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(s.d.). Der Gegensatz ist sehr alt. Er findet seinen prägnantesten Ausdruck in den päpstlichen [[Bullen]] (s. d.), deren erste, "In eminenti", von Clemens XII. bereits 1738, nur 15 Jahre nach dem Erscheinen der "[[Alte Pflichten|Alten Pflichten]]" (1723) der ersten 1717 gegründeten [[Großloge]], erlassen wurde. Die Freimaurer werden hier als irreligiöse Sekte, als "Antichristen" verdammt. Um diese Verdammung schmackhafter zu machen, werden sie dann späterhin als Feinde der bestehenden Regierungsgewalten, als Anstifter oder doch Beförderer aller Revolutionen bezeichnet.
 
(s.d.). Der Gegensatz ist sehr alt. Er findet seinen prägnantesten Ausdruck in den päpstlichen [[Bullen]] (s. d.), deren erste, "In eminenti", von Clemens XII. bereits 1738, nur 15 Jahre nach dem Erscheinen der "[[Alte Pflichten|Alten Pflichten]]" (1723) der ersten 1717 gegründeten [[Großloge]], erlassen wurde. Die Freimaurer werden hier als irreligiöse Sekte, als "Antichristen" verdammt. Um diese Verdammung schmackhafter zu machen, werden sie dann späterhin als Feinde der bestehenden Regierungsgewalten, als Anstifter oder doch Beförderer aller Revolutionen bezeichnet.
  
Diese Gedankengänge gehen durch alle Bullen, Enzykliken und Allokutionen der Päpste hindurch. Zur Beweisführung wurden und werden von zahlreiche katholischen Geistlichen — im 18 Jahrhundert z. B. [[Gabriel Louis Calabre Perau|Perau]], [[Abbé Larudan|Larudan]], [[Augustin Barruel|Barruel]] - in Broschüren und Zeitschriften Material gegen die Freimaurer gesammelt, die historische Ereignisse von Grund auf "umdeuten". (Pater Abel, Wien, erzählte z. B. die Fabel, daß ihm sein Großvater versichert habe, er sei dabei gewesen, als die Ermordung des Königs Gustav III. von Schweden von den [[Illuminaten]] beschlossen wurde.) Besonders aufreizend wirkten in dieser Beziehung z. B. die heute noch immer zitierten Schriften von [[Augustin Barruel|Barruel]] (s. d.) und aus einer anderen Zeit stammend [[S. M. Pachtler|Pachtler]] (s. d.) usw. Die Kritiklosigkeit auch höchster kirchlicher Stellen kam im berühmten Taxil-Schwindel (s. [[Leo Taxil|Taxil]]), der jahrelang die Gemüter in Bann hielt und im Antifreimaurerkongreß von Trient (1896) gipfelte, auf dem sich zahlreiche hohe und höchste kirchliche Würdenträger ernsthaft mit dem Problem befaßten, ob die von Taxil erfundene "Teufelstochter" Diana Vaughan nicht doch am Ende nicht existiere, besonders zum Ausdruck.
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Diese Gedankengänge gehen durch alle Bullen, Enzykliken und Allokutionen der Päpste hindurch. Zur Beweisführung wurden und werden von zahlreiche katholischen Geistlichen — im 18. Jahrhundert z. B. [[Gabriel Louis Calabre Perau|Perau]], [[Abbé Larudan|Larudan]], [[Augustin Barruel|Barruel]] - in Broschüren und Zeitschriften Material gegen die Freimaurer gesammelt, die historische Ereignisse von Grund auf "umdeuten". (Pater Abel, Wien, erzählte z. B. die Fabel, daß ihm sein Großvater versichert habe, er sei dabei gewesen, als die Ermordung des Königs Gustav III. von Schweden von den [[Illuminaten]] beschlossen wurde.) Besonders aufreizend wirkten in dieser Beziehung z. B. die heute noch immer zitierten Schriften von [[Augustin Barruel|Barruel]] (s. d.) und aus einer anderen Zeit stammend [[S. M. Pachtler|Pachtler]] (s. d.) usw. Die Kritiklosigkeit auch höchster kirchlicher Stellen kam im berühmten Taxil-Schwindel (s. [[Leo Taxil|Taxil]]), der jahrelang die Gemüter in Bann hielt und im Antifreimaurerkongreß von Trient (1896) gipfelte, auf dem sich zahlreiche hohe und höchste kirchliche Würdenträger ernsthaft mit dem Problem befaßten, ob die von Taxil erfundene "Teufelstochter" Diana Vaughan nicht doch am Ende nicht existiere, besonders zum Ausdruck.
  
