Tschechien: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Der tschechische Nazi Karel Rélink'''
 
'''Der tschechische Nazi Karel Rélink'''
[[Datei:Masaryk and Benes anti FM cartoon small.jpg|right|300px|thumb|Aus der Zeitung ‚Árijský boj’ (Arischer Kampf) im März 1941: Der Freimaurer und spätere Präsident Eduard Benes als Hofaffe des ersten Präsidenten Thomas Masaryk.]]
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Karel Rélink (1880 bis 1945) war ein tschechischer Maler, Schriftsteller und Publizist. Er illustrierte populäre Geschichten, schrieb über das Künstlerleben in Prag, und er produzierte Portraits berühmter Persönlichkeiten wie Masaryk und Mucha. Die Kunstkritik jener Zeit ignorierte aber sein Talent; es wurde als schwach bewertet.
 
Karel Rélink (1880 bis 1945) war ein tschechischer Maler, Schriftsteller und Publizist. Er illustrierte populäre Geschichten, schrieb über das Künstlerleben in Prag, und er produzierte Portraits berühmter Persönlichkeiten wie Masaryk und Mucha. Die Kunstkritik jener Zeit ignorierte aber sein Talent; es wurde als schwach bewertet.
  
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==1989 bis 2013: Der schnelle Wiederaufbau nach der Wende <br/>  und das Ringen um Stabilität==
 
==1989 bis 2013: Der schnelle Wiederaufbau nach der Wende <br/>  und das Ringen um Stabilität==

Version vom 19. Oktober 2014, 14:02 Uhr

Vor 1918 in der Habsburgermonarchie

Ein Artikel aus: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner aus dem Jahr 1932. Er behandelt die rudimentäre tschechische Freimaurerei in Böhmen und Mähren, nicht aber deutsche Freimaurer, die damals in Böhmen oder Mähren gelebt haben. Um diese geht es etwa beim Stichwort Prag.

Von einer tschechischen Freimaurerei kann erst vom Jahre 1918 an gesprochen werden, als wenige Tage vor dem Zusammenbruch des österreichischen Staates einzelne tschechische Freimaurer in Prag die Loge "Jan Amos Komenský" [Johann Amos Comenius]] errichteten. Die Mehrzahl der Gründer hatte bis dahin der in deutscher Sprache arbeitenden, der symbolischen Großloge von Ungarn unterstehenden Loge "Hiram zu den drei Sternen" in Preßburg (Prag) angehört. Ein lückenloses Verzeichnis jener Tschechen, die vor dem [Ersten] Weltkriege dem Freimaurerbunde angehörten ist deswegen schwer zu geben, weil die Mehrzahl in ausländischen Logen verstreut war, und nur einige wenige zu den damals in Böhmen bestehenden deutschen Freimaurervereinigungen Beziehungen unterhielten. Bemerkt sei hier, daß ein Tscheche, der Rechtelehrer Professor Jaromir Hanel, aufgenommen in der Loge "Archimedes" in Altenburg, durch viele Jahre der geistige Führer der deutschsprachigen Freimaurerei in Böhmen war. Von Persönlichkeiten tschechischer Nationalität aus der österreichischen Ära seien genannt:

Clam Gallas Palais, Husova 20, Prag.
Im 2. Stock (großes Fenster oberhalb des Eingangs) arbeiteten früher die Prager Logen. Im selben Saal gab Mozart im 18. Jahrhundert Konzerte.
Gerstner, Franz J., * 1756, † 1832,
Ingenieur, Mathematiker und Astronom, Mitbegründer des ersten polytechnischen Instituts in Prag (Loge "Wahrheit und Einigkeit zu den drei gekrönten Säulen" in Prag).
Hurdalek, Josef Fr., * 1747, † 1833,
bedeutender katholischer Gesinnungsgenosse und Freund Bolzanos, mußte deshalb sein Bistum in Leitmeritz aufgeben.
Nàprstek, Vojta (Fingerhut), *1826 † 1894,
eine in der tschechischen Kulturbewegung führende Persönlichkeit, Vorkämpfer für die Frauenrechte. Er hatte lange Jahre in Amerika gelebt, wo er auch in den Bund eintrat. Er ist der Begründer des nach ihm benannten Gewerbemuseums in Prag.
Pelcl, Frant. M., * 1734, † 1801,
Erzieher im gräflichen Hause Sternberg, dann Bibliothekar bei Graf Nostiz, einer der Wiedererwecker des tschechischen Schrifttums, Mitarbeiter Dobrovskys.
Prochàzka, Georg, Dr., * 1749, † 1820,
Professor der Anatomie, Physiologie und Augenheilkunde an der Prager Universität (Loge "Wahrheit und Einigkeit").
Purkyne, Jan Ev., * 1787, † 1869,
berühmter Physiologe der Prager Universität, stand mit Goethe in Verkehr. Aufgenommen in eine Breslauer Loge, wurde er unter der Ministerpräsidentschaft des Grafen Leo Thun mehrfach wegen seines Freimaurertums in Untersuchung gezogen und blieb erst unbehelligt, als er versprach, an freimaurerischen Arbeiten nicht mehr teilzunehmen
Riha, Bernard, nobilis de Lauro, * 1740, † 1794,
Magister der Philosophie und Arzt, Verfasser einer Schrift "Armenbesorgungsanstalten in der kgl. Kreisstadt Pilsen".
Royko, Kaspar, * 1744, † 1819,
Dr. theol. et phil., Verfasser eines vierbändigen Werkes "Geschichte der großen allgemeinen Kirchenversammlung zu Kostnitz", war Mitglied der Loge "Wahrheit und Einigkeit" in Prag.
Strnad, Anton, * 1749, † 1799,
Mathematiker und Astronom an der Sternwarte des Prager Klementinums, Mitglied der Loge "Wahrheit und Einigkeit" in Prag.

