Hochgrade

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Das Logo des AASR Österreich. Die Embleme der 'Schotten' zeigen immer einen doppelköpfigen Adler; im Detail sind sie jedoch verschieden gestaltet. Interpretationen: Ost- und Weströmisches Reich; Herrschaft des dualistischen Prinzips in unserer Welt; Gleichzeitigkeit der diesseitigen und jenseitigen Welt. Oben: ORDO AB CHAO = Ordnung aus Chaos. Das steht letztlich für den Schöpfungsakt, der vom Men­schen immer wieder nachvollzogen wird. Unten: DEUS MEUMQUE JUS = Gott und mein Recht.
Der österreichische York Ritus: in der Mitte die drei Abstufungen 'Royal Arch' (oben), Konzil (rechts) und Komturei (links).
Der österreichische 'Rektifizierte Schottische Ritus'. Zentrales Element ist der Phoenix aus der Asche (1779) und darunter die Devise: Solve et coagula = Löse und verbinde neu.

Hochgrade

Als Hochgrade (auch: Seitengrade) werden Logen-Systeme bezeichnet, welche die sogenannte blaue Johannis-Freimaurerei (Lehrling-Geselle-Meister) ergänzen. Es gibt verschiedene Hochgradsysteme: In Deutschland, Österreich und der Schweiz dominieren der ‚Alte und Angenommene Schottische Ritus’ (AASR), der York Ritus und der Rektifizierte Schottischer Ritus. Manche Brüder sind Hochgrad-Mitglieder; letztlich ist es aber nur eine Minderheit. Und die Hochgrade waren in der Freimaurerei immer umstritten.

Der österreichische Freimaurer und Freimaurerforscher Herwig Stage hat sich 2015 in einem ‚Baustück’ (‚Zeichnung’) mit dem Sinn der Hochgrade auseinandergesetzt und einen Überblick auf die verschiedenen Obödienzen gegeben. Er berücksichtigt darin nicht nur die Lage in Österreich sondern auch in Deutschland und in der Schweiz.

Für die Wiki-Redaktion dankt Rudi Rabe Bruder Herwig Stage für die Genehmigung, seinen Text hier wiedergeben zu dürfen.

Herwig Stage: Hochgrade?
Vertiefende Grade? Was ist das?

Die Bezeichnung „Hochgrade“ oder „Vertiefende Erkenntnisgrade“ sind zwei der vielen Bezeichnungen für jene Grade bzw. Gradsysteme, die auf dem 3-Grad-System der Johannismaurerei (Lehrling, Geselle, Meister) aufsetzen. Diese vertiefenden Erkenntnisgrade oder Erkenntnisstufen werden auch weiterführende Systeme, Grüne, Schwarze, Weiße, Violette, Rote Maurerei oder Hochgrade genannt. Anders die Johannismaurerei: Ihre Symbolfarbe ist blau.

Die Farbenbezeichnungen rühren dabei von den Ausstattungen der Tempel, von den Insignien, Bändern, Schärpen, Tapissen und Schurzen her, die in den einzelnen Graden und Systemen verwendet werden und haben eine Bedeutung. So ist die Farbe „Rot“ die dominierende im englischen Grad des Royal Arch und der Maurerei vom Königlichen Bogen amerikanischer Lehrart. Sie verweist auf ein dramatisches Geschehen im 3. Grad der Johannismaurerei. Die Farbe „Grün“ als Symbol der Hoffnung auf die Wiederherstellung des Ordens, dominiert in einigen Graden der Schottischen Lehrart (Schwedische Lehrart und Große Landesloge in Deutschland) und im Orden vom Roten Kreuz in der Komturei. Die Farben „Weiss“ und „Schwarz“ sind die Grundfarben der Templergrade und die Farbe „Violett“ als Farbensymbol der Weisen und Großen Eingeweihten ist kennzeichnend für die Konzilsgrade.

Die Hochgrade sind nichts Höheres

Da die Bezeichnung „Hochgrade“ suggeriert, dass diese Systeme „wertmäßig“ über der klassischen Johannisfreimaurerei stehen – sie stehen streng genommen nur dort in dem Sinne, dass eine Zulassung zu ihnen den Meistergrad voraussetzt – hat sich die Bezeichnung weiterführende, vertiefende oder vervollkommnende Grade in den letzten Jahren verbreitet. Im Englischen sprechen wir daher auch von „Additional Degrees“, „Side Degrees“ oder „Appendant (dazugehörig) Degrees“.

Die österreichische „Maurerei vom Königlichen Bogen“ (Royal Arch), ein in Österreich stark verbreitetes vertiefendes Erkenntnissystem, auf das ich später noch zu sprechen kommen werde, hält sogar in seinem Aufnahmeritual mit Bezug auf das Unionsprotokoll der beiden englischen Großlogen zur United Grand Lodge of England (1813) ausdrücklich fest: „Wir Maurer vom Königlichen Bogen sind der Ansicht, dass sich die Freimaurerei in den drei Graden (der blauen Freimaurerei) voll ausdrückt: dem Grad des Lehrlings, des Gesellen und dem höchsten maurerischen Grad, dem des Meisters. Alle anderen Grade (also die der roten Freimaurerei) sind Nebengrade, Vervollkommnungsgrade der Königlichen Kunst“.

Wenn es also „nur“ Nebengrade oder weiterführende Grade sind, ergeben sich für mich mindestens zwei wesentliche Fragestellungen: Brauchen wir diese vertiefenden Erkenntnisstufen überhaupt, und welche weiterführenden Gradsysteme gibt es weltweit sowie in Österreich, Deutschland und der Schweiz? Diesen beiden Fragen möchte ich nun nachgehen.

▶︎ Frage 1: Brauchen wir diese vertiefenden Erkenntnisstufen überhaupt?

Reicht das Lehrgebäude der Johannismaurerei mit den 3 Graden Lehrling, Geselle und Meister nicht aus, um das Ziel der Maurerei, aus dem Menschen einen besseren Menschen zu machen, verwirklichen zu können?

Was können und müssen denn weiterführende Erkenntnisse und Erfahrungen bewirken, wenn das in der blauen Maurerei durch Symbole und Rituale Vermittelte und erfahrbar Gemachte zur Veredelung des Menschentums nicht ausreicht?

Verbergen sich hinter den vertiefenden Erkenntnisstufen nicht nur eine weitere Geheimniskrämerei und das Bedürfnis, eigene Prestigebedürfnisse im Kreise „Höchst Eingeweihter“ zu befriedigen?

