, so die „Parfaite amitié" im Regiment „Royal Italien", deren Stuhlmeister u. a. Masséna war. Die Matrikel des Grand Orient de France von 1789 verzeichnete 69 Militärlogen, darunter eine Anzahl in den fremden Regimentern (Bayern, Schweizer, Hessen-Darmstadt, Schotten usw.). Gaston Martin hat in den Listen von 43 dieser Logen, die heute noch existieren, feststellen können, daß von 1385 Brr. 1032 Offiziere und Gleichbestellte waren. Unter den Offizieren, die Freimaurer waren, sind die Namen Lafayette, Dumouriez bemerkenswert.

In den österreichischen Niederlanden bildeten sich Logen in fast allen Regimentern, die in Belgien in Garnison lagen, so in den Regimentern Kaunitz, Arberg, Württemberg, Ligne, Murray. Die hervorragendsten Namen sind in ihren Listen verzeichnet.
Auch eine der ältesten Logen Böhmens, die 1745 gegründete Loge „Sincérité" in Leitmeritz, war ursprünglich eine Militärloge der Koburg-Dragoner und Czartoryski-Kürassiere, die auch Zivilpersonen aufnahm."

Das „Allgemeine Handbuch der Freimaurerei", 2. Band, 2. Auflage, Leipzig 1901, gibt an, daß 1813 in Großbritannien 352 militärische Logen bestanden. Einige Zeit später waren es noch 219.
Das „Allgemeine Handbuch der Freimaurerei", 2. Band, 2. Auflage, Leipzig 1865, nennt die Namen von 10 Regimentslogen, die unter der Großloge von England, von 29, die unter der Großloge von Schottland, und von 10, die unter der Großloge von Irland damals arbeiteten.

1932 existierten laut „Jahrbuch der Weltfreimaurerei", Bern, im britischen Heere noch folgende Feldlogen:

1. unter der Großloge von England die Feldloge (Military-Lodge) „Unity, Peace and Concord Nr. 316" beim Rgt. „Royal Scots" 2nd. Batt., die 1808 gegründet wurde („Handbuch", 2. Aufl., gibt als Gründungsdatum 1798 an);
2. ebenfalls unter der Großloge von England die Feldloge „Social Friendship Nr. 497" beim Regt. der „Royal Irish Fusileers", 2nd. Batt., die 1844 gegründet wurde.
3.-7. unter der Großloge von Irland Feldlogen bei den Regimentern:
4th Dragoon Guards, die Loge Nr. 295, gestiftet 1758,
1st Worcestershire Regt., Loge Nr. 322, gestiftet 1759,
1st Bn. Duke of Cornwall's Light Infantry, Loge Nr. 524, gestiftet 1921,
5th Dragoon Guards, Loge Nr. 570, gestiftet 1780,
1st Dragoon Guards, Loge Nr. 571, gestiftet 1923.

Nicht als reine Feldloge ist die „Fitz Roy Lodge Nr. 569" zu bewerten, wenngleich ihre Mitglieder ausschließlich Angehörige des Regiments „Honourable Artillery Company" sind.

Etwas Ähnliches sehen wir auch in Frankreich. Dort arbeitet unter dem Großorient von Frankreich die Loge „France et Colonies" (gegr. 1900), deren Mitglieder fast durchweg Kolonialoffiziere, Beamte, Politiker usw. sind.