Die lange strittige Frage, ob der Slavist Josef Dobrovski ("der blaue Abbé") dem Bunde angehört hat, ist nach den gründlichen Untersuchungen von Dr. Josef Volf, Prag, im negativen Sinne erledigt. Ebenso ist die Zugehörigkeit des Slavisten Jungmann zweifelhaft.

Der Dichter Neruda kam durch eine Schilderung einer Pariser "Tenue blanche", die im Jahre 1866 erschienen ist, in den Ruf, Freimaurer gewesen zu sein. Zu Unrecht, wie heute bekannt ist. Auch Smetana, der Komponist der "verkauften Braut", wird mitunter als Freimaurer genannt. Er gehörte in Zweden zu einer Art schlaraffischer Tafelrunde und nahm an Orchesterkonzerten teil, die in den Rahmen einer Loge stattfanden. Freimaurer war er aber nicht. Dagegen gehörte der Komponist Oskar Nedbal der Wiener Loge "Goethe" an. In der gegnerischen Literatur wird seit Wichtl die Unabhängigkeitsbewegung der Tschechen als rein freimaurerische Aktion bezeichnet. Dem sei entgegengestellt, daß in der großen deutschnationalen Publikation von 1918 "Das Verhalten der Tschechen im Weltkriege" ebenso in den Protokollen des Prozesses und im Urteil gegen Dr. Kramar, der nie dem Bunde angehört hat, usw., das Wort Freimaurerei überhaupt nicht vorkommt. Eine national-tschechische Freimaurerei entwickelte sich erst in der zweiten Hälfte des Jahres 1918. Von den führenden Persönlichkeiten der tschechischen Auslandsmission war nur Stefanik Mitglied einer (französischen) Loge. Masaryk war nie Freimaurer. Dr. Beneš ist erst nach dem Weltkriege Mitglied einer tschechischen Loge in Prag geworden.

1918 bis 1932 in der Tschechoslowakischen Republik

Ein Artikel aus: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner aus dem Jahr 1932. Dieser Artikel behandelt beide Volksgruppen: die deutsche und die tschechische. Er endet aber 1932, also noch in den guten Jahren. Wie es weiter geht: siehe unten.

I. Großloge "Lessing zu den drei Ringen"

Durch den Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie (Oktober 1918) wurde auch die Freimaurerei in Böhmen und Mähren vor neue Verhältnisse gestellt. Seit dem Jahre 1870 waren in Böhmen und Mähren in Karlsbad, Saaz, Reichenberg, Haida, Pilsen, Bodenbach-Tetschen, Eger und Asch, Teplitz-Schönau und in den Landeshauptstädten Prag und Brünn Brudervereinigungen entstanden, die untereinander in loser Verbindung standen. In Prag war 1908 die Loge "Hiram zu den drei Sternen" unter der Symbolischen Großloge von Ungarn gegründet worden, die ihre ritualistischen Arbeiten auf ungarischem Gebiete in Preßburg abhielt. Die Gesamtzahl der Freimaurer, die in nichtpolitischen Vereinen unter behördlicher Genehmigung arbeiteten, betrug nicht ganz 300.

Die Freimaurer in Böhmen gehörten mehrheitlich reichsdeutschen Logen an, ein Teil auch Wiener Grenzlogen (vor allem der "Humanitas") und ungarischen Bauhütten. Nach der Ausrufung der Tschechoslowakischen Republik am 28. Oktober 1918 verhielten sich die deutschen Freimaurer abwartend, erhielten jedoch in Kürze die Zusage, daß der Errichtung von Logen keinerlei Schwierigkeiten würden bereitet werden. Daher wandelten die Brr. der Karlsbader Gruppe bereits am 28. November 1918 ihr Kränzchen unter einem Patente der Großloge "Zur Sonne" in Bayreuth in eine Loge um. Die Große Landesloge von Sachsen gab neu errichteten Logen in Sazz, Prag und Reichenberg die Gründungsurkunden.

Da nunmehr fünf Logen regelrecht eingesetzt waren, wurde an die Gründung einer eigenen Großloge geschritten die unter dem Namen "Freimaurergroßloge Lessing zu den drei Ringen in der tschechoslowakischen Republik" am 23. Oktober 1920 in Arbeit gesetzt wurde. Erster Großmeister wurde der seit 40 Jahren um die Samnlung der freimaurerischen Kräfte in Böhmen besonders verdiente Saazer Stuhlmeister Adolf Girschick. Dieser neu gegründeten Großloge schlossen sich nunmehr vier Logen an, die in der Slowakei, dem ehemals ungarischen Gebietsteil (Preßburg (Bratislava), Banska Bystrica und Kaschau (Kosice)) arbeiteten. Ein in Böhmen bestehender bereits in einer Großloge "Bohemia" organisierter Seitenzweig des irregulären "Freimaurerbundes zur aufgehenden Sonne" in Nürnberg suchte ebenfalls Anschluß und wurde regularisiert, worauf sich die Großloge "Bohemia" auflöste.

Im Laufe der ersten zehn Jahre ihres Bestandes wuchs die neue Großloge teils durch Gründung neuer Logen in Teplitz, Brüx, Gablonz, Prag, Pilsen, Brünn, Marienbad, Olmutz, Mähr.-Ostrau, Aussig a. d. Elbe, teils durch Wiederbelebung ehemals ungarischer Logen in Presov, Lucence und Eesmark auf 23 Logen mit gegen 1200 Mitgliedern an. Die junge Großloge, die ein sehr reges, geistiges Leben an den Tag legt, hat sich durch zahlreiche publizistische Leistungen, sowie durch eine in ihrem Auftrage von der Reichenberger Loge "Latomia" herausgegebene Zeitschrift "Die drei Ringe" in der internationalen Freimaurerei gut eingeführt. Aus ihr hervorgegangen ist die wissenschaftliche Vereinigung Academia Masonica, sowie eine historische Quatuor-coronati-Vereinigung in Prag, die durch die Herausgabe von Neudrucken und durch die Inangriffnahme der Vorarbeiten für die Fortsetzung der Bibliographie von Wolfstieg über den engeren Rahmen hinaus Bedeutung erlangt hat. In den letzten Krisenjahren haben die charitativen Leistungen der einzelnen Logen, besonders in der Arbeitslosenfürsorge, auch öffentliche Anerkennung gefunden.