Diese Frage hat die Hochgrade von Anfang an begleitet

In den fast 300 Jahren freimaurerischer Geschichte gab es zu diesen Fragen, wie ihr wisst, durchaus konträre Meinungen und Ansichten. Faktum ist, dass es freimaurerische „Hochgradsysteme“, und ich werde diesen Begriff der Einfachheit halber neben den anderen Bezeichnungen auch im Folgenden benutzen, seit Bestehen der Freimaurerei gegeben hat. Ganz offenbar wurde mit der Schaffung dieser Lehrsysteme ein vorhandenes Bedürfnis der Menschen befriedigt. Ob dieses Bedürfnis nun dem Wunsch entsprach, in der Veredelung voran zu schreiten, sich der letzten Quelle der Erkenntnis zu nähern oder einfach innerhalb der freimaurerischen Welt einen höheren Stellenwert einzunehmen, ist nicht beantwortbar.

Eine relativ klare aber nicht durchgehend konsequente Haltung zur „Hochgradmaurerei“ nimmt die United Grand Lodge of England ein. Im Unionsprotokoll aus 1813 heißt es im Artikel II: „It is declared and pronounced that pure Antient Masonry consists of three degrees, and no more, viz, those of the Entered Apprentice, the Fellow Craft, and the Master Mason, including the Supreme Order of the Holy Royal Arch”. Ich wähle die Formulierung „relativ klare Haltung“ deshalb, weil zum einen mit der quasi Einbeziehung des „Holy Royal Arch“ in die Craft Maurerei diese aus vier Graden besteht, zum anderen aber dadurch, dass dieser Grad nicht in Logen, sondern in Kapiteln bearbeitet wird, es also doch wieder nicht so ist. Das heißt, nach Auffassung der United Grand Lodge of England besteht die blaue Johannismaurerei aus drei Graden inklusive des Holy Royal Arch, der aber in eigenen, selbständigen Strukturen, nämlich den Kapiteln, bearbeitet wird, und was weitere „Hochgradsysteme“ betrifft, so heißt es in Folge im schon zitierten Artikel II: „But this article is not intended to prevent any Lodge or Chapter from holding a meeting in any of the degrees of the Order of Chivalvry, (Rittergrad Systeme), according to the constitution of the said Orders.“ (erwähnte Orden bzw. Systeme).

Das heißt, die United Grand Lodge of England lehnt bestimmte Arten von „Hochgradsystemen“ nicht ab, anerkennt ihre Existenzberechtigung, praktiziert sie aber nicht und steht mit ihnen in keinem Anerkennungsverhältnis. Um welche Systeme es sich dabei handelt, darauf werde ich in meinen weiteren Ausführungen noch zu sprechen kommen.

Schröder war gegen die Hochgrade

Ein vehementer Gegner der „Hochgradsysteme“ war Friedrich Ludwig Schröder. Er, der das „Schrödersche Lehrsystem“ geschaffen hat, vertrat die Meinung „mit dem Meister schließt sich der Kreis“. Schröders Haltung zu dieser Frage dürfte neben seiner grundsätzlichen Meinung dazu auch dadurch beeinflusst gewesen sein, dass er von dem durch Einfachheit und Schlichtheit geprägten „Altenglischen“ Ritual ausgegangen ist und dass die damalige Zeit durch eine nahezu nicht überschaubare Vielfalt von Lehrsystemen und Hochgradsystemen mit „Pomp und Plüsch“ geprägt war.

Schröders Ansicht zu Folge ist die Arbeit an sich selbst, als Leitmotiv und Vorgabe des 1. Grades, die Arbeit für andere und mit anderen als Pflicht des 2. Grades und die nochmalige Arbeit an sich selbst angesichts des Unausweichlichen als Aufgabe des 3. Grades schwer genug und bedarf größter Anstrengungen, um sich als Baustein in den Tempel der allgemeinen Menschenliebe einzufügen.

Selbsterkenntnis, Selbstbeherrschung und Selbstveredelung sind die großen Ziele und Ideale der Maurerei. Mit der Initiation, der Jugend, symbolisiert im Lehrlingsgrad, dem Reifen Leben, symbolisiert im Gesellengrad und dem Tode, symbolisiert im Meistergrad, zeigt sich der Kreislauf des Ewigen, symbolisiert durch den Großen Baumeister Aller Welten. Wer diese Vorgaben und Pflichten ernst nimmt und auf sich nimmt, steht ohnedies einer nie endenden Arbeit an sich selbst gegenüber. Hilfestellung bei dieser Arbeit geben das freimaurerische Ritual und die in ihm enthaltenen Symbole.

Hochgrade sind kein Muss, aber eine zusätzliche Chance

Das heißt, und das ist auch mein Zugang zu den Hochgraden, wer die Inhalte, Ziele, Wertvorstellungen und Verpflichtungen der Johannismaurerei wirklich ernst nimmt, und das heißt für mich auch, wer sich mit der Freimaurerei nicht nur oberflächlich beschäftigt und wer in der Lage ist, einen Zugang zum rituellen freimaurerischen Geschehen zu finden, der benötigt keine weiterführenden Systeme.

Dennoch meine ich, dass die Hochgrade eine zusätzliche Chance und Bereicherung für alle jene Brüder darstellen, die ernsthaft an sich arbeiten wollen und die an einer Vertiefung dieser Arbeit interessiert sind. Dieser Zugang ist auch die Sicht der zwei wichtigsten Hochgradsysteme, die es weltweit und auch in den deutschsprachigen Ländern gibt, nämlich des York Ritus und des Schottischen Ritus.

So heißt es im Informationsblatt des österreichischen York Ritus: „Die Maurerei des York Ritus gehört zu den maurerischen Systemen, die man üblicherweise als Hochgrade bezeichnet. Daraus auf irgendeine Überordnung oder Höherwertigkeit des Systems oder der ihm angehörenden Brüder zu schließen, wäre ein Missverständnis. Was Hochgradsystem genannt wird, ist das Angebot häufigeren Arbeitens und neuer Denkanstöße durch neue Ritualerlebnisse, die neue Sichtweisen zu den Fragen des Lebens und seiner Gestaltung vermitteln sollen. Einem solchen System anzugehören, bedeutet eine über die Johannismaurerei hinausgehende Mehrverpflichtung mit der Chance, daraus zusätzlichen Gewinn im maurerischen Sinn zu ziehen. Die Zugehörigkeit zum York Ritus in Österreich verlangt somit Ernsthaftigkeit und Konsequenz und Disziplin. Diese Disziplin, die Ausdruck der geordneten Persönlichkeit und im Grunde nichts anderes ist als Selbstdisziplin, kann von einem reifen Menschen erwartet und im Bedarfsfall auch eingefordert werden. Es ist niemand nur deshalb ein schlechterer Freimaurer, weil er die mit der Zugehörigkeit zur Kapitelmaurerei verbundenen zusätzlichen Anforderungen nicht auf sich nehmen will, an ihren Zusatzangeboten kein Interesse hat oder ihm der persönliche Zugang zu den spezifischen Angeboten einer weiterführenden Freimaurerei fehlt. Nur sollte er dann darauf verzichten, die Aufnahme anzustreben.“

