Traktat: Der Eklektische Bund
Inhaltsverzeichnis
Der Eklektische Bund – Sein Einfluss auf die deutsche Freimaurerei
von Br. Erwin Bohnacker
Ein großer Teil der deutschen Freimaurerei ist durch den Eklektischen Bund geprägt. Leider wird dieser Einfluss allgemein unterschätzt - wie es überhaupt sehr schade ist, dass man aus verschiedenen Gründen den Eklektischen Bund in Literatur und freimaurerischer Forschung vernachlässigt. Aus diesem Grund, und aus der Überzeugung heraus, dass heute noch etwas fortwirkt, dessen ursprüngliche Saat über 200 Jahre zurückgeht, habe ich vor dem geschichtlichen Hintergrund einen von mir als wahrscheinlich eingeschätzten Einfluss des Eklektischen Bundes auf die deutsche Freimaurerei aufgezeigt und an 4 historischen Entwicklungen festgemacht:
1. Freimaurerische Reformation
2. Erste Hälfte des 19. Jahrhunderts
3. Weimarer Republik
4. Neuanfang 1947
Freimaurerische Reformation
Freimaurerische Reformation.[1]
Als Freimaurerische Reformation wird die Zeit nach dem Wilhelmsbadener Kongress (1782) bezeichnet, auf dem der Spuk der Strikten Observanz (nomen est omen) sein Ende fand und die deutsche Freimaurerei einen Neuanfang zu schaffen versuchte. Sie war nach dem Kongress in eine tiefe Enttäuschung und Orientierungslosigkeit, ja sogar Lähmung gefallen. Die Hochgradmaurerei hatte man vielerorts gründlich satt, nicht zuletzt, weil man diese Fluchtburgen des Adels vor dem in die Freimaurerei drängenden Bürgertum als unfreimaurerisch empfand und den Geist der französischen Revolution im profanen Leben spürte, um ihn dann in den Logen um so mehr zu vermissen.
Es dauerte noch bis zur Jahrhundertwende, bis die Reformation abgeschlossen war (F.L. Schröder in Hamburg, I.A. Feßler in Berlin) und wieder einigermaßen stabile Verhältnisse herrschten (Verfassungsrevision der GNM Zu den 3 Weltkugeln, Edikt von 1798 in Preußen).
In Frankfurt am Main bestand seit 1742 die Loge zur Einigkeit. 1766 hatte sie von der Englischen Großloge ein Patent als Provincialloge erhalten und Tochterlogen gestiftet. In der Folgezeit, in der das Hochgradsystem der Strikten Observanz enormen Einfluss auf die deutsche Freimaurerei gewonnen hatte, waren Loge und Provincialloge ihrer Freimaurerei, der englischen, 'Moderns'-genannten Lehrart, trotz heftiger Avancen und dem Abfall der Tochterlogen, treu geblieben. Nach einer erforderlichen Neuwahl des Provincial-Großmeisters hatte aber die Großloge von England dessen Bestätigung verweigert und an die Berliner Große Landesloge verwiesen, die durch ein zwischenzeitliches Abkommen (1773) für den ganzen deutschen Raum zuständig sei. Daraufhin (1782) hatte man sich von der Englischen Großloge losgesagt und unter dem Namen "Provinzialloge zu Frankfurt am Main" für selbständig erklärt.
Auf dem Wilhelmsbader Kongress hatte F.D. v. Ditfurth (Schottischer Obermeister der Wetzlarer Schottischen Direktoralloge, Ritter der Strikten Observanz und Illuminat) sich kritisch hervorgetan. Enttäuscht über den unbefriedigenden Verlauf des Kongresses setzte er einen länger gehegten Plan um, die Freimaurerei zur Umkehr bzw. Rückkehr auf ihre Basiswerte zu bringen. Er tat sich mit J.K. Brönner (Verleger und Buchhändler, AStM der Loge zur Einigkeit und späterer Provinzial-Großmeister) von dieser neu gegründeten Provinzialloge in der freien Reichsstadt Frankfurt und mit dem dort weilenden Frh. v.Knigge (Gutsbesitzer, Jurist, Schriftsteller, Ritter der Strikten Observanz und Illuminat) zusammen, und diese drei verschickten 1783 ein Zirkular an die deutschen und an etliche ausländische Logen, welches unglaubliche Resonanz fand. Dieses Rundschreiben (später als Eklektische Bundesurkunde oder Stiftungsbrief bezeichnet) rief zur Rückkehr zur ursprünglichen Art der Maurerei der 3 symbolischen Grade auf; zeigte aber gleich eine weitreichende maurerische Toleranz, indem jeder beitretenden Loge überlassen sein solle, höhere Grade beizubehalten oder einzuführen; in Hochachtung der 'Alten Pflichten' wolle man aus allen Systemen das Beste und Überzeugendste herausnehmen und zurückkehren zur alten Einfachheit der ursprünglichen Rituale; keine der verbundenen Logen solle von einer anderen abhängen - auch nicht finanziell -, alle seien gleich und eigenständig. Die beiden Provinzial-Logen (Frankfurt und Wetzlar) hätten sich zusammengeschlossen und wären bereit, das Logenbündnis zu führen und den freundschaftlichen Schriftverkehr aller untereinander zu koordinieren.
Das war etwas gänzlich Neues, ja Revolutionäres und völlig Gegensätzliches zur Strikten Observanz. Durch einen Bund-Charakter des freiwilligen Zusammenschlusses unter zwei verbundenen, lediglich koordinierenden Provinziallogen würden die Mitgliedslogen völlige Autonomie und Selbstbestimmung behalten, vorausgesetzt, sie stimmten mit den erklärten Zielen des Bundes überein. Da gab es keine anordnenden und befehlenden Oberen, Obersten oder gar Geheime Obere; die Mitgliedslogen sollten - symbolisch gesprochen - mütterlich (der Name Große Mutterloge wurde später angenommen) ver- und umsorgt werden.
Das war so begeisternd, dass im gleichen Jahr noch (1783) 56 Logen aus dem In- und Ausland ihr Interesse an einer Aufnahme in den Eklektischen Bund (wie er bald genannt wurde) gemeldet hatten. Sofort waren Rituale ausgearbeitet worden, hauptsächlich basierend auf denen der Loge zur Einigkeit, mit einem nie so recht geklärten Einfluss v.Knigges. Mit v.Ditfurth war man überein gekommen, Aufzunehmende zu fragen, ob sie der christlichen Religion zugetan seien, seinen Wunsch nach Einführung eines 4. Grades hatte man ausgeschlagen. In den Folgejahren zog sich v.Ditfurth aber - und damit die Wetzlarer Direktoralloge - immer mehr zurück, so dass letztlich dem Eklektischen Bund 1788 ein von der Frankfurter Provinzialloge allein erarbeitetes Gesetzeswerk nachgereicht wurde, welches in Gänze ihr angepasstes eigenes war.
Im nächsten Jahr (1789) schloss die Frankfurter Provincialloge wieder einen Vertrag mit der Englischen Großloge, welcher sie zur Großen Provincial- und Directorialloge machte, was etliche der 29 Logen, die jetzt dem Eklektischen Bund angehörten, sehr beunruhigte.
Zusammenfassung der freimaurerischen Reformation.
In freimaurerischen Lexika wird in Abhandlungen über die Freimaurerei in Deutschland gesagt, dass die Gründung des Eklektischen Bundes 1783 für die deutsche Freimaurerei der erste wahrhaft reformatorische Schritt von dauerndem Erfolg war, der die Reformationsbewegung einleitete und die Befreiung der Freimaurerei von der Ordenshierarchie und der Erdrückung durch die Hochgrade brachte.[2]
Außerdem wird die Abnabelung von der Englischen Großloge als sehr wesentlich erachtet, und hiermit machte die "Frankfurter Provinzialloge", durch die Lossagung von dieser und der Beanspruchung der eigenen Selbständigkeit 1782-83 den Anfang.[3]
Dies veranlasst mich zu meiner 1. Aussage:
- Die Frankfurter Freimaurerei war, durch ihre initiatorische Rolle in der freimaurerischen Reformationsbewegung, sowie durch ihre Verselbständigung von der Englischen Großloge, durch Gründung des Eklektischen Bundes in doppelter Hinsicht richtungweisend und hat die deutsche Freimaurerei ganz entscheidend beeinflusst.
Erste Hälfte des 19. Jahrhunderts
Genereller historischer Hintergrund: Der Anfang des 19.Jh. ist geprägt durch seine Kriege und großen territorialen Veränderungen durch Napoleon und den Wiener Kongress. Die Geistesbewegung der Romantik wird vom Kräftespiel zwischen Reaktion und Vormärz abgelöst.