II. Národni Veliká Lóže Československá

In der deutschen Loge "Hiram" in Prag hatten in den letzten Jahren vor dem Kriege auch mehrere Angehörige der tschechischen Intelligenzkreise Aufnahme gefunden. Zwei Tage vor dem Umsturz, am 26. Oktober 1918, traten 15 tschechische Brr. zur Gründung einer eigenen nationalen tschechischen Loge zusammen, der sie den Namen "Jan Amos Komensky" gaben. Diese Loge unterstellte sich dem Grand Orient de France. Kurze Zeit nachher entsendete die Großloge von Italien einen Delegierten nach Prag, der in der zweiten Hälfte 1920 dort drei Logen nach dem A. u. A. Schottischen Ritus einsetzte. 1922 wurde ein Oberster Rat dieses Ritus errichtet, dessen Rechtmäßigkeit vom Kongreß der Obersten Räte in Lausanne am 8. Juni 1922 anerkannt wurde. Nachdem auch im Juni 1922 in Pilsen eine Loge errichtet worden war, traten die französische und italienische Gruppe zusammen und begründeten am 27. Oktober 1923 eine National-Großloge, die von einer Delegation der Großloge von Jugoslawien eingesetzt wurde. Diese neue Großloge, die "Národni Veliká Lóže (Československá", konnte weitere Logen in Preßburg, Paschau, Prag und Brünn einsetzen, so daß sie 1930 zehn Logen mit gegen 500 Mitgliedern zählte.

Diese beiden, in der Tschechoslowakischen Republik bestehenden Großlogen betrachten es als ihre vornehmste Aufgabe, zur Abschwächung der bestehenden nationalen Gegensätze nach Kräften beizutragen. Der gegenseitige Verkehr wird daher besonders gepflegt, gemeinsame Interessen, wie beispielsweise Studien auch auf dem Gebiet der freimaurerischen Landesgeschichte, sowie die Angelegenheiten der Allgemeinen Freimaurerliga werden im besten Einverständnis gemeinsam verhandelt. Es hat in der Öffentlichkeit nicht geringes Aufsehen erregt, daß der tschechische Außenminister Dr. Eduard Beneš im Februar 1928 in einer deutschen Prager Loge einen viel beachteten Vortrag hielt. Die Freimaurerei vollzieht in der Tschechoslowakischen Republik die ihr in den "Alten Pflichten" gesetzte Aufgabe, indem sie Menschen, die das Leben ansonst getrennt hätte einander näher bringt. Diese vielversprechenden Anfänge einer nationalen Verständigungstätigkeit werden von den Freimaurern beider Gruppen mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt und haben um so größere Bedeutung, als diese Beziehungen im Gegensatze zu bestehen den internationalen Berufsgruppen von rein ideellen Beweggründen geleitet werden.

1918 bis 1951: Die Republik, die Naziokkupation
und die wenigen guten Jahre danach

Von Jaap Sadilek: Gestalter der Freimaurerwebsite PragaMasonica.
Bearbeitung und Übersetzung aus dem Englischen von Peter Back-Vega,
Direktor des Österreichischen Freimaurermuseums Rosenau.
Der folgende Text steht auch in seinem Buch Das Märchen von der Weltherrschaft

Alphonse Mucha, ein berühmter tschechischer Künstler jener Zeit, war Freimaurer. Die Vorlage für diesen Brief hat er gestaltet: ein Empfehlungsschreiben für masonische Besuche im Ausland; hier für einen Bruder Zikmund Konecny aus Prag, der nach England reiste.

Vor der Ausrufung der Republik 1918 waren Böhmen, Mähren und Schlesien Teile des Habsburgerreiches und die Freimaurerei war hier ‚in Cisleithanien’ verboten. Dennoch gab es in Tschechien etwa 350 Freimaurer, davon circa 80 in Prag. Sie gehörten zu Logen in Ungarn oder Deutschland, wo die Freimaurerei legal war. Für die meisten Tschechen war die Freimaurerei nur eine Legende der Vergangenheit oder etwas, das es nur im Ausland gab. Da die Freimaurerei nicht existierte, gab es auch nichts Antifreimaurerisches!

Nach dem Ersten Weltkrieg ging die Tschechoslowakei als einer der neuen zentraleuropäischen Staaten aus dem Kaiserreich Österreich-Ungarn hervor. Da in die Neuordnung Europas am Ende des Ersten Weltkrieges eine Reihe von Freimaurern involviert waren, hat sich speziell bei den Kriegsverlierern Deutschland und Österreich eine vehemente Aggression gegen die Freimaurer entwickelt. Das neue Tschechien war sozusagen auf der Gewinnerseite – also konnte man nicht wirklich der Freimaurerei etwas vorwerfen. Die politische und gesellschaftliche Elite baute den neuen Staat auf den Prinzipien der französischen Republik und der angloamerikanischen Demokratien auf. Parlamentarismus, Maurerei, Rotarier, Christlicher Verein junger Männer und vieles ähnliches bildete sich aus. Die Vision war ein Staat, der auf den freimaurerischen Werten aufbaute. Seine moderne, demokratische Verfassung garantierte Freiheit für alle politischen Parteien, Religionen und zivilen Gesellschaften, wie die Freimaurerei.

Bedeutende Persönlichkeiten wurden Freimaurer

Die Gründer der jungen Republik betrachteten die Logen als eine vernünftige Möglichkeit, die Widerstandsarbeit aus dem Weltkrieg nun im Frieden fortzuführen, und die Logen beeilten sich, bedeutende Persönlichkeiten des neuen Staates aufzunehmen. 1922 waren sie gefestigt und auch vom Ausland anerkannt, 1923 folgte die Gründung der nationalen Großloge der Tschechoslowakei. Bereits 1920 war die Loge ‚Lessing zu den drei Ringen’ als deutschsprachige Loge in der Tschechoslowakei etabliert worden.