Ähnlich lauten die Formulierungen auf der Homepage des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus (AASR) für Österreich: „Das Lehrgebäude des AASR ist von stufenweiser Perfektionierung sämtlicher Grundlagen freimaurerischer Toleranz, Philosophie, Esoterik und Praxis bestimmt. Freimaurerisches Denken, Fühlen und Verhalten soll das Handeln der Brüder prägen. Durch die ständige Herausforderung des „Selbst“ soll der Bruder in sich so gefestigt werden, dass globale Menschlichkeit beziehungsweise Mitmenschlichkeit seinen Alltag bestimmen. Dabei baut der AASR auf die Methoden und Inhalte der symbolischen Johannismaurerei auf und führt diese fort. Das Ideal des AASR in Österreich ist es, seine Mitglieder gezielt zu einem maurerisch fundierten lebenslangen Lernen hinzuführen, damit jeder Bruder mehr Wissen, neue Erkenntnisse und zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten in der Welt und vor allem in seine Umwelt einbringen kann. Auf diese Art wird der Schottische Ritus selbst als geistiges Fundament für die Selbsterziehung zur eigenen Vervollkommnung wirksam.“

Unabhängig von diesen Zielsetzungen enthält die Hochgradmaurerei noch ein wichtiges Element, das die Bogenfunktion genannt wird. Dieser sogenannte Bogen spannt sich über alle Brr.: eines Kapitels, eines Konzils, einer Komturei, einer Präzeptorei oder eines Konklaves, um nur einige Hochgradformationen zu nennen, da diese ja aus den verschiedensten Logen kommen.

▶︎ Frage 2: Welche weiterführenden Gradsysteme gibt es?

Weltweit gesehen gibt es eine nicht überschaubare Anzahl von freimaurerischen bzw. quasifreimaurerischen Hochgradsystemen (regulären und irregulären). Insgesamt werden es wohl an die 50 sein. Darunter sind allerdings auch Orden wie der Memphis Orden mit seinen 99 Graden oder der Orden vom Rosenkreuz.

Etwa fünfzehn, die von Bedeutung sind, gibt es; aber nicht überall

Scheidet man die nicht wirklich relevanten Systeme aus, so bleiben in etwa noch fünfzehn Hochgradsysteme, die je nach Kontinent unterschiedlich stark verbreitet sind.

Die am stärksten verbreiteten Systeme sind dabei der York Ritus, der Alte und Angenommene Schottische Ritus, die verschiedenen aus England und Schottland stammenden Präzeptoreien, die Grand Lodge of Mark Master Masons of England and Wales and its Districts and Lodges Overseas (Markmeister-Maurerei), die Konklaven und der vor allem in der Schweiz stark verbreitete Rektifizierte Schottische Ritus. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es auch Ritualsysteme gibt, zum Beispiel das System der „Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland“ (Freimaurerorden), das aus insgesamt 10 Graden besteht, wo auch die ersten drei Grade der Johannismaurerei im Rahmen des Ritualsystems bearbeitet werden (Johannisloge, Andreasloge, Kapitel). Dies gilt auch für das Ritualsystem der Großen Nationalen Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ in Deutschland (7 Grade), und der gesamten, nach der Zinnendorfschen Lehrart arbeitenden Skandinavischen Maurerei (11 Grade).

Die Darstellung dieser Systeme und Lehrarten und deren Beziehungen zueinander ist nicht ganz einfach und würde den Rahmen des hier Dargestellten sprengen. Ich werde mich daher in meinen weiteren Ausführungen auf Deutschland, Österreich und die Schweiz konzentrieren: das Hochgradsystem des York Ritus, der Alte Angenommene Schottische Ritus, der Rektifizierte Schottische Ritus, die Grand Lodge of Markmaster Masons und die Präzeptoreien.

▶︎▶︎ Das Lehrgebäude des York Ritus

Unter der Bezeichnung „York Ritus“ versteht man eine Gruppe von Hochgradriten, deren einzelne Grade in der anglo-amerikanischen Welt entstanden sind. So wenig wie der Schottische Ritus aus Schottland stammt, sondern von Frankreich nach Amerika kam, kommt der „York Ritus“ aus der englischen Grafschaft York. Als einer der Schöpfer des York Ritus wird Thomas Smith Webb angesehen, der die Grundstruktur gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Albany und Rhode Island geschaffen hat.

Das Hochgradsystem des York Ritus besteht aus drei Bereichen und bearbeitet im ersten Bereich, der Kapitelmaurerei, vier Kapitelgrade; dann im Konzil, dem zweiten Bereich, zwei bis drei kryptische Grade; und schließloich in der Komturei, dem dritten Bereich, drei Rittergrade.

Die international üblichen vier Stufen der Kapitelmaurerei sind der Grad des Markmeisters (IV. Grad), des Altmeisters, (V. Grad), des Sehr Vortrefflichen Meisters (VI. Grad) und des Maurers vom Königlichen Bogen (VII. Grad). Die 3 Stufen der Konzilsmaurerei sind der Grad des Königlichen Meisters (VIII. Grad), des Auserwählten Meisters (IX. Grad) und der Grad des Höchst Vortrefflichen Meisters, (IXa Grad). Die 3 Stufen der Komturei, nämlich der Rittergrade, sind der Grad des Ritters vom Orden des Roten Kreuzes (X. Grad), des Ritters vom Orden von Malta (XI. Grad) und des Ritters vom Orden der Tempelritter (XII. Grad).

Der York Ritus in Österreich (Stand 2015)

In Österreich werden mit Ausnahme des Grades des Höchst Vortrefflichen Meisters (im Konzil) alle diese Grade bearbeitet. Es gibt zehn Kapitel, vier Konzile und eine Komturei. Die Arbeiten erfolgen in deutscher und englischer Sprache nach einem weltweit akzeptierten eigenen österreichischen Ritual, nach dem amerikanischen Ritual und nach dem englischen Ritual (Holy Royal Arch).