Etwas mehr Form hatte ein vom Kardinal Gruscha im folgenden Jahr in Wien abgehaltener Antifreimaurertag, bei dem unter Leitung des Redakteurs Karl Koller eine Reihe von Hocharistokraten und Priestern, darunter auch der ehemalige österreichische Justizminister Graf Schönborn, Vorträge gegen die Freimaurerei hielten. Koller war selbst Freimaurer gewesen und hatte das "Material" beigestellt. Immerhin zeigte sich in diesen Vortragen noch ein gewisses Bemühen, wissenschaftlich und kritisch zu bleiben. Auch einige deutsche katholische Zeitungen und Zeitschriften (z. B. die "Kölnische Volkszeitung", auch die "Germania") gaben sich Mühe, den sachlichen, weltanschaulichen Gegensatz herauszuarbeiten. Je provinzieller aber die klerikale Presse wird, je weniger sie mit dem kritischen und je mehr sie mit dem rein parteimaßig eingestellten und gefühlsmaßig urteilenden Leser zu rechnen hat, desto gröber ist das Geschütz und desto plumper sind die noch immer von Taxil entlehnten phantasievollen Argumente ad hominem simplicem. Am plumpsten wohl in Frankreich, wo zahlreichen antifreimaurerischen Körperschaften (s. d.) klerikalster Couleur keine Beschuldigung gegen die Freimaurerei zu unwahrscheinlich war und ist, um nicht vorgebracht zu werden.
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Etwas mehr Form hatte ein vom Kardinal Gruscha im folgenden Jahr in Wien abgehaltener Antifreimaurertag, bei dem unter Leitung des Redakteurs Karl Koller eine Reihe von Hocharistokraten und Priestern, darunter auch der ehemalige österreichische Justizminister Graf Schönborn, Vorträge gegen die Freimaurerei hielten. Koller war selbst Freimaurer gewesen und hatte das "Material" beigestellt. Immerhin zeigte sich in diesen Vorträgen noch ein gewisses Bemühen, wissenschaftlich und kritisch zu bleiben. Auch einige deutsche katholische Zeitungen und Zeitschriften (z. B. die "Kölnische Volkszeitung", auch die "Germania") gaben sich Mühe, den sachlichen, weltanschaulichen Gegensatz herauszuarbeiten. Je provinzieller aber die klerikale Presse wird, je weniger sie mit dem kritischen und je mehr sie mit dem rein parteimäßig eingestellten und gefühlsmäßig urteilenden Leser zu rechnen hat, desto gröber ist das Geschütz und desto plumper sind die noch immer von Taxil entlehnten phantasievollen Argumente ad hominem simplicem. Am plumpsten wohl in Frankreich, wo zahlreichen antifreimaurerischen Körperschaften (s. d.) klerikalster Couleur keine Beschuldigung gegen die Freimaurerei zu unwahrscheinlich war und ist, um nicht vorgebracht zu werden.
  
Als praktische Konsequenz ergibt sich aus dieser Gegnerschaft: dem Katholiken ist die Freimaurerei in jeder Form verboten, der Freimaurer ist exkommuniziert, seine Bücher stehen auf dem Index, er hat kein Anrecht auf ein kirchliches Begräbnis und auf die Sakramente. Verlangt wird ein Widerruf (s. [[Bekehrung]]) und in vielen Fällen das in den Händen des Widerrufenden befindliche freimaurerische Eigentum. Die Strenge, mit der diese Bestimmungen durchgeführt werden, wird lokal verschieden durchgeführt, sie ist jedoch in den oberkirchlichen Bestimmungen nirgends gemildert worden.  
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Als praktische Konsequenz ergibt sich aus dieser Gegnerschaft: dem Katholiken ist die Freimaurerei in jeder Form verboten, der Freimaurer ist exkommuniziert, seine Bücher stehen auf dem Index, er hat kein Anrecht auf ein kirchliches Begräbnis und auf die Sakramente. Verlangt wird ein Widerruf (s. [[Bekehrung]]) und in vielen Fällen das in den Händen des Widerrufenden befindliche freimaurerische Eigentum. Die Strenge, mit der diese Bestimmungen durchgeführt werden, wird lokal verschieden durchgeführt, sie ist jedoch in den oberkirchlichen Bestimmungen nirgends gemildert worden.
  
 
===Protestantische Orthodoxie===
 
===Protestantische Orthodoxie===

Version vom 12. September 2012, 11:51 Uhr

Gegner der Freimaurerei

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Die Angriffspunkte, die die Freimaurerei bietet. sind im wesentlichen folgende:

Sie bezeichnet sich selbst als einen Menschheitsbund

eine übervölkliche Körperschaft, die Unterschiede der Rassen, der Religion, des politischen Glaubens, der Nation und des Standes zu überbrücken sucht. Sie trachtet, dieses Ziel auf friedlichem Weg zu erreichen, ist also gegen jede Art von Gewalt. Sie ist optimistisch, evolutionär, tolerant und bezeichnet als den Inhalt ihrer Lehre den Humanitätsgedanken, wie er in klassischer Weise in Frankreich von den Enzyklopädisten, in Deutschland von Lessing, Herder, Fichte, Krause u. a. ausgesprochen wurde. Dadurch setzt sie sich in Gegensatz zu allen geistigen Richtungen, die mehr oder weniger ausschließlich sein wollen, katholisch, im wahren Wortsinne. Solche Richtungen, die irgendeine Beeinträchtigung ihrer Programme ausschließlichen Charakters nicht zugeben wollen, sind: die katholische Kirche, die eine Beeinträchtigung ihrer Dogmatik der Glaubensreinheit, befürchtet ebenso die Orthodoxien anderer Kirchen, nationale und nationalistische Parteien, die den Internationalismus ablehnen, schließlich auch sozialistische Parteien, wie der Bolschewismus aber auch die Sozialdemokratie in einzelnen doktrin eine Klassenvermischung, wie sie in der Freimaurerei selbstverständlich gegeben ist, verhüten wollen.