Genereller freimaurerischer Hintergrund: Obwohl es bereits Einigungsbestrebungen unter den Großlogen gab, herrschte große Zerstrittenheit, hauptsächlich wegen Sprengelrechtsverletzungen, aber auch schon unterschwellig wegen des ‘Christlichen Prinzips‘. Die Logen hatten großen Zulauf, obwohl 1819 die Reaktion (Metternich) die Karlsbader Beschlüsse gegen die Geheimgesellschaften gefasst hatte und von 1821-31 vier Päpstliche Bannbullen gegen die Freimaurerei geschleudert wurden.
Frankfurter historischer Hintergrund: Durch die napoleonischen Umwälzungen hatte die Freie Stadt Frankfurt 1806 ihre Selbständigkeit verloren. Als Kernstück "Großherzogtum Frankfurt" im Rheinbund war sie unter die Regentschaft des Fürst-Primas Carl v. Dahlberg gekommen, der aber als Br. die Weiterarbeit der Logen duldete. Nach der Befreiung Deutschlands von der französischen Fremdherrschaft 1813/14 bekam Frankfurt 1816 ihre Rechte als Freie Stadt erneuert, um sie durch ihre Einverleibung in das Königreich Preußen 1866 wieder zu verlieren.
Die Zeit um die Jahrhundertwende war sowohl für die Frankfurter Große Provincial- und Directorialloge, wie auch für die Loge zur Einigkeit fatal. Der Eklektische Bund hatte durch die politischen Ereignisse in Folge der franz. Revolution fast alle Mitgliedslogen verloren, und die Große Loge hatte 1793 für neun Jahre ihre Arbeit eingestellt. Die Loge zur Einigkeit hatte wegen der Kriegswirren sowie Frankfurts französischer Besetzung auch nur sporadisch gearbeitet, und unzufriedene Brüder hatten deshalb (1801) die Loge “Sokrates zur Standhaftigkeit” gegründet.
Das war schon schlimm, aber es wurde noch schlimmer, als sich im Zuge der Emanzipation der Frankfurter Juden mit einem franz. Militärlogen-Patent 1808 die Loge "L' Aurore naissante" gegründet hatte, deren Mitglieder mehrheitlich 'Israeliten'[4] waren. Nun mussten sich die Brüder auch noch der Judenfrage stellen - was aber ganz im tiefen religiösen Empfinden und religionsgeschichtlichen Denken geschah und nicht im späteren rassisch-biologischen Denkschema des Nationalsozialismus.[5]
Bei beiden Logen, Zur Einigkeit und Sokrates zur Standhaftigkeit, stieß diese Gründung auf strikte Ablehnung und die Große Loge sprach gegen die neue Loge ein absolutes, die christlichen Brüder einschließendes, Besuchsverbot aus. Die Bedrohung 'ihrer' Freimaurerei, die die Brüder beider Logen empfunden haben müssen, brachte aber die vormals verfeindeten Logen zusammen; die Loge Sokrates bekam Aufnahme in den Eklektischen Bund und die Große Loge wurde paritätisch besetzt. Wichtigstes Ergebnis des überraschenden Freundschaftspaktes war die gemeinsame Änderung der ursprünglich deistischen Rituale ins christliche, mit einer Frage an den Aufzunehmenden, die Nichtchristen von der Aufnahme ausschloss.
Aus heutiger freimaurerischer Sicht ist das recht unverständlich, ist es doch im genauen Gegensatz zu den 'Alten Pflichten', auf deren Basis sich das Eklektische System ausdrücklich gegründet, und die das Logenleben bisher so gut geregelt hatten.
Es folgten jedoch noch vierzig Jahre heftigster Auseinandersetzungen um das so genannte 'Christliche Prinzip', die für die gesamte deutsche Freimaurerei von ganz entscheidender Bedeutung wurden, da sie der heutigen humanitären Freimaurerei ihre prägenden Grundzüge gaben. Man kann dieses Ringen der Brüder um das Christliche Prinzip also nicht wichtig genug nehmen; vor allem darf man diese durch den Zeitgeist des Vormärz unterstützte Entwicklung in Frankfurt nicht vergleichen mit der Erteilung von Besuchserlaubnissen und Logen- bzw. Großlogenbeschlüssen über die Aufnahme einzelner, meist völlig assimilierter Juden, anderenorts.
Nach Ende des französischen Einflusses musste sich die mit einem franz. Patent installierte Loge L´Aurore naissante um eine andere Konstitution bemühen. Durch einen ihrer christlichen Gründer bekam sie ein Patent vom Landgrafen Carl v. Hessen-Kassel, General-Großmeister des Rektifizierten Ritus, einem Nachfolgesystem der Strikten Observanz. Dass dies aber zur Spaltung führen würde, hätte klar sein müssen, denn selbstverständlich konnten sich die jüdischen Brüder nicht mit den dabei gemachten Auflagen (z.B. mussten Stuhlmeister und Redner christlich sein) einverstanden erklären. So schieden die christlichen Mitglieder nach entsprechenden Auseinandersetzungen aus und gründeten 1816 die Schotten-Loge “Carl zum aufgehenden Licht”. Die übrigen Brüder wandten sich nach England und erhielten 1817 vom Großmeister der inzwischen Vereinigten Großloge von England ein Patent als Loge “Zur aufgehenden Morgenröthe”- trotz deren Vertrag mit der Frankfurter Großen Provincial- und Directorialloge.[6]
Diese nahm nun die Fehdehandschuhe auf, denn auf der einen Seite hatte man in der Gründung der Carl'schen Loge eine Sprengelrechtsverletzung gesehen und ihr die Anerkennung verweigert, und auf der anderen Seite begann man sich mit der Vereinigten Großloge von England zu streiten, weil man in der Gründung der Morgenröthe eine Vertragsverletzung sah, sie deshalb nicht akzeptieren konnte, und außerdem glaubte, darüber Beschwerde führen zu müssen, dass die Mitglieder Israeliten seien. Selbst hatte man aber bereits mit der Ritualänderung 1811 die Vertragsgrundlage verlassen und nun durch die erlassenen Besuchsverbote gegen die beiden Logen, sowie der gemachten Auflage an alle Töchterlogen, nur Christen als Besucher zuzulassen, den Vertragsbruch verschlimmert.
1823 erreichten die Streitigkeiten ihren Höhepunkt, als die Logen Sokrates und Einigkeit ein polemisches, landesweites Rundschreiben gegen "die Einmischung des Judentums in die Freimaurerei" verschickten, weil die Morgenröthe, nicht nur durch landesweite Rundschreiben mit großem Engagement den Kampf um Anerkennung ihrer Loge aufgenommen, sondern sich auch für das generelle Besuchsrecht jüdischer Brüder in Logen außerhalb Frankfurts eingesetzt hatte. Dabei war sie nicht erfolglos geblieben, denn sie war von der englischen Großloge ganz bewusst und beispielhaft unterstützt worden[7], so dass es zur erneuten Trennung der Frankfurter Großloge von der englischen Mutter-Großloge und zur Selbsternennung der "Großen Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes von Frankfurt am Main" als unabhängige Großloge kam.
In den folgenden 25 Jahren entbrannte der eigentlich entscheidende Kampf ums Christliche Prinzip, denn er wurde von den Brüdern unter sich ausgetragen, ohne dass sie sich darin von den Logen- und Großlogenführungen bevormunden ließen, sondern im Gegenteil diese letztlich von ihren Einstellungen überzeugten.
Dem Zeitgeist entsprechend fühlte sich ein Teil der Brüder in den erzkonservativ-christlichen Logen-Führungen (s.o. Rundschreiben) nicht repräsentiert. Annäherungsversuche und unerlaubte Besuche bei der jüdischen, aber auch bei der christlichen Loge begannen, so dass nach Logenführungs-wechseln bei Einigkeit und Sokrates die Große Mutterloge Anfang 1830 gegen diese Logen Klage führte, wegen der Aufnahme brüderlichen Verkehrs mit den beiden anderen Logen Carl und Morgenröthe. Die Besuche häuften sich und 1833 beschloss die Morgenröthe, eingeführten Brüdern anderer Logen den Zutritt zu erlauben, was prompt zur nochmaligen Spaltung und zur Gründung einer 'fundamentalistisch-jüdischen' Loge "Zum Frankfurter Adler" führte.
So kam es im christlichen Lager zu Verhandlungen, zuerst über die offizielle Anerkennung, und später gleich über den Beitritt der Loge Carl zum Eklektischen Bund. Die Verhandlungen gestalteten sich jedoch äußerst schwierig (z.B. deckten 1834 die Verhandlungsgegner in der Großloge, Großmeister eingeschlossen), langwierig (der Tod des Landgrafen Carl 1836 wurde abgewartet) und kompliziert durch ausgehandelte Sonderrechte für die Loge Carl (z.B. ein eigenes Ritual mit stärkerer Betonung des Christlichen und die Beibehaltung ihrer Schotten-Hochgrade).
