Johann Wilhelm Kellner Graf Zinnendorf: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 6. Januar 2017, 21:01 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Zinnendorf, Johann Wilhelm Kellner v.
Quelle: Lennhoff, Posner, Binder
Ursprünglich Ellenberger, General Feldstabsmedikus der preußischen Armee, *1753, †1782, führender deutscher Freimaurer, Stifter der Großen Landesloge, Begründer des Schwedischen Systems in Deutschland. Daß seine Persönlichkeit stark umstritten war, ist zu einem großen Teil auf den heftigen Systemkampf seiner Zeit zurückzuführen, in dem er eine hervorragende Rolle spielte, wohl aber auch auf seine unduldsame, selbstherrliche Natur (B. Lessing).
Er wurde 1757 in der Loge "Philadelphia zu den drei goldenen Armen" seiner Vaterstadt Halle aufgenommen, schloß sich im folgenden Jahre der Loge "Zu den drei Totengerippen" in Breslau ("Drei Weltkugeln") an, war deren erster Redner, 1763 wurde er Mitglied der Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" in Berlin.
Ein im gleichen Jahre beim englischen Großmeister in London unternommener Schritt zur Erlangung einer Konstitution für eine Berliner Loge schlug fehl; daraufhin setzte sich Zinnendorf - mit den deutschen Verhältnissen unzufrieden - durch seinen Freund Dr. Johann Friedrich Schopp mit Stockholm in Verbindung. 1764 wurde er Eques a lapide nigro der Strikten Observanz und Präfekt der Präfektur Templin (Mark Brandenburg und Pommern) dieses Systems.
Da ihm die hier erlangten "Kenntnisse" nichts sagten und auch die Mission Schopps in Stockholm nicht erfolgreich war, betrieb er durch seinen anderen Freund, Hans Carl Baumann, die Erlangung des Eckleffschen Wissens um die "wahre" Freimaurerei. Mittlerweile wurde er (Groß-) Meister seiner Loge "Zu den drei Weltkugeln". Als deren Übergang zur Strikten Observanz erfolgte, geriet er in Konflikt mit dieser. Man beschuldigte Zinnendorf zu Unrecht der Unterschlagung von Ordensgeldern und führte die persönliche Kampagne fort, als Zinnendorf offen zur Schwedischen Lehrart übertrat. Die Absage an die Strikte Observanz erfolgte im November 1766.
Auf Grund der von Baumann aus Stockholm mitgebrachten und übersetzten Akten beschloß Zinnendorf, an eine eigene Gründung zu schreiten. 1767 verließ er die Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln". Neuer Hader, neue schwere Anwürfe waren die Folge. In Potsdam entstand dann 1768 die erste Johannisloge Schwedischen Systems "Minerva". 1769 stiftete Zinnendorf selbst die Loge "Zu den drei goldenen Schlüsseln" in Berlin. Er war deren vorsitzender Meister bis 1776, wurde auch wortführender Meister der 1769 gestifteten Schottenloge "Indissolubilis". Innerhalb kurzer Zeit entstanden zahlreiche Logen der neuen Lehrart. 1770 erfolgte die Gründung der Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland; Zinnendorf, der Stifter, übernahm das Amt des Deputierten Landes-Großmeisters.
Der schwedischen Großloge wurde die Gründung zur Kenntnis gebracht, sie schwieg aber dazu, wie schon seit 1767 Eckleff Zinnendorf aus unbekannten Gründen auf dessen Briefe nicht mehr geantwortet hatte.
Dieses Schweigen hielt bis 1776 an. Dagegen anerkannte nach anfänglichen Schwierigkeiten 1773 die Großloge von England die Zinnendorfsche Große Landesloge; Zinnendorf hatte große Anstrengungen unternommen, sie zu erlangen, sogar der - vorübergehenden - Großmeisterschaft eines fürstlichen Freimaurers (Prinz Ludwig von Hessen, der zurücktrat, als seine Gehaltforderungen als Landes-Großmeister nicht bewilligt wurden!) zugestimmt, als das die Erreichung des Ziels zu befördern schien. Nach der englischen Anerkennung begann wieder der Streit mit der Strikten Observanz, die von Zinnendorf beantragte neuerliche Prüfung seiner Finanzgebarung als seinerzeitiger Würdenträger dieses Systems ergab abermals die Haltlosigkeit der Anschuldigungen. 1771 erlangte die Große Landesloge das Protektorium Friedrichs des Großen, kurz hernach wurde Zinnendorf Landes-Großmeister.
Ein Versuch, auch von Joseph II. einen Schutzbrief zu erlangen, glückte ihm nicht. Mit dem 1775 zum Landes-Großmeister gewählten Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha und Altenburg vertrug sich Zinnendorf nicht. Gegenüber dessen Wunsch nach Beendigung des Streites mit der Strikten Observanz brach das schroffe despotische Temperament Zinnendorfs durch. Der Herzog legte 1776 den Hammer wieder nieder.