Diese erste Gruppe enhält die ernsthaften Gegner der Freimaurerei. Hier liegen Weltanschauungsgegensätze zugrunde, die wohl in sachlicher Weise erörtert werden können, deren Beseitigung aber kaum zu erwarten ist. Dieser Kampf der Meinungen könnte in voller Sachlichkeit, mit Achtung des Gegnern geführt werden. Dies geschieht aber seitens der Feinde der Freimaurerei fast nie.

Die Freimaurerei ist allgemein in ihrem Programm

in der Praxis zieht sich die Freimaurerei aber auf einen bestimmten Kreis durch sie Auserwählter zurück. Sie verbindet diesen Kreis durch ein bestimmtes Gebrauchtum und hält dieses geheim. Die Freimaurerei hat also ein Geheimnis (s. d.), und sie verpflichtet ihre Anhänger, dieses zu wahren. Es kommt nicht darauf an, daß dieses Geheimnis der Freimaurerei, das sich auf Gebrauchtum und Erkennungszeichen beschränkt, oft und oft verraten, ja sogar von Freimaurern selbst preisgegeben wurde. (So haben beispieleweise die italienischen Freimaurer in der ersten Zeit der faschistischen Angriffe das gesamte Ritual fortlaufend durch UIisse Bacci in der "Rivista massonica" veröffentlichen lassen.) Die Abgeschlossenheit der Loge nach außen und ihr Geheimnis wird aber doch immer wieder zum Angriffspunkt, weil hinter diesem Geheimnis alle möglichen politischen Absichten, insbesondere im Sinne einer allgemeinen Weltrevolution, gesucht werden (zu welchem Zwecke diese stattfinden soll, wird hierbei fast nie ausgesprochen). Hier ist natürlich den Wunschträumen der Gegner Tür und Tür geöffnet.

Befinden sich unter ihnen Personen von einer gewissen verminderten psychischen und intellektuellen Wertigkeit, wie sie z. B. bei der Massenpsyche immer gegeben ist, so wird aus der Freimaurerei ein Geheimbund mit verbrecherischen Instinkten und Absichten. Die einmal erregte Phantasie des Gegners bringt daher in einem offensichtlichen Beziehungswahn alles, was ihm selbst politisch moralisch, sozial verwerflich zu sein scheint, in beziehungereiche Verbindung zur Freimaurerei. Hierfür ist besonders Wichtl (s. d.) ein Beispiel. In dieser Kritiklosigkeit der Gegnerschaft spielen wieder Wunschvorstellungen vom Feinde eine große Rolle: daher werden den Freimaurern sexuelle Orgien zugeschrieben: schwarze Messen. Teufelskult, die Verehrung des Baphomet, mit Blut unterfertigte Teufelseide, alle politischen Morde der vergangenen Jahrhunderte gehen auf ihr Konto ja sogar alle plötzlichen Todesfälle irgendwelcher, dem Freimaurergegner genehmer Persönlichkeiten werden zu Freimaurermorden.

Sie tragen auch die Schuld an allen unglücklichen politischen Ereignissen im Leben irgendeines Volkes. 1870 haben sie Frankreich an Deutschland verraten, 1914 Deutschland an Frankreich. Der Frieden von Versailles ist ein Werk der Freimaurer, trotzdem weder Wilson noch Poincaré, weder Lloyd George noch Sforza, weder Masaryk noch Kramär Freimaurer waren. Der Bolschewismus ist ein Werk der Freimaurer, trotzdem kein einziger der heute [1932] führenden Volkskommissäre Freimaurer war oder ist, und trotzdem - im Gegenteil - die Sowjets die Freimaurerei in Acht und Bann getan haben. Ebenso sind alle jene Politiker, deren Tätigkeit - z. B. in Deutschland - nationalistischen Kreisen ungelegen kam oder kommt, selbstverständlich Freimaurer, trotzdem jederzeit der Nachweis erbracht werden kann, daß weder Ebert noch Noske oder Scheidemann, weder Rathenau noch der klerikale Erzberger, weder der General Gröner noch Kurt Eisner jemals Freimaurer gewesen sind.