Gleichzeitig hatte sich jedoch eine neue Großlogenführung dem Anliegen des anderen Teils der Frankfurter Brüder angenommen. Ganz gegenteilig war diese unter Großmeister Georg Kloß auf eine viel stärkere Verdeutlichung des Humanitätsprinzips und der Abwendung von Hochgraden aus und hatte, mit den Bundeslogen nicht abgestimmt, Prinzip-Erläuterungen veröffentlicht, dass der Bund für alle monotheistischen Religionen offen sei.[8]
Das führte zu landesweit verbreiteten Auseinandersetzungen in ausdrücklicher Ablehnung von Toleranz zwischen Großmeister Kloß[9] und der Loge Carl,[10] auf Grund deren diese Loge 1844 aus dem Eklektischen Bund entlassen wurde. Da dies wiederum ohne Einbezug der Bundeslogen geschehen war, traten nach starken Protesten verschiedener Logen zwei aus dem Bund aus und gründeten (1846) mit der Loge Carl die “Große Freimaurerloge Zur Eintracht” in Darmstadt.
In gänzlich anderem Stil hatte dann die Großloge 1845 einen Entwurf zur Reorganisation des Eklektischen Bundes zur dreijährigen prüfenden Annahme an die Bundeslogen verteilt, der die zukünftige Wirksamkeit des Bundes wieder auf seine Ursprünge zurückbringen sollte, d.h., auf die Grundlage der Alten Pflichten. Dabei sollten die Rituale rückgeändert werden, insbesondere die Frage nach der christlichen Religion des Aufzunehmenden, und man wollte die Bearbeitung höherer Grade nicht mehr zulassen.
Als die Annahme der Reorganisations-Akte 1848 einstimmig erfolgte, stand der Anerkennung der Morgenröthe als gerechte und vollkommene Loge im selben Jahr nichts mehr im Wege.
Aber bereits 1846 hatte die Loge Carl auf einmal beschlossen, jüdische Brüder zu ihren Tempelarbeiten zuzulassen, worauf sich eine 'fundamentalistisch-christliche' Loge “Carl zum Lindenberg” abspaltete, die beim Eintrachtbund verblieb, während Carl 1850 in den Eklektischen Bund zurückkehrte. Später waren dann sogar alle sechs Frankfurter Logen im Bund vereinigt und der Eintrachtbund hatte die eklektischen Rituale angenommen.
Zusammenfassung der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Für die freimaurerische Entwicklung im Vormärz kommen in Frankfurt einmalige Umstände zum Tragen. In der von Obrigkeit recht unbeeinflussten Freimaurerei einer freien Reichsstadt wirkte eine Großloge, die in ihrer durch die englischen 'Moderns' geprägten Ausrichtung auch für Andersgläubige hätte offen sein müssen. Als aber eine ganze Loge von großteils Juden die Arbeit aufnahm, empfanden dies die Brüder in ihrem religiösen Verständnis als Bedrohung ihrer Freimaurerei und reagierten genau gegensätzlich. Als dann noch eine Loge eines christlichen Systems zu arbeiten begann, mussten sich die Brüder aller drei Richtungen der Frage ihres freimaurerischen Verständnisses stellen.
Das vierzigjährige, die Bruderschaft zerreißende Ringen der Brüder um das Christliche Prinzip in einer sich dramatisch verändernden Gesellschaft brachte einerseits die Rückgewinnung der ursprünglich vorgegebenen freimaurerischen Grundwerte, und anderseits erzwangen die Durchsetzungskämpfe ihrer Überzeugungen bei den Logen - vor allem aber bei der Großloge - ein unübliches Demokratieverständnis. Beides bewirkte eine neue Ausrichtung des Eklektischen Bundes, und bei der Bruderschaft hatte sich eine ganz feste Überzeugung von der Richtigkeit der 'humanitären' Art der Freimaurerei herausgebildet, weil sie so hart durch den an der Basis ausgetragenen Bruderzwist erkämpft war.
Dies veranlasst mich zu meiner 2. Aussage:
- Die deutsche humanitäre Freimaurerei hat durch den Eklektischen Bund ihre prägenden Grundzüge erhalten, weil es die Brüder waren, die zuerst um ihre freimaurerische Einstellung gerungen und diese dann in Logen und Großloge durchgesetzt hatten.
Die Zeit der Weimarer Republik
Genereller historischer Hintergrund: Nach dem 1. Weltkrieg (1914–18) war das deutsche Kaiserreich beendet und es begann die Weimarer Republik, die durch politische Instabilität, große Not, Arbeitslosigkeit, Inflation und politischen Rechtsdrift geprägt sein sollte. Der 'Versailler Vertrag' (1919) brachte Verluste von großen deutschen Gebieten und den Kolonien, sowie Reparationen in unbestimmter Höhe. 1920-22 wurde die Arbeitslosigkeit immer größer, man litt sehr unter den Bürden des Versailler Vertrags, die innenpolitischen Kämpfe nahmen zu (Unruhen/Aufstände/Umsturzversuche) und der Nationalismus verstärkte sich. 1922/23 hatte die Inflation durch die Vernichtung aller Kapitalien die wirtschaftliche Situation extrem verschlechtert. 1922-24 hatten Reparationszahlungen und Ruhrbesetzung (bis 1925) die Gemüter noch mehr aufgeheizt und weit verbreitete Unruhen mit Ausnahmezuständen ausgelöst. 1929-33 hatten Weltwirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit den Rechtsradikalismus so gestärkt, dass die Partei des Nationalsozialismus 1933 die Macht ergreifen konnte.
Internationaler freimaurerischer Hintergrund: Waren vor dem Weltkrieg, durch den bereits aufkommenden Nationalismus im Kaiserreich, die Beziehungen zur internationalen Freimaurerei langsam versandet, so sah sich die deutsche Freimaurerei im Krieg plötzlich allein. Die Beziehungen ins Ausland hatten nicht nur schlagartig aufgehört, es wurden auch gegen die deutsche Freimaurerei Beschuldigungen (Belgien, Schweiz) erhoben. So verhallte nach dem Krieg ein Hilferuf an die Freimaurerei der Welt für das Not leidende Volk unbeantwortet, wie sich auch nach Jahren noch die Freimaurer einiger Siegerstaaten gegen ein Wiedereintreten der deutschen Freimaurer in die internationale Kette aussprachen; außer auf französischer Seite, wo bereits nach 1920 ein ehrlicher, in breitester Öffentlichkeit betonter Versöhnungswille zu verzeichnen war, der wiederum die deutsche Freimaurerei durch die völkische Hetze gegen das Freimaurertum in Schwierigkeiten brachte.[11]
Deutscher freimaurerischer Hintergrund: Wie schon immer hatten die gesellschaftlichen Entwicklungen durch ihren Einfluss auf die Brüder auch die Logen und Großlogen geprägt. Aber, außer dass die Brüder sich als Bürger im Profanen zu positionieren hatten, als Freimaurer waren sie insbesondere durch die antifreimaurerische Hetze betroffen. Hatten bereits ab 1880 Völkische Vereine gegen die Freimaurer wie auch gegen die Juden gehetzt, so beschuldigten nach dem 1. Weltkrieg weite Volksschichten die Freimaurerei des Vaterlandsverrats und gaben ihr die Schuld am verlorenem Krieg. Durch eine Unmenge von Hetzschriften unzähliger Autoren - Ludendorff war nur einer[12] -, die zusätzlich den Antisemitismus ausnutzend die Freimaurer zu Judenknechten, künstlichen Juden, Handlangern Alljudas und Werkzeugen der 'Weisen von Zion' machten, sahen sich die Brüder einer Welt des Hasses gegenüber.
Auch musste man sich Sorgen um den Fortbestand der Logen machen, denn die Inflation hatte 1923 einerseits alle Logengelder vernichtet, andererseits war auch die finanzielle Situation vieler Brüder so, dass die Logenbesuche zurückgingen, weil manche Brüder sich das Glas Bier am Logenabend nicht mehr leisten konnten.
Am 50. Gründungstag des Großlogenbundes war es 1922 zum Austritt der drei christlichen (Berliner) Großlogen gekommen, so dass mit den darin verbleibenden humanitären Großlogen nur noch ca. 20% der deutschen Freimaurerei im Großlogenbund repräsentiert waren.
Obwohl das maurerische Leben während des Krieges fast zum Erliegen gekommen war und danach nur langsam wieder in Gang kam, hatte die Freimaurerei einen ganz erstaunlichen Zulauf erlebt, der 1922 zum Höchststand an Mitgliedern führte, danach aber rapide abnahm und von 1929 an ins Gegenteil umschlug.