Ganz wichtig war, dass die Rolle der katholischen Kirche – zahlenmäßig zwar bei weitem die stärkste Kraft – keineswegs so dominant war wie in Österreich, Polen oder Ungarn: Die böhmischen Protestanten haben immer auch eine sehr anerkannte Rolle im tschechischen Nationalbewusstsein gespielt. Es mag daher nicht erstaunen, dass viele Köpfe in der Regierung, in den Universitäten, Künsten, Wissenschaften oder in der Armee Logenmitglieder waren. Besonders im Auswärtigen Amt bekleideten viele Freimaurer führende Positionen.

Ein Freimaurerschurz von Alphonse Mucha.

Auch wenn die Freimaurerei in der Zwischenkriegszeit keine namhaften Feinde hatte, wurde sie natürlich trotzdem gelegentlich in Karikaturen oder Presseartikeln angegriffen, von faschistisch-ultranationalistischer Seite wegen Offenheit gegenüber dem Judentum und dem Internationalismus, von der klerikal-katholischen Presse mit wilden Vorwürfen, gemischt aus Weltherrschaftsverschwörung, Antisemitismus, Antikapitalismus und Antikommunismus. Die Freimaurerei hütete sich, auf solche Angriffe direkt zu antworten, die meisten verliefen sich von selbst, und viele Publikationen stellten den maurerischen Einfluss eher positiv dar. Der einzige Wermutstropfen war die Trennung in eine deutsche und eine tschechische Großloge, die jedoch immer in einem engen Konkordat miteinander standen und sich nie gegeneinander ausspielen ließen.

1938/1939: Das Ende der Freimaurerei in der CSR

Nach der Unterzeichnung des Münchener Abkommens, wodurch die Sudetengebiete und die Slowakei halbautonom wurden, trat Präsident Benes ab und ging ins Londoner Exil. Alle maurerischen Einrichtungen schlossen freiwillig mit Oktober 1938. Dennoch blieben einige Freimaurer in der Rumpfregierung, um das Schlimmste zu verhindern. Das seltsame daran ist, dass in der Regierung der Zweiten Republik (wie diese nun hieß) mehr Freimaurer Ministerposten bekleideten als je zuvor! Während zur gleichen Zeit die Angriffe vor allem der Faschisten immer heftiger wurden. Details hier.

Während der Exilregierung in London 1940-1945 nahm ‚The Czechoslovak National Grand Lodge’ ihre Arbeit unter dem Protektorat der UGLE in London wieder auf.

1945 bis 1948: Ein kurzes Aufflackern vor dem neuerlichen Aus

In dieser kurzen ‚hellrote’ Zeit vor dem Kommunismus gab es keine antisemitischen und keine antimasonischen Aktivitäten. Alles war um demokratischen Wiederaufbau bewegt, wenn auch unter stark kommunistischen Einfluss. Edvard Benes, Präsident 1945-1948, und Jan Masaryk, Außenminister, sowie mehrere andere wurde auch in der neuen Republik in ihren Funktionen bestätigt.

Mit Ende dieser Phase und der Übernahme durch die Kommunisten ging der totalitäre Staat daran, alles ‚Bürgerliche’ auszumerzen, so auch die Freimaurerei. Die Logen gaben freiwillig auf, 1951 wurde die letzte und damit auch die Großloge der Tschechoslowakei geschlossen.


Tschechischer Antimasonismus 1918-1945: Zuerst fast Null,
aber dann doch ein wenig und schließlich kamen die Nazis

Von Jaap Sadilek: Gestalter der Freimaurerwebsite PragaMasonica.
Vom Englischen ins Deutsche übertragen von Rudi Rabe.

Wie schon erwähnt, hatte die Freimaurerei in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen in der Tschechoslowakei kaum starke Gegner, und so konnte sie sich ungehindert entwickeln. Das soll nicht heißen, es hätte keine Angriffe auf Freimaurer gegeben. Doch diese spielten sich hauptsächlich in ein paar Zeitungen ab, und sie hatten keine große Bedeutung.

Vereinzelte Angriffe aus zwei Richtungen

Eine Karikatur von Josef Čapek: "Der Großmeister und seine Brüder"

Angriffe kamen vom konservativ-katholischen Klerus und aus faschistischen oder ultra-nationalistischen Kreisen. Beide bezogen ihre Informationen aus heimischen und aus internationalen Quellen. Die Kleriker beschuldigten die Freimaurer des Modernismus, der Beschädigung traditioneller Werte und des Antiklerikalismus. Die Faschisten wiederum behaupteten, die Freimaurerei fördere einen gefährlichen Internationalismus, der die nationale Identität beschädige, die Politik nach links verschiebe und Verbindungen zum Weltjudentum aufbaue. Beide Argumentationslinien unterstellten einen masonischen Willen zur Weltherrschaft; sie sahen rund um den Globus ein Netz, das die Welt erstickte. Angeblich geschah dies im Dienste des Antichristen oder des jüdischen Kapitals oder des Marxismus.

Außerdem behaupteten die Gegner, dass die Freimaurer die Mächtigen und Einflussreichen unterwanderten, wodurch sie die tschechische Gesellschaft kontrollieren und schließlich moralisch zerstörten. Schließlich würden dunkle und böse Kräfte aus dem Ausland immer mehr Einfluss auf und Kontrolle über die tschechische Freimaurerei gewinnen, was zu einem Verlust von Souveränität und Unabhängigkeit führte.

Wie reagierten die Freimaurer?