Kurz vorher kehrte v. Castillon aus Stockholm zurück, wo er im Auftrag von Zinnendorf das Material zur Begründung eines Kapitels, der höchsten Ordensabteilung, beschafft hatte. Das Große Ordenskapitel "Indissolubilis" wurde im Dezember 1776 eingesetzt; Zinnendorf wurde Ordensmeister. Am folgenden Tag erfolgte der Rücktritt des Herzogs Ernst II. als Landes-Großmeister. 1777 begann ein neuer Vorstoß der mittlerweile mit den Schweden unter dem Herzog Carl von Södermannland als Heermeister vereinigten Strikten Observanz; dieser erklärte, die schwedische Großloge habe der Großen Landesloge niemals eine Konstitution gegeben, was den Austritt der sächsischen und thüringischen Logen zur Folge hatte. Im Bayrischen Erbfolgekrieg wirkte Zinnendorf - er war höchster Sanitätsoffizier des preußischen Heeres - als Meister der Feldloge "Zum goldenen Becher" in Neiße.
1779 reiste er nach Schweden, erhielt aber die gewünschten Aufschlüsse nicht. 1780 wurde er Landes-Großmeister, die Tätigkeit machte ihm aber nicht mehr viel Freude, da im Streit um die von dem Grafen Haugwitz (s. d.), Provinzial-Großmeister von Schlesien, gegründeten Kreuzritter, die Zinnendorf als gefährlich für die Große Landesloge betrachtete, seine Despotie wieder auflebte, was zum Bruch mit dem früheren Landes-Großmeister Freiherrn v. d. Goltz führte. Er starb während einer Logenarbeit in den Armen seines Freundes und Nachfolgers Castillon. (Vergl. E. L. Leonhardt, "Zirkelkorrospondenz", 1931, Nr. 14/1S.)
Zinnendorf bei Wikipedia
Quelle: Wikipedia
Johann Wilhelm Kellner von Zinnendorf (gebürtig Ellenberger, *10. August 1731 in Halle; †1782) war Generalfeldstabsmedicus im Siebenjährigen Krieg und Gründer der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland. Beeindruckt vom erschütternden Elend der Kriegsopfer ließ er das Berliner Kriegsinvalidenhaus erbauen.
Zinnendorf wurde eine unduldsame Natur und streitbare Persönlichkeit nachgesagt, er nahm eine bedeutende Rolle im freimaurerischen Systemkampf seiner Zeit ein.
Leben
Johann Wilhelm wurde als Sohn des Friedrich August Ellenberger geboren, der Lehn- und Gerichtsherr in Erdeborn war. Seine Mutter war Sophia Wilhelmine Kellner von Zinnendorf. Auf Grund einer testamentarischen Bestimmung seines Großvaters mütterlicherseits waren er und sein Bruder Friedrich Wilhelm gehalten, den Namen der mütterlichen Linie weiterzuführen.
Zinnendorf zählt zu den bekanntesten und aktivsten Freimaurern der deutschen Freimaurerei.
Er wurde am 13. März 1757 in der Loge „Philadelphia zu den drei goldenen Armen“ in seiner Vaterstadt Halle aufgenommen, die er jedoch bereits am 13. Mai 1757 aufgrund seines Wegzuges wieder verlassen musste. Im folgenden Jahr wurde er Mitglied der Breslauer Loge „Zu den drei Totengerippen“, 1763 der Berliner Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“. Im gleichen Jahr versagte ihm der englische Großmeister die Konstitution für eine Berliner Loge, worauf es zum Bruch mit der englischen Freimaurerei kam.
Zinnendorf wandte sich der Strikten Observanz zu und wurde 1764 Präfekt der Präfektur Berlin, Mark Brandenburg und Pommern dieses Systems. Er wurde 1765 Meister vom Stuhl seiner Loge „Zu den drei Weltkugeln“ und im gleichen Jahr Mitgründer der halleschen Loge „Zu den drei Degen“. Bald geriet er in Konflikt zur Lehrart der Strikten Observanz, aus der er Ende 1766 austrat. Darauf wandte er sich der Lehrart des Schwedischen Systems zu. 1767 verließ er seine Loge. 1769 reaktivierte er in Berlin die von 1743 bis 1749 in Halle als Tochterloge der Loge „Zu den drei Weltkugeln“ tätig gewesene Loge „Zu den drei goldenen Schlüsseln“ nach dem Schwedischen System, deren Meister vom Stuhl er bis 1776 wurde.
1770 gründete er die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland und übernahm das Amt des deputierten Landes-Großmeisters, von 1774 bis 1775 sowie ab 1780 bis zu seinem Tode das Amt des Landes-Großmeisters. 1773 wurde die neue Großloge von der englischen Großloge anerkannt und damit regularisiert.
1776 gründete er das Große Ordenskapitel „Indissolubilis“, dessen Ordensmeister er wurde. Er starb am 8. Juni 1782 während einer Logenarbeit in den Armen seines Freundes und Nachfolgers Castillon.
Den Namen Zinnendorfs trägt auch die Zinnendorf Stiftung, Stiftung der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, welche seit Juni 1991 in Hamburg-Eppendorf 21 schwerstpflegebedürftigen Menschen von 18–50 Jahren ein Zuhause bietet, nach dem Motto: „Ich wohne hier, um zu leben“.
Links
Siehe auch
- Zinnendorf Stiftung
- Rektifizierter Schottischer Ritus
- Präfektur Zürich
- Jean-Baptiste Willermoz
- Louis Claude de Saint-Martin
- Wilhelmsbader Konvent
- Strikte Observanz
- Hochgrade in Österreich
- Johann Wilhelm Kellner Graf Zinnendorf
- Der RSR und die christliche Freimaurerei in Deutschland und Schweden
- Die Ursprünge des RSR