Frankfurter freimaurerischer Hintergrund: In Hetze, Inflation[13] und Mitgliederentwicklung[14] unterschied sich die Frankfurter Freimaurerei in nichts von der deutschen. Es bestanden aber in der Stadt zwei jüdische von sechs eklektischen Logen. Damit herrschten bezüglich der von den Brüdern in Logen und Großloge hineingetragenen Einstellungen gänzlich andere Voraussetzungen als anderenorts. Es gab zwei sich polarisierende Strömungen. In der einen, rein freimaurerisch-humanitären, fanden sich die jüdischen Brüder wohl eingebettet, die andere, völkisch-nationale fand aber stärker werdenden Zuspruch, wie in der Gesellschaft auch. Für die Großloge war deshalb die Entscheidungsfindung für ihre Handlungen - auch wegen der Basisnähe - oft nicht einfach.
1931 hatte die Große Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes zu Frankfurt a.M., gegründet 1783, 26 Logen und 5 Kränzchen mit insgesamt gegen 3000 Brr. In Frankfurt selbst unterhielt sie sechs Logen. Ferner hatten die Große Landesloge eine, die "Drei Weltkugeln" zwei, die Großloge von Preußen, Bayreuth und Hamburg ebenfalls je eine Loge.[15] 1933 zählte der Eklektische Bund 24 Logen mit 3500 Mitgliedern und löste sich mit Beginn des 3. Reiches auf.[16]
Im Zuge der Einigkeits-Euphorie, die Deutschland nach 1871 ergriffen hatte, war von den Freimaurer-Großlogen 1872 der Deutsche Großlogenbund gegründet worden. Es hatte aber nicht lange gedauert, bis sich die zwei Systeme 'christlich' (konservativ-national-völkisch) und 'humanitär' (liberal-international-religionsoffen) entzweit hatten und anfingen, sich zu streiten.
Es wird gesagt, dass dies unterschwellig von allem Anfang an in der 'Judenfrage' begründet war.[17] So hatte zu diesem Streit ganz sicher beigetragen, dass von 1901-07 der jüdische Bruder Fr. Auerbach Großmeister des Eklektischen Bundes war, und außerdem wohl auch die Annäherungen des Eklektischen Bundes an den Grand Orient de France und die jährliche Teilnahme an Internationalen Freimaurerkongressen.[18]
1918 hatte noch einmal ein jüdischer Bruder, L. Rosenmeyer, den Großmeister-Hammer geführt, seine Wiederwahl hatte er aber abgelehnt, denn die Großloge hatte durch den nationalistischen Stimmungsumschwung in einzelnen Logen einige ihrer Bundeslogen verloren.[19]
In der Folgezeit hatte sich in der Großloge immer wieder die Notwendigkeit gezeigt, ihre eigene Führung zwischen den rein freimaurerisch-humanitären und den völkisch-nationalen Einstellungen in der Bruderschaft und den Bundeslogen zu definieren. So wurde 1925 extra für Br. L. Rosenmeyer die Position eines Ehrengroßmeisters geschaffen, so dass er als Zug. Großmeister gewählt werden konnte, und nicht der für diese Position anstehende Bruder.[20]
Nach langem Zerwürfnis waren 1922 die drei Berliner Großlogen aus dem Großlogenbund ausgetreten; unter anderem folgendermaßen begründet: "wegen den pazifistischen und kosmopolitischen Anschauungen der humanitären Großlogen und deren Angriffe auf die Haltung der christlichen Großlogen zur Judenfrage",[21] und hatten damit die eigene unfreimaurerische Einstellung elegant in eine Anschuldigung umformuliert.
Vom Eklektischen Bund wurde die erstere Begründung zwar erst nachträglich, dafür aber um so vollständiger bestätigt, als es 1927 - im Veröffentlichungsjahr von Ludendorffs Hetzschrift - zur 'Frankfurter Begegnung'[22] kam, der ersten Annäherung nach dem Krieg zwischen der deutschen und der französischen Freimaurerei. Die Großloge und ihr Großmeister hatten sich danach gröbsten Angriffen von fast allen Seiten zu erwehren, denn die Öffentlichkeit hatte darin den schlimmsten Vaterlandsverrat gesehen, die christlichen Großlogen fast ebenso, die anderen humanitären Großlogen hatten das Treffen nicht unterstützt und sogar 4 Logen des Eklektischen Bundes waren strikt dagegen gewesen.
So hatte es dem Zeitgeist entsprechend in den eklektischen Logen vielfach Austritte und wohl auch Logenwechsel von Brüdern gegeben, denen die Ausrichtung ihrer Logen nicht völkisch-national genug war; den amtierenden Großmeister Ludwig Ries hatte dies aber in seiner Überzeugung nie beirrt. 1928 hatte er am 10. Stiftungsfest der als internationalistisch und pazifistisch verrufenen Großloge von Österreich teilgenommen und sich danach in Berlin den schärfsten Anfeindungen der Berliner Großmeister gestellt. Auch der Forderung einiger Logen, dass der Austritt der eklektischen Brüder entweder aus der Universellen Freimaurer Liga (UFL)[23] - denn lange schon hatte die Idee der Liga in eklektischen Bruderkreisen Anklang gefunden[24] - oder aus der Bundesloge zu erfolgen habe, war nicht stattgegeben worden.
Als L. Ries 1929 sein Amt als Großmeister niedergelegt hatte, führte noch einmal ein Bruder der Morgenröthe, Arnold Lazarus, als Zug.GM die Geschäfte der Großloge, zu einer Zeit, als die Hetze des Nationalsozialismus schon bedrohlich war, bevor sie dann - nach der Machtübernahme - in Verfolgung und Gewalt gegenüber der Bruderschaft ausartete.
Der 1930 gewählte, letzte Großmeister Friedrich Ganser brachte den Eklektischen Bund mit den Großlogen von Hamburg und Bayreuth in die Verhandlungen über die Wiederaufnahme der gegenseitigen Beziehungen mit der englischen Großloge[25] ein, der erforderliche Beschluss zur Beziehungsaufnahme im Frühjahr 1932 war aber nicht einfach gewesen.[26] Letztlich war ihm noch beschieden, mit seiner Großloge auf die hereingebrochene Katastrophe - die nationalsozialistische Machtergreifung am 30. Januar 1933 - zu reagieren. Sie reagierte einzigartig beispielhaft, indem sie nach 150 Jahren am 20. März, auf einstimmigen Beschluss ihres Großbeamtenrates ihre Arbeit einstellte, um den Logen volle Handlungsfreiheit in ihren Beschlüssen über das weitere Verhalten im Naziregime zu geben.
Selbstverständlich hatte es im Eklektischen Bund auch einige Logen gegeben die dem völkisch-nationalen Zeitgeist entsprechend der humanitären Ausrichtung der Großloge immer entgegengewirkt hatten.[27] Sie machten dann von dieser Handlungsfreiheit auch sofort Gebrauch, indem sie sich einer der altpreußischen Großlogen anschlossen, welche sich in Nationale bzw. Deutsche Christliche Orden[28] umbenannt und gehofft hatten, dass sie dadurch als 'judenreine Nicht-Freimaurer' gelten und vom nationalsozialistischen Regime als christliche Orden anerkannt würden. Die meisten eklektischen Logen hatten dagegen ohne Großlogenzugehörigkeit versucht so gut wie möglich weiter zu arbeiten, aber 1933 hatte sich der Terror der NSDAP gegen die Freimaurerei verstärkt. Die Brüder waren nach Tempelarbeiten vielfach Anpöbeleien auf der Straße ausgesetzt gewesen und hatten während der Arbeiten immer mit gewaltsamem Eindringen zu rechnen gehabt. Als dann den Beamten die Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge untersagt wurde, waren den Logen eine große Anzahl von Brüdern nominell verloren gegangen. Die meisten hatten jedoch die innerliche Verbindung aufrecht erhalten und viele sogar noch am Logenleben teilgenommen.
1934 wurden dann aber den Logen ohne Großlogenzugehörigkeit ihre Vermögen und Logenhäuser beschlagnahmt und das Inventar konfisziert, so dass eine Weiterarbeit unmöglich war und die Logen einfach ihre Arbeiten einstellten. Den National/Deutschen Christlichen Orden und ihren Logen war durch die Nationalsozialisten ein zusätzliches Jahr Siechtum vergönnt worden.
Zusammenfassung der Zeit der Weimarer Republik.
In dieser Zeit hatte sich der Eklektische Bund mit zwei ausgeprägten Strömungen in seiner Bruderschaft auseinandergesetzt, die in den anderen humanitären Großlogen so nicht auftraten und die es in den drei christlichen Großlogen gar nicht gab. Dabei hatte die Strömung der rein freimaurerischen humanitären, kosmopolitisch-religionsoffenen Einstellung über das zeitgeistige, christliche, völkisch-nationalistische, antisemitische? Gedankengut der anderen Strömung in den meisten Logen, vor allem aber in der Großloge die Oberhand behalten.