Im Allgemeinen gab es keine öffentliche oder direkten Abwehr gegen diese Anschuldigungen. Die Logen verhielten sich lieber still, und meistens versickerten die Attacken ohne Konsequenzen. Dabei war auch hilfreich, dass die wichtigen Zeitungen und Magazine nicht negativ schrieben. Manchmal wurden im Gegenteil positive Berichte gedruckt.

Die Ex-Freimaurer Brüder Čapek

Buchumschlag des reisserischen Titels 'Ägyptische Freimaurer' (‚Egyptští zednáři’) 1921 von Felix de la Camara.

Eine sehr spezielle Sicht auf die Freimaurerei verbreiteten Karel Čapek (1890 bis 1938; Schriftsteller) und Josef Čapek (1887 bis 1945; Maler). Die beiden Brüder gehörten zur einflussreichen Künstlerelite der neuen tchechoslowakischen Republik in der Zeit zwischen 1918 bis 1938. Sie waren Freunde von Präsident Thomas Masaryk und vehemente Unterstützer einer modernen, demokratischen und westorientierten tschechoslowakischen Republik.

1919 wurden beide Brüder Mitglieder der Loge ‚Národ’, allerdings ohne ein gültiges Rezeptionsritual durchlaufen zu haben. In jener Zeit war das üblich, um rasch eine große masonische Mitgliederzahl zu erreichen. Die Čapeks fühlten sich in der Loge aber unwohl und traten schließlich 1927 aus.

1922 veröffentlichte Karel ein Buch unter dem Titel ‚Továrna na absolutno’ (die Fabrik für das Absolute): ein Science-Fiction-Roman. Er deutet die fundamentalen Veränderungen in der Gesellschaft als Ergebnis einer neuen geheimnisvollen virtuellen Energie. Der Plot kann interpretiert werden als die Vision einer Konsumgesellschaft. Der Roman enthält Szenen aus einer Loge und macht das freimaurerische Ritual ein wenig lächerlich. Der Autor hegte jedoch Sympathien für die masonischen Werte. Sein Bruder Josef illustrierte den Roman mit zwei gezeichneten Karikaturen.

Felix de la Camara: Vom Okkultisten zum Kollaborateur

Felix de la Camara (1897 bis 1945), tschechischer Schriftsteller, Journalist und Filmemacher. In den zwanziger Jahren lebte er ein wildes Künstlerleben; er war auch am Okkulten interessiert. Seine Bücher ‚Egyptští zednáři’ (Ägyptische Freimaurer; 1921) und ‚Hrabě Cagliostro’ (Graf Cagliostro; 1922) waren für den Verkauf sensationell aufgemachte Titel. In den dreißiger Jahren wurde er ein Franco-Anhänger und Mitglied der tschechischen faschistischen Vereinigung Vlajka, und während der deutschen Besetzung ein Nazi-Kollaborateur. Mit Jan Rys-Rozsévač und Václav Binovec versuchte er, den „ersten tschechischen Film mit antimasonischem Inhalt“ zu drehen; der Plan wurde nie umgesetzt. Bei der Befreiung Prags wurde er von einer Menschenmenge auf der Straße ermordet.

Der tschechische Nazi Karel Rélink

Aus der Zeitung ‚Árijský boj’ (Arischer Kampf) im März 1941: Der Freimaurer und spätere Präsident Eduard Beneš als Hofaffe des ersten Präsidenten Thomas Masaryk.

Karel Rélink (1880 bis 1945) war ein tschechischer Maler, Schriftsteller und Publizist. Er illustrierte populäre Geschichten, schrieb über das Künstlerleben in Prag, und er produzierte Portraits berühmter Persönlichkeiten wie Masaryk und Mucha. Die Kunstkritik jener Zeit ignorierte aber sein Talent; es wurde als schwach bewertet.

Später wurde Rélink jedoch berühmt als der am meisten antisemitische Karikaturist der Ersten Tschechischen Republik. Seine Kurzgeschichten und einer Karikaturensammlung mit dem Titel ,Zrcadlo židů-žid podle Talmudu’ (Der Judenspiegel nach dem Talmud) im Jahr 1925 enthalten ausschließlich antisemitische Zeichnungen, in denen Juden mit dem Bolschewismus in Zusammenhang gebracht werden. Im Büchlein ‚Spása světa’ (Rettung der Welt) kommt 1926 die Freimaurerei dazu mit der anrüchigen Verbindung Juden-Bolschewisten-Freimaurer.

1935 bekam Rélink eine Ausstellung in Nürnberg unter dem Titel ‚Spása Světa –Svobodné Zednářstvi-Rudý terror’ (Rettung vor dem weltfreimaurerisch-roten Terror). Denselben Slogan verwendete er 1938 für sein Buch ‚Vývin židomarxisty’ (Die Entwicklung eines Juden-Marxisten). Ein Jahr später folgte in Prag die Ausstellung ‚Žid – nepřítel lidstva’ (Der Jude als Feind der Menschheit). Die Öffentlichkeit ignorierte Rélink jedoch weiter als einen Künstler, dessen Zeichnungen extrem vulgär und primitiv sind.

Rélinks große Zeit kam mit der deutschen Okkupation von Prag. Jetzt wurde er von den Nazis und ihren Kollaborateuren als positives Vorbild eines Künstlers im neuen (Nazi-)Europa bejubelt. Die Ausstellung seiner Arbeiten unter dem Titel ‚Židobolševismus – nepřítel lidstva’ (Der jüdisch-bolschewistische Feind der Menschheit) wurde 1942 von vielen besucht und von den Behörden breit beworben. In Rélinks Arbeiten wird die Freimaurerei durchgehend als ein Instrument der Juden dargestellt.

Rélink hielt engen Kontakt mit deutschen Antisemiten, und er bewunderte Hitler sehr. Er malte ein Portrait von ihm, das er als sein Hauptwerk verstand. Schließlich malte er den tschechischen Naionalheiligen Sankt Wenzel mit einem Hakenkreuz im Heiligenschein. Dieses Bild war das einzige, das Hitler von tschechischen Künstlern für seine eigene Sammlung akzeptierte. Im Mai 1945 setzte Rélink seinem Leben ein Ende.

