Freimaurer-Ausstellung Wien 2017: Nachlese

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Freimaurer-Ausstellung Wien 2017:
Mehr als 200.000 Besucher

Hauptartikel: Freimaurer-Ausstellung Wien 2017

Die Ausstellung "300 Jahre Freimaurer - Das wahre Geheimnis", welche die Österreichische Nationalbibliothek mit Unterstützung der Großloge von Österreich vom Juni 2017 bis Anfang Jänner 2018 veranstaltete, war ein Riesenerfolg: Deutlich mehr als 200.000 Menschen strömten in den sechseinhalb Monaten in den Prunksaal der Nationalbibliothek, um sich über die Freimaurerei im allgemeinen und die österreichische im besonderen zu informieren. Das waren im Durchschnitt jeden Tag mehr als tausend Besucher.
Von Rudi Rabe.

Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Nationalbibliothek: „Mit über 200.000 Besucherinnen und Besuchern ist die Ausstellung ’300 Jahre Freimaurer - Das wahre Geheimnis’ eine der erfolgreichsten Ausstellungen der Österreichischen Nationalbibliothek. Ich freue mich sehr über dieses große Interesse und bedanke mich bei der Großloge von Österreich für die gute und professionelle Zusammenarbeit.“

Georg Semler, Großmeister der Großloge von Österreich: „Der Prunksaal der Nationalbibliothek hat sich als idealer Ort für die große Ausstellung erwiesen. Entstanden am Beginn des Zeitalters der Aufklärung versinnbildlicht diese wunderbare Saal gleichsam auch die Vernunft als Prinzip freimaurischen Denkens. Das enorme Interesse der Öffentlichkeit und der Medien bestätigte eindrucksvoll, wie richtig und wichtig die Entscheidung war, die große Schau über unsere Geschichte aber auch über unser Selbstverständnis zu ermöglichen. Wir danken Frau Generaldirektorin Rachinger dafür. Die Wahrnehmung des Bundes in der Öffentlichkeit ist dadurch deutlich anders und vor allem wohlwollender geworden.“


Nach dem Abbau der Ausstellung: der prächtige Prunksaal … bis zur nächsten Schau zurückgeführt auf seine ursprünglichen Bestimmung als habsburgische Hofbibliothek mit 200.000 historischen Büchern. Der barocke Saal wurde in den 1730er Jahren gebaut, als in Wien Kaiser Karl VI. regierte, der Vater Maria Theresias. Sein Standbild steht in Herrscherpose inmitten des Saals. - Foto: Österreichische Nationalbibliothek.

Von den Reaktionen der Besucher

Ihre hohe Zahl unterstreicht das Interesse vieler Menschen an der Freimaurerei. Was denken sie darüber? Wie fanden sie die Ausstellung? Einen Einblick geben die Erfahrungen, welche die Ausstellungs-Guides machten. Sie haben in vielen Führungen interessante Eindrücke gesammelt. Hier die Zusammenfassung eines Gesprächs, das ich darüber mit mehreren Guides führen konnte.

7. Jänner 18 Uhr: Der letzte Besucher verlässt die Ausstellung. 8. Jänner 8 Uhr: Das Plakat über dem Eingang der Nationalbibliothek wird eingezogen. Es hat den viel begangenen Josefsplatz ein halbes Jahr lang geschmückt.
Im Prunksaal beginnt der Abbau, zuletzt die filigrane Bruderkette aus Heraklith.
Vorsichtig wird Bruder für Bruder herausgetragen …
… sorgfältig verpackt und ins Freimaurermuseum Rosenau gebracht.
Auf dieser Seite ist die Bruderkette VOR dem Abbau zu sehen.

Vorwissen und Wertschätzung

Über allem steht ein zweifaches: Das große Interesse zeigte sich zum einen an der überdurchschnittlichen Zahl der Besucher; die Museumsleitung musste die Guides schon nach wenigen Tagen aufstocken. Zum zweiten zeigte es sich im Engagement der Besucher für das Thema: Es war ein eher belesenes Publikum, manche hatten sich aus Büchern vorbereitet; die historische Herleitung der Freimaurer aus dem 18. Jahrhundert war Vielen ebenso geläufig, wie dass dies damals eine ganz andere Zeit und daher auch eine andere Freimaurerei war.

In jeder Gruppe gab es Besucher, die das Freimaurermuseum Rosenau kannten und als Kulturgut schätzten. Manche kannten auch die Website der Großloge von Österreich und hießen sie gut.

Insgesamt also großes Interesse verbunden mit Wertschätzung; negative Reaktionen waren eine Ausnahme.

Es kamen nicht nur Wiener, nicht wenige Besucher waren eigens für diese Ausstellung auch aus den Bundesländern oder sogar aus Deutschland angereist. Typische Touristen waren eine verschwindende Minderheit, jedenfalls unter jenen, die eine Führung gebucht hatten.