Den Austritt der christlichen Großlogen aus dem Großlogenbund hatte der Eklektische Bund maßgeblich beeinflusst, die Annäherung an die ausländischen Großlogen vorbereitet und mitvollzogen, und - fast einzigartig - keinen, letztlich erfolglosen und deshalb im Nachhinein um so beschämenderen Versuch der Anbiederung an das Nazi-Regime unternommen.
Dies veranlasst mich zu meiner 3. Aussage:
- Der Eklektische Bund hat in schwerster Zeit als einzige der regulären deutschen Großlogen ihre freimaurerische humanitäre Überzeugung auch vorgelebt.
Neuanfang 1947
Dieser letzte Zeitabschnitt ist nur im Zusammenhang mit meinen Einführungsworten verständlich, denn die Großloge des Eklektischen Bundes hatte 1933 nach 150 Jahren ihre Arbeit eingestellt. Eine Wiedergründung hatte nicht stattgefunden (war auch nie in Erwägung gezogen worden), es hat also auch keinen direkten Einfluss des Eklektischen Bundes auf die deutsche Freimaurerei in der Zeit ihres Neuanfangs 1947 gegeben.
Es kann aber für sicher gelten, dass die Brüder, die an der Gestaltung der neuen, einen Großloge, welche die gesamte deutsche Freimaurerei umfassen sollte, mitgewirkt hatten, auch ihre Erfahrungen und Vorstellungen in die Neugestaltung einbrachten.
Der enormen Leistung dieser Brüder gebührte es eigentlich, dass man sich mit dieser Zeit der Wiedergründung der Logen und der Entstehung der Vereinigten Großlogen von Deutschland eingehend beschäftigte. In diesen Ausführungen sei nur der tiefen Bewunderung für die Leistung der Brüder Ausdruck verliehen, die 1945, in den Ruinen von Staat, Stadt und ihren Existenzen stehend, es sich zur Aufgabe gemacht hatten, ihre Freimaurerei wieder aufleben zu lassen.
Es sind wohl die gleichen Brüder gewesen, die zuerst ihre Logen wieder gegründet hatten, danach aber die weitere Entfaltung ihrer Freimaurerei nur in einer entsprechenden Großloge sehen wollten. Diese Brüder hatten die Gunst der Stunde genutzt, endlich alle Logen unter einer Großloge zu vereinigen - wie von fast allen Freimaurern damals ersehnt - und dann diese neue Großloge ihren Vorstellungen entsprechend mitgestaltet.
Für Frankfurt ergab sich im Folgenden eine gewisse Zwangsläufigkeit, vielleicht weil hier schon einmal die Wiege der humanitären Freimaurerei stand, vielleicht auch nur wegen der zentralen Lage der Stadt, oder weil sich eben hier die entsprechenden Brüder fanden. Denn 1947 hatte der 'Frankfurter Konvent',[29] bei dem sich 23 Freimaurer aller Lehrarten - mit Ausnahme des FO - getroffen hatten, zur Gründung der 'Frankfurter Arbeitsgemeinschaft von Freimaurerlogen' geführt, die dann die vorbereitenden Arbeiten zur Gründung der Großloge getätigt hatte.
Br. Theodor Vogel, der spätere Großmeister der 1949 gegründeten 'Vereinigten Großlogen der Freimaurer von Deutschland' hatte die Ansicht, dass diese Arbeiten nur die Vorbereitung des Aufbaus der Landes-Großlogen waren.[30] Der Frankfurter Br. Emil Selter hatte das etwas anders gesehen, er hatte bereits 1948 vor, aus der Frankfurter Arbeitsgemeinschaft heraus, die 'Geeinte Großloge der Freimaurer von Deutschland' zu gründen.[31]
Egal, welche Bedeutung man der Frankfurter Arbeitsgemeinschaft zukommen lassen will, sie war das, was ihr Name sagt, und es wurden in ihr die Grundlagen der Vereinigten Großlogen der Freimaurer von Deutschland erarbeitet.[32]
Zusammenfassung des Neuanfangs 1947
Es hatte sich ergeben, dass Frankfurter Brüder einen größeren Teil der vorbereitenden Arbeiten zur Gründung der neuen Großloge übernommen hatten, so dass über ihre freimaurerischen Einstellungen wohl etwas von der Art oder vom 'Geist' der alten in die neue Großloge eingeflossen ist.
Dies veranlasst mich zu meiner 4. Aussage:
- Der Eklektische Bund hat durch den 'Geist' seiner Art der Freimaurerei die deutsche humanitäre Nachkriegs-Freimaurerei beeinflusst.
So ist abschließend festzustellen, dass der Eklektische Bund für die deutsche Freimaurerei:
- die freimaurerische Reformation (Befreiung von Ordenshierarchie und Hochgraddominanz) eingeleitet hat und in der Loslösung von England richtungweisend war;
- im Ringen um das christliche sowie um das demokratische Prinzip die prägenden Grundzüge einer freimaurerischen Ausrichtung – der humanitären – im Bruderzwist hart erkämpft hat;
- in schwerster Zeit, bei Auseinandersetzungen im Großlogenbund und beim Bestreben, wieder in die Weltbruderkette zu treten, vorbildlich bis zur Selbstaufgabe in der Umsetzung dieser hart errungenen Ausrichtung war;
- seinen Geist in die heutige Großloge der Alten, Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland eingebracht hat.
Der Eklektische Bund hat die deutsche Freimaurerei entscheidender geprägt, als ihm zuerkannt wird.
Fußnoten
[1] Internationales Freimaurer Lexikon von Lennhoff, Posner, Binder von 2003, "Reformbestrebungen", ab Seite 694: Die größte Reform der deutschen Freimaurerei bedeutet die - mittelbar von den freimaurerischen Klassikern vorbereitete - Abkehr von den Verirrungen des 18. Jahrhunderts, von der Strikten Observanz und anderen Systemen, das Wiedereinschwenken zur ursprünglichen reinen Form der Freimaurerei unter gleichzeitiger Vergeistigung der Lehre und Vertiefung des humanitären Inhalts auf Grund historischer Forschung und philosophischer Deutung der Symbolik und Ritualistik. Die Freimaurerei in ihrer »verbesserten und auf ihre Lauterkeit und Einfachheit zurückgeführten Verfassung« nannte Wieland das Ergebnis des Reformwerks in seinem Aufnahmegesuch. Das »eklektische Rundschreiben«, die Tätigkeit Schröders (s.d.) und Feßlers (s.d.) sind als Marksteine der Reformbewegung zu Ende des 18. Jahrhunderts besonders zu erwähnen.
[2] Allgemeines Handbuch (Encyklopädie) der Freimaurerei von Lenning (1900),1.Band: "Deutschland" auf Seite 193: Sie erliess 1783 mit der Provinzialloge in Wetzlar vereint ein Rundschreiben, in dem sie zur Gründung des noch jetzt bestehenden Eklektischen Bundes (s. Frankfurt a.M.) aufforderte; das Verdienst, diesen ersten wahrhaft reformatorischen Schritt von dauerndem Erfolg gethan zu haben, kam hauptsächlich dem an der Spitze der Loge in Wetzlar stehenden v. Ditfurth zu. Bis Ende 1783 nahmen 24 Logen an dieser Verbindung teil, welche die drei Johannisgrade und die altenglischen Rituale annahmen, ohne jedoch die höhern Grade ganz auszuschliessen. Trafen nun diesen Bund auch mannigfache Angriffe und Hindernisse, so bewirkte doch sein Auftreten, eine in demselben Jahre von der Grossen National Mutterloge Zu den drei Weltkugeln ergangene Deklaration, worin sie sich ganz von der strikten Observanz lossagte, völlige Unabhängigkeit in Anspruch nahm und gegenseitige Duldung erklärte, nicht minder die in Hannover und Hamburg (1786) erfolgte Wiederherstellung der Verbindung mit der englischen Grossloge, die auch Frankfurt 1788 wieder aufnahm, eine durchgreifende Befreiung der deutschen Logen von den bisherigen Fesseln der Ordenshierarchie und dem Druck der Hochgrade.
[3] Internationales Freimaurer Lexikon von Lennhoff, Posner u. Binder von 2003, "Deutschland", auf Seite 220: Sehr wesentlich war auch, daß die deutsche Freimaurerei nunmehr daranging, ihre Selbständigkeit zu erobern. Den Anfang machte der Eklektische Bund, der mit der am 18./21. März 1783 verfaßten und genehmigten Bundesurkunde den Grund zur eigenen Großlogenselbständigkeit legte. 1783 hatte sich auch die Mutterloge »Zu den drei Weltkugeln« selbständig erklärt. Am 4. Februar 1811 sagte sich auch die Provinzial-Großloge von Hamburg und Niedersachsen von der englischen Großloge los und wurde die Großloge von Hamburg. Ihr folgte die Große Landesloge von Sachsen (28. September 1811) und die Großloge »Zur Sonne« in Bayreuth (11. Dezember 1811), so daß die Aufteilung der deutschen Großlogen bereits ungefähr den Verteilungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts entsprach.)