Das österreichische Großkapitel der Maurer vom Königlichen Bogen, als Dachverband der einzelnen Kapitel, ist Mitglied des General Grand Chapter International und besitzt auch dessen Charter.

Die Maurerei des York Ritus in Österreich fühlt sich keiner Konfession verpflichtet. Sie hält es darin – ebenso wie die Großloge von Österreich – mit den Alten Pflichten, die die Menschen „nur zu jener Religion verpflichten, in der alle Menschen übereinstimmen, ihre besonderen Meinungen aber ihnen selbst (zu) überlassen.“

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die amerikanischen Rituale, vor allem der Rittergrade einen doch beträchtlichen christlichen Bezug besitzen.

Voraussetzung, um in den York Ritus aufgenommen zu werden, ist neben einer schon bislang aktiven Mitarbeit in den Blauen Logen, einer ausgeprägten Affinität zum Ritual und echtem Interesse an maurerischer Vertiefung, dass die Erteilung des Meistergrades mindestens drei Jahre zurückliegt.

Der York Ritus hat mit der Großloge von Österreich ein Konkordat abgeschlossen, das die Rechte und Pflichten dieser zwei freimaurerischen Behörden regelt. 2015 gehören dem York Ritus in Österreich knapp 500 Brüder an (von 3.400).

Der York Ritus in Deutschland (2015)

Etwas komplizierter stellt sich die Situation des York Ritus im Moment in Deutschland dar. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten US-Soldaten zunächst drei Kapitel, die in Folge zu einem Großkapitel zusammengefasst wurden: das Grand Chapter of Royal Arch Masons of Germany. Ganz analog dazu wurden drei Konzile gegründet, die dann zu dem Grand Council führten. Was die Rittergrade betrifft, so wurden zwar zwei Commanderies gegründet, es kam aber nicht zur Gründung einer Grand Commandery, sodass sich in den folgenden Jahren die zwei Commanderies direkt dem Amerikanischen General Grand Encampment Knight Templar unterstellt sahen.

Nach diesen ersten amerikanischen Bemühungen und dem Rückzug aus Europa entstanden in Folge mit amerikanischer Unterstützung eine eigene deutsche York Ritus Struktur, die bis Mitte 2014 Bestand hatte, und zwar auf der Ebene der Kapitelmaurerei das Oberste Großkapitel der Maurer vom Königlichen Bogen von Deutschland mit unterstellten Kapiteln, auf der Ebene der kryptischen Maurerei das Großkonzil der Kryptischen Maurer mit unterstellten Konzilen, eine Präzeptorei und auf der Ebene der Rittergrade im York Ritus zwei Komtureien, die keine eigene Oberbehörde hatten, sondern, wie gesagt, direkt dem amerikanischen General Grand Encampment unterstellt waren.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auf der Ebene der Kapitelmaurerei die Provincial Grand Lodge of British Freemasons in Germany (eine der 5 Großlogen in Deutschland) 1976 ein eigenes „Grand Chapter of British Royal Arch Masons in Germany“ geschaffen hat, so dass es in Deutschland zwei Großkapitel der Maurerei vom Königlichen Bogen gegeben hat. Während dieses Großkapitel nach Englischer Lehrart den Holy Royal Arch Grad bearbeitete, wurden in den Kapiteln des Obersten Großkapitels die Grade 4 bis 7 nach amerikanischer Lehrart bearbeitet.

Eine ähnliche Situation gibt es auch in Österreich, wo allerdings im Unterschied zu Deutschland diese beiden Lehrarten (englische und amerikanische) seit dem Jahre 2009 unter einer Oberbehörde, dem „York Ritus in Österreich“ und nicht bei zwei getrennten Oberbehörden bearbeitet werden: eine weltweit einzigartige Situation.

Was die jetzige Situation des York Ritus in Deutschland betrifft, so ist die Lage katastrophal. Im vergangenen Jahr entzog das GGCI (General Grand Chapter International) dem Deutschen Großkapitel den bereits im Jahre 1956 ausgestellten Charter und bot den einzelnen Kapiteln an, sich direkt dem GGCI zu unterstellen. Einige Kapitel taten dies, die anderen, die von dieser Möglichkeit nicht Gebrauch gemacht haben, sind damit in die Irregularität abgetreten.

Eine ähnliche Situation ergab sich auch auf der Ebene des Deutschen Großkonzils. Diesem wurde ebenfalls der Charter entzogen, und es wurde aufgelöst.

▶︎▶︎ Der Alte und Angenommene Schottische Ritus (AASR)

Das zweite Hochgradsystem, das ebenfalls mit der Großloge von Österreich ein Konkordat abgeschlossen hat, ist der Alte und Angenommene Schottische Ritus. Ich beziehe mich bei meinen weiteren Ausführungen zum AASR auf die in der Homepage des AASR festgeschriebenen Informationen, auf das Buch von Rex Hutchens, „Eine Brücke zum Licht“ und auf das Buch von Gabor Kiszely, „Freimaurer-Hochgrade, der Alte und Angenommene Schottische Ritus“.

Die Anfänge des AASR in der heutigen Form sind im Frankreich des 18. Jahrhunderts nachweisbar. Aus dem französischen Perfektionsritus, der ein Teil des sogenannten schottischen Systems gewesen ist (mit Schottland aber nichts zu tun hatte), und der aus 25 Graden inklusive der ersten drei Grade der Johannismaurerei bestand, entwickelte sich über Jamaika und San Domingo (heute Haiti) in den USA ein Ritualsystem aus 33 Graden, wobei der erste „Oberste Rat“ der Welt sich in Charleston (South Carolina) im Jahre 1801 konstituierte und seine Arbeit aufnahm.

In der Zeit zwischen 1801 und der Ernennung von Albert Pike zum Groß-Kommandeur im Jahre 1859 verzeichnete der Ritus ein eher mäßiges Wachstum. Aber Pike gelang es, den AASR zu einem weltweit anerkannten Hochgradsystem mit rund vier Millionen Mitgliedern auszubauen. Diese Zahl stimmt heute sicherlich nicht mehr, da es 2010 weltweit nur ungefähr 2,6 Millionen Freimaurer gab. Es dürften meiner Schätzung nach zurzeit zirka 500 000 Mitglieder im ASSR sein.

Der AASR in Österreich

Die Gründung des AASR in Österreich erfolgte im Jahre 1925. Der Oberste Rat in Österreich wurde damals von den Obersten Räten von Frankreich und den Niederlanden eingesetzt. (Vergleichsweise erfolgte die Konstituierung des Royal Arch erst im Jahre 1969.)