Mit dieser Gruppe von Gegnern, zu denen in letzter Zeit Wichtl, Haiser, der Nationalsozialist Rosenberg, Schwartz-Bostunitsch, das Ehepaar Ludendorff, der Franzose de Poncins u. v. a. gehören, ist eine Auseinandersetzung überhaupt unmöglich. Wenn von dieser Seite z. B. ernsthaft behauptet wird, Mozart sei von Freimaurern ermordet worden, Schiller sei ein Opfer einer Freimaurerverschwörung, der Sarajevoer Mord (1914) sei von Freimaurern beschlossen worden, wobei ein Großmeister Kohn (s. d.) (übrigens ein vollkommen waschechter Arier und Protestant) eine bestimmende Rolle gespielt haben soll, so hört jede Möglichkeit einer Verständigung auf. Der nach jedem Kriege auflebende Antisemitismus gibt dieser Gegnerschaft eine besonders haßverzerrte Note, die ihr jede Urteilfähigkeit nimmt. Die "Protokolle der Weisen von Zion" (s. d ), eine nachgewiesenermaßen plumpe Fälschung, wird zur Kabbala dieser Gegnergruppe. Ludendorff hat sogar eine an die Gematria erinnernde kabbalistische Zahlendeutung, seine berühmte Jahwezahl erfunden, aus der er alle welterschütternden Ereignisse ableiten und vorhersagen zu können glaubt. (Der nächste selbstverständlich von Freimaurern, Juden und Jesuiten heraufzubeschwörende Weltkrieg wird 1932 ausbrechen. weil 1 + 9 + 3 + 2 = 15, und 15 durch 5, die Jahwezahl, teilbar ist.)

Naturgemäß sind auch die ernsthaften Gegner der Freimaurerei in ihren Mitteln nicht immer wählerisch. Daher erschöpfen sich Diskussionen auch mit solchen nur zu oft mit Erörterungen unbeweisbarer Angriffe, die aus dem Arsenal der unkritischen Gegnerschaften stammen. Dies haben neuerdings Jesuiten eingesehen, denen es einging, daß die durch fast 200 Jahre immer wieder hervorgeholten, plumpen, auf die Suggestibilität der Massenpsyche berechneten Argumente gegen die Freimaurerei ihnen allmählich den Kredit bei ihren eigenen Intelligenzschichten untergraben. Daher 1926 die vielbesprochene Aachener Aussprache (s d.) zwischen Freimaurern und dem seither verstorbenen Jesuiten Gruber (die von großen Teilen des katholischen Klerus entschieden mißbilligt wurde). Man kann schließlich einer ländlichen Bevölkerung die Freimaurer als Teufelsbeschwörer an die Wand malen. Einer intelligenten Stadtbevölkerung läßt sich auf die Dauer schon schwerer glaubhaft machen, daß stadtbekannte Persönlichkeiten einmal wöchentlich in das jedem bekannte Logengebäude treten, um dort Hostien zu durchbohren oder schwarze Messen zu lesen!

Freimaurerei ist eine Gesinnungsgemeinschaft und muß als solche mit starken Gegnerschaften rechnen. Die Art des Kampfes gegen die Freimaurerei ist aber von verschiedensten Einflüssen vergiftet. Besonders in der Nachkriegszeit [Anm.d.Red.: nach dem Erster Weltkrieg] hat in Deutschland das Entlastungebedürfnis aus dem Freimaurer den "großen Unbekannten" gemacht der für alles und jedes die Schuld trägt. Dieses Schicksal hat die Freimaurerei mit ihren größten Gegnern, den Jesuiten, interessanterweise gemeinsam zu tragen. Im folgenden soll an einzelnen Beispielen die verschieden begründete Gegnerschaft auseinandergesetzt werden.

Katholische Kirche

(s.d.). Der Gegensatz ist sehr alt. Er findet seinen prägnantesten Ausdruck in den päpstlichen Bullen (s. d.), deren erste, "In eminenti", von Clemens XII. bereits 1738, nur 15 Jahre nach dem Erscheinen der "Alten Pflichten" (1723) der ersten 1717 gegründeten Großloge, erlassen wurde. Die Freimaurer werden hier als irreligiöse Sekte, als "Antichristen" verdammt. Um diese Verdammung schmackhafter zu machen, werden sie dann späterhin als Feinde der bestehenden Regierungsgewalten, als Anstifter oder doch Beförderer aller Revolutionen bezeichnet.

Diese Gedankengänge gehen durch alle Bullen, Enzykliken und Allokutionen der Päpste hindurch. Zur Beweisführung wurden und werden von zahlreiche katholischen Geistlichen — im 18. Jahrhundert z. B. Perau, Larudan, Barruel - in Broschüren und Zeitschriften Material gegen die Freimaurer gesammelt, die historische Ereignisse von Grund auf "umdeuten". (Pater Abel, Wien, erzählte z. B. die Fabel, daß ihm sein Großvater versichert habe, er sei dabei gewesen, als die Ermordung des Königs Gustav III. von Schweden von den Illuminaten beschlossen wurde.) Besonders aufreizend wirkten in dieser Beziehung z. B. die heute noch immer zitierten Schriften von Barruel (s. d.) und aus einer anderen Zeit stammend Pachtler (s. d.) usw. Die Kritiklosigkeit auch höchster kirchlicher Stellen kam im berühmten Taxil-Schwindel (s. Taxil), der jahrelang die Gemüter in Bann hielt und im Antifreimaurerkongreß von Trient (1896) gipfelte, auf dem sich zahlreiche hohe und höchste kirchliche Würdenträger ernsthaft mit dem Problem befaßten, ob die von Taxil erfundene "Teufelstochter" Diana Vaughan nicht doch am Ende nicht existiere, besonders zum Ausdruck.