[4] Damals übliche Bezeichnung für Juden, vom biblischen 'Kinder Israels'.
[5] Literatur zum gesellschaftspolitischen Kontext, insbesondere zu Judentum und Freimaurerei: Karl Demeter "Die Frankfurter Loge Zur Einigkeit 1742-1966, 3. Kapitel: Inneres Leben" und Paul Arnsberg "Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der französischen Revolution, Kapitel II / 6 und V / 2".
[6] Allgemeines Handbuch (Encyklopädie) der Freimaurerei von Lenning (1900). 1. Band unter "DEUTSCHLAND " ab Seite 192: Nach dem Vertrag mit England konnte diese Grossloge ohne Billigung ihrer Provinzialloge keine Loge in dem angewiesenen Bezirk errichten, wohingegen diese verpflichtet war, keine Neuerungen einzuführen, wodurch die Alten Pflichten abgeändert oder gar umgestossen würden. Beiderseits war der Vertrag verletzt worden. Die englische Grossloge hatte ohne weiteres der Loge L'Aurore naissante (Zur aufgehenden Morgenröte), als diese nicht mehr unter dem Grossorient von Frankreich zu arbeiten für rätlich hielt und mit dem neuen Freibrief des Landgrafen Karl nicht fortarbeiten konnte, 1817 eine Stiftungsurkunde gegeben und kümmerte sich um die Einsprüche von F. nicht, so wenig es die Provinzialloge für einen Vertragsbruch gehalten hatte, durch Verordnungen und Verträge der Verbindung einen streng christlichen Charakter aufzudrücken, womit sie den englischen Gesetzen geradezu widersprach. Jahrelange Unterhandlungen führten nicht zu einer Ausgleichung, die Provinzialloge erklärte sich vielmehr 1823 für unabhängig und nahm den Namen "Grosse Loge des Eklektischen Freimaurerbundes" an.
Daselbst unter Frankfurt a.M., III. Logen, 4) Zur aufgehenden Morgenröte, Seite 305: Wahrscheinlich ist es, dass die englische Grossloge davon unterrichtet worden war, dass die Provinzialloge in Abweichung von den Alten Pflichten den sogenannten christlichen Standpunkt eingenommen hatte und jüdische Brüder nicht einmal als Besuchende zuliess, während man früher (1790) den israelitischen Meister v.St. der Toleranzloge in Berlin zugelassen, auch zum grössten Teil aus Nichtchristen bestehenden Mitgliedern der neuerrichteten Loge in Mainz (1803) den Zutritt gestattet hatte; denn die Worte des der Loge Zur aufgehenden Morgenröte von England gegebenen Stiftungsbriefs: »Indem wir uns mit unterwürfiger Hingebung vor dem grossen Baumeister des Weltalls beugen, fest auf sein Wort vertrauen und den Vorschriften des göttlichen Gesetzes gehorchen, schliessen wir niemand wegen seiner Religion oder wegen seiner Weise, Gott zu verehren, diese mag auch sein, von welcher Art sie will, von unserm Orden aus», lassen ziemlich sicher darauf schliessen.
Geschichte der Loge Zur aufgehenden Morgenröthe, III. Abschnitt, Kapitel X, Seite 53: Die englische Großloge ihrerseits hielt sich aber zur Einhaltung des § 3 nicht verpflichtet, da nach ihrer Anschauung die Provinzialloge einseitig den Vertrag gebrochen habe, indem sie in Abweichung von den alten Pflichten den sogenannten christlichen Standpunkt im Jahre 1811 in ihrem neuen Rituale festgelegt habe. Wahrscheinlich ist es, dass die englische Grossloge davon unterrichtet worden war, dass die Provinzialloge in Abweichung von den Alten Pflichten den sogenannten christlichen Standpunkt eingenommen hatte und jüdische Brüder nicht einmal als Besuchende zuliess, während man früher (1790) den israelitischen Meister v.St. der Toleranzloge in Berlin zugelassen, auch zum grössten Teil aus Nichtchristen bestehenden Mitgliedern der neu errichteten Loge in Mainz (1803) den Zutritt gestattet hatte; denn die Worte des der Loge Zur aufgehenden Morgenröte von England gegebenen Stiftungsbriefs: »Indem wir uns mit unterwürfiger Hingebung vor dem grossen Baumeister des Weltalls beugen, fest auf sein Wort vertrauen und den Vorschriften des göttlichen Gesetzes gehorchen, schliessen wir niemand wegen seiner Religion oder wegen seiner Weise, Gott zu verehren, diese mag auch sein, von welcher Art sie will, von unserm Orden aus«, lassen ziemlich sicher darauf schliessen.
[7] Internationales Freim. Lexikon von Lennhoff, Posner, Binder unter 'Juden', Seite 443: Der Londoner Repräsentant der Loge, Kaufmann Anton Wolf, sprach in einer Audienz dem Herzog den Dank seiner Frankfurter Brr. aus und berichtete als des Herzogs wörtliche Äußerung: »Ich will nicht allein in Frankfurt, sondern in ganz Deutschland Epoche mit dieser Konstitution machen, denn ich bemerke, daß man dort mit der Aufklärung zurückgeht, statt Fortschritte zu machen. Ich frage nicht danach, ob diese Konstitution den anderen Logen sehr behagt ... Was die Großloge von England, als die erste aller Mutterlogen, anerkennt, dessen brauchen sich andere Logen wahrhaft nicht zu schämen!«
[8] Allgemeines Handbuch (Encyklopädie) der Freimaurerei von Lenning (1900),1.Band: Frankfurt a.M., II. Eklektischer Bund, Seite 302: Nach dieser »Erläuterung« ist »der wesentliche Zweck des Eklektischen Bundes in vollkommener Übereinstimmung mit demjenigen, der in den Alten Pflichten (v. J. 1723) angegeben wurde«. »Der Maurer muss ein Bekenner und Verehrer des alleinigen Gottes sein, weil dieses Religionsbekenntnis das einzige ist, in dem alle Menschen übereinstimmen können. Allein der Maurer soll deswegen in dem Glaubensbekenntnis nicht beschränkt werden, dem er im kirchlichen Leben angehört und zugethan ist. Jedem soll vielmehr seine besondere Meinung und Glaubensansicht überlassen bleiben, damit sein Gewissen durch die Teilnahme am Bunde nicht bedrängt werde. Darum hat der Eklektische Bund auch kein religiöses Dogma, kein objektives Religionssystem zu seinem Zweck erkoren und gestattet nicht die Handhabung eines solchen systematischen Strebens in den ihm verbundenen Logen.«
[9] Internationales Freim. Lexikon von Lennhoff, Posner, Binder unter 'Juden', Seite 443: Die G.-L. von Hannover stellte sich auf den Boden der unbedingten Toleranz und hatte deswegen nach 1866 bei der Übernahme in die altpreußischen Großlogen Schwierigkeiten. Noch vor 1848 wurden J. auch in der Großloge von Sachsen zugelassen, ebenso in der Großloge von Bayreuth. Zu schweren Auseinandersetzungen kam es in Frankfurt. 1844 siegte hier das Humanitätsprinzip in seiner reinen Form.