Besonders gut angekommen

Sehr gefallen haben Symbole wie das Behauen des rauen Steins, der Zirkel und das Winkelmaß. Ebenso die Lichtsymbolik bei der Aufnahme: das Verbinden der Augen mit dem anschließenden Großen Licht. Schwer verstanden wurde hingegen die Bedeutung des Salomonischen Tempels (ein großes Bild in der Ausstellung).

Positiv eingeschätzt wurde die gemeinschaftsbildende Funktion der Logen - auch für den Fall, dass es einem Bruder einmal schlecht gehen sollte, dann könne er sich an die Gruppe anlehnen.

Ebenso gefallen hat, dass die Partnerin - oder ganz allgemein der Mensch, der dem Herzen des Suchenden am nächsten steht, der Aufnahme zustimmen muss.

Geschätzt haben die Besucher, dass die Freimaurer auch über sich selbst lachen können - etwa in den ausgestellten Karikaturen (sagt der Sohn zum Vater: „Warum haben wir unsere Loge in der Oper aufgegeben?“ Vater: „Weil ich jetzt in einer Freimaurerloge bin.“).

Besonders gefragt war auch die Vitrine, in der es um den Unsinn der Verschwörungstheorien ging (Beispiel: Bundeskanzlerin Merkel mit der typischen Finger-Raute). Von den Besuchern selbst wurde dieses Vorurteil aber nur wenig thematisiert; es gab auch sonst fast keine Konfrontationen oder gar Beschimpfungen.

Kritische Themen

Am ehesten kritisch wurde die Geheimhaltung gesehen. Schließlich sei das Anliegen der Freimaurer doch etwas sehr positives, warum dann so wenig öffentliche Transparenz? Hänge das etwa damit zusammen, dass sie doch stärker beruflich Netzwerken, als sie es einräumen?

Die Erklärung, dass Logen keine Geheimbünde sind, sondern einfach nur eine gewisse Diskretion pflegen, wurde dann aber meist akzeptiert.

Kritisch gesehen wurde manchmal auch, dass die Großloge von Österreich keine Frauen aufnimmt. Wenn den KritikerInnen von den (meist weiblichen) Guides aber klar gemacht wurde, dass es auch eine feminine Freimaurerei gibt, sei das akzeptiert worden; auch von den Besucherinnen.

Berühmte, Prominente und Bekannte

Fast alle Besucher wussten, dass Mozart ein engagierter Freimaurer war und dass er Freimaurer-Musik komponiert hat.

Das Wissen um die Mitgliedschaft österreichischer Prominenter war sehr unterschiedlich. Viele wussten beispielsweise, dass der frühere Wiener Bürgermeister Helmut Zilk (1927 - 2008) oder der vielseitige Künstler Herbert Prikopa (1935 - 2015) Logenmitglieder waren. Weniger bekannt war das etwa beim Kottan-Ressigeur Walter Davy (1924 - 2003) oder dem Kottan-Darsteller Curth Anatol Tichy (1923 - 2004).

Allseits geschätzt wurde, wie die Politiker Ferdinand Hanusch (1866 - 1923) und Julius Tandler (1869 - 1936) nach dem Ersten Weltkrieg ihr freimaurerisches Wollen in konkrete Politik umsetzten.

Fragen-Fragen-Fragen

Früher hatten die Freimaurer eine gesellschaftliche Aufgabe, worin liegt ihr Sinn heute?
Wie wird man Freimaurer? Wird man einer Loge zugeteilt? Muss auch der Vater dabei (gewesen) sein?
Ist oder war dieser oder jener Prominente ein Freimaurer?
Kann mann auch ausgeschlossen werden?
Wieviele Mitglieder hat eine Loge? Sind alle im selben Beruf tätig?
Wo sind die Logenhäuser? Treffen sie sich auch in Kaffeehäusern?
Warum kann man das Wiener Logenhaus nicht genau so besichtigen wie die Freemasons Hall in London?
Was ist der Unterschied zwischen einer Loge und einem Tempel?
Wie ist ein Tempel eingerichtet?
Ziehen sich die Brüder für das Ritual um? Wozu diese Freimaurer-Schurze? Tragen sie Perücken (angeregt durch historische Darstellungen aus dem 18. Jahrhundert)?
Kann jeder eine Loge gründen?
Wenn die Freimaurer bei ihren Logenarbeiten nicht über Politik und Religion reden, worüber dann?
Warum verwenden sie Symbole wie das Allsehende Auge, oder warum schlagen sie im Buch des Heiligen Gesetzes das Johannes-Evangelium auf, wenn sie keine Religion sind?

Kindermund

Es gab auch Kinderführungen. Interessanterweise unterschieden sich deren Fragen gar nicht so sehr von dem, was die Erwachsenen wissen wollten:

Warum sind sie geheim, wenn sie nur das Gute wollen?
Wie alt muss man sein, um Freimaurer zu werden?
Ist es leichter, wenn der Vater dabei ist?
Muss man studiert haben?
Wie oft treffen sie einander?
Kann man auch wieder austreten?
Wie kann ich selbst eine Loge gründen?


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Siehe auch

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