Etwas mehr Form hatte ein vom Kardinal Gruscha im folgenden Jahr in Wien abgehaltener Antifreimaurertag, bei dem unter Leitung des Redakteurs Karl Koller eine Reihe von Hocharistokraten und Priestern, darunter auch der ehemalige österreichische Justizminister Graf Schönborn, Vorträge gegen die Freimaurerei hielten. Koller war selbst Freimaurer gewesen und hatte das "Material" beigestellt. Immerhin zeigte sich in diesen Vorträgen noch ein gewisses Bemühen, wissenschaftlich und kritisch zu bleiben. Auch einige deutsche katholische Zeitungen und Zeitschriften (z. B. die "Kölnische Volkszeitung", auch die "Germania") gaben sich Mühe, den sachlichen, weltanschaulichen Gegensatz herauszuarbeiten. Je provinzieller aber die klerikale Presse wird, je weniger sie mit dem kritischen und je mehr sie mit dem rein parteimäßig eingestellten und gefühlsmäßig urteilenden Leser zu rechnen hat, desto gröber ist das Geschütz und desto plumper sind die noch immer von Taxil entlehnten phantasievollen Argumente ad hominem simplicem. Am plumpsten wohl in Frankreich, wo zahlreichen antifreimaurerischen Körperschaften (s. d.) klerikalster Couleur keine Beschuldigung gegen die Freimaurerei zu unwahrscheinlich war und ist, um nicht vorgebracht zu werden.

Als praktische Konsequenz ergibt sich aus dieser Gegnerschaft: dem Katholiken ist die Freimaurerei in jeder Form verboten, der Freimaurer ist exkommuniziert, seine Bücher stehen auf dem Index, er hat kein Anrecht auf ein kirchliches Begräbnis und auf die Sakramente. Verlangt wird ein Widerruf (s. Bekehrung) und in vielen Fällen das in den Händen des Widerrufenden befindliche freimaurerische Eigentum. Die Strenge, mit der diese Bestimmungen durchgeführt werden, wird lokal verschieden durchgeführt, sie ist jedoch in den oberkirchlichen Bestimmungen nirgends gemildert worden.

Protestantische Orthodoxie

Während vielfach Protestantismus und Freimaurerei Hand in Hand gehen und sowohl der Anteil führender Kirchenmänner an der Königlichen Kunst als auch die Mitwirkung von Freimaurern an evangelischen Werken in allen Weltteilen stets groß war und es geblieben ist, fehlte es auch hier nicht an sich heftig gebärdenden intoleranten Feinden. Das Urbild des evangelischen kirchlichen Gegners ist Ernst Wilhelm Hengstenberg (s. d.), Professor der Theologie in Berlin (1802 bis 1868). Seine Hauptstreitschrift, "Die Freimaurerei und das evangelische Pfarramt" (3 Teile 1854/55), geht vom Standpunkt starrer pietistischer Orthodoxie aus, behauptet der Kirche gefährliche Tendenzen, nennt die Freimaurerei "ein dem Höllenfeuer nahe verwandtes Ungeheuer, einen Goliath, den Davids Schleuder treffen müsse", und bestreitet evangelischen Pfarrern das Recht, Freimaurer zu werden.

Unter anderen sekundierte ihm aufs kräftigste der Magdeburger Generalsuperintendent Möller (s. d.). (Zahllose Gegenschriften!) In der Zeit nach dem [Ersten] Weltkriege diesmal unter dem Einfluß der völkischen Hetze sind diese Angriffe seitens evangelischer Geistlicher wiederholt aufgefrischt worden. Ebenso wie 1855 Möller seine Geistlichen zum Austritte aus der Freimaurerei zwingen wollte (wofür er übrigens vom Oberkirchenrate eine Rüge und von dem damaligen Prinzen von Preußen, dem nachmaligen Kaiser Wilhelm I., mehrere heftige Briefe erhalten hatte), haben hohe Würdenträger, wie z. B. der Landesbischof von Mecklenburg, auf ihre Geistlichen einen Zwang auszuüben versucht. Da in der Leitung mehrerer Großlogen, besonders altpreußischer, evangelische Geistliche tätig sind, so kam es zu sehr lebhaften Auseinandersetzungen, die bisher an den bestehenden Verhältnissen nichts geändert haben. Antifreimaurerisch eingestellt sind auch die (schottischen) Presbyterianer, neuestens ein Teil der Führer der reformierten holländischen Kirche in Südafrika.