In »ausführlichen Erläuterungen« an die Logen wurde vorgeschrieben: "Der Maurer muß Bekenner und Verehrer des alleinigen Gottes sein, weil dieses Religionsbekenntnis das einzige ist, in dem alle Menschen ubereinstimmen können. Jedem Maurer soll seine besondere Meinung und Glaubensansicht überlassen bleiben." Zu dieser Sinnesänderung trug in hervorragender Weise der »Praeceptor Latomorum Germaniae«, Kloß (s. d.) bei, seit 1836 Großmeister des Eklektischen Bundes. Seine Schrift »Über die Unstatthaftigkeit des Versuchs, ein positives Christentum in die Freimaurerei hineinzuziehen«, die scharf die Grenze zwischen dem christlichen und dem Humanitätsstandpunkt zog, erregte nachhaltiges Aufsehen. Mehrere der Aufnahme von J. abholde Logen traten aus und gründeten die Großloge »Zur Eintracht« in Darmstadt (1846), die sich dann bis 1870 zum christlichen Prinzip bekannte. 1854 gestattete die Großloge »Royal York«, genannt »Zur Freundschaft«, den Besuch jüdischer Brr., 1872 auch deren Aufnahme in die Johannisgrade. Auch die Darmstädter Großloge ließ seit 1873 J. zu. Ein 1899 in der Großloge »Royal York« gestellter Antrag auf Wiedereinführung des christlichen Prinzips wurde mit 67 gegen zwei Stimmen abgelehnt. Kaiser Friedrich III., auf den das vielzitierte Wort zurückgeht, »der Judenhaß ist die Schmach des Jahrhunderts«, hatte bereits als Prinz Gelegenheit, in den Konflikt einzugreifen. Als er sich 1857 mit der englischen Prinzessin Victoria verlobte, wurde in den englischen Freimaurerlogen bekannt, daß jüdische Brr. mit Ausweispapieren der englischen Großloge nicht einmal als Besucher zu den meisten preußischen Freimaurerlogen zugelassen würden. Die englische Großloge erhob Widerspruch, drohte mit Abbruch der brüderlichen Beziehungen - vergebens. Als nun Prinz Friedrich Wilhelm bei seinem Brautbesuch in London auch einer Sitzung der Großen Loge von England beiwohnen wollte, empfing ihn der Großmeister im Logenhaus mit allen einem Fürsten gebührenden Ehren, bedeutete ihm aber, daß die Teilnahme an den Sitzungen englischer Logen den preußischen Brr. so lange untersagt bleibe, bis diese die englischen Brr. israelitischen Glaubens als gleichberechtigt aufnehmen würden! Der Prinz versprach, er werde nach der Rückkehr in die Heimat für die Aufhebung jenes veralteten Großlogenbeschlusses wirken.
[10] Allgemeines Handbuch (Encyklopädie) der Freimaurerei von Lenning (1900),1.Band: Frankfurt a.M., II. Eklektischer Bund, Seite 302: ... wäre es doch vielleicht besser gewesen, wenn man die Annahme der Loge Carl mit ihrem altschottischen Direktorium weniger beeilt hätte, da viele Mitglieder mit Zähigkeit an den Ansichten festhielten, die sie bei Bearbeitung höherer Grade mit streng christlichen Anschauungen eingesogen hatten, während die Grossloge nun einer freiern, den Alten Pflichten angemessnern Ansicht huldigte, den Besuch von Nichtchristen zuliess und durch ihren Grossmeister die Unstatthaftigkeit des Versuchs darthat, ein positives Christentum in die Logen hineinzuziehen. Aus diesen Gegensätzen entwickelte sich bald ein lebhafter Kampf, der einen ansehnlichen Band von Streitschriften veranlasste und an dem sich auch andre Bundeslogen beteiligten. Er führte schliesslich zu der Entlassung der kaum beigetretenen Loge Carl aus dem Eklektischen Bund (2. Juli 1844), ‑ ein einseitiger Beschluss, dessen Gesetzmässigkeit von einzelnen Logen angefochten wurde und der jedenfalls nicht reiflich genug erwogen war. Die Logen in Darmstadt und Mainz reichten nach eingelegter Verwahrung gegen diesen Schritt ihre Entlassung ein. Die Hauptursache bei diesen war indessen in ihrer Auffassung der Maurerei als einer christlichen Anstalt zu suchen, während die Grossloge eifrig bemüht war, den Eklektischen Bund auf die Grundsätze zurückzuführen, welche die alten englischen Konstitutionenbücher von jeher als Bundesprinzip ausgesprochen haben.
[11] Internationales Freimaurer Lexikon, Lennhoff, Posner u. Binder von 2003, "Deutschland", 5. Der 1.Weltkrieg und seine Folgen.
[12] Bereits 1921 hatte der nachmalige Chefideologe der NSDAP, Alfred Rosenberg eine Schrift mit dem Titel: "Das Verbrechen der Freimaurerei, Judentum, Jesuitismus, Deutsches Christentum" verfasst; die 1927 erschienene Schrift General E. von Ludendorff: "Vernichtung der Freimaurerei durch die Enthüllung ihrer Geheimnisse", brachte es in kurzer Zeit auf 26 Auflagen.
[13] Festschrift (150 J.) der Loge Sokrates z.St., Seite 13 beschreibt, dass der Wohltätigkeitsanstalt, der Vermächtnis-Caspari-Stiftung und dem Jubiläumsfonds von insgesamt 350.000 Goldmark nach der Inflation noch 50 neue Reichsmark verblieben waren.
[14] Festschrift (150 J.) der Loge Carl z.a.L., Seite 56 berichtet von der mit 285 Brr. damals größten Frankfurter Loge, dass sie 1918-22 jährlich steigende (bis 20/Jahr) und danach rapide fallende Zahlen an Neuaufnahmen zu verzeichnen hatte; 1928 keine mehr.
[15] Internationales Freimaurer Lexikon von Lennhoff/Posner, unter Frankfurt am Main, Seite 493.
[16] Die Logen der Freimaurer” von Jürgen Holtorf, Seite 73.
[17] Internationales Freimaurer Lexikon von Lennhoff/Posner, Antisemitismus, Seite 82: Immerhin war es im letzten Grund die antisemitische Frage, die 1922 zur Sprengung des Deutschen Großlogenbundes führte.
[18] Festschrift (150 J.) der Loge Sokrates z.St., Seite 13: 1907 unternahm der Grand Orient de France erste Annäherungsversuche an den deutschen Großlogenbund. 1911 erhielten die deutschen Logen eine Einladung zum IV. internationalen Kongress nach Paris und im August 1914 sollte in Frankfurt a.M. der VII. internationalen Kongress tagen. Da brach am 2. August 1914 der Krieg aus und zerriß die geknüpften Verbindungen.
[19] Internationales Freimaurer Lexikon von Lennhoff/Posner, unter Frankfurt am Main, Seite 493: 1918 – Die Großloge verliert durch den nationalistischen Stimmungsumschwung in einzelnen Logen einige ihrer Bundeslogen, konnte ihren Stand aber wieder halten.
[20] Von Br.'Schmetterschorsch' Bender wurde gesagt: "Er war ein kerndeutscher aufrechter Mann und gab der Loge zur Einigkeit das Gepräge der Nachkriegszeit". "Ein Mann von echt deutscher Art, der sein Volk und Vaterland über alles liebte". "Mit einem kräftigen und lebensvollem 'Heil und Sieg‘ begrüßte er stets und ermunternd die Brüder“. "Ich höre noch immer die Worte unseres lieben Br. Bender in meinem Herzen klingen, die er sprach zu jüdischen Mitgliedern der Freimaurerei: 'Wenn ihr rechte Freimaurer sein wollt, dann seid ihr auch Christen, nicht mehr Juden, denn Freimaurerei ist Christentum'."
[21] Internationales Freimaurer Lexikon von Lennhoff/Posner, unter Deutscher Großlogenbund, Seite 347.
[22] Das Internationale Freimaurer Lexikon von Lennhoff/Posner, unter Frankfurt am Main, Seite 493. schildert sehr detailliert, dass am 27. Feb. 1927 in Frankfurt die erste offizielle Aussprache zwischen dtsch. und franz. Freimaurern nach dem Kriege stattfand, um die Frage der von den Franzosen gewünschten Aussöhnung gemeinsam zu erörtern. Von französischer Seite nahmen 3 Vertreter der franz. Großlogen und von deutscher Seite GM Ries, die Zug.GM Becker und Dr. Rosenmeyer (Jude) teil. Die Unterhandlungen wurden von deutscher Seite hauptsächlich auf jene Probleme zugeschnitten, die damals eine wirkliche Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich besonders schwierig machten (Kriegsschuldfrage, Rhein/Ruhr-Besetzung). Im übrigen blieb die Besprechung ergebnislos.
[23] Deutsches Freimaurer-Lexikon von Reinhold Dorsch: UFL, Universelle Freimaurer-Liga, in Esperanto: Universale Framasona Ligo. Auf dem ersten internationalen Esperantisten-Kongress 1905 in Boulogne wurde die UFL von Freimaurern gegründet, die Esperanto sprachen. Anläßlich des Kongresses in Bern 1913 wurde der Vereinszweck erweitert. Das Hauptziel sollte nicht mehr die Verbreitung des Esperanto, sondern die Vereinigung von Freimaurern aller Riten sein. ... Die Ziele der UFL nach Frieden und Humanität und nach weltweitem geistigem Gedankenaustausch sind zu begrüßen.... Der erste Weltkrieg unterbrach die Arbeit. 1920 fand in Haag die erste Nachkriegsveranstaltung der Liga statt. Durch den Nationalismus und den 2. Weltkrieg wurde die Arbeit der Liga wieder behindert und unterbrochen. 1946 trafen sich erstmals Brüder zu einem Kongreß in Basel und beschlossen den Wiederaufbau der Landesgruppen....