Neben diesen persönlichen antisemitischen und antimasonischen Angriffen gab es noch das Magazin ‚Vlajka’ (Fahne) der tschechisch-faschistischen und nationalistischen Bewegung, die 1928 gegründet wurde, und später die Zeitung ‚Árijský boj’ (Arischer Kampf), die eine der schlimmsten politischen Boulevarderzeugnisse faschistischer Prägung war: Karikatur rechts.

Die folgenden antisemitisch-antimasonischen Karikaturen sind von Karel Rélink:


1989 bis 2013: Der schnelle Wiederaufbau nach der Wende
und das Ringen um Stabilität

Eine Übersicht von Rudi Rabe.

Valentinská 1, Prag.
1947 bis 1951 war das der Sitz der Prager Logen. Der ganze erste Stock stand ihnen zur Verfügung. Interessant: Die Säulen beim Eingang.

Rückblick 1947 bis 1951

Nach 1938 und während des Krieges war die tschechoslowakische Großloge NVLČ in London im Exil. Nach dem Krieg übersiedelte sie 1947 wieder nach Prag. Die deutschsprachige Großloge 'Lessing zu den drei Ringen' war hingegen 1938 endgültig geschlossen worden. Und eine Wiedereröffnung nach dem Krieg war natürlich obsolet, da die deutschsprachige Minderheit aus dem Land vertrieben worden war.

In den ersten Nachkriegsjahren arbeiteten in der wiedererrichteten Republik etwa 14 Logen mit mehr als 500 Mitgliedern. Mit der Machtübernahme durch die Kommunisten begann sich die Lage ab 1948 aber immer mehr zu verschlechtern. Die Partei begann, Agenten zu den Logentreffen zu schicken; Stalins und Gottwalds (= kommunistischer Diktator bis 1953) Geburtstage musste gefeiert werden. Die Logen passten sich mehr und mehr den Wünschen der Kommunisten an. Fast bis zum Ende wurden noch neue Brüder aufgenommen. 1951 erkannten die Brüder, dass es so nicht weiter gehen kann, also haben sie die Logen mehr oder weniger freiwillig geschlossen.

Als das Regime vier Jahrzehnte später zusammenbrach, waren nur noch 28 Freimaurer am Leben. Sie hatten einander nicht aus den Augen verloren. In der dunklen Zeit hatten sie heimlich Kontakt gehalten; dabei hatten ihnen auch ausländische Brüder aus Finnland und England beigestanden. Einige finnische Freimaurer waren mehrmals das Wagnis eingegangen, die Freimaurer, die noch in Prag lebten, zu besuchen und wohl auch mit ihnen zu arbeiten. Ein Ritual aus 1955, das inzwischen in Pilsen entdeckt wurde, ist ein Indiz dafür.

Ende 1990: Wiedergründung der Großloge

Logo der VLČR

Ein Jahr nach der politischen Wende Ende 1989 wird am 17. November 1990 die Großloge der Tschechoslowakei in Prag offiziell wieder belebt: von 18 Brüdern, welche die kommunistische Zeit überlebt hatten, ganz feierlich im Palais Martinitz auf der Prager Burg. Ihr Name: Velká Lože Československá (VLČs); auf Deutsch: ‚Großloge der Tschechoslowakei’. Das ist ein anderer Name als bei der ersten Gründung 1923. Damals hieß sie Národní Veliká Lože Československá (NVLČs): Nationale Großloge der Tschechoslowakei. Das Wort ‘National’ fällt jetzt also weg, wohl weil die Abgrenzung von der damals deutschsprachigen Prager Großloge ‘Lessing zu den Drei Ringen’ durch den Gang der Geschichte obsolet wurde.

Der erste Großmeister der VLČs: Jiří Syllaba

Die drei Gründungslogen der VLČs sind erst unmittelbar vor dem 17. November wiedereröffnet worden: die Logen Národ (Nation), Dílo (Werk; auch Schöpfung) und Most (Brücke). Noch vor dem Jahresende kommt die Anerkennung von der Großloge von England und bald danach von anderen Großlogen rund um die Welt. Zum ersten Großmeister wird Professor Jiří Syllaba gewählt, Mitglied einer bekannten Prager Familie. Er ist 1926 aufgenommen worden. Die Nazizeit überlebte er in Lagern, und anschließend überstand er auch die kommunistischen Jahrzehnte. 1997 stirbt Jiří Syllaba im Alter von 95 Jahren.

Die ersten zehn Jahre fließen ziemlich ruhig dahin. Die Gründer bringen ihre Söhne und Freunde in die Logen, die Zahl der Mitglieder und der Logen steigt langsam aber kontinuierlich. Zwischen den alten und den neuen Mitgliedern gibt es durchaus kleinere Spannungen. Die Alten führen die Großloge zusammen mit den Logen wie einen einzigen Verein, die Jungen setzen sich für mehr Logenautonomie ein. Spannungen werden auch zwischen den aus dem Westen zurückgekehrten Emigranten und den Brüdern berichtet, die in der Tschechoslowakei aufgewachsen sind, weil erstere sich überlegen fühlten.

Ab 2000 werden auch mehrere fremdsprachige Logen gegründet. Damit die neuen Logen lebensfähig sind, werden auch Doppel- und Mehrfachmitgliedschaften zugelassen.

Ende 1991: Wiedergründung des AASR

Fast auf den Tag genau ein Jahr später wird am 23. November 1991 vom ‚Supreme Council der USA’ (südliche Jurisdiktion) der Oberste Rat des ‚Alten und Angenommenen Schottischen Ritus’ (AASR) für die Tschechoslowakei wieder erweckt: gemeinsam mit den Obersten Räten von Finnland und Italien. Zum ersten Mal wurde der AASR in der Tschechoslowakei 1922 gegründet. Alphonse Mucha war bis zu seinem Tod 1938 Souveräner Großkommandeur.