Politische und nationale Richtungen

Der Nationalismus moderner Prägung (der mit Nationalidealismus nicht verwechselt werden darf !) ist überall ein Gegner der Freimaurerei, da er vorwirft, sie verwässere durch den ihr innewohnenden Internationalismus den "wahren" nationalen Gedanken, besser gesagt Ultranationalismus. Daß der Nationalismus des Freimaurers sehr wohl mit seinem Internationalismus verträglich ist ("Vaterlandsliebe ist des Maurers Tat, Weltbürgersinn sein Gedanke", sagt der national wohl zuverlässige Freimaurer Fichte), wird nicht zugegeben. Daher bekämpfen die Freimaurerei derzeit in Frankreich die Chauvinisten aller Färbungen, in Deutschland alle völkischen Gruppen und Parteien, vor allem die Nationalsozialisten, sowie alle im völkischen Fahrwasser schwimmenden Organisationen, z. B. die Deutsche Adelsgesellschaft, der Nationalverband deutscher Offiziere, einzelne studentische Korporationen, der Deutsche Turnerbund, der Ludendorff verbundene Tannenberg-Bund u. a. m. Diese Gegnerschaft führte zu "Reinigungsaktionen" in den eigenen Reihen, indem Freimaurer nicht mehr aufgenommen und, soweit sie Mitglieder sind, vielfach zum Austritt veranlaßt wurden. Dabei wird jedoch in einzelnen Körperschaften zwischen humanitären und christlichen Systemen wohl auch zwischen der Großen Landesloge und den beiden anderen altpreußischen Großlogen unterschieden.

Der Faschismus ist aus seiner ganzen selbstherrlichen Einstellung heraus ein eifervoller Feind der einflußreich gewesenen Freimaurerei Italiens. Er hat es bis zu schwersten persönlichen Freimaurerverfolgungen gebracht, deren Höhepunkte nach Angriffen auf die Logen der meisten Städte die Blutnacht von Florenz (1925) und die Persekutionen der Führer des Großorients waren. Es wurden Hunderte von Logen ausgeplündert, mehrere Freimaurer erschlagen, viele, vor allem der Großmeister Torrigiani (s. d.), auf administrativem Wege, ohne Gerichtsurteil, nach den Liparischen Inseln verschickt, viele mußten ins Ausland fliehen. Ein trauriges Kapitel für sich bildete der Fall des Generals Capello (s. d.), der infolge einer auf Lockspitzelarbeit fußenden, durchaus unstichhaltigen Anklage wegen augeblicher Beteiligung an einem Attentatsversuch auf Mussolini zu dreißig Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Dabei kann niemand der italienischen Freimaurerei, die an der Einigung Italiens und auch an dem für Italien doch so glücklich verlaufen Krieg 1914-1918 hervorragend beteiligt war, den Vorwurf machen, sie sei nicht ganz besonders eifervoll im nationalen Sinn gewesen. Die Namen Mazzini, Garibaldi, Carducci u.v.a. sprechen für sie!

Nachahmungen der Fascistenpartei betätigten sich in neuester Zeit [1932] im freimaurerfeindlichen Sinne in Spanien (Primo de Rivera), in Rumänien, in der Tschechoslowakei. In Spanien gab es während der Diktaturperiode wiederholt vorübergehende Verhaftungen von Freimaurern, in Rumänien wurden 1930 sogar Bombenanschläge gegen die Loge verübt. In Ungarn ist 1921 die auf die kurze Bolschewikenherrschaft folgende reaktionäre Regierung des sogenannten "christlichen Kurses" mit einer Auflösung der Symbolischen Großloge und der Logen und der Beschlagnahme ihres Besitzes vorgegangen.

Die Sozialdemokratie nimmt der Freimaurerei gegenüber keine einheitliche Stellung ein. Auf italienischen Sozialistenkongressen wurde bereits in der Vorkriegszeit die Freimaurerei bekämpft und die Inkompatibilität zwischen der klassenkämpferischen Sozialdemokratie und dem Freimaurerbund ausgesprochen und die Mitgliedschaft den Parteigenossen verboten (Reggio 1912). Einen ähnlichen Beschluß faßten die ungarischen Sozialdemokraten während des Weltkrieges; im Jahre 1928 wurde auch in der Schweiz ein von Nicole, Genf, ausgehender derartiger Exlusivantrag gestellt, der aber vom Parteitag abgelehnt wurde. In anderen Ländern eind auch Sozialdemokraten Freimaurer.

Der Bolschewismus verbietet die Freimaurerei. Lenin und die russischen Volkskommissäre gelten in der gegnerischen Presse zu unrecht als Freimaurer. Trotzky (s. d.) hat in seinen Memoiren (Verlag Fischer, Berlin) wohl ein Kapitel der Freimaurerei gewidmet, er behandelt darin aber nur seine frühere literarische Beschäftigung mit Freimaurerbüchern (im Gefängnis), die ihn wegen der eigenartigen Verhältnisse der Freimaurerei Russlands (s. d.) an der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts interessierten.

