Hermann Gruber

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Gruber, Hermann, Pater S. J.

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

* 1851, † 1930, geborener Tiroler, autoritativster Gegner der Freimaurerei im militanten katholischen Lager, zuletzt als Professor im Ignatius-Kolleg der deutschen Jesuiten in Valkenburg (Holland) tätig. Eingehende Studien über den Positivismus führten Gruber auf die Freimaurerei, deren Bekämpfung er sein Lebenswerk widmete. Auf Grund unausgesetzter Studien, einer äußerst umfangreichen Bibliothek und ständiger Informationen aus allen Ländern schrieb er, teilweise unter dem Pseudonym Hildebrand Gerber, abgesehen von zahllosen Artikeln in Zeitungen und Zeitschriften und Darstellungen für katholische Handbücher, gegen siebzig teilweise sehr umfängliche antimaurerische Schriften.

Deren hauptsächlichste sind: "Der giftige Kern oder die wahren Bestrebungen der Freimaurerei usw.", "Leo Taxils Palladismus Roman", "Betrug als Ende eines Betruges", "Mazzini, Freimaurerei. Weltrevolution", "Freimaurerei, Weltkrieg, Weltfrieden". In Holland kam ein Werk heraus, das "dreimal 333 Aussprüche Pater Grubers gegen die Freimaurerei" zitierte. Gruber wurde so zur maßgebenden Quelle für die gesamte zeitgenössische Kampfliteratur gegen den Freimaurerbund. Auch persönlich wurde er von Rom und seinem Orden als Konsulent in der Freimaurerfrage ständig herangezogen. Zahlreiche Streiter wider die Königliche Kunst holten sich bei Gruber persönlich Wegleitungen oder bezogen ihr ganzes Rüstzeug aus dessen Kampfschriften. Eine besondere Rolle spielte Gruber anläßlich des Taxil Schwindels. Anfangs ließ auch er sich täuschen und übersetzte sogar Taxils "Drei Punkte-Brüder" ins Deutsche, war aber dann als der Freimaurer Findel den Bluff entlarvte, mit Dr. Cardanus von der "Kölnischen Volkszeitung" auf katholischer Seite der erste, der energisch gegen den Schwindel auftrat und die Weltblamage einzudämmen suchte. Eine Zeitlang allerdings vergeblich.

Taxil griff ihn auf dem Trientiner Kongreß aufs schärfste an. Trotz seiner von einer falschen Grundlage ausgehenden antimaurerischen Schriftstellerei war Gruber doch auch schon in dieser Periode eine gelehrsame Gründlichkeit eigen, die bisweilen sichtlich von der üblen Pamphletliteratur abstach.

Dieser Zug führte schließlich dazu, daß die wissenschaftliche Objektivität immer mehr in den Vordergrund trat. Eine Artikelserie in der österreichischen katholischen Wochenschrift "Das neue Reich", betitelt "Der Kampf gegen die Freimaurerei im Lichte der jüngsten Kundgebungen Pius XI." (Juni 1926), zeigte in gewisser Einsicht bemerkenswerte Loyalität, in dem Gruber zum erstenmal auf rein weltanschaulicher Basis die Freimaurerei zum Gegenstand einer philosophischen Analyse machte.

Als Wesenseinheiten der modernen spekulativen Freimaurerei erschienen ihm dabei:

  1. der praktisch allem grundsätzlichen Liberalismus gemeinsame, angeblich religiöse oder konfessionell neutrale, tatsächlich antisupranaturalistische, praktisch adogmatische und antidogmatische Charakter;
  2. das naturalistisch-humanitäre Fundamentalprinzip;
  3. die deistische Grundidee.

Zum erstenmal wurde hier von dieser Seite die Freimaurerei nicht des Atheismus bezichtigt. Diese Fixierung freimaurerischer weltanschaulicher Grundsätze führte zu einer Korrespondenz1 mit dem Freimaurer Dr. Kurt Reichl, Wien, und zu einer Reihe von Artikeln in der "Wiener Freimaurer-Zeitung", die das Wichtigste aus diesem Schriftwechsel wiedergaben und die beiderseitigen weltanschaulichen Grundsätze gegenüberstellten. Die umfangreiche Materie, die auch infolge des leidenden Zustandes des Paters Gruber schriftlich nur schwer zu bewältigen war, ergab das Zustandekommen einer ganz inoffiziellen persönlichen Zusammenkunft in Aachen Mitte Juni 1928, bei der mit Gruber, Dr. Kurt Reichl, Eugen Lennhoff, Wien, und Ossian Lang, New York, zusammenkamen. Die Konferenz betonte, um Grubers eigene Worte zu gebrauchen, im wesentlichen "die Ausscheidung unsachlicher, verleumderischer und persönlich verletzender oder auch läppischer Kampfmittel in den notwendigen Geisteskämpfen zwischen Gegnern, deren Fundamentalgrundsätze sich in diametralem Widerstreit gegenüberstehen"

Die Haltung Grubers erfuhr auf gewisser katholischer Seite mannigfachen heftigen Widerspruch, namentlich die von Mgr. Jouin (s.d.) geleitete antisemitisch-chauvinistische Pariser "Revue Internationale des Sociétés secretes" (s. d.) erging sich in schwersten Ausfällen, auf die Gruber die Antwort nicht schuldig blieb.

Dagegen vertraten die jesuitischen "Étu des religieuses" in Paris und andere Organe ebenfalls ungefähr den Standpunkt Grubers. Die sonst übernationalistische "Revue Internationale des Sociétés secretes" leistete auch Ludendorff Schützenhilfe, dessen antifreimaurerisches Werk Gruber als "das Nonplusultra des blödsinnigsten Schwindels" bezeichnet hatte. Ludendorff seinerseits suchte naturgemäß die Aachener Bewegung als einen Beweis seiner These von "freimaurerisch-jesuitischer Zusammenarbeit zur Vernichtung Deutschlands" hinzustellen.

Ergänzung

1 diese Briefe, oder vielleicht ein Teil davon, scheinen sich jetzt im United States Holocaust Memorial Museum, Washington D.C. zu befinden:
"556 Papers concerning the Mason's conference in Aachen (Austria). Letters of Gruber and Dr. Reichl concerning various countries (conference probably took place in June 1928). Report of SD Sonderkommando II 1 Wien, regarding Aachener Konferenz, 1928, and contact between Kurt Riechl and Father Hermann Graber, SJ, 2 April 1938; handwritten and typed texts on miscellanous topics regarding Freemasonry, Jewry, Catholicism, etc. 1937 - 1938. 233 pages." Quelle: PS Review of FM