Der AASR setzt sich aus 33 Graden zusammen, wobei das Lehrgebäude mit dem 30. Grad endet. Ich verzichte auf die Benennung der einzelnen Grade, weil bei Bedarf ohnedies nachlesbar. Die Grade 31 bis 33 werden sogenannte Verwaltungsgrade genannt, aus deren Mitgliedern die höchsten Amtsträger ernannt werden.

Die Grade 4 bis 32 sind in 4 Ateliersgruppen zusammengefasst. Die Perfektionslogen als 1. Ateliersgruppe umfassen die Grade 4 bis 14. Sie werden auch die „unaussprechlichen Grade“ genannt. Unaussprechlich deshalb, weil ihr Hauptzweck die Erforschung und Betrachtung des unaussprechlichen Namen Gottes ist. Diese Vervollkommnungsgrade gipfeln im 13., dem Royal Arch Grad. Der Inhalt dieses Grades hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Holy Royal Arch Grad der englischen Lehrart bzw. dem Grad des Maurers vom Königlichen Bogen des York Ritus. Der XIV. Grad ist der Grad des Vollkommenen Auserwählten.

Das Kapitel vom Rosenkreuz als 2. Ateliersgruppe umfasst die Grade 15 bis 18. Die Grade sind zugleich religiöser, historischer, ethischer und philosophischer Natur.

Im Areopag als 3. Ateliersgruppe werden die Grade 19 bis 30 bearbeitet, die auch als „philosophische Grade“ bezeichnet werden. Somit umfasst dieses Atelier, das auch als Rat der Ritter Kadosch bezeichnet wird, zwölf Grade, wobei der 30. Grad die Bezeichnung „Ritter Kadosch“ oder „Ritter vom Weißen und Schwarzen Adler“ trägt. Diese Grade sind komplexe Zusammenfassungen mystischer Symbolik.

Der 31. und der 32. Grad als 4. Ateliersgruppe wird als Konsistorium bezeichnet und stellt die Schlusssteine der Instruktion des Schottischen Ritus dar. Der 33. Grad trägt die Bezeichnung „Hoher Rat“. Aus ihm rekrutiert sich der „Oberste Rat“. Dieser besteht aus neun bis maximal 33 Brüdern, die schon dem Hohen Rat angehören. Der „Oberste Rat“ leitet den Ritus. Der Vorsitzende des Obersten Rates ist der „Sehr Mächtige Souveräne Großkommandeur“.

Gegenwärtig gibt es in Österreich 7 Perfektionslogen, 5 Kapitel, einen Areopag und ein Konsistorium.

Auch beim Schottischen Ritus gilt als Bedingung, dass die Erhebung mindestens drei Jahre zurückliegen muss. Ebenfalls für beide Lehrsysteme gilt, dass die Einladung zum Beitritt ausgesprochen werden muss. Das Aufnahmeverfahren ähnelt dem Verfahren in den Blauen Logen. Im Konkordat mit der Großloge von Österreich verpflichtet sich der AASR unter anderem, die Grade 1 bis 3 nicht zu bearbeiten. Dies ist deshalb notwendig, da das Lehrgebäude des AASR ja aus 33 Graden inklusive der Grade 1 bis 3 besteht und dieses Nicht-Bearbeiten in der Vergangenheit nicht immer der Fall war (zum Beispiel in Ungarn).

Das Verhältnis zwischen den beiden Hochgradsystemen York Ritus und Schottischer Ritus kann in Österreich dank des freundschaftlichen Verhaltens der obersten Organe derzeit als friktionsfrei bezeichnet werden. Neuerdings gibt es einmal im Jahr eine gemeinsame Arbeit.

Was die Rituale des Schottischen Ritus und des York Ritus und eine eventuelle Vergleichbarkeit betrifft, so gibt es zwar Versuche, in der Theorie hier mindestens bei einzelnen Graden eine Vergleichbarkeit bzw. einen Zusammenhang herzustellen, aber meiner bescheidenen Meinung nach ist dies nicht wirklich möglich. Die Inhalte sind, soweit sie mir zugänglich geworden sind, doch sehr unterschiedlich.

Der AASR in Deutschland

Der AASR ist auch in Deutschland sehr stark verbreitet. Es gibt sieben Bezirks Inspektorate: die Bezirke Nord (Hamburg, Schleswig Holstein, Mecklenburg Vorpommern), Nord West (Bremen, Niedersachsen), West (Nordrhein-Westfalen), Mitte (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland), Süd (Baden-Württemberg), Süd Ost(Bayern) und Ost (Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen). Insgesamt arbeitet der AASR an 50 Arbeitsstätten (alleine 34 in Bayern und Sachsen).

Der AASR führt in Deutschland seit 1956 eine Freimaurerische Akademie.

Der deutsche AASR gibt eine eigene Zeitung heraus: „Eleusis“. Und es gibt eine Schriftenreihe des Obersten Rates.

Was die strukturelle Verknüpfung mit den Blauen Logen betrifft, so gibt es seit 1963 ein Konkordat zwischen der Grossloge AFuAM (Alte Freie und Angenommene Maurer) und dem ORD. (Oberster Rat Deutschlands).

Mit den Andreaslogen und Kapiteln der Großen Landesloge (Freimaurerorden) und den Schottenlogen und dem Inneren und Innersten Orient der Großen Nationalen Mutterloge Zu den 3 Weltkugeln gibt es wechselseitige Besuchsregelungen.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten die Amerikaner einen eigenen Schottischen Ritus, der allerdings nur den amerikanischen Militärs zugänglich war. Es gab somit zwei Schottische Ritus Systeme, meiner Information nach hat sich der amerikanische Ritus aber bald wieder aufgelöst. Es gibt allerdings auch jetzt ein zweites Hochgradsystem, das sich ebenfalls AASR nennt. Dieser Schottische Ritus ist allerdings irregulär, da dort Frauen und Männer arbeiten können. Nebenbei gesagt gibt es das auch in Österreich.

▶︎▶︎ Der Rektifizierte Schottische Ritus (RSR)

Das Lehrgebäude des Rektifizierten Schottischen Ritus leitet sich aus dem System der Strikten Observanz ab. Dies war ein Hochgradsystem, das sich vom Templertum herleitete und in Mitteleuropa gegen Ende des 18. Jahrhunderts sehr stark verbreitet war. Es bestand aus 6 bzw. 7 Graden, sein Schöpfer war der Freiherr von Hund. Das System verlangte unbedingten Gehorsam gegenüber unbekannten Oberen. Beim Konvent zu Wilhelmsbad im Jahre 1782 wurde das System zu Grabe getragen.