Einzelne Gegner

die in den letzten Jahrzehnten besonders von sich reden machten, sind der Advokat Eckert (s. d.) aus Dresden, dessen nach 1848 erschienene Schriften auch heute noch im Umlauf sind und beispielsweise Ludendorff stark anregten. In seine Linie gehörte der Schulvorsteher Karl Didler, Berlin, der in den Jahren 1864-1867 auf eigene Kosten 44 Monatshefte erscheinen ließ. Er ist an den Kosten der Drucklegung dieser an alle deutschen Regierungen und zahllose Private versendeten Broschüren vollkommen zugrunde gegangen. Er und Eckert waren sicherlich geistig abnorme, von einer fixen Idee "Besessene"; wie sich neuestens herausstellte (Tagebücher des Österreichischen Polizeiministers Kempen v. Fichtenstamm), hat sich Eckert für seine Denunziationen von der österteichischen Regierung bezahlen lassen. Sehr viel Aufsehen erregten nach dem Weltkrieg die Schriften des Östenreichischen Nationalrates Wichtl (s. d.), der den für die Zentralmächte unglücklichen Ausgang des Völkerringens zum Anlaß nahm, die Freimaurerei (nicht zum erstenmal ! ) als Mittelpunkt einer Weltverschwörung zu schildern, die den Weltkrieg verschuldet und seine Beendigung im weltrevolutionären Sinne herbeigeführt habe. Man ist jetzt über die Entstehungsgeschichte dieser Angriffe einigermaßen informiert. Das deutsche Auswärtige Amt hielt es aus einer Verkennung der Tatsachen heraus um 1917 für angebracht, gegen die Ententemaurerei einen Schlag zu führen.

Schriftsteller Gustav Meyrink sollte dafür gewonnen werden, einen freimaurerfeindlichen Roman zu schreiben. Da daraus schließlich nichts wurde, kam das sehr oberflächlich zusammengestellte Material dann an Wichtl. Dieser, der schon vorher durch eine Veröffentlichung ( "Das Verhalten der Tschechen im Weltkriege" ) Aufsehen erregt hatte, fand im Münchner Verlag Lehmann eine ausgezeichnete Stütze. Sein Buch "Weltfreimaurerei, Weltkrieg, Weltrevolution", das eine sehr große Auflagenziffer erreicht hat, kam dem psychischen Bedürfnis der Zeit entgegen. Wichtl enthüllte die vorgeblichen letzten Ursachen von Deutschlands Unglück im Weltkrieg. Versuche, sich selbst durch angebliche Freimaurerattentate interessant zu machen, mißlangen ihm allerdings. Aber das Buch war ein ungeheurer Erfolg. Wichtl selbst wurde dann von seinem Parteigenossen Lodgman (Gauparteitag der deutschen Nationalpartei in Mährisch-Schönberg, 6 September 1925) als ein Leichtgläubiger bezeichnet, "der hinter allem und jedem einen Freimaurer witterte".

Lodgman, dem er wegen seines Namens keine Ruhe ließ, hat ihm, wie er a.g.O. erzählte, das Märchen aufgebunden, er sei Mitglied einer Londoner Loge "Von den sieben Sternen". Lodgman kam dadurch selbst in den Verdacht, Freimaurer zu sein, was sich auch im politischen Kampfe auswirkte. Wichtl hat das Thema noch wiederholt abgewandelt, so in einer Flugechrift "Freimaurermörder" u.a.m. Selbst wenn man von seinem "guten Glauben" überzeugt sein will - was manchmal allerdings sehr schwer fällt - ist seine unkritische, nur auf Namensgleichheiten und ganz oberflächliche Beziehungen gestützte Untersuchung der Freimaurerei und ihrer Einflüsse auf den Weltkrieg von einer niederschmetternden Einfältigkeit. In ruhigen Zeiten wäre man über dieses Produkt hinweggegangen. Der Stimmungslage der Nachkriegszeit kam es sosehr entgegen, daß es in zahlreichen Entlehnungen sogar in die Weltliteratur eingegangen ist.

Auf ähnlicher Stufe wie Wichtls Buch stehen die Bücher von Rosenberg, der allerdings von einer ganz anderen Geistigkeit ist, Reise, des Russen Schwartz-Bostunitsch, des Franzosen de Poncins und schließlich die Publikationen und Vorträge des Ehepaares Ludendorff. Der General Erich Ludendorff trägt den Zusammenbruch Deutschlands begreiflicherweise besonders schwer. Er reagiert den Grund der Niederlage in der Vorstellung: Verschwörung der "überstaatlichen Mächte" Jude, Jesuit und Freimaurer ab. Diese - neuerdings auch die Nationalsozialisten, zu denen er zuerst führend gehörte - bekämpft er in Wort und Schrift. Seine Broschüre: "Die Vernichtung der Freimaurerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse" hat eine ungeheure Auflagenzahl erreicht. 1928 waren schon 110.000 Exemplare erschienen, die zum Teil gratis abgegeben wurden.

Er selbst sagt: "Ich hasse nicht die einzelnen Freimaurer, ich habe im Gegenteil tiefes Mitleid mit deutschen Männern, die Freimaurer geworden sind." Sein Nachweis gilt der von ihm als unbestreitbar vertretenen Meinung, daß die Freimaurerei nichts anderes sei als ein Werkzeug Alljudas, und daß der Deutsche, der dem Bunde beitritt, zum "künstlichen Juden" gestempelt wurde. Zur Beweisführung benutzt er das "verjudete Ritual" der Freimaurer, wobei er eine kabbalistische Gewandtheit an den Tag legt, die in diesem sonst so nüchternen Kopf nie zu vermuten gewesen wäre. Im Vereine mit seiner Frau, Dr. Mathilde Kemnitz-Ludendorff, veranstaltete er große Vortragsreisen durch Deutschland, in denen er seine Beweise immer wieder von neuem vorträgt. Drohbriefe, scheinbar von geschmacklosen Witzbolden, die in ganz unmöglichen Freimaurerzeichen seine geplante Ermordung ankündigten, nahm er derart ernst, daß er direkt beim Reichspräsidenten Hindenburg vorstellig wurde, wo er allerdings kühle Ablehnung fand.