Schon 1990 wird auch der französische Großorient aktiv

Gleich nach der Wende Ende 1989 besucht der Großmeister des ‚Großorients von Frankreich’ Prag. Er wird vom Premier und vom Bürgermeister empfangen; die Medien berichten. In zwei Prager Zeitungen werden Inserate mit dem Aufruf geschaltet, sich der Freimaurerei anzuschließen. Postadresse: ‚Grand Orient de France’, Rue Cadet, Paris. Es kommen fast 2000 Briefe. Daraufhin eröffnet der ‚Grand Orient’ noch 1990 eine Loge. Zwei weitere folgen, und im Oktober 1993 bildet er den ‚Tschechischen Großorient’ (Veliký Orient Česky). An diesen wird auch ein eigener Schottischer Ritus angehängt.

1993: Die Teilung des Landes und Namensänderung

In diesem Jahr wird die ‚Großloge der Tschechoslowakei’ umbenannt in ‚Großloge der Tschechischen Republik’ (Velká lože České republiky). Das ist eine Folge der Teilung der Tschechoslowakei in die Tschechische Republik und die Slowakische Republik.

Restaurace ‚U svobodných zednářů’, Týnská 10, Prag.
Restaurant ‚Zu den Freimaurern’ (Freimaurer = svobodný zednář). So eine Bezeichnung für ein Gasthaus ist im deutschen Sprachraum ungebräuchlich; anders in England, wo es Dutzende von Gasthäusern mit dem Namen ‚Freemasons Arms’ gibt, was mit ‚Zum Freimaurer’ übersetzt werden kann: Freemasons Hall London#Ganz in der Nähe: Das ‚Freemasons Arms‘

Weitere Gründungen folgen

1993 wird die ‚Velká Lože svobodných zednářů Humanitas Bohemia’ (Großloge der Freimaurer Humanitas Böhmen) gegründet. Sie nimmt auch Frauen auf, und sie ist Mitglied der internationalen Freimaurervereinigung CATENA.

Auch die ‚Großloge von Frankreich’ gründet Logen in Prag, was schließlich in die Errichtung der ‚Velká lože Českých zemí’ (Großloge des Landes Tschechien) mündet: mit drei Logen, davon zwei in Prag und eine in Brünn (Brno). Auch diese Großloge gliedert sich nach dem Pariser Vorbild einen Schottischen Ritus an.

Der belgische ‚Droit Humain’ gründet eine gemischte Loge in Prag, der später noch eine zweite folgt.

Noch während der kommunistischen Zeit waren in Deutschland für die tschechischen Emigranten unter dem Dach der ‚Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland’ (AFuAM) zwei Logen gegründet worden: eine in Bonn und eine in München. Sie bearbeiteten das deutsche Ritual in tschechischer Sprache. Fünf Jahre nach der Wende in Prag übersiedelt die Münchner Loge 1994 in die tschechische Hauptstadt; die Bonner Loge bleibt in Deutschland.

Schon 1989 beginnt auch der ‚Independent Order of Odd Fellows’ (IOOF), Logen zu reaktivieren, und er baut 1996 die erste ‚Odd Fellows Hall’ in Tschechien. 2010 richtete der Orden auch eine Frauenloge ein.

Schließlich nimmt ab 1989 auch die jüdische Bruderschaft ‚B’nai B’rith’ ihre Arbeit wieder auf.

Von allen hier aufgezählten Bruderschaften können zwei als regulär gelten: Die ‚Großloge der Tschechischen Republik’ mit Beziehungen zur Vereinigten Großloge von England; und der ‚Schottische Ritus’ mit Beziehungen zum AASR (Südliche Jurisdiktion) in Washington.

Ab 2008 in der VLČR: Fusion, Streit und Spaltung

2008 vereinigt Hynek Beran, Großmeister der Großloge der Tschechischen Republik, den französisch orientierten Tschechischen Großorient (Velký Orient český) mit seiner eigenen Großloge, der englisch orientierten und somit regulären VLČR. Auch wenn die Absicht, den Großorient zu regularisieren von vielen Freimaurern der VLČR unterstützt wird, empfindet vor allem die Gründergeneration der VLČR und andere langjährige Brüder die – so ihr Urteil – „konstitutionswidrige und undemokratische“ Art und Weise des Zusammenschlusses als nicht akzeptabel. Das führt 2010 zu einer Abspaltung von ungefähr 50 Brüdern und zur Gründung einer weiteren Großloge. Abgesehen von der nicht mehr aktuellen Bezeichnung des Staates nimmt sie den Namen der tschechischen Vorkriegsgroßloge an: Národní Veliká Lože Česká (NVLČ; Tschechische Nationalgroßloge). Dazu gehören die drei Gründungslogen der VLČR von 1990: Národ, Dílo und Most und die Forschungsloge Quatuor Coronati. Auch zwei der Alt-Großmeister der VLČR bekennen sich zur NVLČ.

Für die reguläre tschechische Freimaurerei haben die Fusion und die darauf folgende Spaltung paradoxe Folgen. Die ‚Großloge der Tschechischen Republik’ (VLČR) gewinnt irreguläre Logen des Großorients, aber sie verliert ihre regulären Gründungslogen. Sie bleibt nominell regulär, aber durch den Verlust ihrer Gründungslogen und den Zustrom der irregulären Logen des Großorients und später auch noch von Mitgliedern anderer irregulärer und gemischter Obödienzen nimmt sie zumindest teilweise die Identität des Großorients an. Umgekehrt die neue ‚Tschechische Nationalgroßloge’: Da nicht zwei Großlogen regulär sein können bleibt sie irregulär, obwohl alle ihre Mitglieder eigentlich regulär sind. Diese sind der Meinung, dass die VLČR irregulär ist, aber der ausländischen Freimaurerwelt nicht die Wahrheit sagt.