Interessanter Weise überlebte es in der Schweiz und wurde zum Rektifizierten Schottischen Ritus.

Wie bei den zuvor besprochenen Systemen ist es notwendig, dass der Kandidat seit mindestens drei Jahren Meistermaurer ist. Das System besteht aus sechs Stufen, wobei die ersten drei Grade nicht bearbeitet werden. Der 4. Grad wird als Andreasloge bezeichnet, der 5. und 6. Grad als „Innerer Orden“. Die Bezeichnung des 5. Grades ist Schildträger Novize, es ist ein Roter Grad, die Bezeichnung des 6. Grades ist Wohltätiger Ritter der Heiligen Stadt, es ist ein sogenannter Weißer Grad.

Besonderen Wert legt der RSR auf gelebte Humanität, d.h. auf aktive Wohltätigkeit durch Spenden und persönliches Tun.

Der heutige RSR ist in Österreich ein sehr junges Hochgradsystem. Als selbständige Obödienz gibt es das „Rektifizierte Großpriorat von Österreich“ erst seit Ende 2014. Es gibt kein Konkordat zwischen dem RSR und der Großloge von Österreich, allerdings gibt es einen von beiden Obödienzen unterschriebenen „Freundschaftsbrief“. Der österreichische RSR konzentriert sich auf das Bundesland Kärnten. Die Mitgliederanzahl dürfte sich auf ungefähr 60 belaufen.

Es gibt weder ein Anerkennungsverhältnis zum Alten und Angenommenen Schottischen Ritus noch zum York Ritus.

Die Hochgrade in der Schweiz

In der Schweiz, wo der RSR stark verbreitet ist und in etwa 250 Mitglieder hat, liegt die Tradition dieser Lehrart. Von der Schweiz aus wurde auch im Jahre 2010 die Präfektur Carinthia im österreichischen Villach gegründet.

Die Beziehungen des RSR zum AASR in der Schweiz sind gegeben. Dort entspricht der 4. Grad dem 18. Grad des AASR, der 5. Grad dem 30. Grad des AASR und der 6. Grad dem 32. Grad des AASR.

Der AASR nimmt in der Schweiz eine wichtige Rolle ein. Der Oberste Rat wurde bereits 1873 gegründet, sein Sitz ist in Lausanne. Die Ateliers sind in Basel, Bern, La Chaux-de-Fonds, Genf, Lausanne Lugano, St. Gallen, Sion und Zürich.

Ebenfalls vertreten ist die Kapitelmaurerei. So gibt es das Nationale Großkapitel Helvetia der Royal Arch Maurer, das nach der englischen Lehrart arbeitet und im Jahre 1957 konstituiert wurde. Zuvor wurde das erste Kapitel „VON Tafel No. 4894“ 1954 gegründet.

▶︎▶︎ Die Markmeister-Maurerei (M.M.M.)

Die Mark-Maurerei stellt eine Verbindung zur Tradition der Steinmetzen her. Der Begriff leitet sich vom englischen »Mark« (Zeichen) ab, mit welchem ein Geselle in alter Zeit seien Werkstücke kennzeichnete und das diesem in einer Zeremonie verliehen wurde. Dabei wird berührend vor Augen geführt, dass auch unpassende Steine zum wichtigsten Element eines ganzen Bauwerks werden können.

Der Markgrad stammt ursprünglich aus Schottland. Dort wird er noch heute als Nebengrad des Gesellengrades in den CRAFT-Logen erteilt, oft nicht lange nach der Erhebung zum Meister. Dort untersteht der M.M.M.-Grad heute der »Grand Lodge of Scotland«. Er kann aber auch in einem Royal Arch Chapter vergeben werden. Dann ist er die Grundlage für die Erteilung des Grades des „Exzellent Master“, der wiederum die Grundlage für die Exaltation in den HRA ist.

Ursprünglich, nämlich 1842 hatte das Schottische Großkapitel festgestellt, dass der Markmeister-Grad und der Past Master Grad nur in Kapiteln und nicht in Logen vergeben werden darf. Erst seit 1856 ist dies auch in Logen möglich.

Charakteristisch für Schottland ist die strenge Trennung zwischen Großloge und Großkapitel. Über seine Einstufung als Hochgrad herrscht daher keine einheitliche Meinung.

In Irland ist der Besitz des Markmeister-Grades Voraussetzung um in ein Royal Arch Chapter aufgenommen zu werden. Er untersteht dem Grand Royal Arch Chapter of Ireland. Was das Besuchsrecht mit anderen Hochgradsystemen betrifft, so gibt es dies nicht mit dem AASR oder der schwedischen Lehrart. Allerdings ist es für Markmeister englischer, schottischer und irischer Provenienz möglich in Österreich an Markmeister-Arbeiten des York Ritus teilzunehmen.

In Deutschland und in der Schweiz wird die Markmauerei offiziell von der »Grand Lodge of Mark Master Masons of England and Wales and its Districts and Lodges Overseas« (GLMMM) vertreten. Die GLMMM entstand im Jahre 1756 nachdem die Bemühung gescheitert war, den Grad des „Markmeisters“ analog zu Schottland in der CRAFT Maurerei zu verankern. Laut einem Abkommen mit der schottischen Großloge wird in England und Schottland für die Markmaurerei ein nahezu identisches Ritual verwendet.

Die Markmaurerei ist weltweit sehr verbreitet. Die Markmaurerei bearbeitet in einem Ritual zwei (früher eigenständige) Grade, den „Mark Man“ und den „Mark Master“.

Die GLMMM nahm 1871 zudem auch den Grad des Royal Ark Mariner (RAM) mit in ihre Obödienz auf, welcher in eigenen Strukturen und mit einem eigenen Ritual bearbeitet wird. Um RAM zu werden muss ein Bruder jedoch Mark Master Mason sein.