Zuerst in der "Deutschen Wochenschau", jetzt in Ludendorffs "Volkswarte", wird das Thema Jude, Freimaurer, Jesuit unaufhörlich abgewandelt. Sein Auftreten hat dem General allerdings sehr geschadet. Er wurde als "Politiker" vom Großteil der deutschen Presse fast aller Parteirichtungen unter schmerzlichem Bedauern gebührend abgelehnt. Sein hemmungeloses, vollkommen kritikloses, auch für den Laien als falsch erkennbares Buch und die nachfolgenden Schriften gleichen Kalibers hatten Sensationswert, aber nicht mehr. Seine Tätigkeit hat eine Flut von Gegenschriften hervorgerufen. Die beste bleibt: "Die Vernichtung der Unwahrheiten über die Freimaurerei", herausgegeben vom Verein Deutscher Freimaurer, Leipzig, die mehrfache Auflagen erlebt hat.

In Österreich betätigt sich die bedeutungslose monarchistische Parteigruppe des Obersten Wolff (Kaisertreue Volkspartei) freimaurerfeindlich. Man brauchte sie nicht zu erwähnen, wenn sie nicht seit 1929 mit etwelchem Lärm wiederholt einen internationalen Antifreimaurerkongreß, als "Fortsetzung des Kongresses von Trient", angesagt hätte, der aber nach mehrfachen Verschiebungen nicht zustande kam.

In der Tschechoslowakei vereinigen sich Klerikale, Faschisten und sonstige Extremnationale im tschechischen Lager mit den deutschen Nationalisten und Nationalsozialisten in ihrer Abneigung gegen dle Freimaurerei.

Man darf ruhig behaupten, daß jeder Tag der Freimaurerei neue Gegner bringt. Ihr Repertoire ist allardings nicht groß. Seit den Tagen des Abbé Barruel, der 1797 in die Welt schrie, das Freimaurertum sei der Herd aller planmäßigen Konspirationen der "Sophisten der Rebellion", hat sich inhaltlich in diesen Dingen gar nichts geändert. Die Freimaurer, die teilweise den Angriffen gegenüber lange Zeit in kühler Ruhe verharrten, weichen heute Auseinandersetzungen, so fruchtlos sie sich Gegnern gegenüber gestalten, die unbelehrbar sind oder es sein müssen, um so weniger aus, als sie keinen wie immer gearteten Grund haben, die Öffentlichkeit zu scheuen. In den letzten Jahren haben wiederholt Prozesse statt gefunden, in denen Freimaurer ihre Angreifer auch vor Gericht stellten und zur Aussprache zwangen. Gelegentlich sind in den (meist in Deutschland) geführten Verhandlungen Urteile aus rein formalistischen Gründen zuungunsten der klagenden Freimaurer ausgefallen. In der Sache selbst behielten sie stets recht. Man kann sich aber gerichtlich nur wegen faßbarer, konkreter Anschuldigungen auseinandorsetzen.

Wenn lächerliche Pauschalbehauptungen auf gestellt werden wie diese: die Freimaurer haben gemordet; sie töteten Gustav III. von Schweden, Ludwig XVI. und Maria Antoinette von Frankreich, Kaiser Leopold II., Mozart, Lessing, Schiller, König Humbert von Italien, das Österreichische Thronfolgerpaar (Sarajevo), dann hört naturgemaß jede Diskussion auf. Wenn gesagt wird, Wilson und die ganze Reihe der Ententestaatsmänner, ebenso wie die den Völkischen mißliebigen deutschen Staatsmänner der Weimarer Verfassung, seien Freimaurer, dann kann der Freimaurer immer wieder nur dagegenhalten: "es ist nicht wahr"! Dann kommt der Gegner mit "unbekannten Oberen" und dem "Geheimnis der Freimaurer" und als der Weisheit letzter Schluß erscheinen dann die "Weisen von Zion" und die Behauptung, die niederen Grade wüßten ja überhaupt nicht, was in den oberen Graden beschlossen werde.

Und wenn dann Männer auftreten, die in den niederen und höheren Graden Bescheid wissen und es auf Ehre und Gewissen nehmen, die Behauptungen seien unwahr, dann kommt das letzte Argument, daß der Freimaurer nichts verraten dürfe, und daß er daher zur Lüge verpflichtet sei. Das mag trostlos sein für den Freimaurer, aber er kann dagegen nicht aufkommen. Wer die Masse hat, der hat auch recht. Und die Freimaurer haben die Masse nicht.