[24] Festschrift (150 J.) der Loge Carl z.a.L., Seite 56: Als am 28. Juli 1924 eine private Zusammenkunft einiger deutscher Brüder mit französischen und schweizerischen Logenmitgliedern stattfand, um die Streitfragen der Völkerversöhnung zu erörtern, machte man dem "Eklektischen Bund" Würdelosigkeit und verbotene politische Betätigung zum Vorwurf. Die Gegner der Freimaurerei aber sprachen schon von Vaterlandsverrat und Hinneigung zum internationalen Judentum, was nur allzu willige Ohren fand in der breiten Öffentlichkeit, die das Wort von der "Weltbruderkette", von dem sie gehört hatte, völlig falsch auslegte.
[25] Karl Demeter in "Die Frankfurter Loge Zur Einigkeit", Seite 129: Entscheidend wurden die Meinungsverschiedenheiten innerhalb der deutschen Logen und auch innerhalb der Loge zur Einigkeit über die Frage, ob sie die durch den Krieg abgebrochenen Beziehungen namentlich zu England, zur englischen Großloge (UGLvE), der Mutter der ganzen modernen Freimaurerei, nun wieder anknüpfen sollten. Die Großloge des Eklektischen Bundes hatte sich, wie schon 1927 gegenüber Frankreich, zu diesem versöhnlichen Schritt nun auch gegenüber England durchgerungen. Aber viele Einigkeitsbrüder verurteilten das und stellten sogar den Antrag, die Einigkeit sollte aus dem Eklektischen Bund austreten. Die Abstimmung darüber am 6. Juli 1932 ergab von 91 Anwesenden 37 Stimmen gegen den Austritt und 51 dafür. Das war die einfache Mehrheit dafür, aber nicht die formal erforderliche Zweidrittel-Mehrheit für einen solchen Beschluss.
[26] Denkschrift der Loge "Zur Einigkeit" von 1933, Seite 4ff: Die Wiederaufnahme der gegenseitigen Beziehungen mit der UGLvE wurde in der folgenden Vierteljahresversammlung der Großloge bestätigt, aber nur, da durch einen aus der Versammlung heraus gestellten Antrag die Abstimmung nicht nach Logen, sondern durch die anwesenden Mitglieder der Großloge vorgenommen wurde.
[27] Begründung zum Antrag auf Austritt der Loge "Zur Einigkeit" aus dem Eklektischen Bund in 10 Fragen und 10 Antworten, Zitat aus Antwort 7: "denn uns stand das Vaterland immer über der Menschheit, weil wir geboren sind‚ deutsch zu denken, zu fühlen und zu wollen."
[28] Internationales Freimaurer Lexikon, Lennhoff, Posner u. Binder von 2003, "Deutschland", 6. Nationalsozialismus, Seite 223: Die durchaus im völkischen Milieu verankerten deutschen Maurer suchten vorerst Anpassungsstrategien zu entwickeln. Die Große National-Mutterloge »Zu den drei Weltkugeln« nannte sich nach 1933 Nationaler Christlicher Orden (Friedrich der Große), die Große Loge von Preußen wurde zu Deutschchristlicher Orden Zur Freundschaft, die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland wurde zu Deutschchristlicher Orden, die Große Landesloge von Sachsen nannte sich nun Deutschchristlicher Orden von Sachsen, die Großloge Deutsche Bruderkette empfahl sich als Christlicher Orden deutscher Dom, die Große Loge von Hamburg mutierte zu Deutscher Orden Hamburg, während sich die Bayreuther Großloge »Zur Sonne« auflöste und sich in eine Gesellschaft zur Pflege deutscher Kultur wandelte. Außenseiterpositionen der deutschen Freimaurerei, wie sie etwa die humanitären Großlogen vertraten (s. Müffelmann, Ludwig), blieben diese Anpassungstendenzen erspart, indem sie sich 1933 auflösten.
[29] WOHER WOHIN, Verlag GL A.F.u.A.M.v.D. Berlin 2002, Seite 26: Ein neuer Anlauf zu einer Einigung der Freimaurerei in Deutschland wurde im Mai 1947 versucht. Die Brüder August Hirscher, Stuttgart, August Pauls, Frankfurt, und Karl Manecke, Hamm, luden nach vorbereitenden Gesprächen Vertreter aller früheren Systeme - mit Ausnahme der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland - zu einer Zusammenkunft nach Frankfurt ein. Am 14. und 15. Juni 1947 trafen sich unter dem Vorsitz von Br. Pauls in Frankfurt am Main 23 Mitglieder früherer Großlogen aller Lehrarten, mit Ausnahme der Großen Landesloge. Die Loge "Lessing" organisierte die Tagung, und Br. Georg Geier stellte seine Geschäftsräume für die Beratungen zur Verfügung. Wegen des herrschenden Mangels an Hotelzimmern wurden alle Teilnehmer bei Frankfurter Brüdern untergebracht.
[30] WOHER WOHIN, Verlag GL A.F.u.A.M.v.D. Berlin 2002, Seite 29: Theodor Vogel schreibt in seinen persönlichen Aufzeichnungen 'Abriß der Geschichte der deutschen Freimaurerei bis 1948': "Die Frankfurter Arbeitsgemeinschaft war keine freimaurerische Obödienz und wollte es auch nicht sein. Sie wollte nur dienen und keinen Weg verschütten, der zur Einigung und zur Einheit führen könnte. Ihr fiel in der Geschichte der Freimaurerei Deutschlands die Aufgabe zu, die Vorbereitung des Aufbaus der auf Landesbasis beschränkten Arbeitsgemeinschaften und Großlogen zu treffen."
[31] WOHER WOHIN, Verlag GL A.F.u.A.M.v.D. Berlin 2002, Seite 32: Der Jahrestag des Zusammentretens der ersten Deutschen Nationalversammlung sollte am 18. Juni 1948 in der Paulskirche gefeiert werden. Die Frankfurter Arbeitsgemeinschaft von Freimaurerlogen führte am Vorabend im großen Saal des Ärztehauses eine festliche Tempelarbeit durch, zu der 300 Brüder aus allen Landesteilen sich versammelten. Die Brr. Pauls, Geier und Selter hatten vorgeschlagen, die zu erwartende Hochstimmung zur Ausrufung der geeinten Großloge zu nutzen, um auch die letzten noch zögernden Logen mitzureißen. Der Frankfurter Arbeitsgemeinschaft gehörten damals schon 125 Logen an. Diese Absicht scheiterte am Widerstand Br.Theodor Vogels, der erklärte, die 31 bayerischen Logen würden sich nicht beteiligen. Er rief vielmehr am 19. Juni 1948 den "Deutschen Großmeisterverein" unter seiner Führung ins Leben und versammelte im Oktober 1948 im Kurheim Elisabeth in der Kurhauser Str. 33 zu Bad Kissingen die Vertreter der früheren deutschen Großlogen. Nach einer von Emotionen getragenen mehrstündigen Diskussion wurde die Gründung einer "Vereinigten Großloge der Freimaurer von Deutschland" beschlossen und Br. Vogel einstimmig zum künftigen Großmeister vorgeschlagen.
[32] WOHER WOHIN, Verlag GL A.F.u.A.M.v.D. Berlin 2002, Seite 32: Es darf nicht übergangen werden, daß in Bad Kissingen der Frankfurter Br. Emil Selter sowohl in den Verfassunsausschuß als auch in den Ritualausschuß gewählt wurde. Als Federführender des Verfassungsausschusses bemühte er sich, alles zu tun, um eine Wiederholung der Fehler aus der Zeit zwischen 1920 und 1935 zu verhüten. Nach zahlreichen Beratungen lag endlich ein Entwurf vor, der eine strenge Gewaltenteilung in Verwaltung, Gesetzgebung und Rechtspflege vorsah und die Gesetzgebung allein den Vertretern der einzelnen Logen übertrug, während der Großbeamtenrat nur auf die Verwaltung und die rechte Ausführung der beschlossenen Gesetze beschränkt wurde. Dieser Entwurf hob die bisherige Praxis auf, daß der Großbeamtenrat direkt in die Angelenheiten der Logen eingreifen konnte. Auch der Versammlung der Landesgroßmeister sollte dazu die Grundlage entzogen sein. Ein sechsköpfiger Ausschuß hatte diesen Entwurf erarbeitet. Zu dessen Überraschung aber legte Br. Vogel selber einen Entwurf vor und brachte der beschließenden Versammlung den Entwurf des Ausschusses nicht zur Kenntnis. Lediglich um des hohen Zieles willen, das alle Brüder vor Augen hatten, wurde auf einen Einspruch verzichtet, aber man war sich einig, die einmal erarbeiteten Richtlinien für die Großlogenführung später erneut vorzubringen.
Siehe auch
- Eklektischer Bund
- Eklektismus
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