Die Distriktgroßloge der Markmeistermaurer in Deutschland, die 1980 gegründet wurde umfasst mit Stand 2016, (Year Book 2015-2016 , Constitutions and Regulations 2015 der Grand Lodge of Master Mark Master Masons) neun Logen, von denen drei das englisch-schottische Ritual in deutscher Sprache bearbeiten. Die übrigen sechs arbeiten in englischer Sprache. Es sind dies die Loge „Britannia“ in Bielefeld, die Loge „Rose von Minden“ in Herford, die Loge „Keys von Münster“ in Frankfurt, die Loge „Doric“ in Osnabrück, die Loge „ Saxony“ in Belin, und die Loge „Rope and Anchor“ in Hamburg. Mit deutschem Ritual arbeiten die Logen „Sparrenburg“ in Kassel, die Loge „Zum maurerischen Schloss im See“ in Langenargen und die Loge „Tremonia" in München. Mittlerweile gibt es auch noch die Loge „Ludwig zum Flammenden", die auch in Deutsch in Kaiserslautern arbeitet. Es bestehen gute Beziehungen zwischen den Großlogen A.F.u.A.M und M.M.M. Die regulären Zusammenkünfte der Logen finden drei Mal im Jahr statt. Alle Termine sind mit der GLMMM koordiniert. Auf Einhaltung wird streng geachtet.

In Österreich gibt es zwei Markmeisterlogen, die direkt der englischen Grand Lodge of Mark Master Masons unterstellt sind, da es in Österreich keine Distrikt Großloge der Markmeister gibt. Es sind dies die „New Quarries Lodge of Mark Master Masons No. 1903", die im Jahre 2009 gegründet wurde, und die „Saint Margarets Lodge of Mark Master Masons No.1954", die im Jahre 2014 gegründet wurde. Beide Logen arbeiten in Wien.

Was die Situation in der Schweiz betrifft, so wurde 1992 in Genf eine Mark Meister Loge eingerichtet. Da offensichtlich das Bedürfnis bestand den Markgrad und den Grad des RAM zu bearbeiten, wurden ein Jahr später auch in Chur, Islikon, Luzern und Lausanne Marklogen gegründet. Bis zum Jahr 1996 unterstanden diese Logen direkt der Grand Lodge of Mark Master Mason of England and Wales, da es keine Distrikt Großloge gab.

1996 wurde die „Nationale Großloge der Mark Meister Maurer der Schweiz“ gegründet, was insofern eine Sondersituation darstellt, da es auch heute in der Schweiz keine englische District Großloge gibt. Diese Konstruktion wurde mit Zustimmung der Schweizer Großloge ALPINA geschaffen.

In Frankreich gibt es keine Distrikt Großloge, daher gibt es dort auch keine Markmaurerei.

Die Großloge der Markmeistermaurer in England mit ihrem Hauptquartier in London hat 41 Provinzialgroßlogen innerhalb Englands, davon innerhalb der Provinzialloge von London alleine 100 Logen. Weltweit 6 Tochter-Großlogen, 27 Distrikt Großlogen, wovon alleine der District Großloge der Süd/Ost Karibik 17 Logen angehören. Es gibt auch 2 Lodges of Instruction, die eine seit 122 Jahren, die andere seit 81 Jahren, beide unterstehen direkt der Grand Lodge of Mark Master Masons.

Weltweit dürfte es zur Zeit zweitausend Marklogen mit ca. 50 000 Mitgliedern geben. Ihr derzeitiger Mark-Großmeister, seine königliche Hoheit Prinz Michael von Kent, ist der jüngere Bruder des Großmeisters der Vereinigten Großloge von England, seine königliche Hoheit Prinz Edward, Duke of Kent.

Voraussetzungen um Markmaurer zu werden sind der Besitz des Meistergrades sowie die positive Entscheidung der Mark-Loge, bei der man anfragt. Ein Bürge ist zwingend notwendig.

Der M.M.M. ist einer der ältesten freimaurerischen Grade überhaupt. Das älteste bisher gefundene Protokoll einer Markmeister-Zusammenkunft stammt von 1642 und befindet sich in Schottland in der Loge Nr. »0« Kilwinning. Doch bereits in den Schaw Statuten von 1598 ist festgehalten, dass der Name und die Marke eines Werkmeister-Gesellen bei seiner Zulassung zu registrieren sind. Zitat:“ that no Master or Fellow of the Craft be received nor admittet without the number of six masters and two Entered Apprentices, the Warden of that Lodge being one of the six and that the day of receiving of the said Fellow or Craft or Master be orderly booked and his name AND MARK INSERTED IN THE SAID BOOK with the name of this six admitters“.

Die alte schottisch-englische Ausführung des Grades stimmt in bestimmten Teilen des Rituals mit dem Markmaster Grad der Kapitelmaurerei des York Ritus überein.

Der Grad des Royal Ark Mariner hat mit der historischen Steinmetztradition nichts zu tun. Er bezieht sich auf die Geschichte von NOAH, seinen 3 Söhnen, der Sintflut und der Beziehung zu Gott. Interessant ist, dass beide Aufseher im Westen sitzen (wie bei den Moderns).

▶︎▶︎ Das Unabhängige Großpriorat

Dieses Hochgradsystem kommt aus Kanada und Australien. Es ist seit kurzem auch in Österreich präsent und besteht aus drei Präzeptoreien. Diese bearbeiten die Templergrade. Alle drei Präzeptoreien arbeiten in Wien.

Es werden zwei Grade bearbeitet, der Tempelritter und der Ritter von Malta. Es gibt kein Konkordat mit der Großloge von Österreich. Voraussetzung für die Zulassung ist der Grad des Maurers vom Königlichen Bogen. Diese Zulassungsvoraussetzungen sind übrigens ident bei der Aufnahme in ein Konklave. Die Rituale ähneln den Ritualen des Konklaves und den Rittergraden der amerikanischen Komturei. Die Rituale sind wie bei allen Ritterorden christlich.




Die 'Hochgrade' bei Lennhoff-Posner

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Vorbemerkung von Rudi Rabe: Die Hochgrade waren und sind in der Freimaurerwelt immer auch umstritten. Wie sehr, das zeigt sich auch im 'Internationalen Freimaurer-Lexikon' von 1932, das hier im Wiki ja oft zitiert wird. Dieser Eintrag ist den Hochgraden gegenüber ziemlich unfreundlich gehalten. Das hängt wohl damit zusammen, dass einer der beiden Autoren, nämlich Oskar Posner ein vehementer Hochgrad-Gegner war. Interessant ist aber, dass Eugen Lennhoff, der andere Autor, die Hochgrade befürwortete, war er doch selbst in den 1920iger Jahren nicht nur einer der Gründer des 'Schottischen Ritus' (AASR) in Österreich sondern in der ersten Amtsperiode auch dessen 'Souveräner Großkommandeur', also die Nummer Eins. Lennhoff scheint also die Formulierung des Stichworts 'Hochgrade' in freimaurerischer Toleranz seinem Ko-Herausgeber überlassen zu haben. Ebenso scheint es, dass auch Dieter A. Binder, der das Lexikon in den 1990iger Jahren überarbeitete, das Stichwort Hochgrade in der Fassung 1932 zu vorurteilsbeladen war, hat er es doch anders als bei den meisten anderen Einträgen nicht nur in die Jetztzeit verlängert sondern komplett überarbeitet.