Nach ein paar Jahren wieder langsame Beruhigung

Die ‚Großloge der Tschechischen Republik’ bleibt die größte Freimaurerorganisation des Landes. In der immer pluralistischeren tschechischen Gesellschaft entwickelt sie sich langsam weiter. Neben ihr gibt es mehrere andere Bruderschaften. Auch wenn es immer wieder Gründungspläne für die kleineren Städte gibt, bleibt viel auf Prag konzentriert.

Es gibt eine gewisse Beruhigung, doch die Normalität ist bis 2013 noch nicht ganz eingekehrt. Der gegenwärtige (2013) Großmeister Jacques Huyghebaert versucht, mit der ‚Nationalgroßloge’ (NVLČ) Gespräche über eine Wiedervereinigung zu führen.

Die Medien des Landes sind weiter nicht freimaurerfeindlich. Die Journalisten treffen sich immer wieder einmal zu Gesprächen mit verschiedenen Großmeistern.

Masonische und verwandte Bruderschaften in Tschechien (2013)

Velká Lože České republiky (VLČR, erste Gründung 1925, Wiedergründung 1990)

‚Großloge der Tschechischen Republik’: etwa 500 Mitglieder; anerkannt von der ‚Vereinigten Großloge von England’ (UGLE) und über hundert regulären Großlogen weltweit.

Gründerliste der Loge Narod Nr.1 aus den 1920iger Jahren (Narod = Nation; es war die erste tschechischsprachige Loge)

Logen: 1. Národ, Prag 2. Dílo, Prag 3. Most, Prag 4. U tří hvězd, Prag 5. Josef Dobrovský, Pilsen (Plzeń) 6. Alphose Mucha, Prag (arbeitet französisch) 7. Goethe v údolí míru, Marienbad (Mariánské lázně) 8. U vychazejícího slunce, Brünn (Brno) 9. Hiram, Prag (arbeitet englisch; Emulationsritual) 10. La Sincerité, Prag (arbeitet deutsch) 11. Sibi et posteris, Prag 12. Santini, Prag (arbeitet italienisch) 13. Comenius, Prag, ex-Grand Orient 14. Dílna lidskosti, Prag, ex-Grand Orient 15. Cestou světla, Brünn, ex-Grand Orient 16. Lux in tenebris, Ostrau (Ostrava), ex-Grand Orient 17. Petra Solaris, Prag, ex-Grand Orient 18. Templum sapientae, Brünn, ex-VLČZ (Grand Loge de France) 19. Lasenic, Prague, ex-GL Humanitas Bohemia (CATENA) 20. Quatuor Coronati (Forschungslodge). Die Logen Kollar und Bratrství wurden wieder eingeschläfert. Und die Logen im ehemals slowakischen Landesteil (Kosmopolis, Libertas, Humanizmus; alle Bratislava) gehören heute zur Großloge der Slowakei.

Die englischsprachige Loge Hiram Nr. 12 zeigt auf ihrer Website eine Fotogalerie mit mutmaßlichen masonischen Symbolen im Prager Stadtbild (Link unten)

Die Großmeister der ‚Großloge der Tschechischen Republik’ seit der Wiedergründung: Jiří Syllaba (1990 bis 92); Čestmír Barta (1992 bis 97); Robert J. Jeřábek (1997 bis 99; er starb 1999 als amtierender Großmeister); Vladimír Grégr (1999 interimistisch); Pavel Šebek (1999 bis 2004); Petr Jirounek (2004 bis 07); Hynek Beran (2007 bis 10); Jan Brousek (2010 bis 13); Jacques Huyghebaert (2013 bis ..).

Der ‚Tschechische Großorient’ (Veliký Orient český, VOČ, 1993) wurde 2010 aufgelöst, da sich seine Logen der VLČR angeschlossen hatten. Ob sein ‘Schottischer Ritus’ noch arbeitet, ist unklar.

Národní Veliká Lože Česká (NVLČ, gegründet 2010): etwa fünfzig Mitglieder. Logen: 1. Národ, Prag 2. Dílo, Prag 3. Most, Prag 4. Quatuor Coronati, Forschungsloge, Prag

Oberster Rat des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus für die Tschechische Republik (erste Gründung 1922, Wiedergründung 1991): Prag, ungefähr hundert Mitglieder

‚Velká Lože svobodných zednářů Humanitas Bohemia’ (gegründet 1993): Gemischte Freimaurerei: etwa 30 Mitglieder. Mitglied der CATENA. Logen: 1. (Lasenic, wechselte 2013 zur VLČR) 2. Dobrovsky, Prag 3. Jan Blahoslav, Brünn (eingeschlafen)

'Velká Lože Českých zemí' (VLČZ, gegründet 2001): Ungefähr 50 Mitglieder. Ein ‚Schottischer Ritus’ gehört auch dazu. Logen: 1. Tolerance, Prag 2. 7M (Sept Maître), Prag 3. (Templum Sapientae, Brünn, wechselte 2011 zur VLČR) 4. Nautilus, Prag

'Droit Humain International` (in Prag seit 1992): Gemischte Freimaurerei: etwa 30 Mitglieder in zwei Logen, die zum belgischen 'Droit Humain' gehören. Logen: 1. No 1569 Chaîne d'Union - Řetěz spojení, Prag 2. No 1918, Delta, Prag. (Die Frauengroßloge 'Grand Loge féminine de France` unterhielt vorübergehend in Prag die Loge 'Via Lucis'.)

B`nai B`rith (gegründet 1989): Der freimaurerähnliche jüdischer Orden betreibt in Prag die Loge Renaissance.

Unabhängiger Orden der Odd Fellows (IOOF, gegründet 1989): Logen: 1. Bohemia, Prag 2. Concordia, Prag 3. Karel IV, Dobřichovice (Dobrichowitz) 4. Martel, Karlsbad (Karlovy Vary)


Die berühmte Prager Moldaubrücke war die Namensgeberin der in den 1920iger Jahren gegründete Loge Nr. 3 'Most' (= Brücke)

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