Es folgt das Stichwort der Ausgabe 1932.

(frz- Hauts Degrés, engl. High Degrees oder auch Additional Degrees), eine der meistumstrittenen Einrichtungen der Freimaurerei. Daß der Lehrinhalt der Freimaurerei in den drei symbolischen Graden vollkommen enthalten ist, wird überall zugestanden. Die Hochgrade werden damit begründet, daß eine Weiterleitung besonders Beflissener und eine philosophische Vertiefung in einzelnen Speziallehren der Freimaurerei notwendig sei. Quartier-la Tente hat das viel erörterte Wort geprägt: "die Symbolischen Grade seien die Elementarschule, die Hochgrade die Hochschule der Freimaurerei". Das hat, mit Recht, scharfe Zurückweisung in Freimaurerkreisen erfahren. Die Hochgrade wollen eine Art Auslese aus den Vielzuvielen des Logenlebens schaffen. Diese sicherlich gute und der Freimaurerei förderliche Absicht wird durch die bestehenden Hochgradsysteme jedoch oft nicht erreicht. Die Hochgrade sind vielfach ebenso Masseninstitutionen wie die Logen, die sie durch Auslese überbauen wollen. Dieser Zweck der Auslese wird durch Engbünde zu wissenschaftlichem Zweck, gelehrte Gesellschaften, Sonderlogen, wie die der "Quatuor Coronati", die "Aeademia masonica" u. a. m. ebensogut, wenn nicht besser erzielt. Die Hochgrade des A. u. A. Schottischen Ritus widmen sich der Spezialisierung gewisser maurerischer Kardinaltugenden. Sie sind aber nicht imstande, dem Lehrinhalt der Freimaurerei etwas Neues hinzuzufügen, sie komplizieren im Gegenteile die einfachen Linien durch zahllose neue Ritualformen, Erkennungszeichen und symbolische Details, so daß zufolge der mitunter überschäumenden Phantasie der Ritualdichter (Pike) mehr verschleiert als erhellt wird.

Geht man die ganze Reihe der zahllosen Hochgradsysteme durch, so findet man nur ein einziges, das eine ungebrochene und logisch durchgeführte Leitlinie hat: das ist das Ritual der Schwedischen Lehrart, die sich aber selbst als christlichen Ritterorden bezeichnet und dadurch den Gegensatz zur Freimaurerei betont.

Soweit heute Hochgrade bestehen, sind sie großteils Reste der ritterlichen Verirrungen der Freimaurerei im 18. Jahrhundert. Man hat sie auch als erziehliches Element der Freimaurerei bezeichnet, insofern als die Erwartung der höheren Grade die Anteilnahme auch in den niederen Graden lebendig erhalten soll. Dieses Mittel ist wohl skeptisch zu beurteilen. In der heutigen Zeit sind die Hochgrade ein Anachronismus. Der Sinn der heutigen Freimaurerei geht auf Vereinheitlichung. Die Auffaserung des Lehrgebäudes durch eine, heute allerdings nicht mehr so stark in Erscheinung tretende, in einzelnen Systemen bis zu Wolkenkratzerhöhe (9O Grade!) reichende symbolische Aufstockung hemmt diese zeitgemäßen und sehr notwendigen Bestrebungen. Es kann auch nicht bestritten werden, daß durch die Hochgrade das im Freimaurertum ohnehin nie auszurottende "Menschlich-Allzumenschliche" nur vervielfacht wird, indem dem Spiele persönlicher Eitelkeiten, dem Geltungsbedürfnis und dem Hängen an Äußerlichkeiten Tür und Tor geöffnet wird.

Durch die Hochgrade ist auch eine bedauerliche Umwertung der Freimaurerei in der sie umgebenden Welt eingetreten. Sieht man von mystischen, kabbalistischen und gnostischen Zutaten ab, so bleibt als Kern fast aller Hochgrade die Templerlegende übrig, die an die Person des letzten Templer-Großmeisters De Molay und seinen durch religiöse und autokratische Unduldsamkeit herbeigeführten Tod auf dem Scheiterhaufen anknüpft. Die Legende wird eingeführt, um eine Moral, eine Lehre zu begründen, die im wesentlichen nichts anderes beinhaltet als den Kampf gegen Unduldsamkeit, die Aufforderung, als geistiger Kämpfer für Duldsankeit aufzutreten und das eigene Leben nach diesen Grundsätzen zu gestalten. Das ist ebenfalls, allerdings ohne soviel ritualistischen Aufwand, in den drei Johannisgraden vollkommen eingeschlossen.

Die ritualistische Durchführung in den Hochgraden bringt aber durch das Einfließen ritterlicher Vorstellungen symbolische Gesten und eine dekorative Ausgestaltung der Ritualhandlungen mit sich, die an sich vollkommen harmlos ist, die aber zu Mißdeutungen Anlaß geben kann. Das wird auch in breiten Freimaurerkreisen empfunden und man macht daher den Hochgraden den Vorwurf, daß durch sie die Stellung der Freimaurerei in der Welt erschwert wird, nicht weil die Hochgrade das sind, wofür sie in der profanen Welt gehalten werden, wohl aber weil sie den Anschein erwecken, als ob sie eine geheimnisvolle, der übrigen Freimaurerei übergeordnete und sie leitende Organisation seien. Ein so genauer Kenner der Freimaurerei wie Gould verwirft aber außerdem die Hochgrade, weil sie dem demokratischen Grundzug der Freimaurerei widersprechen, indem sie in ihrem hierarchischen Aufbau das Grundprinzip voller Gleichberechtigung durchbrechen und Klassen unter den Angehörigen eines auf voller Gleichheit aller Teilnehmer begründeten Bundes schaffen. Erfolge des einen oder anderen Hochgradsystems können also nicht darüber hinwegtäuschen, daß ihre, dem eigentlichen Wesen der Freimaurerei fremde Erscheinung auf unhistorischer Basis die gradlinige Bauhüttenidee durchsetzt und auch empfindlich gestört hat.


Eine Übersicht auf die verwirrende Welt der Hochgrade

2013 Hochgradvergleiche.png


Siehe auch

Links

Aufschwung und Konsolidierung der Hochgrade von 1740 bis 1999:
http://www.muellerscience.com/ESOTERIK/Freimaurerei_Geschichte/Entfaltung_Hochgrade.htm